Mütter- und Schwangerenforum

Lehrerstreik???? Erfahrungen???

Gehe zu Seite:
Mel-Ann
5657 Beiträge
03.03.2015 12:50
Zitat von steph28:

Zitat von steph28:

Zitat von Pippa.tree:

Ach, wie schön. Nun streiken auch die Lehrer... Bei dem Gehalt und den Arbeitszeiten ist ein Streik ja auch absolut gerechtfertigt

Wirklich eine Aussage, die nur von jemandem kommen kann, der keine Ahnung hat was Lehrer leisten und wieviel sie arbeiten


Okay, hab gelesen, dass du anscheinend genug Lehrer kennst, aber die Lehrer die ich lenne, kommen mit einer 40h Woche niemals hin.


Ich denke auch, die reine Arbeitszeit ist sehr ungerecht verteilt. Zwei meiner drei Fächer sind Korrekturfächer, ich bin sowieso fast nur in der Oberstufe, was einen ziemlichen Aufwand in Sachen Vorbereitung und vor allem bei der Klausurkorrektur ist. Letzteres ist echt etwas das dafür sorgt, dass man bei voller Stelle so gut wie jedes einzelne Scheiß Wochenende Stunde um Stunde an seinem Schreibtisch hockt. Dazu ist man mit den Hauptfächern natürlich auch noch ständig Klassenlehrer, was eben auch nochmal ein großer Extraaufwand ist. Klar, wer Reli und Erdkunde unterrichtet und das vielleicht noch überwiegend bei den Kleinen, der hat vermutlich irgendwo zwischen 1/2 und 2/3 unserer Arbeitszeit.
Sportlehrer wollte ich persönlich jetzt nicht sein, bei uns sind die immer am längsten in der Schule. Klar haben die dann zuhause nix mehr zu arbeiten, während ich noch bis Mitternacht und die WE am Schreibtisch hocke, dennoch. Ich sehe wenigstens am nachmittag noch meinen Soh, naja, zumindest 3 Tage die Woche. Und der Dauerlärm ist als Belastung glaube ich nicht zu unterschätzen. Wusstet ihr, dass eine 7. Klasse im Sportunterricht relativ genau den Lärmpegel eines startenden Düsenjets erreicht? Dazu die Verantwortung... und das sind auch überdurchschnittlich häufig die Leute, die sich von einem Kurzvertrag zum nächsten hangeln dürfen, immer jeden Sommer erstmal unbezahlt arbeitslos und oft erfahren sie dann Ende August, ob sie Anfang September wieder einen Job haben. Gerade für die älteren Kollegen mit Familie ist das der alljährliche Psychoterror.

Aber was ich nicht verstehe - soooo viele Leute sagen, wie super es als Lehrer ist. Quasi so gut wie keine Arbeit, die ist dann auch noch pillepalle, und die Kohle wird einem nur so nachgeschmissen. Warum sind denn gerade diese Leute nicht Lehrer geworden, wenn's doch so ein lauer, überbezahlter Job ist?! Steht doch jedem offen?
Wenn ich die Lehrerverächter im Bekanntenkreis das frage, kommt dann immer so: Ähhh neeee, also den ganzen Tag mit 32 pubertierenden und so und äh nee, also DAS könnte ich jetzt nicht, mir reichen ja meine zwei Teenager zu Hause schon mehr als, Gott bewahre es wären über 30 und der Lärm und die ganzen Meckereltern ach nee, bloß nicht Lehrer...

