Mütter- und Schwangerenforum

Autismus oder soziale Angst?

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Christen
25059 Beiträge
27.02.2020 20:30
Zitat von Elsilein:

Ich sehe leider auch einen Trend zu div. Modediagnosen. Deshalb mag ich das Vokabular der "besonderen Kinder" nicht so sehr. Kinder sind immer besonders, jedes einzelne. Aber einige sind durch eine Beeinträchtigung eingeschränkt und verhindert, sich so zu entwickeln oder so zu leben, wie die gleichaltrige Vergleichsgruppe.
Behinderungen werden dadurch weniger als unerfreuliche pathologische Auffälligkeit gesehen (bitte, liebe betroffene Eltern, nehmt mir die Formulierung nicht übel!), sondern tendenziell eher glorifiziert und wie eine Trophäe getragen. Aus einer Abweichung der Gesundheit wird "was besonders" und das impliziert für mich rein semantisch, dass es sich dabei um einen mehr oder weniger erstrebenswerten Zustand handeln könnte. Das alles ist jedoch Wortklauberei; eine Behinderung wird nicht schöner oder normaler oder akzeptierter, wenn wir alle paar Jahrzehnte das Vokabular verändern. Irgendwann, in zehn Jahren vielleicht, beschimpfen sich die Assikinder am Busplatz mit "Ey, bist du besonders oder was?" - und dann muss wieder ein neuer Begriff her.

Ich beobachte auch, dass Diagnosen wie Autismus, Hypersensibilität (ist das überhaupt eine anerkannte Diagnose?), ADHS oder Hochbegabung immer häufiger angestrebt werden. Ich verstehe aber oft (! Nicht immer!) nicht genau warum. Ja, ich habe auch den Eindruck, dass manchmal eine Erklärung für die normabweichende Entwicklung des eigenen Nachwuchses gesucht wird. Dabei ist "die Norm" doch einfach viel viel breiter gefächert als wir manchmal glauben.

Wer den Verdacht einer Auffälligkeit bei seinem Nachwuchs hegt, sollte das mit dem Kinderarzt besprechen und eine professionelle Diagnostik im SPZ in Betracht ziehen. Unbedingt! Jedoch halte ich Selbst- oder Ferndiagnosen für ziemlich gefährlich und nicht dem Kindeswohl entsprechend.

Ich spreche übrigens nicht von Fällen hier im Forum, denn da wären wir ja wieder bei der Ferndiagnose, zu welcher ich überhaupt nicht fähig bin. Muss sich also bitte keiner angesprochen fühlen.
Jadaflo
78044 Beiträge
27.02.2020 20:33
Zitat von Elsilein:

Ich sehe leider auch einen Trend zu div. Modediagnosen. Deshalb mag ich das Vokabular der "besonderen Kinder" nicht so sehr. Kinder sind immer besonders, jedes einzelne. Aber einige sind durch eine Beeinträchtigung eingeschränkt und verhindert, sich so zu entwickeln oder so zu leben, wie die gleichaltrige Vergleichsgruppe.
Behinderungen werden dadurch weniger als unerfreuliche pathologische Auffälligkeit gesehen (bitte, liebe betroffene Eltern, nehmt mir die Formulierung nicht übel!), sondern tendenziell eher glorifiziert und wie eine Trophäe getragen. Aus einer Abweichung der Gesundheit wird "was besonders" und das impliziert für mich rein semantisch, dass es sich dabei um einen mehr oder weniger erstrebenswerten Zustand handeln könnte. Das alles ist jedoch Wortklauberei; eine Behinderung wird nicht schöner oder normaler oder akzeptierter, wenn wir alle paar Jahrzehnte das Vokabular verändern. Irgendwann, in zehn Jahren vielleicht, beschimpfen sich die Assikinder am Busplatz mit "Ey, bist du besonders oder was?" - und dann muss wieder ein neuer Begriff her.

