Mütter- und Schwangerenforum

Sind die Kinder heute "schlimmer" als früher?

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Schnecke510
7212 Beiträge
28.09.2019 13:25
Hallo

Erstmals seit ziemlich genau 10 Jahren bringt mich meine familiäre Situation punktuell wieder an die Grenzen meiner Belastbarkeit.

Konkret geht es um meine drei Töchter (10, 12, 14). Ich habe den Eindruck, dass die Kinder vor 10 oder 15 Jahren in dem Alter unkomplizierter waren.

Sie streiten, sie sind mies drauf, sie stellen ständig ihre Bedürfnisse in den Vordergrund... Es ist für mich extrem anstrengend im Moment. Mir wurde geraten, dass ich mich in meine eigene Pubertät zurückversetzen soll und versuchen, die Kinder zu verstehen. Meine Pubertät ist über 40 Jahre her. Ich denke, bei uns liegt diese berühmte Kombi der späten Mütter aus Pubertät und Wechseljahre vor, die das Ganze echt problematisch macht. Mein Mann hält sich vornehm zurück, wenn Probleme akut sind. Er setzt dann bisweilen seine Autorität ein, aber behebt die Ursache der Problematiken nicht.

Meine 14-Jährige konfrontiert mich dabei immer wieder aufs Neue, mit Werten und Weltanschauungen, die ich mir so zuvor nie hätte ausdenken können. Sie besucht eine Privatschule, die ein - ich sage mal - "optimales" Servicepaket bietet. Die Schüler sind da komplett überwacht, müssen nicht selbstständig denken, sondern bekommen alles aufgetragen. Das führt einerseits dazu, dass sie erschreckend unselbstständig sind und sich andererseits "kreative Ventile" suchen müssen.
Außerdem sind in der Schule extrem viele Leute, die zwar sehr wohlhabend sind, aber keine Werte haben. Es herrscht ein enormer Druck, was Markenkleidung usw. betrifft. Ich befürchte, sie lernt das nichts Vernünftiges. Ihr Freundeskreis ist zwielichtig...es wird getrunken und geraucht; an der Schule gibt es auch immer mal wieder Auffälligkeiten mit Drogen.

Meine Kleinste ist einfach verzogen, muss ich sagen. Ja, mein/unser Fehler, vielleicht wollten wir was kompensieren. Sie fügt sich schlecht ein in andere Strukturen, fordert immer den Welpenschutz ein, den sie zu Hause genießt und wälzt Aufgaben, die ihr aufgetragen werden, auf andere ab. Ich frage mich gerade ernsthaft, ob ich hier die Kurve noch kriegen kann...denn sonst wird es irgendwann ein böses Erwachen geben.

Wo ist die Selbstständigkeit, der Pragmatismus der Jugendlichen geblieben? Meine Kinder sind ja nun keine Ausnahmen, sondern - so meine ich - eher die Regel.

Sind die Kinder zu verwöhnt heute? Warum ist das so? Meine älteren Kinder waren ab dem 3. Lebensjahr nicht mehr nennenswert auffällig oder anstrengend...

Was meint ihr?

Viele Grüße
eure Schnecke
28.09.2019 13:36
Ich habe eher das Gefühl, dass die Jugendlichen heute viel vernünftiger und weitsichtiger sind als früher.

Habe aber noch keine eigenen Erfahrungen, da sind meine Kinder noch ein bisschen zu jung.

urmelcore
447 Beiträge
28.09.2019 13:36
Ich sag einfach mal ja und wenn ich seh wie die Kinder bzw meine sich heute teilweise benehmen, da hätte ich für früher am laufenden Band ohrlaschen kassiert.

Mein empfinden ist, dass viele Kinder sich nur multimedial beschäftigen können. Sich bedanken, andere respektieren oder auch Rücksicht nehmen... Ich glaube das sind alles fremde Dinge.
28.09.2019 13:43
Ich glaube, du hast es einfach verdrängt oder vergessen, so wie man auch die schmerzen der Geburt meist verdrängt.
Darwin27
10550 Beiträge
28.09.2019 13:43
Aufgedrückter und mit Gewalt anerzogener Gehorsam war also besser?

28.09.2019 13:43
Zu deiner konkreten Situation kann ich leider nicht viel sagen, da meine älteste erst 10 ist und wir noch sehr gut klar kommen miteinander.
Allerdings habe ich mich neulich auch mit meinem Mann darüber unterhalten, dass (zumindest manche) Kinder heute viel frecher sind als noch vor 15 Jahren.