Ich meine, ich hab mit meiner Gymnasialstelle zwar einen recht arbeitsaufwändigen Job (ja, is so - auch wenn alle nicht-Lehrer jetzt denken: jajaaa) aber ich mag meinen Job sehr und finde auch, ich hab es gut getroffen. Es ist ein lebendiger, abwechslungsreicher, kreativer Job, und ich wollte keinen anderen.
Aber ich hab vorher ein paar Jahre an einer Gesamtschule mit zum Teil sozialschwachen, oft verhaltensauffälligen Kindern aus teilweise ganz, ganz üblen Verhältnissen gearbeitet. Die Arbeit hatte viele schöne Seiten aber auch verdammt harte, traurige, belastende Elemente, und wer da nicht nach 20 oder 30 Jahren mit Burnout kämpft, der muss verdammt idealistisch und tough sein. Mein Respekt gilt wirklich den Leuten, die das über Jahrzehnte mit Leidenschaft und Engagement oder, ganz ehrlich, überhaupt machen. Ich glaube, das kann echt kein Bürohengst wertschätzen, mit was diese Leute da zu tun haben, was da oft Tag für Tag abgeht. Für diese Menschen regt mich das "faules Lehrerpack"-Gewäsch 100x mehr auf als für mich! Als ob die reine Arbeitszeit das alleinige Maß für Leistung wäre!!! (Wobei man auch da all die Extraarbeitszeit gerne vergisst. Die Stunden mit Schulpsycholog. Dienst, Jugendamt, am Telefon, in den Familien, bei Krisensitzungen etc.pp.)

Sorry für den Roman, aber das Thema regt mich echt tierisch auf. Immer, wenn man wieder einer den Spruch vom faulen Lehrerpack reißt, dann denke ich an die Kollegen an diesen Schulen und was die täglich leisten und bin einfach nur noch stinkwütend. Das sind die Leute, die oft unter Einsatz ihrer psychischen und physischen Gesundheit dafür schuften, den Mist gerade zu biegen, den viele Elternhäuser und die Gesellschaft anrichten - und dafür kriegen sie dann nur Spott und Geringschätzung.
03.03.2015 14:56
Zitat von Mel-Ann:

Zitat von steph28:

Zitat von steph28:

Zitat von Pippa.tree:

Ach, wie schön. Nun streiken auch die Lehrer... Bei dem Gehalt und den Arbeitszeiten ist ein Streik ja auch absolut gerechtfertigt

Wirklich eine Aussage, die nur von jemandem kommen kann, der keine Ahnung hat was Lehrer leisten und wieviel sie arbeiten


Okay, hab gelesen, dass du anscheinend genug Lehrer kennst, aber die Lehrer die ich lenne, kommen mit einer 40h Woche niemals hin.


Ich denke auch, die reine Arbeitszeit ist sehr ungerecht verteilt. Zwei meiner drei Fächer sind Korrekturfächer, ich bin sowieso fast nur in der Oberstufe, was einen ziemlichen Aufwand in Sachen Vorbereitung und vor allem bei der Klausurkorrektur ist. Letzteres ist echt etwas das dafür sorgt, dass man bei voller Stelle so gut wie jedes einzelne Scheiß Wochenende Stunde um Stunde an seinem Schreibtisch hockt. Dazu ist man mit den Hauptfächern natürlich auch noch ständig Klassenlehrer, was eben auch nochmal ein großer Extraaufwand ist. Klar, wer Reli und Erdkunde unterrichtet und das vielleicht noch überwiegend bei den Kleinen, der hat vermutlich irgendwo zwischen 1/2 und 2/3 unserer Arbeitszeit.
Sportlehrer wollte ich persönlich jetzt nicht sein, bei uns sind die immer am längsten in der Schule. Klar haben die dann zuhause nix mehr zu arbeiten, während ich noch bis Mitternacht und die WE am Schreibtisch hocke, dennoch. Ich sehe wenigstens am nachmittag noch meinen Soh, naja, zumindest 3 Tage die Woche. Und der Dauerlärm ist als Belastung glaube ich nicht zu unterschätzen. Wusstet ihr, dass eine 7. Klasse im Sportunterricht relativ genau den Lärmpegel eines startenden Düsenjets erreicht? Dazu die Verantwortung... und das sind auch überdurchschnittlich häufig die Leute, die sich von einem Kurzvertrag zum nächsten hangeln dürfen, immer jeden Sommer erstmal unbezahlt arbeitslos und oft erfahren sie dann Ende August, ob sie Anfang September wieder einen Job haben. Gerade für die älteren Kollegen mit Familie ist das der alljährliche Psychoterror.

