Mütter- und Schwangerenforum

Mika - unser "Baby mit Special Effects"

Catniz
769 Beiträge
01.07.2015 10:43
Geburtsbericht Mika
3.6.2015
5 Tage bin ich nun schon über dem Termin und warte noch immer sehnsüchtig darauf, dass es nun endlich losgeht, damit ich meine ganzen kleinen Schwangerschaftswehwehchen loswerde. Außerdem brenne ich darauf, meinen kleinen Prinzen nun endlich kennzulernen.
12.30 Uhr fahren wir ins Krankenhaus zum CTG-Termin. Ernüchternd wie immer: keine einzige Wehe ist zu sehen, wie schon die ganzen letzten Wochen. Die Oberärztin, mit der ich im Anschluss spreche meint, dass ich mich wohl noch gedulden müsste. Haha. Sag blos. Im Anschluss bin ich ganz schön frustriert und mache mit dem werdenden Papa Witze darüber, dass er vielleicht doch erst nächstes Jahr im Mai kommen mag, weil ihm der Juni als Geburtsmonat nicht gefällt.
Zu Hause stürze ich mich in die Hausarbeit, denn das soll ja angeblich Wehen anregen. Es wird gestaubsaugt, das Bad geputzt und anschließend noch der Boden in der ganzen Wohnung geschrubbt. Im Anschluss folgt noch ein zweistündiger straffer Spaziergang mit dem Vierbeiner im Wald. Am Abend gehe ich nochmal baden, es scheint sich aber trotzdem nichts anzukündigen.
23.00 Uhr gehen wir ins Bett, einschlafen kann ich allerdings nicht. Bestimmt drei Mal gehe ich in der folgenden Stunde zur Toilette und bin insgesamt sehr unruhig.

