Mütter- und Schwangerenforum

Gerne wäre ich Kind bei meiner Nachbarin.....

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26.06.2019 07:52
....wie schön wäre das.

Ich sitze gerade am Esstisch, Kaffee in der Hand und geöffneten Fenstern.

Meine Nachbarin höre ich NIE laut werden, exzessiv schimpfen oder ähnliches.

Sie hat gerade den Tisch draußen gedeckt, für Ihre Jungs. Der Kleine, 4, ist vom Geschehen (wohlmöglich) abgelenkt.

Sie: J., wenn Dir das hier draußen zu aufregend ist und du nicht zum Essen kommst, müssen wir wieder drinnen essen.

Oder, sie: Mir ist es wichtig, dass Du eine Kleinigkeit gegessen hast, denn so bist du gestärkt für den Tag.

Ich sitze hier und könnte vor Freude weinen..... Sie ist so ein herzensguter Mensch. Wirklich, ganz extrem.
Ihr Kleiner hatte vor einiger Zeit eine Phase, da weinte er morgens und abends permanent, testete seine Grenzen und das extrem.

Sie hatte so eine unglaubliche Ruhe, wurde NIE laut und redet immer ausführlich und verständlich auf Augenhöhe. Davon hätte ich mir gerne 30 solcher Scheiben abgeschnitten

Ganz ganz toll, finde ich das und wäre bei ihr gerne Kind. (Ich habe das anders widerfahren)

Umso trauriger macht es mich immer wieder, dass ich das so nicht kann. Keine Geduld habe, schnell auf 100 bin und vieles im Alltagsstress untergeht, eben diese ruhige Kommunikation.

Ebenfalls sehe ich das auch bei meiner Cousine. Ihrer Tochter ggü. die heile, tolle Welt und was nichts für Kinderaugen und Ohren ist, erfährt ihre Tochter nicht.

Während meine Eltern sich zB vor mir geprügelt haben......

Oft frage ich mich: Was wäre aus Dir geworden, wärst du ebenfalls voller Liebe und ohne Streit der Eltern aufgewachsen?! Wäre ich heute belastbarer? Wäre ich ruhig und respektvoller?

.....ich erhoffe mir von diesem Thread nichts. Ich wollte das einfach mal los werden...

Ich denke, ich wäre heute ein anderer Mensch, hätte ich die Sorgen und die Jahre voller Streit nicht mitbekommen. Den Frust. Usw.
Titania
5863 Beiträge
26.06.2019 08:04
oh ja, das hört sich wirklich schön an. Ich glaube aber auch, dass es eine Charaktersache ist. Der eine hat mehr Geduld als der andere. Sicherlich kann man ein wenig erziehen, aber das Grundgerüst ist vorhanden. Du wirst aus einem ruhigen Menschen keinen Vamp machen und umgekehrt.
Man kann natürlich an sich arbeiten. Aber jeder hat mal so Tage, wo man nicht ganz so geduldig ist. Hat sie denn mehrerer Kinder? Ich muss gestehen, mit 1 Kind war mein Nervenkostüm auch stabiler gewesen
26.06.2019 08:06
Zitat von Titania:

oh ja, das hört sich wirklich schön an. Ich glaube aber auch, dass es eine Charaktersache ist. Der eine hat mehr Geduld als der andere. Sicherlich kann man ein wenig erziehen, aber das Grundgerüst ist vorhanden. Du wirst aus einem ruhigen Menschen keinen Vamp machen und umgekehrt.
Man kann natürlich an sich arbeiten. Aber jeder hat mal so Tage, wo es nervt. Hat sie denn mehrerer Kinder? Ich muss gestehen, mit 1 Kind war mein Nervenkostüm auch stabiler gewesen


Zwei Jungs. 8 und 4.

Ich bin, wenn ich das miterlebe, so wie vorhin, immer von mir selber enttäuscht. Ich fang an, an meine Kindheit zu denken, was mich dann traurig macht und weiß, dass hier auch nicht alles rosig ist und es anders laufen müsste. Was es nicht tut.
26.06.2019 08:11
Ich glaube das liegt auch an den Kindern. Ich hab eher ruhige, wenn auch aktive Kinder. Das ist defenitiv einfacher. Dennoch komme ich oft an meine Grenzen, denn es ist einfach unglaublich anstrengend, den ganzen Tag den Lärmpegel zu haben und immer für die Kinder da zu sein.

