Mütter- und Schwangerenforum

Dicke Menschen sind nichts wert ??

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Anonym 1 (208173)
0 Beiträge
18.02.2022 08:12
Zitat von FoxMami:

Zitat von Anonym 1 (208173):

Liebe Mama's und auch Papa's.

Die Überschrift ist provokant gewählt, das weiß ich und das ist auch ein Stück weit Absicht.

Ich bin ziemlich übergewichtig. Seit ich denken kann. Und genau so lange diäte ich, renne ich von Sportstudio zu Fitnesscenter und lasse spöttische Blicke über mich ergehen.

Seit ich denken kann wurde mir schon von meiner Familie eingebleut: Du bist dick, faul und gefräßig. Du hast Beine wie ein Elefant. Schau Dir mal Deinen dicken Hintern an...

Heute sagen meine Eltern das nicht mehr, aber es waren Worte die mir ins Herz geschnitten haben als meine Seele am verletzlichsten war. Während meiner Pubertät. Da wo ich am meisten Halt und Hilfe benötigt hätte, habe ich nur Häme und zum Teil Schläge kassiert.
Immer und immer wieder wurde ich damit konfrontiert nicht gut genug zu sein.
Sätze wie: Du hast ein bildschöne Gesicht, aber Du müsstest dringend abnehmen.
Wenn du ein paar Kilo leichter wärst, wärst du ne Traumfrau.
Usw.

Lange Zeit war es dann gut, ich hab auch bis heute einen Freundeskreis den mein Gewicht nicht interessiert.
Bis heute, wo der Sohn meiner besten Freundin aus einem Spaß heraus gesagt hat ich sei ein dickes Schwein.

Er wurde sofort zurecht gewiesen von seinen Eltern, ich selber konnte nichts mehr sagen und bin dann auch alsbald nach Hause.
Seitdem habe ich Herzrasen, Übelkeit, einen Kloß im Hals und Schmerzen in der Brust.

Wie kann es sein das so ein blöd daher gesagter Satz mich so aus der Fassung bringt? Ich bin den Tränen nahe...aber ich bin doch erwachsen und hab mir eigentlich ein ganz dickes Fell zugelegt.

Und dann komm ich die Türe rein, höre wie meine kleine Tochter sagt: Oh Mami, Du siehst heute wunderschön aus.
Und dann weine ich doch. Und spüre diesen inneren Kampf zwischen Dankbarkeit für meine tolle kleine Familie und innerer Zerrissenheit aufgrund der vielen negativen und teils bösartigen Erfahrungen.

Ich weiß was ich meiner Familie wert bin, ich weiß das der Zwerg von meiner Freundin das nur so blöd daher gesagt hat.

Aber ich habe sofort wieder diese Bilder und Spötteleien aus meiner Vergangenheit im Kopf.

Mich macht das fertig. Wie sehr beneide ich schlanke Menschen. Und die, die es geschafft haben von dick zu dünn.
Ich wünschte mir so sehr ich könnte es auch endlich schaffen. Schlank zu sein und endlich mit meinen Dämonen aus der Vergangenheit abschließen zu können. und natürlich auch aus gesundheitlichen Gründen.

Kennt hier jemand das Gefühl? Danke schonmal fürs lesen. Ich kann nicht sofort antworten, wir haben jetzt Ergotermine, aber ich melde mich auf jeden Fall nochmal zurück.


Menschen haben an jemandem immer was auszusetzen. Es liegt nicht daran, dass dicke nichts Wert sind, es liegt daran, dass viele Taktlos sind und nicht daran denken, dass Wörter verletzten können.
Ich bin Untergewichtig und leide drunter auch seit der Pubertät. In der Schule Hänseleien, als Skelett, Brett, Knochen mit Haut und was weiß ich genannt. Mein erster Freund hat mich verlassen und überall rumerzählt, ich wäre ja hübsch aber zu dünn. Ein Mann wäre kein Hund und steht nicht auf Knochen. Ich habe geweint, mir Schlabber Klamotten angezogen, damit keiner meine Figur sieht. Die Verwandten haben immer getuschelt ich wäre krank. Das tat und tut immer noch weh. Heute schaffe ich es besser damit klarzukommen, aber es gibt immer noch Tage, da könnte ich weinen.
Menschen finden immer an was zum lästern, beleidigen… Der eine kriegt mehr, der andere weniger ab.


Meine damals allerliebste Kollegin war auch extrem untergewichtig. Wir haben sehr viel Zeit damals miteinander verbracht, ich weiß gar nicht wie oft wir zusammen geheult haben.
Sie, weil sie sich wirklich Mühe gegeben hat zuzunehmen, ich um das Gegenteil zu erreichen.
Ich hab sie so oft beneidet, ich fand sie immer schön.
Aber dann hab ich gesehen wie sie beim umziehen eine dicke Leggins unter ihre Jeans zog damit die Hose ein bisschen ausgefüllt ist.
Und dann hab ich bemerkt wir sitzen eigentlich im selben Boot. Und ab da war es eine Freundschaft durch buchstäblich dick und dünn.

Wir haben heute noch, wenn auch selten, Kontakt. Und stehen beide immer noch vor dem selben Problem. Nur das es ihr mittlerweile egal ist.
Sie sagt sie kann nicht mehr essen als rein geht, sie will schließlich auch das Essen genießen können.

Ich glaube egal ob zu dick oder zu dünn, diese Vorurteile vieler Menschen wird es immer geben.

Viala2.0
2096 Beiträge
18.02.2022 08:29
Zitat von Anonym 1 (208173):

Zitat von Fjara:

Liebe TE,

ich kann dich soooo gut verstehen. Fühl dich mal lieb umarmt, wenn du magst.
Ich glaube, ich war dick, seit ich in der 1. oder 2. Klasse war.
Das Mobbing in der Schule ging dann ab dem Gymnasium los. "Rumbakugel", "fetter Elefant" etc.
Meine Eltern haben mir auch immer wieder nur gesagt, dass ich dick sei, abnehmen müsse oder man hat mir nen Salat vorgeschmissen mit den Worten "Da, wolltest ja eh abnehmen."
Mit Anfang 20 hatte ich es dann mal kurz geschafft, aber kaum ging es mir wieder schlechter, hab ich wieder bis auf über 100kg bei 172cm zugenommen. Frustesser, Stressesser... all sowas eben.

