Mütter- und Schwangerenforum

Angehörigenumgang

momo13
1 Beiträge
31.07.2017 19:03
Hallo Zusammen,

Ich bin neu hier im Forum. Im Jahr 2008 haben wir unser 1. Kind 1 Tag nach seiner Geburt zu den Sternen reisen lassen müssen. Er war krank, aber wir wussten es nicht. Erst nach seiner Geburt per Kaiserschnitt stellte sich heraus, dass er krank war und es wohl schon ein kleines Wunder war, dass er die Geburt überhaupt überlebt hatte. Wir wurden wenige Stunden nach dem Kaiserschnitt in die Uniklinik verlegt und bekamen rund alle 2 Stunden eine neue niederschmetternde Diagnose, bis dann um ca. 2 Uhr früh die endgültige Diagnose feststand. Unser Kind ist am nächsten Morgen dann leider für immer fortgegangen. Auch wenn er dadurch nicht mehr leiden musste, so hat uns das tief getroffen und wir vermissen ihn bis heute sehr. Schon damals hatte ich sehr Mühe mit dem Umgang unserer Verwandten. Auch haben wir dadurch relativ viele Freunde verloren, die uns ins Gesicht gesagt haben, dass sie damit nicht umgehen könnten.
Wir hatten dann das Glück und haben auch gesunde Kinder bekommen. Nun wollten wir das Risiko nochmal eingehen, da wir einfach noch den abschliesenden Kinderwunsch haben. Es sah alles so gut aus, die Werte waren alle super. Bei Spezialultraschall in der 17.SSW wurde dann festgestellt, dass ich kein resp. fast kein Fruchtwasser mehr habe, dass unser Baby keine Nieren und auch keine Harnblase hat und bereits Verformungen vorhaden waren, da ja der Schutz des Fruchtwassers fehlte. Am 21.7. ist unser kleiner Leo dann still auf die Welt gekommen.
Nun sitze ich da, es hat uns auch dieses Mal sehr getroffen, wenn ich auch etwas gefasster bin und der Alltag mit den Kindern einem einfach auch fordert.
Traurig bin ich aber trotzdem sehr und ich verstehe die Welt im Moment einfach grad nicht...

Soviel zu meiner Situation. Was ich aber nun fragen möchte:

Ich habe so grosse Mühe mit meinen Verwandten, also meiner Familie umzugehen. Von meiner Schwester bekam ich eine Beileidskarte, was ja lieb ist. Der Anfang geht so: Nur durch Zufall haben wir erfahren was euch passiert ist (meine mama hat es ihr gesagt, so habe ich ihr nicht extra nochmal geschrieben, da unser verhältnis auch nicht mega innig ist)... Dann kommen ein paar liebe Worte, dann geht es so weiter: Wir hoffen, dass der Schmerz nicht allzugross ist...

Das macht mich so wütend. Was soll ich dazu denn sagen? Mein Herz weint so sehr... Soll ich jetzt zurückschreiben: Doch, mein Schmerz ist unbeschreiblich gross?
Die ganzen Fragen nach: Wie geht es dir... Wie soll ich das beantworten? Ich kann sagen, ich lebe noch, mein Körper erholt sich langsam etwas von den vielen Medikamenten und den vielen Tagen im Krankenhaus, aber mein Herz, das ist noch nicht erholt und das wird auch nicht so schnell gehen. Ich finde das auch in Ordnung, ich weiss nur was meine Schwestern denken, dass es ja so früh war und darum wohl nicht so schlimm sei etc.

Ich kann damit einfach nicht umgehen und es verletzt mich zutiefst. Wie geht es euch damit?

Danke und LG
Momo13
Darwin27
10550 Beiträge
31.07.2017 19:10
Dein Schmerz muss unbeschreiblich groß sein - aber wer es nicht selbst erlebt hat, kann die Ohnmacht nur bedingt fühlen. Und wer nicht besonders empathisch ist, vielleicht gar nicht.

Kümmere dich jetzt nciht um andere, kümmere dich um dich, dein Seelenheil und deine Familie. Weine, wenn dir danach ist, fluche und schimpfe die Wut heraus. Das ist dein gutes Recht. Wer von dir jetzt ein bestimmtes Verhalten verlangt, den ignoriere. Mach dir keine Gedanken um andere! DU zählst jetzt.

Es ist unfassbar schlimm, so etwas mehrfach erleben zu müssen. Ich wünsche dir/euch viel Kraft, diese Erlebnisse zu verarbeiten.

