Mütter- und Schwangerenforum

Ist das eine Depression?

Anonym 1 (201052)
6 Beiträge
01.04.2019 10:16
Hallo,
bitte helft mir mal. Ich weiß gerade nicht vor und nicht zurück.
Mein Sohn ist fast 8 Jahre alt und besucht die 2. Klasse.
Er war schon immer ein eher schwieriges Kind. Sprachlich weit voraus - motorisch und praktisch dafür eher hinterher. - Ergotherapie von ca. 3-5 Jahren hat das besser gemacht.
In den letzten zwei Jahren hat sich viel verändert. Wir zogen in letzten Kindergartenjahr um, er bekam eine kleine Schwester (2) und natürlich ging die Schule los.
Er hat ein immenses theoretisches Wissen und trägt viel mündlich zum Unterricht bei, aber er schafft es nicht sich zu konzentrieren und zu organisieren. Viele haben schon auf ADHS getippt, aber sowohl seine Klassenlehrerin als auch der Kinderarzt halten das für unwahrscheinlich, auch wenn er nur schwer still sitzen kann.
Er ist sehr laut und fordert mich praktisch den ganzen Tag. Seit der zweiten Klasse haben sie angefangen Pläne in Deutsch und Mathe abzuarbeiten. Das klappt bei uns gar nicht. Er kann das (auch wenn ich versuche ihm zu helfen) nur schwer für sich organisieren, so dass er dauernd was nacharbeiten muss. Das schafft hier zu Hause Frust auf beiden Seiten. Er will es nicht machen und ist sauer und ich bin irgendwann auch sauer, weil ich doppelt so lange auf ihn einwirken muss, wie es dauert, die Aufgabe konzentriert zu erledigen.
So bekommt er irgendwie Druck von uns und Druck aus der Schule.
Seine beiden besten Freunde sind ziemlich in sich gekehrt und fragen daher auch selten nach, ob er spielen möchte. Jetzt fragt er sich, ob er denen eigentlich noch wichtig ist.
Ich habe ihm versucht zu erklären, dass das nicht immer etwas zu bedeuten hat.
Gestern abend sagte er beim fertig machen fürs Bett, dass er "müder ist als jemals zuvor". Trotzdem kam er noch einmal aus dem Bett und sagte, dass er traurig sei und nicht wisse warum.
Heute morgen war er natürlich auch entsprechend müde und mies gelaunt. Er sagte Dinge, wie "Ich bin scheiße." und "Was würdest Du mit mir machen, wenn wir alle Zeit der Welt hätten."

Ich frage mich, ob er eine Depression hat… und ich frage mich, ob wir zu streng sind, zu viele Regeln haben und unser Kind krank gemacht haben.
Ich sehe einfach nicht mehr in welche Richtung wir gehen müssen. Ich möchte ihm helfen und ihm alles geben, was er braucht, aber ich weiß nicht mehr was das ist. Und ich kann gerade nicht aufhören zu Weinen bei dem Gedanken, dass das alles unsere Schuld sein könnte.
Er hat gerade erst mit Ergo angefangen, wegen der Konzentration.
Soll ich ihn jetzt zum Psychologen schleppen? Hat jemand Erfahrung mit sowas?
Konkrete Anzeichen und Probleme:
- Konzentrationsschwäche
- Antriebslosigkeit (sowohl bei Hausaufgaben, als auch bei neuen Spielen)
- Plötzliche Traurigkeit
- Ängstlichkeit
- Zappelig
- Kann Anweisungen schlecht folgen

Aber er spielt gerne mit Freunden - am liebsten den ganzen Tag und er möchte (wie ungefähr alle Jungen aus seiner Klasse) am liebsten dauernd Computer spielen.
Er ist sehr intelligent und geht (obwohl er wild ist) so gut er kann vorsichtig mit seiner Schwester um.
Hat jemand eine Idee?

