Mütter- und Schwangerenforum

2. Klasse wiederholen?

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Kerstin85
474 Beiträge
27.07.2021 10:45
Hallo zusammen,
vielleicht mögt ihr mal eure Meinung zu "meiner" Situation sagen:
Mein Sohn beendet übermorgen die 2.Klasse. Mein Mann und ich sind der Meinung, dass es gut wäre, ihn die Klasse wiederholen zu lassen, da er noch einige "Defizite" hat:
- er ist recht schnell unkonzentriert
- seine Hausaufgaben werden nur "hingeklatscht"
- soll er bei den Hausaufgaben was verbessern, brüllt er gleich los, dass er keine Lust hat
- zum Üben bringt man ihn nur, wenn ein Diktat oder Mathearbeit ansteht
- Häufig benutzte Wörter schreibt er falsch (z. B. "di" statt "die")
-Beim Anschreiben ist kaum ein Wort richtig geschrieben

Das eigentliche Problem scheint uns seine nicht vorhandene Lust und die damit verbundene Unkonzentriertheit zu sein. Alle anderen "Probleme" sind wahrscheinlich nur ein Resultat daraus.

Ein Gespräch mit der Klassenlehrerin hat nicht wirklich geholfen. Sie meinte, er sei doch gar nicht so schlecht, steht im Zeugnis überall auf Note 2-3 (in den Arbeiten war es meist 3-4), ich würde ihn zu arg mit seiner älteren Schwester vergleichen (diese war überdurchschnittlich gut in Deutsch), die psychische Belastung für "Wiederholen" soll ich nicht unterschätzen, man muss nur auf einen Schub warten,...
So, jetzt stehe ich da und habe keine Ahnung was ich machen soll. Nach Rücksprache mit der Rektorin darf ich mit meiner Entscheidung bis nach den Sommerferien warten. Diese würde ich jetzt gerne nutzen, um mit ihm zu üben (hauptsächlich richtiges Abschreiben und die damit notwendige Konzentration). Wichtig ist für mich eben auch der Wille meines Sohnes, und dieser will absolut nicht "zurück zu den Babys".

So, jetzt eure Meinung
Ist mein Vorhaben sinnvoll? Soll ich der Lehrerin blind vertrauen und tatenlos auf einen Schub warten? Soll ich meinem Gefühl trauen und ihn "einfach" gegen seinen Willen wiederholen lassen? Sind meine genannten "Defizite" vielleicht gar keine Defizite, sondern normal?

Ich danke euch schon mal!
Seesternchen_2.0
9666 Beiträge
27.07.2021 10:58

Er steht überall zwischen 2-3. und du meinst er würde nun besser lernen wenn er wiederholt? Ich vermute dass er sich da komplett langweilen wird und noch weniger mit macht.
KullerBienchen
2400 Beiträge
27.07.2021 10:58
Raten kann ich dir leider nichts, da wir nie in der Situation waren aber du wirst für Euch das richtige finden.

Ich kann dir von meiner Freundin berichten. Bei ihr wurde damals Ende 2 Klasse das wiederholen angesprochen aber nicht dringende empfohlen. Sie hat sich gesträubt dagegen, wegen der Klasse, der Lehrerin und das ihr Kind das nicht nötig hätte und es nicht zu den Babys soll. Es hat in Mathe Probleme und in Deutsch (ähnlich wie deiner). Morgen beenden die Kinder die Klasse 4 und mein Kind sagt immer wieder, was er für Probleme hat. Was sich im Zeugnis zeigt und es oft demotiviert hat wegen den schlechten Noten. Es hätte bestimmt gut getan aber dann wäre es zum Teil auch 2 Jahre älter gewesen wie die Mietschüler.

