Mütter- und Schwangerenforum

Selektiver Mutismus oder einfach schüchtern?

Anonym 1 (209239)
0 Beiträge
21.09.2022 09:20
Hallo zusammen,

mein Sohn ist 4 Jahre alt. Mir ist in letzter Zeit gehäuft aufgefallen, dass er einfach nicht antwortet, wenn er von fremderen Personen angesprochen wird. Er schaut dann auch auf den Boden, stellt keinen Blickkontakt her und klammert an meinem Bein. Ich rede dabei nicht zwingend von wildfremden Leuten - da ist es ja vielleicht sogar positiv, dass er nicht mit jedem spricht. Aber wenn bspw. eine Freundin von mir ihm eine Frage stellt, antwortet er einfach nicht. Oder alternativ irgendwie total unfreundlich und genervt, zB mit „Nö!“
Auch wenn fremde Kinder auf dem Spielplatz Kontakt aufbauen wollen, werden sie ignoriert. Er hat da irgendwie gar nicht so das Interesse und spielt lieber allein…

Zu Hause redet er hingegen wie ein Wasserfall ohne Punkt und Komma. Oma, Opa oder Freunde von uns, die wir häufiger sehen, sind auch kein Problem. Er war nun auch die ersten Male allein bei einem Kita-Kumpel zu Besuch. Mit dessen Eltern kommt er auch super klar. Ärzte sind grenzwertig - er antwortet, aber oft einsilbig mit ja oder sein. Aber immerhin hat er zB bei den U-Untersuchungen beim KiA immer mitgemacht. Die Antworten sind zwar kurz, aber er antwortet.

Im Kindergarten hat er einen besten Kumpel. Mit anderen spielt er wohl ab und zu, aber eher selten. Er malt auch sehr viel und manchmal frage ich mich, ob er das macht, um sich zurückziehen zu können. Insgesamt habe ich irgendwie das Gefühl, dass er soziale Kontakte scheut. Er ist einfach sehr schüchtern und zurückhaltend und ansich finde ich das gar nicht schlimm, aber manchmal denke ich auch, dass seine „Ängste“ ihn behindern und unnötig das Leben schwer machen.
Ich weiß nicht so richtig, wie ich mich verhalten soll. Er ist ja auch noch klein und hat Zeit zum Selbstbewusstsein aufbauen.

Hat jemand Erfahrung damit? Beim Recherchieren bin ich auf selektiven Mutismus gestoßen. Da würden schon einige Punkte auf ihn passen. Bei vielen Kindern ist das wohl nur eine Phase, bei anderen hilft nur eine Therapie.

Dieses Thema wurde anonym erstellt, weil:

privat

YellowBird
3846 Beiträge
21.09.2022 09:59
Mein Vierjähriger hatte auch Phasen, in denen er sich so ähnlich verhalten hat. Allerdings hatte er auch zeitweise eine ausgeprägte Stottersymptomatik. Es hat sich tatsächlich "verwachsen", wir hatten dennoch Logopädie.

Kurz: Ich würde dir raten, bei Unsicherheiten ruhig das Gespräch mit dem Kinderarzt zu suchen. Bis dahin würde ich Auffälligkeiten ein paar Wochen protokollieren. Vielleicht fällt dir dann selbst noch etwas mehr auf. Außerdem hast du dann eine gute Gesprächsgrundlage.

Finden in eurem Bundesland jetzt nicht auch die Viereinhalbjährigengespräche oder Vorschuluntersuchungen statt? Auch das könnte nochmal eine hilfreiche Quelle für Hinweise und Tipps sein. Bei uns in Hamburg werden die von den Grundschulen durchgeführt.

Alles Gute!
nilou
14065 Beiträge
21.09.2022 12:05
Ich finde das was du schreibst nicht ungewöhnlich. War zum Teil hier auch so.

Meine ist schüchtern. Ich war auch so als Kind.

Ich habe meine bei Gewaltprävention angemeldet, damit ihre Selbstbehauptung besser wird. Und wir gehen oft campen. Da lernt sie spielerisch sich immer in neuen Kindergruppen einzufinden, (selber) neue Kontakte aufzubauen. Mit Schuleintritt wurde es automatisch "besser" weil da grundsätzlich mehr drumherum ist.

Ansonsten ist es wie es ist. Sie muss nicht mit jeden reden, sie muss nicht mit jeden Kontakt haben. Sie braucht nicht xxxx Freunde. Solange sie nicht verschüchtert irgendwo abseits ist sondern sich in ihrem Bereich das aufbaut was sie mag, Freunde hat und zurecht kommt passt alles.

