Mütter- und Schwangerenforum

Schulpflicht

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02.08.2017 00:41
Zitat von Blumenwiese33:

Zitat von Die-zauberhafte-Patin:

Nun doch nochmal.

Zitat von Mamota:

Puh, so viele Seiten für meinen armen Kopf. Ich schreibe mal zu ein paar Punkten, die bei mir hängengeblieben sind.

Zu den nicht existenten Alternativen:
- Die sozial Schwachen haben Praxisklassen oder jeweilige Entsprechungen, je nach Bundesland. Dazu noch absolut unzureichende, weil unterfinanzierte Förderprogramme. Das war es wimre.
- Die Upper-Clas-Individualisten mit dem wachsamen Auge auf die optimale Förderung ihrer Kinder und den lauten Rufen nach mehr Alternativen haben neben Regelschulen mit speziellen Programmen (und oft auch Lehrern, die sich aufgrund des angenehmeren Einzugsgebiets viel besser um das einzelne Kind kümmern können als die Kollegen an den Brennpunktschulen) Begabtenschulen , Waldschulen, Waldorfschulen, Montessorischulen , Aktive Schulen, kirchliche Schulen (mit und ohne religiösem Schwerpunkt) und diverse andere Privatschulen. Ich finde, das sind schon einige. Vielleicht ist nicht die perfekte Alternative für jeden dabei, aber den Vorwurf, dass sich um alle gekümmert wird, außer um potentielle Homeschooling-Kandidaten, sehe ich nicht bestätigt.

Ja, das mag in der Theorie stimmen und wenn man in oder nahe einer Metropole wohnt. Jedoch nicht, wenn man, wie wir, eher auf em Land wohnen und die nächste Metropole mind. 1 Stunde weit entfernt ist. Die beiden markierten Schulen haben wir tatsächlich und da war er auch. Es ist ja nicht, dass wir nicht alles probiert haben. Die Montessorri Schule war eine private Schule, für die ich monatlich noch viel Geld hingelegt habe und die du komplett in die Schiene "Spinner" schieben kannst. Das war eine einzige Katastrophe. Die Hochbegabtenschule war eben die Schule, wo alle der Meinung waren, das Kind müsse in die KJP und auf Medikamente gesetzt werden, dann könne er bleiben. Zu beiden Schulen: Nein und nie wieder. Und damit erschöpfte sich hier die Auswahl bereits. Letztlich ging er dann auf eine Grundschule, die gar keinen gesonderten Ansatz hatte, aber engagierte Lehrer bschäftigte. Die war unsere Rettung. Und nur dem Klassenlehrer ist es zu verdanken (der das beim Landesschulamt aber arg verteidigen musste), dass unser Kind vor Langeweile nicht umkam in der Schule, indem er mit ihm Schach spielte, wenn alle anderen noch arbeiteten. Also in der Theorie wird einiges angeboten, in der Praxis sieht das leider anders aus.


Zur Sexualerziehung:
Sie hilft nachweislich bei der Missbrauchprävention. Darum steht sie auf dem Lehrplan und darum wird sie auch so rigoros verteidigt. Okay, diesen Ansatz verstehe ich tatsächlich und hatte ich nicht auf dem Schirm.
Übrigens hilft die Todesstrafe für Kinderschänder ebenso nachweislich nicht. Ich finde es schon immer kurios, wenn genau die Leute, die laut danach schreien, gegen den Sexualkundeunterricht wettern. Ich hoffe, du meinst nicht mich. Ich bin da nämlich nicht dafür.
Übrigens kann ich mir tatsächlich vorstellen, dass die ordentliche schulische Aufklärung zur Zunahme von jungen Müttern beiträgt. Mich würde interessieren, ob im gleichen Maße auch die Abtreibungen bei jungen Mädchen abnehmen. Kennt da jemand eine verlässliche Studie dazu? Ich wünsche mir irgendwie, dass ich recht habe, weil es auch idR die Gegner der Sexualerziehung sind, die ganz rigoros gegen Abtreibung sind. Keine Studie, aber prozentual komme ich auf dieselbe Anzahl von Abbrüchen, wie auf die der Schwangerschaften bei meinen jungen Schützlingen. Von daher bleibe ich dabei: Ich finde, von der Missbrauchsprävention mal abgesehen, Sexualkundeunterricht so, wie er stattfindet, immer noch nicht richtig .

Zum Schulsystem:
Oh, ich wünsche mir Verbesserungen. Viele sogar. Es müssen nur wirkliche Verbesserungen sein. Dieses Curriculum von Clonlara hat ja wie gesagt einige semigeniale Ansätze, mit denen ich auch gern arbeiten würde. Da passiert auch schon viel in die Richtung, aber halt immer sehr langsam und unter dem Damoklesschwert der Unterfinanzierung. Jetzt kommt auch noch der Lehrermangel dazu.

Zur Religion:
Ja, von mir aus kann man sagen, dass mit gaaaaaaaaanz viel Zurechtschnipseln ein paar Parallelen von Schöpfungsgeschichte und Big Bang existieren. Aber mit dem, was die Homeschoolingprogramme überwiegend fördern hat das wenig zu tun. Das würde ich nicht so heftig kritisieren, für mich fällt es definitiv noch unter Meinung, nicht unter Realitätsverweigerung. Danach schaute ich damals ja auch intensiv, um einen Ansatz zu bekommen und sicher sind die nicht optimal, aber...würde man HS und ähnliches legalisieren, würde man eine Kommision bilden, die eben dann genau ein staatliches Programm aufstellt, an dem man sich entlang hangeln könnte, wäre das doch gut und würde eben diese Gefahr ausschließen, bzw. auf dasselbe Minimum runterfahren, dass auch an Regelschulen besteht.
Was ich hingegen heftig kritisiere ist, dass es bei allen mir bekannten Programmen extra leicht gemacht wird, die vergleichsweise unrealistische Erschaffung der Welt in 7 Tagen mit der wortwörtlich genommenen Rippe als ernsthafte Alternative zur gut erforschten, annähernd belegten Evolutionstheorie auf eine Stufe zu stellen und quasi den Eindruck zu erwecken: "Die einen sagen so, die anderen so." Das geht nicht. Das beraubt Kinder ihres Urteilsvermögens. V.a., wenn sie dabei eigentlich nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten vorgehen, aber mit falschen Prämissen gefüttert werden. So vesaut man den kritischen Geist mE nachhaltgier als mit der Vorgabe des Lernstoffs. Da weiß man wenigstens, dass man nicht ganz frei ist. Ja, da bin ich bei dir, das geht nicht. Aber das sind dann ja wieder die religösen Fanatiker, von denen reden wir doch gar nicht. Also das ist doch nicht die Intention einer normalen Homeschoolfamilie. Und auch das wäre ja mit entsprechenden Test, die den Nachweis erbringen, dass das Kind zu Hause tatsächlich Bildung erfährt, abfragbar. MEHR passiert doch auch in einer Regelschule nicht. Wie gesagt... da rein, da raus... das kann man trainieren und ist nicht schwer.



