Mütter- und Schwangerenforum

Autoaggression: Tochter kratzt sich Zahnfleisch blutig

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22.10.2021 13:44
Hallo liebe Community,

Ich habe bisher hin und wieder passiv zu verschiedenen Themen hier im Forum gelesen, nun aber für den ersten Beitrag extra angemeldet.

Meine Partnerin und ich haben eine 2,5 Jahre alte Tochter.
Seit kurzem beschäftigen wir uns mit dem Thema Gefühlsstärke Kinder, und finden so vieles wieder was auf unsere Tochter zutrifft.
Wir sind beide eher ruhig und sehr geduldig und einfühlsam, aber inzwischen treibt sie uns durch ihre Art regelmäßig bis über unsere Grenzen.
Lange Wut- und Schreianfälle zu jeder Tages- und Nachtzeit sind bis auf wenige Ausnahmen an der Tagesordnung, Schlaf meist schwierig und sie braucht sehr wenig davon. Wenn ich Mal Windeln wechsle oder Zähne putze mit ihr, rastet sie regelmäßig völlig und manchmal bis zur Erschöpfung aus.
Wir lieben sie und sie ist so ein wundervoller Mensch, sie bringt auch so viel Freude mit.

Meine Partnerin hat nun seit kurzem einen Abend die Woche, an dem sie nicht da ist, und das möchten wir auch so beibehalten. Ich schaffe es nur unter krassem Geschrei, sie irgendwann erschöpft ins Bett zu bringen. Bisher habe ich es auch nicht geschafft ein Ritual zu etablieren da sie ab einer bestimmten Zeit nicht mehr zugänglich für mich ist.

Das alles war bisher normal für uns, nun kam aber für mich gestern eine Stufe dazu:
Kurz vor dem Zähneputzen hat sie angefangen extrem mit den Zähnen zu knirschen, eher viel mehr als sonst. Das muss ihr schon weg getan haben, und anschließend hat sie angefangen mit den Fingernägeln ihr Zahnfleisch blutig zu kratzen. Sie ist so richtig mit den Fingern in den Mund oberhalb der Zähne und hat mit aller Kraft nach unten gekratzt. Innerlich war ich geschockt, aber zum Glück konnte ich ruhig bleiben.
Das ganze ging so 20 Minuten und ich konnte sie nicht davon abhalten, am Ende waren ihre Hände voll Blut, ihr Gesicht auch und meine Hände. Sie ist dann irgendwann erschöpft eingeschlafen.
Es war ganz eindeutig aufgrund der Tatsache, dass Mama nicht da war und ich ihr eben die Zähne geputzt habe.

Das war eine echt üble Erfahrung für mich.
Hat jemand Rat dazu? Autoaggression ist bis zu einem gewissen Grad ja normal, aber davon habe ich noch nie gehört.
Was kann ich akut in so einer Situation machen? Festhalten, dass sie sich nicht weiter weh tut? Machen lassen und bei ihr sein und versuchen gut zuzureden wie ich es gemacht habe?
Und wie können wir so eine Erfahrung möglichst verhindern?
Der Abend ist fix für Mama, das muss sie eigentlich lernen. Einfach an diesem Abend das Zähneputzen ausnahmsweise sein lassen?,

Bis für alle Tipps dankbar!
Liebe Grüße
Duggi
shelyra
69094 Beiträge
22.10.2021 15:21
Wie hast du dich denn bisher eingebracht?
Kennt sie es dass du auch etwas machst?
Hast du davor schonmal Windeln gewechselt, Zähne geputzt, sie bespaßt? Oder kam das alles jetzt erst dazu?

Ich würde erstmal einen Schritt zurück gehen und den Mama Abend streichen (für kurze Zeit, nicht für immer). Und dann langsam aufbauen dass Mama immer weniger macht. Am Anfang steht sie daneben während du etwas machst, dann verlässt sie das Zimmer, usw. Also eine Art sanfter Übergang! Aber sie muss sich zurück halten und dich deinen Weg finden lassen - der kann anders aussehen als der von ihr.
Und wenn das ganze klappt, dann kann Mama auch weg gehen.

