Mütter- und Schwangerenforum

Verdacht auf Autismus. Was kommt auf uns zu?

Anonym 1 (207900)
0 Beiträge
24.12.2021 09:30
Guten Morgen,

Mein Kind ist 7 Jahre und schon seit längerem auffällig, was das sozial Verhalten angeht. Allerdings immer so latent, dass es bisher immer hieß es kann auch einfach sein Charakter sein oder könnte sich noch verwachsen.

Mit Schuleintritt verstärkte sich die Symptomatik nun sehr und sowohl Schulpsychologe, als auch Kinderarzt äußerten nun den Verdacht auf Autismus. Ich bin gerade etwas vor den Kopf gestoßen und frage mich, ob es sein kann, dass sowas 7 Jahre lang nicht erkannt wird.

Wir haben nach den Ferien den ersten Termin im SPZ. Was kommt da auf uns zu? Wie läuft die Diagnostik ab und was bedeutet es für uns bzw für mein Kind, sollte es tatsächlich die Diagnose erhalten? Wie langwierig ist das alles?

Danke schonmal für eure Antworten

Dieses Thema wurde anonym erstellt, weil:

Um die Privatsphäre meines Kindes zu schützen

Snowpix
760 Beiträge
24.12.2021 14:37
Ich spreche hier einmal aus erster Hand.

Mein Sohn war auch in der Kita schon verhaltensauffällig. Es wurde in der Schule nicht besser, eher sogar schlimmer. Wir waren dann auch schon beim Kinderpsychologen in Therapie und haben dann bei einem Spezialisten einen Test auf Autismus machen lassen. Bis hier der letzte Termin vorbei ist und eine Diagnose da ist dauert es allerdings etwas. Denn die Diagnostik zieht sich auf mehrere Termine.

Hier nun unser Weg, den wir bei der Diagnostik gegangen sind. Ich weis jedoch nicht, ob es für die Allgemeinheit gilt.

1. Kennenlern- und Erstgespräch zwischen Eltern und Diagnostiker/in
2. Kennenlern- und Erstgespräch zwischen Kind und Diagnostiker/in
3. Erste Testungsreihe (kurz) zwischen Kind und Diagnostiker/in
4. Zweite Testungsreihe (lang) zwischen Kind und Diagnostiker/in
5. Abschlussgespräch mit Diagnosebericht zwischen Eltern und Diagnostiker/in

Du siehst also, hier stehen ein paar Termine an. Es wird nicht alles bei einem Termin abgeklärt und ein Stempel aufs Kind gepackt. Die holen sich wirklich sehr, sehr viele Infos. Zum Beispiel:
- Gab es schon Autismus in der Familie?
- Gab es Probleme in oder während der Schwangerschaft?
- Gab es bereits vorzeitige Auffälligkeiten im Babyalter?
- Gab es auffällige Entwicklungsverzögerungen?
usw. usw.

Dann wird sicherlich auch etwas nach deinem/eurem Privatleben gefragt, ebenso auch wie das Umfeld deines Kindes ist (häuslich und familiär).

Was ich dir auf jeden Fall noch mitgeben kann ist: Geh es gelassen an. Ich hab mich total verrückt gemacht, wurde aber von den Therapeuten super aufgefangen. Die waren super nett und auch verständnisvoll.

Ich bereuhe nicht die Diagnostik gemacht zu haben. Denn nun hat "das Kind" einen Namen und wir wissen alle wo wir dran sind. Du kannst dann natürlich auch viele Möglichkeiten für dich und dein Kind nutzen...

- Pflegestufe beantragen
- Schwerbehindertenausweis (50% minimum je nach Härte des Autismus)
- Schulbegleitung
- Nachteilsausgleich für Schularbeiten
- Gruppentherapiemöglichkeiten, welche durch das Jugendamt finanziert werden können (Privat kostet eine Sitzung sonst auch gut mal 100 Euro habe ich mir sagen lassen. Ob es so ist weis ich nicht, jedoch haben wir es beantragt. Hier haben wir aber noch keine Info ob es nun klappt, dank Corona)

Uff das war nun doch mehr wie ich schreiben wollte. Ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.
Blueberry82
4096 Beiträge
24.12.2021 20:54
Hallo, darf ich fragen in welcher Form die Auffälligkeit besteht?
Anonym 1 (207900)
0 Beiträge
25.12.2021 00:07
Zitat von Blueberry82:

Hallo, darf ich fragen in welcher Form die Auffälligkeit besteht?