4.6.2015
0.15 Uhr gehe ich schon wieder ins Bad und merke auf dem Weg, wie meine Hose nass wird. Im ersten Moment bin ich unglaublich erschrocken und denke, dass ich eingenässt habe. Auf der Toilette sitzend läuft es dann immer weiter und ich erinnere mich an den Infoabend in der Klinik… „Urinabgang kann man kontrollieren, Fruchtwasser nicht. Wenn es also nicht aufhört zu laufen, am besten Mal im Kreißsaal anrufen.“ Oh Gott. Ist das nun wirklich ein Blasensprung? Ich dachte, dass sich dann immer gleich eine ganze Menge an Fruchtwasser auf dem Boden ergießt.
Schnell laufe ich ins Schlafzimmer und wecke meinen Freund. „Du, ich glaub, meine Fruchtblase ist gerade geplatzt.“ „Was, jetzt? Aber es ist doch gerade mal viertel eins!“, antwortet er verschlafen. Ich erkläre ihm kurz, dass das Baby die Uhr noch nicht lesen kann und bitte ihn das Telefon zu holen, damit ich im Kreißsaal anrufen kann. Der netten Hebamme am anderen Ende erkläre ich, dass ich vermute, meine Fruchtblase wäre geplatzt, ich aber keine Wehen hätte. Sie sagt, ich solle auf jeden Fall vorbei kommen. Also machen wir uns auf den Weg. (So vorsichtig ist mein Freund übrigens nie wieder Auto gefahren…)
1.00 Uhr sind wir in der Klinik angekommen. Auf dem Weg zum Kreißsaal wird meine Hose während des Laufens immer wieder nass. Zum Glück ist sie schwarz, sonst wäre mir das vermutlich sehr peinlich.
Im Kreißsaal wird ein CTG geschrieben, ich habe erste leichte Wehen im fünf Minuten Abstand. Danach wird der Muttermund von der Hebamme abgetastet, nochmal verliere ich Fruchtwasser. Geöffnet ist er erst 1-2 cm, ich muss also da bleiben und auf die Wöchnerinnen-Station. 6 Uhr soll ich erneut zum CTG schreiben in den Kreißsaal kommen. Ich bekomme noch zwei Schmerzzäpfchen und soll versuchen zu schlafen.
Mein Freund holt die Taschen und bringt mich noch ins Zimmer, bevor er wieder nach Hause fährt. Schnell gehe ich mich waschen und versuche dann zu schlafen – unmöglich, weil meine Zimmernachbarin den Urwald abholzt. Außerdem werden die Wehen trotz Schmerzzäpfchen immer stärker. Gegen 2.00 Uhr muss ich aufstehen und sie veratmen. 4.30 Uhr beschließe ich duschen zu gehen, das Laufen wird langsam unangenehm. 5.30 Uhr mache ich mich mit der Kreißsaal Tasche auf den Weg, rufe meinen Freund noch an und erkläre ihm, er solle frühstücken, sich um den Hund kümmern und dann los fahren. Ich habe das Gefühl, es wird nicht mehr lange dauern.
6.00 Uhr wird nochmal ein CTG geschrieben, deutliche und für mich schmerzhafte Wehen sind zu sehen. Der Muttermund wird nochmals kontrolliert, nun sind es 4cm. Gegen 7.00 Uhr ist mein Freund da und wir beschließen noch eine Runde an der frischen Luft spazieren zu gehen. Während dem kleinen Ausflug muss ich mich immer wieder an Bäumen festhalten und Wehen veratmen.
7.45 Uhr halte ich es nicht mehr aus und wir gehen zurück in den Kreißsaal. Uns wird ein Raum zugewiesen, ich bekomme ein Nachthemd und werde wieder ans CTG gehangen. Anfangs kann ich noch stehen, wenn die Wehen kommen muss ich mich aber auf das Bett setzen, weil die Schmerzen bis in die Knie reichen und ich somit kaum stehen kann.
Es dauert nicht lange und eine Hebamme kommt, die mich ins Bett verfrachtet. Durch mein rumgehampel kann das CTG nicht ordentlich schreiben. So langsam verliere ich mein Zeitgefühl und schaue nicht mehr auf die Uhr. Mein Freund nimmt auf einem Hocker an meinem rechten Kopfende Platz.
Die für mich zuständige Hebamme kommt in den Raum, ich solle atmen und nicht pressen, obwohl ich schon jetzt einen unglaublichen Druck verspüre. Der Muttermund ist bei 8 cm. Sie versucht die restlichen 2 cm manuell aufzudehnen, nachdem ich mich eine Stunde lang mit unglaublichen Schmerzen rumgequält habe. Keine Ahnung, in welchen Abständen die Wehen kommen. Sie fragt, ob ich eine PDA möchte. Ich muss gar nicht lange nachdenken und stimme zu. Die Oberärztin kommt nach kurzer Zeit in den Raum und verwehrt mir die PDA. Das würde die Geburt nur unnötig in die Länge ziehen. Ich würde ihr in dem Moment am liebsten an den Hals springen, versuche aber tapfer zu bleiben.
