Mütter- und Schwangerenforum

Die Geburt unseres 5. Kindes

Grossfamilienmami
26 Beiträge
23.06.2019 13:04
20.06.2019 (40+1)

An diesem Tag soll ich eingeleitet werden. Der Grund ist eine Schulterdystokie, die meine zweite Tochter während der Geburt hatte. Zum Glück ohne Schäden

Wir hatten Donnerstag und dazu noch einen Feiertag. Meine Mutter kam kurz nach 8 Uhr zu uns um sich um unsere 4 Kinder zu kümmern.
Der Abschied war unglaublich schwer. Unsere zweite Tochter weinte, wollte mich nicht gehen lassen, sagte wie sehr sie mich vermissen werde du wollte auch mitkommen. Unsere grosse Tochter stand mit Tränen in den Augen daneben und sagte, dass auch sie mich vermissen werde. Es brach mir das Herz. Ich hatte so sehr gehofft, dass der Abschied einfach werden würde. Ich kämpfte mit den Tränen und umarmte meine Kinder. Ich wollte nicht gehen. Ich konnte sie nicht so zurücklassen. Ich versuchte alles um meine Töchter aufzumuntern. Schlussendlich klappte es mit einem Prinzessinnen-Zeichentrickfilm. Wir konnten losfahren, waren aber mal wieder zu spät. Wie so oft seit wir eine Grossfamilie sind

9.15 Uhr: Wir hatten 15 Minuten Verspätung. Eine nette Hebamme empfing uns und die ersten Untersuchungen wurden gemacht. Auf dem CTG sah man schon Wehen die in ziemlich regelmässigen Abständen kamen. Jedoch spürte ich sie kaum. Eine Assistenzärztin stellte fest, dass Levi-Milan zwar mit dem Kopf fest im Becken steckte, mit dem Körper jedoch quer im Bauch lag. Eine natürliche Geburt soll aber trotzdem möglich sein.

12 Uhr: Mir wurde eine Infusion mit einem Wehentropf gelegt. Ich hatte Angst davor, die Wehen könnten von 0 auf 100 ganz heftig werden aber das war nicht so. Es passierte erstmals nichts.

13.30 Uhr: Die Dosis wurde erhöht und nun veränderten sich auch die Wehen. Aber nur auf dem CTG. Sie wurden regelmässiger und kamen auch in kürzeren Abständen aber die Intensität nahm ab. Und ich spürte weiterhin nichts.

15 Uhr: Die Dosis wurde nochmal erhöht und die Wehen kamen alle 2 Minuten. Ein kleines bisschen spürte ich die Wehen. Juhuu, es tut sich endlich etwas Kevin und ich liefen im Flur auf und ab um die Wehen zu fördern. Die Assistenzärztin schaute nach mir und war erstaunt wie stark der Wehenschreiber und ich nicht zusammenpassten
"Wow, wie ruhig Sie doch sind. Auf dem CTG sieht das anders aus." Sagte sie. Ich spürte zwar ein leichtes Ziehen aber keine Schmerzen. So ist es einfach ruhig zu bleiben Ich deutete es als kein gutes Zeichen. Kevin (der Optimist) fand es super, wenn die Wehen stark aufgezeichnet werden, ich sie aber nicht spüre.

16.30 Uhr: Die Hebamme überlegte die Dosis nochmal zu erhöhen. Die Wehen kamen alle 2 Minuten und sie wollte keinen Wehensturm auslösen aber wenn sie mich sah war sie auch der Meinung, dass da noch mehr sein könnte. Also wurde die Dosis noch ein letztes Mal erhöht.
Nun konnte ich die Wehen etwas intensiver spüren aber nicht nennenswert.
Kevin dagegen war sich sicher einen grossen Unterschied in meinem Gesicht zu sehen wenn ich eine Wehe hatte

18 Uhr: Der Wehentropf war zu Ende. Nun musste meine Gebärmutter alleine sich brav zusammenziehen. Da die Wehen mit Wehentropf so schwach waren, glaubte ich nicht daran. Kevin und ich setzen uns am Tisch und assen etwas. Ich konnte es gar nicht glauben, als die Wehen weiter regelmässig kamen.
"Das ist bestimmt noch das Medikament der Einleitung welches noch wirkt." Sagte ich zu Kevin. Nach einer halben Stunde war sich Kevin sicher, dass ist nicht das Medikament. Nach und nach wurde auch mir klar, das hat nichts mehr mit der Einleitung zu tun. Es geht also bald richtig los
Auf Wunsch platzte die Hebamme in Anwesenheit einer Ärztin die Fruchtblase. Der Druck soll nun stärker sein. Ich stand auf aber fand nicht, dass der Druck stärker war. Vielleicht ein bisschen anders als vorher aber das konnte ich mir genauso gut auch nur einbilden