Dieses Thema wurde anonym erstellt, weil:

Ich möchte seine Identität geheim halten (nicht meine)

nicoleherbster
900 Beiträge
01.04.2019 10:58
Hast du ihn schon mal auf eine Hochbegabung testen lassen. Weil bei meinem Mann war das wohl am Anfang auch so weil er sich anderst fühlte und nicht verstanden wurde. Konzentrationsschwäche und nicht still sitzen können waten nur ein Symptom davon genauso wie Arbeiten nicht oder nur sehr langsam machen weil er anderst dachte .
Diese Symptome die du schilderst können auch zu einer Unterforderung passen. Frag mal bei deinem Kindetarzt nach und lass ihn testen.
YellowBird
3845 Beiträge
01.04.2019 11:15
Zitat von Anonym 1 (201052):

Hallo,
bitte helft mir mal. Ich weiß gerade nicht vor und nicht zurück.
Mein Sohn ist fast 8 Jahre alt und besucht die 2. Klasse.
Er war schon immer ein eher schwieriges Kind. Sprachlich weit voraus - motorisch und praktisch dafür eher hinterher. - Ergotherapie von ca. 3-5 Jahren hat das besser gemacht.
In den letzten zwei Jahren hat sich viel verändert. Wir zogen in letzten Kindergartenjahr um, er bekam eine kleine Schwester (2) und natürlich ging die Schule los.
Er hat ein immenses theoretisches Wissen und trägt viel mündlich zum Unterricht bei, aber er schafft es nicht sich zu konzentrieren und zu organisieren. Viele haben schon auf ADHS getippt, aber sowohl seine Klassenlehrerin als auch der Kinderarzt halten das für unwahrscheinlich, auch wenn er nur schwer still sitzen kann.
Er ist sehr laut und fordert mich praktisch den ganzen Tag. Seit der zweiten Klasse haben sie angefangen Pläne in Deutsch und Mathe abzuarbeiten. Das klappt bei uns gar nicht. Er kann das (auch wenn ich versuche ihm zu helfen) nur schwer für sich organisieren, so dass er dauernd was nacharbeiten muss. Das schafft hier zu Hause Frust auf beiden Seiten. Er will es nicht machen und ist sauer und ich bin irgendwann auch sauer, weil ich doppelt so lange auf ihn einwirken muss, wie es dauert, die Aufgabe konzentriert zu erledigen.
So bekommt er irgendwie Druck von uns und Druck aus der Schule.
Seine beiden besten Freunde sind ziemlich in sich gekehrt und fragen daher auch selten nach, ob er spielen möchte. Jetzt fragt er sich, ob er denen eigentlich noch wichtig ist.
Ich habe ihm versucht zu erklären, dass das nicht immer etwas zu bedeuten hat.
Gestern abend sagte er beim fertig machen fürs Bett, dass er "müder ist als jemals zuvor". Trotzdem kam er noch einmal aus dem Bett und sagte, dass er traurig sei und nicht wisse warum.
Heute morgen war er natürlich auch entsprechend müde und mies gelaunt. Er sagte Dinge, wie "Ich bin scheiße." und "Was würdest Du mit mir machen, wenn wir alle Zeit der Welt hätten."

Ich frage mich, ob er eine Depression hat… und ich frage mich, ob wir zu streng sind, zu viele Regeln haben und unser Kind krank gemacht haben.
Ich sehe einfach nicht mehr in welche Richtung wir gehen müssen. Ich möchte ihm helfen und ihm alles geben, was er braucht, aber ich weiß nicht mehr was das ist. Und ich kann gerade nicht aufhören zu Weinen bei dem Gedanken, dass das alles unsere Schuld sein könnte.
Er hat gerade erst mit Ergo angefangen, wegen der Konzentration.
Soll ich ihn jetzt zum Psychologen schleppen? Hat jemand Erfahrung mit sowas?
Konkrete Anzeichen und Probleme:
- Konzentrationsschwäche
- Antriebslosigkeit (sowohl bei Hausaufgaben, als auch bei neuen Spielen)
- Plötzliche Traurigkeit
- Ängstlichkeit
- Zappelig
- Kann Anweisungen schlecht folgen

Aber er spielt gerne mit Freunden - am liebsten den ganzen Tag und er möchte (wie ungefähr alle Jungen aus seiner Klasse) am liebsten dauernd Computer spielen.
Er ist sehr intelligent und geht (obwohl er wild ist) so gut er kann vorsichtig mit seiner Schwester um.
Hat jemand eine Idee?


Erstmal zum wichtigsten in meinen Augen:
Wenn du das Gefühl hast, dass es deinem Sohn über einen längeren Zeitraum schlecht geht und auch konkret eine Depression vermutest, dann würde ich auf jeden Fall einen Psychologen mit ins Boot holen wollen.

