Hallo, bei uns an der Schule in Berlin können lernschwache Kinder in Matheclub gehen. Dort bekommen sie etwas Nachhilfe.
Meine Tochter ist in Mathe nicht so gut und will aber nicht in den Mathclub gehen.
Die Kinder aus dem Matheclub dürfen im Unterricht und in den Prüfungen Rechntabellen nutzen. Die Aufgaben werden also nicht gerechnet, sondern aus einer Tabelle abgelesen.
Nun ist es so, dass viele Freundinnen meiner Tochter lernschwach sind und immer eine 1 mit nach Hause bringen, damit auch prahlen.
Meine Tochter lernt den ganzen Abend und schafft dann eine 2 oder 3.

Ist das bei euch auch so? Bin ich der einzige, der das ungerecht findet?
Was passiert in der weiterführenden Schule? Ist dann meine Tochter die einzige, die rechnen kann?

Danke Dan

Bei uns darf man nur Hilfsmittel benutzen wenn man eine bescheinigte Dyskalkulie hat. Dann bekommt man je nach Schule den Nachteilsausgleich und darf was benutzen oder hat 10 Minuten länger Zeit.
Mein Sohn hat das , jedoch bescheinigt.

Ich finde das schon heftig wenn so was ohne Bescheinigung geht.

Also in Brandenburg ist das so, dass Kinder, die besondere Schwierigkeiten im Rechnen haben, einen Nachteilsausgleich beantragen können. Der Mathematiklehrer diagnostiziert, die Klassenkonferenz entscheidet, ob diese genehmigt wird. Wird sie genehmigt kann der jeweilige Lehrer entscheiden, wie diese berücksichtigt wird. Es kann sein, dass der Schüler länger Zeit bekommt in Testsituationen oder Hilfsmittel nutzen darf (euer Fall). Allerdings wird ein Nachteilsausgleich auch auf dem Zeugnis vermerkt.

Wie sinnvoll das mit der Rechentabelle ist, wenn nur abgelesen werden muss, sei mal dahingestellt. Ich würde an deiner Stelle mal das Gespräch mit der Lehrerin suchen und deine Bedenken schildern.

Ich hab von sowas noch nie gehört .

Also grundsätzlich würde ich an deiner Stelle erstmal alles versuchen das mein Kind diesen MatheClub auch besucht weil es ihr nur gut tun wird.
Du schreibst, sie lernt den ganzen Abend und schafft trotzdem keine 1. Das sollte dir zu denken geben. Dein Kind lernt, schafft den erhofften Erfolg nicht und ist enttäuscht. Am Ende wird ihr dadurch das Gefühl vermittelt das sie trotz großer Anstrengung am Ende doch wieder versagt. Obwohl eine 2 oder 3 keine schlechte Note ist aber halt keine 1.

Dann würde ich auch eine Lernschwäche ausschließen lassen. Sollte sie unter Dyskalkulie leiden, kann sie nämlich nicht anders. Dauerndes Üben würde dann zu nichts führen außer Enttäuschung.

Also nein, ich finde das Programm eurer Schule super und finde das nicht unfair. Das zeigt, dass sie Kinder nicht unnötig mit üben kaputt machen sondern mit kleinen Hilfsmitteln den Lernerfolg herstellen und damit den Kindern ein gutes Gefühl vermitteln.
Erfolg bedeutet Freude am lernen und irgendwann macht es klick und es werden keine Hilfsmittel mehr benötigt.

Darf ich fragen, wie man merkt, das evtl eine Dyskalkulie vorliegt?
Welche Anzeichen gibt es?

Zitat von Scratty:

Darf ich fragen, wie man merkt, das evtl eine Dyskalkulie vorliegt?
Welche Anzeichen gibt es?

Schwierigkeiten beim rechnen, vorallem beim Kopfrechnen, vertauschen der Zahlen (65 wird zu 56 usw.) , Zahlenmengen werden schwer erkannt,.... bei jedem Kind äußert es sich anders.
Auch wenn sich trotz vielen übens keine Besserung einstellt. Aufgaben die schon beherrscht werden, sind plötzlich wieder ein Problem.

Man merkts wenn man sein Kind eine Zeit lang beobachtet. Also mit einer Zeit mein ich 1-2 Jahre. Vieles kann natürlich auch an der Entwicklung liegen und sich bessern. Deshalb ist die Testung auch erst aber der 3-4 Klasse zu 100% aussagekräftig.

