Mütter- und Schwangerenforum

Wahrnehmungsstörung - Autismus? Frühförderung für's Kleinkind

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07.05.2018 07:34
Hallo zusammen,

gibt es hier Eltern, die den Weg der Diagnostik schon hinter sich haben/noch gehen müssen. Oder deren Kinder bereits Hilfe bekommen?
Mein Sohn ist jetzt 22 Monate alt und nicht normal entwickelt. Frühförderung wurde bewilligt, hat aber noch nicht begonnen. Die Ärztin vom Gesundheitsamt diagnostizierte eine Wahrnehmungsstörung mit verdacht auf Frühkindlichen Autismus. Einen Termin in der Neuro- und Sozialpädiatrie haben wir Mitte August.
Mein Mann und ich hängen gerade irgendwie ziemlich in der Luft, ich kenne niemanden, dem es auch so geht und ich fühle mich oft unverstanden mit meinem “komischen“ Kind...
Vielleicht hat hier ja jemand Erfahrung mit dem Thema und will sich darüber austauschen oder hat das alles auch noch vor sich und will da nicht alleine durch?
Teechen
2681 Beiträge
07.05.2018 07:45
Darf ich fragen wie sich das zeigt? Ich habe schon mit Kindern mit Autismus verschiedener Arten zusammen gearbeitet. Vll kann ich dich gut verstehen. Ich Merk mir das Thema mal.
07.05.2018 08:03
Hier! Zumindest teilweise.. Aber dazu muss ich leider etwas ausführlicher werden.
Unsere Kleine kam bereits mit 14 Monaten in die Krippe, da ich wieder arbeiten durfte. Nach einem Monat kam die Chef-Erzieherin auf mich zu und faselte etwas von "Verdacht auf ADHS".. ihr Sohn hätte das ja auch und Viola zeigte die gleichen Symptome.
Als Erstlings-Mama natürlich panisch ihre Ratschläge befolgt und Termin beim Gesundheitsamt gemacht (da Vio in die Integrationsgruppe sollte). Mit 15 Monaten!! (Darf man sich mal auf der Zunge zergehen lassen) Ergebnis der Ärztin damals: ganz normales Kind. Vielleicht etwas "wirbelwindig" (mir fällt tatsächlich gerade das Wort nicht mehr ein, was sie benutzt hat), und für ihr Alter schon sehr weit (damals 1-1,5 Jahre weiter), aber sonst ganz normal entwickelt.
Mit knapp 2 kam das Thema wieder auf den Tisch (gleiche Erzieherin): sie würde ja immernoch so viel auf Zehenspitzen laufen, könnte ihre Emotionen absolut nicht kontrollieren und piesackt andere, meist kleinere Kinder ohne ersichtlichen Grund. Wir wurden zu FITplus geschickt.. dem "Früh-Interventions-Team", um dem ganzen auf den Grund zu gehen.
Ergebnis der Untersuchung: Viola hat eine Entwicklungsschere. Da sie körperlich sehr schnell gewachsen ist (trägt jetzt 98/104 und hat Schuhgröße 27/28 ), das Krabbeln übersprungen hat, direkt losgelaufen ist UND geistig 1-2 Jahre weiter ist, hat die körperliche Wahrnehmungsentwicklung darunter gelitten. Bei einer Osteopathin waren wir auch ("schwache Hüfte" durch das fehlende Krabbeln - daher der Gang auf Zehenspitzen). Sie kann ihre Kraft, die mit ihrer Größe nunmal daherkommt, absolut nicht dosieren und da sie sehr wild ist, passieren auch öfter mal kleinere Unfälle. Leider nicht nur ihr selbst, sondern auch anderen Kids (werden umgerannt, weil nicht gesehen, etc). Sie selbst leidet da auch sehr drunter, sie entschuldigt sich dann immer ganz süß 100mal. Aber es passiert halt immer wieder.