Es gibt große Defizite im sozio/emotionalen Bereich. Mit Menschen die unbekannt sind wird nicht oder nur sehr undeutlich gesprochen. Die Lehrerin hat es ca vor 2 Wochen geschafft sein Vertrauen so weit zu gewinnen, dass er normal mit ihr spricht.

Konflikte mit anderen Kindern kann er nicht alleine lösen. Er erstart, oder rastet komplett aus und macht Sachen kaputt.

Er fühlt sich sehr schnell provoziert durch andere Kinder, hat das Gefühl, sie lachen ihn aus, oder ärgern ihn. Das geschieht schon, wenn ein Kind mal sein Mäppchen zu weit auf seinen Platz schiebt.

Mit Frust kann er gar nicht umgehen und dieser endet meist in Aggression. Entweder werden Sachen kaputt gemacht, oder sich selbst verletzt. ( beißen, kratzen, Kopf irgendwo gegen schlagen)

Er kann für sich selbst, sehr genau sagen, was er nicht mag ( festgehalten werden, geschubst werden, angeschrien werden) bei anderen kann er aber nicht verstehen, dass sie das auch nicht mögen. Die Empathie ist hier kaum vorhanden
25.12.2021 09:39
1 zu 1 mein Kind. Ausser Sachen kaputt machen.
Wir haben eine eindeutige Diagnose erst mit dem Schulalter bekommen.
Asperger mit adhs.
Sie hat medikation und eine schulbegleitung.
Im Frühjahr startet der Regelschulversuch da sie kognitiv die Regelschula schaffen könnte, aber nicht ohne Begleitung
Anonym 1 (207900)
0 Beiträge
25.12.2021 10:16
Zitat von Modecat:

1 zu 1 mein Kind. Ausser Sachen kaputt machen.
Wir haben eine eindeutige Diagnose erst mit dem Schulalter bekommen.
Asperger mit adhs.
Sie hat medikation und eine schulbegleitung.
Im Frühjahr startet der Regelschulversuch da sie kognitiv die Regelschula schaffen könnte, aber nicht ohne Begleitung


Ich schätze ihn kognitiv auch so ein, dass er die Regelschule schaffen kann. Die Aufgaben machen ihm keine Probleme und gerade im rechnen ist er schon sehr weit.
Eine Schulbegleitung, heißt, dass dann jemand mit dem Kind im Unterricht sitzt und es quasi dauerhaft als Ansprechpartner unterstützt?
Das wäre für ihn bestimmt hilfreich. Momentan ist seine Strategie, wenn er sich über ein Kind ärgert direkt zu seiner Lehrerin zu gehen. Das kann sie natürlich nicht dauerhaft tragen..Es sind ja noch 25 weitere Kinder in der Klasse.
Und wenn seine Lehrerin mal krank ist und nicht da, ist er völlig verloren.
25.12.2021 18:01
Ja genau. Sie ist auch in den Pausen dabei und geht rein wenns uhr draußen vom Lärm zu heftig ist.
Sie trommelt gern auf dem Tisch rum wenn sie nicht in vorgegebenenr Zeit fertig wird.
Flippt nur aus weil jemand zu nah an ihr vorbei ist.

Auch dieses Empathie Geschehen ist hier exact gleich. Ist jemand laut stört sie das extrem. Aber wenn sie ausflippt dabn kapiert sie nicht dass das für andere laut ist.
Oder was sie nicht an sich möchte, macht sie selbst aber bei anderen z. B..

Mittlerweile ist es ab und zu möglich durch das Sozial kompetenz Training /Therapie, das sie in kleinen Gruppen zusammen spielt, aber noch sehr vage.

Klar ist das gerade am Anfang seeeehr viel an Terminen und laufen und ihr macht Bögen, IQ Tests, die Lehrer machen d8e gleichen boge8. Das wird verglichen etc.

Es hat sich nach 4 Jahren gelohnt und jetzt mit Schulbegleitung und HPT Zusage vom Jugendamt läuft es wirklich wirklich gut.
Das Kind hat quasi nen Namen.

Natürlich gibt es auch inner der Familie Aussagen wie verwöhnt usw.. Ubd das jedes Kind nen Stempel bekommt.
Ich weis es besser, ich arbeite auch mit Kindern und es war sehr früh klar, das Sophia etwas anders ist als andere.
Hypersensibel? Frühkindlicher Autismus. Es war immer so ein Quäntchen von allem.
Anhand der Tests im Schulalter und dazu gehenden Fragen konnte dann relativ schnell die Diagnose passieren.
Anonym 1 (207900)
0 Beiträge
25.12.2021 20:00
Zitat von Modecat:

Ja genau. Sie ist auch in den Pausen dabei und geht rein wenns uhr draußen vom Lärm zu heftig ist.
Sie trommelt gern auf dem Tisch rum wenn sie nicht in vorgegebenenr Zeit fertig wird.
Flippt nur aus weil jemand zu nah an ihr vorbei ist.

