Mütter- und Schwangerenforum

Gibt es die "perfekten" Eltern?

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29.01.2018 14:06
Ich habe ein sehr inniges Verhältnis zu meinen Eltern, obwohl ich vieles sehr viel anders mache als sie.

Ihre Generation und auch ihre eigenen Eltern hatten noch andere Ansichten als wir, weil von anderen Zeiten und Ängsten geprägt. Die schwarze Pädagogik war noch allgegenwärtig und es hat noch eine Generation gebraucht, die langsam aber sicher aus den Köpfen der Leute rauszukriegen. Meine Eltern wissen heute, dass viele ihrer Ansichten von damals falsch waren, und genauso wissen sie, dass sie uns damit teilweise geschadet haben. Allein diese Einsicht rechne ich ihnen hoch an und sehe nicht ein, warum ich ihnen das jetzt noch nachtragen soll.
Für ihren Stand der Erkenntnis damals haben sie so gut gehandelt, wie sie konnten, und waren auch bereit, Dinge zu ändern, wenn sie sich als falsch erwiesen haben - auch wenn man sie "schon immer" so gemacht hat.

Ein schlechtes Verhältnis zu meinen Eltern zu haben, wäre für mich der schlimmste Albtraum.
29.01.2018 14:06
Zitat von Alaska:

Für mich sind perfekte Eltern diejenigen, die nicht versuchen perfekt zu sein. Ganz ehrlich.
Sondern die, die Kinder zeigen, dass sie auch als Erwachsene Fehler machen, sich entschuldigen und somit vermitteln, dass es okay ist, etwas falsch zu machen, man aber dann nach einer guten Lösung suchen muss. Eltern, die auch mal (!) streiten und sich wieder vertragen und somit vermitteln, dass das zum Familienleben dazu gehört und nicht schlimm ist.
Eltern, die nach ihrem Bauchgefühl handeln und weniger nach Erziehungsrichtungen, Büchern und Methoden. Ich möchte nicht überlegen müssen, ob es richtig ist, mein Kind jetzt loben zu dürfen oder ob ich es schon bewerte. Ich mach es einfach. Ich freu mich aufrichtig über seine "Leistung"/gemaltes Bild/durchbeliebigesersetzbar und dann zeig ich ihm das auch. [Nur ein Beispiel, weil es die letzten Tage wieder Thema war]

Perfekte Eltern sind für mich aber auch diejenigen, die Kinder (vernünftige) Grenzen setzen und sie auf ihrem Weg sinnig begleiten. Deswegen würde ich z.B. meinen Jungen nie im rosa Glitzerkleid in den Kiga gehen lassen. Nicht, weil ich ihn einschränken möchte, oder mich das stören würde, sondern weil die Gesellschaft noch sehr fies sein kann. Gerade Kinder. Ich weiß also, dass mein Junge ggf. gehänselt werden könnte und keiner hat ihn davor geschützt. Auch das seh ich als Aufgabe als Mama. Mein Kind ist zwar gleich viel wert wie ich, aber ich hab den weitaus größeren Vorsprung was Wissen und Lebenserfahrung anbelangt.
Das bedeutet einfach, dass er nicht in allem die gleiche Entscheidung fällen darf, wie ich.

Ich persönlich kann wirklich sagen, dass ich eine überaus glückliche Kindheit hatte. Aber keine perfekte. Und das hat sie ausgemacht.
Ich glaub tatsächlich, die Eltern, die sich krampfhaft an Erziehungsmethoden halten, sich zu sehr verkopfen und zu sehr überlegen, was richtig und was falsch ist, letztendlich die größeren Fehler machen.


Hach, Alaska.....

29.01.2018 14:06
Zitat von Alaska:

Für mich sind perfekte Eltern diejenigen, die nicht versuchen perfekt zu sein. Ganz ehrlich.
Sondern die, die Kinder zeigen, dass sie auch als Erwachsene Fehler machen, sich entschuldigen und somit vermitteln, dass es okay ist, etwas falsch zu machen, man aber dann nach einer guten Lösung suchen muss. Eltern, die auch mal (!) streiten und sich wieder vertragen und somit vermitteln, dass das zum Familienleben dazu gehört und nicht schlimm ist.
Eltern, die nach ihrem Bauchgefühl handeln und weniger nach Erziehungsrichtungen, Büchern und Methoden. Ich möchte nicht überlegen müssen, ob es richtig ist, mein Kind jetzt loben zu dürfen oder ob ich es schon bewerte. Ich mach es einfach. Ich freu mich aufrichtig über seine "Leistung"/gemaltes Bild/durchbeliebigesersetzbar und dann zeig ich ihm das auch. [Nur ein Beispiel, weil es die letzten Tage wieder Thema war]