Anlass war ein 6 jähriges nachbarskind, das hier zu Besuch war und das ich plötzlich in meinem Schlafzimmer wiederfand. Das Schlafzimmer ist wohlgemerkt im Obergeschoss, da wo die Kinder normalerweise nicht spielen. Auch die speisekammer
anderer Leute war für uns als Kinder immer tabu, wenn man was wollte hat man höflich nachgefragt, aber man ist da nicht einfach hineinspaziert.

Möglich, dass ich bisher auch zu wenig durchgegriffen habe, aber generell haben wir uns früher nicht so viel rausgenommen.
Christen
25059 Beiträge
28.09.2019 13:47
Zitat von Darwin27:

Aufgedrückter und mit Gewalt anerzogener Gehorsam war also besser?


bequemer
born-in-helsinki
18903 Beiträge
28.09.2019 13:49
Ich glaube, heutzutage wird den kindern eher die chance gelassen, sich so zu entwickeln wie sie es wollen und nicht so wie mama und papa es wollen.
Oder eben bunte vögel werden, sich eher outen und s präsentieren können was sie wollen.

Klar gibts dabei auch die bekannten A kinder die sich daneben benehmen.
28.09.2019 13:49
Nein, sind sie nicht.
born-in-helsinki
18903 Beiträge
28.09.2019 13:52
Wenn ich jetzt so darüber nachdenke was meine mutter und grosseltern erzählt haben, welchen blödsinn sie gemacht haben
Die medien uns Möglichkeiten haben sich geändert aber Quatsch und regelbrechungen gabs auch xchon vor 50 jahren.
Und durchs Internet bekommt man davon mehr mit.
28.09.2019 13:53
Zitat von Christen:

Zitat von Darwin27:

Aufgedrückter und mit Gewalt anerzogener Gehorsam war also besser?


bequemer


Es gibt ja auch noch etwas dazwischen.
Ein kind, das sich benehmen kann , ist nicht zwingend mit "Gewalt zum Gehorsam erzogen" worden.
Meine eigenen Kinder z. B. dürfen durchaus widersprechen ( und machen davon auch regen Gebrauch ), und Dinge selbst entscheiden. Dennoch können sie sich benehmen u d wissen auch, warum sie das tun sollten. Weil es nämlich das Zusammenleben mit anderen ungemein erleichtert, man anderen gegenüber seine Wertschätzung ausrücken kann u d nicht zuletzt man ja auch mit einem gewissen Respekt behandelt werden möchte.
Christen
25059 Beiträge
28.09.2019 13:55
Zitat von mia85:

Zitat von Christen:

Zitat von Darwin27:

Aufgedrückter und mit Gewalt anerzogener Gehorsam war also besser?


bequemer


Es gibt ja auch noch etwas dazwischen.
Ein kind, das sich benehmen kann , ist nicht zwingend mit "Gewalt zum Gehorsam erzogen" worden.
Meine eigenen Kinder z. B. dürfen durchaus widersprechen ( und machen davon auch Regen Gebrauch ), und Dinge selbst entscheiden. Dennoch können sie sich benehmen u d wissen auch, warum sie das tun sollten. Weil es nämlich das Zusammenleben mit anderen ungemein erleichtert, man anderen gegenüber seine Wertschätzung ausrücken kann u d nicht zuletzt man ja auch mit einem gewissen Respekt behandelt werden möchte.
keine Sorge, auf soziales Verhalten lege ich auch wert
Schnecke510
7212 Beiträge
28.09.2019 14:00
Zitat von Christen:

Zitat von Darwin27:

Aufgedrückter und mit Gewalt anerzogener Gehorsam war also besser?


bequemer

Und v.a. gesellschaftlich akzeptierter. Meine Älteste ist 1993 geboren; das war eine andere Zeit, da durfte man sich autoritär verhalten, ohne dass man gesellschaftlich erledigt war.
Meinem Eindruck nach wurden die Kinder aber besser geformt. Meine drei Ältesten, das muss ich wirklich sagen, sind tadellos hinsichtlich Lebensplänen, Arbeitseinstellung, Verhalten und Werten...sie sind rücksichtsvoll, freundlich, benehmen sich gut. Und das war eigentlich schon immer so. Es ist jedenfalls ein großer Kontrast zu meinen Jüngeren.
Jaspina1
2345 Beiträge
28.09.2019 14:10
Zitat von Schnecke510:

Hallo

Erstmals seit ziemlich genau 10 Jahren bringt mich meine familiäre Situation punktuell wieder an die Grenzen meiner Belastbarkeit.

Konkret geht es um meine drei Töchter (10, 12, 14). Ich habe den Eindruck, dass die Kinder vor 10 oder 15 Jahren in dem Alter unkomplizierter waren.

