Mütter- und Schwangerenforum

Eisprung durch Orgasmus unvollständig?

ILLLY
1027 Beiträge
19.07.2014 01:07
Sorry wenn es dumm klingt.
Wenn der Eisprung zu früh durch zahlreiche Orgasmen innerhalb einer Stunde kommt, ist es dann noch nicht ganz fruchtbar. Und deshalb ist es ein Windei. Ist das wahr?
MiJu
3258 Beiträge
19.07.2014 06:42
Huhu,

Also im ersten Moment hört sich dass für mich total lustig an sorry

Ich denke aber nicht dass es ein Windei ist.. Ich meine wie viele Frauen erleben keinen Orgasmus beim Sex und werden trotzdem schwanger.
Mach dir nicht so viele sorgen

Wer erzählt dir denn eigentlich so einen Unsinn?

Vlg
Bad_but_nice
15902 Beiträge
19.07.2014 06:59
Was ein quatsch wo hast du den die SchauerMärchen gelesen...
Außerdem bis du doch schwanger
Lealein
10265 Beiträge
19.07.2014 07:06
Das ist ja mal irre witzig. Ich glaube kaum, dass die Natur sich etwas sooo dummes hat einfallen lassen Darf ich fragen woher du das hast? Das wäre ja tragisch wenn sowas im Netz kursiert und die ganzen hibbeligen Hühner auf Orgasmen verzichten würden, nur um schwanger zu werden. Dann macht das Hibbeln ja nun wirklich gar keinen Spaß mehr
Hört sich ganz nach "Handstand und Cola trinken" um nicht schwanger zu werden an.
ILLLY
1027 Beiträge
19.07.2014 08:15
Ich meine, einmal Orgasmus ok aber mehr wäre nicht zuviel für Eisprung?? Klar denke ich auch dass es einfach Quatsch ist aber fragen tue ich trotzdem um sicher zu gehen dass ich mich nur geirrt habe und darüber lachen darf
19.07.2014 08:32
Der Orgasmus hat keinen Einfluss auf den Eisprung.
Sondern wird durch Hormone gesteuert.
Gwen85
18462 Beiträge
19.07.2014 08:38
Richtig.
Der Eisprung und der Orgasmus haben nichts miteinander zu tun.
Dadurch das du schwanger bist, bist du unten einfach empfänglicher durch die vermehrte Durchblutung für Orgasmen. Genieße es.
khaleesi
3596 Beiträge
19.07.2014 08:41
ne.... ein orgasmus ist doch eher hilfreich beim schwanger werden , da die gebärmutter die spermien quasi ansaugt....
19.07.2014 08:46
Wenn das so wäre, wäre die Menschheit doch schon vor Jahrtausenden ausgestorben glaube nicht, dass die paare in der Steinzeit auf ihren ES gewartet haben, damit auch kinder entstehen
Erdbi137
848 Beiträge
19.07.2014 09:24
Zitat von khaleesi:

ne.... ein orgasmus ist doch eher hilfreich beim schwanger werden , da die gebärmutter die spermien quasi ansaugt....



Genau. Habe ich vor einigen Jahren mal gelesen. Der Orgasmus hilft den Spermien eher bei ihrem Weg nach "oben", ebend durch die Kontraktionen, die dadurch entstehen. (Hast du vielleicht schon bemerkt. Das Pulsieren nach dem Orgasmus) Das heißt aber auch nicht, nur weil man keinen hat, wird man nicht schwanger. Es ist nur eine Hilfe
Linchen23
1723 Beiträge
19.07.2014 12:51
Mh also ich würde ehr sagen, das der Orgasmus einer Frau mehr der Fruchtbarkeit zugute kommt... Für irgendwas muss die Natur diesen vorgesehen haben hab hier einen interessanten Artikel gefunden:

Der Orgasmus der Frau ist für die Wissenschaft noch immer ein Geheimnis. Denn anders als Männer müssten Frauen eigentlich keinen Höhepunkt haben, um sich fortzupflanzen. Aber wofür ist er dann da? P.M.-Autor Michael Kneissler sprach mit dem Psychologen Dr. Dietrich Klusmann über die neuesten Ergebnisse der Forschung – und eine provozierende Theorie

