Mütter- und Schwangerenforum

Abschied vom Papa, wie verhalten?

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Tscharmen
3968 Beiträge
14.08.2019 08:29
Guten Morgen,

gestern abend rief meine Schwiegermutter bei uns an und wollte unsere Meinung wissen. Folgendes ist passiert:

Von guten Bekannten meiner Schwiegermutter ist der Schwiegersohn (45) im Kurzurlaub ( 2 Tage) überraschend an einem Herzinfakt gestorben. Dessen Sohn (5) blieb während dieser 2 Tage zuhause bei den Großeltern. Seine Mama weiß nun nicht, ob sie ihrem 5-jährigen Sohn die Chance geben soll, sich von ihm persönlich zu verabschieben. Sie hat ihre Eltern gebeten, bis heute Meinungen einzuholen, wie sie sich am besten verhält.

Würdet ihr euren 5 jährigen Kind, die Chance geben, sich von Mama oder Papa zu verabschieden, oder sollte euer Kind Mama oder Papa so in Erinnerung behalten, wie sie mal waren?

Ich danke euch für eure Beiträge.

  • Ja   63.69%

  • nein   31.85%

  • andere Möglichkeit, falls es eine gibt   4.46%

Abgegebene Stimmen:
157

serap1981
2740 Beiträge
14.08.2019 08:36
Ich würde den jungen fragen, ob er sich verabschieden will. Grundsätzlich finde ich es aber für den jungen wichtig, sich verabschieden zu können. Bei einem Herzinfarkt sind die Körper ja auch noch sehr ähnlich zum Leben, anders als bei einem Unfall beispielsweise
nilou
14053 Beiträge
14.08.2019 08:41
Ich würde auch den Jungen fragen und ihn entscheiden lassen. Kinder haben ein ganz andere Verständnis zum Tod - viel unbefangener. Je nach Kind kann es "schlimmer" sein das er sich nicht verabschieden kann, ein anderes Kind will das auf keinen Fall. Hängt auch vom Charakter des Kindes ab. Die Mutter wird ihr Kind am besten kennen und wie sie es ihm sagen/fragen soll und auch wie sie ihm egal wie begleitet dabei.

Meine Mutter ist gestorben als ich 20 war. Ich war die einzige in der Familie die sie nicht aufgebahrt sehen wollte. Bis heute die richtige Entscheidung für mich. Mein Bruder dagegen brauchte das sehen des toten Körpers zum verstehen.

Tscharmen
3968 Beiträge
14.08.2019 08:42
Ich habe auch gesagt, dass ich die Wahl meinem Sohn überlassen würde, sofern er keine Verletzungen hat.

Mein Mann ist der Meinung, er würde es nicht machen, da er mich so in Erinnerung behalten soll wie ich war und nicht wie ich so leblos daliege.
Umi
Umi
43298 Beiträge
14.08.2019 09:13
Hmm, schwierig. Als hier der Opi starb an einem Herzinfarkt haben die Kids ihn nicht mehr gesehen. Die Anfrage kam von den Kindern auch nicht.
Ich habe Bücher dazu besorgt und wir haben viel geredet und ihnen auch biologisch versucht zu erklären, wieso das Herz so wichtig ist. Wir haben auch eines zum Thema Einäscherung, da er in einer Urne beigesetzt wurde.
Die Mutter sollte sich mit dem Jungen unterhalten. Ich würde es von seiner Vorstellung vom Tod abhängig machen.
14.08.2019 09:33
Ich bin mir nicht sicher ob ein 5 jähriger entscheiden kann ob er seinen toten Vater noch Mal sehen möchte. Auch ob er es überhaupt verkraftet, jemanden tot zu sehen ist ja schon ein gehöriger Unterschied. Eine Leiche sieht ja schon sehr viel anders aus als ein lebender Körper. Auch weiß ich nicht ob ich als Kind verstanden hätte, dass mein Vater zwar körperlich noch da und sichtbar ist, er aber nicht mehr lebt, nicht mehr aufsteht und nicht mehr redet usw. Die Endgültigkeit des Todes ist ja selbst für Erwachsene schwer zu begreifen.

