Mütter- und Schwangerenforum

Kind 7 Jahre will nicht groß werden

HappyMom1990
1 Beiträge
23.04.2022 22:32
Hallo zusammen.
Ich wende mich heute an euch weil ich wirklich nicht mehr weiter weiß .
Unser Sohn ist 7 Jahre und in der 1. Klasse.
Wir haben nie solche Sprüche gebracht wie : du bist doch schon groß. Oder ähnliches.
Und trotzdem fing es vor genau einem Jahr an dass er trauriger wurde, motziger im Alltag. Da war er noch im Kindergarten. Hat immer wieder geäußert dass er nicht in die Schule möchte.
Am Tag der Verabschiedung wurde es besonders schlimm. Er wollte nicht mehr in den Arm genommen werden , nicht mehr bei uns schlafen ( ist ja kein Problem.aver verwunderlich war es) war in sich gekehrt und hat viel geweint. Das ganze ging ein paar Tage so ohne dass wir was tun konnten. Plötzlich platze es aus ihm heraus..Er würde sich doch noch wie vier fühlen. Wir haben ihn lange getröstet und ihm erklärt dass er nicht von heute auf morgen groß wird. Und das er trotzdem mit uns kuscheln kann und auch weiter bei uns schlafen darf und und und..
Dann war es auch erstmal gut. Zumindest so weit dass er wieder Nähe gesucht hat.
Trotzdem hat er sich stark verändert. Er war immer ein total ruhiges und glückliches Kind. Hat fast nie geweint. Und nun ist er an allem nur am motzen, nichts macht richtig Spaß und er ist immer wieder traurig.
Er fängt immer wieder an zu weinen dass er einfach nicht groß werden will. Die Zeit würde viel zu schnell vergehen.
Gestern erst hat er sich ein fotoalbum angeschaut und wieder bitter geweint.
Unter anderem weil ich ihn nicht mehr hochheben kann.
Dazu kommt dass wir seit Januar wissen das wir Nachwuchs bekommen. Darauf freut er sich riesig und in die Richtung hat er nie etwas geäußert.
Hormonell bedingt fange ich bitter an zu weinen wenn er weint und sowas äußert. Das macht die ganze Geschichte nicht einfacher.
Es beschäftigt ihn jeden Tag und ich kann es einfach nicht verstehen.. freut sich nicht jedes Kind irgendwann darauf groß zu werden?
Ich habe schon zig Psychologen angerufen. Niemand nimmt mehr jemanden auf. Die sagen alle durch Corona haben sie zu viele Patienten.
Ich rede immer wieder mit ihm was genau ihm fehlt. Er meint einfach alles. Sein Kindergarten, seine Freunde, die Erlebnisse, die alte Wohnung, dass ich ihn hochhebe und all solche Geschichten.
Er ist sehr pfiffig. Konnte vor Schulbeginn schon lesen und rechnen. Er mag aber auch noch Winni Pooh und Bobo der Siebenschläfer und solche Sachen. Das ist ihm sehr peinlich.
An seinem 7. Geburtstag waren wir mit seinem Kumpel im Zoo. Dort war ein karrussel. Er hat sich so sehr gefreut und ist hin gerannt. Sein "Kumpel" meinte direkt dass sei doch was für Babys. Mein Sohn ist weinend gefahren und wollte dann auch nach Hause. Das ganze hat ihn tagelang beschäftigt. Ich habe das Gefühl seine Umgebung drängt ihn dazu älter zu werden ohne dass er es will.
Ich möchte doch nur dass er sich in seinem Tempo entwickeln kann. Es macht mich fertig. Und inzwischen auch so sehr dass ich nachts wach liege und nicht mehr aufhören kann zu weinen.
Ich weiß nicht wie ich ihm helfen kann…
Ich dachte auch vielleicht bin ich schuld.. dass ich nicht loslassen kann . Aber ich fand es immer toll ihn beim groß werden zuzusehen. Ich hätte auch nie gedacht dass das zum Thema wird.

Wir haben versucht es ihm schmackhaft zu machen dass er jetzt zum Beispiel sogar schnitzen darf und solche sachen aber da würde er lieber drauf verzichten so lange er klein bleiben kann.
Ich habe ihm jetzt angeboten dass wir im Keller ein Spielzimmer machen mit all den Sachen die ihm unangenehm sind. Und dass ist dann nur für uns und wir können uns da austoben. Unter anderem mit seinem Rutschen Bett und all seinen Kuscheltieren.. ich hoffe es hilft etwas.

Ich dachte es wird irgendwann aufhören dass er so unglücklich ist. Aber inzwischen mache ich mir richtige Sorgen.


Danke fürs lesen. Vielleicht könnt ihr ja aus Erfahrung sprechen..

Kiddo89
1938 Beiträge
23.04.2022 23:10
Hmm, also die Formulierung "groß werden" ist für ein Kind ja sicherlich erst einmal sehr abstrakt. Für das Kind bedeutet groß werden vor allem das, was ihr mehr oder weniger bewusst damit verbindet. Letztendlich hat euer Kind sicherlich Angst vor Veränderungen, verstärkt sicherlich auch noch durch die Schwangerschaft. Vielleicht habt ihr auch Gespräche geführt wie "du bist dann der große Bruder und kannst dann dies/das helfen...". Er ist vielleicht verunsichert, was sich für ihn durch die Geburt/durch den Schulbeginn verändern wird und hängt deshalb so an altbekanntem. Ich würde versuchen, ihm so viel Sicherheit wie möglich zu geben und gar nicht so viel über die Zulunft zu reden. Lieber Rituale und Abläufe einführen/beibehalten, die auch nach der Geburt des Babys genauso weiterlaufen können. Und ganz genau auf die eigene Wortwahl achten, nicht so etwas sagen "Hach das Jahr geht so schnell rum/du wirst so schnell groß/ich werde so schnell alt..."
Für das Kind ist die Zukunft ja noch gar nicht greifbar, also die zeitlichen Abstände. Meine Tochter hat es zB mal extrem verunsichert als mein Mann sagte:"Wenn du so groß bist wie ich jetzt, bin ich schon ein Opa"
YellowBird
3846 Beiträge
24.04.2022 02:06
Hallo liebe HappyMom,