Auch dieses Empathie Geschehen ist hier exact gleich. Ist jemand laut stört sie das extrem. Aber wenn sie ausflippt dabn kapiert sie nicht dass das für andere laut ist.
Oder was sie nicht an sich möchte, macht sie selbst aber bei anderen z. B..

Mittlerweile ist es ab und zu möglich durch das Sozial kompetenz Training /Therapie, das sie in kleinen Gruppen zusammen spielt, aber noch sehr vage.

Klar ist das gerade am Anfang seeeehr viel an Terminen und laufen und ihr macht Bögen, IQ Tests, die Lehrer machen d8e gleichen boge8. Das wird verglichen etc.

Es hat sich nach 4 Jahren gelohnt und jetzt mit Schulbegleitung und HPT Zusage vom Jugendamt läuft es wirklich wirklich gut.
Das Kind hat quasi nen Namen.

Natürlich gibt es auch inner der Familie Aussagen wie verwöhnt usw.. Ubd das jedes Kind nen Stempel bekommt.
Ich weis es besser, ich arbeite auch mit Kindern und es war sehr früh klar, das Sophia etwas anders ist als andere.
Hypersensibel? Frühkindlicher Autismus. Es war immer so ein Quäntchen von allem.
Anhand der Tests im Schulalter und dazu gehenden Fragen konnte dann relativ schnell die Diagnose passieren.


Ja, das klingt wirklich sehr ähnlich wie bei uns..
Wenn ich zurück denke, war meiner auch immer schon ein bisschen anders als andere Kinder im gleichen Alter. Die Probleme in Gruppen kenne ich auch. Er hat schon Freundschaften, aber das ist dann ein bestimmtes Kind und wenn das dann mit anderen spielen möchte ist es ganz schlimm für ihn.
Er hat auch richtige " Erzfeinde" Kinder mit denen es sofort eskaliert und die er förmlich nicht riechen kann...
Es hat einen sehr ausgeprägten Bewegungsdrang und kann kaum still sitzen, bekommt aber trotzdem alles mit, was im Unterricht gesagt wird.

Das mit der Schulbegleitung klingt wirklich gut und auch mit dem sozial Kompetenz Training. Ich denke auch, dass es bestimmt gut ist, eine Diagnose zu den Problemen zu haben und gezielt fördern zu können.

Kennt deine Tochter die Diagnose? Wie geht sie damit um?
25.12.2021 21:46
Ja sie kennt sie seit sie etwa 7,5 Jahre war. Da begann auch das sie sich selbst hinterfragt hat warum sie, o ton, so komisch ist obwohl sie das nicht möchte.
Ab da begannen wir ihr zu erklären, was sie ausmacht und das sie eben ein besonderes Kind ist ubd garnicht etwas schlimmes ist.
Allerdings ist sie auch ziemlich gewieft, das kleine Luder und nimmt sämtliche ausreden im Sinne, Mama das ist so weil ich Autismus habe. Oder, Mama mein Zimmer ist unordentlich wegen dem 'adehaes' sie betont das so geil.

Also wir gehen sehr offen und entspannt an die Sache, damit fahren wir am besten und lernen als Eltern immer neue, spannende Facetten an unsrer Tochter kennen.

Sage dir bitte immer wieder, das es nichts schlimmes ist. Ganz im Gegenteil, wir finden es tatsächlich großartig, weil wor eine Einsicht in jemanden bekommen, dessen Gedankengänge man so nicht erkennt.
Klar, nicht immer ist alles einfach. Es brachte auch schon tierische Tränen vor paar Jahren, als ich sagte, ich lach mich tot. Plötzlich innehalten und heulen.
Erst danach lernten wir, das Autisten nicht immer Ironie verstehen und ganz vieles wortwörtlich nehmen.
Man wächst daran. Auch ihr
Anonym 1 (207900)
0 Beiträge
26.12.2021 09:13
Zitat von Modecat:

Ja sie kennt sie seit sie etwa 7,5 Jahre war. Da begann auch das sie sich selbst hinterfragt hat warum sie, o ton, so komisch ist obwohl sie das nicht möchte.
Ab da begannen wir ihr zu erklären, was sie ausmacht und das sie eben ein besonderes Kind ist ubd garnicht etwas schlimmes ist.
Allerdings ist sie auch ziemlich gewieft, das kleine Luder und nimmt sämtliche ausreden im Sinne, Mama das ist so weil ich Autismus habe. Oder, Mama mein Zimmer ist unordentlich wegen dem 'adehaes' sie betont das so geil.