Perfekte Eltern sind für mich aber auch diejenigen, die Kinder (vernünftige) Grenzen setzen und sie auf ihrem Weg sinnig begleiten. Deswegen würde ich z.B. meinen Jungen nie im rosa Glitzerkleid in den Kiga gehen lassen. Nicht, weil ich ihn einschränken möchte, oder mich das stören würde, sondern weil die Gesellschaft noch sehr fies sein kann. Gerade Kinder. Ich weiß also, dass mein Junge ggf. gehänselt werden könnte und keiner hat ihn davor geschützt. Auch das seh ich als Aufgabe als Mama. Mein Kind ist zwar gleich viel wert wie ich, aber ich hab den weitaus größeren Vorsprung was Wissen und Lebenserfahrung anbelangt.
Das bedeutet einfach, dass er nicht in allem die gleiche Entscheidung fällen darf, wie ich.

Ich persönlich kann wirklich sagen, dass ich eine überaus glückliche Kindheit hatte. Aber keine perfekte. Und das hat sie ausgemacht.
Ich glaub tatsächlich, die Eltern, die sich krampfhaft an Erziehungsmethoden halten, sich zu sehr verkopfen und zu sehr überlegen, was richtig und was falsch ist, letztendlich die größeren Fehler machen.

Das ist furchtbar. Richtig furchtbar.
Und trotzdem bist du, ganz eigenständig und ohne die Unterstützung deiner Eltern, eine richtig klasse Frau geworden. Ich staune ganz oft, was du alles meisters und wie fleißig, hilfsbereit, aufopfernd und nett du einfach bist. Das ist schon etwas Besonderes.
Lana_Fey
6790 Beiträge
29.01.2018 14:06
Zitat von NiAn:

Ich habe kein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Als Kind war ich eigentlich immer nur alleine, musste selbstständig dein da beide arbeiten waren und dann noch Landwirtschaft hatten, Geschwister habe ich keine. So schmierte ich mir schon im Kindergarten meine Frühtsücksbrote alleine, war ab der ersten Klasse Schlüsselkind. Machte mich morgens alleine fertig, ging zu Schule dann zum hort, kam heim und war alleine machte meine Hausaufgaben und ging in mein Zimmer alleine spielen oder TV schauen (den ich schon sehr, sehr früh hatte). Einzig Abendbrot haben wir gemeinsam gegessen aber mal gefragt wie mein Tag war wurde nicht. Dann machte ich mich alleine fertig und ging alleine ins Bett und das eigentlich immer. Recht machen konnte man es (vor allem meiner Mutter) nie also machte ich auch nichts mehr, Ärger gab es ständig weil ich nicht so funktionierte wie ich sollte, war in der Schule laut, schlechte Noten und hatte eine große Klappe. Ständig würde geschrien weil ich Mist gebaut hatte, es gab Stubenarrest. Ständig musste ich mein Zimmer aufräumen obwohl nie was dreckig war (extreme Sauberkeitsmacke meiner Mutter). Wenn ich Sorgen oder Probleme hatte war ich selber daran schuld und musste diese also auch selber lösen, daher erzählte ich einfach nichts mehr, interessierte eh keinen. In den Arm genommen, ein „ich bin stolz auf dich“ oder „hast du toll gemacht“ gab es nie. Meine Interessen wurden nie gefördert, ich wollte immer Keyboard/Klavier lernen, durfte ich nicht, weil ich es eh nicht durchgezogen hätte. Alles in Allem war ich das Pflichtkind weil das eben so sein muss, Heirat, Haus und eben Kind.