Warum war die montessori Schule so schlimm?


Die waren letztendlich NOCH engstirniger, als die Regelschule. Ein Beispiel: Einführung in die Division. Dafür gab es dort Montesssori-Bretter, einige und die sollten benutzt werden. Mein Kind wusste aber, wie es geht - schriftlich und im Kopf konnte er es auch. Trotzdem gab es jedesmal Theater, weil er eben das Brett nehmen sollte und damit konnte er es nicht. Er hat einfach nicht verstanden, was an seinem schriftlichen Weg denn nun falsch sei (war ja auch nichts falsch dran). Die Lehrerin wollte ihm nun aber unbedingt das mit dem Brett beibringen... etc. pp.

Außerdem haben die sich wohl gedacht, dass Lernen durch Erfahren für alle Bereiche gilt. Sowas wie Aufsicht gab es da nicht, selbst wenn sie mitbekamen, dass ein Kind (mein Kind in diesem Fall) verprügelt wurde, nur weil er anders war, riefen sie lediglich ein "Hey" hinüber und verließen trotzdem den Raum. Mein Kind lag auf dem Boden, die Klasse drumherum und jeder durfte mal zutreten. Es hat sehr lange gedauert und bedurfte die Hilfe einer Therapeutin, um das herauszufinden, aber da hat er es dann irgendwann im Rollenspiel nachgespielt. Daher kommt auch meine Abneigung gegen Massenaufbewahrungsstelle Schule, wo eh keiner so richtig hinguckt. Ich werde gezwungen mein Kind dorthin zu schicken und dann vernachlässigen die ihre Aufsichtspflicht, so dass es Schaden nimmt. Nein, danke.
02.08.2017 00:47
Zitat von Mamota:

Danke für die sachliche Antwort!
Wie schön, dass wir nach all den Jahren auch mal einen gemeinsamen Nenner finden können.

Zu den Alternativen: Auf dem Land ist es tatsächlich schwieriger. Aber bevor man gleich nach England oder Frankreich zieht, wäre eine andere Schule in der nächsten Metropole doch auch eine Möglichkeit, oder? Und ich denke, die engagierten Lehrer finden sich auch immer mal wieder. Was ich halt meinte, war, dass die Alternativen nach oben hin immer noch größer sind als nach unten, auch wenn es anders scheint. Vorausgesetzt natürlich, die HB wird erkannt.

Das mit der Kommission wäre tatsächlich auch für mich ein Ansatz. Mit der aktuellen Homeschooling-Bewegung in Deutschland dürfte das aber schwierig werden. Die Führungsspitzen setze ich ideologisch ehrlich gesagt fast auf eine Ebene mit den Reichsbürgern. Wenn sich da aber vernünftige Leute auf beiden Seiten ransetzen würden und mit dem entsprechenden Erwartungsdruck an die Homeschooling-Anbieter gehen, könnte da ein Schuh draus werden. Wobei natürlich immer noch das Problem bestünde, dass diese Schulen meist international ausgerichtet sind und nicht im Traum daran denken, sich nach nationalen Standards zu richten.

So wie Freya es macht, mit den Materialien aus der Schule und allem, finde ich das auch absolut gangbar. Auch wenn ich aus meiner Warte dann immer das Gefühl damit verbinde, dass gerade die schönsten Lernmomente ohne AB zum Mitnehmen stattfinden. Da tun mir dann die Kinder leid. Ein bisschen so, wie die, die aus Angst nicht mit zum Ausflug mitkommen. Es mag ihre freie Entscheidung sein, aber verpassen tun sie schon was. Nun gut, wenn sie es mal versucht haben und es ihnen anders lieber ist, dann muss man das auch akzeptieren können. Teamwork können sie heutzutage ja auch online lernen, wenn es auch nie ganz das selbe sein wird.


Mit einer Minimum Fahrzeit von mehr als einer Stunde für eine Tour? Und da ist weder arger Verkehr, Unfälle auf den Straßen, noch das Wetter eingeplant. Nein, das war nie eine Option und die Garantie, dass es da geklappt hätte, hätte mir auch niemand geben können. Beim HS hätte ich, in unserem Fall, gewusst, dass es funktioniert. Aber die Chance habe ich in Deutschland nicht, daher war die naheliegendste Option halt wirklich, das Land zu verlassen. Und das hätten wir ja auch gemacht, es war alles vorbereitet. Und es war auch der Ernstfall vorbereitet, ganz schnell in einer Nacht- und Nebel-Aktion das Land zu verlassen, falls irgendwer auf die Idee kommt, uns mittels Sorgerechtsentzug in eine KLinik zu zwingen. Wir wären in der Lage gewesen, binnen 30 Min im Auto zu sitzen und binnen 4 Stunden außer Landes zu sein, inkl. aller Kontakte, die wir dazu gebraucht hätten. Also ich wäre mit Kind gegangen und sein Papa hätte hier erst noch alles geregelt (Hausverkauf etc. pp.) und wäre dann nachgekommen.
02.08.2017 08:33
Fass das jetzt bitte nicht böse auf (das soll kein Totschlagargument werden und ist im Gegenteil ganz aufrichtig und nicht als Teil der Diskussion gemeint), aber hast du selbst mal die Erlebnisse - gerade mit der Montessorischule - therapeutisch aufgearbeitet? Als Mutter leidet man ja extrem mit und ich habe bei dem Thema immer das Gefühl, dass du ganz viel aufgestaute Wut hast, die du nur schwer kanalisieren kannst.
Blumenwiese33
5000 Beiträge
02.08.2017 10:27
Aber deswegen kann man doch jetzt nicht jede Montessori schule vertäufeln. Das hätte an jeder anderen auch passieren können.
Das mit dem Divisionsbrett gehört halt zum Konzept und die kinder sollen durch dieses in die schriftliche Division kommen. Klar gibt es Dinge die man schon vorher kann, aber das gehört dazu.
Es tut mir leid das ihr so schlechte Erfahrungen damit gemacht habt, aber ich weiß das es nicht überall so ist
Blumenwiese33
5000 Beiträge
02.08.2017 10:28
Aber deswegen kann man doch jetzt nicht jede Montessori schule vertäufeln. Das hätte an jeder anderen auch passieren können.
Das mit dem Divisionsbrett gehört halt zum Konzept und die kinder sollen durch dieses in die schriftliche Division kommen. Klar gibt es Dinge die man schon vorher kann, aber das gehört dazu.
Es tut mir leid das ihr so schlechte Erfahrungen damit gemacht habt, aber ich weiß das es nicht überall so ist
02.08.2017 13:50
Zitat von Mamota:

Fass das jetzt bitte nicht böse auf (das soll kein Totschlagargument werden und ist im Gegenteil ganz aufrichtig und nicht als Teil der Diskussion gemeint), aber hast du selbst mal die Erlebnisse - gerade mit der Montessorischule - therapeutisch aufgearbeitet? Als Mutter leidet man ja extrem mit und ich habe bei dem Thema immer das Gefühl, dass du ganz viel aufgestaute Wut hast, die du nur schwer kanalisieren kannst.