Als ich dann schwanger wurde, ging das Gemaule wegen meines Gewichtes weiter. Von meiner Hebamme. "Dein Ausgangsgewicht ist zu hoch.", "Du bist so dick, du wirst eh einen Diabetes bekommen." (Spoiler-Alarm: meine Werte waren super!), "CTG ist bei dir nicht auswertbar, dazu bist du einfach zu dick.", "Du musst mehr Sport machen." und die Krönung war, als sie eine Schülerin in der Praxis hatte, die meinen Bauch abtasten sollte. Da meinte sie dann zu der Kleinen "Hier wirst du es etwas schwer haben, da ist einfach viel zu viel Bauch da..."

Da fühlt man sich doch richtig toll. Je mehr Sprüche kamen, desto mieser ging es mir, desto mehr hab ich gegessen, desto mehr wog ich wieder. Mein Partner sagt zwar, dass er mich toll findet, aber insgeheim will auch er, dass ich abnehme.

Inzwischen probiere ich es wieder. Aber nicht für ihn oder all die Deppen, sondern für mein Mädchen und für mich. Ich möchte lange Teil ihres Lebens bleiben und ich möchte ihr von Anfang an möglichst einen gesunden Umgang mit Essen beibringen. Dinge, die ich so nicht hatte leider.

Aber ja, ich verstehe dich. Ich verstehe, dass einen ein falsches Wort triggern kann..

Oh, da fällt mir ein..
Ich hab irgendwann mal total genervt und eifersüchtig zu einem Kumpel gesagt, dass ich nie der Typ Mädchen war, dem Männer Komplimente gemacht hätten oder die offen angeflirtet worden wären.
Sagt er zu mir: "Aber weißte, du bist die erste Person auf der Welt, mit der ich in ne Kneipenschlägerei ziehen würde..." Nett. Danke auch. Aber eben doch auch verletzend, weils mal wieder alles nur bestätigt hat.


Danke für Deinen lieben Text. Beim lesen hab ich Gänsehaut bekommen, ich hab ähnliches erlebt. Das tut mir so leid für Dich

Ich hatte eine Zeitlang sogar einen Personal-Trainer, aber das hat den finanziellen Rahmen gesprengt.
Und das Training war zwar gut aber too much.
Keinen Tag ohne Schmerzen, 4 mal die Woche Training, 2 mal mit und 2 mal ohne Trainer, nach dem Training war ich so tot das ich kaum noch meinen Haushalt erledigen konnte.

Als die gebuchten Stunden vorbei waren ging das noch 2 Wochen gut, dann wurden 2 Kinder krank und dann bin ich nicht mehr rein gekommen.

Und zack, das Gewicht ging wieder hoch. Das ist zermürbend. Ich muss für jedes Kilo das runter soll richtig ackern und tatsächlich hungern.
Das nimmt mir derzeit mehr Lebensqualität als mein Übergewicht, obwohl ich auch damit nicht glücklich bin.

Ich hoffe einfach mal auf schönes Wetter, darauf das meine gesundheitlichen Baustellen besser werden und das dann wieder genug Energie da ist, um nochmal die Kraft zur Gewichtsreduzierung zu haben.
mit solch hartem Training habe ich bei mir tatsächlich Schaden angerichtet... Ich habe letztes Jahr nichts gemacht... Und mein Körper und nein Geist brauchten das.
Mein Körper hat auf kardio-Einheiten so sehr mit Stress reagiert, dass ich immer krank wurde im Anschluss.... Selbst wenn es für meine Verhältnisse eher nicht volle Leistung war... Auch sonst habe ich die komplette Stresssymptomatik entwickelt und es ging nix mehr.
Bei meinem Bruder ähnlich... Der war wirklich richtig schwer, aber fit... War mit seinem Kollegen im Fitnessstudio, immer voll Gas geben, immer ans Limit... Hat nichts abgenommen...
Mit neuer Arbeit (weniger Fahrtweg, also mehr Freizeit), mehr Schlaf (er dachte immer, es reicht ja, weil er auch nicht müde war), etwas mehr Gemüse und Eiweiß im Essen, mehr trinken - vor allem Wasser, nimmt er seit einem Jahr kontinuierlich ab. Langsam zwar, aber man sieht es und er sagt nur: ich tu ja nix besonderes...

Für die Gesundheit wäre Stress reduzieren auch gut im übrigen 2 fliegen mit einer Klappe quasi
Anonym 1 (208173)
0 Beiträge
18.02.2022 09:05
Viala: ich geb dir da völlig recht und ich glaube mein Körper zeigt mir ja eigentlich genau das was ihm gut tut.

Ich liebe lange und ausgedehnte Spaziergänge, ich genieße es mit den Kindern zu wandern, ich koche für mein Leben gern und merke das Sport bis an und über meine Grenzen hinaus mir starke körperliche Schmerzen bereitet.
Nicht nur Muskelkater, sondern Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen und das wiederum hat mich total gestresst weil selbst spazieren gehen dann mühselig und nicht mehr schön war.

Ich hab jetzt mit leichten Übungen für den Rücken angefangen, 10 bis 15 Minuten täglich.
Das alleine hilft schon sehr.

honigcocoon
599 Beiträge
18.02.2022 09:17
Hallo,

ich habe jetzt nicht alle Beiträge gelesen - eventuell ist daher meine Frage schon kommentiert worden:

Hast du mal eine Magenverkleinerung in Erwägung gezogen?

Ich habe im Juni 2020 einen Magenbypass erhalten und seitdem 50 kg abgenommen und halte diese auch erfolgreich.