Letzte Woche sagte mir eine andere Mama im Schwimmbad, die neben uns lag, wie toll ich mit den Mädels umgehen würde und dass ich ganz tolle Kinder hätte.. ich hab mich sehr gefreut, aber auch direkt gesagt, sie solle Mal abends beim Zubettgehen da sein
26.06.2019 08:13
und das schöne ist, die Eltern die so mit ihren Kindern umgehen wie deine Nachbarin, die werden immer mehr und das ist großartig

Mach dir bitte keinen Vorwurf das du nicht immer auch so gelassen sein kannst obwohl du das willst. Du bist geprägt durch deine Kindheit, dich triggern so unendlich viele Situationen. Und obwohl du weißt das es kacke ist zu schimpfen tust du es. Das ist nicht schlimmt. Schlimm wäre nur wenn du es als normal und richtig empfindest. Das tust du aber nicht, du reflektierst dich, redest mit deinm Kind darüber, überlegst dir Strategien wie du es beim nächsten mal besser machen kannst. Und glaube mir, ein Kind merkt sowas. Es merkt das Mama sich Mühe gibt, es merkt aber auch das Mama nur ein Mensch ist und nicht immer alles im Griff hat.

Ich kenne das. Meine Kindheit bestand aus ziemlich viel Geschreie udn Geschimpfe und ich habe mir geschworen es bei meinen Kindern anders zu machen. Gerade aber in solchen extremen Phasen wo die kleinen die Grenzen testen merkt man erst wie sehr die eigene Kindheit einen geprägt hat. Man verfällt in die Muster, die man niemals wollte. Wird laut, obwohl man es niemals wollte.

Erst gestern hatten wir wieder so eine Situation.. Es war heiß, ich fertig vom Tag und der Hitze und musste abends beide Kinder händeln. Die Kleine nur am meckern und klammern, weil sie durch den Kita-Tag so erledigt war. Der Große wollte nicht aus dem Wasser und meckert ebenfalls als wir ins Haus gingen. Also Abendessen und Bett fertig machen auch nur unter genörgel möglich. Dann im Bett, die kleine kam nicht zu Ruhe, der Große kam nicht zu Ruhe. Nach einer Studne war ich davon so genervt das ich den Großen kurzerhand wortlos packte, in sein Zimmer trug und die Tür zu knallte. Natürlich fing er an zu weinen, die kleine (kurz vorm einschlafen) war auch wieder munter. Und ich merkte SOFORT das es richtig, richtig mies war, was ich gerade gemacht hatte. Also den Papa aus dem Garten geholt, die kleine bei ihm geparkt und mich bei dem großen ins Bett gelegt und ihn beruhigt. Ich habe mich 1000 mal entschuldigt das ich ihn rausgeworfen habe, habe ihm gesagt das es meine Schuld watr, weil ICH gestresst war. Das er damit nichts zu tun hatte und es einfach doof war was ich gemacht hatte. Ich fragte ihn ob er mir verzeiht und ob wir noch Freunde sind. Er beruhigte sich langsam, umarmte mich und gab mir einen Kuss. Zu Bett musste ihn dennoch der Papa bringen, in dem Moment war ich da einfach durch bei ihm, was auch sein gutes Recht war.

Er schlief nicht und spielte noch etwas. Nach einer Stunde bin ich dann hoch, nachdem wir uns alle wieder beruhigt hatten, und startete einen neuen Versuch im großen Bett, mit allen beiden. Er kuschelte sich an mich und schlief ein.

Du siehst, wir sind alle nicht perfekt, wir alle machen Fehler. Sagen Dinge oder tun Dinge die wir sogleich wieder bereuen. Wichtig ist nur den Arsch in der Hose zu haben sich für sein falsches Verhalten zu entschuldigen. Und das tue ich gerne bei meinen 4 jährigen. Denn nur weil er kleiner und jünger ist als ich, hat er dennoch ein Anrecht darauf gesehen und ernst genommen zu werden.

