Mütter- und Schwangerenforum

Ungeklärte Wut

Anonym 1 (198955)
1 Beiträge
28.08.2018 21:59
Hallo Mädels,

ich brauche mal Feedback /Anregungen /Buchempfehlungen /... für den Umgang mit unseren ab und an auftauchendem Wutigel.

Junior ist 7, hat die 1. Klasse hinter sich und hat eine wirklich tolle Schule /Schulnachmittagsbetreuung, eine gute Beurteilung, hat Freunde gefunden, also eigentlich alles prima und im Rahmen. Bis auf gelegentliche mich total überraschende, aber sehr heftige Wutanfälle. Bisher 2 in den Sommerferien, zur Schulzeit circa 1 Anfall in 2 bis 3 Wochen.

Bei den ersten Anfällen (begann kurz nach Einschulung) dachte ich noch es liegt an der Umstellung. Wir haben eng mit der Betreuung dort agiert (er wurde aus der Situation genommen, es wurde gefragt, was ihn ärgert, die Betreuung hat ihm nie etwas nachgetragen und sieht ihn als ganzen Menschen mit all seinen wunderbaren Facetten). Später im Jahr als die Begründung der Umstellung nicht mehr logisch schien, hatte ich versucht in der Situation bzw. Dann beim abholen heraus zu kitzeln wo das Problem ist/war. Leider oft mit entgegen gesetztem Erfolg - er steigerte sich mehr und mehr rein. Gut: Strategie geändert: er darf sich erst allein beruhigen, wenn er bereit ist reden wir drüber. Aber wenn er allein ist wirft er schonmal Dinge um sich vor Wut, verletzt sich schonmal selbst, wenn er vor Wut zum Beispiel gegen das Bett tritt. Oft weint er auch in der Wut und ich merke ihm an den Tagen abends dann auch an wie sehr ihn das alles erschöpft hat. Wir schaffen es auch immer im Nachhinein darüber zu reden, den Grund zu finden, es tut ihm dann auch sehr leid, allerdings verstehe ich schlicht nicht wieso er sich manchmal an "Kleinigkeiten" so entzündet und vor allem wie ich ihm helfen kann, dass etwas besser in den Griff zu bekommen. Denn gerade die Anfälle in der Schule können ja ggf. Irgendwann auch ein Problem werden (bzw. macht mir das Sorge, dass das so kommen kann oder andere Kinder ihn dann meiden oder mobben wenn er vor sich hin wütet oder auch mal dabei weint).

Konkretes Beispiel von heute:
Er spielt mit Papa Fußball, nach circa 45 Minuten möchte Nr. 2 mitspielen, darf er sowohl vom Papa als auch Nr. 1 aus. Während dem Spiel verletzt Nr. 2 die Regeln und wirft den Ball mit der Hand. Daraufhin beginnt der Wutanfall von Nr. 1. Jeglicher Versuch zu erklären, dass der 3-jahrige das sicher versehentlich falsch gemacht hat (und der 3-jahrige kennt die Regeln tatsächlich noch nicht wie der große), schlagen fehl. Letztendlich bittet der große in ruhe gelassen zu werden und verschanzt sich im Tor. Wir setzen uns auf eine Bank am Spielfeldrand und beobachten, wie der große Gras rupft /wirft, den Pfosten malträtriert,kleine Kiesel um sich wirft und Nr. 2 aus der Ferne nicht gerade nett anbrüllt. Nach circa 20 Minuten war der Spuk dann vorbei und er kam und erklärte völlig aufgelöst und kuschelbedürftig, dass es Mist ist, wenn Nr. 2 sich nicht an regeln hält. Ich verstehe einerseits seinen Frust, aber andererseits möchte ich nicht, dass er ohne Rücksicht irgendwas durch die Gegend wirft oder uns anbrüllt. Wäre ich bei ihm geblieben, wäre es sehr wahrscheinlich gewesen, dass der Wutigel noch viel stärker und länger gewütet hätte - zudem hätte er Gras und Kiesel trotzdem geworfen - nicht gezielt nach mir, aber auch nicht mit Rücksicht auf mich.