Was genau ist ein Orgasmus?
Beim Orgasmus reagiert der ganze Körper, das Herz schlägt schneller, die Muskeln der Beckenregion ziehen sich rhythmisch zusammen. Im Gehirn wird die Aktivität vieler Zentren unterdrückt – eine Art Funkstille –, und andere sind hoch aktiv. Bei der Frau bildet die Vaginalmuskulatur die orgastische Manschette, die den Penis in rhythmischen Kontraktionen umschließt. Der Gebärmutterhals senkt sich auf eine Art und Weise, dass man denken könnte, er will den Spermien den Weg in die Gebärmutter erleichtern. Das alles führt zu einem Gefühlserlebnis, das ich wahrscheinlich nicht schildern muss, weil die meisten es kennen.

Aber nicht alle? 
Darin unterscheiden sich Männer und Frauen. Die männliche Ejakulation ist fast immer von einem Orgasmus begleitet. Bei Frauen ist der Orgasmus nicht so zuverlässig – jedenfalls beim Geschlechtsverkehr. Ungefähr jede vierte Frau hat beim Ge-schlechtsverkehr nie oder selten einen Or-gasmus und ein weiteres Viertel immer oder fast immer. Zwillingsuntersuchungen haben gezeigt, dass die weibliche Fähigkeit zum Orgasmus auch anlagebedingt ist. Doch am wichtigsten ist: Es hängt von der Situation und vom Partner ab, ob eine Frau einen Orgasmus erlebt.

Der Orgasmus ist also nicht wirklich notwendig für die Fortpflanzung? 
Ja, Frauen werden auch schwanger, wenn sie keinen Orgasmus haben. Das wusste man schon im Mittelalter. Man glaubte, der weibliche Orgasmus sei dazu da, das Kind schön zu machen.

Also ist der Orgasmus in Wahrheit überflüssig? 
Ich glaube nicht. In der Evolutionsgeschichte entsteht nichts ohne Grund. Wenn ein angeborenes Reaktionsmuster Energie kostet, aber keinen Vorteil bietet, sollte es eigentlich mit der Zeit verschwinden oder zumindest schwächer werden. Der weibliche Orgasmus ist aber nicht schwach.

Okay, die Evolution scheint den Orgasmus für wichtig zu halten. Aber
warum? 
Das ist noch ziemlich ungeklärt. Beim Mann ist es so, dass die Ejakulation, die Abgabe der Samenzellen, fast immer von einem Orgasmus begleitet wird, oder besser: ein Teil dieses Vorgangs ist. Bei Frauen gibt es keine Ejakulation in diesem Sinne. Deshalb ist er schwerer zu verstehen. Es gibt zahlreiche und ziemlich widersprüchliche Theorien dazu.

Lassen Sie uns über diese Theorien sprechen. Die erste ist die Motivationstheorie: Der Orgasmus wurde erfunden, damit Frauen überhaupt Lust haben, sich den Mühen des Geschlechtsverkehrs auszusetzen. 
Das ist eine nahe liegende Vermutung, weil unser Verhalten generell durch Belohnungen und Anreize gesteuert wird. Wenn wir durstig sind und etwas trinken, erleben wir die Befriedigung des gelöschten Durstes. Wenn wir etwas Gutes essen, empfinden wir das als genussvoll. In diesem Zusammenhang verwundert es nicht, dass auch sexuelle Handlungen eine Belohnungsprämie haben. Beim Mann ist das eindeutig, weil ja fast immer die orgastische Befriedigung eintritt. Bei der Frau ist es aber nicht so – das macht den weiblichen Orgasmus so rätselhaft.

Ist damit die Motivationstheorie hinfällig geworden? 
Nein, es gibt ja auch schon sexuelle Lust im Vorfeld des Orgasmus. Aber den weiblichen Orgasmus kann man allein mit ihr nicht erklären.

