Hallo zusammen,

da ich momentan echt total verzweifelt bin, wende ich mich mal hier an das Forum... vielleicht hat der eine oder andere hier ja eine Idee oder ähnliche Erfahrungen und kennt ein paar gute Tips...

So, aber von vorne:
Unser Sohn Ben ist 7 Jahre alt und kommt im Sommer in die 2. Klasse. In der Schule läuft soweit alles ganz gut, dazu aber später nochmal etwas ausführlicher...

Seit ca einem Jahr haben wir extreme Probleme mit Ben. Wenn etwas nicht nach seiner Nase läuft, dann rastet er völlig aus. Er schreit rum, wirft Sachen rum, beleidigt uns usw. Die Gründe sind ganz unterschiedlich. Entweder wenn wir etwas machen wollen, was ihm jetzt nicht in den Kram passt (komm, wir gehen heute mal irgendwo was zusammen frühstücken) oder aber er bekommt einfach nicht seinen Willen (nein, abends um 22 Uhr bekommst Du keinen Schokoriegel mehr) usw. In solchen Momentan kann ich sagen, was ich will, er nimmt es gar nicht wahr. Ich kann in solchen Situationen auf ihn zugehen, ihn in den Arm nehmen, versuchen auf ihn einzugehen - interessiert ihn nicht. Ich kann in solchen Situationen schimpfen, laut werden, drohen, - interessiert ihn nicht. Ich kann es mit Motivation versuchen - interessiert ihn nicht.

Gestern hatten wir z.B. die Situation, dass er mich ununterbrochen angeschrieben und beschimpft hat, weil ER die Matheaufgaen nicht verstanden hat. Ich habe mich mit ihm hingesetzt und ihm gesagt, dass ich ihm helfe usw. Aber er hörte nicht auf. Also ist mir auch irgendwann der Kragen geplatzt und ich bin aufgestanden. In 10 von 10 Fällen bleibe ich ruhig... aber gestern war es einfach zu viel ! Wir haben nur noch rumgeschriehen, ich hab geheult (jaaa, ich weiß, ganz toll.... ) aber hallo... ich bin auch nur ein Mensch.... ich weiß einfach nicht weiter.

Das ganze passiert übrigens nur bei uns zuhause... in der Schule, bei Freunden oder Opa/Oma nichts... da ist er der liebe schüchterne Ben...

Mein Mann und ich sind vor einem halben Jahr zu einer Erziehungsberaterin gegangen, weil wir einfach nicht mehr weiter wussten... seit etwa 3 Monaten geht Ben jetzt auch zu ihr... teilweise wurde es mal besser, aber seit ein paar Tagen ist es wieder schlimmer...

Wenn ich mit ihm rede, dann kann er es selber nicht erklären. Es tut ihm danach auch immer wieder leid Ach mensch, das ist doch alles ätzend... er hat übrigens noch eine kleinere Schwester. Die beiden verstehen sich total gut... aber sie bekommt auch ganz schön viel ab

Was sagt den die Erziehungsberatung? Welche Tipps und Hilfestellungen hat sie euch gegeben?

Zitat von nilou:

Was sagt den die Erziehungsberatung? Welche Tipps und Hilfestellungen hat sie euch gegeben?

Am Anfang gab es einen "Brülllöwen" (ein Stofftier), der dann quasi derjenige war, der eigentlich so gebrüllt hat, nicht Ben. Es wurde also auf jemand anderen geschoben. Und wir hatten halt alle zusammen die Aufgabe, den Brülllöwen zu erziehen. Das hat am Anfang auch gut geklappt, aber halt nicht lange... Dann mehr Zeit alleine mit Ben verbringen. Mache ich eigentlich eh schon oft, aber habe ich auch noch erhöht. Wir kuscheln generell sehr viel, machen viel zusammen usw..

Was ich noch vergessen habe zu erwähnen:
Also zum einen gibt es in seiner Schulklasse einen Jungen, der extrem Verhaltensauffällig ist. Er ärgert, schubst, schlägst, beleidigt Kinder STÄNDIG, macht Sachen kaputt usw... als ich mal ein Gespräch mit der Klassenlehrerin hatte, sagte sie mir, dass Ben quasi sein "Hauptopfer" ist... und Ben ist halt total schüchtern, frisst alles in sich hinein usw. Sie meinte schon, dass es ja normal wäre, dass er das dann zuhause raus lassen müsste.. Ja, alles schön und gut, und jetzt??? ich meine... ja, wir reden mit Ben auch darüber, aber es ändert nichts. Auch ihn zu "stärken", darum kümmert sich vorallem gerade die Psychologin, bringt (bis jetzt) noch nichts. ...

ich würde es mit einem Sport/Verein versuchen. Selbstbewußtsein stärken und der Umgang mit der eigenen Wut/Kraft.

Judo, Karate, Tekwon Do, Boxen - einfach mal schaun auf was er Lust hat

Was tut die schule denn, um ihn vor diesem jungen zu schützen? Hört sich irgendwie nach Hilflosigkeit an, dieses getobe.

Das klingt in der Tat nach Hilflosigkeit, Orientierungslosigkeit und Überforderung mit dem Alltag.
Meiner Meinung nach liegt da keine Krankheit vor, und auch der Junge in der Schule ist eher eine Begleiterscheinung der ganzen Situation.