Also wir gehen sehr offen und entspannt an die Sache, damit fahren wir am besten und lernen als Eltern immer neue, spannende Facetten an unsrer Tochter kennen.

Sage dir bitte immer wieder, das es nichts schlimmes ist. Ganz im Gegenteil, wir finden es tatsächlich großartig, weil wor eine Einsicht in jemanden bekommen, dessen Gedankengänge man so nicht erkennt.
Klar, nicht immer ist alles einfach. Es brachte auch schon tierische Tränen vor paar Jahren, als ich sagte, ich lach mich tot. Plötzlich innehalten und heulen.
Erst danach lernten wir, das Autisten nicht immer Ironie verstehen und ganz vieles wortwörtlich nehmen.
Man wächst daran. Auch ihr


Danke dir! Ja, ich möchte auch offen damit umgehen und ich glaube ihm tut es auch gut, zu wissen was mit ihm los ist. Er ist momentan oft traurig und sagt Sachen, wie " ich weiß nicht, warum ich nicht normal bin" oder " keiner mag mich, weil ich komisch bin" Das bricht mir wirklich das Herz, weil er ja auch so viel tolle Seiten hat. Er ist so klug und kann auch echt witzig sein. Er haut manchmal Wortspiele raus, da könnte ich mich schlapp lachen. Er hat ein unglaublich gutes Gedächtnis und erinnert sich noch detailliert an Dinge, als er 2,5/3 Jahre alt war.
Aber gerade überwiegt dieser Druck so sein zu wollen wie andere und das macht ihn traurig und wütend.
26.12.2021 14:21
Ohja das kenn ich. Mit 2,5 Jahren sind wir die kampe wand hoch. Irgendwann war das Thema als wir in österreichischen bergland waren. Sie konnte sich ans kühe füttern und einiges nicht erinnern. Aber das sie in der seilbahn ausm gummistiefel nen stein hat, das wusste sie detailliert. Total krass wie ähnlich sich unsere zwei sind.
Jaspina1
2345 Beiträge
26.12.2021 15:02
Zitat von Anonym 1 (207900):

Zitat von Modecat:

Ja sie kennt sie seit sie etwa 7,5 Jahre war. Da begann auch das sie sich selbst hinterfragt hat warum sie, o ton, so komisch ist obwohl sie das nicht möchte.
Ab da begannen wir ihr zu erklären, was sie ausmacht und das sie eben ein besonderes Kind ist ubd garnicht etwas schlimmes ist.
Allerdings ist sie auch ziemlich gewieft, das kleine Luder und nimmt sämtliche ausreden im Sinne, Mama das ist so weil ich Autismus habe. Oder, Mama mein Zimmer ist unordentlich wegen dem 'adehaes' sie betont das so geil.

Also wir gehen sehr offen und entspannt an die Sache, damit fahren wir am besten und lernen als Eltern immer neue, spannende Facetten an unsrer Tochter kennen.

Sage dir bitte immer wieder, das es nichts schlimmes ist. Ganz im Gegenteil, wir finden es tatsächlich großartig, weil wor eine Einsicht in jemanden bekommen, dessen Gedankengänge man so nicht erkennt.
Klar, nicht immer ist alles einfach. Es brachte auch schon tierische Tränen vor paar Jahren, als ich sagte, ich lach mich tot. Plötzlich innehalten und heulen.
Erst danach lernten wir, das Autisten nicht immer Ironie verstehen und ganz vieles wortwörtlich nehmen.
Man wächst daran. Auch ihr


Danke dir! Ja, ich möchte auch offen damit umgehen und ich glaube ihm tut es auch gut, zu wissen was mit ihm los ist. Er ist momentan oft traurig und sagt Sachen, wie " ich weiß nicht, warum ich nicht normal bin" oder " keiner mag mich, weil ich komisch bin" Das bricht mir wirklich das Herz, weil er ja auch so viel tolle Seiten hat. Er ist so klug und kann auch echt witzig sein. Er haut manchmal Wortspiele raus, da könnte ich mich schlapp lachen. Er hat ein unglaublich gutes Gedächtnis und erinnert sich noch detailliert an Dinge, als er 2,5/3 Jahre alt war.
Aber gerade überwiegt dieser Druck so sein zu wollen wie andere und das macht ihn traurig und wütend.

Auch wenn Autisten sehr unterschiedlich sein können - ich glaube es hilft sehr mit Gleichgesinnten Kontakt zu haben. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit bei euch in der Nähe Kontakte zu knüpfen?
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