Mütter- und Schwangerenforum

Rechtsfrage zum Arbeitsplatz bei Schwerbehinderung

Anonym 195909
4 Beiträge
14.11.2017 17:03
Hallo ihr Lieben,

ich mach das ganze mal anonym, auch wenn manche erkennen werden, wer hier schreibt. Das ist kein Problem. Es soll nur etwas von außen schützen.
Ich hoffe, der Grund für die Anonymfunktion ist okay.

Meine Frage. Mein Mann hat den Schwerbehindertenausweis auf Grund einer Epilepsie, die ihn normalerweise gar nicht beeinträchtigt (nur nachts im Schlaf). Er arbeitet 100%, hat 2x wöchentlich abends noch eine Sportgruppe (jeweils á 45 min), bei der er selber aber nur Anweisungen gibt, also nicht auch noch körperlich aktiv ist. Das könnte vielleicht noch relevant sein.
Er arbeitet in einem inzwischen privatisierten Krankenhaus als Physiotherapeut. Inzwischen fast 9 Jahre lang, er war nie krank (kein Schnupfen nichts, kein Fehltag).
Dieses Jahr hat sich das ganze etwas zugespitzt. Eines seiner Medikamente wurde vom Markt genommen. Das hat uns echt Angst gemacht, weil gerade dieses Medikament ihn so stabil gehalten hat.
Im Juli begann also das langsame ausschleichen, im September war es draußen. Seitdem ist er etwas labil. Das neue Medikament, dass zu der Gruppe dazu genommen wurde greift (noch) nicht richtig. Ggf. wird man da nochmal rumschrauben müssen.
Seitdem war er jetzt 2x je eine Woche krank geschrieben und hatte auch dazwischen mal einen einzelnen Fehltag, weil er nachts furchtbar gekrampft hat.
Mitschuld daran ist auf jeden Fall sein direkter Chef. Mein Mann bittet ständig, dass man ihm wenigstens in der Zeit, bis er wieder voll "funktioniert" 1-2 min Pause zwischen den Patienten lässt, oder alle 2-3 Patienten mal kurz 5 min Pause. Der Chef stellt sich stur. Er arbeitet also wirklich Akkord von 8 Uhr morgens bis 18 Uhr abends mit einer halben Stunde Mittagspause und einer halben Stunde um 16 Uhr. 2x die Woche hat er schon um 17 Uhr aus.

Jetzt ging das soweit, dass mein Mann ein gemeinsames Gespräch mit Vorgesetzten des Chefs möchte, das findet nächste Woche statt. Seitdem droht sein Chef ihm damit, dass er schon sehen wird, was er davon hat, die würden ihn sofort auf 80% runterstufen und wenn er dann je wieder auf 100% hoch möchte, mit einem neuen Vertrag, bei dem er natürlich 10x weniger verdienen würde (er hat noch den alten Vertag, bevor privatisiert wurde).
Zudem würde man ihm seine Sportgruppen verbieten (damit könnten wir ja noch leben, aber es ist sein Hobby, er liebt es).

Meiner Meinung nach haben sie dazu gar kein Recht. Aber das ist nur eine Meinung, kein Wissen. Ich such schon den Mittag über immer wieder bei Google, aber ich find nichts gescheites. Immer nur Antworten rund um das Thema "selber reduzieren". Das passt ja aber nicht zu unserer Situation.

Kennt sich hier jemand aus und kann mir weiterhelfen? Ist das wirklich erlaubt? Mein Mann ist vorhin am Telefon jetzt doch dezent verunsichert gewesen.

Danke schonmal!

Dieses Thema wurde anonym erstellt, weil:

Meinen Mann bezüglich der Arbeitsstelle schützen/seine Krankheit nicht zu öffentlich machen

Zwerginator
7678 Beiträge
14.11.2017 17:06
Ich würde zum Anwalt gehen und mich genau beraten lassen. Mit Schwerbehindertenausweis gibt es relativ viele Zugeständnisse an den Arbeitnehmer, die der Arbeitgeber nicht ignorieren kann.
Anonym 195909
4 Beiträge
14.11.2017 17:08
Der Anwalt hat keine Termine mehr bis nächste Woche. Das ist aber etwas, was definitiv im Hinterkopf bleibt, sollte das Gespräch nächste Woche tatsächlich in die Richtung verlaufen.
Das glaub ich aber gar nicht, weil mein Mann sich mit der Vorgesetzten seines Chefs eigentlich ganz gut versteht und sie auch bislang sehr auf seiner Seite war.

Aber Danke für den Tipp!
Zwerginator
7678 Beiträge
14.11.2017 17:14
Zitat von Anonym 195909:

Der Anwalt hat keine Termine mehr bis nächste Woche. Das ist aber etwas, was definitiv im Hinterkopf bleibt, sollte das Gespräch nächste Woche tatsächlich in die Richtung verlaufen.
Das glaub ich aber gar nicht, weil mein Mann sich mit der Vorgesetzten seines Chefs eigentlich ganz gut versteht und sie auch bislang sehr auf seiner Seite war.

Aber Danke für den Tipp!


Ich würde es auch auf jeden Fall mal.ins Gespräch einfließen lassen, da er diese Rechte erst hat, wenn der Arbeitgeber offiziell über die Behinderung informiert wurde mit Vorlage des Ausweises.
Unser Mitarbeiter mit 50% Schwerbehinderung hat auf jeden Fall eine Woche mehr Urlaub und einen Anspruch auf einen behinderungsgerechten Arbeitsplatz inklusive der dazugehörigen Zeiteinteilung (was bei euch ja relevant wäre). Ach und einen besonderen Kündigungsschutz.
Anonym 195909
4 Beiträge
14.11.2017 17:36
Genau. Mehr Urlaubstage, besondere Kündigungsfrist hat er alles und ist uns bekannt.
Nur die Runterstufung auf 80% sorgt uns etwas. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das einfach so gehen soll, weil er jetzt ein paar Mal krank war (wohlgemerkt in einer völligen Ausnahmesituation).
Mein Mann tut mir einfach leid. Er hängt sich so in seinen geliebten Job rein, war immer gut mit dem Chef und jetzt, wo seine Gesundheit halt wirklich mal schwächelt, kommt man auf die Tour?

Dem Chef ist seine Krankheit und sein Behindertengrad bekannt, schon seit der Einstellung vor 9 Jahren. Er lebt ja seit seinem 2. Lebensjahr damit, der Chef kennt ihn seit der Kindheit. Er weiß mehr, als jeder andere Chef überhaupt wissen müsste.
Echt traurig, was da gerade abläuft.
14.11.2017 17:57
Ein Arbeitgeber darf weder einen Schwerbehinderten noch einem normalen Arbeitnehmer einfach so die Stunden kürzen und schon gar nicht aufgrund von Krankheit.
Anonym 195909
4 Beiträge
15.11.2017 21:48
Vielen Dank für deine Antwort und den Link.
Mein Mann hat heute zusätzlich noch mit dem Behindertenbeauftragten des KHs telefoniert und meinte, da müsse er keine Sorge haben, weil es nicht möglich ist (wie ich ja auch schon richtig vermutet habe) und die Vorgesetzte seines Chefs auf der Seite meines Mannes sei, das wüsste er ziemlich sicher.

Ich bin trotzdem mal auf das Gespräch gespannt.

Also nochmal vielen Dank an euch!
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