Positiv war allerdings das es mir finanziell immer gut ging und wir auch jährlich in den Urlaub geflogen sind, die einzige wirkliche Familienzeit (wobei ich da auch eher meins alleine gemacht hatte als mit meinen Eltern zusammen)

Auch jetzt ist es nicht besser. Interesse an mir ist nicht vorhanden, wir pflegen Pflichtkontakt weil es eben die Eltern sind. Dennoch erzählt vor allem meine Mutter nur schlechte Dinge über mich und vor allem mein Kind. Denn das verziehe ich ja eh nur und in ein paar Jahren haut er uns eh die Hucke voll

Sie erzählt so Dinge wie.....
Ich bin ne Oberglucke
Ich wäre auch ihr Geld angewiesen und das ich ja nicht ankommen brauch wenn ich Sorgen habe
Wie dämlich ich bin noch ein Kind zu bekommen
Mein Kind fett wäre (er wiegt eher zu wenig)
Sie meinen Kind erstmal richtig den Arsch versohlt wenn sie Weihnachtsmann spielt (hatte sie vor Weihnachten gesagt, versohlt hat sie ihn nicht, sie wollte ihn nur im Wald aussetzen wenn er nicht spurt)
Ich ohne sie verloren wäre weil ich ja nichts auf die Reihe kriege

Solche Dinge erzählt sie fremden Menschen, Hauptsache sie stellt sich als „Ich bin’s“ ins Licht und alle anderen sind ja doof und dämlich und können nix.

Und je mehr ich darüber schreibe, je mehr merke ich wieder wie sehr mich das Thema triggert und belastet deswegen hör ich jetzt einfach auf...


Das klingt ja richtig mies.. das tut mir so leid
Wie schlimm sich das alles anhört.. man glaubt gar nicht, wie sehr so eine fehlende Beziehung zu den Eltern unter die Haut geht.
Ich denke da eben immer an diese magische Verbindung, dieses Band zwischen Kind und Elternteil.. allen voran natürlich zur Mutter. Man will ja, dass es existiert und hofft sein Leben lang, dass das alles nur ein schlechter Traum war Ich fühle wirklich sehr mit dir. Alleine schon deshalb, weil ich es zur Hälfte kenne. Mein Vater hat in mir einiges zerrissen. Und ich hoffe heute noch, dass er irgendwann merkt, was er an seiner Tochter hat..
YellowBird
3846 Beiträge
29.01.2018 14:09
Zitat von NiAn:

Ich habe kein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Als Kind war ich eigentlich immer nur alleine, musste selbstständig dein da beide arbeiten waren und dann noch Landwirtschaft hatten, Geschwister habe ich keine. So schmierte ich mir schon im Kindergarten meine Frühtsücksbrote alleine, war ab der ersten Klasse Schlüsselkind. Machte mich morgens alleine fertig, ging zu Schule dann zum hort, kam heim und war alleine machte meine Hausaufgaben und ging in mein Zimmer alleine spielen oder TV schauen (den ich schon sehr, sehr früh hatte). Einzig Abendbrot haben wir gemeinsam gegessen aber mal gefragt wie mein Tag war wurde nicht. Dann machte ich mich alleine fertig und ging alleine ins Bett und das eigentlich immer. Recht machen konnte man es (vor allem meiner Mutter) nie also machte ich auch nichts mehr, Ärger gab es ständig weil ich nicht so funktionierte wie ich sollte, war in der Schule laut, schlechte Noten und hatte eine große Klappe. Ständig würde geschrien weil ich Mist gebaut hatte, es gab Stubenarrest. Ständig musste ich mein Zimmer aufräumen obwohl nie was dreckig war (extreme Sauberkeitsmacke meiner Mutter). Wenn ich Sorgen oder Probleme hatte war ich selber daran schuld und musste diese also auch selber lösen, daher erzählte ich einfach nichts mehr, interessierte eh keinen. In den Arm genommen, ein „ich bin stolz auf dich“ oder „hast du toll gemacht“ gab es nie. Meine Interessen wurden nie gefördert, ich wollte immer Keyboard/Klavier lernen, durfte ich nicht, weil ich es eh nicht durchgezogen hätte. Alles in Allem war ich das Pflichtkind weil das eben so sein muss, Heirat, Haus und eben Kind.

Positiv war allerdings das es mir finanziell immer gut ging und wir auch jährlich in den Urlaub geflogen sind, die einzige wirkliche Familienzeit (wobei ich da auch eher meins alleine gemacht hatte als mit meinen Eltern zusammen)

Auch jetzt ist es nicht besser. Interesse an mir ist nicht vorhanden, wir pflegen Pflichtkontakt weil es eben die Eltern sind. Dennoch erzählt vor allem meine Mutter nur schlechte Dinge über mich und vor allem mein Kind. Denn das verziehe ich ja eh nur und in ein paar Jahren haut er uns eh die Hucke voll

