Mütter- und Schwangerenforum

Nach Traum-Schwangerschaft folgt Horror-Geburt

25.02.2015 18:17
Nun komme ich endlich dazu, den Geburtsbericht von Maximilian zu schreiben. Vorab: Wer gerade schwanger ist, sollte ihn vielleicht nicht lesen.

Achtung, lang!

21. Januar 2015 (Mittwoch)

Heute stand mal wieder ein Vorsorgetermin beim Frauenarzt an. Viel Neues gibt es nicht (CTG zeigt keine Wehen, Muttermund immer noch fingerdurchlässig), alle anderen Werte sind ok, nur der Blutdruck ist viel zu hoch! Nach Absprache mit der Ärztin entscheiden wir uns, das Rezept für das blutdrucksenkende Medikament, das ich vor ein par Wochen bekommen hatte, doch noch einzulösen.
Nach dem Arzttermin fahre ich Einkaufen. Ich merke, dass mir der Einkauf extrem schwer fällt, ich schleppe mich durch den Laden und bin froh, als ich wieder im Auto sitze. Nun noch „schnell“ zur Apotheke, wo sie das Medikament natürlich nicht da haben. Ich bestelle es, zahle 23 Euro im Voraus und schleppe mich zurück zum Auto. Schnell nach Hause, Einkäufe wegpacken und dann ab auf die Couch, Shopping Queen gucken.

Den Rest des Tages verbringe ich nun genau hier, ich bin total müde und kaputt. Schreibe einer ebenfalls schwangeren Freundin eine Whatsapp, dass ich keine Lust mehr habe und wie verabreden uns auf ein Telefonat am nächsten Tag. Während ich so auf der Couch gammel google ich nach Müdigkeit in der Spätschwangerschaft und stoße auf einige Beiträge von Frauen, bei denen es dann am nächsten Tag losging - der Körper wusste das wohl und sammelt so noch einmal Energie.
Da ich jedoch noch so gar keine Anzeichen habe, nehme ich mir das nicht besonders zu Herzen.
Gegen halb 11 gehe ich schlafen.

22. Januar 2015 (Donnerstag)

Ziemlich genau um 0:27 Uhr wache ich mit Unterleibskrämpfen auf. Moment, irgendwas ist anders… ich fasse mir zwischen die Beine und alles ist nass. Schnell ein Handtuch zwischen die Beine geklemmt und ich merke schon, dass es läuft. Blasensprung! Ab aufs Klo und erstmal Gedanken sortieren. Ein paar Minuten später wecke ich meinen Mann mit den Worten „Schatz? Blasensprung!“ Und er nur „Was? Jetzt?“ Er hat bislang eine, ich 2 Stunden geschlafen.
Von ca. 0:35 Uhr bis 0:50 Uhr machen wir uns fertig, um ins Krankenhaus zu fahren. Zähne putzen, letzte Sachen in die Kliniktasche packen, Anziehen. Danach um 0:55 Uhr Abfahrt ins Krankenhaus.

Um kurz vor 1 Uhr kommen wir im KH an und mein Mann fährt erstmal 2 Runden vor der Notaufnahme im Kreis. Ich meckere ihn an, dass er doch bitte endlich mal parken soll. Durch die Notaufnahme gehen wir dann zur Anmeldung des Kreissaals.

