Mütter- und Schwangerenforum

Die Elternschule - hat es schon jemand gesehen?

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Zitronenmelisse
1774 Beiträge
07.07.2019 23:58
Ganz kurz nochmal falls sich wer Erfahrungsberichte von Eltern durchlesen will auf Facebook gibt es eine Seite. Elternschule- Informatonen rund um den Film heißt die.

Aduja
28754 Beiträge
11.07.2019 18:26
midna
388 Beiträge
11.07.2019 18:49
Zitat von Aduja:

https://www.facebook.com/notes/elternschule-inform ationsseite/und-irgendwann-schnapp-ich-ihn-mir-und -stopf-ihn-wie-ne-weihnachtsgans-und-er-sp/4319271 00997041/

Hier wird der Unterschied zwischen der Kino- und der Fernsehfassung angesprochen.

Mir wird schon vom Lesen schlecht.
Wie menschenverachtend muss es in dieser Klinik zugehen.. Traurig, dass sowas erlaubt ist.
Aduja
28754 Beiträge
11.07.2019 19:36
Zitat von midna:

Zitat von Aduja:

https://www.facebook.com/notes/elternschule-inform ationsseite/und-irgendwann-schnapp-ich-ihn-mir-und -stopf-ihn-wie-ne-weihnachtsgans-und-er-sp/4319271 00997041/

Hier wird der Unterschied zwischen der Kino- und der Fernsehfassung angesprochen.

Mir wird schon vom Lesen schlecht.
Wie menschenverachtend muss es in dieser Klinik zugehen.. Traurig, dass sowas erlaubt ist.

Ich finde es zeigt auch nochmal, wie sehr der Schnitt eines Filmes den Eindruck den man erhält, verändern kann.
12.07.2019 11:50
Ich habe den Film vor zwei Tagen mit meinem Mann gesehen. Zunächst einmal war ich weniger geschockt als ich eigentlich erwartet hätte - und das ist meiner Meinung nach das eigentlich Erschreckende!

Dieser Herr Langer fungiert ganz wunderbar als Protagonist und Sympathieträger und seine ausschweifenden und in erster Linie logisch und einleuchtend wirkenden Reden und Erklärungen relativieren die in der Klinik angewandte Methodik zumindest auf den ersten Blick sehr geschickt.
Dass die Fernsehfassung um rund 30 Minuten kürzer ist, gibt ihr übriges. Ich habe mir die Liste der weggeschnittenen Szenen durchgelesen und ja, das Bild wird dadurch sehr verändert; verharmlost.

Was Herr Langer so erzählt, ist erstmal gar nicht so falsch und wirklich logisch nachvollziehbar. Dass Kinder Grenzen brauchen z. B. - und diese nicht erst, wenn die Eltern nicht mehr können, sondern am besten unmittelbar, denn Stress und Ärger gibt es ja sowieso. Mein Mann (selbst Pädagoge und daher durchaus versiert) ist erstmal direkt darauf eingestiegen, hat dem zugestimmt und die Brillanz des Herrn Langer gelobt. Ich sehe also durchaus Nährboden für diese Form von Gehirnwäsche, wie sie dort betrieben wird. Man wird von Langers Theorien so überfahren, dass man erstmal sprachlos ist und selbst als Fachmann nur schwer kontern kann.

ABER. Was er sagt, ist nur auf den ersten Blick richtig und das zu erkennen, ist für Laien wirklich gar nicht so leicht. Denn in der Klinik sind ja "Fachleute" und sie alle sind der Überzeugung, es handle sich bei dieser Therapieform um den einzig möglichen Weg. Ich glaube, dass sich die Eltern sich da zusätzlich auch gegenseitig verstärken und mögliche Zweifel ausräumen.

Aber zurück zu Herrn Langer und seine Theorien. Was mir hier besonders aufgefallen ist (und ich bin da nicht die erste, wie ich hier bereits lesen konnte!), ist sein absolut negatives und verachtendes Menschenbild und wie er über schutzbedürftige und hilflose Wesen spricht. Kleine Tyrannen; Egoisten, die über Leichen gehen, um ihr eigenes Überleben zu sichern; manipulative kleine Monster, die sich ihrer niederen Instinkte als Werkzeug bedienen, um ihren Eltern bis aufs Blut jegliche Lebensenergie auszusaugen. Liebe und Zuneigung wird als angeborener, aber störender und hindernder Instinkt der Eltern angesehen, der dringend ausgeschaltet werden muss. Und ja, daran wird in der Klinik ja auch sehr aktiv gearbeitet. Kein Trösten, kein Händchen halten, kein Beistand. Wenn es dem Kind schlecht geht, soll es der Mama egal sein.

