Mütter- und Schwangerenforum

Irgendwie alles anders - mein Leben nach der Fehlgeburt

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21.05.2016 16:56
Hallo liebe Mamas,
ich bin kein MC-Neuling mehr, obwohl dies mein erster Beitrag ist. Nach der riesigen Enttäuschung vor zwei Wochen habe ich aus Trauer und Frust mein MC-Profil gelöscht, da ich erstmal nichts von glücklichen Schwangeren etc. hören und lesen wollte. Aber nun habe ich mich wieder angemeldet, möchte mir meine Geschichte von der Seele schreiben und vielleicht schließen sich mir ein paar liebe MClerinnen an, die Ähnliches durchgemacht haben oder sich einfach auch nur mal zum Thema äußern wollen.
Also, zu mir und meiner Geschichte: ich bin glücklich verheiratet und gemeinsam sind wir Eltern einer absolut wunderbaren, energiegeladenen zweijährigen Tochter. Der Wunsch nach einem zweiten Kind war bei uns beiden schon länger sehr groß, aber da wir wegen des Jobs meines Mannes im Herbst 2015 umgezogen sind, wollten wir diese Umgewöhnungsphase (neue Stadt, neues Bundesland, kannten dort keine Menschenseele) erstmal abwarten und Anfang 2016 anfangen zu "hibbeln", wie man hier so niedlich sagt.
Da ich mit meiner Tochter sofort schwanger geworden bin, quasi vor dem 1. ÜZ (hatten einfach nur die Verhütung abgesetzt und gar nicht drauf geachtet), war ich dementsprechend ungeduldig und schon leicht frustriert, als ich nach 3 Monaten noch nicht schwanger war. Ich weiß, was für ein Luxusproblem
Da ich eine sehr liebe Frauenärztin habe, hat sie mir abgeboten, mich inclusive Hormonstatus und Ultraschall durchzuchecken. Durch den US kamen wir dann auch drauf, dass mein Eisprung anscheinend recht spät im Zyklus ist und sie riet mir, doch mal Ovulationstests zu benutzen. Dies hatte ich eh schon vor und im nächsten ÜZ legten mein Mann und ich bewaffnet mit Ovus los. Das war Anfang April und für Mitte April hatte ich einen Termin bei meiner FÄ, um die Blutwerte zu besprechen. Tja, die Tage vergingen und meine Periode ließ auf sich warten...mein Zyklus hatte sich inzwischen zwischen 26 und 30 Tagen eingependelt. Am Tag des Frauenarzttermines war Zyklustag 32 und da immer noch keine Mens im Anmarsch war, beschloss ich, zur Sicherheit einen Test zu machen. Hatte irgendwie ein flaues Gefühl, könnte es aber auch nicht glauben, schon schwanger zu sein. Um es kurz zu machen, nach 3 Minuten lachte mich ein positiver Test an....