Ich drücke dich unbekannterweise ganz herzlich, denn mehr kann man nicht tun.
shelyra
69109 Beiträge
31.07.2017 19:29
mein beieid für eure sternenkinder!

ich denke nicht, dass deine schwester dich mit ihrer karte verletzen wollte.
viel mehr denke ich, dass sie einfach etwas nettes schreiben wollte und nicht genau wusste wie sie das formulieren soll. und daher einfach auf "altbekannte floskeln" zurück gegriffen hat.
viele die so etwas nicht selbst erlebt haben, wissen nicht wie sie euch gegenüber damit umgehen sollen. ob es euch mehr verletzt wenn man etwas nettes sagt. oder ob sie lieber schweigen sollen.
sehe es daher so, wie es sicher gemeint war. als beileidsbekundung für euer verstorbenes kind!
Marf
28106 Beiträge
31.07.2017 21:26
Und was sollte man dann schreiben oder sagen?
Wenn man solche Schicksalsschläge nicht selber erlebt hat ist es oft sehrsehr schwer Beileid zu bekunden oder etwas passendes zu sagen.Was auch?!
Und diese Hilflosigkeit äussert sich halt in den gängigen Floskeln.Das ist aber keine böse Absicht.Und auch das vorrübergehende Abwenden ist meist aus dieser Hilflosigkeit geboren.Weil es für viele sehr monströs ist ein Kind zu verlieren.Kinder werden gesund geboren - das sind alle gewohnt.Das Gegenteil macht den Umgang schwer und verstörend.
Daher sei da nicht zu verletzt.
90gluecklich
141 Beiträge
31.07.2017 21:30
Mein Beileid....mir fehlen die richtigen Worte...

...und vielleicht ging es deiner Schwester ja auch so. Was sind in solch einer schlimmen Situation wie deiner schon die richtigen Worte? Ich glaube nicht, dass es die gibt. Ich finde es empathisch, oder zumindest versucht empathisch, dass sie hofft, dass eure Schmerzen nicht allzu groß sind. Denn es ist klar, DASS da Schmerz ist. Ich denke, es ist ein liebevoll gemeinter Wunsch von ihr. Auch wenn er nicht realistisch ist. Blöd gesagt: immer Glück und Gesundheit, was man zum Geburtstag wünscht, ist such nicht realistisch, denn jeder hat mal Pech oder ist Krank. Aber es sind Wünsche, heißt man würde sich freuen wenn es so wäre. Und ich denke deine Schwester wäre glücklich, wenn euer Schmerz etwas kleiner wäre als er es ist.
Auch ihre Frage, wie es dir geht, erscheint mit freundlich. Wahrscheinlich hängt das von einer unterschiedlichen Sichtweise ab: du scheinst deiner Schwester nicht neutral gegenüberzustehen (vermute ich wegen dem wenigen Kontakt?!) und trägst momentan unheimlich viel Schmerz in dir. Das zusammen lässt dich ihre Beileidskarte vielleicht etwas negativ lesen, kann das sein?
Denn objektiv betrachtet sind es freundlich gemeinte Worte deiner Schwester.
Ich kann aber total verstehen, dass du am liebsten so antworten würdest wie du es hier schreibst!! Denn genau so fühlt es sich bei dir gerade an. Ich weiß nicht wie ihr zueinander steht, aber vielleicht wäre es mit der Wahrheit ja gar kein so falscher Weg...
BigGirl37
2506 Beiträge
31.07.2017 21:33
Zitat von momo13:

Hallo Zusammen,

Ich bin neu hier im Forum. Im Jahr 2008 haben wir unser 1. Kind 1 Tag nach seiner Geburt zu den Sternen reisen lassen müssen. Er war krank, aber wir wussten es nicht. Erst nach seiner Geburt per Kaiserschnitt stellte sich heraus, dass er krank war und es wohl schon ein kleines Wunder war, dass er die Geburt überhaupt überlebt hatte. Wir wurden wenige Stunden nach dem Kaiserschnitt in die Uniklinik verlegt und bekamen rund alle 2 Stunden eine neue niederschmetternde Diagnose, bis dann um ca. 2 Uhr früh die endgültige Diagnose feststand. Unser Kind ist am nächsten Morgen dann leider für immer fortgegangen. Auch wenn er dadurch nicht mehr leiden musste, so hat uns das tief getroffen und wir vermissen ihn bis heute sehr. Schon damals hatte ich sehr Mühe mit dem Umgang unserer Verwandten. Auch haben wir dadurch relativ viele Freunde verloren, die uns ins Gesicht gesagt haben, dass sie damit nicht umgehen könnten.
Wir hatten dann das Glück und haben auch gesunde Kinder bekommen. Nun wollten wir das Risiko nochmal eingehen, da wir einfach noch den abschliesenden Kinderwunsch haben. Es sah alles so gut aus, die Werte waren alle super. Bei Spezialultraschall in der 17.SSW wurde dann festgestellt, dass ich kein resp. fast kein Fruchtwasser mehr habe, dass unser Baby keine Nieren und auch keine Harnblase hat und bereits Verformungen vorhaden waren, da ja der Schutz des Fruchtwassers fehlte. Am 21.7. ist unser kleiner Leo dann still auf die Welt gekommen.
Nun sitze ich da, es hat uns auch dieses Mal sehr getroffen, wenn ich auch etwas gefasster bin und der Alltag mit den Kindern einem einfach auch fordert.
Traurig bin ich aber trotzdem sehr und ich verstehe die Welt im Moment einfach grad nicht...