Zur Schule:
- Kann dein Kind denn die Mathe- und Deutschinhalte, sobald er sich ransetzt?
- Du könntest versuchen, dich mit deinem Kind auf feste Lern- und Übezeiten zu einigen, die dann mit dir gemeinsam bestenfalls an einem ruhigen, möglichst ablenkungsfreien Raum stattfinden. Nehmt nur das Allernötigste mit: ein Aufgabenbuch/Arbeitsblatt, einen Bleistift und ein Radiergummi und weiße Zettel. Stellt einen Wecker, der nach Ablauf der Zeit klingelt. Das können anfangs einfach 10 Minuten sein. Wenn er abgelenkt ist, drückst du auf "Stopp", damit die Zeit nicht weiterläuft. Was nicht geschafft wurde, ist dann eine unerledigte Hausaufgabe. Das kannst du ja mit der Lehrerin besprechen.

Versucht am besten einen festen Rhythmus:
-> wenn ihr jeden Tag einen festen Ablauf habt, z. B. nach Hause kommen, 10-15 Minuten abarbeiten, essen, spielen, ... klappt es häufig einfacher.

Viele sagen, dass ihre Kinder nach der Schule erstmal Freizeit haben sollten. Ist nachvollziehbar, aber einfacher ist eher, wenn man kurz die Pflicht erfüllt und dann spielen kann statt erst zu spielen und sich dann aufraffen zu müssen.
Wunschkonfetti
435 Beiträge
01.04.2019 11:38
Huhu,
also da deine Sorge groß ist und du Hilfe suchst, würde ich mich in diesem Fall an jemand Professionellen wenden!

Zum "Psychologen" schleppen ist nicht negativ!
Es wird eine umfassende Diagnostik gemacht welche alle Faktoren berücksichtigt.
Manchmal sind es doch nur kleine Schraeubchen im Alltag die gedreht werden, manchmal Diagnosen die es sowohl Eltern als auch Kindern einfacher machen, einfach weil man weiß was eig. los ist. Und vollkommen egal, ob er eine Diagnose bekommt oder nicht! Am Wichtigsten ist ihm zu vermitteln, dass er super so ist wie er ist! Nur weil es in einem Lebensbereich nicht gut klappt, heißt das ja nicht, dass er ein Idiot auf voller Linie ist!!! Jedes Kind hat Ressourcen und ich empfinde es als äußerst wichtig, dem Kind diese immer wieder zu spiegeln vor allem in Phasen in denen sowohl das Kind als auch die Eltern zweifeln (kann auch schön sein als Mutter sich selbst noch einmal vor Augen zu führen, wie toll das eigene Kind eig. Ist)!

Bei uns Erwachsenen ist es doch genau so, nur weil wir gerade mal im Job nicht funktionieren oder uns in einer schwierigen Lebenslage befinden, heißt das nicht, dass wir in allem Versagen (auch wenn sich das manchmal so anfühlt)... Aus eigner Erfahrung sowohl privat als auch aus dem beruflichen Kontext kann ich sagen, dass Menschen dazu neigen sich selbst klein zu machen in allen Gebieten (als Studentin hatte ich einmal eine fürchterliche Krise, hab an meinem Studium gezweifelt mich als total Versagerin gefühlt... Ausgeblendet hab ich damals, dass ich nicht nur Studentin war, sondern auch eine liebenswerte Freundin, Partnerin, Tochter etc.)... Ich wünsche euch viel Kraft und Geduld auf eurem Weg! ? Alles Liebe
Hummelbrummel
1353 Beiträge
01.04.2019 12:00
Hrmm.
Also ich würde als erstes daran arbeiten, dass dein Sohn sich selbst besser fühlt. Das KANN mit Psychologe gehen, muss aber nicht. Manchen hilfst, manche kriegen dadurch erst recht das Gefühl, dass sie „gestört“ sind. Weist du wie ich mein?

Zum Thema Schule: handelt sich da um wissen oder wirklich um Organisieren? Also kann er jetzt zum Beispiel in mathe rechnen oder nicht?

Denn ganz ehrlich: WENN er den Inhalt kann (lesen, schreiben, rechnen) dann pfeif (im Moment) auf dieses organisieren.