Damit wird die wichtigste Grundlage zerstört, die Eltern und Kind nur haben können, nämlich Bindung und Beziehung. Auf dieser Grundlage ist es kein Wunder, dass die "Therapie" so "gut" "anschlägt". Denn nach 21 langen Tagen, in denen die Kinder von Ärzten, Klinikpersonal und sogar von ihren eigenen Eltern so massiv missachtet, misshandelt, vernachlässigt und gequält wurden, haben sie nicht nur das Vertrauen in Mama und Papa, sondern noch dazu den Glauben in die Menschheit und Menschlichkeit komplett verloren. Es gibt dann für sie keinen Grund mehr, Ängste, Bedürfnisse oder Beschwerden zu äußern. Es schenkt ihnen ja sowieso niemand Gehör und sie müssen da ganz alleine durch.

Ich finde, das sieht man auch an den Gesichtern der Kinder. Nach drei Wochen weinen sie nicht mehr. Sie essen und trinken "ordnungsgemäß". Die Ängste und Nöte sind aber immer noch da.

Mit seiner Theorie über manipulative Babys und Kleinkinder, die nach Herzenslust ihren Werkzeugkoffer öffnen, um Mama und Papa strategisch weich zu kochen, liegt Herr Langer übrigens fachlich absolut falsch. Das. Können. Kinder. Nicht. Zumindest nicht so kleine Kinder, wie wir sie im Film gesehen haben. Reale (!) Nöte von sehr kleinen Kindern werden wissentlich ignoriert und herunter gespielt.

Mir bleibt da noch die Frage, warum die das da alle so machen. Herr Langer ist ein intelligenter Mann, das lässt sich bei allem Übel, das er verbreitet, nicht abstreiten. Warum also quält er wider besseren Wissens tagein, tagaus im ganz großen Stil kleine Kinder und ihre Eltern? Die Frage hat mich den ganzen Film über begleitet und beschäftigt. Ich konnte sie nicht beantworten. Vermutlich ist es eine Mischung aus Machtgier, Kontrolle und Profit, die ihn seine eigene Lüge immer weiter spinnen lassen. Und vermutlich auch einfach die Gewissheit, dass ihn keiner aufhalten kann und seine Methodik bei aller Kritik nach wie vor großen Anklang und Befürwortung erntet. Denn die "Therapie" hilft ja denen, die Hilfe suchen. Zumindest auf den ersten Blick. Schaut man da mal genauer hin, wird man zerstörte Beziehungen, verlorenes Vertrauen und und viel viel verlorene Lebensfreude finden.
mäusebande
132 Beiträge
30.07.2019 19:00
im parents wurde das thema auch sehr emotional diskutiert.
aus meiner sicht sind das methoden aus der schwarzen pädagogik (siehe erziehungsratgeber der 30er-jahre, frau haarer, die spätere pädagogik in heimen usw.) und hat mit modernen erkenntnissen der hirnforschung oder psychologie nichts zu tun.

aber wenn man sich anschaut was bei der methode rauskommt (funktionierende, wehrlose, resignierte kinder) dann ist auch klar in welche richtung das geht.
aber das hatten wir schon mal und es ist nicht gut ausgegangen.
12.09.2020 15:53
Die Abteilung der pädiatrischen Psychosomatik der Gelsenkirchener Klinik schließt. Nicht aber aus ethischen oder kinderrechtlichen Gründen, sondern offenbar wegen fehlender Wirtschaftlichkeit.

Naja, wenn das auf die durch den Film entstandene Kritik zurückzuführen ist, dann war er wenigstens für etwas gut.

Hier nachzulesen:
https://www.spiegel.de/panorama/bildung/elternschu le-umstrittene-abteilung-der-kinderklinik-gelsenki rchen-schliesst-a-92cc8262-5a70-4f53-aca7-3c3e5dbb f838
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