Soviel zu meiner Situation. Was ich aber nun fragen möchte:

Ich habe so grosse Mühe mit meinen Verwandten, also meiner Familie umzugehen. Von meiner Schwester bekam ich eine Beileidskarte, was ja lieb ist. Der Anfang geht so: Nur durch Zufall haben wir erfahren was euch passiert ist (meine mama hat es ihr gesagt, so habe ich ihr nicht extra nochmal geschrieben, da unser verhältnis auch nicht mega innig ist)... Dann kommen ein paar liebe Worte, dann geht es so weiter: Wir hoffen, dass der Schmerz nicht allzugross ist...

Das macht mich so wütend. Was soll ich dazu denn sagen? Mein Herz weint so sehr... Soll ich jetzt zurückschreiben: Doch, mein Schmerz ist unbeschreiblich gross?
Die ganzen Fragen nach: Wie geht es dir... Wie soll ich das beantworten? Ich kann sagen, ich lebe noch, mein Körper erholt sich langsam etwas von den vielen Medikamenten und den vielen Tagen im Krankenhaus, aber mein Herz, das ist noch nicht erholt und das wird auch nicht so schnell gehen. Ich finde das auch in Ordnung, ich weiss nur was meine Schwestern denken, dass es ja so früh war und darum wohl nicht so schlimm sei etc.

Ich kann damit einfach nicht umgehen und es verletzt mich zutiefst. Wie geht es euch damit?

Danke und LG
Momo13
Erstmal Willkommen!

Eine Karte zu schreiben, ist zwar etwas unpersönlich, aber dennoch lieb gemeint. Was Du Ihr Antworten sollst? Schreibe Ihr doch, wie es in Dir aussieht.

Solche Sätze " Es war ja noch sehr früh," gehen ja mal gar nicht. Egal wie weit die Schwangerschaft fortgeschritten war, Du hast Dein Kind verloren, und hast das Recht darauf, um das Kind zu trauern.

Es tut mir sehr leid, das Du das gerade durch machen musst. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit!
wiederda
301 Beiträge
31.07.2017 22:30
Mein herzliches Beileid!
Dein Schmerz ist so greifbar und verständlich und ich kann so gut mitfühlen wie Schmerzhaft es ist wenn andere Menschen gar nicht an deiner Seite stehen können, gar nicht sehen wollen/können, dass die da ein Teil deines Herzens entrissen worden ist, dass dein Kind TOT ist! Das ist schlimm, das ist das Schlimmste was passieren kann und ist nicht, "bald wieder gut"
Wenn du Kraft hast, stehe dazu was bei dir los ist! Schreibe deiner Schwester wie schrecklich es für dich ist! Vielleicht kann sie es dann sehen, vielleicht dich ein bisschen halten. Vielleicht auch nicht. Aber es nicht probiert zu haben? Ich würde niemanden zu liebe "meinen Schmerz verstecken" der ist da!
Ich habe im Bekanntenkreis auch Menschen die ihre Kinder verloren haben, mir hat es geholfen wenn sie mir gesagt haben, was sie gerne brauchen, sie haben mir z.B. gesagt, sie sprechen so gerne über das verstorbene Kind, nur niemand mag zuhören. Ich höre da gerne zu, habe auch Fragen, habe mich nur oft nicht getraut.
Und unabhängig von der Familie, hast du professionelle Unterstützung? Ich würde es dir sehr wünschen jemand an deiner Seite der es gelernt hat diesen Schmerz mit zu tragen.
  • Dieses Thema wurde 2 mal gemerkt