Ja, wir hatten damals eine Familientherapie und die war auch nötig. Ansonsten wäre ich nämlich in die Schule gerannt und hätte Lehrer, wie Kinder derart zur Sau gemacht.... reden wir nicht drüber. Also das ist kanalisiert und die Grundschule danach hat alles wieder Wett gemacht, die waren großartig und das komplette Gegenteil, aber die haben unseren Sohn eben zu nichts gezwungen, sagten ebenfalls, dass eine Klinik und eine damit verbundene Medikamentation nichts bringen würde usw. Sie haben sich die Zeit genommen und ihm die Zeit gegeben, die er brauchte und auch mich sehr lange als Begleitung ganz lange toleriert. Das jetzige Gym hat dann ähnlich toll reagiert. Ich weiß schon, dass es auch anders geht, ich musste aber erfahren, dass es nicht selbstverständlich ist und man lange suchen muss. Ich habe meinen Frieden letztlich damit gemacht und wir leben ja auch mit dem Weg, den er dann gegangen ist. Trotzdem war die Zeit damals, mit der Schulpflicht im Nacken, die eben nicht darauf geguckt hat, wie geht es eigentlich dem Kind mit all dem, eine sehr schlimme Zeit, die ich kaum vergessen kann. Alternativen, auch wenn wir sie vielleicht nur vorübergehend genutzt hätten, wären halt sehr heilend gewesen. So wie es war, trotz toller Grundschule im Anschluss und sehr engagierten Lehrern, war es ein enormer, fast nicht mehr auszuhaltender Druck. Das wäre anders sehr viel besser und vor allem sanfter gegangen. Letztlich hat es mich und mein Kind noch mehr zusammengeschweißt, als wir es ohnehin schon waren und trug ganz sicher auch zu unserem heutigem Verhältnis bei. Denn das ist wirklich toll. Ganz offen und ehrlich und voller Vertrauen, ganz egal, worum es geht. Unser Sohn sagt mir ja heute auch, dass er genau weiß, was ich (Mein Partner hat sich halt größtenteils rausgehalten) damals geleistet habe und dass er dafür sehr dankbar ist und das auch nie vergisst. Wir haben also letzten Endes das Beste aus der Situation rausgeholt und auch noch unseren Nutzen rausgezogen. Aber genau die Situation damals bestärkt mich im Sinn und Nutzen von alternativen Bildungsmethoden. Denn wenn ich mir vorstelle, dass mögliche Enkel auf ähnliche Probleme stoßen..... ich weiß nicht, wie sehr ich dann meinen Sohn nochmal unterstützen kann. Ich hatte ja auch meine Mutter, die viel unterstützt hat und der es genauso an die Nieren ging. Trotzdem habe ich sie auch gebraucht, ohne wäre ich mitten im Burnout gelandet.

LG Zaubi
02.08.2017 14:14
Zitat von Blumenwiese33:

Aber deswegen kann man doch jetzt nicht jede Montessori schule vertäufeln. Das hätte an jeder anderen auch passieren können.
Das mit dem Divisionsbrett gehört halt zum Konzept und die kinder sollen durch dieses in die schriftliche Division kommen. Klar gibt es Dinge die man schon vorher kann, aber das gehört dazu.
Es tut mir leid das ihr so schlechte Erfahrungen damit gemacht habt, aber ich weiß das es nicht überall so ist