Also: wie helfe ich ihm denn nun am besten? Trotz Wut dableiben? Weggehen/in Deckung gehen? Wieso entzündet sich sowas so plötzlich so heftig? Und wieso an anderen Tagen so gar nicht?

Lohnt da ein Gang zur Erziehungsberatung/ Psychologen oder ist das vielleicht auch einfach total normal?

LG Senami

Dieses Thema wurde anonym erstellt, weil:

Auch User antworten können sollen, die ähnliche Probleme kennen, diese aber nicht öffentlich machen möchten.

NobodyMitBaby
2385 Beiträge
29.08.2018 09:21
Zitat von Anonym 1 (198955):

Hallo Mädels,

ich brauche mal Feedback /Anregungen /Buchempfehlungen /... für den Umgang mit unseren ab und an auftauchendem Wutigel.

Junior ist 7, hat die 1. Klasse hinter sich und hat eine wirklich tolle Schule /Schulnachmittagsbetreuung, eine gute Beurteilung, hat Freunde gefunden, also eigentlich alles prima und im Rahmen. Bis auf gelegentliche mich total überraschende, aber sehr heftige Wutanfälle. Bisher 2 in den Sommerferien, zur Schulzeit circa 1 Anfall in 2 bis 3 Wochen.

Bei den ersten Anfällen (begann kurz nach Einschulung) dachte ich noch es liegt an der Umstellung. Wir haben eng mit der Betreuung dort agiert (er wurde aus der Situation genommen, es wurde gefragt, was ihn ärgert, die Betreuung hat ihm nie etwas nachgetragen und sieht ihn als ganzen Menschen mit all seinen wunderbaren Facetten). Später im Jahr als die Begründung der Umstellung nicht mehr logisch schien, hatte ich versucht in der Situation bzw. Dann beim abholen heraus zu kitzeln wo das Problem ist/war. Leider oft mit entgegen gesetztem Erfolg - er steigerte sich mehr und mehr rein. Gut: Strategie geändert: er darf sich erst allein beruhigen, wenn er bereit ist reden wir drüber. Aber wenn er allein ist wirft er schonmal Dinge um sich vor Wut, verletzt sich schonmal selbst, wenn er vor Wut zum Beispiel gegen das Bett tritt. Oft weint er auch in der Wut und ich merke ihm an den Tagen abends dann auch an wie sehr ihn das alles erschöpft hat. Wir schaffen es auch immer im Nachhinein darüber zu reden, den Grund zu finden, es tut ihm dann auch sehr leid, allerdings verstehe ich schlicht nicht wieso er sich manchmal an "Kleinigkeiten" so entzündet und vor allem wie ich ihm helfen kann, dass etwas besser in den Griff zu bekommen. Denn gerade die Anfälle in der Schule können ja ggf. Irgendwann auch ein Problem werden (bzw. macht mir das Sorge, dass das so kommen kann oder andere Kinder ihn dann meiden oder mobben wenn er vor sich hin wütet oder auch mal dabei weint).

Konkretes Beispiel von heute:
Er spielt mit Papa Fußball, nach circa 45 Minuten möchte Nr. 2 mitspielen, darf er sowohl vom Papa als auch Nr. 1 aus. Während dem Spiel verletzt Nr. 2 die Regeln und wirft den Ball mit der Hand. Daraufhin beginnt der Wutanfall von Nr. 1. Jeglicher Versuch zu erklären, dass der 3-jahrige das sicher versehentlich falsch gemacht hat (und der 3-jahrige kennt die Regeln tatsächlich noch nicht wie der große), schlagen fehl. Letztendlich bittet der große in ruhe gelassen zu werden und verschanzt sich im Tor. Wir setzen uns auf eine Bank am Spielfeldrand und beobachten, wie der große Gras rupft /wirft, den Pfosten malträtriert,kleine Kiesel um sich wirft und Nr. 2 aus der Ferne nicht gerade nett anbrüllt. Nach circa 20 Minuten war der Spuk dann vorbei und er kam und erklärte völlig aufgelöst und kuschelbedürftig, dass es Mist ist, wenn Nr. 2 sich nicht an regeln hält. Ich verstehe einerseits seinen Frust, aber andererseits möchte ich nicht, dass er ohne Rücksicht irgendwas durch die Gegend wirft oder uns anbrüllt. Wäre ich bei ihm geblieben, wäre es sehr wahrscheinlich gewesen, dass der Wutigel noch viel stärker und länger gewütet hätte - zudem hätte er Gras und Kiesel trotzdem geworfen - nicht gezielt nach mir, aber auch nicht mit Rücksicht auf mich.