Wieso sage ich das: es kann sein, dass dein kind das IM MOMENT nicht kann. Einfach aus seiner Entwicklung heraus. Das findet man gerne nein hochbegabten die zwar wissen aufsaugen aber ansonsten recht anstrengend sind. Bei denen nimmt die Leistung sogar ab, je einfacher die Aufgaben werden!

Es kann auch sowas ähnliches wie adhs sein, obwohl Es jetzt auch für mich nicht danach klingt (ich bin da generell vorsichtig).

Bitte mach deinem kind klar, dass man nicht alles können muss. Ein Pinguin ist ein Vogel, der nicjt fliegen kann, aber eine Rakete als Schwimmer.
A Falke kann super fliegen aber geht im Wasser mehr oder minder unter wie ein Stein.
Es kommt immer drauf an:
1) steh ich am richtigen spielfeld. Manche sind gut im Fußball (Mathe), andere im Basketball (sprachen) etc
2) in der richtigen Position. Ein Verteidiger kann kein Angreifer sein.

Er muss die Basics lernen. Es gibt im Lernpläne aber auch vieles was unnütz ist oder schlicht Weg JETZT nicht wichtig. Verstehst du?

Am Anfang gönnen wir Babys eine riiiesige Zeitspanne um was zu lernen. Sprechen bis zum weiß ich nicht wann wo ich mir schon denke: na puh...
Aber kaum
Beginnt die schule is man „krank“ wenn man irgendwas nicht im selben tempo macht wie die anderen. Nehmt euch diesen Druck.
Anonym 1 (201052)
6 Beiträge
01.04.2019 12:37
Danke für Eure Einschätzungen und Ratschläge.

@Wunschkonfetti
Das "schleppen" sollte nicht negativ gemeint sein im Sinne von "Alle die zum Psychologen gehen haben doch nur ne Schraube locker" sondern eher im Sinne von dem was Hummelbrummel geschrieben hat. Er soll sich eben auch nicht so fühlen als wenn er "nicht richtig" wäre und daher zur Ergo und zum Psychologen und zu sonst noch wem geschickt werden muss.

Zudem habe ich langsam das Gefühl, als wenn ich ihn krampfhaft als "krank" abstempaln wollte... was so ziemlich das letzte ist, was ich will.

Das mit der festen Zeit ist prinzipiell eine gute Idee, aber schlecht für mich umzusetzen. Ich bin halt tagsüber mit beiden Kindern alleine und ich kann im schlecht das ruhige Umfeld schaffen, das er braucht.
In seinem Zimmer fängt er an sich mit Spielzeug abzulenken und im Wohnzimmer beobachtet er seine Schwester (die ich ja mit 2 Jahren auch nicht abschieben kann...)
Vielleicht muss ich da noch schauen ob wir eine gute Lösung dafür finden.
Bin immer offen für Vorschläge - manchmal ist man ja einfach nur alltagsblind.

Über Hochbegabung hatte ich auch schon nachgedacht.
Ich komme aber irgendwie noch immer nicht zu einem Ergebnis.
Heute ist auch noch Elternsprechtag...
Ob ich den ohne Heulkrampf duchstehe, weiß ich gerade nicht.
Werde versuchen das mal anzusprechen.

Zum Glück ist die Lehrerin recht verständnisvoll.
YellowBird
3845 Beiträge
01.04.2019 12:56
Zitat von Anonym 1 (201052):

Danke für Eure Einschätzungen und Ratschläge.

@Wunschkonfetti
Das "schleppen" sollte nicht negativ gemeint sein im Sinne von "Alle die zum Psychologen gehen haben doch nur ne Schraube locker" sondern eher im Sinne von dem was Hummelbrummel geschrieben hat. Er soll sich eben auch nicht so fühlen als wenn er "nicht richtig" wäre und daher zur Ergo und zum Psychologen und zu sonst noch wem geschickt werden muss.

Zudem habe ich langsam das Gefühl, als wenn ich ihn krampfhaft als "krank" abstempaln wollte... was so ziemlich das letzte ist, was ich will.

