Mütter- und Schwangerenforum

1. Kind - Geburtsbericht. Nicht spektakulär, jedoch seeehr genau beschrieben. LANG!

10.10.2016 21:43
Sooo, nach 7,5 Monaten schaffe auch ich nun, meinen bzw. unseren Geburtsbericht zu verfassen.

Vorweg, für die, die sich vor einer bevorstehenden Geburt grauen, es kommt nichts schlimmes. Es war eine ganz natürliche Geburt.

Ich testete am 25. Juni 2015 nach 4 ÜZ positiv. Wenige Wochen später, nämlich in der 13. SSW wussten wir schon, dass es ein Junge werden würde. Nicht zu 100% fix, doch der Frauenarzt wagte bereits eine Vermutung zu äußern. Denn unser kleiner Mann lag fast bei jedem US breitbeinig vor der Linse und zeigte uns sein bestes Stück.

Die Schwangerschaft verlief im Großen und Ganzen problemlos. Mir war vielleicht einmal ein bisschen übel, ob das mit der SS zusammen hing, weiß ich nicht mal. Ich musste mich nie übergeben. Ich nahm erst ab der 18. SSW zu. Ich hatte keinen Heißhunger auf bestimme Lebensmittel.
Ich spürte lediglich, dass mir auf einmal alles schwerer fiel. Das Treppensteigen, Boden wischen und solche Dinge. Ich kam schneller außer Atem. Müde war ich auch, aber das war ich vorher schon. Nun genoss ich es, mich am Nachmittag aufs Ohr zu hauen, weil ich ja schwanger war. Später bekam ich leichte Risse in der Haut, aber eher an der Seite als direkt vorne am Bauch, die man heute noch sieht.

Der Geburtstermin war der 5. März 2016.
Im Nachhinein gesehen, verging die Zeit der SS wirklich schnell.

Im Oktober 2015, in der 20.SSW klopfte der Zwerg zum ersten Mal an, wo ich mir sicher war, dass ER es war und keine Magenverstimmung oder so. Ab da spürte ich ihn jeden Tag. Er meldete sich immer, dass es ihm gut ging.

Bereits Weihnachten 2015, ich glaube, es war sogar Mitte Dezember, fingen bei mir Übungswehen an. Ich hatte sie fast jeden Tag. Ich denke, dass diese Übungswehen viele haben. Manche spüren sie intensiver, manche weniger, andere wieder gar nicht.
Ich bin von Haus aus ein sensibler Mensch. Ich spüre jede Kleinigkeit an meinem Körper intensiver. Glaube ich. Ich spürte die Übungswehen wie gesagt, fast jeden Tag und dachte mir, oh Gott, das kann ja lustig werden, wenn ich jetzt schon, fast 3 Monate vor Termin Wehen habe, auch wenn es nur Übungswehen sind. Ich kann mich noch genau erinnern, wie sich mein Bauch zusammenzog, eine Weile in diesem Gefühl blieb, und sich dann wieder löste.

Ich muss noch etwas sagen, bevor es zum eigentlichen Geburtsbericht kommt: mir graute immer vor der Geburt. Ich hatte Angst, es würde so wehtun, dass ich es nicht überleben könnte. Mir graute davor, mich vor meinem Freund und der Hebamme oder Ärzten "in die Hose" zu machen, auf gut Deutsch, mich anzukacken.
Mir graute vor evtl. Dammschnitten oder -rissen. Mir graute davor, nach der Geburt Hämmorhoiden zu bekommen (hab sie nicht gekriegt). Dass es da unten nie wieder so wird, wie vorher. Dass ich länger als stundenlang in den Wehen liegen würde und es würde sich nichts tun.
Ich glaube, die ganzen Sorgen kann ich hier gar nicht mehr aufzählen, aber die meisten wissen die ja.
Dann kam das Seelische dazu: WAS WENN MIR MEIN BABY EGAL IST?
Jaaa... auf so blöde und dämliche Gedanken kommt man. Was, wenn es da liegt und ich habe keine Muttergefühle für das hilflose Ding? Was, wenn der Babyblues zu viel wird für mich?
Ja, diese Gedanken und Sorgen beschäftigten mich oft. Ich teilte sie oft mit meinem Partner und Vater meines Kindes, mit dem ich bald 4 Jahre zusammen bin. Sehr glücklich. Und er versuchte stets mir die Sorgen und Gedanken zu nehmen, oder sie ein wenig erträglicher zu machen. Ich war und bin ihm heute noch sehr dankbar dafür.