Theorie Nummer 2 ist die Betäubungstheorie. Sie sagt, die außergewöhnlichen Muskelkontraktionen beim Orgasmus lenken Frauen von den Unannehmlichkeiten der Penetration ab. 
Das ist eine ziemlich abwegige Vorstellung. Die Reaktion des Körpers auf sexuelle Handlungen ist ja gerade das Gegenteil von Betäubung. Die Sensibilität der Genitalien wird erhöht, das Nervensystem ist hoch aktiviert. Warum sollte das Eindringen des Penis primär unangenehm sein?

Eine interessante Theorie ist die Jackpot-Theorie. Der Orgasmus der Frau kommt so unv0rhersehbar wie ein Gewinn am Geldspielautomaten. Das macht Glücksspiele so interessant. Würde man immer gewinnen, wäre es langweilig. Würde man nie gewinnen, würde niemand spielen. 
In der Lernpsychologie nennt man das intermittierende Verstärkung. Ein Verhalten wird wirkungsvoller gelernt, wenn die Belohnung nicht regelmäßig stattfindet. Man muss dann einfach mehr tun, um eine Belohnung zu bekommen. Das klingt in Bezug auf die Unregelmäßigkeit des weiblichen Orgasmus auf den ersten Blick logisch. Aber was logisch klingt, muss nicht auch richtig sein. Mich überzeugt es nicht. Warum gilt die Jackpot-Theorie nicht auch für den männlichen Orgasmus? Der kommt ja immer.

Und nun die Unersättlichkeitstheorie. Sie sagt, dass Frauen mit möglichst vielen Männern Geschlechtsverkehr haben wollen. Der Orgasmus beflügle dieses Verhalten. 
Warum sollten Frauen unersättlich sein? Bei manchen Tierarten kann es vorkommen, dass die Männchen alle Jungen umbringen, von denen sie sicher sein können, dass sie nicht von ihnen stammen. Die Weibchen versuchen deshalb, mit möglichst vielen Männchen Geschlechtsverkehr zu haben – sodass jeder der Vater sein könnte und den Nachwuchs unbehelligt lässt.

Klingt wie eine gute Story. Aber die muss man mit den Fakten konfrontieren. Und die bestätigen zwar, dass zum Beispiel Schimpansenweibchen ziemlich viel kopulieren, aber ausgeprägte Orgasmen haben sie dabei anscheinend nicht. Verwirrend ist, dass sie durch Masturbation viel leichter zum Orgasmus gebracht werden können. Es gibt im Tierreich viele Gründe dafür, warum es für Weibchen vorteilhaft ist, Sex mit vielen verschiedenen Männchen zu haben. Doch das hat scheinbar nicht dazu geführt, dass der weibliche Orgasmus ein verbreitetes Phänomen ist.

Ziemlich komisch erscheint mir die After-Glow-Theorie: Weil der Mensch nicht auf vier Beinen geht, sondern aufrecht, würde das Sperma durch die Schwerkraft aus der Vagina laufen, wenn die Frau nach dem Geschlechtsverkehr sofort aufsteht. Deshalb sorgt der Orgasmus für so heftige Muskelkontraktionen, dass sie nach dem Akt erst einmal ein Weilchen erschöpft liegen bleibt. 
Klingt auch logisch. Aber ist es wirklich so? Der weibliche Genitaltrakt ist so gebaut, dass das Sperma beim Aufstehen nicht einfach wieder hinausläuft. Außerdem würde es ja reichen, den Drang zu haben, liegen zu bleiben. Der Orgasmus müsste nicht sein.

Okay. Dann zuletzt noch die Suck-up-Theorie. Beim Orgasmus kontrahiert die Vagina so, dass der Samen in die Gebärmutter gesaugt wird. 
Diese Theorie ist alt. Früher hieß sie Aspirations-Hypothese und galt als ziemlich wahrscheinlich. Neuere Untersuchungen zeigen, dass dieser Ansaugeffekt gering ist, und manche Forscher finden ihn überhaupt nicht. Allein ist die Suck-up-Theorie also zu schwach, um den Orgasmus zu erklären. Allerdings kann man vermuten, dass die Kontraktionsvorgänge beim weiblichen Orgasmus die Ausgangslage der Spermien begünstigen – ihren Weg müssen sie dann allein finden.