Wenn du Fragen hast, kannst du dich auch per PN melden. Ich werde dich nicht outen oder ähnliches
Rommy-1983
1365 Beiträge
18.02.2022 13:22
Du bist zuviel, ich zu wenig.
,, Bist du krank",
, Du musst mal was essen",
, Du bist aber auch dürr"
,, Du kaufst bestimmt in der Kinderabteilung"
,, Da kann man ja durchpusten"
,, Lass das, das ist zu schwer "
,, Hungerhaken"
,, Kein Wunder das dein Kind so leicht war/Früchhen schau dich mal an"
Ess ich Salat, mittleifiger Blick.
Ess ich viel mittleidiger Blick.
Alltag.
Ich, 38 und Mutter von 4 Kindern.
Die Menschen sind einfach so.
Lila-Blau
561 Beiträge
18.02.2022 16:49
Oh Gott als ich deine Zeilen gelesen habe,dachte ich du schreibst meine Geschichte auf.

Ich fühle mit dir und weiß es genau
Und du hast recht als dicker Mensch wirst du überall nur blöd angeschaut.

In Jobs mit 111kg hatte Ich KEINE CHANCE keinee hat mich genommen.

Ich habe dann auf 75kg abgenommen und stell dir vor aufeinmal KONNTE ICH aussuchen wo ich arbeiten will.

Und das hat mir gezeigt dicke Menschen sind nichts wert.
Ich bin seelisch extrem dadurch kaputt.
Bin auch qieder auf 90kg.

Aber unfair ist das alles schon

Ich wünsche dir von deiner Familie viel halt
Zwerginator
7687 Beiträge
18.02.2022 17:45
Vielleicht solltest du deine seelischen Wunden erstmal in einer Therapie aufarbeiten und deinen Selbstwert wiederfinden?
Anonym 4 (208173)
0 Beiträge
18.02.2022 20:57
Hallo liebe TS,
es tut mir sehr leid, das du so etwas von deiner Familie erleben musstest.
Leider, leider bist du nicht alleine wie du ja hier siehst und ich hoffe, wir können dir mit unseren Erfahrungen etwas helfen?

Ich selbst bin seit ich ca. 6 Jahre alt bin übergewichtig. Über 30 Jahre nun. Zur Zeit habe ich mein absolutes hoch: 148 kg bei 168 cm.

Bei mir ging es los, als mein kleiner Bruder geboren wurde. Er war ein sehr forderndes Kind und meine Mutter hat mich immer mit Essen abgespeist. Ach, Langeweile? Hier ein Keks. Du bist traurig? Komm iss etwas Schokolade, ich muss zu deinem Bruder usw. Stress, Ärger, Wut,.. zusätzlich aber auch noch Freude, oder wenn es etwas zu Feiern gab: Immer gab es Essen.

Als Teenie war ich in der Schule "die fette Sau" und wurde in den Pausen durchs Schulgebäude oder über den Schulhof gejagt, "damit ich mal Bewegung habe". Und niemand hat geholfen (nein, auch nicht meine Eltern oder die Lehrer).
Der erste Junge, in den ich sooo verliebt war, sagte zu mir: Du bist ja super nett, aber viel zu fett.

Im April sprach mich meine wahnsinnig liebe Frauenärztin an, ganz vorsichtig, ob ich noch etwas zugenommen hätte. Da kamen wir ein wenig ins reden und sie sagte nur: Suchen Sie sich professionelle Hilfe! Das Problem liegt in der Kindheit und ist so tief verwurzelt, das schafft man alleine nur ganz schwer. Das muss aufgearbeitet werden.

Ich habe dann eine Therapeutin kontaktiert. Stand etwas auf der Warteliste und seit Oktober gehe ich alle 2-3 Wochen zu ihr. Bisher haben wir nur über alles geredet, das Gewicht, meine Kindheit, mein aktuelles Leben usw. und sie bestätigte mir, dass ich durch die Erlebnisse eine Depression und unverarbeitete Traumata habe und kurz vor einem Burn-out stehe.

Sie erklärte mir dann, dass der Körper bei hohem Stress in den "Überlebensmodus" schaltet und ansetzt, damit er eben für stressige Zeiten ein gutes Polster hat. Wenn man also einen hohen Stresspegel hat, kann man auch nur schwer/gar nicht abnehmen.

Wir werden daher nun an diesen Dingen arbeiten: Stress reduzieren, Traumata überwinden, meinem "inneren Kind helfen". Und alleine diese Aussicht darauf und das Reden hat mir bisher schon etwas geholfen. Ich greife nicht mehr jedes Mal sofort zu Naschi, wenn mein Tag anstrengend/stressig ist und ich bin motiviert Sport zu machen (stehe auf der Warteliste für Aqua Fitness und mache häufig Übungen Zuhause). Ich bin nicht "geheilt" und habe auch noch nicht abgenommen, aber ich glaube, dass es helfen wird.

Das war nun viel Text.. tut mir leid, ich hoffe, es hilft dir ein wenig und vielleicht wäre eine Therapie auch eine Möglichkeit für dich.
Ich habe mir eine psychologische Psychotherapeutin gesucht, sie verbindet also die positiven Dinge der Psychologie und Psychotherapie und es wird von der Krankenkasse bezahlt
ladyone
8727 Beiträge
18.02.2022 21:10
Ich finde es immer traurig, wenn andere niedergemacht werden. Das Gewicht, die Zähne, die Nase, Ohren, die Klamotten, der Körpergeruch, egal was es ist, die Täter versuchen eigene Unsicherheiten zu kompensieren, in dem sie andere niedermachen. Dieses Muster gibts bestimmt schon, seit es Menschen gibt. Finde es echt traurig zu lesen, wenn dadurch dann psychische Probleme entstehen. Aber irgendwie ging es uns allen doch irgendwie schonmal so, dass man wegen irgendetwas ausgelacht bzw gehänselt worden ist. Ich denke, in deinem Fall würde eine Therapie echt am besten helfen. Wünsche dir auf jeden Fall alles gute
Senami3
1553 Beiträge
19.02.2022 08:55
Mir geht's ebenfalls so 170 cm, 100 kg, Größe 42 bis 48 - sprich oben schmal und unten total breit. Und das seit Pubertät.

Ich hatte 2019 hier in einer Gruppe echt gut abgenommen - hatte dann oben 38/40 unten aber leider immer noch 46.

Es war wir verhext. Am Hintern klebte das Gewicht wie Pattex und die ganze Träumerei endlich unter 90 kg, endlich schlank, endlich Hosen bis max. Große 44 löste sich in Luft auf.

