Unsere Tochter wird 5 Jahre alt und weint täglich von morgens bis abends. Wegen allem. Sie ist leider sehr perfektionistisch was sie wohl von mir hat. Malt sie etwas aus und es ist ein Mini strich darüber, schmeißt sie sich in die Ecke und schreit sie kann garnichts. Sie kann nicht malen. Sie kann nicht hopsen. Sie kann keinen Purzelbaum. Sie kann nichts mit Lego bauen. Sie kann nicht puzzlen. Sie kann ihr gemaltes Bild nicht finden. Sie kippt ausversehen etwas um. Sie stolpert. Sie schlägt sich das Knie an.
In ihren Augen kann sie nichts. Sie kriegt richtige Zappel und "Krampf" Anfälle wenn etwas nicht funktioniert und danach heult sie kreischend los.
Wir sagen ihr ständig wie schön sie das doch gemalt hat, was sie tolles gebaut hat usw. Wie toll sie ist. Nicht übertrieben. Seit uns das Problem so bewusst ist eben. Dann weint sie wieder los und frägt, findet ihr mich wirklich toll? Aber auf sie Bestärkung danach hört sie nicht.

Sie kann viel mehr als gleichaltrige. Sie ist sehr weit was mir von den Erziehern immer gesagt wird. Im Kindergarten hat sie solche Probleme absolut nicht. Also ist das Problem ja wahrscheinlich "Haus gemacht" und wir als Eltern sind das Problem.

Es tut mir so weh wenn sie sich so schlecht fühlt. Sie steht sich selbst total im Weg und traut sich überhaupt nichts aus Angst es falsch zu machen. Schon bevor sie etwas versucht hat sagt sie, sie kann das nicht.
Wir erklären dann an einfachen Beispielen aus unserem Leben oder wo sie sich dann doch mal getraut hat, dass man Dinge einfach versuchen muss. Dann macht man halt Fehler aber man lernt daraus. Das ist überhaupt nicht schlimm.

Ich würde ihr so gerne helfen aber ich weiß absolut nicht wie. Weil auf das bestärken im Alltag gibt sie nichts, das glaubt sie nicht und hört nicht zu. Gibt es irgendwelche Bücher oder Spiele die das gezielt fördern?
Ich würde sie auch so gerne in eine Sportgruppe oder ähnliches bringen damit sie etwas hat wo sie sich stark fühlen kann. Aber Corona sei Dank..... Ihr kennt es.

Danke fürs Lesen!

Ich mach mich wahrscheinlich unbeliebt damit, aber vielleicht solltet ihr mit ihr einen Therapeuten aufsuchen und versuchen, nicht sie sondern ihr Erschaffenes zu loben. Anstatt zu sagen "Du siehst ja hübsch aus in dem Kleid", sagen "Das Kleid sieht ja total bequem aus.". Anstatt zu sagen "Das hast du aber toll gemalt", lieber sagen "Das hast du ganz alleine geschafft!" oder "Ich sehe, du hast sehr detailliert gemalt, toll."

Ich wünsche eurer Tochter alles Gute. Die Arme scheint wirklich sehr starke Probleme mit sich selbst zu haben.

Sprich es mal beim Kinderarzt an.
Beim Mittleren haben wir ähnliche Probleme. Im Kindergarten ist er immer ausgewichen bei Aufgaben. Da er sprachlich sehr weit ist, hat er sich da immer rausgeredet. Erst als ich dal das ganze thematisiert habe, konnten wir den Antrag auf Ergotherapie stellen. Das läuft zur Zeit und es wird langsam besser

Zitat von TiniBini:

Sprich es mal beim Kinderarzt an.
Beim Mittleren haben wir ähnliche Probleme. Im Kindergarten ist er immer ausgewichen bei Aufgaben. Da er sprachlich sehr weit ist, hat er sich da immer rausgeredet. Erst als ich dal das ganze thematisiert habe, konnten wir den Antrag auf Ergotherapie stellen. Das läuft zur Zeit und es wird langsam besser

Danke! In welchen Zeitrahmen kann ich mir die Besserung vorstellen? Ich weiß jedes Kind ist anders, aber sind das 4 Wochen, ein halbes Jahr, länger...?

