Mütter- und Schwangerenforum

"Baby ist lieb"

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FrauKugelrund
903 Beiträge
07.07.2021 19:55
Zitat von Marf:

"Du bist heute aber ein sozialverträgliches Kind.So kompatibel und gefällig" ....ach nee,ich bleib bei lieb.


Wieso muss ich das Verhalten eines Kindes überhaupt bewerten, statt zu sagen "Ich finds toll, dass es heute so gut mit uns beiden geklappt hat?" oder "Schade, dass wir heute so viele Reibungspunkte hatten."?

Wieso schreibe ich Babys Attribute wie gut, böse, brav, ungezogen zu? Das ist doch Blödsinn.
Und ja, man kann andere Adjektive verwenden, die nicht im Ansatz so (ab-)wertend sind.
nilou
14070 Beiträge
07.07.2021 20:14
Zitat von FrauKugelrund:

Zitat von Marf:

"Du bist heute aber ein sozialverträgliches Kind.So kompatibel und gefällig" ....ach nee,ich bleib bei lieb.


Wieso muss ich das Verhalten eines Kindes überhaupt bewerten, statt zu sagen "Ich finds toll, dass es heute so gut mit uns beiden geklappt hat?" oder "Schade, dass wir heute so viele Reibungspunkte hatten."?

Wieso schreibe ich Babys Attribute wie gut, böse, brav, ungezogen zu? Das ist doch Blödsinn.
Und ja, man kann andere Adjektive verwenden, die nicht im Ansatz so (ab-)wertend sind.


Ich glaube ja nicht das ein Baby bzw. Kleinkind deine Beispielssätze verstehen würde.

Ich glaube das es meist gar nicht wertend gemeint ist sondern Umgangssprachlicher Sprachgebrauch. Und das Sprache allein nicht entscheidend ist, die Beteiligten, die Situation, Mimik, Tonfall etc. alles zusammen nur ergibt das Ergebnis. Und v.a. auch das subjektive Empfinden des einzelnen.
Jaspina1
2357 Beiträge
07.07.2021 20:21
Danke für eure spannenden Antworten.

Das kann schon regional unterschiedlich sein. Für mich ist es ein wertendes Wort (und ich bewerte mein Baby ja nicht nach seinem Verhalten), aber in anderen Regionen vielleicht nicht.
FrauKugelrund
903 Beiträge
07.07.2021 20:36
Zitat von nilou:

Zitat von FrauKugelrund:

Zitat von Marf:

"Du bist heute aber ein sozialverträgliches Kind.So kompatibel und gefällig" ....ach nee,ich bleib bei lieb.


Wieso muss ich das Verhalten eines Kindes überhaupt bewerten, statt zu sagen "Ich finds toll, dass es heute so gut mit uns beiden geklappt hat?" oder "Schade, dass wir heute so viele Reibungspunkte hatten."?

Wieso schreibe ich Babys Attribute wie gut, böse, brav, ungezogen zu? Das ist doch Blödsinn.
Und ja, man kann andere Adjektive verwenden, die nicht im Ansatz so (ab-)wertend sind.


Ich glaube ja nicht das ein Baby bzw. Kleinkind deine Beispielssätze verstehen würde.

Ich glaube das es meist gar nicht wertend gemeint ist sondern Umgangssprachlicher Sprachgebrauch. Und das Sprache allein nicht entscheidend ist, die Beteiligten, die Situation, Mimik, Tonfall etc. alles zusammen nur ergibt das Ergebnis. Und v.a. auch das subjektive Empfinden des einzelnen.


Viele sexuell übergriffige Kommentare sind vom Sender sicher auch nicht so gemeint. (Ja, vielleicht an den Haaren herbei gezogen, aber die Argumentation ist die gleiche.) Und ob es ein Baby versteht oder nicht, ist doch wurscht. Es prägt das Bild auf das Baby.