Das war für mich extrem heilsam. Denn mit 100 kg habe ich einfach die besseren Proportionen. Da finde ich überhaupt mal ein Kleid und vor allem habe ich da auch einen Busen.

Ich fokussiere mich nun darauf für mich hübsche Kleidung zu finden. Und erstaunlicherweise: seit dieser Erfahrung ist es für mich viel leichter mich anzunehmen. Ich weiß jetzt, dass ich schlanker noch unformiger aussehe.

Für die, die noch nie schlank waren: vielleicht auch ein Denkanstoß, dass der erträumte Zustand nicht immer so ideal wird.
Ellilein
2450 Beiträge
19.02.2022 16:56
Ihr Lieben,

es tut mir schon beim Lesen weh, wie sehr euch emotionaler Schmerz zugefügt wurde. Lasst euch alle mal virtuell in den Arm nehmen! So einen Schmerz hat niemand verdient. Und es ist so schlimm, dass genau so ein Schmerz, der einen trifft, weil man wegen sich selbst verurteilt wird, so lange nachhängt und... ja... meist das Leben schwer macht.

Ich selbst habe mit jeder Schwangerschaft enorm viel zugenommen und leider nicht wieder abgenommen - bis vor ein paar Monaten.
Ich fand mich bereits seit der Pubertät "zu dick". Heute weiß ich, ich war schlank, hatte nur keine definierten Muskeln. Damals hat mein Selbstbewusstsein immer dann Schaden genommen, wenn ich Kommentare von z.B. meiner Mutter bekam. Habe damals im Verein getanzt und wenn ich, zwischen all den ultradünnen Mädels, nicht ins Kostüm passte oder nur knapp, dann war da der direkte Vergleich. Fazit in meinem Kopf als Teenager: ich bin wohl zu dick. Und die Bestätigung kam oft durch meine Mutter. Oft "tat ich ihr leid, weil ich so dick bin!" Oder Kommentare, dass ich weniger Nutella essen soll (gab es damals nur am Wochenende bei meiner Oma) und dann wurde mir das Glas von ihr doch wieder direkt vor die Nase gestellt, mit den Worten "Naja, das eine Mal ist ja wohl nicht so schlimm!"
Ich war oft verwirrt und hatte kein gutes Körpergefühl, im Sinne von was gut und was schlecht für mich ist.

Nach meiner ersten Schwangerschaft habe ich mich seeeehr unwohl gefühlt - plötzlich ca 20kg mehr. Ich wurde sogar kurz nach der Geburt meines Kindes in der Straßenbahn beleidigt und laut angemacht "Abnehmen! Abnehmen! Ganz viel abnehmen!"
Das hat gesessen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und hab einfach nur leise geweint.
Danach habe ich dann immer versucht die Kilos, die zu viel sind zu verstecken. Funktioniert natürlich nicht.
Je mehr man versucht zu verstecken, umso auffälliger wird es (Arme vor dem Bauch verschränken etc. Natürlich gucken dann alle extra hin.).
Ich habe mich immer so hässlich gefühlt. Bis ich vor ein paar Jahren eine einfache Erkenntnis für mich gewonnen hatte - Gewicht und Schönheit sind zwei unterschiedliche Dinge...
Ich habe mein Gewicht immer mit meiner Schönheit gleichgesetzt und fand mich daher schrecklich. In meiner "Höchstform" vor ein paar Jahren hatte ich ca 120kg auf 164cm Körpergröße. Weil ich mich selbst wieder finden wollte, hab ich mich bisschen selbst "therapiert".
Habe mich täglich vor den Spiegel gestellt und mir gesagt, was ich heute besonders schön an mir finde.
Mittlerweile liebe ich mich und meinen Körper sogar ungeschminkt. (Ich meine hier keine Selbstverliebtheit, sondern einfach Akzeptanz und Selbstbewusstsein.) Aber es hat lange gedauert.
Ich habe angefangen mir neue Klamotten zu kaufen und zwar in meiner "wirklichen" Größe. Und nicht welche, wo ich hoffte, irgendwann richtig gut reinzupassen. Und seit dem ich mich selbst wohl in meiner Haut fühle, bekomme ich von allen Seiten Komplimente. Komplimente, die ich selbst in meinen "schlanken Tagen" nicht bekommen habe.

Für mich ist mein Gewicht mittlerweile einfach nur ein Gesundheitsaspekt. Ich weiß, dass ich Gefahr laufe meinen eh schon belasteten Kreislauf zu überfordern (und jetzt auch wieder frisch schwanger)... Daher habe ich meine Ernährung etwas umgestellt (aber keine Diät! Jojos sind sonst meine Begleiter). Darum bin ich nun wieder U100kg.
Aber das tue ich für mich und für niemanden sonst.

Manchmal bin ich auch sehr erstaunt über mich selbst, wie ich Kommentare über mein Gewicht mittlerweile "wegstecken" kann. Meine Tochter findet mich "knuddelig-dick und wunderschön". Sie meint es als Kompliment und mittlerweile kann ich das auch als solches verstehen. Noch vor ein paar Jahren hätte mich das sehr getroffen.
Vor einiger Zeit hat ein kleiner Junge in der Straßenbahn auf mich gezeigt und laut zu seiner Mama gesagt "Guck mal, die Frau da hat einen ganz dicken Bauch!" Der Mama war das super peinlich und hat ihm gesagt, dass er das nicht machen bzw sagen soll.
Daraufhin habe ich aber reagiert und gesagt, dass er recht hat und es nicht schlimm ist. Weil alle Menschen anders aussehen und ich hab halt nen dicken Bauch. Mehr zum Knuddeln.