Um 1:07 Uhr liege ich dann auch schon am CTG. Keine Wehen vermerkt, die Herztöne von Junior sind gut.
Um 1:35 Uhr tastet eine Hebamme dem Muttermund ab und der komplette Rest des Fruchtwassers ergießt sich auf die Liege und den Fußboden. Der MuMu ist angeblich 2 fingerbreit auf.
Um ca. 1:40 Uhr kommt ein Arzt und legt mit einen Zugang. Das tut recht weh, außerdem blute ich den Arzt und den Boden dabei voll. Der anschließende Ultraschall ist unauffällig.
Um kurz vor 2 meldet mein Mann mich erstmal im KH an und fährt gegen 3 Uhr noch mal für ein paar Stunden nach Hause. Mir wird gesagt, dass gerade kein Einzelzimmer frei ist (hatte im Vorgespräch schon eins gebucht), also gehts erstmal auf ein Zweierzimmer.
Meine Zimmergenossin ist sehr nett, zu dem Zeitpunkt sogar gerade wach und am lesen. Sie ist in der 28. Woche und liegt wegen vorzeitiger Wehen am Wehenhemmertropf.
Bei mir werden Temperatur und Blutdruck gemessen. Temperatur ist mit 37,4 leicht erhöht, Blutdruck ist auch zu hoch. Ich soll erstmal zügig eine 0.75l Flasche Wasser austrinken und bekomme eine Tablette. Dann soll ich versuchen, etwas zu schlafen, was natürlich NULL klappt, da ich ungelogen alle 10 Minuten aufs Klo muss, weil ich entweder pinkeln muss oder weil immer noch Fruchtwasser ausläuft. Da habe ich übrigens auch schon Bekanntschaft mit den Netzschlüppis und Megabinden gemacht.

Gegen 5 / halb 6 merke ich erste, leichte Wehen.
So gegen 7 Uhr kommt dann eine Hebamme und sagt, ich solle mir was zum Entbinden anziehen. Ich bin total überrumpelt, wie, entbinden? Muss ich nicht erst noch stundenlange Wehen haben?
Kurz danach kommt mein Mann wieder und es geht in den Kreissaal.
Hier bekomme ich erstmal einen Einlauf (ist ja total harmlos) und werde anschließend um 8 Uhr an den ersten Wehentropf gelegt, der bis 9:45 Uhr durchläuft.
Die nächsten Stunden verbringen wir im Kreissaal und die Wehen werden stärker und stärker. Um 11:15 Uhr wird der Tropf wieder eingeschaltet und mir werden bis zu 40 ml Oxytocin gegeben. Mittlerweile sind die Schmerzen schon sehr stark, so dass ich mir ein Schmerzmittel geben lasse, die die „Schmerzspitzen“ wegnehmen sollen. Habe ich null von gemerkt, die Schmerzen sind so stark wie eh und je und kommen nun in einem Abstand von ca. 3 Minuten.
Mittlerweile verarbeite ich die Wehen im Stehen, vornübergelehnt am Bett und bin dabei schon ziemlich laut. Verdammt, das tut aber auch weh! „Lustig“erweise zeichnet das CTG bis zuletzt keine Wehen auf, da ich die Wehen komplett im Rücken merke. Ich denke teilweise, mir bricht der komplette Rücken durch!

Irgendwann ist dann der Muttermund komplett auf und ich lege mich wieder aufs Bett. Es ist jetzt ca. 13, der Arzt ist dazugekommen und und ich soll mitpressen, wenn ich einen Druck nach unten verspüre. Ich tue mein Bestes, aber irgendwie spüre ich diesen Druck nicht und noch dazu presse ich wohl falsch, jedenfalls kommt unten nichts an. Nach meinem Zeitempfinden geht es nun ziemlich schnell: Da ich anscheinend nicht vernünftig presse wird die Saugglocke geholt, die jedoch leider nicht funktioniert hat. Der Druck, mit dem der Arzt hätte ziehen müssen, wäre für das Köpfchen zu groß gewesen. Dann (kann auch davor gewesen sein) folgt dann der Dammschnitt. Scheiße, DAS tat nochmal wirklich weh! Nachdem sich jedoch immer noch nichts tut und alle der Überzeugung sind, dass der Kleine da jetzt endlich raus muss, sehe ich, wie der Arzt die Zange holt. Und dann geht es schnell, ich presse noch einmal mit und merke, wie sich jetzt etwas tut: Und dann ist es soweit, der Kleine ist draußen und schreit sofort kräftig los. Eine Hebamme murmelt irgendwas und der Arzt sagt „Wieso, er schreit doch.“ Was bin ich erleichtert, kaputt und froh, dass er endlich da und es vorbei ist (zumindest dachte ich das zu diesem Zeitpunkt). Ich sehe meinen Mann an und sehe, dass er Tränen in den Augen hat. Maximilian wird mir sofort auf die Brust gelegt und wir sehen uns zum ersten Mal.