Das habe ich ja auch nicht getan. Ich habe ja nur auf Mamotas Argument, dass man eben viele Möglichkeiten zur Regelschule hat, geantwortet. Die Möglichkeiten hier, die im Umkreis von 50-60 km vorhanden waren, haben wir auch ausgeschöpft und das kam dabei heraus. Unsere Montessori- Schule ... da sage ich: Nein, danke. Nie wieder. Und das sage ich auch jedem, der vor hat, sein Kind auf diese Schule zu schicken. Ich habe ja damals auch dort gearbeitet, im Kindergarten der Einrichtung.. und am Tag des Bekanntwerdens der Zustände, die eben Schuld an der dann massiven Schulangst hatten, fristlos gekündigt. Ich arbeite nicht für einen Verein, der seiner Aufsichtspflicht derart nachkommt... nämlich gar nicht.
Das Divisionsbrett war eine Variante, die man nutzen konnte. Es wäre auch anders gegangen. Als wir von der Hochbegabung unseres Sohnes erfuhren, hatten wir ja diverse Gespräche mit der Schule. Da war er halt gerade in der Privatschule und du hättest sie hören sollen, wie toll das alles in der Theorie klang, was sie uns dann so versprochen hatten. und vieles am Verhalten unseres Kindes war dann auch irgendwie klarer und logischer, hatte einen Grund, den wir nachvollziehen konnten. Denn bis dahin habe ich immer gedacht: Wo hat er das nur her? Tja, aber die Theorie war das eine, die Praxis eine andere und wesentlich bitterer.
Und das es ganz anders geht, trotzdem er sich eben von seinen gleichaltrigen Klassenkameraden deutlich abhob, zeigte ja dann der Umgang mit allem an der folgenden Regelschule. Auch da war alles, was er tat immer noch deutlich anders, als das der anderen Kinder, das merkten die auch schnell, aber der Lehrer ging anders damit um. Warum darf A. mit ihm Schach spielen, während sie arbeiten mussten? Ds erzeugte schon Unmut. Da erklärte der Lehrer dann kurzerhand, weil A. das alles schon könne und er sich ja nicht langweilen soll und der KOpf eben etwas zu tun braucht. Aber A. dürfe entscheiden, ob es heute Hausaufgaben aufgeben soll oder nicht. Unser Kind entschied natürlich, dass es keine gibt. Hurra, damit war er, trotz des Andersseins, der Held in seiner Klasse und sie akzeptierten den anderen Umgang mit ihm ohne Probleme, denn es brachte ihnen letztlich auch Vorteile. Mit ganz einfachen Mitteln schaffte es diese Schule, ihn zu integrieren und den Spaß am Unterricht wiederzugeben und auch wieder Vertrauen zu fassen in Schule ansich.
Am Gymnasium in Klasse 5 kam alles nochmal hoch, als er im Bus angepöbelt wurde. Ich fuhr ihn kurzerhand ab diesem Moment einfach und das ist bis heute so geblieben (auch wenn es heute schlicht Bequemlichkeit ist), aber der Knacks kam nochmal zurück. Also wieder Schulbefreiung, mehr oder weniger. Gab halt ein Attest vom Psychologen und wieder Therapie. Und nur wegen der Schulpflicht, die uns ein zeitliches Problem brachte, das uns im Nacken saß, gaben wir ihm dann ein ganz leichtes Medikament, damit er erstmal aus dem Loch der Angst wieder herausfand. Ohne die Schulpflicht und mit der Möglichkeit ihn zu Hause zu beschulen und dafür eben Zeit zu haben, hätten wir auf das Medikament verzichten können. Wir haben uns schnell wieder ausschleichen können- zum Glück, und heute ist alles Bestens, aber trotzdem: Eine Alternative hätte dazubeigetragen, dass alles weniger dramatisch gelaufen wäre. Ob er bis zum Ende Homeschooling betrieben hätte? Keine Ahnung. Hätte ich ausprobieren müssen, abwarten halt. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Vielleicht hätte er auch irgendwann in die Schule gewollt, dann wäre das für mich auch in Ordnung gewesen, aber diese Wahl hat man halt in Deutschland nicht. Und das ist Mist. Denn das ist unsere Geschichte und unsere Begründung, warum es gut wäre, wenn man zu Hause beschulen dürfte.
Es gibt auch andere Geschichten. Eine Familie, die ein blindes Kind haben, beide fest etabliert im Ort und beruflich sehr erfolgreich dort (was einen Umzug nicht möglich machte, aber einen Hauslehrer durchaus finanzierbar), mussten es ihrer blinden Tochter aufbürden, dass sie tgl. 90 km (einfach, also 180 km tgl.) mit dem Taxi in eine Blindenschule gebracht wurde und wieder nach Hause. Die Alternative wäre ein Internat gewesen, aber hallo? Bekommt man Kinder, um sie ins Internat stecken zu müssen, nur damit sie in ein verdammtes Schulgebäude gehen? (was anderes ist es, wenn die Kinder das wollen) Nein. Ich weiß, dass eben diese Familie letzten Endes doch inm Deutschland ihre Zelte abbrach und eben nach England in dieses Dorf auswanderte, wo sie ihre Tochter ganz easy zu Hause beschulen konnte und dieses Kind aufblühte, weil endlich Zeit war, auch unter der Woche am Nachmittag mit anderen Kindern zu spielen. Sie führte endlich ein normales Kinderleben. So viel übrigens zur sozialen Integration, was ja gern als Argument für die Schule gebracht wird. Der Schulbesuch isolierte dieses Kind total. Erst das Auswandern brachte ihr die Kindheit zurück.
Und davon gibt es eben tausend Geschichten. Es sind nicht nur die Spinner und Fanatiker, die auf Homeschooling pochen, es sind viel mehr ganz normale, oft auch beruflich sehr erfolgreiche Menschen, die das genauso wollen, die aber leiser sind, um eben nicht auf sich aufmerksam zu machen, oder um die Herausnahme der Kinder durch Sorgerechtsentzug schneller zu riskieren. Die, die man laut in der Presse findet, sind halt oft die, in denen man eine Gefahr für die Kinder sieht, wenn sie zu Hause beschult werden.

LG Zaubi
midna
388 Beiträge
02.08.2017 14:26
Zitat von Die-zauberhafte-Patin:

Zitat von Blumenwiese33:

Aber deswegen kann man doch jetzt nicht jede Montessori schule vertäufeln. Das hätte an jeder anderen auch passieren können.
Das mit dem Divisionsbrett gehört halt zum Konzept und die kinder sollen durch dieses in die schriftliche Division kommen. Klar gibt es Dinge die man schon vorher kann, aber das gehört dazu.
Es tut mir leid das ihr so schlechte Erfahrungen damit gemacht habt, aber ich weiß das es nicht überall so ist