Sie streiten, sie sind mies drauf, sie stellen ständig ihre Bedürfnisse in den Vordergrund... Es ist für mich extrem anstrengend im Moment. Mir wurde geraten, dass ich mich in meine eigene Pubertät zurückversetzen soll und versuchen, die Kinder zu verstehen. Meine Pubertät ist über 40 Jahre her. Ich denke, bei uns liegt diese berühmte Kombi der späten Mütter aus Pubertät und Wechseljahre vor, die das Ganze echt problematisch macht. Mein Mann hält sich vornehm zurück, wenn Probleme akut sind. Er setzt dann bisweilen seine Autorität ein, aber behebt die Ursache der Problematiken nicht.

Meine 14-Jährige konfrontiert mich dabei immer wieder aufs Neue, mit Werten und Weltanschauungen, die ich mir so zuvor nie hätte ausdenken können. Sie besucht eine Privatschule, die ein - ich sage mal - "optimales" Servicepaket bietet. Die Schüler sind da komplett überwacht, müssen nicht selbstständig denken, sondern bekommen alles aufgetragen. Das führt einerseits dazu, dass sie erschreckend unselbstständig sind und sich andererseits "kreative Ventile" suchen müssen.
Außerdem sind in der Schule extrem viele Leute, die zwar sehr wohlhabend sind, aber keine Werte haben. Es herrscht ein enormer Druck, was Markenkleidung usw. betrifft. Ich befürchte, sie lernt das nichts Vernünftiges. Ihr Freundeskreis ist zwielichtig...es wird getrunken und geraucht; an der Schule gibt es auch immer mal wieder Auffälligkeiten mit Drogen.

Meine Kleinste ist einfach verzogen, muss ich sagen. Ja, mein/unser Fehler, vielleicht wollten wir was kompensieren. Sie fügt sich schlecht ein in andere Strukturen, fordert immer den Welpenschutz ein, den sie zu Hause genießt und wälzt Aufgaben, die ihr aufgetragen werden, auf andere ab. Ich frage mich gerade ernsthaft, ob ich hier die Kurve noch kriegen kann...denn sonst wird es irgendwann ein böses Erwachen geben.

Wo ist die Selbstständigkeit, der Pragmatismus der Jugendlichen geblieben? Meine Kinder sind ja nun keine Ausnahmen, sondern - so meine ich - eher die Regel.

Sind die Kinder zu verwöhnt heute? Warum ist das so? Meine älteren Kinder waren ab dem 3. Lebensjahr nicht mehr nennenswert auffällig oder anstrengend...

Was meint ihr?

Viele Grüße
eure Schnecke


Ich war mit 16 auch noch total unselbstständig (letztes Kind). Das kommt dann automatisch mit dem Auszug. ?
Ich habe gerade einen spannenden Artikel dazu gelesen. Der gravierendste Unterschied von früher zu heute in Bezug auf Schüler ist wohl, dass man als Autoritätsperson die Kinder nicht mehr schlagen darf. Die Kinder sind jedoch "gleich" geblieben.
Was auch noch ein Punkt ist, dass die Pupertät tatsächlich früher beginnt... In der Pupertät sind die eigenen Bedürfnisse natürlich immer ein Thema. Aber eigentlich ist es ja gut, wenn sie ihre Bedürfnisse kennenlernen! Ich würde versuchen sowas wie die Familienkonferenz einführen und ganz klar zu deinen eigenen Bedürfnissen zu stehen.... Passt gut für das Alter. Der Wunsch nach Selbstständigkeit und nach "gut erzogen" widerspricht sich aber oft. Das sollte einem bewusst sein. Zur Selbstständigkeit gehören nämlich auch eigene Ideen, die vielleicht nicht deinen Idealen entsprechen.
Ich wollte dir aber auch noch sagen, dass der Einfluss der Peers oft nur von kurzer Dauer ist. Mit 25 werden wieder eure Familienwerte zählen....
28.09.2019 14:10
Zitat von Schnecke510:

Zitat von Christen:

Zitat von Darwin27:

Aufgedrückter und mit Gewalt anerzogener Gehorsam war also besser?


bequemer

Und v.a. gesellschaftlich akzeptierter. Meine Älteste ist 1993 geboren; das war eine andere Zeit, da durfte man sich autoritär verhalten, ohne dass man gesellschaftlich erledigt war.
Meinem Eindruck nach wurden die Kinder aber besser geformt. Meine drei Ältesten, das muss ich wirklich sagen, sind tadellos hinsichtlich Lebensplänen, Arbeitseinstellung, Verhalten und Werten...sie sind rücksichtsvoll, freundlich, benehmen sich gut. Und das war eigentlich schon immer so. Es ist jedenfalls ein großer Kontrast zu meinen Jüngeren.


Und da stellt sich ja auch die Frage: Was ist überhaupt autoritär?
Wahrscheinlich auch ein wenig Ansichtssache
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