Wir haben auch Frühförderung beantragt, und haben übermorgen erneut einen Termin diesbezüglich beim Gesundheitsamt. Ich stehe ähnlich auf dem Schlauch wie du. ABER! Auf jeden Fall kann den Kleinen da geholfen werden. Dort werden (in unserem Fall) Wahrnehmungsübungen gemacht (Balancieren, in einem Raum mit unterschiedlichen Böden laufen, Gymnastik, etc.. halt alles, wo sie sich "besser erspüren" kann) und - bei Bedarf - auch externe Therapien angeboten (bei uns z.B. eine Reittherapie). Das alles kostenlos. Zu verlieren hat man nichts.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir helfen konnte, aber vergiss eins nicht: Du bist nicht allein
Teechen
2681 Beiträge
07.05.2018 08:32
Zitat von Roxytwo:

Hier! Zumindest teilweise.. Aber dazu muss ich leider etwas ausführlicher werden.
Unsere Kleine kam bereits mit 14 Monaten in die Krippe, da ich wieder arbeiten durfte. Nach einem Monat kam die Chef-Erzieherin auf mich zu und faselte etwas von "Verdacht auf ADHS".. ihr Sohn hätte das ja auch und Viola zeigte die gleichen Symptome.
Als Erstlings-Mama natürlich panisch ihre Ratschläge befolgt und Termin beim Gesundheitsamt gemacht (da Vio in die Integrationsgruppe sollte). Mit 15 Monaten!! (Darf man sich mal auf der Zunge zergehen lassen) Ergebnis der Ärztin damals: ganz normales Kind. Vielleicht etwas "wirbelwindig" (mir fällt tatsächlich gerade das Wort nicht mehr ein, was sie benutzt hat), und für ihr Alter schon sehr weit (damals 1-1,5 Jahre weiter), aber sonst ganz normal entwickelt.
Mit knapp 2 kam das Thema wieder auf den Tisch (gleiche Erzieherin): sie würde ja immernoch so viel auf Zehenspitzen laufen, könnte ihre Emotionen absolut nicht kontrollieren und piesackt andere, meist kleinere Kinder ohne ersichtlichen Grund. Wir wurden zu FITplus geschickt.. dem "Früh-Interventions-Team", um dem ganzen auf den Grund zu gehen.
Ergebnis der Untersuchung: Viola hat eine Entwicklungsschere. Da sie körperlich sehr schnell gewachsen ist (trägt jetzt 98/104 und hat Schuhgröße 27/28 ), das Krabbeln übersprungen hat, direkt losgelaufen ist UND geistig 1-2 Jahre weiter ist, hat die körperliche Wahrnehmungsentwicklung darunter gelitten. Bei einer Osteopathin waren wir auch ("schwache Hüfte" durch das fehlende Krabbeln - daher der Gang auf Zehenspitzen). Sie kann ihre Kraft, die mit ihrer Größe nunmal daherkommt, absolut nicht dosieren und da sie sehr wild ist, passieren auch öfter mal kleinere Unfälle. Leider nicht nur ihr selbst, sondern auch anderen Kids (werden umgerannt, weil nicht gesehen, etc). Sie selbst leidet da auch sehr drunter, sie entschuldigt sich dann immer ganz süß 100mal. Aber es passiert halt immer wieder.

Wir haben auch Frühförderung beantragt, und haben übermorgen erneut einen Termin diesbezüglich beim Gesundheitsamt. Ich stehe ähnlich auf dem Schlauch wie du. ABER! Auf jeden Fall kann den Kleinen da geholfen werden. Dort werden (in unserem Fall) Wahrnehmungsübungen gemacht (Balancieren, in einem Raum mit unterschiedlichen Böden laufen, Gymnastik, etc.. halt alles, wo sie sich "besser erspüren" kann) und - bei Bedarf - auch externe Therapien angeboten (bei uns z.B. eine Reittherapie). Das alles kostenlos. Zu verlieren hat man nichts.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir helfen konnte, aber vergiss eins nicht: Du bist nicht allein