Solange du dir das behältst machst du nichts falsch.
Christen
25059 Beiträge
26.06.2019 08:17
Zitat von NiAn:

und das schöne ist, die Eltern die so mit ihren Kindern umgehen wie deine Nachbarin, die werden immer mehr und das ist großartig

Mach dir bitte keinen Vorwurf das du nicht immer auch so gelassen sein kannst obwohl du das willst. Du bist geprägt durch deine Kindheit, dich triggern so unendlich viele Situationen. Und obwohl du weißt das es kacke ist zu schimpfen tust du es. Das ist nicht schlimmt. Schlimm wäre nur wenn du es als normal und richtig empfindest. Das tust du aber nicht, du reflektierst dich, redest mit deinm Kind darüber, überlegst dir Strategien wie du es beim nächsten mal besser machen kannst. Und glaube mir, ein Kind merkt sowas. Es merkt das Mama sich Mühe gibt, es merkt aber auch das Mama nur ein Mensch ist und nicht immer alles im Griff hat.

Ich kenne das. Meine Kindheit bestand aus ziemlich viel Geschreie udn Geschimpfe und ich habe mir geschworen es bei meinen Kindern anders zu machen. Gerade aber in solchen extremen Phasen wo die kleinen die Grenzen testen merkt man erst wie sehr die eigene Kindheit einen geprägt hat. Man verfällt in die Muster, die man niemals wollte. Wird laut, obwohl man es niemals wollte.

Erst gestern hatten wir wieder so eine Situation.. Es war heiß, ich fertig vom Tag und der Hitze und musste abends beide Kinder händeln. Die Kleine nur am meckern und klammern, weil sie durch den Kita-Tag so erledigt war. Der Große wollte nicht aus dem Wasser und meckert ebenfalls als wir ins Haus gingen. Also Abendessen und Bett fertig machen auch nur unter genörgel möglich. Dann im Bett, die kleine kam nicht zu Ruhe, der Große kam nicht zu Ruhe. Nach einer Studne war ich davon so genervt das ich den Großen kurzerhand wortlos packte, in sein Zimmer trug und die Tür zu knallte. Natürlich fing er an zu weinen, die kleine (kurz vorm einschlafen) war auch wieder munter. Und ich merkte SOFORT das es richtig, richtig mies war, was ich gerade gemacht hatte. Also den Papa aus dem Garten geholt, die kleine bei ihm geparkt und mich bei dem großen ins Bett gelegt und ihn beruhigt. Ich habe mich 1000 mal entschuldigt das ich ihn rausgeworfen habe, habe ihm gesagt das es meine Schuld watr, weil ICH gestresst war. Das er damit nichts zu tun hatte und es einfach doof war was ich gemacht hatte. Ich fragte ihn ob er mir verzeiht und ob wir noch Freunde sind. Er beruhigte sich langsam, umarmte mich und gab mir einen Kuss. Zu Bett musste ihn dennoch der Papa bringen, in dem Moment war ich da einfach durch bei ihm, was auch sein gutes Recht war.

Er schlief nicht und spielte noch etwas. Nach einer Stunde bin ich dann hoch, nachdem wir uns alle wieder beruhigt hatten, und startete einen neuen Versuch im großen Bett, mit allen beiden. Er kuschelte sich an mich und schlief ein.

Du siehst, wir sind alle nicht perfekt, wir alle machen Fehler. Sagen Dinge oder tun Dinge die wir sogleich wieder bereuen. Wichtig ist nur den Arsch in der Hose zu haben sich für sein falsches Verhalten zu entschuldigen. Und das tue ich gerne bei meinen 4 jährigen. Denn nur weil er kleiner und jünger ist als ich, hat er dennoch ein Anrecht darauf gesehen und ernst genommen zu werden.

Solange du dir das behältst machst du nichts falsch.
26.06.2019 08:30
Zitat von NiAn:

und das schöne ist, die Eltern die so mit ihren Kindern umgehen wie deine Nachbarin, die werden immer mehr und das ist großartig

Mach dir bitte keinen Vorwurf das du nicht immer auch so gelassen sein kannst obwohl du das willst. Du bist geprägt durch deine Kindheit, dich triggern so unendlich viele Situationen. Und obwohl du weißt das es kacke ist zu schimpfen tust du es. Das ist nicht schlimmt. Schlimm wäre nur wenn du es als normal und richtig empfindest. Das tust du aber nicht, du reflektierst dich, redest mit deinm Kind darüber, überlegst dir Strategien wie du es beim nächsten mal besser machen kannst. Und glaube mir, ein Kind merkt sowas. Es merkt das Mama sich Mühe gibt, es merkt aber auch das Mama nur ein Mensch ist und nicht immer alles im Griff hat.

