Mütter- und Schwangerenforum

Corona und die Sorgen, Ängste unserer Kinder! Wie geht ihr damit um? SEHR lang!

BlödmannVomDienst
25916 Beiträge
21.03.2020 23:14
Also aus aktuellem Anlass wollte ich mal fragen, ob eure Kinder Sorgen und Ängste wegen der Corona Pandemie haben. Und wenn ja, wie ihr damit umgeht. Ich weiß derzeit einfach nicht, wie ich meinem Kind die Sorgen nehmen soll.

Es geht ganz speziell um meine Jüngste (8 Jahre alt, 2. Klasse). Vor ca. 1,5 Wochen ging es los, dass sie abends (kurz vorm Zubettgehen) anfing, ständig aufzustoßen, also absichtlich. Auf Nachfrage meinte sie, dass sie ein komisches Gefühl im Hals hätte und wenn sie das nicht macht, dann ist das eben schlimmer. Nunja ich dachte dann, sie hätte vllt. zu viel gegessen oder zu schnell. Seitdem ging das allerdings jeden Abend so. Seit der Schulschließung am Montag wurde sie auch sehr viel ruhiger (nicht mehr so aufgeweckt wie üblich), so dass ich mir dann schon Gedanken machte, dass sie vllt. krank ist. Irgendwas mit dem Magen oder so.

Außerdem wird sie auch seit just 1,5 Wochen JEDE Nacht wach und weint, dass sie Angst hat allein. Hab sie dann auch die letzte Woche jedes Mal dann bei mir schlafen lassen. So und am Mittwoch Abend ist das Ganze eskaliert. Sie hat wirklich im 5-Sekunden Takt aufgestoßen, von anfang an nicht in ihrem Bett schlafen wollen (sie schläft mit ihrer Schwester im gleichen Zimmer). Ich meinte dann zu ihr, wenn sie nachts wach werden sollte und Angst hätte, dann komm ich sofort und sie kann doch dann auch bei mir schlafen.

Nunja sie haben dann abends noch ein wenig fern geschaut und plötzlich stürzte sie schreiend ins Wohnzimmer, dass sie keine Luft mehr bekommt. Ich war natürlich erstmal echt panisch, aber dann setzte mein Hirn wieder ein. Wenn sie mich anschreien kann, dann bekommt sie offensichtlich wieder Luft. Sie meinte dann, sie hätte sich beim Trinken verschluckt und keine Luft mehr bekommen?! Ich kanns nicht nachvollziehen, wie es genau war, ich hab sie nicht husten hören.
Sie war danach auch total aufgeregt und hat sekündlich aufgestoßen und hatte regelrecht "Schnappatmung". Ich war dann schon fast soweit mit ihr zum kinderärztlichen Bereitschaftsdienst zu fahren (entschied mich dann aber wegen der Corona Situation dagegen). Jedenfalls hab ich sie dann gleich mit zu mir genommen und versucht sie zu beruhigen. Hab mit ihr geredet und sie gefragt, warum sie denn so verängstigt ist. Sie sagte mir dann, dass sie Angst hätte, dass sie keine Luft mehr bekommt. Ich fragte dann nach, warum sie denn davor Angst hätte. Es kam dann raus, dass es wegen Corona ist.
Ich wusste in dem Moment gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich hab sie dann mit Erklärungen versucht zu beruhigen und gesagt, sie könne bei mir schlafen und ich bin immer da. Und dass sie doch gesund sei und wir doch jetzt zuhause sind, damit das eben auch so bleibt. Aber richtig beruhigen konnte ich sie damit wohl nicht. Sie hat dann noch 2 Stunden lang immer wieder im Sekundentakt aufgestoßen, bis sie irgendwann einschlief.

Am nächsten Morgen ging es ihr (wie die Tage zuvor) wieder gut. Das war dann auch der Morgen, an dem ich mich das erste Mal fragte, ob es sich bei diesem abendlichen Aufstoßen mit diesem komischen Gefühl im Hals um Panikattacken handelt. Also habe ich ihr an diesem Abend gleich gesagt, dass sie bei Mama schlafen darf, wann immer sie möchte. Was sie natürlich auch direkt getan hat. Das war am Donnerstag und sie hat diesen Abend nicht einmal über ein komisches Gefühl im Hals geklagt, war fröhlich (hat im Bett rumgekaspert) und ist auch nachts nicht aufgewacht.

So gestern ist sie dann abends beim Fernsehen in ihrem Bett eingeschlafen, aber da sie jederzeit bei mir hätte schlafen können, was ich auch gesagt habe, hatte sie wieder keine Probleme mit dem Hals und dem Aufstoßen. Allerdings ist sie trotz allem wieder nachts wach geworden und hat dann bei mir geschlafen. Heute gab es wieder keine Probleme mit dem Aufstoßen etc.

Ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass es sich bei diesen abendlichen "Vorfällen" tatsächlich um Panikattacken handelt und weiß nun nicht, wie ich mich da weiter verhalten soll. Diese Ängste verschwinden ja nicht von allein wieder. Momentan vermeide ich es aber in ihrer Gegenwart über das Thema zu reden.
Gestern habe ich meinen Mann angefahren, dass er sofort umstellen soll, weil er einen Bericht zur Coronapandemie schaute, während sie daneben saß. Ich bin ehrlich gesagt gerade total überfordert damit, wie ich meinem Kind diese Ängste nehmen kann. Ich befürchte einfach, je mehr ich ihr erkläre, desto verängstigter reagiert sie. Aber sie komplett von dem Thema fernhalten funktioniert ja auf Dauer auch nicht?

Wie geht es denn euren Kindern so und wie geht ihr mit deren Ängsten um?
Sry ist wirklich lang geworden und wahrscheinlich etwas wirr.
Flecki
862 Beiträge
21.03.2020 23:30
Wir reden offen mit Fabian wenn er fragen hat er bekommt mit 12 ja schon sehr viel mit und als sie noch Schule hatten, hat sowohl der klassenlehrer und der nawi Lehrer ausführlich mit den kinder über das Thema gesprochen

Fabian meinte auf meine Frage ob er Angst odrt sich Gedanken macht, er hätte Angst das mein Mann oder ich krank werden könnten. Er meinte auch ich soll gut auf mich aufpassen da ich in einem System relevanten Beruf arbeite Handel.

Ich habe ihn gesagt das ich es nicht versprechen kann aber alles mögliche dafür tue um mich zu schützen.

Er ist in den letzten Nächten auch wieder plötzlich zu uns rüber gekommen, seine Antwort wenn wir ihn Fragen, er möchte in unserer Nähe sein.

Am Tag merkt man es ihn nicht an.

Wir lassen ihn uns dann in der der Nacht bei uns

Ich denke meine Meinung das man kindgerecht die fragen versuchen sollte zu beantworten und den Kindern noch mehr nähe zu geben

BlödmannVomDienst
25916 Beiträge
21.03.2020 23:32
Ja das machen wir auch (also mehr Nähe geben), ich hab ihr auch gesagt, dass sie mich alles fragen kann und ich ihr erkläre, was sie wissen möchte. Aber sie fragt dann auch nicht. Ich glaube tatsächlich, dass sie gar nicht darüber reden oder nachdenken möchte.
21.03.2020 23:38
Tut mir sehr leid was mit deiner Tochter los ist!

Mein Großer (7) ist auch sehr mitgenommen von der ganzen Situation. Zum Glück redet er viel darüber das scheint zu helfen.
Feloidea
4127 Beiträge
21.03.2020 23:58
Ich denke das Aufstoßen bei ihr ist ein nervöser Tic, ich kenne sowas von mir selbst, auch mit dem komischen Gefühl wenn ich es nicht mache, ich hatte irgendwann so viele kleine Tics, dass ich schon fast panisch wurde wenn ich einen vergessen habe und nicht wusste was es war

Mehr kann ich da nicht beitragen, meine zwei sind ein Glück noch so klein, aber wir auch recht gelassen mit dem Thema, dass da nicht viel bei der Großen ankommt an Ängsten.
Vielleicht solltet ihr da mal wirklich sachlich und mit Fakten drüber reden. Dass man normalerweise keine Atemnot bekommt, sondern das nur der Fall sein kann wenn man generell eine Lungenerkrankung hat etc. Auch dass diese krassen Maßnahmen dafür da sind die zu schützen die gefährdet sind, damit die Versorgung in den KHs gewährleistet werden kann.
Mir haben als Kind und Pubertier auch Krankheiten Angst gemacht. Bzw habe ich generell sehr viele Ängste entwickelt damals

Wichtig ist das, was du gerade auch schon tust, ihr Sicherheit und Halt geben, Verständnis zeigen. Und mit ihr über das reden was ihr Angst macht. Außerdem versuchen selbst ruhig und nüchtern zu bleiben, aber auch ehrlich. Bzw kennst du deine Tochter und kannst die Situation besser abschätzen, was du lieber gerade nicht sagen solltest, oder was gerade angebracht ist.

Keine Ahnung ob es dir hilft, auf jeden Fall alles Gute für euch!
sia87
6544 Beiträge
22.03.2020 12:58
Mein großer Sohn hat ja nun auch Tics. Meist verschwinden sie wieder, wenn das Problem, was ihn bedrückt verschwindet oder nicht mehr angesprochen wird. Leider löst bei ihm oft ein Tic den nächsten ab, weil er sich über sehr viele Dinge Gedanken macht.

Versuche nicht zu sehr auf das Aufstoßen deiner Tichter einzugehen, denn dadurch verfestigen/ verschlimmern sich Tics gern mal. Sei dir auch bewusst (wenn es ein Tic ist) sie macht es nicht mit Absicht und kann es auch nicht steuern.