Meine Hebamme holt eine ältere Kollegin, die es tatsächlich schafft, meinen Muttermund manuell auf die 10cm aufzudehnen. Ich bekomme noch eine klare Ansage, ich solle nicht so laut sein weil sie mich bis zu ihrem Schreibtisch hören könne, bevor sie den Raum verlässt. Natürlich hat sie Recht, aber irgendwie kann ich nicht anders.
Es müsste nun ca. 9.30 Uhr sein. Ich darf nun pressen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, es dauert unglaublich lange. Die Hebamme ist unglaublich lieb und einfühlsam, versucht mich immer wieder zu motivieren. Es dauert gar nicht lange und sie holt noch eine Ärztin dazu, die eine Assistenzärztin mitbringt. Ich presse immer noch, aber irgendwie tut sich einfach nichts. Es ist, als ob der Kleine feststecken würde, ein ganz komisches Gefühl, als würde er immer wieder komplett zurück rutschen. Als ich das den Ärztinnen und der Hebamme mitteile meinen sie, das sei normal, er würde schon kommen.
Irgendwann beginnt die Ärztin während der Wehen, auf meinem Bauch mitzuschieben, damit das Baby besser heraus rutscht. Immer noch dieses komische Gefühl, als würde der Kleine immer wieder hinein rutschen.
Ich frage immer wieder, wie lange es noch dauert weil ich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr lange durchhalte. Dauern Presswehen eigentlich immer so lange?
Nach einer ganzen Weile ist der Ansatz des Köpfchens zu sehen, ich darf nach unten tasten und fühle seine Haare. Fast geschafft – denke ich!
Die Hebamme versucht am Köpfchen zu ziehen, ich presse, die Ärztin schiebt von oben, trotzdem kommt er nicht heraus. Ich höre die anderen kurz tuscheln, mein Freund zieht neben mir scharf die Luft ein und während der nächsten Presswehe höre ich ein leises „Schnipp“. Na toll, denke ich mir, presse aber weiter. Die Hebamme zieht nochmals am Kleinen und endlich schafft er es heraus.
Ich höre ihn Fruchtwasser spucken und kurz weinen. „Ach, deswegen!“, sagt die Hebamme und lacht. „Der Kleine war ein Sternengucker.“, erklärt die Ärztin lächelnd. „Ein Baby mit Special Effects.“, sagt die Hebamme noch scherzhaft.
11.37 Uhr hat es unser kleiner Mika also endlich geschafft und darf zu Mama auf den Bauch kuscheln kommen.
Alles, was danach passiert, bekomme ich gar nicht mehr richtig mit, weil ich nur mit meinem Baby beschäftigt bin. Scheinbar gibt es Probleme mit der Nachgeburt, die auf sich warten lässt. Wieder wird auf meinem Bauch herumgedrückt und als mir schon damit gedroht wird, mich in den OP zu bringen, kommt sie endlich. Dass ich eine Atonie habe und fast einen Liter Blut verliere, erzählt mir die Ärztin erst als ich sage, dass ich eigentlich ambulant entbinden wollte. Auf Station müssen sie mir noch einen Katheter legen. Trotz des Blutverlustes geht es mir relativ gut, was den Kreißlauf betrifft.
Nach wie vor bin ich absolut überwältigt von meinem kleinen Wunder und habe die Strapazen der Geburt schon fast vergessen. Dass so eine Atonie sehr gefährlich für mich hätte werden können, habe ich erst im Nachhinein über Google erfahren. Ich bin froh, dass alles so gut ausgegangen ist und ich die Zeit von Anfang an mit meinem kleinen Prinzen genießen durfte.
Wolkenlicht
10230 Beiträge
01.07.2015 11:17
Herzlichen Glückwunsch zum Sonnenschein
Das du nicht so lau sein sollst, war ja echt nett
Unser Jonas war auch ein Sternengucker. Wäre er es nicht gewesen, hätte ich es nicht mehr ins Kh geschafft
chris35413
6327 Beiträge
01.07.2015 13:01
herzlichen glückwunsch

du hast es soo toll geschrieben und ich hab immer wieder geschmunzelt weil es bei uns auch teilweise so ablief, auch das gefühl dass es nicht vorwärts geht

ich wünsche dir sooo viel spaß mit eurem baby , genieß die zeit, es geht sooo schnell..unsere hummel ist nun schon wieder 8 monate
01.07.2015 13:52
Herzlichen Glückwunsch....

Komische Hebamme, wenns schreien hilft ... was solls. Meine hat gesagt
wenn wir das ganze KH zusammen schreien wollen sollen wir machen,
wir kriegen schließlich n Kind und dürfen das. (ich brauchte es nicht, aber
soll ja Mamas geben denen es hilft/ die es einfach brauchen).

Genieß die Zeit mit deinem Wunder
01.07.2015 14:02
Herzlichen Glückwunsch zum kleinen Prinzen. Genieß die Zeit
Aber schon dreist, das Du nicht so laut sein solltest .
Aber schön das es Dir trotz Atonie so gut ging.
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