Man muss dazu sagen es ist nicht kostenlos. Die Therapien müssen auch bezahlt werden. Meist übernimmt es das Sozialamt oder evtl Krankenkasse. Ich hoffe du verstehst mich nicht falsch. Frühförderung ist sehr wichtig. Hatte mein Sohn auch weil er kein räumliches sehen hat. Man sollte es nutzen weil man da eigentlich nichts falsch machen kann.
07.05.2018 08:37
Zitat von Teechen:

Darf ich fragen wie sich das zeigt? Ich habe schon mit Kindern mit Autismus verschiedener Arten zusammen gearbeitet. Vll kann ich dich gut verstehen. Ich Merk mir das Thema mal.


Ja, darfst du

Mein Kleiner brabbelt bisher nur und spricht kein Wort. Er kann nicht winken (also kann er schon, nur völlig zusammenhangslos) oder mit dem Finger auf etwas zeigen um uns darauf aufmerksam zu machen.
Er versteht uns nicht, reagiert kaum auf seinen Namen und gar nicht auf Fragen oder Aufforderungen (test beim pädaudiologen war relativ unauffällig)
Häufiger macht er Dinge scheinbar zwanghaft (zum x-ten mal an einer Reihe geparkter Autos hin und her fahren und dabei immer an der selben Stelle eine bestimmte kopfbewegung machen)
Überall wo er sich häufiger aufhält (zb Tagesmutter) hat er eine spezielle Stelle, wo er Dinge hinsortiert. Er ist währenddessen überhaupt nicht ansprechbar. Dabei kann man ihn auch nicht unterbrechen. Wenn ich zum abholen komme guckt er, sortiert zuende und kommt dann erst zu mir.
Er läuft häufiger auf den Zehenspitzen oder wedelt mit den armen.
Er guckt uns fast nie direkt in die Augen.
Die anderen Kinder bei der tamu ignoriert er komplett, er spiegelt nicht und macht auch keinerlei Rollenspiele.

Das ist das, was mir so auf anhieb einfällt. Die Ärztin vom Gesundheitsamt sagte, es spräche vieles für Autismus aber auch einiges dagegen. Deswegen befürwortet sie den Termin im August sehr.
07.05.2018 08:39
Bei uns wird die FF von der Caritas übernommen.

Wir haben eine ähnliche Sitation.
In Kognitiven Tests schneidet sie von durchschnittwerten von 85% mit 102% ab (zuletzt jetzt vor knapp 4 Wochen).
Dafür hat sie im soziel-emotionalen Bereich extreme Probleme.
Im Köpfchen ein Jahr weiter, in den emotionen fast 2 Jahre zurück.

Aktuell ist es wieder sehr sehr schlimm und habe fast den ganzen Tag ein schreiendes & weinendes Kind daheim, unverstanden..weis eigentlich garnicht warum. Es reichen die banalsten Dinge.
Wenn sie sagt das ist die Barke (Baum Birke) und ich nur sage, Ja Sophia, stimmt, das ist die Birke (verbessern ohne aufzufallen ) dann rastet sie sofort wieder aus weils ja nicht Birke sondern Barke heisst.

Es stresst sehr. Es ist anstrengend, es war schon so viel besser. Aber wir wissen auch das die Umstände grade mit dem KiGa zusammenhängen.
07.05.2018 08:45
Zitat von Roxytwo:

Hier! Zumindest teilweise.. Aber dazu muss ich leider etwas ausführlicher werden.
Unsere Kleine kam bereits mit 14 Monaten in die Krippe, da ich wieder arbeiten durfte. Nach einem Monat kam die Chef-Erzieherin auf mich zu und faselte etwas von "Verdacht auf ADHS".. ihr Sohn hätte das ja auch und Viola zeigte die gleichen Symptome.
Als Erstlings-Mama natürlich panisch ihre Ratschläge befolgt und Termin beim Gesundheitsamt gemacht (da Vio in die Integrationsgruppe sollte). Mit 15 Monaten!! (Darf man sich mal auf der Zunge zergehen lassen) Ergebnis der Ärztin damals: ganz normales Kind. Vielleicht etwas "wirbelwindig" (mir fällt tatsächlich gerade das Wort nicht mehr ein, was sie benutzt hat), und für ihr Alter schon sehr weit (damals 1-1,5 Jahre weiter), aber sonst ganz normal entwickelt.
Mit knapp 2 kam das Thema wieder auf den Tisch (gleiche Erzieherin): sie würde ja immernoch so viel auf Zehenspitzen laufen, könnte ihre Emotionen absolut nicht kontrollieren und piesackt andere, meist kleinere Kinder ohne ersichtlichen Grund. Wir wurden zu FITplus geschickt.. dem "Früh-Interventions-Team", um dem ganzen auf den Grund zu gehen.
Ergebnis der Untersuchung: Viola hat eine Entwicklungsschere. Da sie körperlich sehr schnell gewachsen ist (trägt jetzt 98/104 und hat Schuhgröße 27/28 ), das Krabbeln übersprungen hat, direkt losgelaufen ist UND geistig 1-2 Jahre weiter ist, hat die körperliche Wahrnehmungsentwicklung darunter gelitten. Bei einer Osteopathin waren wir auch ("schwache Hüfte" durch das fehlende Krabbeln - daher der Gang auf Zehenspitzen). Sie kann ihre Kraft, die mit ihrer Größe nunmal daherkommt, absolut nicht dosieren und da sie sehr wild ist, passieren auch öfter mal kleinere Unfälle. Leider nicht nur ihr selbst, sondern auch anderen Kids (werden umgerannt, weil nicht gesehen, etc). Sie selbst leidet da auch sehr drunter, sie entschuldigt sich dann immer ganz süß 100mal. Aber es passiert halt immer wieder.

Wir haben auch Frühförderung beantragt, und haben übermorgen erneut einen Termin diesbezüglich beim Gesundheitsamt. Ich stehe ähnlich auf dem Schlauch wie du. ABER! Auf jeden Fall kann den Kleinen da geholfen werden. Dort werden (in unserem Fall) Wahrnehmungsübungen gemacht (Balancieren, in einem Raum mit unterschiedlichen Böden laufen, Gymnastik, etc.. halt alles, wo sie sich "besser erspüren" kann) und - bei Bedarf - auch externe Therapien angeboten (bei uns z.B. eine Reittherapie). Das alles kostenlos. Zu verlieren hat man nichts.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir helfen konnte, aber vergiss eins nicht: Du bist nicht allein


Hier ging der Kleine ab 1 Jahr zur Tagesmutter. Aufgefallen, dass er etwas anders ist als die anderen Kinder ist es uns allen auch schon recht früh.
Auch wenn 15 Monate echt jung sind - bei uns war der Unterschied da schon offensichtlich und wird es mit fortschreitendem Alter immer mehr.

Ich denke auch, wir haben nichts zu verlieren durch die Frühförderung. Im besten Fall hilft es, im schlimmsten Fall hat es dem kleinen einfach nur Spaß gemacht.