Fortsetzung folgt
21.05.2016 17:13
Mein Mann und ich waren überglücklich und ein paar Stunden später war ich schon auf dem Weg zu meiner Frauenärztin. Die empfing mich mit den Worten " Also, ihre Blutwerte sind alle top in Ordnung", ich grinste sie nur an und erwiderte "Ja, das glaube ich sehr wohl"
Sie freute sich mit mir und mir wurden gleich ßHCG etc. abgenommen, der erste Ultraschall wurde in knapp 3 Wochen vereinbart, da wäre ich Mitte der 7. SSW gewesen.
Danach begann die Zeit des Wartens... auch auf die ersten Schwangerschaftsbeschwerden. Aber außer Müdigkeit ging es mir gut, keine Übelkeit, kein Zwicken und Zwacken. Unterbewusst beunruhigte mich das schon etwas, vor allem, da mir bei meiner Tochter ständig übel war, aber ich beruhigte mich damit, dass nunmal jede SS anders sei und sich die Beschwerden ja noch einstellen könnten. Mein ßHCG-Wert war niedrig, aber noch im Normbereich.
So vergingen die Tage, wir waren glücklich und schauten schon nach Kleinigkeiten fürs Baby wie einem Geschwistertrittbrett für den Kinderwagen etc. Ich weiß, es war sehr früh, aber man durfte ja träumen.
Am 07. Mai, genau zu Beginn der 7. SSW , zerplatzte unser Traum jedoch. Wir waren mit Familie und vielen Kindern unterwegs, es war ein wunderbarer Sonnentag. Irgendwann musste ich auf die Toliette, wo ich entsetzt feststellte, dass ich blutete. Ich weiß, Blutungen in der Frühschwangerschaft sind nicht selten ,aber irgendwie wusste ich sofort, dass es vorbei war. Unsere Tochter blieb bei unseren Familienangehörigen und ich fuhr mit meinem Mann ins Krankenhaus. Dort untersuchte mich eine Gottseidank sehr einfühlsame Frauenärztin. Im Ultraschall sah man schon kaum noch etwas und sie erklärte uns, dass die Schwangerschaft wohl schon sehr früh aufgehört habe, sich weiterzuentwickeln. Da ich ordentlich blutete, lehnte ich eine Ausschabung ab, ich wollte den natürlichen Verlauf abwarten, was sich als richtige Entscheidung herausstellte. Die Blutungen hörten nach einer knappen Woche auf und das Thema war durch. Kurz zusammengefasst, mein Mann, Familie und Freunde waren wunderbar und eine große Stütze, aber den Großteil meiner Gefühle musste ich mit mir selber ausmachen und was ich fühlte, darauf war ich nicht gefasst.
Ich habe mich immer für sehr stark gehalten, aber ich bin in ein richtiges Loch gefallen, die Enttäuschung ist riesengroß.
So, der Beitrag ist jetzt schon zu lang, ein Roman...was erhoffe ich mir damit?
Vielleicht etwas Austausch? Wie erging es euch, die etwas Ähnliches erlebt haben? Wie ging es weiter?
Ich würde mich sehr freuen, etwas von euch zu hören.

Gruß
Lockenkopfmom
Sonce
7123 Beiträge
21.05.2016 17:22
Tut mir leid das du das erleben musstest.
Kann gut nachvollziehen, das es dir die letzten Wochen ziemlich schlecht ging.... wenn man sich so sehr ein Baby wünscht, dann brauch das auch manchmal seine Zeit, bis man das verarbeitet hat.

Ich hatte 4 Fehlgeburten, 2 in der 14. SSW, 1 in der 7. woche und 1. in der 5. Woche.
Mir ging es jedesmal schrecklich. Denn der Wunsch nach einem 2. Kind ist riesig und wir haben 3 Jahre gehibbelt. Nun bin ich also endlich wieder schwanger geworden und die Angst sitzt mir im Nacken. Ich denke auch oft darüber nach, wie die Schwangerschaften gewesen sind, bei der Fg. Aber weisst du was? Sie waren identisch mit meiner geglückten Schwangerschaft meiner Tochter. Ich kann für mich nicht sagen " diesmal fühlt es sich anders an". Es fühlte sich immer gleich an und ich habe nichts gemerkt. Mir hat es geholfen viel darüber zu reden und die frust raus zu lassen, zu jammern, meckern... was auch immer. Ich hab viel geweint und irgendwann gings dann doch wieder. Es geht eben immer weiter und tatsächlich heilt die Zeit die Wunden.

Wünsche dir Alles Gute für die Zukunft.
hoellische_fee
723 Beiträge
21.05.2016 17:30
Es tut mir leid um euren Verlust. Ich kann mir sehr gut vorstellen wie es dir geht.

Ich hatte im Februar nach langem KinderWunsch eine Icsi. Gleich die erste hatte doppelt eingeschlagen. Ende der 7 Woche war es nur noch eins. War traurig, aber wenigstens noch ein Krümel. Bei 8+6 leider kein Herzschlag mehr. Dann bei 9+1 eine Ausschabung. Das ist jetzt 4 Wochen her. Mitleerweile geht es mir wieder besser. Die erste Zeit war richtig schlimm, dachte mir schon ich bekomme eine Depression. Jetzt muss ich immer noch manchmal weinen, aber ich bekomme den Alltag wieder hin. Jetzt warten wir Sehnsüchtig auf die Mens, dann bei der nächsten dürfen wir wieder mit einer neuen Icsi starten. Ich bin 31 und habe noch keine Kinder.
21.05.2016 17:37
Hallo, ihr beiden. Danke für eure Nachricht. Ich fühle mich gerade wie die einzige Unglückliche, der jemals so etwas passiert ist. Ist natürlich totaler Quatsch, ich kenne einige Frauen, fängt schon im engen Familienkreis an. Ich habe mich letzte Woche echt etwas depressiv gefühlt, es war wirklich schlimm, ich bin sonst ein unglaublich lebensfroher Mensch. Ich wollte mich nur ins Bett legen, Rollo runter, Decke über den Kopf, aber ich musste ja für meine Kleine da sein. Aber das Gefühl war,ja, wie soll man es beschreiben, irgendwie habe ich geahnt, dass etwas nicht stimmt, aber vor dem ersten Mal denkt man auch, eine Fehlgeburt passiert immer nur anderen, MIR doch nicht. Kennt ihr das Gefühl?
21.05.2016 17:40
Eure Verluste tuen mir unendlich leid.
Sonce, hat man bei dir mal weitere Untersuchungen veranlasst, das ist ja schon häufig. Für deine jetzige Schwangerschaft wünsche ich dir von Herzen alles Gute.
Höllische Fee, ich kann mir kaum vorstellen, was in dir vorgeht, erst zwei Krümel und dann das. Aber gib nicht auf, du bist noch jung und hast viel Zeit. Aber ich weiß, wie du dich fühlst...
Sonce
7123 Beiträge
21.05.2016 17:40
Zitat von Lockenkopfmom14:

Hallo, ihr beiden. Danke für eure Nachricht. Ich fühle mich gerade wie die einzige Unglückliche, der jemals so etwas passiert ist. Ist natürlich totaler Quatsch, ich kenne einige Frauen, fängt schon im engen Familienkreis an. Ich habe mich letzte Woche echt etwas depressiv gefühlt, es war wirklich schlimm, ich bin sonst ein unglaublich lebensfroher Mensch. Ich wollte mich nur ins Bett legen, Rollo runter, Decke über den Kopf, aber ich musste ja für meine Kleine da sein. Aber das Gefühl war,ja, wie soll man es beschreiben, irgendwie habe ich geahnt, dass etwas nicht stimmt, aber vor dem ersten Mal denkt man auch, eine Fehlgeburt passiert immer nur anderen, MIR doch nicht. Kennt ihr das Gefühl?


Ja ... bei vielen dingen denkt man einfach " es passiert den anderen" und manchmalm trifft es einen selber und dann versteht man die Welt nicht mehr. HAb mich auch lange einsam gefühlt und hatte auch das Gefühl das mich niemand verstehen kann. Genauso wie du sagst dachte auch ich: Nur mir geht es so! Und dann hab ich irgendwann gesehen, wie vielen es so ergangen ist....traurig
Sonce
7123 Beiträge
21.05.2016 17:43
Zitat von Lockenkopfmom14:

Eure Verluste tuen mir unendlich leid.
Sonce, hat man bei dir mal weitere Untersuchungen veranlasst, das ist ja schon häufig. Für deine jetzige Schwangerschaft wünsche ich dir von Herzen alles Gute.
Höllische Fee, ich kann mir kaum vorstellen, was in dir vorgeht, erst zwei Krümel und dann das. Aber gib nicht auf, du bist noch jung und hast viel Zeit. Aber ich weiß, wie du dich fühlst...


Bei der 3. Fg in der 14. SSw wurde eine Untersuchung gemacht, da kam dann nur raus, das mein Baby nicht richtig versorgt wurde . Dann hatte das Herzchen einfach aufgehört zu schlagen Irgendwas ist mit der Plazenta gewesen, aber ich weiß auch nicht genau was....
21.05.2016 18:04
Oh Mann, 14. SSW ist schon so weit... Aber wenn man nichts Ernsthaftes gefunden hat, ist das doch schonmal etwas... besser als andersrum. Jetzt wird auf jeden Fall alles gutgehen, da bin ich mir sicher.
So ein Verlust ist immer herb. Ab dem Moment des positiven Schwangerschaftstests fangen die Gedanken an zu wandern: schöne Schwangerschaft,gesundes Baby, all das Schöne. ET wäre bei mir an Silvester gewesen.
shelyra
69094 Beiträge
21.05.2016 18:10
es tut mir sehr leid!
ich weiß wie du dich fühlst. hatte letztes jahr eine fg in der 14.woche und im februar dann eine in der 12.ssw.
nach beiden fgs war ich am boden zerstört. besonders nach der ersten, da meine beidne großen die schwangerschaft und auch die fg miterleben mussten. das hat mich doppelt runter gezogen.
geholfen hat es mir, dass ich über das geschene rede. und mir für die beiden kinder (wir haben sie tamara udn erik genannt) eine erinnerungskiste sowie einen erinnerungsort geschaffen habe.