Das mit der festen Zeit ist prinzipiell eine gute Idee, aber schlecht für mich umzusetzen. Ich bin halt tagsüber mit beiden Kindern alleine und ich kann im schlecht das ruhige Umfeld schaffen, das er braucht.
In seinem Zimmer fängt er an sich mit Spielzeug abzulenken und im Wohnzimmer beobachtet er seine Schwester (die ich ja mit 2 Jahren auch nicht abschieben kann...)
Vielleicht muss ich da noch schauen ob wir eine gute Lösung dafür finden.
Bin immer offen für Vorschläge - manchmal ist man ja einfach nur alltagsblind.

Über Hochbegabung hatte ich auch schon nachgedacht.
Ich komme aber irgendwie noch immer nicht zu einem Ergebnis.
Heute ist auch noch Elternsprechtag...
Ob ich den ohne Heulkrampf duchstehe, weiß ich gerade nicht.
Werde versuchen das mal anzusprechen.

Zum Glück ist die Lehrerin recht verständnisvoll.


Super!

Du könntest sie darum bitten, mal eine Weile die Hausaufgaben bei ihm zu ignorieren. Ihr gebt euer Bestes, aber ihr habt das Gefühl, dass er eine Depression hat und wollt erstmal Druck rausnehmen und ausprobieren, wie sich das auswirkt.

Vielleicht stimmt sie dem ja zu. Ihr könntet euch auf einen festen Testzeitraum einigen, z. B. erstmal zwei Wochen. Dann besprecht ihr, welcher Eindruck entstanden ist und wir es weitergeht: Ob ihr das erstmal weiterführt oder anders vorgeht.
Melly82
4030 Beiträge
01.04.2019 12:59
Also das was du an Symptomen beschreibst KANN eine Depression sein. Das findet aber wirklich nur der Fachmann heraus. Und den würde ich an deiner Stelle aufsuchen.

Ich finde nicht, dass du dein Kind absichtlich krank reden willst. Du guckst hin und nimmst ihn Ernst. Das finde ich sehr gut so.

Ich hatte als Kind Depressionen. Habe damals den Umzug von Deutschland nach Österreich nicht verkraftet. Und das einzige, was ich zu hören bekam war Ärger, weil ich nicht funktioniert habe und dass es mir ja "sooooo gut " ginge und das ich undankbar sei.

Für Kinder sind Depressionen ganz furchtbar, weil sie hilflos sind. Als Erwachsene weiss ich "irgendwas stimmt nicht, vielleicht habe ich Depressionen. Dagegen kann ich zum Arzt gehen oder Medikamente nehmen etc." Als Kind hast du keine Worte dafür. Dir geht es schlecht. Und du kannst es nicht nennen und keiner kann dir helfen. Von daher finde ich, lieber einmal zu oft genau hingeschaut, als einmal zu wenig.

Ich würde einfach mal versuchen, einen Termin bei einem Kinderpsychologen zu bekommen.wahrscheonlich hast du da eh ewige Wartezeiten...
Anonym 1 (201052)
6 Beiträge
01.04.2019 21:45
Danke noch einmal.
Ich habe mit seiner Klassenlehrerin jetzt vereinbart, dass wir ihm versuchen freiere Hand über seine Pläne zu lassen.
Ich werde weiterhin den Plan mit ihm ansehen und mit ihm planen, was bis wann fertig sein muss und ihm das kommunizieren, dass wir darüber gesprochen haben und fest überzeugt sind, dass er das schafft.

Habe heute noch einmal mit meinem Mann gesprochen und gesagt, dass ich ihm einem Psychologen vorstellen möchte.
Anonym 1 (201052)
6 Beiträge
01.04.2019 21:46
@Melly
Magst Du mal erzählen, wie Du aus der Depression wieder herausgefunden hast?
Warst Du als Kind beim Psychologen oder konntest Du da erst im Erwachsenenalter dran?
02.04.2019 09:29
Zitat von Anonym 1 (201052):