Aber was ich nicht verstehe - soooo viele Leute sagen, wie super es als Lehrer ist. Quasi so gut wie keine Arbeit, die ist dann auch noch pillepalle, und die Kohle wird einem nur so nachgeschmissen. Warum sind denn gerade diese Leute nicht Lehrer geworden, wenn's doch so ein lauer, überbezahlter Job ist?! Steht doch jedem offen?
Wenn ich die Lehrerverächter im Bekanntenkreis das frage, kommt dann immer so: Ähhh neeee, also den ganzen Tag mit 32 pubertierenden und so und äh nee, also DAS könnte ich jetzt nicht, mir reichen ja meine zwei Teenager zu Hause schon mehr als, Gott bewahre es wären über 30 und der Lärm und die ganzen Meckereltern ach nee, bloß nicht Lehrer...

Ich meine, ich hab mit meiner Gymnasialstelle zwar einen recht arbeitsaufwändigen Job (ja, is so - auch wenn alle nicht-Lehrer jetzt denken: jajaaa) aber ich mag meinen Job sehr und finde auch, ich hab es gut getroffen. Es ist ein lebendiger, abwechslungsreicher, kreativer Job, und ich wollte keinen anderen.
Aber ich hab vorher ein paar Jahre an einer Gesamtschule mit zum Teil sozialschwachen, oft verhaltensauffälligen Kindern aus teilweise ganz, ganz üblen Verhältnissen gearbeitet. Die Arbeit hatte viele schöne Seiten aber auch verdammt harte, traurige, belastende Elemente, und wer da nicht nach 20 oder 30 Jahren mit Burnout kämpft, der muss verdammt idealistisch und tough sein. Mein Respekt gilt wirklich den Leuten, die das über Jahrzehnte mit Leidenschaft und Engagement oder, ganz ehrlich, überhaupt machen. Ich glaube, das kann echt kein Bürohengst wertschätzen, mit was diese Leute da zu tun haben, was da oft Tag für Tag abgeht. Für diese Menschen regt mich das "faules Lehrerpack"-Gewäsch 100x mehr auf als für mich! Als ob die reine Arbeitszeit das alleinige Maß für Leistung wäre!!! (Wobei man auch da all die Extraarbeitszeit gerne vergisst. Die Stunden mit Schulpsycholog. Dienst, Jugendamt, am Telefon, in den Familien, bei Krisensitzungen etc.pp.)

Sorry für den Roman, aber das Thema regt mich echt tierisch auf. Immer, wenn man wieder einer den Spruch vom faulen Lehrerpack reißt, dann denke ich an die Kollegen an diesen Schulen und was die täglich leisten und bin einfach nur noch stinkwütend. Das sind die Leute, die oft unter Einsatz ihrer psychischen und physischen Gesundheit dafür schuften, den Mist gerade zu biegen, den viele Elternhäuser und die Gesellschaft anrichten - und dafür kriegen sie dann nur Spott und Geringschätzung.



So ist es... Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen...
Pippa.tree
293 Beiträge
03.03.2015 16:35
Zitat von Mel-Ann:

Zitat von steph28:

Zitat von steph28:

Zitat von Pippa.tree:

Ach, wie schön. Nun streiken auch die Lehrer... Bei dem Gehalt und den Arbeitszeiten ist ein Streik ja auch absolut gerechtfertigt

Wirklich eine Aussage, die nur von jemandem kommen kann, der keine Ahnung hat was Lehrer leisten und wieviel sie arbeiten


Okay, hab gelesen, dass du anscheinend genug Lehrer kennst, aber die Lehrer die ich lenne, kommen mit einer 40h Woche niemals hin.