Gegenbeispiel: Mein erstes Kind schrie fast den ganzen Tag. Der Kommentar der Oma war: Meine Güte, ist das ein böses Baby!
Es wertet, es verletzt u.U. und es ist einfach deplatziert.
nilou
14070 Beiträge
07.07.2021 20:39
Zitat von FrauKugelrund:

Zitat von nilou:

Zitat von FrauKugelrund:

Zitat von Marf:

"Du bist heute aber ein sozialverträgliches Kind.So kompatibel und gefällig" ....ach nee,ich bleib bei lieb.


Wieso muss ich das Verhalten eines Kindes überhaupt bewerten, statt zu sagen "Ich finds toll, dass es heute so gut mit uns beiden geklappt hat?" oder "Schade, dass wir heute so viele Reibungspunkte hatten."?

Wieso schreibe ich Babys Attribute wie gut, böse, brav, ungezogen zu? Das ist doch Blödsinn.
Und ja, man kann andere Adjektive verwenden, die nicht im Ansatz so (ab-)wertend sind.


Ich glaube ja nicht das ein Baby bzw. Kleinkind deine Beispielssätze verstehen würde.

Ich glaube das es meist gar nicht wertend gemeint ist sondern Umgangssprachlicher Sprachgebrauch. Und das Sprache allein nicht entscheidend ist, die Beteiligten, die Situation, Mimik, Tonfall etc. alles zusammen nur ergibt das Ergebnis. Und v.a. auch das subjektive Empfinden des einzelnen.


Viele sexuell übergriffige Kommentare sind vom Sender sicher auch nicht so gemeint. (Ja, vielleicht an den Haaren herbei gezogen, aber die Argumentation ist die gleiche.) Und ob es ein Baby versteht oder nicht, ist doch wurscht. Es prägt das Bild auf das Baby.

Gegenbeispiel: Mein erstes Kind schrie fast den ganzen Tag. Der Kommentar der Oma war: Meine Güte, ist das ein böses Baby!
Es wertet, es verletzt u.U. und es ist einfach deplatziert.


Sorry dein Vergleich mit sexuellen Übergriffen ist völlig daneben.

Und das du dich subjektiv davon angegriffen gefühlt hast was die Oma gesagt hat ist doch ok. Mir persönlich zeigt das Beispiel das die Oma das Wort böse gar nicht im Kontext der Wortbedeutung böse gemeint hat. Und es ist deine persönliche Meinung das es deplatziert ist die Sprache so zu benutzen. Ich persönlich sehe es anders bzw. Kann allein aufgrund dieses Satzes allein und aus allem Kontext gerissen zu dem Beispiel nichts sagen.

Mir zeigt dein Beispiel aber das du subjektiv schlechte Erfahrungen gemacht hast. Und das prägt dich und deine Sicht.
Marf
28124 Beiträge
07.07.2021 21:20
Zitat von FrauKugelrund:

Zitat von Marf:

"Du bist heute aber ein sozialverträgliches Kind.So kompatibel und gefällig" ....ach nee,ich bleib bei lieb.


Wieso muss ich das Verhalten eines Kindes überhaupt bewerten, statt zu sagen "Ich finds toll, dass es heute so gut mit uns beiden geklappt hat?" oder "Schade, dass wir heute so viele Reibungspunkte hatten."?

Wieso schreibe ich Babys Attribute wie gut, böse, brav, ungezogen zu? Das ist doch Blödsinn.
Und ja, man kann andere Adjektive verwenden, die nicht im Ansatz so (ab-)wertend sind.

Du bewertest gerade auch.
Und wer redet so mit einem Baby?

Ario
526 Beiträge
07.07.2021 21:49
Zitat von Benutzername:

Finde es auch gut, dass das hier um Thema gemacht wird.

Tinnie hatte vor Kurzem auf dem Supermarkt Parkplatz einen Wutanfall und wir haben sie bestmöglich dabei begleitet, allerdings hat sie wirklich laut geweint. Da kommt eine ältere Frau zu uns und sagt zu ihr "Mensch Mädchen, wieso heulst du so laut? Da tun mir ja die Ohren weh."

Was bringt das meiner Tochter, außer dass es ihr ein schlechtes Gewissen für ihre Gefühle macht? Entsprechend haben wir ihr auch geantwortet.


