Mütter- und Schwangerenforum

Muttersein - immer Friede, Freude, Eierkuchen?

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Marja
6987 Beiträge
10.04.2015 23:11
Für mich ist es eigentlich das Schlimmste am Muttersein das völlig selbstverständlich jeder sich das Recht nimmt, hemmungslos an einem herumzukritisieren. Die Kritik kommt ganz direkt oder in der Verpackung "gut gemeinter Ratschläge" daher, aber letztlich läuft's aufs Gleiche hinaus.

Schwiegermutter findet es einen "unhaltbaren Zustand", dass das Kind in ungebügelten Klamotten herumlaufen "muss". Und überhaupt gibt es Familien, die kommen mit viel weniger Geld aus - da muss die Mutter nicht arbeiten gehen und es läuft trotzdem.... etc. etc.

Allgemein habe ich wirklich lange gebraucht so etwas wie eine Balance zu finden. Perfekte Hausfrau und Köchin (nur frisch und gesund selbstverständlich) erfolgreiche Geschäftsfrau, Super-Mami, liebende Ehefrau.. dazu den Garten ordentlich halten, damit die Nachbarn nicht meckern, den Vorgarten (was sollen sonst "die Leute" denken), eigene Hobbys (braucht "man" schließlich auch als Mutter..) , dazu immer perfekt organisiert und natürlich auch persönlich engagiert im Kindergarten, Spielkreis usw. und das der Freundeskreis natürlich nicht vernachlässigt werden darf und man auf das eigene Aussehen stets achtet, versteht sich ja von selbst.

Für mich ist das tatsächlich das schwerste am Muttersein. Früher habe ich von morgens 8:00 Uhr bis ca. 22:00 Uhr im Büro gesessen, mir zwischendurch einen Dosen-Eintopf und Abends eine Fünf-Min. Terrine reingezogen. Dazu habe ich mind. 3 Schachteln Zigaretten am Tag geraucht und bin an den Wochenenden seltenst vor 2 Uhr Nachts ins Bett....

Da war die Welt von Schwiegereltern, Mama und den Rest der Welt erstaunlicherweise noch okay. Da war nichts mit das tut "man" nicht, "so geht das doch nicht... " , "du kannst doch nicht.... ", "wann hast Du eigentlich das letzte mal Fenster geputzt, Gardinen gewaschen, etc.?"
Aber kaum ist man Mutter fühlen sich alle eingeladen und herzlich dazu aufgerufen, völlig hemmungslos herumzunörgeln.

Schwiegermutter hat es doch tatsächlich beim letzten Besuch fertig gebracht, meinem "armen" Kind den Pullover auszuziehen und erst mal zu bügeln... der hat es nämlich gewagt in der schnell gepackten Tasche etwas knitterig zu werden...
Ob meine Mutter mir denn nie beigebracht hat, wie man eine Tasche ordentlich packt?! Vermutlich hat sie's mal versucht... aber da war ich noch zu beschäftigt mit rauchen und saufen um drauf zu hören... aber nun bin ich ja Mutter. Ich werde umgehend ein Abendseminar zu diesem Thema besuchen, damit mein "armes" Kind nie wieder in einem ungebügelten Pullover herumlaufen muss.



11.04.2015 05:53
Das Schlimmste für mich ist auch die Angst um meine Kinder.Dass ihnen was passieren könnte und ich machtlos bin.Und die Angst,dass mir was passieren könnte und die Kinder ohne mich groß werden müssten.