Ich denke auch, die reine Arbeitszeit ist sehr ungerecht verteilt. Zwei meiner drei Fächer sind Korrekturfächer, ich bin sowieso fast nur in der Oberstufe, was einen ziemlichen Aufwand in Sachen Vorbereitung und vor allem bei der Klausurkorrektur ist. Letzteres ist echt etwas das dafür sorgt, dass man bei voller Stelle so gut wie jedes einzelne Scheiß Wochenende Stunde um Stunde an seinem Schreibtisch hockt. Dazu ist man mit den Hauptfächern natürlich auch noch ständig Klassenlehrer, was eben auch nochmal ein großer Extraaufwand ist. Klar, wer Reli und Erdkunde unterrichtet und das vielleicht noch überwiegend bei den Kleinen, der hat vermutlich irgendwo zwischen 1/2 und 2/3 unserer Arbeitszeit.
Sportlehrer wollte ich persönlich jetzt nicht sein, bei uns sind die immer am längsten in der Schule. Klar haben die dann zuhause nix mehr zu arbeiten, während ich noch bis Mitternacht und die WE am Schreibtisch hocke, dennoch. Ich sehe wenigstens am nachmittag noch meinen Soh, naja, zumindest 3 Tage die Woche. Und der Dauerlärm ist als Belastung glaube ich nicht zu unterschätzen. Wusstet ihr, dass eine 7. Klasse im Sportunterricht relativ genau den Lärmpegel eines startenden Düsenjets erreicht? Dazu die Verantwortung... und das sind auch überdurchschnittlich häufig die Leute, die sich von einem Kurzvertrag zum nächsten hangeln dürfen, immer jeden Sommer erstmal unbezahlt arbeitslos und oft erfahren sie dann Ende August, ob sie Anfang September wieder einen Job haben. Gerade für die älteren Kollegen mit Familie ist das der alljährliche Psychoterror.

Aber was ich nicht verstehe - soooo viele Leute sagen, wie super es als Lehrer ist. Quasi so gut wie keine Arbeit, die ist dann auch noch pillepalle, und die Kohle wird einem nur so nachgeschmissen. Warum sind denn gerade diese Leute nicht Lehrer geworden, wenn's doch so ein lauer, überbezahlter Job ist?! Steht doch jedem offen?
Wenn ich die Lehrerverächter im Bekanntenkreis das frage, kommt dann immer so: Ähhh neeee, also den ganzen Tag mit 32 pubertierenden und so und äh nee, also DAS könnte ich jetzt nicht, mir reichen ja meine zwei Teenager zu Hause schon mehr als, Gott bewahre es wären über 30 und der Lärm und die ganzen Meckereltern ach nee, bloß nicht Lehrer...

Ich meine, ich hab mit meiner Gymnasialstelle zwar einen recht arbeitsaufwändigen Job (ja, is so - auch wenn alle nicht-Lehrer jetzt denken: jajaaa) aber ich mag meinen Job sehr und finde auch, ich hab es gut getroffen. Es ist ein lebendiger, abwechslungsreicher, kreativer Job, und ich wollte keinen anderen.
Aber ich hab vorher ein paar Jahre an einer Gesamtschule mit zum Teil sozialschwachen, oft verhaltensauffälligen Kindern aus teilweise ganz, ganz üblen Verhältnissen gearbeitet. Die Arbeit hatte viele schöne Seiten aber auch verdammt harte, traurige, belastende Elemente, und wer da nicht nach 20 oder 30 Jahren mit Burnout kämpft, der muss verdammt idealistisch und tough sein. Mein Respekt gilt wirklich den Leuten, die das über Jahrzehnte mit Leidenschaft und Engagement oder, ganz ehrlich, überhaupt machen. Ich glaube, das kann echt kein Bürohengst wertschätzen, mit was diese Leute da zu tun haben, was da oft Tag für Tag abgeht. Für diese Menschen regt mich das "faules Lehrerpack"-Gewäsch 100x mehr auf als für mich! Als ob die reine Arbeitszeit das alleinige Maß für Leistung wäre!!! (Wobei man auch da all die Extraarbeitszeit gerne vergisst. Die Stunden mit Schulpsycholog. Dienst, Jugendamt, am Telefon, in den Familien, bei Krisensitzungen etc.pp.)