Ich finde es ehrlich gesagt ganz gut, wenn andere Menschen (natürlich in angemessenem Ton) sagen, was sie empfinden. Anstatt hintenrum zu schimpfen.
Wenn sie das gesagt hat, was du hier schreibst, dann hat sie ja lediglich eine Frage gestellt und ihr Empfinden dazu geäußert.
Durch solche authentischen Reaktionen lernen wir ja auch wie wir sozial interagieren.
Außerdem ist es ja genau das, was unsere Kinder dürfen sollen (nämlich ihre Gefühle wahrnehmen und zeigen), aber Erwachsene dürfen das dann plötzlich nicht mehr?

Sorry für das OT.
ghostcat87
2101 Beiträge
07.07.2021 21:52
Ich habe schon gehört dass v.a. in Österreich, aber bestimmt auch anderen deutschen Sprachkulturen, "lieb" auch als toll, schön, süß.... gemeint ist.

Musste ich auch erst lernen
Arielle30
2955 Beiträge
07.07.2021 22:01
Zitat von ghostcat87:

Ich habe schon gehört dass v.a. in Österreich, aber bestimmt auch anderen deutschen Sprachkulturen, "lieb" auch als toll, schön, süß.... gemeint ist.

Musste ich auch erst lernen


Srimmt. Lieb heißt hier in Ö, dass es süß aussieht und mit "lieb" wird kein verhalten beschrieben, sondern eben mit "brav".
08.07.2021 08:43
Das ist aber schon eine Diskussion auf Meta-Ebene, ne?
Jetzt weiß ich gar nicht mehr, wie ich das Verhalten meines Babys umschreiben darf, wenn es mit trinken, pupsen und schlafen von Anfang an gut funktioniert. "Lieb" ist zu wertend, "pflegeleicht" sind nur Wäsche und Hunde, "Anfängerbaby" diskriminiert das "Fortgeschrittenenbaby"?

Ich finde, man muss nicht bei allem sprachlich das Rad neu erfinden. Wer sagt denn wirklich, ein Kind sei böse/ungezogen/frech, wenn es Bauchweh hat, schlecht schläft oder nicht richtig trinken kann? Ich hab das echt noch nie gehört. Auch nicht bei der älteren Generation.

Fragt mich jemand nach unserem Alltag mit Baby, sage ich möglicherweise "Sie ist echt lieb". Ich könnte auch sagen "Sie hat keine Probleme mit Verdauung, Schlaf und Nahrungsaufnahme", aber das dauert halt 3x so lange. Wäre es anders, würde ich doch nicht "Sie ist böse" sagen, sondern statt des Verhaltens die Ursache nennen. "Sie hat leider oft Bauchschmerzen/sie bekommt gerade Zähne/sie findet schlecht in den Schlaf". Und die Umwelt reagiert darauf doch auch nicht mit Empörung, sondern mit Mitgefühl. "Das arme Baby, dass es das durchmachen muss" und nicht "was für ein gemeines, ungezogenes Kind!".
08.07.2021 08:48
Zitat von Skorpi:

Zitat von Benutzername:

Finde es auch gut, dass das hier um Thema gemacht wird.

Tinnie hatte vor Kurzem auf dem Supermarkt Parkplatz einen Wutanfall und wir haben sie bestmöglich dabei begleitet, allerdings hat sie wirklich laut geweint. Da kommt eine ältere Frau zu uns und sagt zu ihr "Mensch Mädchen, wieso heulst du so laut? Da tun mir ja die Ohren weh."

Was bringt das meiner Tochter, außer dass es ihr ein schlechtes Gewissen für ihre Gefühle macht? Entsprechend haben wir ihr auch geantwortet.


Ich finde es gar nicht schlimm von der älteren Dame. Denn auch Kinder sollten doch lernen Rücksicht zu nehmen, da darf man doch auch sagen, dass es ganz schön laut ist. Sind ja auch Gefühle von anderen.