Zitat von Yogi_Baer:

Bei uns darf man nur Hilfsmittel benutzen wenn man eine bescheinigte Dyskalkulie hat. Dann bekommt man je nach Schule den Nachteilsausgleich und darf was benutzen oder hat 10 Minuten länger Zeit.
Mein Sohn hat das , jedoch bescheinigt.

Ich finde das schon heftig wenn so was ohne Bescheinigung geht.

Wieso findest du das heftig? Bringt doch nichts wenn das Kind immer wieder einen Misserfolg erlebt nur weil es zu dem Zeitpunkt das Rechnen einfach noch nicht besser kann. Was auch immer dahinter steckt. Das schafft doch nur Frust und ein schlechtes Selbstwertgefühl.
Ich hab Daniels Text so verstanden das jedes lernschwache Kind diesen Club besuchen kann und dafür diese kleinen Hilfestellungen bekommt. Das find ich gut und irgendwann werden diese Hilfsmittel nicht mehr benötigt. Sollte die Leistung trotz Hilfen dann nicht besser werden, steckt dann meistens eh mehr dahinter und man sollte sich weitere Schritte überlegen.
Aber für die ersten 1-3 Klassen find ich das Programm der Schule super.

Zitat von Babydream:

Zitat von Yogi_Baer:

Bei uns darf man nur Hilfsmittel benutzen wenn man eine bescheinigte Dyskalkulie hat. Dann bekommt man je nach Schule den Nachteilsausgleich und darf was benutzen oder hat 10 Minuten länger Zeit.
Mein Sohn hat das , jedoch bescheinigt.

Ich finde das schon heftig wenn so was ohne Bescheinigung geht.

Wieso findest du das heftig? Bringt doch nichts wenn das Kind immer wieder einen Misserfolg erlebt nur weil es zu dem Zeitpunkt das Rechnen einfach noch nicht besser kann. Was auch immer dahinter steckt. Das schafft doch nur Frust und ein schlechtes Selbstwertgefühl.
Ich hab Daniels Text so verstanden das jedes lernschwache Kind diesen Club besuchen kann und dafür diese kleinen Hilfestellungen bekommt. Das find ich gut und irgendwann werden diese Hilfsmittel nicht mehr benötigt. Sollte die Leistung trotz Hilfen dann nicht besser werden, steckt dann meistens eh mehr dahinter und man sollte sich weitere Schritte überlegen.
Aber für die ersten 1-3 Klassen find ich das Programm der Schule super.

Und wie soll es hilfreich sein wenn die Kinder kein rechnen lernen und es verstehen müssen sondern einfach bloß Antworten aus ner Tabelle abschreiben? Was genau soll das bringen?

Üben üben üben müssen sie und es verstehen lernen - aber wenn ned mal die Grundrechenarten sitzen wird der Hintern schnell am brennen sein weil darauf eben alles andere aufbaut und sie so schon in der Volksschule nicht mitkommen.

Zitat von StilleWasser:

Zitat von Babydream:

Zitat von Yogi_Baer:

Bei uns darf man nur Hilfsmittel benutzen wenn man eine bescheinigte Dyskalkulie hat. Dann bekommt man je nach Schule den Nachteilsausgleich und darf was benutzen oder hat 10 Minuten länger Zeit.
Mein Sohn hat das , jedoch bescheinigt.

Ich finde das schon heftig wenn so was ohne Bescheinigung geht.

Wieso findest du das heftig? Bringt doch nichts wenn das Kind immer wieder einen Misserfolg erlebt nur weil es zu dem Zeitpunkt das Rechnen einfach noch nicht besser kann. Was auch immer dahinter steckt. Das schafft doch nur Frust und ein schlechtes Selbstwertgefühl.
Ich hab Daniels Text so verstanden das jedes lernschwache Kind diesen Club besuchen kann und dafür diese kleinen Hilfestellungen bekommt. Das find ich gut und irgendwann werden diese Hilfsmittel nicht mehr benötigt. Sollte die Leistung trotz Hilfen dann nicht besser werden, steckt dann meistens eh mehr dahinter und man sollte sich weitere Schritte überlegen.
Aber für die ersten 1-3 Klassen find ich das Programm der Schule super.

Und wie soll es hilfreich sein wenn die Kinder kein rechnen lernen und es verstehen müssen sondern einfach bloß Antworten aus ner Tabelle abschreiben? Was genau soll das bringen?