Ich beobachte auch, dass Diagnosen wie Autismus, Hypersensibilität (ist das überhaupt eine anerkannte Diagnose?), ADHS oder Hochbegabung immer häufiger angestrebt werden. Ich verstehe aber oft (! Nicht immer!) nicht genau warum. Ja, ich habe auch den Eindruck, dass manchmal eine Erklärung für die normabweichende Entwicklung des eigenen Nachwuchses gesucht wird. Dabei ist "die Norm" doch einfach viel viel breiter gefächert als wir manchmal glauben.

Wer den Verdacht einer Auffälligkeit bei seinem Nachwuchs hegt, sollte das mit dem Kinderarzt besprechen und eine professionelle Diagnostik im SPZ in Betracht ziehen. Unbedingt! Jedoch halte ich Selbst- oder Ferndiagnosen für ziemlich gefährlich und nicht dem Kindeswohl entsprechend.

Ich spreche übrigens nicht von Fällen hier im Forum, denn da wären wir ja wieder bei der Ferndiagnose, zu welcher ich überhaupt nicht fähig bin. Muss sich also bitte keiner angesprochen fühlen.


Danke danke

Jaspina1
2344 Beiträge
27.02.2020 20:55
Wie kommt ihr denn darauf ala Laien beurteilen zu können, ob ein Kind Autismus, HS, HB, ADHS oder "schlechte" Eltern hat? Oder auch einfach nur eine etwas schwierigere Persönlichkeit? Dieses Rumgehacke auf angeblich unfähigen Eltern finde ich echt total daneben!
Und dass man Diagnostiken sucht liegt ja unter anderem daran, dass in unserer Gesellschaft ein starker Konformitätsdruck herrscht, gerade in Schulen. Da ist ein wilderes Kind nicht einfach ein wilderes Kind sondern ein Problem für die Lehrer, die dann wiederum die Eltern unter Druck setzen...
Bibri123
726 Beiträge
28.02.2020 07:32
Zitat von Elsilein:

Ich sehe leider auch einen Trend zu div. Modediagnosen. Deshalb mag ich das Vokabular der "besonderen Kinder" nicht so sehr. Kinder sind immer besonders, jedes einzelne. Aber einige sind durch eine Beeinträchtigung eingeschränkt und verhindert, sich so zu entwickeln oder so zu leben, wie die gleichaltrige Vergleichsgruppe.
Behinderungen werden dadurch weniger als unerfreuliche pathologische Auffälligkeit gesehen (bitte, liebe betroffene Eltern, nehmt mir die Formulierung nicht übel!), sondern tendenziell eher glorifiziert und wie eine Trophäe getragen. Aus einer Abweichung der Gesundheit wird "was besonders" und das impliziert für mich rein semantisch, dass es sich dabei um einen mehr oder weniger erstrebenswerten Zustand handeln könnte. Das alles ist jedoch Wortklauberei; eine Behinderung wird nicht schöner oder normaler oder akzeptierter, wenn wir alle paar Jahrzehnte das Vokabular verändern. Irgendwann, in zehn Jahren vielleicht, beschimpfen sich die Assikinder am Busplatz mit "Ey, bist du besonders oder was?" - und dann muss wieder ein neuer Begriff her.

Ich beobachte auch, dass Diagnosen wie Autismus, Hypersensibilität (ist das überhaupt eine anerkannte Diagnose?), ADHS oder Hochbegabung immer häufiger angestrebt werden. Ich verstehe aber oft (! Nicht immer!) nicht genau warum. Ja, ich habe auch den Eindruck, dass manchmal eine Erklärung für die normabweichende Entwicklung des eigenen Nachwuchses gesucht wird. Dabei ist "die Norm" doch einfach viel viel breiter gefächert als wir manchmal glauben.

Wer den Verdacht einer Auffälligkeit bei seinem Nachwuchs hegt, sollte das mit dem Kinderarzt besprechen und eine professionelle Diagnostik im SPZ in Betracht ziehen. Unbedingt! Jedoch halte ich Selbst- oder Ferndiagnosen für ziemlich gefährlich und nicht dem Kindeswohl entsprechend.