Ich drehte unzählige Runden im Gebärsaal in diesen schicken Netzhöschen und unterhielt mich mit Kevin, der Hebamme und der Ärztin.
"Haben Sie das Gefühl, dass es schon bald soweit ist?" Fragte mich die Ärztin.
"Nein, noch lange nicht. Das geht bestimmt noch bis in die Nacht. Vor 3 Uhr können wir die Geburt vergessen." Sagte ich und genau so fühlte ich mich auch. Ich hatte ja kaum Schmerzen.
Kevin witzelte, dass Levi-Milan bis 19.22 Uhr hier sein wird, weil er dann wieder Geld in die Parkuhr werfen müsse
Die Hebamme und Ärztin tippten, dass er gegen 23 Uhr hier sein wird weil sie dann Schichtende haben.
"Sie müssen schneller ihre Runden drehen, sonst muss Ihr Mann nochmal Geld nachwerfen." Witzelte die Ärztin. Wir lachten, denn uns allen war klar, dass es noch einiges länger dauern wird. Immerhin war mein Muttermund höchstens 5cm offen. Ja und auch die Wehen nicht nennenswert. Ich musste zwar bei jeder Wehe stehen bleiben, stützte mich aufs Bett und konzentrierte mich auf die Atmung aber ich kannte die Wehen ja noch von den vorherigen Geburten. Ich wusste, dass da noch mehr kommt und das es dann noch Stunden dauern wird.
"Ist er für Sie in Ordnung ihr Kind im Vierfüssler zu bekommen?" Fragte mich die Hebamme. Ich nickte und gleichzeitig wurde mir klar, dass ich dann meine geliebte PDA vergessen kann. Mit betäubten Beinen kann ich ja nur noch sitzen oder liegen.
Während jeder Wehe sagte ich mir Gedanklich: 'ich schaffe das. Ich wünsche mir so sehr eine Geburt ohne PDA. Ich kann das. Ganz ruhig bleiben.'
Es nützte, denn ich war ruhig und hatte die Atmung bestens im Griff.
Das ging aber nur solange bis die Hebamme während 2 Wehen nach dem Baby tasten wollte. Puh, das waren Schmerzen. Vorbei mit der Ruhe und auch die Kontrolle über meine Atmung war weg. "Auaaa, das tut weh." Sagte ich und atmete gar nicht mehr. Plötzlich kamen mir die Wehen grauenhaft unerträglich vor. Mein Muttermund war 7cm offen. Wir hatten kurz vor 20 Uhr und mir war klar, ich habe noch ein paar Stunden vor mir.
Ich kämpfte weiter mit meiner inneren Unruhe und versuchte den Schmerz irgendwie zu überstehen.
"Du darfst auch eine PDA wünschen." Sagte mir Kevin immer wieder.
"Nein, ich schaffe das." Habe ich in den Wehenpausen immer wieder gesagt. Und sobald die Wehe kam sagte ich "Nein, es geht nicht. Ich kann das nicht. Ich glaube ich will eine PDA."

"Soll ich Ihnen ein Schmerzmittel geben." Fragte mich die Hebamme. Ich verneinte, denn diese Zäpfen oder Tabletten haben mir nie geholfen.

"Haben Sie es schon mal mit Lachgas probiert?" Fragte sie mich. Nein, hatte ich nicht. Also versuchte ich es mal. Die erste Wehe kam mir tatsächlich erträglicher vor und ich freute mich auf eine PDA verzichten zu können. Die Wehen die darauf folgten waren aber wieder unerträglich.
"Nein, ich will wirklich nicht mehr. Ich will eine PDA." Verlangte ich.
Die Hebamme bereitete alles für die PDA vor. Jetzt musste nur noch der Anästhesist kommen. Die wenigen Minuten kamen mir unendlich lang vor und die Wehen nur noch belastend. Ich zitterte am ganzen Körper und wiederholte immer wieder, dass ich nicht mehr kann und auch nicht mehr will. Kevin sagte mir immer wieder, dass ich es bald geschafft habe. Mir graute es nach jeder Wehe vor der nächsten Wehe. Wehenpausen gab es kaum noch.

20 Uhr: Endlich konnte die PDA gelegt werden. Aber auch die paar Minuten kamen mir unglaublich lang vor.
Als es endlich geschafft war, wurde mir die erste Dosis gespritzt von 3. Ich merkte nichts. Sonst hatte diese blöde PDA doch immer direkt gewirkt. Warum denn jetzt nicht?
Die zweite Dosis wurde gespritzt. Meine Füsse kribbelten leicht und ich hoffte, dass die Wirkung nun langsam einsetzt. Die Wehen waren aber immer noch gleich schmerzhaft. Der Anästhesist und die Hebamme verliessen kurz das Zimmer um Papierkram zu erledigen.
In diesem Moment drückte es während der Wehe nach unten auf den Darm. Dabei hatte ich ein leichtes Gefühl pressen zu müssen.

"Ich glaube ich habe Presswehen." Sagte ich zu Kevin.
"Soll ich die Hebamme rufen?" Fragte er mich.
"Nein, wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein." Immerhin war mein Muttermund vor wenigen Minuten erst 7cm offen und vor 3 Uhr wird er bestimmt nicht kommen. Das kann keine Presswehe gewesen sein.