Ich kenne das. Meine Kindheit bestand aus ziemlich viel Geschreie udn Geschimpfe und ich habe mir geschworen es bei meinen Kindern anders zu machen. Gerade aber in solchen extremen Phasen wo die kleinen die Grenzen testen merkt man erst wie sehr die eigene Kindheit einen geprägt hat. Man verfällt in die Muster, die man niemals wollte. Wird laut, obwohl man es niemals wollte.

Erst gestern hatten wir wieder so eine Situation.. Es war heiß, ich fertig vom Tag und der Hitze und musste abends beide Kinder händeln. Die Kleine nur am meckern und klammern, weil sie durch den Kita-Tag so erledigt war. Der Große wollte nicht aus dem Wasser und meckert ebenfalls als wir ins Haus gingen. Also Abendessen und Bett fertig machen auch nur unter genörgel möglich. Dann im Bett, die kleine kam nicht zu Ruhe, der Große kam nicht zu Ruhe. Nach einer Studne war ich davon so genervt das ich den Großen kurzerhand wortlos packte, in sein Zimmer trug und die Tür zu knallte. Natürlich fing er an zu weinen, die kleine (kurz vorm einschlafen) war auch wieder munter. Und ich merkte SOFORT das es richtig, richtig mies war, was ich gerade gemacht hatte. Also den Papa aus dem Garten geholt, die kleine bei ihm geparkt und mich bei dem großen ins Bett gelegt und ihn beruhigt. Ich habe mich 1000 mal entschuldigt das ich ihn rausgeworfen habe, habe ihm gesagt das es meine Schuld watr, weil ICH gestresst war. Das er damit nichts zu tun hatte und es einfach doof war was ich gemacht hatte. Ich fragte ihn ob er mir verzeiht und ob wir noch Freunde sind. Er beruhigte sich langsam, umarmte mich und gab mir einen Kuss. Zu Bett musste ihn dennoch der Papa bringen, in dem Moment war ich da einfach durch bei ihm, was auch sein gutes Recht war.

Er schlief nicht und spielte noch etwas. Nach einer Stunde bin ich dann hoch, nachdem wir uns alle wieder beruhigt hatten, und startete einen neuen Versuch im großen Bett, mit allen beiden. Er kuschelte sich an mich und schlief ein.

Du siehst, wir sind alle nicht perfekt, wir alle machen Fehler. Sagen Dinge oder tun Dinge die wir sogleich wieder bereuen. Wichtig ist nur den Arsch in der Hose zu haben sich für sein falsches Verhalten zu entschuldigen. Und das tue ich gerne bei meinen 4 jährigen. Denn nur weil er kleiner und jünger ist als ich, hat er dennoch ein Anrecht darauf gesehen und ernst genommen zu werden.

Solange du dir das behältst machst du nichts falsch.


Ganz toll. Danke
Ich hatte Tränen in den Augen....

Ja, ich reflektiere mich, oft und auch bewusst. Auch entschuldige ich mich, wie Du, bei falschen Vorgehensweisen.

Leider philosophiere ich oft .....
26.06.2019 10:48
Zitat von Bauernschnitte:

....wie schön wäre das.

Ich sitze gerade am Esstisch, Kaffee in der Hand und geöffneten Fenstern.

Meine Nachbarin höre ich NIE laut werden, exzessiv schimpfen oder ähnliches.

Sie hat gerade den Tisch draußen gedeckt, für Ihre Jungs. Der Kleine, 4, ist vom Geschehen (wohlmöglich) abgelenkt.

Sie: J., wenn Dir das hier draußen zu aufregend ist und du nicht zum Essen kommst, müssen wir wieder drinnen essen.

Oder, sie: Mir ist es wichtig, dass Du eine Kleinigkeit gegessen hast, denn so bist du gestärkt für den Tag.

Ich sitze hier und könnte vor Freude weinen..... Sie ist so ein herzensguter Mensch. Wirklich, ganz extrem.
Ihr Kleiner hatte vor einiger Zeit eine Phase, da weinte er morgens und abends permanent, testete seine Grenzen und das extrem.