Mein aktuellstes Erlebnis hatte ich bei meinem Hausarzt und bin gerade da mega froh gewesen, dass ich mich selbst lieben kann, egal was andere sagen.
Ich habe seit meiner Corona-Erkrankung vor ca 1 Jahr ganz viele Symptome bekommen, die einfach nicht mehr weggehen. Einiges hatte ich auch vorher, hat sich seit dem aber verschlimmert. Da ich eher weniger und ungern zum Arzt gehe, hatte ich es lange hinausgezögert.
Nun wollte ich es aber doch abgeklärt haben. Gerade, weil ich familiär enorm vorbelastet bin.
Meine Familienanamnese kannte er bis dahin noch gar nicht - hat er nie abgefragt. Als ich dann sagte, dass ich UNTER ANDEREM an Kurzatmigkeit leide, mit dem Kreislauf und dem Rücken Probleme habe (kommt übrigens durch die Schwangerschaften vom Becken her... ), war seine Antwort: "Ganz klar. Sie sind zu fett! Nehmen Sie ab. Nehmen Sie vieeel ab!". Okay, dacht ich... Bisschen taktlos, aber er, als Arzt, wird dir ja am besten nen Rat geben können. Also hab ich ihn gefragt, was ich tun soll. Denn ausprobiert habe ich ja schon vieles vorher und nichts hat den gewünschten Erfolg gebracht. Sein Ratschlag war dann: "In Buchenwald gab es auch keine dicken Menschen. Also hören Sie auf so viel zu essen!" Ich sollte also maximal 500kcal am Tag essen. (Was meinen Körper aber dazu bringen würde auf Sparflamme zu gehen und anzusetzen. Alles schon ausprobiert!)
Buchenwald??? Ja, gesund und überlebt war ja auch bei den wenigsten der Fall.
Zu diesem Arzt gehe ich jedenfalls nicht mehr.
Achja, ich habe weder Diabetes, noch sonst irgendwas Gewichtsrelevantes! Die Gründe liegen alle woanders inkl. LongCovid. Aber das ist ne andere Geschichte.

Mädels, egal ob dünn, dick, klein, groß, oder was auch immer.
Wir sind alle wunderschön!
Wir müssen es nur selbst in uns finden!
Wer soll uns so lieben, wie wir sind, wenn wir es nicht mal selbst können?!
Eine Therapie kann dabei wirklich gut helfen. Hatte ich bei meiner Therapeutin damals nebenbei auch mit angesprochen. Meistens sind die Gründe ja entweder medizinisch oder psychisch. Kaum einer "macht" sich absichtlich "so" (was auch immer das persönliche SO ist), um sich unwohl zu fühlen.

Es klingt total kitschig und nach Gesülze...
Aber...
Versucht eure innere Schönheit für euch selbst zu finden, in dem Körper, den ihr jetzt gerade habt.
Niemand anderes wird das für euch übernehmen können.
Und wenn ihr euch selbst lieben könnt, werden es auch andere tun.
Und die, die es nicht tun, die braucht ihr in eurem Leben auch nicht!
Poca
43524 Beiträge
20.02.2022 08:40
Zitat von Ellilein:

Ihr Lieben,

es tut mir schon beim Lesen weh, wie sehr euch emotionaler Schmerz zugefügt wurde. Lasst euch alle mal virtuell in den Arm nehmen! So einen Schmerz hat niemand verdient. Und es ist so schlimm, dass genau so ein Schmerz, der einen trifft, weil man wegen sich selbst verurteilt wird, so lange nachhängt und... ja... meist das Leben schwer macht.

Ich selbst habe mit jeder Schwangerschaft enorm viel zugenommen und leider nicht wieder abgenommen - bis vor ein paar Monaten.
Ich fand mich bereits seit der Pubertät "zu dick". Heute weiß ich, ich war schlank, hatte nur keine definierten Muskeln. Damals hat mein Selbstbewusstsein immer dann Schaden genommen, wenn ich Kommentare von z.B. meiner Mutter bekam. Habe damals im Verein getanzt und wenn ich, zwischen all den ultradünnen Mädels, nicht ins Kostüm passte oder nur knapp, dann war da der direkte Vergleich. Fazit in meinem Kopf als Teenager: ich bin wohl zu dick. Und die Bestätigung kam oft durch meine Mutter. Oft "tat ich ihr leid, weil ich so dick bin!" Oder Kommentare, dass ich weniger Nutella essen soll (gab es damals nur am Wochenende bei meiner Oma) und dann wurde mir das Glas von ihr doch wieder direkt vor die Nase gestellt, mit den Worten "Naja, das eine Mal ist ja wohl nicht so schlimm!"
Ich war oft verwirrt und hatte kein gutes Körpergefühl, im Sinne von was gut und was schlecht für mich ist.

Nach meiner ersten Schwangerschaft habe ich mich seeeehr unwohl gefühlt - plötzlich ca 20kg mehr. Ich wurde sogar kurz nach der Geburt meines Kindes in der Straßenbahn beleidigt und laut angemacht "Abnehmen! Abnehmen! Ganz viel abnehmen!"
Das hat gesessen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und hab einfach nur leise geweint.
Danach habe ich dann immer versucht die Kilos, die zu viel sind zu verstecken. Funktioniert natürlich nicht.
Je mehr man versucht zu verstecken, umso auffälliger wird es (Arme vor dem Bauch verschränken etc. Natürlich gucken dann alle extra hin.).
Ich habe mich immer so hässlich gefühlt. Bis ich vor ein paar Jahren eine einfache Erkenntnis für mich gewonnen hatte - Gewicht und Schönheit sind zwei unterschiedliche Dinge...
Ich habe mein Gewicht immer mit meiner Schönheit gleichgesetzt und fand mich daher schrecklich. In meiner "Höchstform" vor ein paar Jahren hatte ich ca 120kg auf 164cm Körpergröße. Weil ich mich selbst wieder finden wollte, hab ich mich bisschen selbst "therapiert".
Habe mich täglich vor den Spiegel gestellt und mir gesagt, was ich heute besonders schön an mir finde.
Mittlerweile liebe ich mich und meinen Körper sogar ungeschminkt. (Ich meine hier keine Selbstverliebtheit, sondern einfach Akzeptanz und Selbstbewusstsein.) Aber es hat lange gedauert.
Ich habe angefangen mir neue Klamotten zu kaufen und zwar in meiner "wirklichen" Größe. Und nicht welche, wo ich hoffte, irgendwann richtig gut reinzupassen. Und seit dem ich mich selbst wohl in meiner Haut fühle, bekomme ich von allen Seiten Komplimente. Komplimente, die ich selbst in meinen "schlanken Tagen" nicht bekommen habe.