Sie erzählt so Dinge wie.....
Ich bin ne Oberglucke
Ich wäre auch ihr Geld angewiesen und das ich ja nicht ankommen brauch wenn ich Sorgen habe
Wie dämlich ich bin noch ein Kind zu bekommen
Mein Kind fett wäre (er wiegt eher zu wenig)
Sie meinen Kind erstmal richtig den Arsch versohlt wenn sie Weihnachtsmann spielt (hatte sie vor Weihnachten gesagt, versohlt hat sie ihn nicht, sie wollte ihn nur im Wald aussetzen wenn er nicht spurt)
Ich ohne sie verloren wäre weil ich ja nichts auf die Reihe kriege

Solche Dinge erzählt sie fremden Menschen, Hauptsache sie stellt sich als „Ich bin’s“ ins Licht und alle anderen sind ja doof und dämlich und können nix.

Und je mehr ich darüber schreibe, je mehr merke ich wieder wie sehr mich das Thema triggert und belastet deswegen hör ich jetzt einfach auf...


Das bewegt mich gerade total Ich bin ja Lehrerin und alsdu even schriebst, dass du in der Schule laut und "schlecht" warst, wurde mir wieder bewusst, wie wenig man doch über seine Schützlinge weiß. Mir wird ganz anders, wenn ich darüber nachdenke, dass es einem meiner Schüler vielleicht so gegen könnte... Und es einfach nicht an die Oberfläche dringt.

Fühl dich mal umarmt.
Alaska
18847 Beiträge
29.01.2018 14:12
Zitat von Iljuschka:

Zitat von Alaska:

Für mich sind perfekte Eltern diejenigen, die nicht versuchen perfekt zu sein. Ganz ehrlich.
Sondern die, die Kinder zeigen, dass sie auch als Erwachsene Fehler machen, sich entschuldigen und somit vermitteln, dass es okay ist, etwas falsch zu machen, man aber dann nach einer guten Lösung suchen muss. Eltern, die auch mal (!) streiten und sich wieder vertragen und somit vermitteln, dass das zum Familienleben dazu gehört und nicht schlimm ist.
Eltern, die nach ihrem Bauchgefühl handeln und weniger nach Erziehungsrichtungen, Büchern und Methoden. Ich möchte nicht überlegen müssen, ob es richtig ist, mein Kind jetzt loben zu dürfen oder ob ich es schon bewerte. Ich mach es einfach. Ich freu mich aufrichtig über seine "Leistung"/gemaltes Bild/durchbeliebigesersetzbar und dann zeig ich ihm das auch. [Nur ein Beispiel, weil es die letzten Tage wieder Thema war]

Perfekte Eltern sind für mich aber auch diejenigen, die Kinder (vernünftige) Grenzen setzen und sie auf ihrem Weg sinnig begleiten. Deswegen würde ich z.B. meinen Jungen nie im rosa Glitzerkleid in den Kiga gehen lassen. Nicht, weil ich ihn einschränken möchte, oder mich das stören würde, sondern weil die Gesellschaft noch sehr fies sein kann. Gerade Kinder. Ich weiß also, dass mein Junge ggf. gehänselt werden könnte und keiner hat ihn davor geschützt. Auch das seh ich als Aufgabe als Mama. Mein Kind ist zwar gleich viel wert wie ich, aber ich hab den weitaus größeren Vorsprung was Wissen und Lebenserfahrung anbelangt.
Das bedeutet einfach, dass er nicht in allem die gleiche Entscheidung fällen darf, wie ich.

Ich persönlich kann wirklich sagen, dass ich eine überaus glückliche Kindheit hatte. Aber keine perfekte. Und das hat sie ausgemacht.
Ich glaub tatsächlich, die Eltern, die sich krampfhaft an Erziehungsmethoden halten, sich zu sehr verkopfen und zu sehr überlegen, was richtig und was falsch ist, letztendlich die größeren Fehler machen.

Das ist furchtbar. Richtig furchtbar.
Und trotzdem bist du, ganz eigenständig und ohne die Unterstützung deiner Eltern, eine richtig klasse Frau geworden. Ich staune ganz oft, was du alles meisters und wie fleißig, hilfsbereit, aufopfernd und nett du einfach bist. Das ist schon etwas Besonderes.