Kurz danach kommt auch schon die Plazenta und wird von den Hebammen kurz angeschaut. Mein Mann schneidet derweil die Nabelschnur durch, was ich leider nicht mitbekomme. Während ich nun vom Arzt wieder zusammengeflickt werde wird Maximilian sauber gemacht und die Kinderärztin macht die U1. Während des Nähens unterhalten wir uns über unsere Urlaube auf Mallorca (total bekloppt, oder?) und mein Mann bekommt unseren nun eingepackten Sohn auf den Arm und setzt sich mit ihm auf den Stuhl neben mir.

Als das Nähen beendet ist wird uns gesagt, dass wir noch 2 Stunden hier im Kreissaal bleiben dürfen, um uns kennenzulernen und zu erholen. In dem Moment denke ich nur „so lange“, denn eigentlich möchte ich viel lieber aufs Zimmer und die Zeit zu dritt dort genießen, mit etwas mehr Ruhe.

Doch nichts mit Ruhe. Ca. eine Stunde nach der Geburt bekomme ich immer heftiger werdende Schmerzen. Mein Mann ruft eine Hebamme und ich bekomme ein Zäpfchen, was aber überhaupt nicht wirkt. Kurz danach kommt Hebamme Ursula herein, die meinen Geburtsvorbereitungskurs geleitet hat und gratuliert mir zur Geburt. Auch ihr klage ich meine Schmerzen, aber sie sagt, das seien Nachwehen und ich solle die veratmen. Das versuche ich auch, aber mittlerweile sind die Schmerzen so stark (ja, stärker als die Wehen!), so dass ich meinen Mann anbettel, ich möchte bitte sofort eine Vollnarkose haben, ich würde das nicht mehr aushalten. Gott sei Dank besteht er darauf, dass der Chefarzt noch einmal kommt und nach mir schaut. Plötzlich merke ich ein „Flupp“, merke, wie Flüssigkeit aus mir herausläuft und die Schmerzen schlagartig besser werden. Mein Mann sagte mir später, dass die Flüssigkeit ein Schwall von Blut war…

Endlich kommt der Chefarzt, untersucht mich kurz, murmelt etwas von Hämatom und Ausschabung und sagt dann „aber das machen wir unter Vollnarkose“. Ich begreife zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht, was mit mir passiert, nicke nur und unterschreibe irgendeinen Wisch. Dann geht alles ganz schnell. Ich werde für den OP fertig gemacht und es wird gefragt, wie viel ich jetzt wiege (weiss ich doch nicht??) und ob ich heute schon viel gegessen habe (nein?? nur etwas Schokolade). Dann werde ich durch die langen Gänge des Krankenhauses geschoben, bekomme ein OP-Hemdchen an, Kompressionsstrümpfe und werde gefragt, ob ich schonmal eine Vollnarkose hatte (ebenfalls nein). Nervös war ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht, ich wollten nur, dass die Schmerzen aufhören. Mir war alles egal. Ein paar Augenblicke später bekomme ich schon die Maske vor das Gesicht gedrückt und mir wird gesagt, dass ich tief einatmen soll. Ich atme 2/3 Mal tief ein, merke ein leichtes Kribbeln im Kopf und dann bin ich weg.