Sie hatte so eine unglaubliche Ruhe, wurde NIE laut und redet immer ausführlich und verständlich auf Augenhöhe. Davon hätte ich mir gerne 30 solcher Scheiben abgeschnitten

Ganz ganz toll, finde ich das und wäre bei ihr gerne Kind. (Ich habe das anders widerfahren)

Umso trauriger macht es mich immer wieder, dass ich das so nicht kann. Keine Geduld habe, schnell auf 100 bin und vieles im Alltagsstress untergeht, eben diese ruhige Kommunikation.

Ebenfalls sehe ich das auch bei meiner Cousine. Ihrer Tochter ggü. die heile, tolle Welt und was nichts für Kinderaugen und Ohren ist, erfährt ihre Tochter nicht.

Während meine Eltern sich zB vor mir geprügelt haben......

Oft frage ich mich: Was wäre aus Dir geworden, wärst du ebenfalls voller Liebe und ohne Streit der Eltern aufgewachsen?! Wäre ich heute belastbarer? Wäre ich ruhig und respektvoller?

.....ich erhoffe mir von diesem Thread nichts. Ich wollte das einfach mal los werden...

Ich denke, ich wäre heute ein anderer Mensch, hätte ich die Sorgen und die Jahre voller Streit nicht mitbekommen. Den Frust. Usw.


Ich kann mir tatsächlich gut vorstellen, dass deine Erfahrung prägt. Vermutlich geht es da vielen so, wenn man hier im Forum liest. Da habe ich auch eingesehen, dafür mehr Verständnis aufbringen zu müssen. Denn es haben ja viele keine wirklich behütete Kindheit erfahren.

Bei mir ist es ganz anders. Viel Liebe, sehr behütet aufgewachsen. Ich hatte eine sorglose Kindheit. Und so gebe ich das auch weiter. Ich konnte lange nicht verstehen, wieso andere Eltern sich so unfassbar viel Gedanken um Erziehung machen. Über Dinge, die für mich komplett selbstverständlich sind. Sowas banales wie: Kindern zuhören, mit entscheiden lassen, Dinge erklären, nicht laut werden.

Kinder anschreien finde ich z.B. ganz furchbar. Könnte ich niemals, während andere ein solches Verhalten als ganz normal sehen oder sich zwingen müssen, ruhig zu bleiben.

Mir tut das echt total leid, dass dir durch deine eigene Kindheit gewisse Dinge schwer fallen.

26.06.2019 12:19
Ich tue mir tatsächlich selber leid.
Ich gebe auch ganz allein meinen Eltern die Schuld daran, es ist eben nur schade, wie du schon schriebst, dass man sich zusammen reißen muss und das gewisse Dinge normal erscheinen, obwohl sie das gar nicht sind....

Ein Trauerspiel und leider werde ich das meinen Kindern auch nicht besser machen können, weil ich nichts anderes erfahren habe. Meine Kinder sind dann die nächste Generation und es wird immer so weiter laufen - sehr sehr traurig.

Dennoch arbeite ich an mir, versuche oft „anders“ zu sein, dass bin dann nicht ich und vermutlich wirke ich dann auch nicht authentisch...
Wobei, bei meinen Tageskindern ist das ganz anders. Geduld, ruhig und da wiederhole ich mich auch 4 mal mehr, höre zu und falle nicht ins Wort....
26.06.2019 12:23
mach nicht alles auf einmal sondern Schritt für Schritt. Du kannst nicht über Nacht ein neuer Mensch werden. Es reicht schon vorher kurz zu überleben bevor man was zum Kind sagt. Verusche aus den Impulshandlungen raus zu kommen. Dieses von 0 auf 100 in Sekunden. Wenn dich irgendwas unendlich nervt und du am liebsten losbrüllen willst dann versuche solch einer Situation VORHER zu entweichen, geh raus, sammel dich und dann geh wieder rein und setzte neu an. Das hilft ungemein. Impulskontrolle kann man lernen, da gibt es verschiedene Methoden dazu. Du möchtest doch auch das dein Kind lernt seine Impulse zu lenken und nicht sofort bei allem loszukreischen. Geht den Weg doch gemeinsam und lernt gemeinsam wie das geht
Christen
25059 Beiträge
26.06.2019 12:24
Zitat von Bauernschnitte:

Ich tue mir tatsächlich selber leid.
Ich gebe auch ganz allein meinen Eltern die Schuld daran, es ist eben nur schade, wie du schon schriebst, dass man sich zusammen reißen muss und das gewisse Dinge normal erscheinen, obwohl sie das gar nicht sind....