Zitat von Benutzername:

Ich mach mich wahrscheinlich unbeliebt damit, aber vielleicht solltet ihr mit ihr einen Therapeuten aufsuchen und versuchen, nicht sie sondern ihr Erschaffenes zu loben. Anstatt zu sagen "Du siehst ja hübsch aus in dem Kleid", sagen "Das Kleid sieht ja total bequem aus.". Anstatt zu sagen "Das hast du aber toll gemalt", lieber sagen "Das hast du ganz alleine geschafft!" oder "Ich sehe, du hast sehr detailliert gemalt, toll."

Ich wünsche eurer Tochter alles Gute. Die Arme scheint wirklich sehr starke Probleme mit sich selbst zu haben.

Danke für deine hilfreichen Tipps!

So wie es sich liest, glaubt sie nicht an sich. Wenn etwas nicht ihrem Anspruch genügt, frag sie warum und wenn sie dir das klar sagen kann, motiviere sie, es noch einmal zu versuchen und biete ihr, wenn sie mag, deine Hilfe an. Lobe die Erfolge, stärke sie, indem du ihr sagst, dass sie euer größter Schatz ist und ihr immer für sie da seid. Ermutige sie, über das, was sie bedrückt mit euch zu reden. Sage ihr auch, dass es nicht schlimm ist, auch mal Fehler zu machen, denn daraus lernt man und das bei vielen Dingen erst Übung den Meister macht.
Du kannst es beim Kinderarzt ansprechen, würde ich dann nicht in ihrem Beisein machen, wenn ihr Selbstwertgefühl so niedrig ist, dann würde sie sich eher in ihrem Glauben daran bestätigt fühlen. Aber nur du kennst deine Tochter und weißt, wie du mit ihr umzugehen hast.Daher liegt die Beurteilung ob und was von außen an Hilfe nötig ist, bei dir und deinem Partner.

Zitat von Gwen85:

So wie es sich liest, glaubt sie nicht an sich. Wenn etwas nicht ihrem Anspruch genügt, frag sie warum und wenn sie dir das klar sagen kann, motiviere sie, es noch einmal zu versuchen und biete ihr, wenn sie mag, deine Hilfe an. Lobe die Erfolge, stärke sie, indem du ihr sagst, dass sie euer größter Schatz ist und ihr immer für sie da seid. Ermutige sie, über das, was sie bedrückt mit euch zu reden. Sage ihr auch, dass es nicht schlimm ist, auch mal Fehler zu machen, denn daraus lernt man und das bei vielen Dingen erst Übung den Meister macht.
Du kannst es beim Kinderarzt ansprechen, würde ich dann nicht in ihrem Beisein machen, wenn ihr Selbstwertgefühl so niedrig ist, dann würde sie sich eher in ihrem Glauben daran bestätigt fühlen. Aber nur du kennst deine Tochter und weißt, wie du mit ihr umzugehen hast.Daher liegt die Beurteilung ob und was von außen an Hilfe nötig ist, bei dir und deinem Partner.

Genau das machen wir seit Monaten wenn nicht gar Jahren. Wenn wir sie ermutigen macht sie das nur wütend, also genau die falsche Richtung.

Das allererste Beispiel was mir einfällt, dass es evtl auch an ihrem Wesen liegt: sie konnte laufen da war sie 9-10 Monate. Frei dann mit 11 Monaten. Aber immer nur kurz. Wenn sie lief immer nur so weit bis kurz vor dem umfallen, bloß nicht hinfallen! Sie hat bis 13 Monate geübt, erst dann ist sie weitere Strecken gelaufen, ohne auch nur 1x umzufallen.
Oder so eine nette Steckbox. Sie wurde fast wahnsinnig. Hat es nie wieder probiert. Erst als sie genau erkannte was wo rein gehört hat sie es gemacht.
Mit Rückschlägen kann sie nicht umgehen.

Unsere Tochter war genauso. In ihren Augen war sie für nichts gut genug. Durch einen Zufall haben wir das Problem dann selbst gelöst. Sie wurde auf dem Schulhof (1. Klasse, 5 Jahre alt) von 3 Jungen verprügelt. Natürlich, sie kann ja nichts, hat sie sich nicht Mal versucht zu wehren. Also habe ich sie für Kampfsport angemeldet, einfach um zu lernen wie man sich wehrt bzw. aus der Situation raus kommt. Sie macht jetzt seit 6 Jahren Ju Jutsu und wurde innerhalb kürzester Zeit sehr selbstbewusst. Der Kinderarzt sagt heute noch das es genau richtig war und das diese Sportarten für solche Kinder eine gute Therapie sind.