Das sehe ich allerdings genauso. Man erwartet von Kindern ja Sozialkompetenz - aber wo soll die denn herkommen, wenn es für das eigene Verhalten keine direkte Rückmeldung gibt? Und es ist nun auch weder respektlos noch wertend, wenn man einem anderen Menschen mitteilt, dass man seine Lautstärke gerade als störend empfindet.
FoxMami
2969 Beiträge
08.07.2021 09:32
Meine Tochter hat damals alle angelächelt und war total kontaktfreudig, wenn wir mal einkaufen waren. Da hab ich von vielen gehört „Sie ist aber lieb“ schlimm fand ich das nicht.
serap1981
2740 Beiträge
08.07.2021 09:50
Mich stört dieses "lieb" und "brav" inzwischen auch sehr.
Vor kurzem war ich im Supermarkt, Baby 1 friedlich schauend in der Babyschale, Baby 2 schreiend in der Trage. Eine unbekannte sagte dann: Oh schau mal wie lieb deine Schwester ist, kannst du das nicht auch?

Mich stört extrem diese Wertung in den Worten- Babys verhalten sich ja nicht absichtlich "lieb" oder "brav", sondern sind zufrieden oder unzufrieden. Und das ist nichts, was ein Baby bewusst steuern kann.

Edit:
vielleicht fällt einem das auch nur auf, wenn man eben keine öffentlichkeitskompatiblen Kinder hat?
nilou
14070 Beiträge
08.07.2021 10:19
Zitat von serap1981:

Mich stört dieses "lieb" und "brav" inzwischen auch sehr.
Vor kurzem war ich im Supermarkt, Baby 1 friedlich schauend in der Babyschale, Baby 2 schreiend in der Trage. Eine unbekannte sagte dann: Oh schau mal wie lieb deine Schwester ist, kannst du das nicht auch?

Mich stört extrem diese Wertung in den Worten- Babys verhalten sich ja nicht absichtlich "lieb" oder "brav", sondern sind zufrieden oder unzufrieden. Und das ist nichts, was ein Baby bewusst steuern kann.

Edit:
vielleicht fällt einem das auch nur auf, wenn man eben keine öffentlichkeitskompatiblen Kinder hat?


Was heisst öffentlichkeitskompatibel. Ich denke jedes Kind hat mal Phasen/Momente wo man es in der Öffentlichkeit am liebsten verleugnen würde. Ich glaube man nimmt zuviel die Meinung anderer an und steht nicht oder zu wenig zu sich selber. Mein Kind hat sich auch schon Szenen vor anderen geliefert. Die Frage ist wie man damit umgeht und oft reagieren die anderen dann auch entsprechend. Wenn es mir unangenehm/peinlich ist ich gestresst bin reagiere/wirke ich anders als wenn ich entspannt dem Treiben zusehe bzw. begleite/entsprechend eingreife.

Und letztendlich stören sich gerade die Erwachsenen an den Begriffen. Und wie man sieht hauptsächlich wenn man selber negative Erfahrungen gemacht hat. Dann wertet man solche Worter eben anders als jemand der diese Erfahrungen nicht gemacht hat. Sprich man fühlt sich wertend angegriffen bzw. interpretiert es so. Und ich glaube immer noch, das es in der Mehrheit der Fälle gar nicht so gemeint ist.

08.07.2021 10:58
Zitat von serap1981:

Mich stört dieses "lieb" und "brav" inzwischen auch sehr.
Vor kurzem war ich im Supermarkt, Baby 1 friedlich schauend in der Babyschale, Baby 2 schreiend in der Trage. Eine unbekannte sagte dann: Oh schau mal wie lieb deine Schwester ist, kannst du das nicht auch?

Mich stört extrem diese Wertung in den Worten- Babys verhalten sich ja nicht absichtlich "lieb" oder "brav", sondern sind zufrieden oder unzufrieden. Und das ist nichts, was ein Baby bewusst steuern kann.

Edit:
vielleicht fällt einem das auch nur auf, wenn man eben keine öffentlichkeitskompatiblen Kinder hat?

Wie man sowas zu einem Säugling sagen kann (dass er es eh nicht versteht, sei mal dahin gestellt), ist mir ohnehin unbegreiflich. Letztendlich kritisiert man damit doch die Eltern und setzt sie unter Druck. "Krieg mal dein Kind in den Griff!" Tut mir leid, dass du sowas erleben musstest. Als wäre es nicht so schon schwierig genug!
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