Sorry für den Roman, aber das Thema regt mich echt tierisch auf. Immer, wenn man wieder einer den Spruch vom faulen Lehrerpack reißt, dann denke ich an die Kollegen an diesen Schulen und was die täglich leisten und bin einfach nur noch stinkwütend. Das sind die Leute, die oft unter Einsatz ihrer psychischen und physischen Gesundheit dafür schuften, den Mist gerade zu biegen, den viele Elternhäuser und die Gesellschaft anrichten - und dafür kriegen sie dann nur Spott und Geringschätzung.


Nein , Hohn und Spott bekommt von mir kein Lehrer.
Aber ich denke trotzdem, dass Lehrer gutes Gehalt bekommen:
Verbeamtete jedenfalls. Bei Angestellten habe ich keine Ahnung, was dabei rumkommt.

Ich ziehe vor jedem Lehrer den Hut, denn persönlich hätte ich Null Bock diesen Job zu machen. Direkt nach dem Abi haben sehr viele meiner Mitschüler angefangen Lehramt zu studieren. Obwohl ich super gerne zur Schule gegangen bin, wusste ich sofort, dass das nichts für mich ist. Ich habe auch immer gerne Nachhilfe gegeben, aber trotzdem war es für mich eine Horrorvorstellung , mein ganzes Leben in der Schule zu verbringen....

Wenn ich mein Medizinstudium beendet habe, bekomme ich auch anfangs vielleicht 3000 Euro/Monat. Ziemlich wenig. Später wird es mehr, aber für den Studienaufwand und die Verantwortung, ist das schon zu wenig. Erst nach der Facharztausbildung wird's besser. Und mit den Jahren...
Aber ich hoffe eh, dass ich mich in meiner Heimat als "Hausarzt" niederlassen kann. Das wäre mein Traum
03.03.2015 17:14
Als Angestellte damals habe ich 1600 bis 1800 bekommen.

Über mein Gehalt als Beamte kann ich mich nicht beschweren. Ich habe bei einer (theoretischen) 3/4-Stelle mehr als Schatz bei Vollzeit. Wobei wir letztenendes beide so unsere 40 Stunden haben, wenn ich ausnahmsweise mal nicht krank bin.
Das mag ich übrigens am Beamtenstatus auch. Ich bekomme nach 3 Monaten Krankenstand noch mein volles Gehalt und muss keine Angst haben wegen körperlicher Gebrechlichkeit meinen Job zu verlieren.
03.03.2015 23:09
Zitat von Pippa.tree:

Zitat von Mel-Ann:

Zitat von steph28:

Zitat von steph28:

...


Okay, hab gelesen, dass du anscheinend genug Lehrer kennst, aber die Lehrer die ich lenne, kommen mit einer 40h Woche niemals hin.