Im Moment ist eure kleine so gestresst dass sie sich selbst verletzt! Das sollte man ernst nehmen
22.10.2021 15:42
Zitat von shelyra:

Wie hast du dich denn bisher eingebracht?
Kennt sie es dass du auch etwas machst?
Hast du davor schonmal Windeln gewechselt, Zähne geputzt, sie bespaßt? Oder kam das alles jetzt erst dazu?

Ich würde erstmal einen Schritt zurück gehen und den Mama Abend streichen (für kurze Zeit, nicht für immer). Und dann langsam aufbauen dass Mama immer weniger macht. Am Anfang steht sie daneben während du etwas machst, dann verlässt sie das Zimmer, usw. Also eine Art sanfter Übergang! Aber sie muss sich zurück halten und dich deinen Weg finden lassen - der kann anders aussehen als der von ihr.
Und wenn das ganze klappt, dann kann Mama auch weg gehen.

Im Moment ist eure kleine so gestresst dass sie sich selbst verletzt! Das sollte man ernst nehmen


Hallo shelyra,

Vielen Dank für deine Antwort.
Ich habe von Anfang an auch alles gemacht, Windeln wechseln, Zähne putzen, an- und ausziehen, viel Zeit mit meiner Tochter verbracht, auch viele Ausflüge allein mit ihr gemacht. Haben auch regelmäßig komplette Tage nur zu 2. Und es klappt ihrem Temperament entsprechend auch gut.
Nur ins Bett bringen hat bisher nie gut geklappt wenn die Mama da war, das hat zu 99% sie gemacht.
Dass sie sich nicht mehr von mir Windeln wechseln lassen will und Zähne putzen bei mir konkret ein Problem ist, ist relativ neu. Sie lässt sich generell nicht gern die Zähne putzen, nur eben seit gewisser Zeit von mir besonders nicht.

Grundsätzlich kennt sie es also, dass wir beide alles machen.

Dass sie das besonders stresst nehmen wir natürlich auch wahr, irgendwas mache ich wohl anders was ihr nicht passt.
Wir schauen Mal wie es sich entwickelt, und im Zweifelsfall lasse ich das Zähne putzen dann einfach erst Mal weg. Der Abend selbst nur mit Papa ist aber fix.

Bin für weitere Anmerkungen dankbar!
bambina_1990
16691 Beiträge
22.10.2021 16:33
Hmm , und erstmal ab den Abend wach lassen bis Mama kommt ? Ihr also einen Filmeabend zusammen macht zb ? Also nur am Anfang bis sie sich daran gewöhnt hat und dann baut ihr das ins Bett bringen langsam auf
Palabras
763 Beiträge
22.10.2021 17:50
Zitat von bambina_1990:

Hmm , und erstmal ab den Abend wach lassen bis Mama kommt ? Ihr also einen Filmeabend zusammen macht zb ? Also nur am Anfang bis sie sich daran gewöhnt hat und dann baut ihr das ins Bett bringen langsam auf


Oder Mama geht erst nach dem das Kind im Bett ist
bambina_1990
16691 Beiträge
22.10.2021 17:51
Zitat von Palabras:

Zitat von bambina_1990:

Hmm , und erstmal ab den Abend wach lassen bis Mama kommt ? Ihr also einen Filmeabend zusammen macht zb ? Also nur am Anfang bis sie sich daran gewöhnt hat und dann baut ihr das ins Bett bringen langsam auf


Oder Mama geht erst nach dem das Kind im Bett ist
Oder so . Wenn aber das Kind von Haus aus erst um 21 Uhr ins Bett geht zb dann braucht sie nicht mehr groß weg gehen
Palabras
763 Beiträge
22.10.2021 17:55
Zitat von bambina_1990:

Zitat von Palabras:

Zitat von bambina_1990:

Hmm , und erstmal ab den Abend wach lassen bis Mama kommt ? Ihr also einen Filmeabend zusammen macht zb ? Also nur am Anfang bis sie sich daran gewöhnt hat und dann baut ihr das ins Bett bringen langsam auf


Oder Mama geht erst nach dem das Kind im Bett ist
Oder so . Wenn aber das Kind von Haus aus erst um 21 Uhr ins Bett geht zb dann braucht sie nicht mehr groß weg gehen


Ja, kommt halt darauf an was sie macht.

Bei Papa schlafen an den Abenden?

Lange aufbleiben stell ich mir bei einem gefühlsstarken Kind halt auch schwer vor und kann mir vorstellen, dass sie so noch mehr aufdreht, wenn dann Müdigkeit hinzukommt
Alaska
18846 Beiträge
22.10.2021 18:04
Du schaffst es nicht eine 2.5 Jährige in einer Akutsituation davon abzuhalten, sich selber zu verletzen? Wie das?
Stehst du dabei, schaust zu und redest ihr gut zu?

Auf jeden Fall ist nichs von dem, was du beschreibst normal. Daher erster Ansprechpartner: der Kinderarzt. So schnell wie möglich.
nilou
14025 Beiträge
22.10.2021 18:35
Zitat von Alaska:

Du schaffst es nicht eine 2.5 Jährige in einer Akutsituation davon abzuhalten, sich selber zu verletzen? Wie das?
Stehst du dabei, schaust zu und redest ihr gut zu?

Auf jeden Fall ist nichs von dem, was du beschreibst normal. Daher erster Ansprechpartner: der Kinderarzt. So schnell wie möglich.


Dem schließe ich mich an. 20 min „zuschauen“ wie das Kind sich zerkratzt? Da hätte ich sie zum eigenen Schutz mit einer Umarmung fixiert.
Litschi
1121 Beiträge
22.10.2021 18:50
Zitat von nilou:

Zitat von Alaska:

Du schaffst es nicht eine 2.5 Jährige in einer Akutsituation davon abzuhalten, sich selber zu verletzen? Wie das?
Stehst du dabei, schaust zu und redest ihr gut zu?

Auf jeden Fall ist nichs von dem, was du beschreibst normal. Daher erster Ansprechpartner: der Kinderarzt. So schnell wie möglich.


Dem schließe ich mich an. 20 min „zuschauen“ wie das Kind sich zerkratzt? Da hätte ich sie zum eigenen Schutz mit einer Umarmung fixiert.


Im besten Fall sind die Fingernägel nicht mal ausreichend lang für so ein Blutbad.
Mit 2,5 kann die Zahnbürste auch schon mal überlassen werden und man verzichtet aufs Nachputzen. Kam das jemals bei Mama oder in anderer Konstellation vor?
Was heißt denn fix? Und was sagt Mama zu der Situation? Müssen ist ja immer schön und gut, aber MIT KIND muss sich Erwachsener auch für einige Zeit anpassen bei Bedarf. Und den seh ich hier.
Palabras
763 Beiträge
22.10.2021 22:58
Zitat von Litschi:

Zitat von nilou:

Zitat von Alaska:

Du schaffst es nicht eine 2.5 Jährige in einer Akutsituation davon abzuhalten, sich selber zu verletzen? Wie das?
Stehst du dabei, schaust zu und redest ihr gut zu?

Auf jeden Fall ist nichs von dem, was du beschreibst normal. Daher erster Ansprechpartner: der Kinderarzt. So schnell wie möglich.


Dem schließe ich mich an. 20 min „zuschauen“ wie das Kind sich zerkratzt? Da hätte ich sie zum eigenen Schutz mit einer Umarmung fixiert.