Ich glaub, du wolltest Nian zitieren, oder? Bei mir war in der Kindheit wirklich nichts furchtbar.
Alaska
18847 Beiträge
29.01.2018 14:14
Zitat von myschka91:

@Alaska: Ich denke auch das emotionale Verhältnis muss einfach passen und gar nicht so sehr wieviele Gedanken man sich macht "perfekt" zu sein und möglichst keinen Fehler zu machen. Das Vertrauen muss da sein, auch wenn man mal Fehler macht, keiner ist perfekt.
Und wie kommst du auf Jungs in rosa Glitzerkleidern?!


Das war nur ein Beispiel. Völlig aus der Luft gegriffen. Ich hab hier schon öfters von Situationen gelesen, da hab ich mich ernsthaft gefragt, warum die Mutter auf "alle Kinder haben geschlechtsneutral das gleiche Recht" gepocht haben, ungeachtet dessen, dass die Gesellschaft aber noch nicht soweit ist und das Kind dann verletzt wurde. Da hätte ich als Mutter vorher schon eingegriffen.
Aber da keine Mutter sowas mit Absicht macht und ich gar niemand verletzen will, wurde aus den vielen Beispielen, die ich vor Augen hatte einfach ein Rosaglitzerkleid. Ich glaub, das gabs hier noch nicht.
YellowBird
3846 Beiträge
29.01.2018 14:15
Zitat von Alaska:

Zitat von Iljuschka:

Zitat von Alaska:

Für mich sind perfekte Eltern diejenigen, die nicht versuchen perfekt zu sein. Ganz ehrlich.
Sondern die, die Kinder zeigen, dass sie auch als Erwachsene Fehler machen, sich entschuldigen und somit vermitteln, dass es okay ist, etwas falsch zu machen, man aber dann nach einer guten Lösung suchen muss. Eltern, die auch mal (!) streiten und sich wieder vertragen und somit vermitteln, dass das zum Familienleben dazu gehört und nicht schlimm ist.
Eltern, die nach ihrem Bauchgefühl handeln und weniger nach Erziehungsrichtungen, Büchern und Methoden. Ich möchte nicht überlegen müssen, ob es richtig ist, mein Kind jetzt loben zu dürfen oder ob ich es schon bewerte. Ich mach es einfach. Ich freu mich aufrichtig über seine "Leistung"/gemaltes Bild/durchbeliebigesersetzbar und dann zeig ich ihm das auch. [Nur ein Beispiel, weil es die letzten Tage wieder Thema war]

Perfekte Eltern sind für mich aber auch diejenigen, die Kinder (vernünftige) Grenzen setzen und sie auf ihrem Weg sinnig begleiten. Deswegen würde ich z.B. meinen Jungen nie im rosa Glitzerkleid in den Kiga gehen lassen. Nicht, weil ich ihn einschränken möchte, oder mich das stören würde, sondern weil die Gesellschaft noch sehr fies sein kann. Gerade Kinder. Ich weiß also, dass mein Junge ggf. gehänselt werden könnte und keiner hat ihn davor geschützt. Auch das seh ich als Aufgabe als Mama. Mein Kind ist zwar gleich viel wert wie ich, aber ich hab den weitaus größeren Vorsprung was Wissen und Lebenserfahrung anbelangt.
Das bedeutet einfach, dass er nicht in allem die gleiche Entscheidung fällen darf, wie ich.

Ich persönlich kann wirklich sagen, dass ich eine überaus glückliche Kindheit hatte. Aber keine perfekte. Und das hat sie ausgemacht.
Ich glaub tatsächlich, die Eltern, die sich krampfhaft an Erziehungsmethoden halten, sich zu sehr verkopfen und zu sehr überlegen, was richtig und was falsch ist, letztendlich die größeren Fehler machen.

Das ist furchtbar. Richtig furchtbar.
Und trotzdem bist du, ganz eigenständig und ohne die Unterstützung deiner Eltern, eine richtig klasse Frau geworden. Ich staune ganz oft, was du alles meisters und wie fleißig, hilfsbereit, aufopfernd und nett du einfach bist. Das ist schon etwas Besonderes.


Ich glaub, du wolltest Nian zitieren, oder? Bei mir war in der Kindheit wirklich nichts furchtbar.