Ich denke auch, die reine Arbeitszeit ist sehr ungerecht verteilt. Zwei meiner drei Fächer sind Korrekturfächer, ich bin sowieso fast nur in der Oberstufe, was einen ziemlichen Aufwand in Sachen Vorbereitung und vor allem bei der Klausurkorrektur ist. Letzteres ist echt etwas das dafür sorgt, dass man bei voller Stelle so gut wie jedes einzelne Scheiß Wochenende Stunde um Stunde an seinem Schreibtisch hockt. Dazu ist man mit den Hauptfächern natürlich auch noch ständig Klassenlehrer, was eben auch nochmal ein großer Extraaufwand ist. Klar, wer Reli und Erdkunde unterrichtet und das vielleicht noch überwiegend bei den Kleinen, der hat vermutlich irgendwo zwischen 1/2 und 2/3 unserer Arbeitszeit.
Sportlehrer wollte ich persönlich jetzt nicht sein, bei uns sind die immer am längsten in der Schule. Klar haben die dann zuhause nix mehr zu arbeiten, während ich noch bis Mitternacht und die WE am Schreibtisch hocke, dennoch. Ich sehe wenigstens am nachmittag noch meinen Soh, naja, zumindest 3 Tage die Woche. Und der Dauerlärm ist als Belastung glaube ich nicht zu unterschätzen. Wusstet ihr, dass eine 7. Klasse im Sportunterricht relativ genau den Lärmpegel eines startenden Düsenjets erreicht? Dazu die Verantwortung... und das sind auch überdurchschnittlich häufig die Leute, die sich von einem Kurzvertrag zum nächsten hangeln dürfen, immer jeden Sommer erstmal unbezahlt arbeitslos und oft erfahren sie dann Ende August, ob sie Anfang September wieder einen Job haben. Gerade für die älteren Kollegen mit Familie ist das der alljährliche Psychoterror.

Aber was ich nicht verstehe - soooo viele Leute sagen, wie super es als Lehrer ist. Quasi so gut wie keine Arbeit, die ist dann auch noch pillepalle, und die Kohle wird einem nur so nachgeschmissen. Warum sind denn gerade diese Leute nicht Lehrer geworden, wenn's doch so ein lauer, überbezahlter Job ist?! Steht doch jedem offen?
Wenn ich die Lehrerverächter im Bekanntenkreis das frage, kommt dann immer so: Ähhh neeee, also den ganzen Tag mit 32 pubertierenden und so und äh nee, also DAS könnte ich jetzt nicht, mir reichen ja meine zwei Teenager zu Hause schon mehr als, Gott bewahre es wären über 30 und der Lärm und die ganzen Meckereltern ach nee, bloß nicht Lehrer...

Ich meine, ich hab mit meiner Gymnasialstelle zwar einen recht arbeitsaufwändigen Job (ja, is so - auch wenn alle nicht-Lehrer jetzt denken: jajaaa) aber ich mag meinen Job sehr und finde auch, ich hab es gut getroffen. Es ist ein lebendiger, abwechslungsreicher, kreativer Job, und ich wollte keinen anderen.
Aber ich hab vorher ein paar Jahre an einer Gesamtschule mit zum Teil sozialschwachen, oft verhaltensauffälligen Kindern aus teilweise ganz, ganz üblen Verhältnissen gearbeitet. Die Arbeit hatte viele schöne Seiten aber auch verdammt harte, traurige, belastende Elemente, und wer da nicht nach 20 oder 30 Jahren mit Burnout kämpft, der muss verdammt idealistisch und tough sein. Mein Respekt gilt wirklich den Leuten, die das über Jahrzehnte mit Leidenschaft und Engagement oder, ganz ehrlich, überhaupt machen. Ich glaube, das kann echt kein Bürohengst wertschätzen, mit was diese Leute da zu tun haben, was da oft Tag für Tag abgeht. Für diese Menschen regt mich das "faules Lehrerpack"-Gewäsch 100x mehr auf als für mich! Als ob die reine Arbeitszeit das alleinige Maß für Leistung wäre!!! (Wobei man auch da all die Extraarbeitszeit gerne vergisst. Die Stunden mit Schulpsycholog. Dienst, Jugendamt, am Telefon, in den Familien, bei Krisensitzungen etc.pp.)

