Mütter- und Schwangerenforum

Auf dem Abstellgleis

kakusa
341 Beiträge
28.02.2013 11:24
Hallo,

ich bin Mutter einer fast 2-Jährigen und bekomme in einigen Wochen mein Zweites Kind, in 4 Wochen geht es in den Mutterschutz...

Ich habe bisher meinen Job trotz aller Höhen und Tiefen geliebt, meine zweijährige geht in den Kindergarten und auch unser Nachwuchs wird mit 5 Monaten in die Betreuung gehen.

Ich habe mich schon immer sehr über meinen Beruf identifiziert. Zu meinem Leidwesen und dem von anderen...

Nach meiner Tochter bin ich erst 20 und dann 30 Stunden arbeiten gegangen, jetzt dann direkt wieder 30 Stunden. Ich bin der Ansicht das ich mich immer in den Job reingekniet habe, auch mal mit Ausnahmen, ganz klar....

Bisher habe ich gut verdient gehabt und wir sind gut klar gekommen, auch weil mein Mann deutlich besser verdient.

ABER so langsam sehe ich meine Felle davon schwimmen und mich auf dem Abstellgleis.

Ich habe seit meiner ersten Schwangerschaft keine Gehaltserhöhung mehr bekommen. früher regelmäßig, auch sind kleine Annehmlichkeiten wie Fortbildungen hier oder da sehr zurück gefahren worden. Statt dessen werden nun andere noch mehr gefördert. Ich freue mich für meine Kolleginnen ich mag sie sehr und schätze sie. Aber trotz alle dem habe ich das Gefühl nur noch dritte Wahl zu sein...

Ich mag meine Arbeitsstelle daher kam ein Wechsel für mich bisher nicht in Frage, wer soll mich auch nehmen mit zwei so kleinen Kindern.

Jedoch frage ich mich wie es weiter gehen soll. Meine Karriere war mir immer wichtig, und ich war auch immer der Ansicht dass es gut funktioniert. Wir sind gut organisiert, obwohl wir keine Babysitter oder Oma/Opa bereit stehen haben.

Im Krankheitsfall wird sich abgewechselt, zum Glück ist unsere Tochter auch nicht so oft krank. Aber selbst wenn plagt mich immer das schlechte Gewissen.

Ich will kein Mitleid oder so, ich bin nur über die Zeit zur Erkenntnis gekommen, das Familie und Beruf nicht so vereinbar ist wie man es sich manchmal wünscht, auch Frage ich mich was die Zukunft bringt.

Ich würde halt auch gerne irgendwann gerne wieder mehr Geld verdienen, eine wichtigere Position eiinnehmen, Ja das gebe ich zu auch um die Bestätigung zu bekommen, wieder was wert zu sein.

Ich wollte mir das mal von der Seele schreiben, Danke fürs Zuhören/Lesen.
zlatka
2140 Beiträge
28.02.2013 11:26
In welchem Bereich arbeitest du?
Ich finde nicht unbedingt, dass man als junge Mutter auf dem Abstellgleis steht.
Heutzutage kann man alles schaffen und wenn die Betreuung gut ist und der Arbeitgeber ein gewisses Verständnis für die Situation aufbringt kann man alles schaffen

Aber ich kann gut verstehen was du meinst und wie du dich fühlst.
kakusa
341 Beiträge
28.02.2013 11:30
Ich bin im Dienstleistungsbereich tätig.
HollyH
5487 Beiträge
28.02.2013 11:30
Ich würde das Gespräch mit deinem Vorgesetzten suchen und ihm mitteilen, was du dir für die Zukunft von deinem Job erwartest, dass du dein Wissen durch Fortbildungen wieder gern auf den aktuellsten Stand bringen möchtest.

So lange du nichts sagst, denkt dein Chef garantiert, du bist zufriedem mit dem, was du hast.