Danke, auch wenn ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin, fühlt es sich oft so an.
Ich merke immer öfter, wie andere Leute gucken weil mein Kind komisch ist und sich nicht wie andere Kinder benimmt. Das ist schon doof.
Teechen
2681 Beiträge
07.05.2018 09:27
Also klingt wirklich auffällig. Aber ich denke das können wirklich nur Psychologen begutachten. Hier bist du nicht alleine. Wir hören dir gerne zu. Ich habe einen Autisten mit Spektrumstörung betreut. Am Anfang war es sehr schwierig überhaupt eine Beziehung aufzubauen. Was haben wir miteinander gekämpft. Dazu gesagt er ist schon Jugendlich. Aber nachdem die Machtkämpfe vorbei waren hatten wir eine sehr tolle Zeit gehabt. Sag einfach zu dir selbst dein Kind ist nicht komisch er oder sie (sry hab ich leider vergessen) hat tolle Fähigkeiten. Er kann jetzt schon sortieren. Du wirst nie Ärger haben mit seinem Zimmer. Seh seine "macken" positiv an. Hihi ich stell mir das gerade bildlich vor.
07.05.2018 09:29
Zitat von Mode:

Bei uns wird die FF von der Caritas übernommen.

Wir haben eine ähnliche Sitation.
In Kognitiven Tests schneidet sie von durchschnittwerten von 85% mit 102% ab (zuletzt jetzt vor knapp 4 Wochen).
Dafür hat sie im soziel-emotionalen Bereich extreme Probleme.
Im Köpfchen ein Jahr weiter, in den emotionen fast 2 Jahre zurück.

Aktuell ist es wieder sehr sehr schlimm und habe fast den ganzen Tag ein schreiendes & weinendes Kind daheim, unverstanden..weis eigentlich garnicht warum. Es reichen die banalsten Dinge.
Wenn sie sagt das ist die Barke (Baum Birke) und ich nur sage, Ja Sophia, stimmt, das ist die Birke (verbessern ohne aufzufallen ) dann rastet sie sofort wieder aus weils ja nicht Birke sondern Barke heisst.

Es stresst sehr. Es ist anstrengend, es war schon so viel besser. Aber wir wissen auch das die Umstände grade mit dem KiGa zusammenhängen.


Ich verstehe das. Auch, wenn die Probleme bei uns gerade andere sind, aber mich stresst es weilweise auch so sehr. Manchmal ist es zum Haare raufen, dass die banalsten Dinge, die bei Kindern im selben Alter problemlos klappen, hier nichts mal ansatzweise vorstellbar sind.
Naja, aber man wächst mit seinen Aufgaben, oder wie war das?
07.05.2018 09:37
Zitat von Teechen:

Also klingt wirklich auffällig. Aber ich denke das können wirklich nur Psychologen begutachten. Hier bist du nicht alleine. Wir hören dir gerne zu. Ich habe einen Autisten mit Spektrumstörung betreut. Am Anfang war es sehr schwierig überhaupt eine Beziehung aufzubauen. Was haben wir miteinander gekämpft. Dazu gesagt er ist schon Jugendlich. Aber nachdem die Machtkämpfe vorbei waren hatten wir eine sehr tolle Zeit gehabt. Sag einfach zu dir selbst dein Kind ist nicht komisch er oder sie (sry hab ich leider vergessen) hat tolle Fähigkeiten. Er kann jetzt schon sortieren. Du wirst nie Ärger haben mit seinem Zimmer. Seh seine "macken" positiv an. Hihi ich stell mir das gerade bildlich vor.


Oft ist es wirklich sehr lustig. Bei uns Zuhause "sortiert" er alles hinters Sofa. Was ich da schon alles gefunden habe... Konserven, Leergut, sein Frühstück, Schuhe. Eigentlich alles, was man so mopsen kann, wenn Mama nicht hinguckt
Scheinbar habe ich sein Ordnungssystem noch nicht verstanden, wenn ich aufgeräumt habe hat er nicht eher Ruhe, bevor nicht alles wieder hinter dem Sofa liegt (oder danach wieder rausgekramt und in Reihen gelegt wird)

Ja, wir versuchen es wirklich positiv zu sehen und unseren Weg zu finden, so wie du mit deinem Jugendlichen. Oft fällt es uns leicht, aber manchmal kommen so bestimmte Punkte, die mich einfach runter ziehen.
Teechen
2681 Beiträge
07.05.2018 09:40
Zitat von Morly:

Zitat von Teechen:

Also klingt wirklich auffällig. Aber ich denke das können wirklich nur Psychologen begutachten. Hier bist du nicht alleine. Wir hören dir gerne zu. Ich habe einen Autisten mit Spektrumstörung betreut. Am Anfang war es sehr schwierig überhaupt eine Beziehung aufzubauen. Was haben wir miteinander gekämpft. Dazu gesagt er ist schon Jugendlich. Aber nachdem die Machtkämpfe vorbei waren hatten wir eine sehr tolle Zeit gehabt. Sag einfach zu dir selbst dein Kind ist nicht komisch er oder sie (sry hab ich leider vergessen) hat tolle Fähigkeiten. Er kann jetzt schon sortieren. Du wirst nie Ärger haben mit seinem Zimmer. Seh seine "macken" positiv an. Hihi ich stell mir das gerade bildlich vor.


Oft ist es wirklich sehr lustig. Bei uns Zuhause "sortiert" er alles hinters Sofa. Was ich da schon alles gefunden habe... Konserven, Leergut, sein Frühstück, Schuhe. Eigentlich alles, was man so mopsen kann, wenn Mama nicht hinguckt
Scheinbar habe ich sein Ordnungssystem noch nicht verstanden, wenn ich aufgeräumt habe hat er nicht eher Ruhe, bevor nicht alles wieder hinter dem Sofa liegt (oder danach wieder rausgekramt und in Reihen gelegt wird)

Ja, wir versuchen es wirklich positiv zu sehen und unseren Weg zu finden, so wie du mit deinem Jugendlichen. Oft fällt es uns leicht, aber manchmal kommen so bestimmte Punkte, die mich einfach runter ziehen.

Diese Phasen gibt es immer wieder.
Ich weiß nicht ob er noch zu klein ist, aber lass es dir zeigen wie er ordnet und versucht vll Kompromisse zu finden. Da wäre ich sehr neugierig dabei. Ihr schafft das.
Janna
19141 Beiträge
07.05.2018 09:55
Mein großer bekam mit gerade 5 Jahren die Diagnose atypischer Autismus.

Ähnlich wie bei deinem sprach mein Kind nicht bzw ging er erst mit 2,5 Jahren langsam an.
Ich habe ziemlich früh gemerkt dass er anders ist. Er hat sehr viel geschrien. Hat die Phasen immer sehr intensiv gelebt und wirkte überfordert mit neuen reizen/eindrücke.
Er spielte nie mit herkömmlichen Spielzeug, bzw entwickelte sich kein richtiges spielen. Er nutze überwiegend alltagsgegenstände und zweckemfremdete sie. Machte dann immer wieder die selben Handlungen.
Reagierte kaum bis gar nicht auf Ansprache (nur wenn er etwas wollte). Reagierte kaum auf seinen Namen uvm.

Er bekam dann mit 2,5 Jahren FF und wurde mit 3 Jahren zum I-kind
Mit 4 wechselte er in den heilpädagogischen kiga wo die Förderung dann weiter ging.

Seit der Diagnose im letzten Jahr bekommt er zusätzlich 1x die Woche Autismus Therapie

Alles in einem kann man sagen dass er im Grunde nie etwas so gelernt hat, wie es üblich gewesen wäre.
Vieles mussten wir ganz intensiv üben.

Er ist jetzt 6 Jahre alt und längs nicht altersgerecht entwickelt. Gibt sich aber so viel mühe und ist so ein tolles Kind geworden.
Ich kann jedem echt nur den Tipp geben immer weiter zu machen. Die Phasen ausstehen und dann wieder loslegen. Ich hätte niemals gedacht dass er doch so viel lernen wird und hätte ich mich damit abgefunden, wäre er auch sicherlich heute nicht so weit. Davon bin ich überzeugt.