Also: wie helfe ich ihm denn nun am besten? Trotz Wut dableiben? Weggehen/in Deckung gehen? Wieso entzündet sich sowas so plötzlich so heftig? Und wieso an anderen Tagen so gar nicht?

Lohnt da ein Gang zur Erziehungsberatung/ Psychologen oder ist das vielleicht auch einfach total normal?

LG Senami


Für mich klingt das total normal irgendwo muss seine wut doch hin?!
29.08.2018 09:35
Für mich klingt das auch normal - ich habe zwar kein eigenes Kind in diesem Alter, aber ich habe durchaus schon welche betreut und ich kann mich gut an solche und ähnliche Situationen erinnern.
Ich finde es gut, dass dein Sohn so verständnisvolle Ansprechpartner in der Schule und der näheren Umgebung hat, jetzt dürft nur ihr als Eltern nicht unruhig werden und ihm ein Gefühl von Unsicherheit vermitteln. Klar, Hauen und Beschimpfen geht nicht, aber das kann man ihm ja scheinbar in ruhigen Momenten erklären. Irgendwann werden die Wutausbrüche auch wieder abnehmen bzw. "zivilisierter" ablaufen.
Momentan übermannt ihn seine Wut, er hat dann einfach keinen klaren Kopf mehr und kommt mit der für ihn unüberschaubaren Ungerechtigkeit (Regelverstoß z.B.) einfach nicht zurecht.
Sieht so aus, als tut ihm eine Auszeit für sich alleine ganz gut in dem Moment, da darf er sich dann ja auch abreagieren - finde ich z.B. nicht schlimm, wenn er da gerade draußen ist und Gras zupft und Kieselsteine wirft (sofern er damit niemanden trifft). Macht er denn auch Sport in einem Verein? Vielleicht würde ihm das auch noch guttun - eine zusätzliche Möglichkeit, sich abzureagieren. Wenn er eh gerne Fußball spielt, wäre das doch eine Option. Da muss sich jeder Mannschaftskamerad an die Regeln halten.
29.08.2018 09:47
Ich kenne kein kind in dem alter das nicht wenigstens ab und an so ist vor allem einmal in 2-3 Wochen finde ich persönlich sogar nicht gut hier knallt es öfter...

ich biete dem großen in solchen Augenblicken an, dass er zu mir kommen kann, wenn er reden will und trost braucht... bleibe aber nicht vor der verschlossenen tür sitzen. Er braucht dann einfach ruhe und Verständnis.
29.08.2018 09:48
Wie toll, dass dein Sohn schon so genau weiß, wie er mit der Wut umgehen kann und was er dann braucht. Das ist nicht selbstverständlich. Sei stolz
Tifa
8328 Beiträge
29.08.2018 09:56
Klingt für mich auch normal, aber richtig einschätzen inwieweit das im Rahmen ist oder nicht können wir aus der Ferne natürlich nicht

Mein kleiner hat beinahe täglich einen Wutanfall, für mich auch wegen „Kleinigkeiten“, aber für ihn ist es tatsächlich ein Riesendrama, wenn er den falschen Teller bekommt oder das Brot falsch geschnitten ist. Ich muss ihn da begleiten: ihm hilft Bewegung, also renne ich mit ihm. Wenn rennen nicht geht (z.B. beim Arzt im Wartezimmer) nehme ich ihn hoch und drehe ihn um. Mit 4 geht das noch, ich hoffe wir finden für die Zukunft noch andere Wege die Wut umzuleiten, einen 10-jährigen werde ich nicht mehr so rumwirbeln können

Meine Große haut gelegentlich auch mal um sich, aber sie schafft es immer mehr ihre Wut umzuleiten, sie stampft dann mit dem Fuß auf. Und sie braucht definitiv Zeit für sich bevor sie wieder kuscheln kann

Beiden habe ich einige Alternativen aufgezeigt und wir haben geschaut womit sie klar kommen. In der Wut selbst erreicht man die Kinder ja leider kaum mehr, da hilft es nur den großen Schaden abzuwenden und später darüber zu sprechen.