Das habe ich ja auch nicht getan. Ich habe ja nur auf Mamotas Argument, dass man eben viele Möglichkeiten zur Regelschule hat, geantwortet. Die Möglichkeiten hier, die im Umkreis von 50-60 km vorhanden waren, haben wir auch ausgeschöpft und das kam dabei heraus. Unsere Montessori- Schule ... da sage ich: Nein, danke. Nie wieder. Und das sage ich auch jedem, der vor hat, sein Kind auf diese Schule zu schicken. Ich habe ja damals auch dort gearbeitet, im Kindergarten der Einrichtung.. und am Tag des Bekanntwerdens der Zustände, die eben Schuld an der dann massiven Schulangst hatten, fristlos gekündigt. Ich arbeite nicht für einen Verein, der seiner Aufsichtspflicht derart nachkommt... nämlich gar nicht.
Das Divisionsbrett war eine Variante, die man nutzen konnte. Es wäre auch anders gegangen. Als wir von der Hochbegabung unseres Sohnes erfuhren, hatten wir ja diverse Gespräche mit der Schule. Da war er halt gerade in der Privatschule und du hättest sie hören sollen, wie toll das alles in der Theorie klang, was sie uns dann so versprochen hatten. und vieles am Verhalten unseres Kindes war dann auch irgendwie klarer und logischer, hatte einen Grund, den wir nachvollziehen konnten. Denn bis dahin habe ich immer gedacht: Wo hat er das nur her? Tja, aber die Theorie war das eine, die Praxis eine andere und wesentlich bitterer.
Und das es ganz anders geht, trotzdem er sich eben von seinen gleichaltrigen Klassenkameraden deutlich abhob, zeigte ja dann der Umgang mit allem an der folgenden Regelschule. Auch da war alles, was er tat immer noch deutlich anders, als das der anderen Kinder, das merkten die auch schnell, aber der Lehrer ging anders damit um. Warum darf A. mit ihm Schach spielen, während sie arbeiten mussten? Ds erzeugte schon Unmut. Da erklärte der Lehrer dann kurzerhand, weil A. das alles schon könne und er sich ja nicht langweilen soll und der KOpf eben etwas zu tun braucht. Aber A. dürfe entscheiden, ob es heute Hausaufgaben aufgeben soll oder nicht. Unser Kind entschied natürlich, dass es keine gibt. Hurra, damit war er, trotz des Andersseins, der Held in seiner Klasse und sie akzeptierten den anderen Umgang mit ihm ohne Probleme, denn es brachte ihnen letztlich auch Vorteile. Mit ganz einfachen Mitteln schaffte es diese Schule, ihn zu integrieren und den Spaß am Unterricht wiederzugeben und auch wieder Vertrauen zu fassen in Schule ansich.
Am Gymnasium in Klasse 5 kam alles nochmal hoch, als er im Bus angepöbelt wurde. Ich fuhr ihn kurzerhand ab diesem Moment einfach und das ist bis heute so geblieben (auch wenn es heute schlicht Bequemlichkeit ist), aber der Knacks kam nochmal zurück. Also wieder Schulbefreiung, mehr oder weniger. Gab halt ein Attest vom Psychologen und wieder Therapie. Und nur wegen der Schulpflicht, die uns ein zeitliches Problem brachte, das uns im Nacken saß, gaben wir ihm dann ein ganz leichtes Medikament, damit er erstmal aus dem Loch der Angst wieder herausfand. Ohne die Schulpflicht und mit der Möglichkeit ihn zu Hause zu beschulen und dafür eben Zeit zu haben, hätten wir auf das Medikament verzichten können. Wir haben uns schnell wieder ausschleichen können- zum Glück, und heute ist alles Bestens, aber trotzdem: Eine Alternative hätte dazubeigetragen, dass alles weniger dramatisch gelaufen wäre. Ob er bis zum Ende Homeschooling betrieben hätte? Keine Ahnung. Hätte ich ausprobieren müssen, abwarten halt. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Vielleicht hätte er auch irgendwann in die Schule gewollt, dann wäre das für mich auch in Ordnung gewesen, aber diese Wahl hat man halt in Deutschland nicht. Und das ist Mist. Denn das ist unsere Geschichte und unsere Begründung, warum es gut wäre, wenn man zu Hause beschulen dürfte.
Es gibt auch andere Geschichten. Eine Familie, die ein blindes Kind haben, beide fest etabliert im Ort und beruflich sehr erfolgreich dort (was einen Umzug nicht möglich machte, aber einen Hauslehrer durchaus finanzierbar), mussten es ihrer blinden Tochter aufbürden, dass sie tgl. 90 km (einfach, also 180 km tgl.) mit dem Taxi in eine Blindenschule gebracht wurde und wieder nach Hause. Die Alternative wäre ein Internat gewesen, aber hallo? Bekommt man Kinder, um sie ins Internat stecken zu müssen, nur damit sie in ein verdammtes Schulgebäude gehen? (was anderes ist es, wenn die Kinder das wollen) Nein. Ich weiß, dass eben diese Familie letzten Endes doch inm Deutschland ihre Zelte abbrach und eben nach England in dieses Dorf auswanderte, wo sie ihre Tochter ganz easy zu Hause beschulen konnte und dieses Kind aufblühte, weil endlich Zeit war, auch unter der Woche am Nachmittag mit anderen Kindern zu spielen. Sie führte endlich ein normales Kinderleben. So viel übrigens zur sozialen Integration, was ja gern als Argument für die Schule gebracht wird. Der Schulbesuch isolierte dieses Kind total. Erst das Auswandern brachte ihr die Kindheit zurück.
Und davon gibt es eben tausend Geschichten. Es sind nicht nur die Spinner und Fanatiker, die auf Homeschooling pochen, es sind viel mehr ganz normale, oft auch beruflich sehr erfolgreiche Menschen, die das genauso wollen, die aber leiser sind, um eben nicht auf sich aufmerksam zu machen, oder um die Herausnahme der Kinder durch Sorgerechtsentzug schneller zu riskieren. Die, die man laut in der Presse findet, sind halt oft die, in denen man eine Gefahr für die Kinder sieht, wenn sie zu Hause beschult werden.

LG Zaubi


Ich hab zum Thema an sich nichts beizutragen (weil ich emotional viel zu involviert bin), aber ich wollte dir ehrlich sagen, wie großartig ich die Art finde, wie du deinen Sohn unterstützt hast in dieser für ihn so schweren Zeit!
Deine Erzählungen über den schulischen Weg deines Sohnes klingen ähnlich wie meine Erfahrungen und ich hätte mir so gewünscht, jemanden wie dich an der Seite zu haben, der mich ernst nimmt und für mich einsteht.
Ich hab KJP und Tabletten hinter mir. War immer 'falsch' und 'anders'.

Also meinen allergrößten Respekt an dich. Das hat sicher unheimlich viel Kraft gekostet.
Blumenwiese33
5000 Beiträge
02.08.2017 15:08
Dann sage ich ganz offen und ehrlich hast du mit der montessori schule einfach Pech gehabt. Ich arbeite selbst an einer privaten montessori schule, und wenn einer alles möglich macht, dann glaube ich sind wir das. Will jetzt damit auch nicht prahlen oder angeben. Wir haben auch viele inklusive kinder, kinder aus schwachen Familien und auch hochbegabte kinder.

Ich stehe voll hinter dem Konzept und mein Sohn wird dort in vier Wochen eingeschult.
02.08.2017 15:57
Natürlich sind nicht alle Montessori-Schulen so.
Jedes Konzept (Gut, nicht jedes. Das Waldorf-Konzept ist einfach von Grund auf überholt.Kann man drehen und wenden, wie man will.) steht und fällt mit seiner Umsetzung. Man darf im Einzelfall auch nicht zu starr daran festklammern.

Bei dem blinden Kind muss ich auch wieder fragen: Wenn man so einfach bereit ist umzuziehen, warum dann gleich ins Ausland fürs Homeschooling und nicht einfach in die Nähe der Schule?

Zaubi, ich glaube aber, ihr hattet nicht besonders Glück mit der letzten Grundschule, sondern einfach besonderes Pech mit denen davor.

Zu den Homeschoolern: Klar gibt es die Vernünftigen, die darin eine Alternative sehen. Wäre auch unlogisch wenn da 100% Deppenquote wäre. Es gibt immer auch Leute, die zurecht mit der bestehenden Situation unzufrieden sind. Auch in Ländern mit Homeschooling übrigens. Auch logischerweise, da Homeschooling auch keine Garantie ist.
Aber ich habe definitiv ein Problem damit, dass die Speerspitze der Bewegung und die wahrnehmbare breite Masse, auch in Statistiken und anderen Erhebungen (siehe auch diese kleine, von den Gegnern hochgeschaukelte Impfstudie unter Homeschoolern aus den USA) die Irren sind. Damit begibt sich der ganze öffentliche Diskurs auf dieses aufgeheizte Niveau. Eltern in einer Belastungssituation wie ihr werden weiter befeuert, die Lage zusätzlich erschwert, künstliche Fronten erschaffen. Allein das Vokabular in den Forderungen hat Reichsbürgerqualitäten. Voller falscher Prämissen und unzulässiger Überspitzungen. Ist aber auch logisch, da eben diese Leute sich in der gleichen Szene bewegen.
Wenn ihr was erreichen wollt, sinnvolle Möglichkeiten schaffen, solide HS-Programme mit Lizenz o.Ä. müsst ihr euch dringend zusammentun und die ausklammern, die ihre eigene Agenda verfolgen.