Für mich ist mein Gewicht mittlerweile einfach nur ein Gesundheitsaspekt. Ich weiß, dass ich Gefahr laufe meinen eh schon belasteten Kreislauf zu überfordern (und jetzt auch wieder frisch schwanger)... Daher habe ich meine Ernährung etwas umgestellt (aber keine Diät! Jojos sind sonst meine Begleiter). Darum bin ich nun wieder U100kg.
Aber das tue ich für mich und für niemanden sonst.

Manchmal bin ich auch sehr erstaunt über mich selbst, wie ich Kommentare über mein Gewicht mittlerweile "wegstecken" kann. Meine Tochter findet mich "knuddelig-dick und wunderschön". Sie meint es als Kompliment und mittlerweile kann ich das auch als solches verstehen. Noch vor ein paar Jahren hätte mich das sehr getroffen.
Vor einiger Zeit hat ein kleiner Junge in der Straßenbahn auf mich gezeigt und laut zu seiner Mama gesagt "Guck mal, die Frau da hat einen ganz dicken Bauch!" Der Mama war das super peinlich und hat ihm gesagt, dass er das nicht machen bzw sagen soll.
Daraufhin habe ich aber reagiert und gesagt, dass er recht hat und es nicht schlimm ist. Weil alle Menschen anders aussehen und ich hab halt nen dicken Bauch. Mehr zum Knuddeln.

Mein aktuellstes Erlebnis hatte ich bei meinem Hausarzt und bin gerade da mega froh gewesen, dass ich mich selbst lieben kann, egal was andere sagen.
Ich habe seit meiner Corona-Erkrankung vor ca 1 Jahr ganz viele Symptome bekommen, die einfach nicht mehr weggehen. Einiges hatte ich auch vorher, hat sich seit dem aber verschlimmert. Da ich eher weniger und ungern zum Arzt gehe, hatte ich es lange hinausgezögert.
Nun wollte ich es aber doch abgeklärt haben. Gerade, weil ich familiär enorm vorbelastet bin.
Meine Familienanamnese kannte er bis dahin noch gar nicht - hat er nie abgefragt. Als ich dann sagte, dass ich UNTER ANDEREM an Kurzatmigkeit leide, mit dem Kreislauf und dem Rücken Probleme habe (kommt übrigens durch die Schwangerschaften vom Becken her... ), war seine Antwort: "Ganz klar. Sie sind zu fett! Nehmen Sie ab. Nehmen Sie vieeel ab!". Okay, dacht ich... Bisschen taktlos, aber er, als Arzt, wird dir ja am besten nen Rat geben können. Also hab ich ihn gefragt, was ich tun soll. Denn ausprobiert habe ich ja schon vieles vorher und nichts hat den gewünschten Erfolg gebracht. Sein Ratschlag war dann: "In Buchenwald gab es auch keine dicken Menschen. Also hören Sie auf so viel zu essen!" Ich sollte also maximal 500kcal am Tag essen. (Was meinen Körper aber dazu bringen würde auf Sparflamme zu gehen und anzusetzen. Alles schon ausprobiert!)
Buchenwald??? Ja, gesund und überlebt war ja auch bei den wenigsten der Fall.
Zu diesem Arzt gehe ich jedenfalls nicht mehr.
Achja, ich habe weder Diabetes, noch sonst irgendwas Gewichtsrelevantes! Die Gründe liegen alle woanders inkl. LongCovid. Aber das ist ne andere Geschichte.

Mädels, egal ob dünn, dick, klein, groß, oder was auch immer.
Wir sind alle wunderschön!
Wir müssen es nur selbst in uns finden!
Wer soll uns so lieben, wie wir sind, wenn wir es nicht mal selbst können?!
Eine Therapie kann dabei wirklich gut helfen. Hatte ich bei meiner Therapeutin damals nebenbei auch mit angesprochen. Meistens sind die Gründe ja entweder medizinisch oder psychisch. Kaum einer "macht" sich absichtlich "so" (was auch immer das persönliche SO ist), um sich unwohl zu fühlen.

Es klingt total kitschig und nach Gesülze...
Aber...
Versucht eure innere Schönheit für euch selbst zu finden, in dem Körper, den ihr jetzt gerade habt.
Niemand anderes wird das für euch übernehmen können.
Und wenn ihr euch selbst lieben könnt, werden es auch andere tun.
Und die, die es nicht tun, die braucht ihr in eurem Leben auch nicht!

Kraaaass

Dein Beitrag gefällt mir sehr gut!
Viala2.0
2096 Beiträge
20.02.2022 08:47
Zitat von Ellilein:

Ihr Lieben,

es tut mir schon beim Lesen weh, wie sehr euch emotionaler Schmerz zugefügt wurde. Lasst euch alle mal virtuell in den Arm nehmen! So einen Schmerz hat niemand verdient. Und es ist so schlimm, dass genau so ein Schmerz, der einen trifft, weil man wegen sich selbst verurteilt wird, so lange nachhängt und... ja... meist das Leben schwer macht.

Ich selbst habe mit jeder Schwangerschaft enorm viel zugenommen und leider nicht wieder abgenommen - bis vor ein paar Monaten.
Ich fand mich bereits seit der Pubertät "zu dick". Heute weiß ich, ich war schlank, hatte nur keine definierten Muskeln. Damals hat mein Selbstbewusstsein immer dann Schaden genommen, wenn ich Kommentare von z.B. meiner Mutter bekam. Habe damals im Verein getanzt und wenn ich, zwischen all den ultradünnen Mädels, nicht ins Kostüm passte oder nur knapp, dann war da der direkte Vergleich. Fazit in meinem Kopf als Teenager: ich bin wohl zu dick. Und die Bestätigung kam oft durch meine Mutter. Oft "tat ich ihr leid, weil ich so dick bin!" Oder Kommentare, dass ich weniger Nutella essen soll (gab es damals nur am Wochenende bei meiner Oma) und dann wurde mir das Glas von ihr doch wieder direkt vor die Nase gestellt, mit den Worten "Naja, das eine Mal ist ja wohl nicht so schlimm!"
Ich war oft verwirrt und hatte kein gutes Körpergefühl, im Sinne von was gut und was schlecht für mich ist.

