Mütter- und Schwangerenforum

Verwirrte alte Frau - keiner fühlt sich zuständig - kann man helfen?

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18.09.2017 12:03
Halli hallo,

ich habe eine Frage und hoffe, dass mir vielleicht jemand helfen kann.

Die Nachbarin meiner Eltern ist 78 Jahre alt und offensichtlich dement. Vor allem im vergangenen Jahr hat sie rapide abgebaut. Sie hat Wortfindungsstörungen, irrt durch die Gegend, vergisst alles Mögliche, baut immer wieder kleinere Unfälle mit dem Auto und ruft ständig bei ihren Nachbarn (u.a. meinen Eltern) an und will irgendwas, was kein Mensch versteht.

Täglich kommt die Diakonie kurz zu ihr, um ihr Tabletten zu verabreichen und einen Verband zu wechseln (sie hat ein offenes Bein oder sowas). Sonst passiert da nichts. Langsam wird es gefährlich.

Das Ding ist: Ihre Kinder wohnen in der Nähe (Sohn im Nachbarort, Tochter 1 Std. Fahrtweg) und meine Eltern und andere Nachbarn haben sie auch schon darauf angesprochen, dass ihre Mutter stark abbaut und im Alltag kaum noch klarkommt. Die nehmen das schulterzuckend zur Kenntnis und es passiert genau ... nichts.
Die alte Dame selber ist von der Art, die nie zugeben würde, dass etwas mit ihr nicht i.O. ist.

Langsam wird's nun aber gefährlich. Sie vergisst, wie man den Herd richtig bedient. Sie vergisst, zu essen. Welcher Tag ist, wie spät es ist, wie das Auto funktioniert ... meine Eltern haben Angst, dass die sich irgendwann die Bude überm Kopf anzündet oder sich verläuft.

Kann man denn da gar nichts tun, wenn die Kinder sich nicht zuständig fühlen? Wieso bestellt die Diakonie da nicht mal einen Arzt ein? Die Frau gehört dringend in eine betreute Wohneinrichtung ...
18.09.2017 12:14
wenn die Kinder nichts tun ist es schwer. Ihr selbst könnt nicht viel machen, eventuell schauen ob es noch andere Verwandte der Dame gibt, die den Kindern ins gewissen redet.

Die Diakonie macht die Arbeit für die sie bezahlt wird. Wenn die Kinder nur diese Leistungen buchen und bezahlen dann ist das eben so. Für mehr sind sie nicht zuständig.

Vermutlich haben die Kinder das Geld nicht (oder wollen es nicht haben) um die Dame in ein Heim unterzubringen.

Maximal mal die Polizei/Rettungsdienst rufen wenn die alte Dame wieder verwirrt durch die gegend taumelt, in der Hoffnung das diese dann an die Kinder appelieren.
Mupsi_1113
2636 Beiträge
18.09.2017 12:17
Hallo Marie,

Erstmal ich finde es mega schön das ihr euch um die Dame sorgt, schlimm genug das es die eigenen Kinder nicht interessiert.

Da ja schon ein Pflegedienst eingebunden ist, weiß ich nicht was man noch machen kann. Denn ich aus meiner Arbeit im Pflegedienst kenne es so, das wenn es wirklich offensichtlich Zuhause nicht mehr geht, man das Gespräch mit Angehörigen und/oder Betreuer sucht um eine bestmögliche Lösung für alle zu finden. Ich finde die Situationen die du schilderst schon äußerst bedenklich und würde wohl nochmals versuchen das Gespräch mit den Angehörigen zu suchen. Ansonsten müsste man sich mal schlau machen was für Wege man gehen könnte um der Dame zu helfen.
Da wüsste ich jetzt aber spontan nicht so genau wie man das am besten anstellt.
nilou
14053 Beiträge
18.09.2017 12:22
Wir hatten so einen Fall erst dieses Jahr bei uns im Haus. Die Frau hat immer mehr abgebaut. Hat den Schlüssel nicht in die Türen bekommen, saß auch einmal bei mir in der Wohnung weil sie dachte das wäre ihre etc.

Da sie auch recht laut (und ich empfand es auch als böse) wurde wenn sie nicht zur Haustür rein kam war es für uns Nachbarn schon unangenehm. Ich habe dann zunächst meinen Vermieter angerufen und die Lage geschildert. Zu dem Zeitpunkt ging das bereits über Monate. Mir ging es zunächst darum herauszubekommen, ob es Verwandte etc gibt. Die Frau hat über 50 Jahre in diesem Haus gewohnt. Mein Vermieter wusste nichts, war aber auch froh informiert zu sein.

Dann kam es wieder dazu, das sie unten an der Haustür rumlärmte. Ich habe dann den Notruf gewählt. Die Frau war einfach für sich eine Gefahr. Die Polizei kam und die Beamten haben auch schnell bemerkt das die Frau verwirrt ist und allein nicht klar kommt. Sie haben sie an diesen Abend gleich mit genommen. Sie kam dann in ein Pflegeheim, die Wohnung hier wurde aufgelöst.