Wenn dein Kind das nicht möchte, hat er ja jetzt noch 6 Wochen Zeit, dir das Gegenteil zu beweisen.
27.07.2021 11:04
Schwierig. Die von dir genannten Defizite sind keine Abweichungen vom geforderten Lernstand, sondern Defizite im Lern- und Arbeitsverhalten sowie der Sozialkompetenz. Das könnt ihr üben, auch zu Hause. Ich finde nicht, dass eine Wiederholung der Klassenstufe da unbedingt gewinnbringend ist, denn dort wiederholt er ja auch nur den Stoff und lernt des Weiteren auch nicht mehr zum Thema Arbeitsverhalten/Organisation/Konzentration etc.
Benutzername
1833 Beiträge
27.07.2021 11:16
Auch wenn ich mich damit vielleicht in die Nesseln setze, würde ich eher schauen, dass seine sozialen Kompetenzen gefordert und gefördert werden.

Viel hängt auch davon ab, wie viel Druck ihr (vermutlich sogar unterbewusst, unbeabsichtigt) aufbaut. Seine Frustrationstoleranz scheint recht niedrig zu sein, zumindest klingt es vom Text her so.

Ich bin zwar eher dafür, lieber früh zu wiederholen anstatt zu spät und gerade in den ersten Klassen kann eine Rückstufung noch sehr viel Sinn machen, aber es klingt, als lägen seine Probleme im emotional-sozialen Bereich und daran wird auch die Wiederholung nicht viel ändern.
27.07.2021 11:21
Zitat von Elsilein:

Schwierig. Die von dir genannten Defizite sind keine Abweichungen vom geforderten Lernstand, sondern Defizite im Lern- und Arbeitsverhalten sowie der Sozialkompetenz. Das könnt ihr üben, auch zu Hause. Ich finde nicht, dass eine Wiederholung der Klassenstufe da unbedingt gewinnbringend ist, denn dort wiederholt er ja auch nur den Stoff und lernt des Weiteren auch nicht mehr zum Thema Arbeitsverhalten/Organisation/Konzentration etc.

Dann spar mir meinen Text. Seh ich genauso.
Christen
25059 Beiträge
27.07.2021 11:26
Zitat von Cookie88:

Zitat von Elsilein:

Schwierig. Die von dir genannten Defizite sind keine Abweichungen vom geforderten Lernstand, sondern Defizite im Lern- und Arbeitsverhalten sowie der Sozialkompetenz. Das könnt ihr üben, auch zu Hause. Ich finde nicht, dass eine Wiederholung der Klassenstufe da unbedingt gewinnbringend ist, denn dort wiederholt er ja auch nur den Stoff und lernt des Weiteren auch nicht mehr zum Thema Arbeitsverhalten/Organisation/Konzentration etc.

Dann spar mir meinen Text. Seh ich genauso.
dito
Enfelchen
13910 Beiträge
27.07.2021 11:29
Zitat von Benutzername:

Auch wenn ich mich damit vielleicht in die Nesseln setze, würde ich eher schauen, dass seine sozialen Kompetenzen gefordert und gefördert werden.

Viel hängt auch davon ab, wie viel Druck ihr (vermutlich sogar unterbewusst, unbeabsichtigt) aufbaut. Seine Frustrationstoleranz scheint recht niedrig zu sein, zumindest klingt es vom Text her so.

Ich bin zwar eher dafür, lieber früh zu wiederholen anstatt zu spät und gerade in den ersten Klassen kann eine Rückstufung noch sehr viel Sinn machen, aber es klingt, als lägen seine Probleme im emotional-sozialen Bereich und daran wird auch die Wiederholung nicht viel ändern.


So sehe ich das auch. Viele Probleme lassen sich beheben, wenn die emotionale-soziale Kompetenz gefördert wird.
Dadurch wird die Konzentration verbessert.
In deinem Text erkenne ich meinen Sohn ebenfalls wieder.
Er hat „keinen Bock“.
Bei uns vor allem beim Schreiben wiederzufinden.
Dennoch ist er ein super Schüler in Mathe, lesen und Co.
Na darf auch die Corona-Situation nicht vergessen. Das alles kann schon ganz schön belasten.
Mit der Schwester darf er auch nicht verglichen werden. Er ist eine eigenständige Person.