Ich kenne ja nur diesen einen Betrag von euch, daher musst du selbst einschätzen, was zu euch passen könnte und was nicht. Mein Gedanke ist dieser:

Da eure Tochter ihre Stärken selbst nicht anerkennen kann oder möchte, erscheint ihr euer Lob vielleicht auch nicht positiv. Und die Frage ist auch, woran man so eine Bewertung, dass etwas ganz toll ist, messen soll. An ihren eigenen vorherigen Ergebnissen? An den Ergebnissen anderer? Sie ist unzufrieden, da ist eure Einschätzung (für sie) egal und wirkt vielleicht sogar wie eine Heuchelei von euch. Das könnte zu ihrem Ärger darüber führen.

Lob baut auch Druck auf, weil man überhaupt erst ein Gewicht auf die Qualität des Ergebnisses legt. Ein kleiner Turm ist auch cool, ein halb gesungenes Lied macht auch Spaß, halbschnell laufen ist auch lustig. Dass wir Erwachsenen immer das Bedürfnis haben, die Tätigkeiten unserer Kinder einer Qualitätskontrolle zu unterziehen, indem wir es bewerten, kann auch schaden. Vielleicht reagiert euer Kind darauf besonders extrem.

Mein Rat wäre also, gar nicht zu loben. Dinge, die sie tut, sollen Spaß machen oder sie sind eben notwendig (Essen, Zähneputzen, ...)! Vielleicht könnt ihr sie immer wieder auf die Frage zurücklenken, ob ihr etwas Freude macht und weniger darauf, ob sie etwas kann.

Wie äußert sich der Perfektionismus denn bei dir? Sagst du vielleicht öfter ähnliches, was sie aufschnappt? Falls ja, würde ich vielleicht daran arbeiten. So als kleine Idee am Rande.

Ich glaube, ich würde das Loben sein lassen. Ihr merkt ja selber, dass es nichts bringt und sie immer gegen angeht. Vielleicht einfach mal ignorieren, auch wenn es schwer fällt.

Kampfsport würde ich auch versuchen. Ansonsten den eigenen Perfektionismus und wie er sich äußert beobachten und das eigene „Lobverhalten“ gegenüber dem Kind prüfen. Evt. lobt ihr einfach „Zuviel“ und der positive Effekt wird so negativ. Gar nicht loben oder anerkennen würde ich nicht, nur sehr gezielt.

Zitat von JuRa1014:

Ich glaube, ich würde das Loben sein lassen. Ihr merkt ja selber, dass es nichts bringt und sie immer gegen angeht. Vielleicht einfach mal ignorieren, auch wenn es schwer fällt.

Ignorieren finde ich aber auch nicht schön. Weiter bestärken halte ich für richtig und auch wichtig. Vielleicht kann man gucken, dass man da anders ran geht, als bisher, aber ganz ignorieren wird das Problem nicht lösen.

Ich würde auch bei mir selbst ansetzen. Versuche mal bei dir selbst mehr die Freude am Prozess hervorzustellem als das Ergebnis. Also bspw „Ich liebe es zu kochen!“ an stelle vom „das schmeckt heute aber lecker“. Lach vielleicht auch mal über dich wenn du etwas versemmelst.

Wir singen im Alltag bspw ganz oft „gut und gerne“ von Dendemann

Nein, ich sing nicht gut, aber ich tu's gern
Ich mach so richtig Lärm, dass Nachbarn sich beschwern
Und gröhle ohne mich zu wehren
Nein, ich sing nicht gut, aber ich tu's laut
Weil ich den Scheiß liebe wie ne Schmeißfliege
Früher hätt ich mich das nicht getraut

Aus dem Lied kommt auch eines meiner Lieblingszitate:
Wer laufen kann, der kann tanzen, wer reden kann, der kann singen

Zitat von Skorpi:

Zitat von JuRa1014:

Ich glaube, ich würde das Loben sein lassen. Ihr merkt ja selber, dass es nichts bringt und sie immer gegen angeht. Vielleicht einfach mal ignorieren, auch wenn es schwer fällt.

Ignorieren finde ich aber auch nicht schön. Weiter bestärken halte ich für richtig und auch wichtig. Vielleicht kann man gucken, dass man da anders ran geht, als bisher, aber ganz ignorieren wird das Problem nicht lösen.

ich weiß, was du meinst. Aber wenn ich jemanden ständig lobe, dann ist es auch nichts besonderes mehr.