Ich wünsche euch alles gute
07.05.2018 09:55
Zitat von Morly:

Zitat von Mode:

Bei uns wird die FF von der Caritas übernommen.

Wir haben eine ähnliche Sitation.
In Kognitiven Tests schneidet sie von durchschnittwerten von 85% mit 102% ab (zuletzt jetzt vor knapp 4 Wochen).
Dafür hat sie im soziel-emotionalen Bereich extreme Probleme.
Im Köpfchen ein Jahr weiter, in den emotionen fast 2 Jahre zurück.

Aktuell ist es wieder sehr sehr schlimm und habe fast den ganzen Tag ein schreiendes & weinendes Kind daheim, unverstanden..weis eigentlich garnicht warum. Es reichen die banalsten Dinge.
Wenn sie sagt das ist die Barke (Baum Birke) und ich nur sage, Ja Sophia, stimmt, das ist die Birke (verbessern ohne aufzufallen ) dann rastet sie sofort wieder aus weils ja nicht Birke sondern Barke heisst.

Es stresst sehr. Es ist anstrengend, es war schon so viel besser. Aber wir wissen auch das die Umstände grade mit dem KiGa zusammenhängen.


Ich verstehe das. Auch, wenn die Probleme bei uns gerade andere sind, aber mich stresst es weilweise auch so sehr. Manchmal ist es zum Haare raufen, dass die banalsten Dinge, die bei Kindern im selben Alter problemlos klappen, hier nichts mal ansatzweise vorstellbar sind.
Naja, aber man wächst mit seinen Aufgaben, oder wie war das?


Ja das stimmt, aber dann gibts auch wieder echt Tage, wie gestern, da möchtest du alles hinschmeissen und einfach weg auf ne Insel.
Und wenn solche flipper dann in der "Aussenwelt" vorkommen, darf man sich anhören dass das Kind gestört ist im Kopf.
kullerkeks74
2988 Beiträge
07.05.2018 10:22
Kann sich sowas " verwacksen " ? meine jüngste inzwischen fast 11 , war auch auffälliger . Sie sprach mit niemand , weder mit oma noch mit Kinderarzt . Es durfte sich nix im Tagesablauf ändern . Spontaner besuch im Zoo , Freundinn nahezu unmöglich . Sie hat bebockt , blockiert . Das ging bis zur Ende1 . klasse . dann wurde es stetig besser . Inzwischen , ist sie ein selbstbewustes Mädel , zwar wenige freunde. Zicken tut sich zwar immernoch oft , aberdas weil sie die Jüngste ist und versucht den " welpenbonus " auszuspielen . Klappt nur nicht .
JuRa1014
6112 Beiträge
07.05.2018 10:37
Zitat von Morly:

Zitat von Teechen:

Darf ich fragen wie sich das zeigt? Ich habe schon mit Kindern mit Autismus verschiedener Arten zusammen gearbeitet. Vll kann ich dich gut verstehen. Ich Merk mir das Thema mal.


Ja, darfst du

Mein Kleiner brabbelt bisher nur und spricht kein Wort. Er kann nicht winken (also kann er schon, nur völlig zusammenhangslos) oder mit dem Finger auf etwas zeigen um uns darauf aufmerksam zu machen.
Er versteht uns nicht, reagiert kaum auf seinen Namen und gar nicht auf Fragen oder Aufforderungen (test beim pädaudiologen war relativ unauffällig)
Häufiger macht er Dinge scheinbar zwanghaft (zum x-ten mal an einer Reihe geparkter Autos hin und her fahren und dabei immer an der selben Stelle eine bestimmte kopfbewegung machen)
Überall wo er sich häufiger aufhält (zb Tagesmutter) hat er eine spezielle Stelle, wo er Dinge hinsortiert. Er ist währenddessen überhaupt nicht ansprechbar. Dabei kann man ihn auch nicht unterbrechen. Wenn ich zum abholen komme guckt er, sortiert zuende und kommt dann erst zu mir.
Er läuft häufiger auf den Zehenspitzen oder wedelt mit den armen.
Er guckt uns fast nie direkt in die Augen.
Die anderen Kinder bei der tamu ignoriert er komplett, er spiegelt nicht und macht auch keinerlei Rollenspiele.