Hallo,
bitte helft mir mal. Ich weiß gerade nicht vor und nicht zurück.
Mein Sohn ist fast 8 Jahre alt und besucht die 2. Klasse.
Er war schon immer ein eher schwieriges Kind. Sprachlich weit voraus - motorisch und praktisch dafür eher hinterher. - Ergotherapie von ca. 3-5 Jahren hat das besser gemacht.
In den letzten zwei Jahren hat sich viel verändert. Wir zogen in letzten Kindergartenjahr um, er bekam eine kleine Schwester (2) und natürlich ging die Schule los.
Er hat ein immenses theoretisches Wissen und trägt viel mündlich zum Unterricht bei, aber er schafft es nicht sich zu konzentrieren und zu organisieren. Viele haben schon auf ADHS getippt, aber sowohl seine Klassenlehrerin als auch der Kinderarzt halten das für unwahrscheinlich, auch wenn er nur schwer still sitzen kann.
Er ist sehr laut und fordert mich praktisch den ganzen Tag. Seit der zweiten Klasse haben sie angefangen Pläne in Deutsch und Mathe abzuarbeiten. Das klappt bei uns gar nicht. Er kann das (auch wenn ich versuche ihm zu helfen) nur schwer für sich organisieren, so dass er dauernd was nacharbeiten muss. Das schafft hier zu Hause Frust auf beiden Seiten. Er will es nicht machen und ist sauer und ich bin irgendwann auch sauer, weil ich doppelt so lange auf ihn einwirken muss, wie es dauert, die Aufgabe konzentriert zu erledigen.
So bekommt er irgendwie Druck von uns und Druck aus der Schule.
Seine beiden besten Freunde sind ziemlich in sich gekehrt und fragen daher auch selten nach, ob er spielen möchte. Jetzt fragt er sich, ob er denen eigentlich noch wichtig ist.
Ich habe ihm versucht zu erklären, dass das nicht immer etwas zu bedeuten hat.
Gestern abend sagte er beim fertig machen fürs Bett, dass er "müder ist als jemals zuvor". Trotzdem kam er noch einmal aus dem Bett und sagte, dass er traurig sei und nicht wisse warum.
Heute morgen war er natürlich auch entsprechend müde und mies gelaunt. Er sagte Dinge, wie "Ich bin scheiße." und "Was würdest Du mit mir machen, wenn wir alle Zeit der Welt hätten."

Ich frage mich, ob er eine Depression hat… und ich frage mich, ob wir zu streng sind, zu viele Regeln haben und unser Kind krank gemacht haben.
Ich sehe einfach nicht mehr in welche Richtung wir gehen müssen. Ich möchte ihm helfen und ihm alles geben, was er braucht, aber ich weiß nicht mehr was das ist. Und ich kann gerade nicht aufhören zu Weinen bei dem Gedanken, dass das alles unsere Schuld sein könnte.
Er hat gerade erst mit Ergo angefangen, wegen der Konzentration.
Soll ich ihn jetzt zum Psychologen schleppen? Hat jemand Erfahrung mit sowas?
Konkrete Anzeichen und Probleme:
- Konzentrationsschwäche
- Antriebslosigkeit (sowohl bei Hausaufgaben, als auch bei neuen Spielen)
- Plötzliche Traurigkeit
- Ängstlichkeit
- Zappelig
- Kann Anweisungen schlecht folgen

Aber er spielt gerne mit Freunden - am liebsten den ganzen Tag und er möchte (wie ungefähr alle Jungen aus seiner Klasse) am liebsten dauernd Computer spielen.
Er ist sehr intelligent und geht (obwohl er wild ist) so gut er kann vorsichtig mit seiner Schwester um.
Hat jemand eine Idee?


Genau da würde ich ansetzen!!!!!!
Bei uns waren Erzieher/Lehrer/Kinderärzte auch der Meinung es wäre kein Adhs. Nachdem die Probleme immer schlimmer wurden habe ich es selber in die Hand genommen. Mein Kind hat zu 100% die von dir beschrieben Probleme und noch ein paar mehr. Wir waren erst bei einer Lerntherapeutin wegen LRS, die hat uns wegen der mangelnden Fokussierung zum Kinderpsychiater geschickt und der hat starkes Adhs diagnostiziert. Er ist auch überdurchschnittlich begabt und hat sich einfach selber schon extrem unter Kontrolle. Deswegen fällt das Hyperaktive nicht so extrem auf, wie sich das Lehrer/Kinderärzte immer vorstellen. Allerdings steigert das natürlich auch noch mehr den inneren Druck unter dem er steht.
Alleine durch das Gefühl endlich ernstgenommen und sich verstanden zu fühlen, hat sich seine Stimmung und sein Selbstwertgefühl wieder deutlich verbessert. Aktuell sind wir dabei eine Verhaltenstherapie zusätzlich zur Ergo zu beginnen und sind beim Einschleichen mit Medikamenten. Ich habe ihn noch nie so entspannt erlebt, einfach weil er spürt, dass ihm alle helfen wollen und er nicht mehr alleine kämpfen muss.
Melly82
4030 Beiträge
02.04.2019 10:28
Zitat von Anonym 1 (201052):