Meine Tochter mag auch nicht jedes Kind. Und wenn sie jemanden nicht mag ignoriert sie es. Und dann gibt es wieder welche da funkt es sofort.
Zirkonia85
1967 Beiträge
21.09.2022 15:00
Exakt das Verhalten meiner Tochter. Wir wurden vom kia ins spz überwiesen, da sie bei der u Untersuchung mit 3 Jahren nicht gesprochen hat. Wir machen dann im spz, sind verschiedene Stationen durchlaufen. Ergo, Logopäde, Psychologe…Im Endeffekt kam heraus, da sie mit 3 Jahren schon einen IQ von mindestens 125 hat, die sich selbst aber im Weg steht, weil das sozial emotionale überhaupt nicht entwickelt war. Sie hatte eine Art Angst Störung wenn sie angesprochen wurde.

Es folgten 3 Jahre heilpädagogische Frühförderung und mittlerweile ist sie in der 3. klasse. Sie immer noch sehr ruhig aber redet viel auch wenn immer leide. Sie malt auch den ganzen Tag und macht eher ruhige Sachen. Sprich mal mit dem kia, dann bekommt ihr eine genaue Diagnose. Viel Erfolg
21.09.2022 15:36
Eine Diagnose kann hier im Forum vermutlich niemand stellen, aber wie oben schon geschrieben, war auch ich als Kind sehr sehr schüchtern. Auch noch in der Grundschule, aber extrem war es tatsächlich im Kindergartenalter.
Auf Spielplätzen traute ich mich ohne meine Mama nicht, ganz schlimm wenn andere Kinder auf dem Spielplatz waren mein jüngerer Bruder war genau gleich.
Der Kindergarten war für mich im nachhinein eine total schöne Zeit, aber in der Sicht von damals ganz schlimm...ich hatte zwar meine beste Freundin, mit der ich auch oft spielen konnte. Das wars dann aber auch, sobald meine Mama mich dort hinbrachte, war ich am weinen.. es gab einen Jungen in der Kita der immer auf mich aufpassen wollte aber auch vor dem hatte ich "Angst" Ich erinnere mich noch an mein Fotografenbild, was meine Mutter sicher noch Zuhause hat. Ich, total verheult
Das hat sich mit dem Alter aber gebessert, mittlerweile kann ich über mich sagen, dass ich keine Schüchternheit mehr in mir habe
FoxMami
2969 Beiträge
21.09.2022 16:08
Meine 4 jährige verhält sich im Moment auch so ähnlich, wobei ich sie nicht als Schüchtern bezeichnen kann. Früher war sie ein Mensch, der auf jeden zuging und jetzt versteckt sie sich bei fremden hinter Ihren Händen. Wir sind gerade in der Eingewöhnung (waren 4 Tage lang, bevor sie krank wurde) und es ist schwer. Sie hat zu einer Erzieherin schon etwas Vertrauen aufgebaut, aber das wars. Ich hoffe das ist nur eine Phase.
DieW
3486 Beiträge
21.09.2022 16:38
Die Tochter meiner einen Cousine hat selektiven Mutismus und sprach (wir haben leider kaum Kontakt) wirklich mit Niemandem,ausser mit den Eltern,Großeltern und zwei Freundinen.Also wirklich überhaupt nicht mit anderen.Weder mit Erziehern,Lehrern oder Ärzten.
Wie es heute mit 15 Jahren ist und ob und welche Therapien gemacht wurden,weiss ich leider nicht.
nilou
14065 Beiträge
21.09.2022 18:05
Ich hatte heute folgendes Erlebnis:

Meine Tochter macht gerade wieder einen Schwimmkurs. (Ist übrigens auch gut fürs Selbstvertrauen sie in Kurse zu schicken wo sie niemanden kennt, hat hier auch gut geholfen das sie offener wurde).

Da war ein 8/9 jähriges Mädchen dabei was weinend am Arm ihrer Mutter hing und sich nicht allein getraut hat mit in den Kurs zu gehen. Und das obwohl sie bei dieser Lehrerin schon mal 1 Stunde hatte. Die Mutter musste mit rein und die ganze Zeit auf der Tribune sitzen. Also bei so einem Fall würde ich auf jeden Fall schnellstmöglich schauen was an SpZ etc. machbar wäre.
Anonym 1 (209239)
0 Beiträge
21.09.2022 20:24
Danke euch für dir vielen Erfahrungen.

Wir hatten ihn sogar schonmal zum Kindersport angemeldet. Das war ohne Eltern, also die Konder gingen alleine in die Turnhalle rein, hatten aber durch eine Glasscheibe Sichtkontakt zu den Eltern. Das hat er sogar 3-4x mitgemacht - ich war richtig stolz! Leider hat ihm dann einmal ein Kind den Ball weggenommen und seitdem will er nicht mehr hingehen. Keine Ahnung, ob ihn das direkt so verunsichert hat…
  • Dieses Thema wurde 3 mal gemerkt