Es ist nämlich - um jetzt mal in Ruhe und sachlich auf deinen Vorwurf von neulich einzugehen - dass wir Lehrer Angst vor Kontrollverlust oder sinkenden Schülerzahlen hätten.
Im Gegenteil. Meinen Arbeitsalltag würde gutes HS vereinfachen. Wären die einen gut betreut zu Hause und würden bereits nach ihren besonderen Bedürfnissen gefördert, hätte ich mehr Ressourcen für die, die nicht so glücklich in den Elterntopf gegriffen haben.
Eigentlich ist es sogar so, dass wir uns von Eltern zunehmend zu viel in die Verantwortung genommen sehen. Der Erziehungsauftrag wird immer umfangreicher, was weniger von oben kommt als von den Eltern selbst.
Wir haben uns jetzt z.B. breitschlagen lassen, Ganztagsschule zu werden. Nicht, weil Vater Staat den Eltern die Kinder nehmen will, sondern weil die Horte hier überfüllt sind und so manche Oma in den letzten Jahren notgedrungen in die Pflicht genommen wurde. Von einem Einkommen kann man immer schlechter leben, also ist der Bedarf an Nachmittagsbetreuung groß. Kaum dass wir gestartet sind, haben wir über 70% Ganztagskinder.
02.08.2017 16:23
Was mir die ganze Zeit nicht aus dem Kopf geht: Ist es wirklich so einfach, das Sorgerecht zu entziehen? Ich mein, wenn man den Verdacht hat, dass da krumme Dinge geplant sind mit dem Kind, weswegen man ins Ausland flieht um das Kind von einer Schule fernzuhalten, muss das doch auch erstmal geprüft werden? Da verstehe ich die Angst ehrlich gesagt nicht so ganz. Wenn man sich wirklich nichts vorzuwerfen hat, kann man doch mit offenen Karten spielen? Keinem nimmt man das Kind weg, wenn alles in bester Ordnung ist.

02.08.2017 16:35
Zitat von midna:

Zitat von Die-zauberhafte-Patin:

Zitat von Blumenwiese33:

Aber deswegen kann man doch jetzt nicht jede Montessori schule vertäufeln. Das hätte an jeder anderen auch passieren können.
Das mit dem Divisionsbrett gehört halt zum Konzept und die kinder sollen durch dieses in die schriftliche Division kommen. Klar gibt es Dinge die man schon vorher kann, aber das gehört dazu.
Es tut mir leid das ihr so schlechte Erfahrungen damit gemacht habt, aber ich weiß das es nicht überall so ist


Das habe ich ja auch nicht getan. Ich habe ja nur auf Mamotas Argument, dass man eben viele Möglichkeiten zur Regelschule hat, geantwortet. Die Möglichkeiten hier, die im Umkreis von 50-60 km vorhanden waren, haben wir auch ausgeschöpft und das kam dabei heraus. Unsere Montessori- Schule ... da sage ich: Nein, danke. Nie wieder. Und das sage ich auch jedem, der vor hat, sein Kind auf diese Schule zu schicken. Ich habe ja damals auch dort gearbeitet, im Kindergarten der Einrichtung.. und am Tag des Bekanntwerdens der Zustände, die eben Schuld an der dann massiven Schulangst hatten, fristlos gekündigt. Ich arbeite nicht für einen Verein, der seiner Aufsichtspflicht derart nachkommt... nämlich gar nicht.
Das Divisionsbrett war eine Variante, die man nutzen konnte. Es wäre auch anders gegangen. Als wir von der Hochbegabung unseres Sohnes erfuhren, hatten wir ja diverse Gespräche mit der Schule. Da war er halt gerade in der Privatschule und du hättest sie hören sollen, wie toll das alles in der Theorie klang, was sie uns dann so versprochen hatten. und vieles am Verhalten unseres Kindes war dann auch irgendwie klarer und logischer, hatte einen Grund, den wir nachvollziehen konnten. Denn bis dahin habe ich immer gedacht: Wo hat er das nur her? Tja, aber die Theorie war das eine, die Praxis eine andere und wesentlich bitterer.
Und das es ganz anders geht, trotzdem er sich eben von seinen gleichaltrigen Klassenkameraden deutlich abhob, zeigte ja dann der Umgang mit allem an der folgenden Regelschule. Auch da war alles, was er tat immer noch deutlich anders, als das der anderen Kinder, das merkten die auch schnell, aber der Lehrer ging anders damit um. Warum darf A. mit ihm Schach spielen, während sie arbeiten mussten? Ds erzeugte schon Unmut. Da erklärte der Lehrer dann kurzerhand, weil A. das alles schon könne und er sich ja nicht langweilen soll und der KOpf eben etwas zu tun braucht. Aber A. dürfe entscheiden, ob es heute Hausaufgaben aufgeben soll oder nicht. Unser Kind entschied natürlich, dass es keine gibt. Hurra, damit war er, trotz des Andersseins, der Held in seiner Klasse und sie akzeptierten den anderen Umgang mit ihm ohne Probleme, denn es brachte ihnen letztlich auch Vorteile. Mit ganz einfachen Mitteln schaffte es diese Schule, ihn zu integrieren und den Spaß am Unterricht wiederzugeben und auch wieder Vertrauen zu fassen in Schule ansich.
Am Gymnasium in Klasse 5 kam alles nochmal hoch, als er im Bus angepöbelt wurde. Ich fuhr ihn kurzerhand ab diesem Moment einfach und das ist bis heute so geblieben (auch wenn es heute schlicht Bequemlichkeit ist), aber der Knacks kam nochmal zurück. Also wieder Schulbefreiung, mehr oder weniger. Gab halt ein Attest vom Psychologen und wieder Therapie. Und nur wegen der Schulpflicht, die uns ein zeitliches Problem brachte, das uns im Nacken saß, gaben wir ihm dann ein ganz leichtes Medikament, damit er erstmal aus dem Loch der Angst wieder herausfand. Ohne die Schulpflicht und mit der Möglichkeit ihn zu Hause zu beschulen und dafür eben Zeit zu haben, hätten wir auf das Medikament verzichten können. Wir haben uns schnell wieder ausschleichen können- zum Glück, und heute ist alles Bestens, aber trotzdem: Eine Alternative hätte dazubeigetragen, dass alles weniger dramatisch gelaufen wäre. Ob er bis zum Ende Homeschooling betrieben hätte? Keine Ahnung. Hätte ich ausprobieren müssen, abwarten halt. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Vielleicht hätte er auch irgendwann in die Schule gewollt, dann wäre das für mich auch in Ordnung gewesen, aber diese Wahl hat man halt in Deutschland nicht. Und das ist Mist. Denn das ist unsere Geschichte und unsere Begründung, warum es gut wäre, wenn man zu Hause beschulen dürfte.
Es gibt auch andere Geschichten. Eine Familie, die ein blindes Kind haben, beide fest etabliert im Ort und beruflich sehr erfolgreich dort (was einen Umzug nicht möglich machte, aber einen Hauslehrer durchaus finanzierbar), mussten es ihrer blinden Tochter aufbürden, dass sie tgl. 90 km (einfach, also 180 km tgl.) mit dem Taxi in eine Blindenschule gebracht wurde und wieder nach Hause. Die Alternative wäre ein Internat gewesen, aber hallo? Bekommt man Kinder, um sie ins Internat stecken zu müssen, nur damit sie in ein verdammtes Schulgebäude gehen? (was anderes ist es, wenn die Kinder das wollen) Nein. Ich weiß, dass eben diese Familie letzten Endes doch inm Deutschland ihre Zelte abbrach und eben nach England in dieses Dorf auswanderte, wo sie ihre Tochter ganz easy zu Hause beschulen konnte und dieses Kind aufblühte, weil endlich Zeit war, auch unter der Woche am Nachmittag mit anderen Kindern zu spielen. Sie führte endlich ein normales Kinderleben. So viel übrigens zur sozialen Integration, was ja gern als Argument für die Schule gebracht wird. Der Schulbesuch isolierte dieses Kind total. Erst das Auswandern brachte ihr die Kindheit zurück.
Und davon gibt es eben tausend Geschichten. Es sind nicht nur die Spinner und Fanatiker, die auf Homeschooling pochen, es sind viel mehr ganz normale, oft auch beruflich sehr erfolgreiche Menschen, die das genauso wollen, die aber leiser sind, um eben nicht auf sich aufmerksam zu machen, oder um die Herausnahme der Kinder durch Sorgerechtsentzug schneller zu riskieren. Die, die man laut in der Presse findet, sind halt oft die, in denen man eine Gefahr für die Kinder sieht, wenn sie zu Hause beschult werden.