Üben üben üben müssen sie und es verstehen lernen - aber wenn ned mal die Grundrechenarten sitzen wird der Hintern schnell am brennen sein weil darauf eben alles andere aufbaut und sie so schon in der Volksschule nicht mitkommen.

Glaubst du wirklich das ein Kind mit Rechenhilfen nicht rechnen lernt?
Das Kind nur üben lassen und ihnen damit in kürzester Zeit die Freude am Lernen nehmen. Das ist auch nicht zielführend. Warum glaubst du gibt es Legematerial, Rechentabellen, Rechenrahmen usw.
Kinder die sich schwer tun, brauchen oft visuelle Hilfen. Und ob du es glaubst oder nicht, es gibt andere Mittel und Wege Kindern die Zahlen näher zu bringen als ein andauerndes drauftreten und einhämmern.
Wenn es für dich der richtige Weg ist, dann geh ihn mit deinen Kindern aber wir haben meiner Tochter, die unter Dyskalkulie leidet, das Rechnen mit Hilfen und ohne Druck beigebracht. Und trotz das sie Rechentabellen und Legematerial benutzte sitzen die Grundrechenarten jetzt perfekt.

Ich kenne die Tabellen nicht (oder weiß zumindest nicht genau, was du damit meinst), aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie den Kindern nicht das komplette Rechnen abnehmen, sondern eine Hilfe sind. Vielleicht sind in den Tabellen z.B. die Einmaleinsreihen und den Rest müssen sie trotzdem rechnen.

Und zu deiner Tochter: Was meinst du denn damit, dass sie schwach in Mathe ist? Ich habe ihr Alter jetzt nicht mehr im Kopf, aber 2-3 sind völlig gute/normale Noten. Je nach Anforderungen/Klassenstufe/Notenschlüssel ist eine 1 nur für die Kinder erreichbar, die umfassende Transferleistungen erbringen. Da wird bei den Noten 2-3 normalerweise nie im Leben auf Dyskalkulie getestet.
Ist dieser Matheclub an Bedingungen geknüpft? Diagnosen? Empfehlungen der Schulpychologin/Förderlehrerin/...?

Habe Ich jetzt auch noch nie gehört, rechnen mit der Tabelle nichtmal der Lernschwache Freund meines Sohnes durfte das.

Ich erkläre mal wie das mit der Tabelle geht.

Die Rechnung z.b. 65+8=

Die Tabelle beinhaltet die Zahlen 1-100. Immer in Zehnerschritten.

Zuerst wird 65+5 auf den nächsten Zehner gerechnet.
Danach werden noch 3 dazugegeben auf 73.
Die Zahlenfelder werden nicht gezählt. Im Besten Fall sieht das Kind 3 Felder und sagt sofort 3. Visuell wird so der Zahlenraum 1-100 von den Kindern damit recht schnell begriffen und das Kopfrechnen fällt leichter. Nach 60 kommt 70 usw. Vorallem auch die Zahlenmengen werden so recht gut erkannt. 50 ist kleiner als 80 z.b.

Viele Kinder können sich diese Zehnerüberschreitung im Kopf nicht vorstellen. Dafür ist diese Tabelle da. Sie sehen damit die Zahlen und verknüpfen den Rechenvorgang im Kopf. Falsch ist es natürlich die Zahlen abzuzählen und das wird ihnen eigentlich auch nicht beigebracht. Wenn damit nur zählen gelernt wird, dann ist es ein schlechter Lehrer.
Sobald dies Begriffen wurde, rechnen die Kinder ohne Tabelle.

Also ich finde 2-3 in Ordnung. Das als nicht gut in Mathe zu bewerten finde ich nicht ok. Deine Tochter vergleicht sich auch mit etwas was nicht vergleichbar ist. Die anderen haben eine 1 mit Hilfe, sie hat die 2-3 allein geschafft.

Anstatt es also ungerecht zu finden würde ich mal am Selbstvertrauen deiner Tochter ansetzen und ihr den Unterschied zwischen 1 mit Hilfe und 2-3 allein deutlich machen. Und den andern Mädels die damit prahlen auch.

Zu der Hilfstabelle selber kann ich nichts sagen da ich nicht weis wie der Einsatz ist und unter welchen Voraussetzungen etc. Mach doch mal einen Termin mit dem Lehrer vom Matheclub und lass dir das System erklären. Das hilft dann auch deiner Tochter über den Hänseleien zu stehen.