Die nächste Wehe kam und es drückte wieder stark nach unten. Diesmal nicht nur auf den Darm sondern auch vorne. Der Drang zu pressen nahm zu.
"Doch, ruf lieber mal die Hebamme. Ich glaube ich muss pressen." Habe ich zu Kevin gesagt. Die Hebamme kam rein und ich sagte ihr, dass ich den Drang spüre zu pressen. Es war aber noch nicht so stark, deshalb konnte ich noch selber entschieden ob ich presse oder nicht.
Die Hebamme untersuchte mich und sagte, dass ich während der nächsten Wehe leicht pressen darf.
Die nächste Wehe kam und war definitiv eine Presswehe. Mein ganzer Oberkörper zog sich zusammen und presste ohne dass ich es wollte. Ich hatte nichts mehr zu sagen. Mein Körper presste von alleine ohne Pause. Ich fragte mich wann das aufhört. Die Hebamme drückte auf den Alarmknopf. Eine weitere Hebamme und die Ärztin kamen ins Zimmer gesprungen. Die Hebamme sagte mehrmals zu mir "nicht pressen. Atmen sie." Das ging aber nicht. Ich versuchte es so sehr aber es ging nicht.
"Drehen Sie sich im Vierfüssler." sagte die Hebamme mehrmals. "Es geht nicht." Antwortete ich. Ich konnte gar nichts machen. Mein Körper hatte nun die ganze Arbeit übernommen. Mein Kopf hatte jetzt nichts mehr zu melden. Die PDA wirkte noch immer nicht. Ich spürte wie der kleine Mann unten raus wollte. Es brannte furchtbar. Während meinen vorherigen Geburten hatte ich diesen Schmerz dank PDA nie erlebt. Auch Presswehen kannte ich nicht. So oft wurde mir gesagt, dass die Presswehen nicht zurückgehalten werden konnten. Ich konnte das mir gar nicht vorstellen und nun durfte ich es erleben.
"Aua, das tut so weh." Erwähnte ich mehrmals. Ich hoffte, der kleine Levi-Milan würde bald endlich ruas kommen und mich befreien.
Endlich war sein Köpfen draussen und das Brennen lies kurz nach. Aber auch die Presswehen liessen nach. Wir warteten aber es kam nichts.
Die Ärztin massierte meinen Bauch um Wehen anzuregen. Dann sagte die Hebamme, ich soll einfach nochmal pressen. Also gut, ich presste und da waren sie wieder - die Presswehen. Wieder drückte mein Körper von alleine. "Er kommt, er kommt" riefen Hebamme und Kevin im Chor. Ich wartete auf dieses befreite Gefühl aber die Sekunden kamen mir wie Minuten vor. Und dann machte es Schwups, der Kleine rutschte raus und sofort liessen die Wehen und das Brennen nach. Levi-Milan war geboren. Mein Blick wanderte sofort zur Uhr. 20.41 Uhr. Kevin lag mit seiner Vermutung gar nicht so falsch Levi-Milan hatte eigentlich nur 1 Stunde Verspätung
Nun wurde auch die PDA, die immer noch nicht wirkte abgeschaltet. Ehrlich gesagt bin ich sehr dankbar, dass die PDA nicht gewirkt hat, denn ich durfte endlich mal eine Geburt ohne wirksame Schmerzmittel erleben. Es ist ein unglaubliches Gefühl. Wunderschön und grauenhaft zugleich

Levi-Milan wurde mit 50cm und 3900gr geboren Seit gestern sind wir wieder zu Hause und geniessen die Zeit als Grossfamilie. Ich bin unendlich dankbar und stolz 5 wundervolle und gesunde Kinder geboren zu haben.
So so so sehr liebe ich meine Kinder
arielle_waterloo
1373 Beiträge
23.06.2019 13:50
Herzlichen Glückwunsch . Ein wunderschöner Bericht.
Murmeli87
10213 Beiträge
23.06.2019 16:10
süße auch hier nochmal herzlichen Glückwunsch und alles alles gute zu eurem 5. Wunder ein mega schöner Bericht und endlich hast du es geschafft! genießt jede Minute und lasst es euch gut gehen!!
23.06.2019 18:11
Herzlichen Glückwunsch zu eurem 5. Wunder.
Eine wunderschöne Geburt hattest du, das freut mich immer zu lesen. Ich kann sehr gut nachvollziehen was du meinst mit es war gut die Schmerzen und die Geburt so bewusst und ohne (wirkende) Schmerzmittel zu erleben. Es verschafft einen ein so anderes Körpergefühl zu sich selbst, macht seine eigenen Grenzen spürbar, schafft Vertrauen in sich selbst und macht unendlich stolz. Ich habe auch 5 wundervolle Kinder, die jüngste liegt gerade schlafend stillend neben mir
Blue83
2078 Beiträge
24.06.2019 01:00


Herzlichen Glückwunsch zu eurem 5.Wunder..und genießt die Zeit
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