Und zu viel Druck kehrt sich ganz oft ins Gegenteil um.
Zu den Zeiten des Homeschooling habe ich immer „kleine Wettkämpfe“ ausgeführt, wenn mein Sohn mal keine Lust hatte.
Frei nach dem Motto „Ich gehe jetzt Wäsche aufhängen und mal schauen wer dann zuerst fertig ist.“
Versuch seine Interessen mit einzubauen.
Ich denke, er muss ganz klar motiviert werden.
2-3 finde ich super. Was will man mehr?

Du würdest ihm seine Freunde nehmen und ihm evtl noch vermitteln, dass er (wieder einmal) „zu blöd“ ist. (Ganz überspitzt)
Dadurch, dass die Lehrerin nun auch klar gesagt hat, dass er nicht wiederholen muss würde ich es auch nicht machen.

Es ist schön, dass es die Möglichkeit für die Kinder gibt wiederholen zu können. Aber bitte auch nur, wenn alles dafür spricht und das sehe ich in deinem Fall nicht.
Viala2.0
2096 Beiträge
27.07.2021 11:29
Nein.
Zum einen darf man nicht vergessen, unter welchen Bedingungen letztes Jahr beschult wurde (beim großen habe ich auch über wiederholen nachgedacht... Seit er wieder jeden Tag normal zur Schule darf, hat sich das erledigt. Ihn hatte die ganze Situation sehr aus dem Takt gebracht. Der kleine Bruder hatte damit keine Probleme)... Und dann kommt hinzu, welche Botschaft das evtl hinterlässt, gerade wenn dein Kind auch nicht will und nicht das gelernte an sich Ursache ist (wenn dein Kind wirklich Defizite hätte, würde es ja nicht 2-3 stehen sondern eher 4-5) sondern etwas anderes. Da würde ich auf die Suche nach dem Grund gehen... Probleme mit der Situation? Soziale oder emotionale Defizite? Probleme mit den Augen oder Ohren? Unterforderung (nein, nicht im Sinne "vielleicht ist das Kind ja ein Genie und die Schule unter seiner würde".... Sondern vielleicht sieht es den Sinn in den zugegeben zu Anfang ziemlich stupiden Aufgaben nicht? Mein großer hat einmal einen Ausraster in der Schule gehabt ... Hintergrund war, dass es ihm nicht leicht fiel UND er nicht gesehen hat, warum er das lernen sollte. Da hat es alleine schon geholfen ihm zu zeigen, was darauf später aufbaut, warum das sinnvoll sein kann.)

Wenn das ausgeschöpft ist und du im neuen Schuljahr feststellst, dass es nur schlechter wird, kann man immer noch wiederholen.

Hinzu kommt, bei uns zieht der Stoff in der dritten deutlich an. Es macht einen Unterschied, ob Mama sagt "du, das wird noch schwerer, mach lieber nochmal die leichtere Klasse, damit du besser mitkommst" ist ob das Kind selbst erlebt, was verlangt wird. Denn in der 2. Ist er jetzt wohl ohne große Anstrengung gut mitgenommen... Mag sein dass du und andere sehen, dass das in der dritten nicht mehr so ist. Aber dein Kind sollte das auch wissen vorher.... Um die Maßnahme einfach zu verstehen.

Ich glaube, das war nun etwas konfus.... Hm... Ich gehe noch n Kaffee trinken
ladyone
8727 Beiträge
27.07.2021 11:49
Ich würde ihn nicht wiederholen lassen, das wird ihn 1. entmutigen,bzw er wird sich als Versager ansehen und 2. wenn es die Lehrerin nicht empfiehlt, würde ich es auch nicht tun, da er ja nicht so schlecht ist. Wenn er im 3. Jahr nicht gut ist, kann man ihm ja Nachhilfe anbieten.
nilou
14070 Beiträge
27.07.2021 11:54
Nein, bei den von dir beschriebenen würde ich die Klasse nicht wiederholen lassen.

Ich würde schauen wo er fachlich noch nicht sicher ist von den Lerninhalten der letzten 2 Jahre und dies in den Ferien üben. Nicht nur striktes abschreiben sondern mit Spaß: Einkaufslisten schreiben lassen, Briefe an Opa, Ferientagebuch etc schreiben. Schauen wo genau die Probleme liegen.