Ein Trauerspiel und leider werde ich das meinen Kindern auch nicht besser machen können, weil ich nichts anderes erfahren habe. Meine Kinder sind dann die nächste Generation und es wird immer so weiter laufen - sehr sehr traurig.

Dennoch arbeite ich an mir, versuche oft „anders“ zu sein, dass bin dann nicht ich und vermutlich wirke ich dann auch nicht authentisch...
Wobei, bei meinen Tageskindern ist das ganz anders. Geduld, ruhig und da wiederhole ich mich auch 4 mal mehr, höre zu und falle nicht ins Wort....
nein, du machst es ja schon besser als deine Eltern. Deine Kinder werden es wahrscheinlich noch einen Tick besser machen als du und irgendwann ist das ausgemerzt
MiramitLionel
7456 Beiträge
26.06.2019 12:27
Ich hatte auch keine wirklich behütete Kindheit und beneide meinen Mann oft um seine Eltern, die so herzlich und lieb sind. Jetzt im Erwachsenenalter ist seine Mutter für mich eine Ersatzmama geworden vergessen was war, werde ich dadurch zwar nie, aber auch ich versuche ganz viel anders zu machen. Es ist schlimm, wenn man von klein auf kämpfen muss, aber umso schöner, wenn man dann irgendwann merkt, man ist angekommen.
jenjae
3827 Beiträge
26.06.2019 15:14
Zitat von Bauernschnitte:

....wie schön wäre das.

Ich sitze gerade am Esstisch, Kaffee in der Hand und geöffneten Fenstern.

Meine Nachbarin höre ich NIE laut werden, exzessiv schimpfen oder ähnliches.

Sie hat gerade den Tisch draußen gedeckt, für Ihre Jungs. Der Kleine, 4, ist vom Geschehen (wohlmöglich) abgelenkt.

Sie: J., wenn Dir das hier draußen zu aufregend ist und du nicht zum Essen kommst, müssen wir wieder drinnen essen.

Oder, sie: Mir ist es wichtig, dass Du eine Kleinigkeit gegessen hast, denn so bist du gestärkt für den Tag.

Ich sitze hier und könnte vor Freude weinen..... Sie ist so ein herzensguter Mensch. Wirklich, ganz extrem.
Ihr Kleiner hatte vor einiger Zeit eine Phase, da weinte er morgens und abends permanent, testete seine Grenzen und das extrem.

Sie hatte so eine unglaubliche Ruhe, wurde NIE laut und redet immer ausführlich und verständlich auf Augenhöhe. Davon hätte ich mir gerne 30 solcher Scheiben abgeschnitten

Ganz ganz toll, finde ich das und wäre bei ihr gerne Kind. (Ich habe das anders widerfahren)

Umso trauriger macht es mich immer wieder, dass ich das so nicht kann. Keine Geduld habe, schnell auf 100 bin und vieles im Alltagsstress untergeht, eben diese ruhige Kommunikation.

Ebenfalls sehe ich das auch bei meiner Cousine. Ihrer Tochter ggü. die heile, tolle Welt und was nichts für Kinderaugen und Ohren ist, erfährt ihre Tochter nicht.

Während meine Eltern sich zB vor mir geprügelt haben......

Oft frage ich mich: Was wäre aus Dir geworden, wärst du ebenfalls voller Liebe und ohne Streit der Eltern aufgewachsen?! Wäre ich heute belastbarer? Wäre ich ruhig und respektvoller?

.....ich erhoffe mir von diesem Thread nichts. Ich wollte das einfach mal los werden...

Ich denke, ich wäre heute ein anderer Mensch, hätte ich die Sorgen und die Jahre voller Streit nicht mitbekommen. Den Frust. Usw.


Mein Partner ist so, wie deine Nachbarin. Wir haben 4 Kinder zuhause und er ist, egal wie stressig es ist, immer so liebevoll, geduldig und wird nie laut. In Situationen, in denen ich schon ausgeflippt wäre, bleibt er stets ruhig und regelt alles durch seine Ruhe, die er ausstrahlt. Ich finde das so toll und habe mir schon ganz viel davon abgeschaut.

Ich finde sowas beneidenswert.