mit der zeit wird es besser werden - man denkt zwar immer mal wieder an die engelchen, ist auch immer mal wieder traurig. aber man kann auch wieder lachen udn sich freuen
21.05.2016 18:21
Tut mir leid, dass ihr auch diese Erfahrung machen musstet

Wie viele Fehlgeburten ich im ganzen hatte, habe ich irgendwann aufgehört zu zählen. 2010 beschlossen wir am Nachwuchs zu arbeiten und erst 2013 durfte ich einen positiven Test in den Händen halten. Wir waren überglücklich, denn endlich war unser absolutes Wunschkind auf dem Weg. Bei einer Vorsorgeuntersuchung war dann kein Herzschlag mehr da und uns wurde der Boden unter den Füßen weggerissen. Der Wunsch nach einem Baby wurde immer größer, also verhüteten wir nach der Ausschabung nicht und 2 Monate später im Juli 2013 war der nächste Test positiv. Diesmal war es eine Eileiterschwangerschaft...
Da es bis zur ersten Schwangerschaft 3 Jahre brauchte, machten wir auch danach keine Pause. Bis Anfang 2015 hielt ich fast jeden Zyklus einen positiven Test in der Hand und jedesmal bekam ich kurz darauf Blutungen und es war wieder vorbei. Hormone, blutgerinnung, Schilddrüse wurde alles kontrolliert und wir wissen nicht warum mein Körper es immer wieder beendet hat. Ich habe keine Ahnung wie ich immer wieder geschafft habe neue Hoffnung zu schöpfen und nicht aufzugeben. Ich frage mich zwar noch öfters warum mir das alles passieren musste, aber es tut nicht mehr so weh.

Ich hab mir immer gesagt, dass nichts ohne Grund passiert, auch wenn ich ihn weder kenne noch verstehe...

Ich wünsche dir alles gute
21.05.2016 18:32
Hallo Shelyra, danke für deine Nachricht. Dein Schicksal tut mir auch sehr leid, beide SS waren ja schon recht fortgeschritten.
Meine Tochter hat auch schon meinen Bauch geküsst und gesagt, aber richtig realisiert hat sie es natürlich noch nicht.
Diese Idee mit der Erinnerungsbox hatte ich auch, das werde ich wahrscheinlich machen. Danke für eure Worte.
21.05.2016 18:34
Vinaigrette, wie tragisch, wie hast du das nur ausgehalten. Aber ich freue mich für deinen süßen kleinen Knopf.
shelyra
69094 Beiträge
21.05.2016 18:46
Zitat von Lockenkopfmom14:

Hallo Shelyra, danke für deine Nachricht. Dein Schicksal tut mir auch sehr leid, beide SS waren ja schon recht fortgeschritten.
Meine Tochter hat auch schon meinen Bauch geküsst und gesagt, aber richtig realisiert hat sie es natürlich noch nicht.
Diese Idee mit der Erinnerungsbox hatte ich auch, das werde ich wahrscheinlich machen. Danke für eure Worte.

mein sohn war fast 5 als ich die erste fg hatte. er hat es also schon verstanden was da passiert ist. er war auch todtraurig und heulte wie ein schlosshund, denn er hatte sich mega auf sein geschwisterchen gefreut. hatte sich schon ausgemalt was er alles zusammen machen wollte.
auch jetzt spricht er oft noch von ihr - einerseits finde ich das total süß, aber andererseits amcht es mich jedesmal traurig
.Jessica
1356 Beiträge
21.05.2016 19:01
Ich weiß leider wie du dich fühlst, dafür gibt es keine Worte. Fühl dich mal ganz doll gedrückt....

Ich hatte 3 Abgänge... 2 sehr früh und mein erster im 5. Monat durch fremdeinwirkung... Ich habe lange gebraucht um darüber weg zu kommen aber jetzt wenn ich darüber schreibe geht es mir “gut“ klar ist Wehmut dahinter aber wenn ich jetzt mein Kind sehe vergesse ich all den schmerz.

Der schmerz wird nie komplett weg gehen und in der nächsten SS wird dich sicher eine große Angst begleiten aber du wirst sicher bald wieder ein wunderbares Kind im arm halten können was dir dein Sternchen von oben geschickt hat.Ich wünsche dir alles erdenklich gute <3
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