Sie hatte Kinder, aber die haben es sich erstmal leicht gemacht. Es kam zwar auch jemand regelmäßig vorbei, aber sich gegen den Willen der Frau durchzusetzen und sie ins Pflegeheim zu geben haben sie nicht gemacht. Wird schon irgendwie gehen ... Und die Frau wusste teilweise nicht mehr wo sie wohnt, hat ihre Jahrzentelangen Nachbarn nicht mehr erkannt etc.

Also kurz gesagt: wenn die Kinder bekannt sind wende dich an sie und schildere die Probelmatik ganz deutlich. Ansonsten bei "Gefahr" Notruf wählen.

Lavellen
527 Beiträge
18.09.2017 12:23
Das klingt alles andere als schön
Aber wenn sich die Kinder, also die nächsten Verwandten, nicht kümmern, wird es schwierig. Die, die da kommen zum Pflegen, werden wohl erst was sagen, wenn sie ihre Arbeit nicht mehr machen können (wenn überhaupt). So traurig es ist, aber häufig bewegt sich da erst was, wenn was passiert.
Cathriny
1901 Beiträge
18.09.2017 12:30
Könnt ihr vielleicht mal den Pflegedienst abfangen? Ich finde, bei dem was du schilderst, es schon bedenklich, dass auch der Pflegedienst scheinbar nichts unternimmt. Tabletten gehen und verbandswechsel sind Leistungen der Krankenkasse. Die werden vom Arzt verordnet und kosten die Angehörigen im Normalfall nix. Hier sollte schnell ein pflegegrad beantragt werden. Und sofern die Angehörigen keinen betreuerausweis haben, darf der Pflegedienst das sogar selbst mit der Unterschrift der alten Dame, die ja dann noch unterschriftsberechtigt ist. Ansonsten - bei Gefahr im Verzug wirklich polizei oder Notarzt anrufen.
nilou
14053 Beiträge
18.09.2017 12:32
Ich würde nochmal mit den Kindern reden und klar sagen, das beim nächsten Vorfall (verwirrt durch die Gegend etc) die Polizei eingeschaltet wird zum Schutz der Frau. Vielleicht ändert das was an deren Haltung.

Ansonsten wirklich auch die Polizei rufen wenn was ist. Sobald so ein Vorfall Aktenkundig ist wird ein Arzt dazu geholt. Und wenn der sagt nein, die kann nicht alleine bleiben kommt sie sofort mit. Und dann müssen die Kinder handeln

War hier so. Die Polizei rief einen Arzt dazu und die Frau wurde gleich mitgenommen. Ging über 2 Stunden alles. Und ja, die Tochter war nicht besonders angetan davon. Aber das war mir egal. Wir haben das monatelang mitgemacht, aber am Ende war es mir einfach zu gefährlich. Für die Frau und uns als Nachbarn auch.
Zelda86
2561 Beiträge
18.09.2017 12:34
Das einzige, was euch bleibt, ist mit den Kindern zu reden.
Ansonsten den Notruf wählen, wenn sie zb sichtlich verwirrt ist, gestürzt ist etc. Wenn ihr mitbekommt, dass sie einen (wenn auch minimalen) Unfall mit dem Auto hat, Polizei rufen.
18.09.2017 12:36
Ich würde, wie schon angeraten, auch mal den pflegedienst abfangen und schildern was passiert ist, die wissen eigentlich wie das dann mit dem medizinischen Dienst dann abzuwickeln ist.
Choco
4203 Beiträge
18.09.2017 13:00
Beim Amtsgericht eine Anregung/Antrag auf Betreuung stellen würde mir noch einfallen. Echt traurig, wenns die Kinder so garnicht interessiert..
18.09.2017 13:06
Meine Mutter hat schon mehrmals mit dem Pflegedienst geredet. Die sind auch der Meinung, dass das hier nicht mehr lange geht, aber sie könnten eben wohl auch nichts machen, wenn da keine Initiative von der Dame selbst oder deren Kinder kommt.

Die Kinder sind, so blöd es klingt, selber ziemlich bekloppt. Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. Die Tochter, die nur 1 Stunde weg wohnt, kommt maximal 1-2x im Jahr und ist ansonsten meist auf reisen und schafft sich möglichst jeden Aufwand vom Hals. Der Sohn hat eine psychisch kranke Frau, ist selber ziemlich merkwürdig (er hat z.B. kein Handy und kein Internet weil er es für supergefährlich hält und die 14-jährige Tochter wird noch zur 200m entfernten Bushaltestelle gebracht) und sieht zwar durchaus ein, dass seine Mutter verwirrt ist, aber Heime und sowas hält er auch für gefährlich.
Da bleibt wohl wirklich nur, im Akutfall mal die Polizei zu rufen. Aber nur fürs Herumirren wird die Polizei ja kaum ausrücken
W0elfchen
410 Beiträge
18.09.2017 13:16
Es ist ganz schon traurig, dass immer erst irgendwas Schlimmeres passieren muss. Wenn die Diakonie direkt mit den Kindern spricht und ihnen mal den Ernst der Lage genau erklärt, werden die doch sicher nicht einfach auf Durchzug schalten und sagen: "Uns doch egal!" Schließlich ist es ja doch immer noch die eigene Mama.