So, und nun gehts endlich los:
Nach den bereits erwähnten wochen- und monatelangen Übungswehen, wurden die einige Wochen vor ET etwas länger, öfter und intensiver. Wieviele Wochen vor ET kann ich nicht mehr sagen.

Ca. 2 Wochen vor ET hatten wir die letzte Untersuchung, die im KH statt fand. Das war der Montag, 22. Februar. An diesem Tag sollten wir unseren Schatz zum letzten Mal am US sehen, bevor wir ihn im echten Leben begrüßen durften. Es wurde CTG gemacht, US, Blutabnahme, das volle Programm. Und es war alles in bester Ordnung. Der Doc. wollte sich auf keine Größe und kein Gewicht des Babys festlegen, da es zu so großen Abweichungen kommen konnte. Gut, Untersuchungen passten. Er meinte noch, ich hätte sehr wahrscheinlich keinen Blasensprung, da sein Kopf schon zu sehr abdichtet. Und wenn ich einen hätte, könnte man ruhig noch ein Stück gehen und müsste nicht komplett liegend transportiert werden. Nächster Termin, Freitag, 4. März. Zu diesem sollte es jedoch nicht mehr kommen.

Mein Partner schichtelt. In dieser Woche, als wir die Untersuchung hatten, hatte er Mittagsschicht. Also fängt er um 2 Nachmittag an und kommt um 10 Uhr abends heim. Manchmal auch später, da er Überstunden macht.
Am Dienstag fingen gegen 22 Uhr die Wehen stärker an. Auf einmal wurden die Abstände geringer. Das Ziehen noch heftiger, so dass ich zu Veratmen begann.

Ich lud mir eine Wehen-App runter um mit zu stoppen, wann die Wehe begann und sie wieder aufhörte. Meistens waren sie zwischen 5 und 10 Minuten. Die Abstände wurden dann im Laufe der Nacht kürzer.

Mein Freund kam um 22 Uhr von der Arbeit heim und ich sagte ihm, dass es sein konnte, dass es in dieser Nacht los ging, ich aber noch ein paar Stunden warten wollte, da sie ja im KH einen wieder heimschicken, wenn die Wehenabstände noch nicht zu gering sind.

Ich schlief in dieser Nacht nichts und wehte vor mich hin. Um 5 Uhr morgens weckte ich ihn und meinte, ich wolle nun ins KH, denn es hört nicht mehr auf. Also, auf ins KH. Dort wurde ich erst mal ewig ans CTG gehängt. Ich wehte weiter vor mich hin. Ich kam mir so blöd vor, weil mir das so weh tat und ich teilweise laut vor mich hinjammerte. Nach dem CTG wurde der Muttermund abgetastet: ER IST NOCH KOMPLETT ZU! NEIN!!!! Mir wurde ganz anders.. ich war mir so sicher, dass er an diesem Tag noch kommen sollte. Also wurde mir geraten, 2 Stunden durchs KH spazieren zu gehen und dann wieder zu kommen, um noch mal nach zu sehen. Gesagt, getan. Während des Spazierganges musste ich immer wieder mal stehen bleiben, weil ich die Wehe veratmen musste. Mein Freund war stets an meiner Seite.

Um halb 11 vormittags wurde ich wieder nach Hause geschickt. Muttermund komplett verschlossen. Auch wurden die Wehenabstände nun wieder länger.

Sie waren zwar wieder länger, aber nun kamen sie stundenweise. Und trotzdem noch intensiv. Den ganzen Mittwoch wehte ich dahin. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag konnte ich etwas schlafen, wurde fast pünktlich jede Stunde von einer seeeeehr intensiven Wehe geweckt, die ich laut veratmen musste.

Am Donnerstag ging es den ganzen Tag so weiter, jedoch wurden die Wehenabstände im Laufe des Tages wieder kürzer. Am Nachmittag waren es nur noch halbstündliche Abstände, gegen Abend nur mehr 20 Minuten und um 22 Uhr ging es wieder los, alle 3-5 Minuten Abstände. Diesmal kam mein Freund nicht um 22 Uhr heim, sondern erst um 00:30 Uhr weil er Überstunden machte. Wenn plötzlich was gewesen wäre, hätte er sowieso jederzeit weg können. Er arbeitet nämlich zum Glück nur 5 Minuten Fußweg von daheim weg.

