Mütter- und Schwangerenforum

Einleitung - mein Bericht

22.12.2016 19:42
Nun geht dieses aufregende Jahr 2016 langsam zu Ende und endlich hab ich die Zeit und einigermaßen treffende Worte gefunden, um die Geburt unseres Februarglücks niederzuschreiben.
Ich wurde eingeleitet mit Cytotec und hoffe mein Bericht, macht anderen werdenden Mamas, die aufgrund der vielen Horror-Einleitungsberichte verunsichert sind, ein wenig Mut. Vorab sei gesagt: Ja, es tat ziemlich ziemlich ziemlich doll weh, aber - auch wenn ich keine Vergleichsmöglichkeit habe - denke ich nicht, dass es schlimmer war als eine "normale" Geburt. Viel Spaß beim Lesen!

18.02.2016
Tag X - der errechnete Termin - ist endlich gekommen! Morgens um 08:00 sind mein Mann und ich im Krankenhaus, wo aufgrund der Plazentaverkalkung und des (scheinbar) geringen Bauchumfangs und Gewichts der Kleinen die Einleitung mit Cytotec beschlossen wird. Los geht's mit alle 4 Stunden insgesamt 3 x 50 mg. Wir checken im Familienzimmer ein (ab der Geburt bleibt mein Mann mit da) und sind ziemlich aufgeregt!

19.02.2016
Heute wird auf die volle Dosis von 100 mg alle 4 Stunden erhöht. Nach der Vergabe wird jedes mal 45 Min. ein CTG geschrieben. Wir spazieren durch den kleinen Klinikpark und laufen Treppen. Nachdem bis mittags bereits 7 Nachfragen kommen, ob das Baby schon da ist, schalten wir die Handys aus. Ganz langsam legt sich die erste Aufregung, es tut sich noch gar nichts.

20.02.2016
Es tut sich weiterhin nichts, es gibt wieder 100 mg alle 4 Stunden. Nachmittags hab ich kurz ein frustriertes Tief, die Schwestern bauen mich schnell wieder auf. Eine Einleitung kann nun mal dauern
In der Nacht kann ich nicht schlafen, weil nun doch Wehen kommen. Ab runter zur Nachthebamme, der Muttermund ist festverschlossen. Ich kriege einen Tropf Buscopan und versuche noch etwas zu schlafen, mehr als 3 Stunden sind aber nicht mehr drin.

21.02.2016
Die Ärzte fragen, ob ich einen Pausentag will - aber jetzt haben wir Blut geleckt! Dem Baby geht's laut CTG bestens, es geht also mit Cytotec weiter wie bisher. Gegen 20:30 - Wehen sind seit 17 Uhr da, aber super auszuhalten und recht unregelmäßig - überlegt mein Mann langsam heim zu fahren. Plötzlich macht es Plopp und ich weiß sofort, dass die Fruchtblase durch ist. Während ich mich notdürftig trockne und darüber ärgere, nur eine Jogginghose eingepackt zu haben, holt mein Mann die Schwester und ich werde samt Bett in den Wehenraum gebracht und gleich ans CTG gehangen. Jetzt gehen auch die Wehen regelmäßig und werden schmerzhafter, lassen sich aber gut veratmen. Der Muttermund ist erst bei 2 cm. Nach einer halben Stunde CTG darf ich rumlaufen, das tut unheimlich gut. Ich kann in den Wehenpausen noch mit meinem Mann Witze machen. Irgendwann guckt die Hebamme zum 3. mal nach, der Muttermund ist bei 3 - 4 cm. Ich kriege zwei Buscopanzäpfchen gegen die Schmerzen und darf in die Wanne, mein Mann ist die ganze Zeit bei mir, versorgt mich mit Wasser und schickt mich regelmäßig auf Toilette, weil man das in dem ganzen Trubel schonmal ganz gern vergisst.
Gegen 24:00 Uhr ist der Muttermund endlich bei etwa 6 cm und wir dürfen in den Kreissaal.

22.02.2016
Ab jetzt hab ich kein Zeitgefühl mehr, die letzten cm scheinen ewig zu dauern und tun wahnsinnig weh. Ich kriege einen Tropf, um die Schmerzen zu dämmen und soll immer wieder aufstehen, um die Schwerkraft zu nutzen. Die Austreibungsphase beginnt erst gegen 04:00 Uhr. Der Schlafmangel und das viele Rumlaufen in der Eröffnungsphase, rächen sich jetzt. Ich habe mich noch nie so müde gefühlt und döse zwischen den Wehen vor mich hin, selbst das Wasserglas kann ich nicht mehr allein halten. Mein Mann sieht schon den Kopf und kann ihn sogar schon berühren, bei den letzten drei Wehen drückt die Ärztin, die irgendwann dazu kam, auf meinem Bauch mit. Um 05:17 ist der Kopf geboren, ich sehe dieses graue verformte Ding zwischen meinen Beinen hängen und sich nicht regen und bin schlagartig vor Panik wach. Die Ärztin beruhigt mich und mit der nächsten Wehe ist es dann um 05:25 endlich geschafft. Die mit 3.240 g und 52 cm (KU 33 cm) gar nicht mal so kleine Lilly Joanna (die Hebamme bestätigt mir das Geschlecht ) kommt auf meinen Bauch und sieht plötzlich gar nicht mehr grau und verformt sondern wunderschön auf. Sie quäkt ein bisschen und guckt uns aus großen dunkelblauen Augen an und was alle vorher gesagt haben stimmt: Ich hab kein bisschen Schmerzen mehr und merke nur, weil die Ärztin es mir zeigt, dass die Plazenta im Ganzen nachgekommen ist.

Im Nachhinein muss ich sagen, dass Vieles passiert ist, vor dem ich mich vorher gefürchtet/geschämt hätte. Ich musste geschnitten und mit einigen Stichen vernäht werden. Fremde Leute (zeitgleich liefen noch zwei Geburten) haben mich zerzaust, blass und von hinten nackt im Krankenhauskittel auf dem Gang rumlaufen sehen. Ich hab gebrüllt, mich übergeben und auch sonst hat sich einiges von selbst entleert. Aber in diesen Momenten hab ich das nicht mal realisiert. Die Hebamme hat alles dezent und schnell weggewischt, den Schnitt hab ich nicht mal mitbekommen und die anderen Frauen auf dem Gang sahen weder interessiert noch besonders viel besser aus.
Katheryna
2787 Beiträge
22.12.2016 21:22
Schöner Bericht
Und nachträglich noch alles Gute und herzlichen Glückwunsch

Du hast echt recht! Während der Geburt ist einem alles egal . Ich dachte auch, ich kann nie laut schreien, schon gar nicht in Gegenwart anderer Leute... bis es dann so weit war
Und im Netzhöschen bin ich auch mal über den Gang gehuscht...
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