Ich werde nicht müde zu betonen, dass Kinder klare und strikte Regeln brauchen. Kinder, die man auf diese Weise an die Hand nimmt, fühlen sich sicher im Alltag und behütet. Kinder müssen lernen, wie man Entscheidungen trifft. Das ist ihnen nicht angeboren, denn Entscheidungen können nicht nur aus dem Bauch heraus getroffen werden. Kinder brauchen deswegen die Sicherheit, dass man sie unterstützt, indem man die Alternativen in ihrem Alltag reduziert - durch Regeln und Konsequenz. Und mit der Zeit lässt man die Leine lockerer.

Dass du dich auf Gebrüll, Geschrei und Geheule mit deinem Sohn einlässt, war nicht gut - das weißt du selbst. Vermeide sowas in Zukunft und mache stattdessen klare Regeln. Unterstütze ihn auf diese Weise.
Und dann wirst du auch sehen, dass der böse Junge sich nicht mehr deinen Sohn rauspickt. Denn solche Charaktere suchen sich die Schwächsten aus. Stärke deinen Sohn also, indem du ihm Orientierung gibst.

Wenn du den Verdacht hats der andere Junge ist der Grund,dann schnapp ihn dir.
Geh hin,rede Klartext mit ihm,den Eltern und verweise die Lehrer nochmals auf ihren Job hin,genau bei solchen Situationen einzugreifen!
Klar lässt er den Frust Zuhause raus.Irgendwo muss der ja hin.Und bei dir hat er das Vertrauen,er kann,darf ohne das es böse endet.Ein großer Beweis für dich,also 'freue' dich.Er macht das nicht um dich zu ärgern.

Unser Sohn veränderte sich auch während des ersten Schuljahres. Passiert ja auch viel in der Zeit, es wird ernster im Leben. Und wenn dann noch so'n Junge auftaucht, der deinem Sohn das Leben schwer macht, dann ist's natürlich besonders schwer.
Ich würde vermutlich an zwei Stellen ansetzen. Erstmal würde ich das Gespräch mit Lehrer, Eltern, Direktor und den Jungs (deinem und den anderen) einberufen. Das muss geklärt werden. Schütze deinen Sohn vor dem Mobber. Das kann heftige Folgen haben. Du musst hinter ihm...Nein besser vor ihm stehen und ihm zeigen, dass du für ihn da bist.

Als zweites würde ich in der ruhigen Minute, sprich wenn er gerade handzahm ist, Regeln aufstellen. Vllt sogar als Kärtchen malen/schreiben. 1. Es wird sich hier nicht angeschrien und schon gar nicht beschimpft. 2. Wenn es beim Hausaufgaben machen ausartet, wird eine 10 minütige Pause eingeführt, in der was "schönes" gemacht wird. 3. Wenn etwas nicht gefällt, kann darüber gesprochen werden.
Redet darüber wie ihr miteinander umgeht, wenn es brennslich wird. Kann er sich alternativ vorstellen ins Kissen zu brüllen, kann er vllt deutlich machen, dass er wütend wird..
In einer Beratung hatte ich mal eine Mama mit Sohn mit ähnlichem Problem zu sitzen. Sie haben sich ein Zeichen gemacht. In dem Fall war es ein einfaches Stoppschild für beide (!), damit Situationen schon vorher beendet werden und für beide Seiten signalisiert werden kann: warte mal kurz, darüber muss ich nachdenken/oder das geht zu weit/einmal durchatmen.

Hallo zusammen,

erstmal danke für Eure Antworten... !!! 'Also bezüglich des Jungen in der Schule: die sind da schon von Anfang an dran - sowohl Eltern des Jungen als auch die Lehrerin etc. Er hat jetzt seit zwei Tagen ENDLICH eine Schulbegleiterin. Die ganze Klasse leidet ja unter der Situation. Es dreht sich im Grunde immer alles nur um diesen Jungen. Und die KLassenlehrerin ist leider völlig überfordert... Nun ja, ich hoffe jetzt einfach mal, dass es mit der Schulbegleiterin besser wird..

Regeln und Konsequenzen gibts bei uns auch - das ist uns sehr wichtig und ich würde jetzt einfach mal behaupten, dass wir das auch gut hinbekommen. Sehe das ja an unserer Tochter, die wir ja im Grunde genauso "erziehen" und bei ihr klappt das alles wunderbar. Unser Sohn kommt einfach nicht damit klar, wenn andere für ihn entscheiden. Sei es, ob ich jetzt entscheide, was wir machen (einkaufen, zum Spielplatz, rausgehen, ins Bett gehen) oder aber dass ich entscheide, dass jetzt etwas nicht geht oder er etwas nicht darf.. dann rastet er halt völlig aus. Wie gesagt, in 99,9% der Fälle bleibe ich ruhig, rede mit ihm, sage ihm, dass wir uns nicht anschreien usw... interessiert ihn nur leider nicht.

Rede ich dann später mit ihm, in einer ruhigen Minute, tut ihm alles unheimlich leid und er versteht alles etc...

Sportverein hatten wir auch schon überlegt.. er war beim Judo. Nur leider hat ihm das gar nicht gefallen, bzw. es war ihm glaube ich einfach zu viel... er hat ja Schule und danach OGS bis 15:00 Uhr und da hat er ja auch Sport und AGs... dann noch um 17:00 Uhr Judo hat er einfach nicht gepackt... daher haben wir das dann doch gelassen...