Die Komplimente passen aber auch zu dir
Alaska
18847 Beiträge
29.01.2018 14:16
Zitat von YellowBird:

Zitat von NiAn:

Ich habe kein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Als Kind war ich eigentlich immer nur alleine, musste selbstständig dein da beide arbeiten waren und dann noch Landwirtschaft hatten, Geschwister habe ich keine. So schmierte ich mir schon im Kindergarten meine Frühtsücksbrote alleine, war ab der ersten Klasse Schlüsselkind. Machte mich morgens alleine fertig, ging zu Schule dann zum hort, kam heim und war alleine machte meine Hausaufgaben und ging in mein Zimmer alleine spielen oder TV schauen (den ich schon sehr, sehr früh hatte). Einzig Abendbrot haben wir gemeinsam gegessen aber mal gefragt wie mein Tag war wurde nicht. Dann machte ich mich alleine fertig und ging alleine ins Bett und das eigentlich immer. Recht machen konnte man es (vor allem meiner Mutter) nie also machte ich auch nichts mehr, Ärger gab es ständig weil ich nicht so funktionierte wie ich sollte, war in der Schule laut, schlechte Noten und hatte eine große Klappe. Ständig würde geschrien weil ich Mist gebaut hatte, es gab Stubenarrest. Ständig musste ich mein Zimmer aufräumen obwohl nie was dreckig war (extreme Sauberkeitsmacke meiner Mutter). Wenn ich Sorgen oder Probleme hatte war ich selber daran schuld und musste diese also auch selber lösen, daher erzählte ich einfach nichts mehr, interessierte eh keinen. In den Arm genommen, ein „ich bin stolz auf dich“ oder „hast du toll gemacht“ gab es nie. Meine Interessen wurden nie gefördert, ich wollte immer Keyboard/Klavier lernen, durfte ich nicht, weil ich es eh nicht durchgezogen hätte. Alles in Allem war ich das Pflichtkind weil das eben so sein muss, Heirat, Haus und eben Kind.

Positiv war allerdings das es mir finanziell immer gut ging und wir auch jährlich in den Urlaub geflogen sind, die einzige wirkliche Familienzeit (wobei ich da auch eher meins alleine gemacht hatte als mit meinen Eltern zusammen)

Auch jetzt ist es nicht besser. Interesse an mir ist nicht vorhanden, wir pflegen Pflichtkontakt weil es eben die Eltern sind. Dennoch erzählt vor allem meine Mutter nur schlechte Dinge über mich und vor allem mein Kind. Denn das verziehe ich ja eh nur und in ein paar Jahren haut er uns eh die Hucke voll

Sie erzählt so Dinge wie.....
Ich bin ne Oberglucke
Ich wäre auch ihr Geld angewiesen und das ich ja nicht ankommen brauch wenn ich Sorgen habe
Wie dämlich ich bin noch ein Kind zu bekommen
Mein Kind fett wäre (er wiegt eher zu wenig)
Sie meinen Kind erstmal richtig den Arsch versohlt wenn sie Weihnachtsmann spielt (hatte sie vor Weihnachten gesagt, versohlt hat sie ihn nicht, sie wollte ihn nur im Wald aussetzen wenn er nicht spurt)
Ich ohne sie verloren wäre weil ich ja nichts auf die Reihe kriege

Solche Dinge erzählt sie fremden Menschen, Hauptsache sie stellt sich als „Ich bin’s“ ins Licht und alle anderen sind ja doof und dämlich und können nix.

Und je mehr ich darüber schreibe, je mehr merke ich wieder wie sehr mich das Thema triggert und belastet deswegen hör ich jetzt einfach auf...


Das bewegt mich gerade total Ich bin ja Lehrerin und alsdu even schriebst, dass du in der Schule laut und "schlecht" warst, wurde mir wieder bewusst, wie wenig man doch über seine Schützlinge weiß. Mir wird ganz anders, wenn ich darüber nachdenke, dass es einem meiner Schüler vielleicht so gegen könnte... Und es einfach nicht an die Oberfläche dringt.

Fühl dich mal umarmt.


Da begleitet ich ein Satz von meinem ehemaligen Prof in Erziehungswissenschaften: die lautesten und ungehobelsten Kinder sind meist die, die es am nötigsten hätten, in den Arm genommen zu werden.

Aber zugegeben, innerlich gelang und gelingt mir das heute noch kaum (außerhalb vom Lehrerberuf, den üb ich ja nicht aus), weil es einfach so schwierig ist.
Nickitierchen
26421 Beiträge
29.01.2018 14:16
Ich hatte eine wundervolle kindheit und Jugend und habe das beste Verhältnis zu meinen eltern. Mein mann ebenso. Alles sehr behütet und rosarot.