Ich spreche übrigens nicht von Fällen hier im Forum, denn da wären wir ja wieder bei der Ferndiagnose, zu welcher ich überhaupt nicht fähig bin. Muss sich also bitte keiner angesprochen fühlen.


Ich habe die ganze Zeit still mitgelesen, aber jetzt interessiert mich doch etwas.
„Hypersensibilität“, was ist das?!
Die Erzieherin meiner Tochter bezeichnete sie als „hoch Sensibel“, daran müsste man arbeiten.
meiner Meinung nach völlig übertrieben, nur weil sie eher schüchtern und zurückhaltend ist.

Ich hab auch das Gefühl, sobald Kinder nicht in die Schablone passen, sind sie „nicht normal“.
28.02.2020 08:44
Zitat von Bibri123:

Zitat von Elsilein:

Ich sehe leider auch einen Trend zu div. Modediagnosen. Deshalb mag ich das Vokabular der "besonderen Kinder" nicht so sehr. Kinder sind immer besonders, jedes einzelne. Aber einige sind durch eine Beeinträchtigung eingeschränkt und verhindert, sich so zu entwickeln oder so zu leben, wie die gleichaltrige Vergleichsgruppe.
Behinderungen werden dadurch weniger als unerfreuliche pathologische Auffälligkeit gesehen (bitte, liebe betroffene Eltern, nehmt mir die Formulierung nicht übel!), sondern tendenziell eher glorifiziert und wie eine Trophäe getragen. Aus einer Abweichung der Gesundheit wird "was besonders" und das impliziert für mich rein semantisch, dass es sich dabei um einen mehr oder weniger erstrebenswerten Zustand handeln könnte. Das alles ist jedoch Wortklauberei; eine Behinderung wird nicht schöner oder normaler oder akzeptierter, wenn wir alle paar Jahrzehnte das Vokabular verändern. Irgendwann, in zehn Jahren vielleicht, beschimpfen sich die Assikinder am Busplatz mit "Ey, bist du besonders oder was?" - und dann muss wieder ein neuer Begriff her.

Ich beobachte auch, dass Diagnosen wie Autismus, Hypersensibilität (ist das überhaupt eine anerkannte Diagnose?), ADHS oder Hochbegabung immer häufiger angestrebt werden. Ich verstehe aber oft (! Nicht immer!) nicht genau warum. Ja, ich habe auch den Eindruck, dass manchmal eine Erklärung für die normabweichende Entwicklung des eigenen Nachwuchses gesucht wird. Dabei ist "die Norm" doch einfach viel viel breiter gefächert als wir manchmal glauben.

Wer den Verdacht einer Auffälligkeit bei seinem Nachwuchs hegt, sollte das mit dem Kinderarzt besprechen und eine professionelle Diagnostik im SPZ in Betracht ziehen. Unbedingt! Jedoch halte ich Selbst- oder Ferndiagnosen für ziemlich gefährlich und nicht dem Kindeswohl entsprechend.

Ich spreche übrigens nicht von Fällen hier im Forum, denn da wären wir ja wieder bei der Ferndiagnose, zu welcher ich überhaupt nicht fähig bin. Muss sich also bitte keiner angesprochen fühlen.


Ich habe die ganze Zeit still mitgelesen, aber jetzt interessiert mich doch etwas.
„Hypersensibilität“, was ist das?!
Die Erzieherin meiner Tochter bezeichnete sie als „hoch Sensibel“, daran müsste man arbeiten.
meiner Meinung nach völlig übertrieben, nur weil sie eher schüchtern und zurückhaltend ist.

Ich hab auch das Gefühl, sobald Kinder nicht in die Schablone passen, sind sie „nicht normal“.

Das läuft in die selbe Richtung. Hochsensibel, hypersensibel, hochsensitiv... Gibt verschiedene Begriffe. Ob man da irgendwie abgrenzen kann, weiß ich nicht. Zu Zeiten meiner Ausbildung gab es derartige Diagnosen noch nicht.
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