Sorry für den Roman, aber das Thema regt mich echt tierisch auf. Immer, wenn man wieder einer den Spruch vom faulen Lehrerpack reißt, dann denke ich an die Kollegen an diesen Schulen und was die täglich leisten und bin einfach nur noch stinkwütend. Das sind die Leute, die oft unter Einsatz ihrer psychischen und physischen Gesundheit dafür schuften, den Mist gerade zu biegen, den viele Elternhäuser und die Gesellschaft anrichten - und dafür kriegen sie dann nur Spott und Geringschätzung.


Nein , Hohn und Spott bekommt von mir kein Lehrer.
Aber ich denke trotzdem, dass Lehrer gutes Gehalt bekommen:
Verbeamtete jedenfalls. Bei Angestellten habe ich keine Ahnung, was dabei rumkommt.

Ich ziehe vor jedem Lehrer den Hut, denn persönlich hätte ich Null Bock diesen Job zu machen. Direkt nach dem Abi haben sehr viele meiner Mitschüler angefangen Lehramt zu studieren. Obwohl ich super gerne zur Schule gegangen bin, wusste ich sofort, dass das nichts für mich ist. Ich habe auch immer gerne Nachhilfe gegeben, aber trotzdem war es für mich eine Horrorvorstellung , mein ganzes Leben in der Schule zu verbringen....

Wenn ich mein Medizinstudium beendet habe, bekomme ich auch anfangs vielleicht 3000 Euro/Monat. Ziemlich wenig. Später wird es mehr, aber für den Studienaufwand und die Verantwortung, ist das schon zu wenig. Erst nach der Facharztausbildung wird's besser. Und mit den Jahren...
Aber ich hoffe eh, dass ich mich in meiner Heimat als "Hausarzt" niederlassen kann. Das wäre mein Traum


So weit ich weiß--bekommt ein Junglehrer mitunter nicht mal 1500euro raus und dann iste s ja meist noch so da sie in manchen Bundesländern nur auf 30h angestellt sind trotz das mehr möglich wäre auch Grund von lehrer mangel und Ausfall wegen Krankheit udn es ist oft auch keine Seltenheit das Lehrere gleichzeitig an mehreren Schulen unterrichten 8so geht es der Klassenlehrerin meiner Großen und der mutter einer kita Freundin meiner kleinen Tochter--mit denen ich etwas befreundet bin)
Piratenbraut
6704 Beiträge
03.03.2015 23:15
Mein Mann ist verbeamteter Lehrer und da darf man nicht vergessen, dass sie sich selbst krankenversichern müssen. Auch müssen sie nicht in die Rentenkasse einzahlen, denn sie bekommen eine Pension. Aber wenn man heutzutage ein bisschen Ahnung hat, dann sollte man auf jeden Fall auch noch privat vorsorgen.
sineli
8300 Beiträge
05.03.2015 03:45
Man kann den Öffentlichen-Dienst-Rechner bemühen und sieht SOFORT, ach, welch tolles Gehalt angestellte Lehrer haben (Steuerklasse fünf 1500 Euro bei einer Vollzeitstelle ) und dann muss man natürlich noch das Weihnachtsgeld abziehen, denn das bemisst sich nach den Monaten Juli, August, September... Ja, aber da war man ja arbeitslos, da über die Sommerferien entlassen wurde.