Wegen dem sozialen, Konzentration: schon mal an so was wie Judo gedacht?

Ich kann mal zu uns schreiben: meine Tochter beendet morgen die 1 Klasse und liest und schreibt von den 7 Erstklässlern am schlechtesten. Und zwar mit deutlichem Abstand. Allerdings entspricht sie dem "Normschnitt" von dem was sie laut Plan können müsste. Wir werden also in den Ferien viel lesen und schreiben. Bei ihr liegt es viel an der Konzentration. Sie überliest gerne Buchstaben und rät Wörter schnell. Beim schreiben spricht sie einfach die Worte "unsauber" und schreibt sie demnach auch falsch. Was falsch gesprochen wird wird eben auch falsch geschrieben.

Was auch gut ist, ist die Anton-App.

Lust auf lernen ist halt wichtig. Mal Lernspiele versuchen? Oder Ausflüge in Naturkundemuseum, Zoo, Lern-Naturpfade?
Jadaflo
78044 Beiträge
27.07.2021 11:58
normal bin ich kein Gegner bei Wiederholungen
aber eben nur wenn die Gründe passend sind

man bedenke die letzten 1,5 jahre waren für alle nicht einfach
und guck dir deinen Sohn an........ so schlecht ist er nicht

wie hat er gearbeitet während die Schulen zu waren

meine haben beide auch wiederholt aber vor corona schon
bei beiden tat es gut ............. beide haben mega sprünge gemacht

die große wechselt jetzt in die 5
auf eine normale weiterführende
sah zeitweise echt anders aus

aber du hast ja noch zeit es dir zu überlegen...... nicht immer ist eine wiederholung gut

Marf
28124 Beiträge
27.07.2021 12:25
Nein.Nicht aus solchen Gründen.
Und in den Ferien jetzt extra lernen ist fies...nach diesem blöden Jahr?!
Er hat gute Noten und benimmt sich nicht außergewöhnlich.
bambina_1990
16691 Beiträge
27.07.2021 13:09
Ich kenn deine Bedenken , meine Tochter hat schwer zu knabbern gehabt und hatten auch erst überlegt sie wiederholen zu lassen , jedoch hat sie sich so gemacht das sie in etwa notenmäßig wie dein Sohn wäre . Nein ich würde ihn nicht wiederholen lassen , er ist doch recht gut in der Schule
Kerstin85
474 Beiträge
27.07.2021 13:10
Vielen lieben Dank für eure ganzen Antworten. Ihr scheint euch ja einig zu sein

Ja, ich habe bestimmt recht viel "falsch" gemacht im Homeschooling. Ich war wirklich am Limit mit 2 Grundschülern, nebenher noch Homeoffice und dann noch schwanger... Ich war viel zu schnell genervt und war einfach nur froh wenn der Tag geschafft war. Mittlerweile hat sich Gott sei Dank wieder alle normalisiert und meine Geduld ist auch wieder zurück.

Ihr schreibt alle, dass sein Defizit in seiner emotionalen-sozialen Kompetenz liegt, und ja, ihr habt recht! Tatsächlich ist das auch Zuhause ein Problem. Typisches Beispiel: Sobald man ihm mehr als eine Aufgabe gibt ("Häng bitte deine Jacke auf und dann schmeiß deine schmutzigen Socken in die Wäsche") fängt er an zu verzweifeln und sagt so leicht brüllen "oh man, ich kann nicht so viel machen". Ich habe mich so auf die Schule versteift, dass ich das eigentliche Problem gar nicht gesehen habe ?
Habt ihr Ideen wie ich ihm helfen kann seine Frustrations-/Toleranzgrenze zu erhöhen, gelassener zu werden? Grundsätzlich würde ich sagen, ist sein Sozialverhalten "normal" Er hat viele Freunde, redet gern und viel, findet sich auch schnell in Gruppen zurecht, in denen er niemanden kennt, ist höflich und hilfsbereit, usw. Es beschränkt sich (finde ich) wirklich "nur" auf das Emotionale, und das dann hauptsächlich Zuhause.
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