kennst du den Spruch "Wackeln die Zähne, wackelt die Seele"? Fast alle Kinder durchleben mit 5-6, andere etwas später oder auch etwas länger eine besondere Entwicklungsphase (6-Jahres-Krise / Wackelzahn-Pubertät). Nicht nur der Körper ändert sich sehr schnell, sondern auch die eigene Wahrnehmung, Interessen, Anforderungen, ... Viele bis dahin unauffällige Kinder wirken plötzlich weinerlich, labil, aus der Haut fahrend, gelegentlich verzweifelt, ...

Ich glaube, dass dein Kind diese Phase gerade sehr intensiv erlebt und ich glaube auch, dass diese Phase vorbeigehen wird. Aber nun müsst ihr da ja erstmal durch. Euren Umgang finde ich damit sehr positiv (das Zimmer, euer Kuschelangebot, ...). Einzig, dass du auch in Tränen ausbrichst (ich kann es verstehen!), klingt nicht hilfreich. Euer Sohn könnte dadurch das Gefühl bekommen, dich nun auch noch zu belasten. Das könnte mit der Zeit für ihn den Druck erhöhen, selbst mit seinen Gefühlen klar zu kommen und dich nicht weiter damit zu "belasten". Da würde ich versuchen irgendwie gegen zu steuern. Er sollte das Gefühl haben, dass ihr für ihn da sein und ihm Halt geben könnt.

Ansonsten finde ich eure Linie toll. Sie klingt nach Grundsätzen wie

- Du darfst dich in deinem ganz eigenen Tempo entwickeln.
- Wir sind für dich da.
- Wir lieben dich so wie du bist.

Es ist trotzdem nicht verkehrt, auch woanders Unterstützung zu suchen, wenn ihr euch Sorgen macht.

Gibt es an der Schule einen Beratungsdienst? Vielleicht wäre das auch noch eine mögliche Anlaufstelle für euch. Außerdem gibt es auch online Unterstützungsmöglichkeiten, z. B. https://eltern.bke-beratung.de/views/home/index.ht ml (von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung).

Außerdem gibt es auch für Eltern die Nummer gegen Kummer ( https://www.nummergegenkummer.de/elternberatung/el terntelefon/ ). Auch dort triffst du auf geschulte Gesprächspartner, die vielleicht gute Impulse geben können.

Ich wünsche euch alles, alles Gute!
Pickel-Stop
6 Beiträge
27.04.2022 09:12
Zitat von HappyMom1990:

Danke fürs lesen. Vielleicht könnt ihr ja aus Erfahrung sprechen..


Lass Kinder, Kinder sein und freue dich daran!

Die werden alle sehr schnelle groß!

Unsere kleine ( Jetzt 12 Jahre ) hat mit 6-9 jeden Tag Schule, Mamma, Kindergarten gespielt und wollte auch nicht groß werden.

Heute ist die groß und will immer noch Lehrerin werden
Mel-Ann
5657 Beiträge
27.04.2022 21:44
Umbrüche im Leben sind immer Stellen, an denen die Psyche eines Menschen in Mitleidenschaft gezogen wird und jeder Mensch kämpft mehr oder weniger damit, sich neu zu finden und eine neue Rolle für sich zu definieren. Wir kennen das ja auch aus unserem Erwachsenenleben, die Schule verlassen, zuhause ausziehen, Arbeiten gehen, Eltern werden, Midlife-Crisis... an einigen Sachen kaut man auch eine Weile herum, bis man sich in der Rolle eingefunden hat.

Mein Sohn hatte damals sehr damit zu kämpfen, als die kleine Schwester kam. Klar hat er auch immer gesagt er freut sich usw., aber dennoch ist das eine schwere Zeit für die (jetzt) "Großen" und man hat ihm das sehr angemerkt.
Und meine Tochter wiederum als "Kleine" hat auch schwer mit dem Eintritt in die Schule gekämpft. Einerseits hat sie sich sehr gefreut, weil sie den KiGa so dröge fand (sie konnte auch schon lesen usw.), aber andererseits hat sie auch ständig so Dinge gesagt wie Dein Sohn, sie will nie groß werden, sie will wieder Baby sein... wollte auch immer, dass man sie an- und auszieht und Mama und Papa mussten wieder überall mit hinkommen usw, sie hat richtige Rückschritte in ihrer Entwicklung gemacht.
Bei beiden ist es irgendwann auch wieder besser geworden.
Für Deinen Sohn fallen jetzt gleich zwei "Krisen" zusammen: Plötzlich Schüler und bald der "Große" in der Familie. Ich finde, es klingt so, als ob ihr in optimal dabei unterstützt, sich in seine neuen Rollen einzufinden - vielleicht braucht er wirklich nur ein bisschen Zeit, diesen Umbruch zu bewältigen?
Unterstützung zu suchen finde ich auch eine gute Idee, auch wenn es leider im Moment wirklich schwer ist, zeitnah Hilfe zu finden.
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