Bevor wir eine Patchworkfamilie worden (wurden? Ich hab grad einen hitzebedingten Hänger) bin ich meinem Kind gegenüber oft laut oder unfair geworden, aber wenn jetzt solche Situationen auftreten, schließe ich oft die Augen, zähle bis 3 und überlege, wie er es machen würde
Alaska
18847 Beiträge
26.06.2019 15:39
Zitat von Bauernschnitte:

Ich tue mir tatsächlich selber leid.
Ich gebe auch ganz allein meinen Eltern die Schuld daran, es ist eben nur schade, wie du schon schriebst, dass man sich zusammen reißen muss und das gewisse Dinge normal erscheinen, obwohl sie das gar nicht sind....

Ein Trauerspiel und leider werde ich das meinen Kindern auch nicht besser machen können, weil ich nichts anderes erfahren habe. Meine Kinder sind dann die nächste Generation und es wird immer so weiter laufen - sehr sehr traurig.

Dennoch arbeite ich an mir, versuche oft „anders“ zu sein, dass bin dann nicht ich und vermutlich wirke ich dann auch nicht authentisch...
Wobei, bei meinen Tageskindern ist das ganz anders. Geduld, ruhig und da wiederhole ich mich auch 4 mal mehr, höre zu und falle nicht ins Wort....


Da muss ich widersprechen. Das ist eine Frage des Willens. In den 80ern war es z.B. völlig normal, dass man Hosenklapse bekommen hat. Ich auch. Hat die Beziehung zu meinen Eltern nicht einmal angekratzt, trotzdem weiß ich, dass es nicht nötig ist und fasse meine Kinder auch nicht an.
Meine Mutter wurde von ihrer Mutter zwar umsorgt, aber in den Arm genommen wurde sie von ihr nicht. Das liegt auch an der Vorgeschichte meiner Oma, die spielt natürlich immer mit rein. Aber während meine Tante das bei ihren Kindern dann auch nicht groß anders gemacht hat, wollte meine Mama es besser machen. Und das hat sie auch geschafft. Wir wurden geknuddelt und beschmust und ich hab mich immer sehr wohl gefühlt in meiner Kindheit.

Ich möchte den Satz, dass einzig die Eltern Schuld sind und dass man es deswegen bei den eigenen Kindern nicht besser machen kann so nicht stehen lassen, weil es absolut nicht stimmt.
Zum einen ist man irgendwann alt genug, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Für oder gegen eine Erziehung. Impulse mag man weniger ausschleichen können, aber ob ich denen nachgebe kann ich mir selber unterbinden.

Ich streite mit meinen Kids auch. Ich denk mir aber auch nichts dabei. Wir zoffen, wir versöhnen uns. Dabei werd ich auch mal lauter, mein Sohn auch. Ich sag immer, hier gehts zu wie in einem italienischen Haushalt. Ich gewöhn mir das auch nicht ab, weil es zu uns gehört (selbstverständlich schreit hier niemand rum, auch die Nachbarn werden damit nicht belästigt ).
Und die Kids wissen das auch. Stellen sie was an, obwohl ich davor mehrfach unterbunden habe, dann "knallts" halt auch mal. Ist die Luft raus und wir haben das geklärt (meist eine zweiminütige Angelegenheit) vertragen wir uns und nehmen uns in den Arm. Meine Kids wissen dann aber auch, das ist jetzt erledigt, das wird nicht nachgetragen und nicht nochmal aufgewärmt.

Vielleicht sind deine Ziele so hoch. So "perfekte" Mütter sind mir meist etwas befremdlich. Auch Kinder dürfen lernen, dass man mal streitet. Sie dürfen doch auch sehen, dass Mama jetzt echt wütend ist und warum. Das gehört für mich absolut zum Leben dazu.
Dinge, die sie richtig macht, macht sie irgendwo anders eben wieder falsch. Da bist du vielleicht besser und siehst es gar nicht.

Wenn ich übrigens das Gefühl hab, ich koche gleich über (z.B. weil mein Tag total stressig war und das, was meine Kinder grad gebracht haben keine Wut rechtfertigt), dann schnauf ich tief durch. Das hilft oft schon. Nochmal nachdenken, ob das jetzt wirklich so schlimm war und dann ist der erste Impuls schonmal unterdrückt.
nilou
14053 Beiträge
26.06.2019 16:17
Zitat von Alaska:

Zitat von Bauernschnitte:

Ich tue mir tatsächlich selber leid.
Ich gebe auch ganz allein meinen Eltern die Schuld daran, es ist eben nur schade, wie du schon schriebst, dass man sich zusammen reißen muss und das gewisse Dinge normal erscheinen, obwohl sie das gar nicht sind....