@Melly
Magst Du mal erzählen, wie Du aus der Depression wieder herausgefunden hast?
Warst Du als Kind beim Psychologen oder konntest Du da erst im Erwachsenenalter dran?


Garnicht. Ich habe mich meine ganze Kindheit und Jugend damit gequält. Erst Ende 20 von ich in vernünftige Behandlung gekommen. Ich bin bei meiner Großmutter aufgewachsen, die das alles immer nur als interessantmacherei angetan hat.
Anonym 1 (201052)
6 Beiträge
02.04.2019 22:04
Zitat von Melly82:

Zitat von Anonym 1 (201052):

@Melly
Magst Du mal erzählen, wie Du aus der Depression wieder herausgefunden hast?
Warst Du als Kind beim Psychologen oder konntest Du da erst im Erwachsenenalter dran?


Garnicht. Ich habe mich meine ganze Kindheit und Jugend damit gequält. Erst Ende 20 von ich in vernünftige Behandlung gekommen. Ich bin bei meiner Großmutter aufgewachsen, die das alles immer nur als interessantmacherei angetan hat.

Das tut mir leid.
Ich gehe mal davon aus, dass 82 Dein Geburtsjahr ist.
Da ich auch in der Zeit aufgewachsen bin, kann ich bestätigen, dass damals die Psyche - und vor allem die Kinderpsyche - ja noch gar nicht erfunden war.
Da musste man sich einfach mal ein bisschen zusammenreißen und zum Irrenarzt mussten ja nur die ganz Bescheuerten...

Ich bin so froh, dass man sich mit solchen und ähnlichen Problemen nicht mehr verstecken muss, wenn man nicht als Spinner angesehen werden möchte.

Ich hoffe Dir geht es jetzt soweit gut?
Melly82
4030 Beiträge
02.04.2019 22:09
Ja stimmt. 82 ist mein Geburtsjahr. Mir hat man damals noch eingeredet, dass ein Psychologe die Gedanken lesen kann und mit dann beibringt, wir ich richtig denke. Ganz komisch....

Heute geht es mir gut. Bin auf ein vernünftiges antidepressivum eingestellt und habe eine sehr nette Therapeutin. Meine Kinder werde ich aber ganz genau im Auge behalten, ob die irgendwelche Anzeichen zeigen. Denn die Neigung dazu ist erblich.
Anonym 1 (201052)
6 Beiträge
02.04.2019 22:17
Zitat von Melly82:

Ja stimmt. 82 ist mein Geburtsjahr. Mir hat man damals noch eingeredet, dass ein Psychologe die Gedanken lesen kann und mit dann beibringt, wir ich richtig denke. Ganz komisch....

Heute geht es mir gut. Bin auf ein vernünftiges antidepressivum eingestellt und habe eine sehr nette Therapeutin. Meine Kinder werde ich aber ganz genau im Auge behalten, ob die irgendwelche Anzeichen zeigen. Denn die Neigung dazu ist erblich.

Brrr...gruselig.

Ich habe inzwischen von mehreren Seiten den gleichen Kinderpsychologen empfohlen bekommen und werde mal morgen versuchen da einen Termin zu vereinbaren.
Seit diese Entscheidung gefallen ist, bin ich wesentlich entspannter.
Hoffe, dass es nicht allzu lange dauert, den Termin zu bekommen.
Vorerst bin ich mal froh, dass er heute im Bett geblieben ist und nicht nach 5 Minuten wieder vor uns stand so wie gestern und vorgestern) und sagte, er sei traurig.
Vielleicht ist es ja wirklich nur eine kleine Phase, aber ich werde das auf alle Fälle abklären lassen. Hatte mit den Konzentrationsschwächen und Antriebslosigkeit ohnehin schon mal nachgedacht, ob wir bei einem Psychologen gut aufgehoben wären.
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