Eine gute Stunde später wache ich im Aufwachraum auf, um mich herum noch ca. 5 weitere Patienten. Als die Krankenschwestern merken, dass ich wach und ansprechbar bin, werde ich dann auch endlich auf das Zimmer geschoben. Dort sehe ich endlich meinen Mann und meinen Sohn wieder, auch meine Eltern, Schwiegereltern und meine Schwägerin sind da. Alle bleiben aber nur ganz kurz, da ich noch total benebelt und müde von der Narkose bin. Während der OP hat man mir zusätzlich einen Blasenkatheter gelegt, da ich bis zum nächsten Tag nicht aufstehen darf. Den restlichen Abend verbringen wir zu dritt im Familienzimmer, ich kann mich aber nicht an allzu viel erinnern.

Später erfahren wir vom Chefarzt, dass sich unter der frischen Dammnaht ein „bratwurstgroßes“ Hämatom gebildet hat, das die Schmerzen verursachte. Zudem sind Reste der Plazenta in der Gebärmutter verblieben, die ausgeschabt wurden. Das alles hat zur Folge, dass ich nun 1 1/2 Jahre nicht schwanger werden sollte. (nicht, dass ich das vorhatte…)
Mein Mann erzählt mir, dass er in dem Moment tierische Angst um mich hatte: Was, wenn im OP etwas schief gelaufen wäre?

Nach einer Traum-Schwangerschaft nun eine Horror-Geburt. Ich fand es schade, dass ich die ersten gemeinsamen Stunden zu dritt gar nicht genießen konnte, aber mittlerweile geht es mir wieder gut und - viel wichtiger - der Kleine ist topfit, gesund und munter. Der hat von dem ganzen Stress zum Glück nichts mitbekommen.
25.02.2015 18:36
Danke für diesen ehrlichen Beitrag. Finde es wirklich gut das man mal schildert wie es sein kann anstatt immer nur von Bilderuchgeburten zu hören. Ich finde das setzt total unter Druck wenn es bei einem dann ganz anders läuft. So hat man wenigstens mal einen Vergleich wenn man selber in der Situation sein sollte

25.02.2015 18:46
Hui, das ist aber auch nicht schön, so kurz nach der Geburt in den OP geschoben zu werden!
Bei mir war es übrigens genauso, dass ich laut CTG unter der Geburt keine Wehen hatte
Hast du gut gemacht! HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH von meiner Seite! Welche Maße hat der kleine Mann denn?
25.02.2015 19:05
Danke!

Er kam bei 38+0, hatte 51cm und 3140g.
25.02.2015 19:05
ohman,da haste aber nen faden mitgemacht,die Dumme hebi hätte doch sehn müssen das nicht alles vom Mutterkuchen raus kam,dafür hat die doch die lehre gemacht,zum Glück hat dein Mann drauf bestanden das der Arzt noch mal nach Dir sieht.

So und nun

[/Herzlichen Glückwunsch zum Baby b]
Wonderlandbirdx
61 Beiträge
25.02.2015 20:45
Wow das ist echt eine Horror Geburt. Aber Glückwunsch zum Gesunden Sohn, und vor allem das es dir Gut geht.

Ich Wünsche euch alles , alles Gute Für die Zukunft , und Genießt eure Zeit zu dritt. Finde es Bewundernswert das du das hier ganz Offen und Erlich Schreibst.

glg
Krümel714
2489 Beiträge
25.02.2015 21:39
Herzlichen Glückwunsch zum kleinen Mann! Schade, dass es so gelaufen ist.
Ich hoffe du kannst alles verarbeiten und die Freude überwiegt.
BlödmannVomDienst
25916 Beiträge
25.02.2015 21:44
Ja also erstmal auch von mir Herzlichen Glückwunsch.

Und die Geburt ansich war ja noch ok, aber was danach gelaufen is, DAS war ja mal absolut schei...
Verstehe ich auch nicht, wie man das übersehen kann, aber passiert. Das mit den Plazentaresten passiert sogar beim KS, obwohl gerade da sollte es nicht passieren.

Und das mit dem Hämatom, ja also das is echt krass.
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