Das schlimmste, was ich meinen eltern vorwerfe ist, dass ich als kind kein Wasser sondern saft und limo bekam und deswegen null wasser trinke, sondern zuckerfreie softdrinks.
Deswegen bekommen meine Kinder vor allem wasser und selter.

Als kleinkind soll ich wohl klappse bekommen haben. Ich kanm mich an keinen einzigen erinnern. Später gabs dann keine mehr
Alaska
18847 Beiträge
29.01.2018 14:18
Zitat von YellowBird:

Zitat von Alaska:

Zitat von Iljuschka:

Zitat von Alaska:

Für mich sind perfekte Eltern diejenigen, die nicht versuchen perfekt zu sein. Ganz ehrlich.
Sondern die, die Kinder zeigen, dass sie auch als Erwachsene Fehler machen, sich entschuldigen und somit vermitteln, dass es okay ist, etwas falsch zu machen, man aber dann nach einer guten Lösung suchen muss. Eltern, die auch mal (!) streiten und sich wieder vertragen und somit vermitteln, dass das zum Familienleben dazu gehört und nicht schlimm ist.
Eltern, die nach ihrem Bauchgefühl handeln und weniger nach Erziehungsrichtungen, Büchern und Methoden. Ich möchte nicht überlegen müssen, ob es richtig ist, mein Kind jetzt loben zu dürfen oder ob ich es schon bewerte. Ich mach es einfach. Ich freu mich aufrichtig über seine "Leistung"/gemaltes Bild/durchbeliebigesersetzbar und dann zeig ich ihm das auch. [Nur ein Beispiel, weil es die letzten Tage wieder Thema war]

Perfekte Eltern sind für mich aber auch diejenigen, die Kinder (vernünftige) Grenzen setzen und sie auf ihrem Weg sinnig begleiten. Deswegen würde ich z.B. meinen Jungen nie im rosa Glitzerkleid in den Kiga gehen lassen. Nicht, weil ich ihn einschränken möchte, oder mich das stören würde, sondern weil die Gesellschaft noch sehr fies sein kann. Gerade Kinder. Ich weiß also, dass mein Junge ggf. gehänselt werden könnte und keiner hat ihn davor geschützt. Auch das seh ich als Aufgabe als Mama. Mein Kind ist zwar gleich viel wert wie ich, aber ich hab den weitaus größeren Vorsprung was Wissen und Lebenserfahrung anbelangt.
Das bedeutet einfach, dass er nicht in allem die gleiche Entscheidung fällen darf, wie ich.

Ich persönlich kann wirklich sagen, dass ich eine überaus glückliche Kindheit hatte. Aber keine perfekte. Und das hat sie ausgemacht.
Ich glaub tatsächlich, die Eltern, die sich krampfhaft an Erziehungsmethoden halten, sich zu sehr verkopfen und zu sehr überlegen, was richtig und was falsch ist, letztendlich die größeren Fehler machen.

Das ist furchtbar. Richtig furchtbar.
Und trotzdem bist du, ganz eigenständig und ohne die Unterstützung deiner Eltern, eine richtig klasse Frau geworden. Ich staune ganz oft, was du alles meisters und wie fleißig, hilfsbereit, aufopfernd und nett du einfach bist. Das ist schon etwas Besonderes.


Ich glaub, du wolltest Nian zitieren, oder? Bei mir war in der Kindheit wirklich nichts furchtbar.


Die Komplimente passen aber auch zu dir


Na, jetzt aber.

Dann lass ich dir und Skorpi jetzt einfach mal ein da.
29.01.2018 14:19
Oh Alaska, sorry!

Ja, ich meinte natürlich NiAn.
myschka91
220 Beiträge
29.01.2018 14:20
Zitat von Alaska:

Zitat von myschka91:

@Alaska: Ich denke auch das emotionale Verhältnis muss einfach passen und gar nicht so sehr wieviele Gedanken man sich macht "perfekt" zu sein und möglichst keinen Fehler zu machen. Das Vertrauen muss da sein, auch wenn man mal Fehler macht, keiner ist perfekt.
Und wie kommst du auf Jungs in rosa Glitzerkleidern?!


Das war nur ein Beispiel. Völlig aus der Luft gegriffen. Ich hab hier schon öfters von Situationen gelesen, da hab ich mich ernsthaft gefragt, warum die Mutter auf "alle Kinder haben geschlechtsneutral das gleiche Recht" gepocht haben, ungeachtet dessen, dass die Gesellschaft aber noch nicht soweit ist und das Kind dann verletzt wurde. Da hätte ich als Mutter vorher schon eingegriffen.
Aber da keine Mutter sowas mit Absicht macht und ich gar niemand verletzen will, wurde aus den vielen Beispielen, die ich vor Augen hatte einfach ein Rosaglitzerkleid. Ich glaub, das gabs hier noch nicht.