http://oeffentlicher-dienst.info/

Mel-Ann
5657 Beiträge
05.03.2015 15:54
Mm, also als ich als Referendar angefange habe, hatte ich glaube ich so ca. 1000 Euro netto raus. Davon musste ich dann natürlich noch Krankenversicherung zahlen (plus beim Arzt erstmal alles selber latzen, wenn man echt mal im KH ist oder was ernstes hat, ist das hart, auch wenn man später alles wiederbekommt). Das ist für den Einstieg völlig in Ordnung, davon kann man leben, aber wenn man beim Einstieg als Arzt 3000 Euro hat, ist das ja schon mal nicht wirklich weniger.
Wenn man dann das Glück hat, eine volle, feste Stelle abzugreifen, sieht das Gehalt natürlich besser aus, aber auch da ist es schwer davon abhängig, wo man Lehrer ist. Grund- und Hauptschullehrer werden z.B. deutlich schlechter bezahlt als Gymnasiallehrer. Und man muss halt bedenken, dass man jeden Monat 250Euro oder mehr alleine an Krankenversicherung abdrücken muss, das man alle, aber auch wirklich ALLE Arbeitsmittel + Arbeitszimmer selbst bezahlen muss, dafür habe ich die ersten Jahre locker jährlich mehrere tausend Euro auf den Tisch gelegt, inzwischen komm ich mit 1000, 1500 Euro so hin.
Da kommen so Situationen wie: Leider ist im Elternetat für Englisch Oberstufe kein Geld mehr für ein Englischbuch. Pech. Was macht man? Entweder, ich singe denen da jede Stunde was vor oder ich bin halt der Depp, der die ganzen Bücher kauft und dann für die Schüler zig tausende Seiten kopiert, wobei ich 1/3 der Kopien selbst zahlen muss.

Wie gesagt - mein Gehalt ist dennoch gut und völlig angemessen und ich bin damit zufrieden, nur darf man halt diese ganzen Extrakosten nicht vergessen und auch die starken Unterschiede im Gehalt je nach Schulform und Stelle.
Meine Mutter hat z.B. als Grundschullehrerin deutlich weniger als ich, und bei uns ist es z.B. auch so, dass meine angestellten Kolleginnen bei gleicher Arbeit UND gleicher Ausbidlung jeden Monat ca. 600 Euro weniger haben. Ein Grund zu streiken? Ich finde schon! Stellt euch doch mal vor, im KH gäbe es 10 Assistenzärzte, und 6 relativ willkürlich ausgesuchte davon würden einfach so 600Euro mehr kriegen als die anderen - wären die verbliebenen 4 da nicht auch etwas angefressen, und zu recht?
05.03.2015 16:43
So Ihr seit jetzt aber ganz weit weg von meiner Frage

Natürlich sollen auch Lehrer streiken dürfen und ja es nicht gerecht wenn Leute für die selbe Arbeit schlechter bezahlt wird.

Ich habe vom Lehrerberuf kaum Ahnung, aber wenn ich sehe wie sich die Klassenlehrerin von meinen Sohn sich bei uns einsetzt, Hut ab, sie macht einen tollen Job und der ist bestimmt nicht einfach.

Jeden Tag 20 Kinder und mehr, den Stoff beizubringen in einem Gewissen Zeitrahm den sie haben und am Nachmittag heißt es ja nicht Feierabend, da sind ja auch noch viele Sachen vorzubereiten.

Das sit bestimmt nicht immer einfach allen Gerecht zu werden.

Gerade deswegen sollte die Arbeit auch gut bezahlt werden.

Aber ich muss auch sagen mein Mann, hat studiert, ist Sofwarentwickler/Informatiker und er hat bei Vollzeit , Steuerklasse 3 auch unter 2000 Netto raus.

Nicht alle die studiert haben verdienen unbedingt viel Geld.

Mel-Ann
5657 Beiträge
05.03.2015 17:04

Das stimmt - das hab ich auch schon gedacht und ich schäm mich schon ganz doll!Ich fürchte, Du musst den Thread wohl bald umbenennen lassen!
Vielleicht in: Der Lehrer - ein überbezahlter fauler Sack? Diskussionsrunde.
Oder so...
Hast Du denn inzwischen eine Lösung für das Problem gefunden, also eine alternative Betreuung bzw. kannst Du der Arbeit fern bleiben zur Not? Eine kurzfristige, nicht von Dir verschuldete Betreuungs"not"situation rechtfertigt ja laut Gesetz, einige Tage bezahlt bei der Arbeit zu fehlen.
Gehe zu Seite:
  • Dieses Thema wurde 0 mal gemerkt