Als meine Mutter starb war ich 33. Ich habe mich damals bewusst dagegen entschieden sie noch Mal sehen zu wollen. Meine Mutter war eine hübsche Frau zu ihren Lebzeiten und genauso wollte ich sie in Erinnerung behalten. Ich fand es allein schon schlimm, dass sie so früh gegangen ist.

Bei meinem eigenem 5 jährigen Kind würde ich genauso entscheiden. Wenn er Mal älter ist wird er nicht mehr viel Erinnerungen an seinen Vater haben. Ich kann mich ja selbst nur noch an wenige Dinge erinnern die waren als ich 5 war, und ich für mich wollte nicht, dass die wenigen Erinnerungen meines Kindes den Anblick seines toten Vaters beinhalten. Ich als Mutter würde mich also dagegen entscheiden und meinem Kind lieber die schönen Erinnerungen an seinem Vater bewahren.
Kerstin002
877 Beiträge
14.08.2019 09:34
Das Abschied nehmen ist wichtig, um es wirklich begreifen zu können. Ich hätte den Jungen auch gefragt ob er es möchte und ihm die Chance damit ermöglicht. Kinder in dem Alter empfinden und erleben das sowieso nochmal ganz anders.
Choco
4203 Beiträge
14.08.2019 09:41
Erstmal unbekannterweise herzliches Beileid.

Wow das ist eine echt schwere Entscheidung. Ich habe meinen verstorbenen Opa gesehen, da war ich 12.

Ich kann mich bis heute sehr gut erinnern, weil es mich in diesem Moment schon arg verstört hat Denke ich. Ich dachte immer, Tote Menschen würden einfach schlafend aussehen, das war aber da überhaupt nicht der Fall. Mein Opa sah für mich völlig fremd und auch "falsch" aus...

Andererseits weiß ich nicht, ob genau das mir nicht irgendwie geholfen hat zu verstehen. Aber natürlich war ich eben auch schon einiges älter..

Ich weiß es nicht.. ich hoffe ich Muss das auch niemals Entscheiden. Ich würde aber Aus der Ferne ist wahrscheinlich auch das Kind Fragen und ihm im Zweifelsfall die Möglichkeit nicht verwehren.

Kerstin002
877 Beiträge
14.08.2019 09:45
Zitat von Choco:

Erstmal unbekannterweise herzliches Beileid.

Wow das ist eine echt schwere Entscheidung. Ich habe meinen verstorbenen Opa gesehen, da war ich 12.

Ich kann mich bis heute sehr gut erinnern, weil es mich in diesem Moment schon arg verstört hat Denke ich. Ich dachte immer, Tote Menschen würden einfach schlafend aussehen, das war aber da überhaupt nicht der Fall. Mein Opa sah für mich völlig fremd und auch "falsch" aus...

Andererseits weiß ich nicht, ob genau das mir nicht irgendwie geholfen hat zu verstehen. Aber natürlich war ich eben auch schon einiges älter..

Ich weiß es nicht.. ich hoffe ich Muss das auch niemals Entscheiden. Ich würde aber Aus der Ferne ist wahrscheinlich auch das Kind Fragen und ihm im Zweifelsfall die Möglichkeit nicht verwehren.




Ich finde das Abschiednehmen gehört dazu, weil sich dadurch das Bild komplettiert. Man kennt vielleicht Kinderfotos von dem Verstorbenen, kannte ihn zu Lebzeiten, wie er sich veränderte und das ist eben der letzte Schritt. Mir hilft das sehr, damit fertigzuwerden.

Und ich denke nicht, dass man ein Kind damit traumatisiert oder verstört. Für Kinder ist der Tod noch "selbstverständlicher" und natürlicher, als für uns Erwachsene.
14.08.2019 09:45
Ich habe in diesem Alter zwei meiner Großeltern verloren und ich wäre von selbst nicht auf die Idee gekommen, sie nochmal zu sehen. Ich bedaure es heute auch nicht.