Ach so, verstehe.
Seramonchen
37744 Beiträge
29.01.2018 14:25
Ich habe ein sehr gutes und inniges Verhältnis zu meiner Mama, zu meinem Papa eher weniger. Mein Papa hat sehr viel gearbeitet und das auch noch in Schichten. Greifbar war er eigentlich nur, wenn er Frühdienst hatte, da hat er dann immer unsere Schulsachen kontrolliert und mit uns gelernt, was wirklich schrecklich war. Sonst hatte er Spätdienst und Nachtschicht. Bei Nachtschicht mussten wir leise sein, bei Spätdienst ist er aufgestanden, wenn wir schon weg waren und gekommen, wenn wir im Bett waren. Mein Vater ist stark materiell und leistungsorientiert eingestellt. Wer das nicht anerkennt, der hat schlechte Karten. Es hat ihn gefrustet, dass bei vier Kindern nur eines Abitur gemacht hat und das war auch noch ich, obwohl ich mir ja "mein Leben versaut habe durch die frühe Schwangerschaft". Ich weiß noch genau, als ich meinem Vater gesagt habe, dass ich ein Kind bekomme, wie seine Antwort war: "Du bekommst kein Kind, du bist schwanger und das können wir noch ändern". Bis heute hat er es übrigens nicht geschafft, sich mal zu entschuldigen und mal anzuerkennen, dass ich mein Leben auch mit Kind gut auf die Reihe bekommen habe. Immer zu Silvester hat unser Vater übrigens eine Liste herausgeholt, auf der unsere Verfehlungen des Jahres standen. Sehr nett.

Meine Mama war ganz anders. Sie ist Erzieherin und war immer so gegen vier zu Hause und hatte dann Zeit für uns und hat viel für uns getan. Sie war auch sehr nachgiebig und immer darauf bedacht, dass es uns gut geht. Natürlich ist sie auch unheimlich kreativ und heute mit den Enkelkindern sehr lieb. Perfekt war sie sicher nicht und ist sie auch bis heute nicht, aber herzensgut und immer für uns da.
29.01.2018 14:25
Zitat von Alaska:

Zitat von myschka91:

@Alaska: Ich denke auch das emotionale Verhältnis muss einfach passen und gar nicht so sehr wieviele Gedanken man sich macht "perfekt" zu sein und möglichst keinen Fehler zu machen. Das Vertrauen muss da sein, auch wenn man mal Fehler macht, keiner ist perfekt.
Und wie kommst du auf Jungs in rosa Glitzerkleidern?!


Das war nur ein Beispiel. Völlig aus der Luft gegriffen. Ich hab hier schon öfters von Situationen gelesen, da hab ich mich ernsthaft gefragt, warum die Mutter auf "alle Kinder haben geschlechtsneutral das gleiche Recht" gepocht haben, ungeachtet dessen, dass die Gesellschaft aber noch nicht soweit ist und das Kind dann verletzt wurde. Da hätte ich als Mutter vorher schon eingegriffen.
Aber da keine Mutter sowas mit Absicht macht und ich gar niemand verletzen will, wurde aus den vielen Beispielen, die ich vor Augen hatte einfach ein Rosaglitzerkleid. Ich glaub, das gabs hier noch nicht.


Wobei ich tatsächlich glaube, dass es immer auf den Charakter des Kindes ankommt. Einmal eine Situation im Kindergarten, als ich meine Kinder gebracht habe. Hüpfte ein Junge fröhlich mit Kleid rum, aus der Verkleidungskiste. Meine Tochter zu ihm: "Hast du dich als Mädchen verkleidet, heute?" und er ganz stolz: "Ja, ich hab sogar Nagellack drauf, guck". Und meine Tochter ganz neugierig am schauen und fand es toll, weil sie Nagellack ebenfalls mag.

Dieser Junge hatte ein solches Selbstbewusstsein, es hat einfach keinen negativen Gedanken an sich ran gelassen.

Aber ich versteh auch was du meinst, ich denke auch, dass man da eben schauen muss, inwieweit es dem Kind eben auch gut tut.

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