Als er um halb 1 heim kam, drückte ich immer noch alle paar Minuten GO und STOP auf der Wehen-App.
Ich wollte aber wieder warten und wir legten uns in Bett. Vielleicht würden die Abstände ja wieder länger werden. Ich hatte noch über eine Woche bis zum Termin.

Natürlich schliefen wir wieder nichts. Um PUNKT 2 Uhr früh, riss mir während einer Wehe liegend im Bett die Fruchtblase. Es war ein PLOPP in mir zu spüren und in diesem Moment wusste ich sofort, was passiert war und es nun losgehen würde. Fast noch während des Plopp wollte ich noch sagen, oje, die Blase ist geplatzt, da wurde es auch schon nass. Es hörte nicht mehr auf zu rinnen. So war zumindest mein Gefühl. Ich stand voll Freude auf und sagte: JA! Endlich geht es los! ER KOMMT!!!! Wir waren beide sooooooo aufgeregt. Ich ging noch schnell aufs Klo, stopfte mir ein Handtuch in die Hose. Ein weiteres Handtuch hatten wir eh schon im Auto vorsorglich liegen, wo ich mich drauf setzte.

Um halb 3 Früh waren wir im KH. Ich ging sogar noch vom Parkplatz zum KH Eingang, wo ich mich dann in einen Rollstuhl setzte und er mich in den Kreißsaal brachte. Dort mussten wir bestimmt 10 Minuten warten, da es Nacht war und man läuten musste, bis jemand kam. Für mich wares es gefühlte Stunden. Ich hatte soooo einen Druck nach unten, und das Gefühl, er würde jederzeit aus mir raus ploppen.

Als dann endlich eine Hebamme kam, brachten sie mich in den Kreißsaal. Ich bekam mein Nachthemd und wurde ans CTG gehängt. Dann ging sie wieder, sie war fast nie da. Dafür mein Freund, der neben mir saß, wieder was zum Trinken gab. Mich streichelte. Ich glaube, ich hing fast eine Stunde am CTG, bis sie sich mal meinen MuMu anschaute. 3 CM. JA! Ich fragte, wie lange es dauert, bis man die 10 CM erreicht hätte... naja, pro CM eine Stunde... Mir wurde ganz anders.. es war schon 4 Uhr morgens oder so und ich sollte noch 7 Stunden da liegen und wehen? Ich wollte nicht mehr.

Ich fragte nach einem Schmerzmittel. Sie meinte, ich könne auch in die Badewanne, wenn ich wolle. Ich bejahte. Um halb 5 morgens stieg ich also in die Badewanne. Es tat mir sooooooo gut. Länger als eine halbe Stunde hielt ich es allerdings nicht aus, da dann die Wehen trotzdem wieder so stark wie vorher waren. Also wieder raus, wieder auf die Liege.
Schmerzmittel? Aja, sie gab mir eine Buscopan, die NULL half. Bis zu dem Zeitpunkt fing ich wirklich zu jammern an. Ich bettelte meinen Freund um eine PDA an, da die Hebamme ja selten da war. Ich bettelte aber nur während einer Wehe. Als sie wieder weg war, meinte ich, ich hätte keine nötig, da ich es auch so schaffen würde. Nächste Wehe: Ich will nen Kreuzstiiiiich (wird bei uns so genannt). Wehe vorbei: ich schaff das so!

Ich fragte sich nochmal wegen einem Schmerzmittel, und diesmal gab sie mir eine Infusion. Das Zeug hat mich echt benebelt. Es hat fast sofort gewirkt und ließ mich die Wehen ertragen. Mein Freund meinte noch, dass ich mal 10 Minuten sogar fast geschlaften habe. Ich war so in Trance.

Um halb 7, oder 7 kam die Tageshebamme und die Nachthebamme ging heim. Die Tageshebamme war sooo toll. Sie blieb bei mir, motivierte mich, half mir beim veratmen. Mit ihr war auch eine belgische Hebammenschülerin mit. Also hatte ich eigentlich 2 Hebammen.

Die "Haupt"-Hebamme meinte, ich müsse noch aufs Klo gehen, Darm entleeren. Nun kam das, wovor mir wirklich graute. Also ging ich aufs Klo, die belgische Hebamme und mein Freund unterstützten mich. Ich hatte so einen Druck nach unten, und wusste, da musste auch noch was anderes raus, als mein Baby. Aber es ging nicht. Also legte ich mich wieder hin.
Nach kurzer Zeit, ich weiß nicht mehr, wieviel später, musste ich dann doch und sagte es ihnen auch, doch es war zu spät, nochmal aufs Klo aufzustehen. Also machte ich mich im Liegen an. Zu diesem Zeitpunkt war mir das aber vollkommen egal. Sie putzten mich und weiter gings mit der Geburt. Mein Freund massierte mir den Rücken, als ich seitlich lag und es tat mir so gut.