LG Zaubi


Ich hab zum Thema an sich nichts beizutragen (weil ich emotional viel zu involviert bin), aber ich wollte dir ehrlich sagen, wie großartig ich die Art finde, wie du deinen Sohn unterstützt hast in dieser für ihn so schweren Zeit!
Deine Erzählungen über den schulischen Weg deines Sohnes klingen ähnlich wie meine Erfahrungen und ich hätte mir so gewünscht, jemanden wie dich an der Seite zu haben, der mich ernst nimmt und für mich einsteht.
Ich hab KJP und Tabletten hinter mir. War immer 'falsch' und 'anders'.

Also meinen allergrößten Respekt an dich. Das hat sicher unheimlich viel Kraft gekostet.


Danke. Und zum Markierten: Ja, das hat es. Und es kommt eben wieder hoch, wenn ich dann solche lapidar hingeschriebene Sachen lese, wie: Ich bin strikt gegen Homeschooling, weil die Gefahr, dass die Spinner..... jaja, die, aber es gibt sie eben, die anderen. Und nicht wenig, aber die wollen keine Konfrontation, sondern nur eine Chance, also geht man ganz weg, aus einem Land, in dem man Angst haben muss, dass einem wegen dem Gang in ein Schulgebäude (denn Bildung sollen sie ja bekommen, ganz unbedingt sogar) das Sorgerecht ganz oder teilweise entzogen wird.
02.08.2017 16:35
Zitat von Blumenwiese33:

Dann sage ich ganz offen und ehrlich hast du mit der montessori schule einfach Pech gehabt. Ich arbeite selbst an einer privaten montessori schule, und wenn einer alles möglich macht, dann glaube ich sind wir das. Will jetzt damit auch nicht prahlen oder angeben. Wir haben auch viele inklusive kinder, kinder aus schwachen Familien und auch hochbegabte kinder.

Ich stehe voll hinter dem Konzept und mein Sohn wird dort in vier Wochen eingeschult.


Ja, ich habe ja auch nur von unserer hier geredet. Ich wollte nicht alle über einen Kamm scheren. Sorry, wenn das so angekommen ist.
02.08.2017 16:36
In den meisten Fällen, von denen ich weiß, ging dem Sorgerechtsentzug einiges voraus. Schriftliche Aufforderungen, Geldbußen, Anhörungen, Besuche vom Jugendamt und dergleichen. Auch wenn selbige Fälle in den Medien gern mal anders dargestellt werden, wenn die Recherche überwiegend auf Interviewbasis erfolgt.

Die genaue Rechtslage kenne ich ehrlich allerdings nicht. Ich fürchte sogar, dass das Vorgehen nicht wirklich einheitlich geregelt ist.
02.08.2017 16:37
Zitat von Die-zauberhafte-Patin:

Zitat von midna:

Zitat von Die-zauberhafte-Patin:

Zitat von Blumenwiese33:

Aber deswegen kann man doch jetzt nicht jede Montessori schule vertäufeln. Das hätte an jeder anderen auch passieren können.
Das mit dem Divisionsbrett gehört halt zum Konzept und die kinder sollen durch dieses in die schriftliche Division kommen. Klar gibt es Dinge die man schon vorher kann, aber das gehört dazu.
Es tut mir leid das ihr so schlechte Erfahrungen damit gemacht habt, aber ich weiß das es nicht überall so ist