Dann ist der weibliche Orgasmus vielleicht der pure Luxus, wie einige Wissenschaftler neuerdings behaupten: ein sinnloses Überbleibsel der Evolution? 
Das ist die These vom weiblichen Orgasmus als evolutionäre Begleiterscheinung. Die Grundlage ist die Erkenntnis, dass Männer und Frauen sich als Embryonen noch gleichen und sich erst später geschlechtsspezifisch differenzieren. Es gibt einen Vorläufer für das orgasmusfähige Organsystem des Mannes in dieser frühen Embryonalphase. Die These ist, dass die Natur sich einfach nicht die Mühe gemacht hat, es bei der Entwicklung zur Frau ganz abzuschalten. Es stört ja nicht. Die Fähigkeit der Frau zum Orgasmus wäre hier eine Begleiterscheinung der Fähigkeit des Mannes zum Orgasmus, ähnlich wie die Brustwarze des Mannes eine Begleiterscheinung der weiblichen Brustwarze ist.

Was halten Sie von dieser so genannten Luxus-Theorie? 
Ich halte sie für wenig plausibel. In meinen Augen ist diese These aus der Verzweiflung erwachsen – weil die Fakten über den weiblichen Orgasmus so widersprüchlich sind. Vielleicht ist in diesem widersprüchlichen Durcheinander aber doch noch ein klarer Weg zu finden.

Welcher denn? 
Ich nehme an, dass der weibliche Orgasmus keineswegs Luxus ist, sondern zwei wichtige Rollen spielt. Für die Frau. Und für den Mann. Die Frau diagnostiziert mit seiner Hilfe, ob der Kandidat der richtige Partner für die Zeugung von Nachwuchs ist. Und gleichzeitig signalisiert sie ihm ihre Entscheidung: You are the one! Du bist es!

Das sind ja gleich zwei nagelneue Theorien auf einmal: eine Diagnose-Theorie und eine Signal-Theorie. Das müssen Sie erklären! 
Ja, sie sind relativ neu. Sie gehören zu den besonders spekulativen Ideen der Evolutionspsychologie. Aber sie passen mit einigen Tatsachen zusammen. Jetzt muss ich etwas ausholen. Der weibliche Organismus ist daran interessiert, das eigene kostbare Erbgut mit dem Erbgut eines Partners zu kombinieren, der möglichst fit ist. Dafür hat der Körper ein ausgeklügeltes Diagnosesystem entwickelt, das zum größten Teil unbewusst funktioniert.

Zum Beispiel erkennt der weibliche Körper am Geruch, wie das Immunsystem eines möglichen Partners beschaffen ist. Ein andersartiges Immunsystem ist besser, weil es in der Kombination mit dem eigenen Immunsystem etwas Neues hervorbringt, das Parasiten und Krankheitserreger vor neue Probleme stellt. Die Sexualität wurde von der Natur ja hauptsächlich aus diesem Grunde »erfunden«. Sie macht Genkombinationen möglich, die Parasiten das Leben erschweren.

Was hat das mit dem Orgasmus zu tun? 
Partnerwahl wird von Vorgängen beeinflusst, die unserem Bewusstsein verborgen bleiben. Deshalb ist es ja so oft unerkärlich, warum jemand sich unwiderstehlich von A angezogen fühlt, aber nicht von B, obwohl B die bessere Partie wäre. Die unbewussten Einschätzvorgänge in unserem Körper haben ihre eigenen Kriterien dafür, was eine gute Partie ist. Die sexuelle Reaktion einschließlich Orgasmus ist ein Teil dieser Einschätzung – eine Art Diagnose, könnte man sagen. Sie teilt dem Bewusstsein mit: Dies ist der Richtige. Wenn das so ist, dann wäre die Klitoris, die ja den Orgasmus vermittelt, ein Organ der Wahl. Sie sollte wählerisch sein, also nicht immer ansprechen, nur wenn die Situation richtig ist und der Partner. Das würde erklären, warum der weibliche Orgasmus oft ausbleibt.