Und auch wenn Gehaltserhöhungen bisher immer automatisch kamen, würde ich dann jetzt einfach mal danach fragen (bzw. jetzt 4 Wochen vor MuSchu ist vielleicht nicht mehr unbedingt der beste Zeitpunkt).
Sommerlich
981 Beiträge
28.02.2013 11:39
in höheren Positionen ist das genau das problem: die anderen Kollegen sind 100% einsetzbar und mit Kind(ern) ist man/frau halt leider eingeschränkt. Gewisse Projekte werden einem gar nicht mehr angeboten etc. - wenn man gute Kollegen (und eine passende Führungsebene) hat, ist es vielleicht nicht ganz so krass. Bei mir ist der Zug mit der SS abgefahren, definitiv. Meine Kollegin ist diese Bezeichnung nicht wert, hat vorher schon integriert und alles gemobbt was nicht bei drei aufm Baum war. Einerseits arbeitet ja niemand außer ihr, andererseits geht sie ja jetzt total unter wenn sie ganz alleine ist..

Ich sehs mittlerweile locker. Ich hab immer gern gearbeitet aber die große Karriere ist nimmer drin und das ist ok so. Evtl. spiele ich mit dem Gedanken, mich selbständig zu machen aber so gern ich auch wieder Vollzeit arbeiten gehen würde (nach ca. 1 - 1,5 Jahren, weil uns die Kosten für die Kinderbetreuung sonst auffrässen), da seh ich derzeit kaum eine Möglichkeit.

Habe das bei allen (!!!!) Müttern im Betrieb mitbekommen: biste im Muschu, wars das. Ehemalige Vorstandsassistentinnen sind ratzfatz ersetzt worden und zwar durch das jüngere, frisch aus der Ausbildung kommende Modell. Kaufm. MA arbeiten nur noch 3 Tage in einem bestimmten Bereich, wo sie sich selbst eine "Nische" geschaffen haben (zB spezielle EDV-Kenntnisse u.ä.). Andere Kolleginnen mit mittlerweile halbwüchsigen Kids müssen um eine Vollzeitstelle kämpfen.. Ob mir das der jetzige Job wert ist muss ich mir noch schwer überlegen.

Evtl. bewerbe ich mich aber nach der EZ neu direkt auf VZ, damit ich den ganzen Trubel umgehe. Aber schade wärs schon, ich mag mein Team und den Job eigentlich auch..
kakusa
341 Beiträge
28.02.2013 11:41
Hi Sommerlich, ja genau so sehe ich das Problem auch, sauerverdiente Qualifikationen sind mit einem Mal weg.

Ich liebe meine Kinder über alles aber ich kann den Druck selbst nicht von mir nehmen. Diese Lockerheit fehlt mir leider...
Janette
459 Beiträge
28.02.2013 11:58
Na ja Karriere ,Mutter und Hausfrau sein, sind manchmal nicht leicht unter einem hut zu bringen...