Tut mir leid, dass sie sich scheinbar so große Gedanken macht. Mein Großer spricht zwar viel darüber, aber wir versuchen ihn tatsächlich auch ein wenig in seiner Blse zu lassen und erzählen ihm nicht von jeder kleinsten neuen Erkenntnis der Wissenschaft (auch wenn er danach fragt). Er weiß, dass viele Menschen sehr krank werden und er weiß auch, dass man daran sterben kann. ABER er bekommt von uns auch mit auf den Weg wie wir uns jetzt verhalten müssen und dass diese Verhalten hilft, nicht sofort so krank zu werden....

Gerade bei sensiblen Kinder muss man sich gut überlegen, was man ihnen erzählt bzw. wie viel Nachrichten man sie sehen lässt.

Ich wünsche dir und deiner Maus, dass sie schnell lernt mit ihren Gefühlen/Ängsten umzugehen.
BlödmannVomDienst
25916 Beiträge
22.03.2020 13:07
Zitat von sia87:

Mein großer Sohn hat ja nun auch Tics. Meist verschwinden sie wieder, wenn das Problem, was ihn bedrückt verschwindet oder nicht mehr angesprochen wird. Leider löst bei ihm oft ein Tic den nächsten ab, weil er sich über sehr viele Dinge Gedanken macht.

Versuche nicht zu sehr auf das Aufstoßen deiner Tichter einzugehen, denn dadurch verfestigen/ verschlimmern sich Tics gern mal. Sei dir auch bewusst (wenn es ein Tic ist) sie macht es nicht mit Absicht und kann es auch nicht steuern.

Tut mir leid, dass sie sich scheinbar so große Gedanken macht. Mein Großer spricht zwar viel darüber, aber wir versuchen ihn tatsächlich auch ein wenig in seiner Blse zu lassen und erzählen ihm nicht von jeder kleinsten neuen Erkenntnis der Wissenschaft (auch wenn er danach fragt). Er weiß, dass viele Menschen sehr krank werden und er weiß auch, dass man daran sterben kann. ABER er bekommt von uns auch mit auf den Weg wie wir uns jetzt verhalten müssen und dass diese Verhalten hilft, nicht sofort so krank zu werden....

Gerade bei sensiblen Kinder muss man sich gut überlegen, was man ihnen erzählt bzw. wie viel Nachrichten man sie sehen lässt.

Ich wünsche dir und deiner Maus, dass sie schnell lernt mit ihren Gefühlen/Ängsten umzugehen.


Ich weiß, dass sie das nicht mit Absicht macht und versuch natürlich auch, dass nicht zu dramatisieren bzw. thematisieren, sag ich jetzt mal. Wie gesagt, seit sie jederzeit auf Wunsch bei mir schlafen kann (nicht nur wenn sie nachts wach wird), ist es auch nicht mehr vorgekommen. Wir haben auch mit ihr über Corona gesprochen zu Anfang. Ihr eben grob erklärt, was dein Sohn auch weiß. Sie hat auch ein paar Mal nachgefragt, ob man dann wieder gesund wird. Ich hab ihr dann gesagt, dass wenn man vorher gesund war, man auch wieder gesund wird. Dass es aber eben alten und kranke Menschen gibt, die schwer daran erkranken können. Anlügen wollte ich sie nun auch nicht. Frag mich natürlich im Nachhinein, ob ich einfach gar nicht hätte antworten sollen.
Ansonsten pass ich momentan natürlich auf, dass sie mit dem Thema nicht in Berührung kommt, es sei denn sie würde mich jetzt gezielt was fragen.
shelyra
69110 Beiträge
22.03.2020 15:26
Habt ihr Mal mit ihr über Corona geredet? Sie aufgeklärt (da gibt es auch einige gute Videos)?

Viele Kinder schnappen nämlich nur einiges auf, wissen aber gar nicht was sie da mitbekommen haben.
"Bekomme keine Luft" würde zb zur Beschreibung passen wie sich die Schwersterkrankten fühlen ohne Beatmung. Vielleicht hat sie dies aufgeschnappt und überträgt es jetzt auf sich.
BlödmannVomDienst
25916 Beiträge
22.03.2020 17:12
Zitat von shelyra:

Habt ihr Mal mit ihr über Corona geredet? Sie aufgeklärt (da gibt es auch einige gute Videos)?

Viele Kinder schnappen nämlich nur einiges auf, wissen aber gar nicht was sie da mitbekommen haben.
"Bekomme keine Luft" würde zb zur Beschreibung passen wie sich die Schwersterkrankten fühlen ohne Beatmung. Vielleicht hat sie dies aufgeschnappt und überträgt es jetzt auf sich.


Ja na klar haben wir mit ihr geredet (sowie auch mit ihren Schwestern, die allerdings schon 11 und 18 sind). Auch ein kindgerechtes Video gezeigt, was die Klassenlehrerin uns zur Verfügung gestellt hat. Da wird eben auch erklärt, warum man jetzt zuhause bleibt und was Quarantäne bedeutet. Aber ich hatte den Eindruck, dass sie das nur noch mehr aufgewühlt hat.
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