18.09.2017 13:29
Zitat von white.rose:

Meine Mutter hat schon mehrmals mit dem Pflegedienst geredet. Die sind auch der Meinung, dass das hier nicht mehr lange geht, aber sie könnten eben wohl auch nichts machen, wenn da keine Initiative von der Dame selbst oder deren Kinder kommt.

Die Kinder sind, so blöd es klingt, selber ziemlich bekloppt. Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. Die Tochter, die nur 1 Stunde weg wohnt, kommt maximal 1-2x im Jahr und ist ansonsten meist auf reisen und schafft sich möglichst jeden Aufwand vom Hals. Der Sohn hat eine psychisch kranke Frau, ist selber ziemlich merkwürdig (er hat z.B. kein Handy und kein Internet weil er es für supergefährlich hält und die 14-jährige Tochter wird noch zur 200m entfernten Bushaltestelle gebracht) und sieht zwar durchaus ein, dass seine Mutter verwirrt ist, aber Heime und sowas hält er auch für gefährlich.
Da bleibt wohl wirklich nur, im Akutfall mal die Polizei zu rufen. Aber nur fürs Herumirren wird die Polizei ja kaum ausrücken


Klar rücken die aus.

Wenn ihr sagt, die frau kennt sich offensichtlich nicht aus und weiß offenbar nicht wo sie ist und es evtl eine gefährdung für sie darstellen könnte..
Is ja eigengefährdung.. wieso sollen sie nicht ausrücken?
Und immer und immer wieder anrufen wenn was mit ihr ist, das eine eigengefährdung darstellen könnte.
Und dann gleich mal die kontaktdaten der kinder bekannt geben.
Vielleicht vergehts ihnen dann mal, so traurig es ist.. und überlegen sich mal was, wie sie ihrer mutter helfen könnten.

nilou
14053 Beiträge
18.09.2017 13:41
Zitat von white.rose:

Meine Mutter hat schon mehrmals mit dem Pflegedienst geredet. Die sind auch der Meinung, dass das hier nicht mehr lange geht, aber sie könnten eben wohl auch nichts machen, wenn da keine Initiative von der Dame selbst oder deren Kinder kommt.

Die Kinder sind, so blöd es klingt, selber ziemlich bekloppt. Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. Die Tochter, die nur 1 Stunde weg wohnt, kommt maximal 1-2x im Jahr und ist ansonsten meist auf reisen und schafft sich möglichst jeden Aufwand vom Hals. Der Sohn hat eine psychisch kranke Frau, ist selber ziemlich merkwürdig (er hat z.B. kein Handy und kein Internet weil er es für supergefährlich hält und die 14-jährige Tochter wird noch zur 200m entfernten Bushaltestelle gebracht) und sieht zwar durchaus ein, dass seine Mutter verwirrt ist, aber Heime und sowas hält er auch für gefährlich.
Da bleibt wohl wirklich nur, im Akutfall mal die Polizei zu rufen. Aber nur fürs Herumirren wird die Polizei ja kaum ausrücken


Natürlich rückt die Polizei aus. Meine Nachbarin war hier im Hausflur völlig verwirrt und sie sind gekommen. Das ist genau ihre Aufgabe u.a. Die Beamten waren zu 2 an die 2 Stunden hier und am Ende haben sie die Dame im Streifenwagen mitgenommen und ins Heimgefahren.
Usa83
34786 Beiträge
18.09.2017 14:09
Wende dich an den Sozialpsychatrischen Dienst bzw. wende dich ans Amtsgericht. Der MDK muss sich die Dame ansehen.
Gerade auch mit der Maßgabe, dass sie gefährlich für sich, aber auch für andere (Auto) ist.
Das geht so nicht.
Das sich die Kinder so gar nicht verantwortlich fühlen ist eine Sauerei das geht gar nicht.

Leider dauert sowas sehr, sehr lange... es muss definitiv ein Betreuer her. Da die Kinder kein Interesse haben, wird es dort auch keine Vorsorgevollmacht geben. Sprich, es muss ein externer Betreuer regeln.
Die Mühlen mahlen leider sehr langsam, es wird definitiv noch ne Weile vergehen, bis was passiert.

Kenne das leider aus persönlicher Erfahrung.
Ich bin Betreuerin für meinen Vater. Er ist nicht dement, er hat eine andere Krankheit. Das wurde alles im KH festgestellt.
Er darf z.B. auch kein Auto mehr fahren. Sowas muss alles angeregt werden.
Und da du keine Angehörige bist, wird der Pflegedienst eh nichts machen. Die könnten auch nur "anregen" , aber nichts machen. Ggf. könnten die meim MDK Gutachten dabei sein und Aussagen tätigen.

Es wird bestimmt schwer werden.
Gut, dass du nicht wegsiehst
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