Luni
31770 Beiträge
28.02.2013 12:12
Ich kann dazu nur meinen Fall schildern, der leider noch unschöner ausging...
Ich war 8 Jahre für eine Firma tätig, habe Überstunden geschoben und zwar ordentlich, war immer flexibel (wir hatten Saisongeschäft), hab an Wochenenden und Abends gearbeitet ohne Zuschläge und habe mich immer sehr mit dieser Firma identifiziert.
Dann wurde ich schwanger und mein Chef freute sich sogar sehr für mich. Wir haben ausgemacht, dass ich direkt nach dem Mutterschutz wieder für 4 Stunden in der Woche, sprich 1 Vormittag anfangen werden.
Tja dann kam die böse Überraschung. Mein Stundenlohn sollte von 14 € auf unter 10 € gekürzt werden. Darauf habe ich mich nicht eingelassen, schließlich hätte ich dafür ja auch die Zeit mit meinem Kind geopfert.
Nun ist das Elternjahr zu Ende und meine Firma hat leider keinen Teilzeitjob für mich... Ob das Absicht oder Tatsache ist, sei dahingestellt.
Ich habe meinen Job über alles geliebt, alles gegeben und gedankt wurde es mir leider gar nicht. Ich bin ziemlich enttäuscht und aktuell auf Jobsuche.
goldfisch
2673 Beiträge
28.02.2013 12:40
kann das leider auch bestätigen.
hab eine super qualifikation und einen guten job. aber wenn man in der top position "nur" noch 30 stunden zur verfügung steht, dann ist man einfach auf dem abstellgleis.
war 1,5 jahre nach der geburt meiner tochter wieder 30 stunden die woche arbeiten. und hab meinen job auch gut gemacht. trotzdem wird einem nicht mehr so tolle projekte angeboten wie zuvor und wenn man für mandanten oder unterstellte mitarbeiter eben nicht mehr 24/7 erreichbar ist, dann ist man plötzlich eher wieder zurückgestuft.
ich hab mich damit abgefunden. kind und karriere ist meiner meinung nach nicht vereinbar. und ich will auch nicht karriere machen und meine kinder nur noch ne stunde täglich sehen.
für mich ist und bleibt teilzeit die alternative der wahl. ich mag meinen beruf - von der karriere hab ich aber abstand genommen.
dafür verbringe ich gerne die nachmittage mit meinen kids. (der kleine kommt im herbst in die kita und ich werde 25 h arbeiten gehen)
goldfisch
2673 Beiträge
28.02.2013 12:44
wollte noch was dazu schreiben:
ich finde es schade, dass es aber nur ganz ganz wenig anspruchsvolle positionen in teilzeit gibt und solche auch niemals ausgeschrieben werden.
denn ich würde gerne den arbeitgeber wechseln. arbeite noch imme rim aussendienst und in teilzeit ist das hart, auch wenn schon wirklich rücksicht auf mich genommen wird. zudem zieht mein büro um und da hätte ich einen einfachen fahrtweg von 45 minuten, was mir definitiv zu weit ist.
aber wer nimmt schon eine mutter mit 2 kids, die nur 25 h die woche arbeiten will - quali hin oder her. da bekommst dann keinen top job mehr
Luni
31770 Beiträge
28.02.2013 12:51
Abgesehen davon tut man sich ja schon schwer einen "normalen" Bürojob zu finden. Mir wären bis zu 25 Stunden recht, aber das wird extrem selten gesucht. Und wenn, dann doch gerne nur Nachmittags, weil die alten Damen (kurz vor der Rente) lieber Vormittags arbeiten würden... so gings mir mit der letzten Stelle für die ich mich vorgestellt habe.
Sehr familienfreundlich...
kakusa
341 Beiträge
28.02.2013 12:58
Ja es ist halt echt nicht leicht, zumal man ja finanziell über die Runden kommen möchte und glücklich dabei sein.

Anscheinend ist das aber zu viel verlangt.

Ich bin aber froh das andere auch so unglücklich sind über ihre Situation
annest
1 Beiträge
13.02.2017 10:41
Hallo,

ich hänge gerade etwas durch, und als ich deine Nachricht gelesen habe, war es als ob mir jemand aus der Seele spricht.

Ich bin jetzt seid 2 Jahren wieder zurück im Beruf, aber ich komme einfach nicht vom Fleck. Es ist frustrierend. Meine Kollegen besuchen am Band Schulungen, haben InHouse Lehrgänge, Meetings, neue Projekte usw. Vor einem Jahr - ohne Witz - wurden die Meetings nachmittags abgehalten, weil man einfach keine Rücksicht auf mich nahm. Am nächsten Morgen musste ich mich dann durch Rückfragen über die Ergebnisse informieren. Meetings betrafen letztendlich MEINE Arbeit. Aber gut, da es jetzt keine mehr gibt....erledigt.

Ich bin Softwareentwickler - vermutlich ein großes Problem. Bei meinem letzten Bewerbungsgespräch meinte man zu mir, dass man als Mutter 2er Kinder nicht entwickeln kann. Man kann sich nicht richtig konzentrieren und sich auf Probleme einlassen. Aber sie würden mich dennoch nehmen. (?) Nein danke. Nach einem Kundentelefonat meinte mein Chef: "Kaffeekränzchen bitte während privater Zeit." Ja, vor den Kindern hatte ich einen jungen dynamischen Chef. Es war toll. Ich hatte Projektverantwortung, war mit auf Konferenzen, habe Projekte beim Kunden vorgestellt, wurde inHouse bei anderen Abteilungen bei Design von Software-Architekturen dazugeholt als beratende Person, es war toll. Als ich wiederkam, gabs die Abteilung nicht mehr, ich bekam einen Chef 55+, 2 alte Projekte - keine Kollegen, ein kleines Büro am Ende des Flures. Ende Gelände. Auf die Frage "Wie meine Perspektive aussieht?" meinte mein Chef nur: "Da gibt es keine. In 7 Jahren gehe ich in Rente. Bis dahin hab Geduld und kümmere dich doch um deine Kinder. Ist doch ein ruhiger Job "