Ich hab zuletzt „So viel Freude, so viel Wut“ gelesen. Steht viel drin über diese starken Emotionen, hilft bestimmt auch Eltern von nicht-„gefühlsstarken Kindern“. Aber inwieweit das auf ältere Kinder passt und anwendbar ist kann ich leider nicht sagen.
Litschi
1121 Beiträge
29.08.2018 13:15
Was ist schon normal....

Allerdings muss ich sagen, schön und gut, dass er es weitestgehend mit sich selbst ausmacht, wenn er wütend ist. Aber er brüllt ha nun auch den kleinen an und das fänd ich persönlich nicht so toll. Mein 5jähriger ist auch sehr temperamentvoll, wenn es um Emotionen geht. Da fliegt dann auch schon mal was. Mittlerweile weiß er, es dürfen wenn, nur Kissen und Kuscheltiere im Zimmer fliegen. Aber er brüllte uns auch ne Zeit lang an "ich hasse euch! Hau ab! Ihr seid alle blöd!" Und das muss ich sagen, akzeptiere ich hier nicht. Er kann gern sagen, er will seine Ruhe haben, oder er ist wütend auf uns oder er findet dies und das blöd. In ruhigen Momenten habe ich ihm das auch erklärt, genauso, dass wir immer für ihn da sind und wenn er so wütend ist und trotzdem Nähe braucht, er das einfordern kann. Außerdem können wir ihm eher helfen, wenn er ausspricht was ist. Mittlerweile geht es sehr gut.
Was ich damit sagen möchte: ja, es ist Super, dass dein Sohn kommuniziert dass er z.B.seine Ruhe braucht. Aber ich finde, es müssen auch bei einer Megawut bestimmte Regeln eingehalten werden: kein verletzen, kein beleidigen.
Vllt ist ja ein Fußballverein wirklich eine gute Idee.
Senami3
1553 Beiträge
29.08.2018 17:52
Vielen Dank für eure Einschätzungen.

Dann sind wir also auf dem richtigen Weg mit unserer "Lösung" ihn erstmal wüten zu lassen und für Frustgespräche/ kuscheln danach zu sein.

Das gegen die anderen beiden wüten toleriere ich gar nicht, wenn zum Beispiel Kiesel die Zwerge (3 und 1) treffen könnten. Da entferne entweder ich mich mit den beiden oder er wird weg gesetzt. Das brüllen (und ja "blöde Mama" o.ä. höre ich hier auch ab und an) bespreche ich in der Regel danach mit ihm - im wüten komm ich selten an ihn ran.

Ich brauchte nur ein Feedback, weil es irgendwie nur langsam besser wird, immer wieder gleiche schon besprochene Verhaltensmuster auftreten - auch wenn zum Beispiel es schon deutlich besser wurde, dass er erstmal Ruhe für sich einfordert. Er steigert sich so tatsächlich viel weniger rein.

Gerade wenn dann so ein Wutanfall im öffentlichen Raum stattfindet (Fußballfeld im Freibad) und dann entsprechende Blicke kommen bin ich am zweifeln und ja: irgendwie ist mir das auch peinlich dann mit ihm so ungewollt im Mittelpunkt zu stehen.

Zwecks Bewegung: er ist an einer Sport-Schwerpunkt-Schule, d.h. Täglich Sportunterricht und nachmittags Ringen, Fußball, schwimmen, Wald, Handball, Volleyball,.... als Wahlpflicht halbjährlich wechselnd. Zudem ist, um den Unterrichtsstoff trotz sportpensum zu schaffen, die Klassengröße bei max. 20 Schülern (aktuell bei ihm bei 14) und die kernfacher mathe und deutsch sind mit Lehrkraft und Sozialkraft besetzt. Noch mehr Sport tue ich ihm dann nicht noch an.

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