Das ist das, was mir so auf anhieb einfällt. Die Ärztin vom Gesundheitsamt sagte, es spräche vieles für Autismus aber auch einiges dagegen. Deswegen befürwortet sie den Termin im August sehr.
aber er ist doch noch nicht mal 2 Jahre alt. In dem Alter sprach mein Kind auch noch nicht. Gut, wir haben auch sämtliche Therapien durch, aber bei ihm kam es nach und nach. Unser Sohn war auch mehrfach in der Phoniatrie und Pädaudiologie, immer alles unauffällig. Bis es dann aber nach 1,5 Jahren plötzlich hieß, er hätte chronische Mittelohrentzündungen, sowie Paukenergüsse. Dann kamen Röhrchen, danach die Sprache. Da war er dann über schon über drei. Er hat aber auch einen schwachen Muskeltonus und bis zum Alter von 6 Jahren dann Logopädie.
In dem Alter deines Kindes hat er auch alles sortiert, es durfte nichts verändert werden, dann wurde er sauer. Allerdings war es tatsächlich nur eine Phase von mehreren Monaten. Bei unserer ersten Testung im spz wurde uns gesagt, unser Sohn sei leider geistig behindert, er würde in allen Bereichen mindestens 6 Monate zurückliegen, was im Alter von fast 3 Jahren eine ganze Menge ist. Im Laufe der Zeit revidierte er aber selber diese Aussage und es kam raus, dass er sogar überdurchschnittlich intelligent ist. Das ergaben mehrere Tests, sowohl im SPZ, als auch von der Frühförderung und der Heilpädagogin im Integrations Kindergarten, wo er für ein Jahr war. Er war dort, weil ja alle meinten, er sei geistig behindert, in sich gekehrt, einfach anders, und würde im Regelkindergarten untergehen. Nach einem Jahr nahm ich ihn dort raus und packte ihn in einen anderen Kindergarten, wo er dann auch komplett aufblühte. Er fühlte sich im anderen kiga absolut unterfordert und unverstanden. Im anderen wurde er dann so genommen wie er ist, gefördert und war zwar viel für sich, aber kümmerte sich immer rührend um kleinere Kinder, die Hilfe brauchten. Das blieb bis letztes Jahr so, bis er zur Schule kam. Die Erzieherin sagte immer wieder, sie sei dankbar, dass sie ihn hatte. In diese Gruppe kamen sehr viele Flüchtlingskinder ohne Deutschkenntnisse und er hat sich immer hingesetzt, versucht, ihnen deutsch beizubringen, hat sie an die Hand genommen, erklärt usw.
Er hat bis heute keine festen Freunde, spielt lieber mit älteren, kümmert sich aber immer noch um jüngere. Er spielt oft für sich, zieht sich zurück, reagiert nicht auf die Umwelt, hat aber auch Phasen, wo er unter Kindern sein möchte.
Im Alter deines Kindes konnte er schlecht laufen, bedingt durch den Muskeltonus, nicht wirklich winken, nicht sprechen. Im Alter von etwas über zwei Jahren dachte er sich dann selber seine eigene Zeichensprache aus.
Unsere letzten Jahre bestanden aus Logotherapie, Ergotherapie, Physiotherapie und Frühförderung. Alles haben wir aber nach und nach beendet. Mittlerweile bekommt er nichts mehr und führt ein, für sich, normales Leben.

Nimm die Termine, die du hast, wahr, nimm Therapien mit, die dir angeboten werden, aber mach dir nicht so einen Kopf. Ich weiß, ich hab gut reden, aber im Nachhinein hat sich bei uns ja alles zum positiven gewendet.
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