steph28
4166 Beiträge
11.04.2015 09:21
Das schlimmste ist für mich die fehlende Spontanität. Nicht mal abends spontan essen gehen, Theaterbesuche wochenlang vorher planen, weil ein Babysitter gebraucht wird, kurzfristig übers Wochenende nach Paris fliegen, solche Sachen.
Und das frühe aufstehen auch am Wochenende nervt ein bisschen.
zartbitter
46787 Beiträge
11.04.2015 10:32
Aktuell würd ich den Schlafmangel als das definitiv schlimmste benennen Das geht mir mittlerweile ganz ehrlich absolut auf'n Geist, ich bin nachts ganz weit weg von Friede Freude blablabla
11.04.2015 12:54
Hilflosigkeit - hat mich bei der Erkrankung meiner Großen (Psyche) an meine Grenzen gebracht. Solange ich handeln kann, liebe ich das Leben als Mama.
Sonst würden wir auch kaum nochmal hibbeln. Wobei ich wahnsinnige Angst habe, dass einer der Jungs oder No 4 auch in irgendeiner Weise erkrankt
Honey1986
2285 Beiträge
11.04.2015 13:26
Ich bin gerne Mama, ABER wenn er mir zum 700. mal meine Geschirrtücher aus dem Schrank räumt und damit unseren Hund putzt, oder sich zum 3. Mal den Wassernapf vom Hund übers Hirn kippt, dann, ja dann frage ich mich gelegentlich WARUM ich Mama werden wollte.

Oder wenn er mal wieder die Chance nutzt und seine Hände in der Kloschüssel badet, Nachts plötzlich hellwach ist und anfängt zu erzählen und zu lachen ...

Ach es gibt viele Situationen wo ich denke "Hilfe, meine Nerven" trotzdem liebe ich diesen kleinen Racker mehr als mein eigenes Leben, gucke ihm unheimlich gern beim wachsen und lernen zu und sage mir selbst immer "in 18 Jahren wäre ich froh, er würde meine Geschirrtücher je wieder anfassen"
Nina_Nekro
25217 Beiträge
11.04.2015 17:47
11.04.2015 18:12
Zitat von Nina_Nekro:

"Unglück der Mütter.."
Ganz schön harte Kost.
http://www.welt.de/vermischtes/article139410886/Se it-der-Geburt-habe-ich-die-Entscheidung-bereut.htm l

Das abschließende Zitat finde ich richtig gut.
Tinka82
8315 Beiträge
12.04.2015 07:29
Der Artikel ist echt super! Und das letzte Zitat trifft es auf den Punkt.
Tinka82
8315 Beiträge
12.04.2015 07:35
Für mich ist es das Schlimmste, dass ich immer das Gefühl habe, dass ich eine schlechte Mutter bin für meine Kinder. Das finde ich ganz ganz schlimm und an manchen Tagen zieht es mich echt runter. Im Grunde weiß ich, dass es nicht so ist, aber das Gefühl bleibt.
Meine Schwiegermutter kann auch vieles nicht verstehen, wenn ich kaputt und gestresst bin und nicht alles tippi toppi ist...früher ging das ja schließlich auch. Dass sie aber auch zuhause war die ersten Jahre und ich eine Vollzeitstelle habe mut einem Mann, der in Teilzeit arbeitet, das sieht sie glaub ich nicht. Sie meint das auch nicht böse, aber sie ist halt eine andere Generation.
Obsidian
15967 Beiträge
12.04.2015 08:58
Wenn ich das ganze ernsthaft beantworten soll, dann würde ich sagen, das Schlimmste ist die Angst, dieses Kind, diesen Menschen zu verlieren. Fast jede Nacht ist bei meinen Träumen mindestens einer dabei, der sich damit beschäftigt. Ich dachte früher, ich wüsste, wie es sich anfühlt, Angst um jemanden zu haben. Ich hatte Ahnung .

Den Artikel find ich jetzt nicht so dolle, eigentlich ist das nur eine Zitatesammlung aus verschiedenen Blogs, oder? Und so spektakulär und reißerisch, wie die alle tun, find ich jetzt auch den Inhalt nicht, ehrlich gesagt. Dass es Frauen gibt, die das Kinderkriegen bereuen ist zwar für diese Betroffenen eine Katastrophe (es gibt ja nicht wirklich eine Lösung) aber überrascht das jetzt wirklich jemand, gibts jemand, der dachte, sowas existiert nicht?