Ein Trauerspiel und leider werde ich das meinen Kindern auch nicht besser machen können, weil ich nichts anderes erfahren habe. Meine Kinder sind dann die nächste Generation und es wird immer so weiter laufen - sehr sehr traurig.

Dennoch arbeite ich an mir, versuche oft „anders“ zu sein, dass bin dann nicht ich und vermutlich wirke ich dann auch nicht authentisch...
Wobei, bei meinen Tageskindern ist das ganz anders. Geduld, ruhig und da wiederhole ich mich auch 4 mal mehr, höre zu und falle nicht ins Wort....


Da muss ich widersprechen. Das ist eine Frage des Willens. In den 80ern war es z.B. völlig normal, dass man Hosenklapse bekommen hat. Ich auch. Hat die Beziehung zu meinen Eltern nicht einmal angekratzt, trotzdem weiß ich, dass es nicht nötig ist und fasse meine Kinder auch nicht an.
Meine Mutter wurde von ihrer Mutter zwar umsorgt, aber in den Arm genommen wurde sie von ihr nicht. Das liegt auch an der Vorgeschichte meiner Oma, die spielt natürlich immer mit rein. Aber während meine Tante das bei ihren Kindern dann auch nicht groß anders gemacht hat, wollte meine Mama es besser machen. Und das hat sie auch geschafft. Wir wurden geknuddelt und beschmust und ich hab mich immer sehr wohl gefühlt in meiner Kindheit.

Ich möchte den Satz, dass einzig die Eltern Schuld sind und dass man es deswegen bei den eigenen Kindern nicht besser machen kann so nicht stehen lassen, weil es absolut nicht stimmt.
Zum einen ist man irgendwann alt genug, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Für oder gegen eine Erziehung. Impulse mag man weniger ausschleichen können, aber ob ich denen nachgebe kann ich mir selber unterbinden.

Ich streite mit meinen Kids auch. Ich denk mir aber auch nichts dabei. Wir zoffen, wir versöhnen uns. Dabei werd ich auch mal lauter, mein Sohn auch. Ich sag immer, hier gehts zu wie in einem italienischen Haushalt. Ich gewöhn mir das auch nicht ab, weil es zu uns gehört (selbstverständlich schreit hier niemand rum, auch die Nachbarn werden damit nicht belästigt ).
Und die Kids wissen das auch. Stellen sie was an, obwohl ich davor mehrfach unterbunden habe, dann "knallts" halt auch mal. Ist die Luft raus und wir haben das geklärt (meist eine zweiminütige Angelegenheit) vertragen wir uns und nehmen uns in den Arm. Meine Kids wissen dann aber auch, das ist jetzt erledigt, das wird nicht nachgetragen und nicht nochmal aufgewärmt.

Vielleicht sind deine Ziele so hoch. So "perfekte" Mütter sind mir meist etwas befremdlich. Auch Kinder dürfen lernen, dass man mal streitet. Sie dürfen doch auch sehen, dass Mama jetzt echt wütend ist und warum. Das gehört für mich absolut zum Leben dazu.
Dinge, die sie richtig macht, macht sie irgendwo anders eben wieder falsch. Da bist du vielleicht besser und siehst es gar nicht.

Wenn ich übrigens das Gefühl hab, ich koche gleich über (z.B. weil mein Tag total stressig war und das, was meine Kinder grad gebracht haben keine Wut rechtfertigt), dann schnauf ich tief durch. Das hilft oft schon. Nochmal nachdenken, ob das jetzt wirklich so schlimm war und dann ist der erste Impuls schonmal unterdrückt.


Kann ich aus eigener Familienerfahrung nur bestätigen. Das Elternhaus allein ist es nicht. Da gehört mehr dazu und man hat es auch selber mit in der Hand es anders zu machen.

Und v.a. darf man da selber nicht nachtrauern sondern muss schauen es zu verarbeiten. Solange man da dran hängt kann man idR nicht loslassen und dann "schleppt" man es in die Bezihung zu den eigenen Kindern mit rein.
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