Mein Mann ist viel auf Dienstreise und ist glücklich, dass ich beruflich eher auf dem Abstellgleis bin und mehr Zeit habe alles dumrum zu organisieren.

Entschuöldigung jetzt habe ich doch soviel von mir geschrieben. Aber es ist soviel und es wird immer mehr .
Wie war es denn bei dir? Hat dein Mann dich unterstützt? Hast du den Arbeitgeber gewechselt? Hast du innerlich resigniert? Hast du dir andere Schwerpunkte im Leben gesucht? Konntest du das Problem lösen?

Ich würde mich freuen, einfach von dir zu hören. Das wäre echt lieb.
Grüße
Anne

P.S. Unten ist nochmal deine Nachricht, da es ja schon lange her ist...

Zitat von kakusa:

Hallo,

ich bin Mutter einer fast 2-Jährigen und bekomme in einigen Wochen mein Zweites Kind, in 4 Wochen geht es in den Mutterschutz...

Ich habe bisher meinen Job trotz aller Höhen und Tiefen geliebt, meine zweijährige geht in den Kindergarten und auch unser Nachwuchs wird mit 5 Monaten in die Betreuung gehen.

Ich habe mich schon immer sehr über meinen Beruf identifiziert. Zu meinem Leidwesen und dem von anderen...

Nach meiner Tochter bin ich erst 20 und dann 30 Stunden arbeiten gegangen, jetzt dann direkt wieder 30 Stunden. Ich bin der Ansicht das ich mich immer in den Job reingekniet habe, auch mal mit Ausnahmen, ganz klar....

Bisher habe ich gut verdient gehabt und wir sind gut klar gekommen, auch weil mein Mann deutlich besser verdient.

ABER so langsam sehe ich meine Felle davon schwimmen und mich auf dem Abstellgleis.

Ich habe seit meiner ersten Schwangerschaft keine Gehaltserhöhung mehr bekommen. früher regelmäßig, auch sind kleine Annehmlichkeiten wie Fortbildungen hier oder da sehr zurück gefahren worden. Statt dessen werden nun andere noch mehr gefördert. Ich freue mich für meine Kolleginnen ich mag sie sehr und schätze sie. Aber trotz alle dem habe ich das Gefühl nur noch dritte Wahl zu sein...

Ich mag meine Arbeitsstelle daher kam ein Wechsel für mich bisher nicht in Frage, wer soll mich auch nehmen mit zwei so kleinen Kindern.

Jedoch frage ich mich wie es weiter gehen soll. Meine Karriere war mir immer wichtig, und ich war auch immer der Ansicht dass es gut funktioniert. Wir sind gut organisiert, obwohl wir keine Babysitter oder Oma/Opa bereit stehen haben.

Im Krankheitsfall wird sich abgewechselt, zum Glück ist unsere Tochter auch nicht so oft krank. Aber selbst wenn plagt mich immer das schlechte Gewissen.

Ich will kein Mitleid oder so, ich bin nur über die Zeit zur Erkenntnis gekommen, das Familie und Beruf nicht so vereinbar ist wie man es sich manchmal wünscht, auch Frage ich mich was die Zukunft bringt.

Ich würde halt auch gerne irgendwann gerne wieder mehr Geld verdienen, eine wichtigere Position eiinnehmen, Ja das gebe ich zu auch um die Bestätigung zu bekommen, wieder was wert zu sein.

Ich wollte mir das mal von der Seele schreiben, Danke fürs Zuhören/Lesen.
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