Gegeben hats das sicher schon früher, da wurde halt nicht drüber geredet. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass es grade in dieser Generation viel schlimmer geworden ist, weil Muttersein von der Gesellschaft radikal anders gesehen wird als noch vor ein paar Dekaden. Das Kind steht mehr im Mittelpunkt, eine Mutter weiß inzwischen, was sie dem Baby mit Schreien lassen antut und macht es deswegen nicht mehr und all sowas... der Job ist schwieriger geworden....
christine
6856 Beiträge
16.04.2015 09:57
An erster Stelle möchte ich wie wahrscheinlich alle vor mir sagen, dass ich trotz aller Entbehrungen NIE im Leben nochmal tauschen würde - dazu ist es einfach unterm Strich zu schön, zu reichhaltig und zu wertvoll

Aber natürlich ist es NICHT stets Friede, Freude, Eierkuchen ...
Genauer gesagt wechselt der Zustand zwischen "wundervoll" und "fürchterlich" teils im Viertelstundentakt und das täglich
Natürlich bricht die Katastrophe zuverlässig immer dann los wenn man es gerade eilig hat oder sich gerade alle an den Tisch setzen , was sonst

Ganz zu Anfang hat mich am meisten "geschockt" wie sehr man sich selbst auch mit den aller einfachsten Bedürfnissen dauerhaft und stetig zunehmend zurücknehmen muss - hat man grundsätzlich erwartet, das Ausmaß wird einem aber erst mit eigenem Kind so richtig klar
Ich finde das aber sehr erdend (auch wenns natürlich kollossal nerven kann)

Dann der ganze Krempel, der kontinuierlich mitzuschleppen ist - der wird ja nicht wirklich weniger, er wandelt sich nur
Früher hab ich im Supermarkt nicht mal nen Einkaufswagen nehmen wollen... und jetzt...immer mit Vehikel am Start

Auch so ziemlich die meisten Vorstellungen "vor Kind" davon, was ich mir alles von meinem Kind nicht gefallen lassen würde und was es unter keinen Umständen bei mir geben würde (bei mir im Bett schlafen, "du böse Mama", vor Wut von meinem Kind geschlagen und getreten werden...und und und) ... beinahe alles Schall und Rauch, weil Blödsinn
(eine Erkenntnis die sich aber erst im Alltag mit eigenem Kind einstellt)

Wirklich übermächtig finde ich ebenfalls die Angst, dass kleinen Mensch um den sich meine Welt nun dreht was auch immer passieren könnte...
Schrecklich welche Filme man da so schiebt... und BErichte über verunglückte oder kranke Kinder kann ich tatsächlich schlicht nicht ertragen, die bloße Vorstellung ist der blanke Horror...

Dem gegenüber steht aber die völlig neu dimensionierte Gefühlswelt und Erlebniswelt, die einem ab der Ankunft der Zwerge eröffnet wird
Man lernt auch ein Stück weit die Welt wieder mit ihren Augen zu sehen und daran teilzuhaben wie sie ihre Welt entdecken ist einfach gigantisch toll

Da ist es dann nicht mehr ganz so tragisch, dass man nie ausschläft, kaum abends weg geht (wir gehen meist mittags ins Kino und essen, wenn sie in der Kita ist und wir gemeinsam frei haben), eigentlich nie in Frieden essen kann, sich regelmäßig überaus undankbare Trotzanfälle über einem entladen, die Urlaubsziele für eine Weile sehr eingeschränkt sind (und "Urlaub" jetzt sowieso immer anders sein wird...) und man eigentlich seltenst seinen Zeitplan einhalten kann, weil der Boykott bereits im vollen Saft steht

Und wenn sich dann noch kleine Ärmchen um meinen Hals schlingen, sich nachts ein kleiner Körper ganz eng an mich kuschelt oder ein völlig spontanes "Ich hab dich sooo lieb, Mama" kommt ... sie wieder irgendwelche völlig ulkigen oder genialen Ideen ausgebrütet hat, spontan ein Ständchen im Supermarkt gibt oder sie echten Kinderhumor beweist...dann ist sowieso klar was mittlerweile das Größte für mich ist und immer sein wird

Mein Kind hat eindeutig mein Leben enorm bereichtert - in allen Facetten und in einer Weise die ich mir vorher nicht mal im Ansatz hab vorstellen können
(Weshalb ich jetzt auch weiss, dass man Leuten ohne KInder für ihre Sprüche und Ansichten nicht böse sein darf, weil sie es gar nicht wissen können)
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