Ich würde mir den Toten ansehen und dann entscheiden, ob der Anblick und das Umfeld für das Kind zumutbar sind und ob ich die Kraft dafür habe. Und das Kind dann darauf vorbereiten.

Selbst entscheiden lassen würde ich das Kind in diesem Alter nicht, wenn ich nicht sicher bin, den entsprechenden Rückhalt geben zu können.

Fjörgyn
2765 Beiträge
14.08.2019 09:49
In die Leichenhalle würde ich das Kind nicht mitnehmen, auf jeden Fall aber mit zur Beerdigung.
Mein Vater ist verstorben als ich gerade sechs Jahre alt war, ich durfte nicht mit zur Beerdigung und habe ganz, ganz starke Probleme damit gehabt, habe im Teenager-Alter sogar vermutet, dass meine Mutter mich nur angelogen hätte, weil sie nicht will, dass ich Kontakt zu meinem Vater habe. Natürlich totaler Blödsinn, aber ich hatte einfach keinen Bezug zum Tod meines Vaters.

Leichenhalle finde ich nicht gut, das kann selbst erwachsene Menschen traumatisieren und ein Kind kann die Tragweite seiner Entscheidung in diesem Falle nicht überblicken.
14.08.2019 10:05
Zitat von Fjörgyn:

Leichenhalle finde ich nicht gut, das kann selbst erwachsene Menschen traumatisieren und ein Kind kann die Tragweite seiner Entscheidung in diesem Falle nicht überblicken.


Genau das meine ich, Sterben gehört zwar zum Leben, aber in unserer Welt ist es leider kaum mehr etwas natürliches ... Das Bild / der Abschied von einem Elternteil in einer Leichenhalle wäre für meine sehr sensiblen Kinder keine Option, denke ich.
Gwen85
18463 Beiträge
14.08.2019 10:30
Ich würde ihn Abschied nehmen lassen, wenn er sich das wünschen würde. Also ersteinmal mit ihm darüber reden und auch sagen, dass der Papa etwas anders aussieht.
Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden die Toten 1 Woche vor der Beerdigung zuhause aufgebahrt, damit alle Familienangehörigen Abschied nehmen konnten. Damals war das normal und da hat sich keiner diese Gedanken wie wir dazu gemacht, da der Tod da etwas natürliches war. Für uns ist der Tod sicher auch etwas natürliches, nur der Umgang damit ist etwas befangener.

Meine Oma wurde 1 Tag vor ihrer Beerdigung in der Kapelle aufgebahrt, damit wir Abschied nehmen konnten. Zu dem Zeitpunkt war ich schon 21, doch meine Geschwister 17 und 15 und sie haben das nicht so gut verarbeitet, Oma noch mal so zu sehen. Der geliebte Verstorbene sieht anders aus, auch nicht nur schlafend. Man sieht, dass das Leben den Körper verlassen hat, das Gesicht wirkt anders, härter, ausdruckslos. Daher würde ich das wirklich abwägen, das Kind fragen und wenn der Wunsch des Abschied es besteht, das Kind auch dahingehend gut vorbereiten.
Jeppa
322 Beiträge
14.08.2019 10:50
Ich würde es nicht machen.

Man weiß nicht, ob ein Kind den Anblick verarbeiten kann. Wenn dann noch die Bestattung ist und der Sarg abgelassen wird in dem der Papa liegt, versteht ein 5 Jähriger meines Erachtens die Welt nicht mehr.

Bestattung ja, vorher nochmal sehen, nein
14.08.2019 10:57
Ich würde es machen. Ich selbst habe meinen Uropa verabschieden können, da war ich 6 undm einen Opa mit 14. Beide male gab es mir Halt und Gewissheit. Je nach dem wie sensibel dein Sohn ist würde ich es daran abhängig machen. Ich kann da nur für mein Kind sprechen und ihm würde es definitiv helfen und greifbar für ihn machen
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