Nach meiner ersten Schwangerschaft habe ich mich seeeehr unwohl gefühlt - plötzlich ca 20kg mehr. Ich wurde sogar kurz nach der Geburt meines Kindes in der Straßenbahn beleidigt und laut angemacht "Abnehmen! Abnehmen! Ganz viel abnehmen!"
Das hat gesessen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und hab einfach nur leise geweint.
Danach habe ich dann immer versucht die Kilos, die zu viel sind zu verstecken. Funktioniert natürlich nicht.
Je mehr man versucht zu verstecken, umso auffälliger wird es (Arme vor dem Bauch verschränken etc. Natürlich gucken dann alle extra hin.).
Ich habe mich immer so hässlich gefühlt. Bis ich vor ein paar Jahren eine einfache Erkenntnis für mich gewonnen hatte - Gewicht und Schönheit sind zwei unterschiedliche Dinge...
Ich habe mein Gewicht immer mit meiner Schönheit gleichgesetzt und fand mich daher schrecklich. In meiner "Höchstform" vor ein paar Jahren hatte ich ca 120kg auf 164cm Körpergröße. Weil ich mich selbst wieder finden wollte, hab ich mich bisschen selbst "therapiert".
Habe mich täglich vor den Spiegel gestellt und mir gesagt, was ich heute besonders schön an mir finde.
Mittlerweile liebe ich mich und meinen Körper sogar ungeschminkt. (Ich meine hier keine Selbstverliebtheit, sondern einfach Akzeptanz und Selbstbewusstsein.) Aber es hat lange gedauert.
Ich habe angefangen mir neue Klamotten zu kaufen und zwar in meiner "wirklichen" Größe. Und nicht welche, wo ich hoffte, irgendwann richtig gut reinzupassen. Und seit dem ich mich selbst wohl in meiner Haut fühle, bekomme ich von allen Seiten Komplimente. Komplimente, die ich selbst in meinen "schlanken Tagen" nicht bekommen habe.

Für mich ist mein Gewicht mittlerweile einfach nur ein Gesundheitsaspekt. Ich weiß, dass ich Gefahr laufe meinen eh schon belasteten Kreislauf zu überfordern (und jetzt auch wieder frisch schwanger)... Daher habe ich meine Ernährung etwas umgestellt (aber keine Diät! Jojos sind sonst meine Begleiter). Darum bin ich nun wieder U100kg.
Aber das tue ich für mich und für niemanden sonst.

Manchmal bin ich auch sehr erstaunt über mich selbst, wie ich Kommentare über mein Gewicht mittlerweile "wegstecken" kann. Meine Tochter findet mich "knuddelig-dick und wunderschön". Sie meint es als Kompliment und mittlerweile kann ich das auch als solches verstehen. Noch vor ein paar Jahren hätte mich das sehr getroffen.
Vor einiger Zeit hat ein kleiner Junge in der Straßenbahn auf mich gezeigt und laut zu seiner Mama gesagt "Guck mal, die Frau da hat einen ganz dicken Bauch!" Der Mama war das super peinlich und hat ihm gesagt, dass er das nicht machen bzw sagen soll.
Daraufhin habe ich aber reagiert und gesagt, dass er recht hat und es nicht schlimm ist. Weil alle Menschen anders aussehen und ich hab halt nen dicken Bauch. Mehr zum Knuddeln.

Mein aktuellstes Erlebnis hatte ich bei meinem Hausarzt und bin gerade da mega froh gewesen, dass ich mich selbst lieben kann, egal was andere sagen.
Ich habe seit meiner Corona-Erkrankung vor ca 1 Jahr ganz viele Symptome bekommen, die einfach nicht mehr weggehen. Einiges hatte ich auch vorher, hat sich seit dem aber verschlimmert. Da ich eher weniger und ungern zum Arzt gehe, hatte ich es lange hinausgezögert.
Nun wollte ich es aber doch abgeklärt haben. Gerade, weil ich familiär enorm vorbelastet bin.
Meine Familienanamnese kannte er bis dahin noch gar nicht - hat er nie abgefragt. Als ich dann sagte, dass ich UNTER ANDEREM an Kurzatmigkeit leide, mit dem Kreislauf und dem Rücken Probleme habe (kommt übrigens durch die Schwangerschaften vom Becken her... ), war seine Antwort: "Ganz klar. Sie sind zu fett! Nehmen Sie ab. Nehmen Sie vieeel ab!". Okay, dacht ich... Bisschen taktlos, aber er, als Arzt, wird dir ja am besten nen Rat geben können. Also hab ich ihn gefragt, was ich tun soll. Denn ausprobiert habe ich ja schon vieles vorher und nichts hat den gewünschten Erfolg gebracht. Sein Ratschlag war dann: " In Buchenwald gab es auch keine dicken Menschen. Also hören Sie auf so viel zu essen!" Ich sollte also maximal 500kcal am Tag essen. ( Was meinen Körper aber dazu bringen würde auf Sparflamme zu gehen und anzusetzen. Alles schon ausprobiert!)
Buchenwald??? Ja, gesund und überlebt war ja auch bei den wenigsten der Fall.
Zu diesem Arzt gehe ich jedenfalls nicht mehr.
Achja, ich habe weder Diabetes, noch sonst irgendwas Gewichtsrelevantes! Die Gründe liegen alle woanders inkl. LongCovid. Aber das ist ne andere Geschichte.

Mädels, egal ob dünn, dick, klein, groß, oder was auch immer.
Wir sind alle wunderschön!
Wir müssen es nur selbst in uns finden!
Wer soll uns so lieben, wie wir sind, wenn wir es nicht mal selbst können?!
Eine Therapie kann dabei wirklich gut helfen. Hatte ich bei meiner Therapeutin damals nebenbei auch mit angesprochen. Meistens sind die Gründe ja entweder medizinisch oder psychisch. Kaum einer "macht" sich absichtlich "so" (was auch immer das persönliche SO ist), um sich unwohl zu fühlen.