Umgekehrt heißt das doch: Wenn eine Frau sich in einen Mann verliebt, beim Sex aber keinen Orgasmus hat, dann ist er als Partner durchgefallen? 
Das wäre die Konsequenz dieser Theorie. Doch die Theorie erklärt nicht, warum manche Frauen nie oder fast nie einen Orgasmus beim Geschlechtsverkehr bekommen und andere so gut wie immer. In diesen Fällen ist der Ausdruck einer Wahl schlecht möglich.

Was begünstigt dann den weiblichen Orgasmus? 
Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Frauen mit attraktiven Partnern häufiger den Höhepunkt erreichen, und noch mehr: Diese Partner sind besonders symmetrisch in ihren Körpermerkmalen.

Wieso fördert Symmetrie beim Mann den Orgasmus der Frau? 
Symmetrie ist ein Zeichen für genetische Qualität. Unser Erbgut besteht ja aus einer großen Zahl genetischer Instruktionen, die sehr fein orchestriert zusammenarbeiten müssen. Das Ausmaß, in dem symmetrisch angelegte Körperteile, zum Beispiel Gesichtshälften, auch wirklich symmetrisch sind, gibt einen Hinweis darauf, wie stabil das genetische Zusammenwirken ist, auch wie hoch die so genannte »mutational load« ist. Darunter versteht man die Zahl der vielen kleinen Mutationen, die für sich genommen keine Beeinträchtigung des Erbguts darstellen, in der Summe jedoch eine Belastung sein können.

Wenn der Orgasmus eine Befruchtung begünstigen würde, wäre es vorteilhaft, wenn Frauen bei einem sehr symmetrischen Mann eher einen hätten als bei einem weniger symmetrischen. Sie würden dadurch sein Sperma gegenüber möglichen Konkurrenten bevorzugen

Damit hätten wir die Diagnose-Theorie erklärt. Aber was hat es mit Ihrer Signal-Theorie auf sich? 
Meine Vermutung ist, dass der Orgasmus der Frau dem Mann signalisiert, was er für eine Wirkung hat. Er soll ihm zeigen: Du bist derjenige, den ich gewählt habe. Und das war zumindest für unsere männlichen Vorfahren sehr wichtig, weil es ausdrückte, dass die Gefahr, gehörnt zu werden – also nicht der Vater der Kinder zu sein, in die man später sehr viel investieren muss –, gering ist. Mutterschaft ist sicher, Vaterschaft aber nicht. Mit dem Orgasmus zeigt die Frau, dass sie in dieser sensiblen Frage kooperiert.

Ist der Orgasmus also ein Zeichen der Kooperation zwischen Mann und Frau? 
Ja. Die Sorge des Mannes, er könnte nicht der Vater des Kindes sein, ist berechtigt. Es gibt Schätzungen, die sagen, dass jedes fünfte bis hundertste Kind – je nach Kulturkreis und sozialer Schicht – nicht von dem Mann stammt, der sich für den Vater hält. Wenn der weibliche Orgasmus Ausdruck einer Wahlentscheidung wäre, dann wäre er auch ein Signal, das sagt: Ich suche mir keinen anderen als Vater meiner Kinder. Das ist natürlich ein unbewusster Vorgang.

Dann wäre der Sex ein Beruhigungsmittel für Männer? 
Für Männer ist Sex ein Mittel, die eigene Vaterschaft zu sichern. Auch beim Menschen kann es Spermienkonkurrenz geben, eine Art Verdrängungswettbewerb im weiblichen Genitaltrakt. Es spricht vieles dafür, dass die männliche Psyche stark von dieser Bedrohung geprägt ist, auch wenn sie in Wirklichkeit wohl bei unseren Vorfahren größer war als jetzt. Wenn eine Frau also häufig mit ihrem Partner Sex hat, zeigt sie ihm damit Kooperationsbereitschaft. Und der stärkste Ausdruck dieser Kooperation ist der Orgasmus.