Als am MuMu nachgesehen wurde, sagte sie mir, ich hätte ca. 7 cm. Und auf einmal gings los. Die Presswehen setzten ein. Und die waren, ehrlich gesagt, weit nicht so schlimm, wie die Wehen vorher. Ich presste und presste und presste. Ich hörte nicht mehr auf. Selbst als die Wehe vorüber war und die Hebi meinte, ob ich denn überhaupt noch eine Wehe hätte, presste ich. Ich weiß nicht, woher ich die Kraft nahm. Dann sagte sie, dass sie den Kopf schon gut spürte, nahm meine Hand und ließ mich unten nach seinem Kopf greifen. Dann sagte sie noch, das schaffen wir noch vor 8 Uhr.

Und auf einmal ging es Schlag auf Schlag. Es fühlte sich an, als ob es mir alles da unten zerreissen würde. Ich presste und presste und auf einmal WAR ER DA!!! UNSER SCHATZ! Er schrie nicht, er weinte nicht mal wirklich. Sie legte ihn mir sofort auf meine Brust und da fing er auch schon zu nuckeln an. Meinem Freund kullerten die Tränen über sein Gesicht. Er war so glücklich. Wir waren alle glücklich. Es war ein sooo überwältigendes und wunderschönes Gefühl, das man nicht beschreiben kann. Ich musste dann noch die Nachgeburt zur Welt bringen, die sie uns dann noch zeigte. Passte alles hervorragend. Dann oder davor durfte mein Freund uns trennen. Er durchschnitt die Nabelschnur. Wahrscheinlich oder ziemlich sicher geschah das noch bevor ich die Nachgeburt raus brachte.

Um 07:57 Uhr kam unser kleiner David zur Welt. Wir hatten es tatsächlich noch vor 8 Uhr geschafft.
Am Freitag, den 26. Februar 2016. Eine Woche und einen Tag vor ET.
Mit einer Größe von 51 cm und einem Gewicht von 3550g.
Bereits am Sonntag durften wir heim gehen.

Nun ist er 7,5 Monate alt. Krabbelt fast, und der 6. Zahn rückt an.
Ich weiß nicht, wie schnell diese Monate vergingen. Er wird von Tag zu Tag lieber und hübscher. Ich liebe ihn von Tag zu Tag mehr.

An all jene, die wirklich eine "Horrorgeburt" hinter sich haben, die wirklich länger als meine "6 Stunden ab Blasensprung" gemeistert haben, ob mit Saugglocke, Notkaiserschnitt oder sonstigem...
RESPEKT AN EUCH ALLE.
Im Nachhinein gesehen hatte ich eine Traumgeburt. Ich bekam ein Mini-Schnitterl irgendwo innen. Heute spür ich nichts mehr davon.
Ich bin vielleicht ein wehleidiger Mensch und weiß nicht was gewesen wäre, hätte ich eine andere Geburt gehabt. Die länger und mit Komplikationen versehen gewesen wäre.

Wenn ihr das jetzt geschafft habt, zu lesen, dann gebührt euch ebenfalls Respekt. Denn es war nun nicht allzu spektakulär, jedoch ziemlich genau beschrieben. Aber das musste jetzt mal für mich sein. Das ich mir das alles von meiner Seele schrieb.

Ich wünsche euch einen schönen Abend. Schöne Geburten und gesunde Kinder!
Pakuna
7783 Beiträge
10.10.2016 22:08
Wow Grandios geschrieben, hat total Spaß gemacht zu lesen

Dir gebührt auch Respekt; mir scheint Du bist selbt nach so wenig Schlaf über Dich hinausgewachsen.
aileen88
1900 Beiträge
11.10.2016 08:00
Ich lese selten so lange Texte, aber deinem konnte ich einfach nicht widerstehen
Sehr schön geschrieben
Alles Liebe für euch!
Daisy28
318 Beiträge
11.10.2016 13:51

Gut gemacht und schön geschrieben.
NimaLi
356 Beiträge
04.11.2016 13:12
wirklich toll geschrieben =)
DANKE
04.11.2016 19:49
Ich danke euch!
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