Es klingt total kitschig und nach Gesülze...
Aber...
Versucht eure innere Schönheit für euch selbst zu finden, in dem Körper, den ihr jetzt gerade habt.
Niemand anderes wird das für euch übernehmen können.
Und wenn ihr euch selbst lieben könnt, werden es auch andere tun.
Und die, die es nicht tun, die braucht ihr in eurem Leben auch nicht!
ganz ehrlich? Das hätte ich der Ärztekammer gemeldet... Das geht ganz und gar nicht! Mal davon ab, dass der Rat nachhaltig gesundheitsschädigend ist.... Was für ein Mensch muss man sein um so seinen Rat auszuformulieren?
Anonym 5 (208173)
0 Beiträge
20.02.2022 09:08

Ohja, ich kenne das nur zu gut.
Ich war immer schlank, weil ich als Kind schon magersüchtig war. Dann Bulemie.....immer auf Diät...immer aufpassen...sobald ich mal ein Kilo mehr drauf hatte wurde ich direkt drauf angesprochen.
Dann war ich schwanger. 3x.und habe 30 Kilo zugenommen...und dann war es genau wie bei dir.
Aber dir Krönung war dann, das ich dann einen BMI von 38 hatte und deswegen nicht verbeamtet wurde. (wäre der BMi unter 37 gewesen, wär es kei Problem gewesen, das waren also nur ein paar Kilo zuviel)
Zu dick für den JOB? nein weit gefehlt, denselben JOb durfte ich nämlich weiter machen...nur für weniger Geld als meine Kollegen.
Also wieder eine so krasse Diät mit Kotzen, Abführmittel etc gemacht, das ich in einem Jahr dann 20 Kilo runter hatte ...damit man mich verbaeamtet.
Hat geklappt.

Ich fühle mich verarscht, nichts wert...nur aufs Gewicht reduziert. Alle meine anderen Leistungen zählen nicht (nicht der gute Schulabschluss, nicht mein Uniabschluss mit 1,5, nichts...nur das Gewicht zählte.
Und was bitte ist das für eineLogik, das die lieber Essgestörte und Leute nehmen, die schlechtere Abschlüsse haben, als eine, die 3 Kilo zu viel drauf hat?
Ich mache den Job, aber meine Motivation ist weg.

Und ich ärger mich über jedes Kompliment in die Richtung..Ach schön, du hast aber abgenommen!!! Ich könnte jedem ins Gesicht springen.
Ich will nicht wegen meines Gewichtes anerkannt werden, sondern wegen dem was ich noch bin.

Zitat von Anonym 1 (208173):

Liebe Mama's und auch Papa's.

Die Überschrift ist provokant gewählt, das weiß ich und das ist auch ein Stück weit Absicht.

Ich bin ziemlich übergewichtig. Seit ich denken kann. Und genau so lange diäte ich, renne ich von Sportstudio zu Fitnesscenter und lasse spöttische Blicke über mich ergehen.

Seit ich denken kann wurde mir schon von meiner Familie eingebleut: Du bist dick, faul und gefräßig. Du hast Beine wie ein Elefant. Schau Dir mal Deinen dicken Hintern an...

Heute sagen meine Eltern das nicht mehr, aber es waren Worte die mir ins Herz geschnitten haben als meine Seele am verletzlichsten war. Während meiner Pubertät. Da wo ich am meisten Halt und Hilfe benötigt hätte, habe ich nur Häme und zum Teil Schläge kassiert.
Immer und immer wieder wurde ich damit konfrontiert nicht gut genug zu sein.
Sätze wie: Du hast ein bildschöne Gesicht, aber Du müsstest dringend abnehmen.
Wenn du ein paar Kilo leichter wärst, wärst du ne Traumfrau.
Usw.

Lange Zeit war es dann gut, ich hab auch bis heute einen Freundeskreis den mein Gewicht nicht interessiert.
Bis heute, wo der Sohn meiner besten Freundin aus einem Spaß heraus gesagt hat ich sei ein dickes Schwein.

Er wurde sofort zurecht gewiesen von seinen Eltern, ich selber konnte nichts mehr sagen und bin dann auch alsbald nach Hause.
Seitdem habe ich Herzrasen, Übelkeit, einen Kloß im Hals und Schmerzen in der Brust.

Wie kann es sein das so ein blöd daher gesagter Satz mich so aus der Fassung bringt? Ich bin den Tränen nahe...aber ich bin doch erwachsen und hab mir eigentlich ein ganz dickes Fell zugelegt.

Und dann komm ich die Türe rein, höre wie meine kleine Tochter sagt: Oh Mami, Du siehst heute wunderschön aus.
Und dann weine ich doch. Und spüre diesen inneren Kampf zwischen Dankbarkeit für meine tolle kleine Familie und innerer Zerrissenheit aufgrund der vielen negativen und teils bösartigen Erfahrungen.

Ich weiß was ich meiner Familie wert bin, ich weiß das der Zwerg von meiner Freundin das nur so blöd daher gesagt hat.

Aber ich habe sofort wieder diese Bilder und Spötteleien aus meiner Vergangenheit im Kopf.

Mich macht das fertig. Wie sehr beneide ich schlanke Menschen. Und die, die es geschafft haben von dick zu dünn.
Ich wünschte mir so sehr ich könnte es auch endlich schaffen. Schlank zu sein und endlich mit meinen Dämonen aus der Vergangenheit abschließen zu können. und natürlich auch aus gesundheitlichen Gründen.

Kennt hier jemand das Gefühl? Danke schonmal fürs lesen. Ich kann nicht sofort antworten, wir haben jetzt Ergotermine, aber ich melde mich auf jeden Fall nochmal zurück.
Schnecke510
7212 Beiträge
20.02.2022 10:09
Das ist doch ein Grundproblem, das nicht nur dicke Menschen betrifft.

Menschen WOLLEN andere diskriminieren und abwerten, das liegt in der menschlichen Natur. Es betrifft auch schlanke Menschen, allerdings liegt dein Fokus vermutlich auf Übergewicht, weil es für dich selbst ein Problem ist.

Die Palette an Gründen für Abwertung ist groß: zu dick, zu dünn (--> keine Frau!), zu klein, zu groß, zu große Füße, zu hässliche Nase, zu viele Kinder (--> asozial, zu viel Kindergeld), keine Kinder (--> keine Rentenbeiträge, deshalb auch asozial!)....die Menschen finden immer irgendwas.
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