Regelmäßiger Sex mit dem Partner ist für die Frau also keineswegs notwendig, sondern eher ein Ausdruck der Höflichkeit? 
Eher ein stillschweigender Vertrag: Ich werde mich um unsere Kinder kümmern, und du sorgst dafür, dass es auch meine sind. Das ist nicht völlig im weiblichen Interesse. Für eine Frau wäre es optimal, einen guten Versorger zu haben, aber einige Nachkommen auch mit anderen Männern mit ganz hervorragenden Genen.

Die ständige weibliche Bereitschaft zum Sex vermindert das Risiko für den festen Partner, womöglich ein fremdes Kind untergeschoben zu bekommen. Es ist, als würde der Mann sich sagen: Wenn ich regelmäßig mit meiner Frau schlafe, ist die Chance am größten, dass ihr Kind von mir stammt. Die Frau sagt sich: Wenn ich regelmäßig mit meinem Partner schlafe, gibt ihm das die Sicherheit, dass die Kinder von ihm sind. Dann ist er auch bereit, für diese Kinder zu sorgen. Der Orgasmus drückt diese Kooperation besonders spektakulär aus.

Das klingt sehr unromantisch und berechnend. 
So funktioniert nun einmal die Fortpflanzungsbiologie. Beim Menschen kommt eine weitere Dimension hinzu: die Bindung. Auch da spielen Sexualität und Orgasmus eine Rolle. Beim Sex wird Oxytocin ausgeschüttet, ein Neuropeptid, das auch das »Kuschelhormon« genannt worden ist. Oxytocin führt dazu, dass man sich berühren, streicheln, küssen möchte, es steigert die Verliebtheit. Vielleicht ist der Orgasmus auch ein Signal der Vertrauenswürdigkeit der Bindung. Das Signal ist schwer fälschbar, aber es ist nicht fälschungssicher.

Angeblich spielen Frauen ihren Orgasmus oft nur vor.
Ja, und angeblich können sie das sehr gut. Das würde meine These von der Signalfunktion unterstützen. Wenn das Signal in seiner ungefälschten Originalform nicht vorteilhaft wäre, würden Frauen sich nicht die Mühe machen, es zu imitieren. Ein gespielter Orgasmus bringt ihnen selbst ja nichts, sondern gibt nur dem Partner das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Die Frage, wie gut Männer echte von ge-spielten Orgasmen unterscheiden können, wartet meines Wissens noch auf wissenschaftliche Klärung.

Das bedeutet: Wenn eine Frau keinen Orgasmus hat oder ihn vorspielt, sollte man als Mann misstrauisch sein? 
Vielleicht nicht gerade misstrauisch. Es gibt viele Gründe dafür, dass der Orgasmus ausbleibt. Die weibliche Fähigkeit, überhaupt einen zu bekommen, variiert individuell so stark, dass ein ausbleibender Höhepunkt kein eindeutiges Zeichen ist, ebenso wenig wie der Höhepunkt selbst.

Was nützt ein Signal, das so viele Ausnahmen zulässt? 
Ein mehrdeutiges Zeichen ist vielleicht besser als überhaupt kein Zeichen. In der Natur sind viele Dinge weniger klar, als wir uns das wünschen. Die Theorie von der Wahlfunktion der Klitoris passt zu manchen Phänomenen, aber nicht zu allen. So sehen bis jetzt alle Versuche aus, den weiblichen Orgasmus zu verstehen.

Vielleicht hält die Evolution bestimmte Dinge aus gutem Grund vor uns geheim. Wüssten wir alles über den Orgasmus, wäre er womöglich gar nicht mehr so interessant. 
Nein, die Evolution hat überhaupt kein Interesse. Wir Menschen haben ein Interesse, alles zu erfahren. Und in den letzten Jahrzehnten hat die Evolutionsbiologie unser Wissen enorm erweitert. Man kann eine historische Situation nur aus ihrer Vorgeschichte voll verstehen, und genauso ist auch das menschliche Sexualverhalten nur als Ergebnis ihrer Evolutionsgeschichte zu verstehen.

ILLLY
1027 Beiträge
19.07.2014 21:27
Interessant zu wissen
  • Dieses Thema wurde 1 mal gemerkt