Das habe ich ja auch nicht getan. Ich habe ja nur auf Mamotas Argument, dass man eben viele Möglichkeiten zur Regelschule hat, geantwortet. Die Möglichkeiten hier, die im Umkreis von 50-60 km vorhanden waren, haben wir auch ausgeschöpft und das kam dabei heraus. Unsere Montessori- Schule ... da sage ich: Nein, danke. Nie wieder. Und das sage ich auch jedem, der vor hat, sein Kind auf diese Schule zu schicken. Ich habe ja damals auch dort gearbeitet, im Kindergarten der Einrichtung.. und am Tag des Bekanntwerdens der Zustände, die eben Schuld an der dann massiven Schulangst hatten, fristlos gekündigt. Ich arbeite nicht für einen Verein, der seiner Aufsichtspflicht derart nachkommt... nämlich gar nicht.
Das Divisionsbrett war eine Variante, die man nutzen konnte. Es wäre auch anders gegangen. Als wir von der Hochbegabung unseres Sohnes erfuhren, hatten wir ja diverse Gespräche mit der Schule. Da war er halt gerade in der Privatschule und du hättest sie hören sollen, wie toll das alles in der Theorie klang, was sie uns dann so versprochen hatten. und vieles am Verhalten unseres Kindes war dann auch irgendwie klarer und logischer, hatte einen Grund, den wir nachvollziehen konnten. Denn bis dahin habe ich immer gedacht: Wo hat er das nur her? Tja, aber die Theorie war das eine, die Praxis eine andere und wesentlich bitterer.
Und das es ganz anders geht, trotzdem er sich eben von seinen gleichaltrigen Klassenkameraden deutlich abhob, zeigte ja dann der Umgang mit allem an der folgenden Regelschule. Auch da war alles, was er tat immer noch deutlich anders, als das der anderen Kinder, das merkten die auch schnell, aber der Lehrer ging anders damit um. Warum darf A. mit ihm Schach spielen, während sie arbeiten mussten? Ds erzeugte schon Unmut. Da erklärte der Lehrer dann kurzerhand, weil A. das alles schon könne und er sich ja nicht langweilen soll und der KOpf eben etwas zu tun braucht. Aber A. dürfe entscheiden, ob es heute Hausaufgaben aufgeben soll oder nicht. Unser Kind entschied natürlich, dass es keine gibt. Hurra, damit war er, trotz des Andersseins, der Held in seiner Klasse und sie akzeptierten den anderen Umgang mit ihm ohne Probleme, denn es brachte ihnen letztlich auch Vorteile. Mit ganz einfachen Mitteln schaffte es diese Schule, ihn zu integrieren und den Spaß am Unterricht wiederzugeben und auch wieder Vertrauen zu fassen in Schule ansich.
Am Gymnasium in Klasse 5 kam alles nochmal hoch, als er im Bus angepöbelt wurde. Ich fuhr ihn kurzerhand ab diesem Moment einfach und das ist bis heute so geblieben (auch wenn es heute schlicht Bequemlichkeit ist), aber der Knacks kam nochmal zurück. Also wieder Schulbefreiung, mehr oder weniger. Gab halt ein Attest vom Psychologen und wieder Therapie. Und nur wegen der Schulpflicht, die uns ein zeitliches Problem brachte, das uns im Nacken saß, gaben wir ihm dann ein ganz leichtes Medikament, damit er erstmal aus dem Loch der Angst wieder herausfand. Ohne die Schulpflicht und mit der Möglichkeit ihn zu Hause zu beschulen und dafür eben Zeit zu haben, hätten wir auf das Medikament verzichten können. Wir haben uns schnell wieder ausschleichen können- zum Glück, und heute ist alles Bestens, aber trotzdem: Eine Alternative hätte dazubeigetragen, dass alles weniger dramatisch gelaufen wäre. Ob er bis zum Ende Homeschooling betrieben hätte? Keine Ahnung. Hätte ich ausprobieren müssen, abwarten halt. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Vielleicht hätte er auch irgendwann in die Schule gewollt, dann wäre das für mich auch in Ordnung gewesen, aber diese Wahl hat man halt in Deutschland nicht. Und das ist Mist. Denn das ist unsere Geschichte und unsere Begründung, warum es gut wäre, wenn man zu Hause beschulen dürfte.
Es gibt auch andere Geschichten. Eine Familie, die ein blindes Kind haben, beide fest etabliert im Ort und beruflich sehr erfolgreich dort (was einen Umzug nicht möglich machte, aber einen Hauslehrer durchaus finanzierbar), mussten es ihrer blinden Tochter aufbürden, dass sie tgl. 90 km (einfach, also 180 km tgl.) mit dem Taxi in eine Blindenschule gebracht wurde und wieder nach Hause. Die Alternative wäre ein Internat gewesen, aber hallo? Bekommt man Kinder, um sie ins Internat stecken zu müssen, nur damit sie in ein verdammtes Schulgebäude gehen? (was anderes ist es, wenn die Kinder das wollen) Nein. Ich weiß, dass eben diese Familie letzten Endes doch inm Deutschland ihre Zelte abbrach und eben nach England in dieses Dorf auswanderte, wo sie ihre Tochter ganz easy zu Hause beschulen konnte und dieses Kind aufblühte, weil endlich Zeit war, auch unter der Woche am Nachmittag mit anderen Kindern zu spielen. Sie führte endlich ein normales Kinderleben. So viel übrigens zur sozialen Integration, was ja gern als Argument für die Schule gebracht wird. Der Schulbesuch isolierte dieses Kind total. Erst das Auswandern brachte ihr die Kindheit zurück.
Und davon gibt es eben tausend Geschichten. Es sind nicht nur die Spinner und Fanatiker, die auf Homeschooling pochen, es sind viel mehr ganz normale, oft auch beruflich sehr erfolgreiche Menschen, die das genauso wollen, die aber leiser sind, um eben nicht auf sich aufmerksam zu machen, oder um die Herausnahme der Kinder durch Sorgerechtsentzug schneller zu riskieren. Die, die man laut in der Presse findet, sind halt oft die, in denen man eine Gefahr für die Kinder sieht, wenn sie zu Hause beschult werden.

LG Zaubi


Ich hab zum Thema an sich nichts beizutragen (weil ich emotional viel zu involviert bin), aber ich wollte dir ehrlich sagen, wie großartig ich die Art finde, wie du deinen Sohn unterstützt hast in dieser für ihn so schweren Zeit!
Deine Erzählungen über den schulischen Weg deines Sohnes klingen ähnlich wie meine Erfahrungen und ich hätte mir so gewünscht, jemanden wie dich an der Seite zu haben, der mich ernst nimmt und für mich einsteht.
Ich hab KJP und Tabletten hinter mir. War immer 'falsch' und 'anders'.

Also meinen allergrößten Respekt an dich. Das hat sicher unheimlich viel Kraft gekostet.


Danke. Und zum Markierten: Ja, das hat es. Und es kommt eben wieder hoch, wenn ich dann solche lapidar hingeschriebene Sachen lese, wie: Ich bin strikt gegen Homeschooling, weil die Gefahr, dass die Spinner..... jaja, die, aber es gibt sie eben, die anderen. Und nicht wenig, aber die wollen keine Konfrontation, sondern nur eine Chance, also geht man ganz weg, aus einem Land, in dem man Angst haben muss, dass einem wegen dem Gang in ein Schulgebäude (denn Bildung sollen sie ja bekommen, ganz unbedingt sogar) das Sorgerecht ganz oder teilweise entzogen wird.

... und gerade dachte ich, wir hätten die sachliche Basis wiedergefunden.
Weißt du, ich bilde mir meine Meinung auch nicht aus Jux und Dollerei oder aus dem Bauch raus.
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