Im besten Fall sind die Fingernägel nicht mal ausreichend lang für so ein Blutbad.
Mit 2,5 kann die Zahnbürste auch schon mal überlassen werden und man verzichtet aufs Nachputzen. Kam das jemals bei Mama oder in anderer Konstellation vor?
Was heißt denn fix? Und was sagt Mama zu der Situation? Müssen ist ja immer schön und gut, aber MIT KIND muss sich Erwachsener auch für einige Zeit anpassen bei Bedarf. Und den seh ich hier.


Jetzt bin ich ja leicht beruhigt, dass ich dieses, der Abend ist fix für Mama und das MUSS sie lernen nicht nur mir etwas, naja, dezent egoistisch vor kam. Wollte es vorhin nicht erwähnen, weil ich da ja auch keinen Unmut machen wollte.
Aber das war in der Tat mein erster Gedanke, warum Mama nicht einfach zu Hause bleibt wenn das Kind ganz offensichtlich Probleme mit ihrer Abwesenheit hat.
Mal ganz außen vor, dass ich persönlich finde, dass wenn man Mutter wird, sich von vorne herein bewusst sein muss, dass man eine ganze Zeitlang seine eigenen Bedürfnisse, wie einen Abend für mich usw, unter Umständen zurück stellen muss, wäre solch ein Drama Zuhause für mich nie und immer eine Situation in der ich beruhigt einen fixen Abend in der Woche wollte. Nicht eine ruhige Minute hätte ich.
Ich würde da in der Tat mein Bedürnus nach dem fixen Abend definitiv in die weitere Ferne verschieben
Aber ich will ja nicht die böse Übermutter sein, die der Mama da nicht ihren fixen Abend gönnt.

In der Tat geht mir das was ich hier gelesen habe den ganzen Tag schon nach und ich frage mich echt wie es dazu kommen kann, dass sich ein Kind das ZAHNFLEISCH blutig kratzt und ich trau es mich gar nicht mir das bildlich vorzustellen
Kirschmuffin
4857 Beiträge
23.10.2021 07:07
Aber ihr wisst doch gar nicht, warum die Mama an dem Abend weg ist und da nichts dran zu rütteln ist? Oder hab ich das überlesen?

Vielleicht muss sie arbeiten, vielleicht pflegt sie einen Verwandten, vielleicht hat sie irgendwelche wirklich wichtigen Termine.

Und wir reden hier von einem 2,5jährigen Kind, nicht von einem Säugling, der hier jetzt "im Stich gelassen" wird.

Natürlich ist die Situation, wenn sie sich denn so zugetragen hat, furchtbar. Und ja, ich würde als Mama auch keine ruhige Minute haben und wenn möglich auf freie Abende verzichten.
Aber gerade wenn der Papa sich sonst auch immer viel mitkümmert und das auch alles immer gut geklappt hat, ist das ja nun keine Situation mit der man rechnet.

Wenn das Kind schräg drauf wäre, wenn die Mama alleine ist, während Papa arbeiten geht, würdet ihr da auch sagen, der Papa muss gefälligst Zuhause sein und das Kind nicht "alleine" (wohlgemerkt bei einer engen Bezugsperson!) lassen?

Also ich möchte den Vorfall nicht kleinreden, das ist auf jeden Fall extrem. Und da muss man einen Weg finden mit umzugehen und zu verhindern dass das Kind sich vor Wut selbst verletzt. Anders reagieren. Gegebenenfalls zum Kinderarzt gehen. Deshalb fragt der TS ja nach Tipps.
Aber zu sagen, alles ist tutti wenn Mama einfach Zuhause bleibt, ist doch nicht der richtige Weg
bambina_1990
16691 Beiträge
23.10.2021 08:24
Wenn der Papa sonst auch TAGE mit ihren Papa verbringt , ohne Mama aber an einen Abend dann so ein Theater macht dann bin ich nicht dafür zu sagen Mama muss halt einfach zurück stecken und gut da steckt sicher was anderes dahinter denn das empfinde ich nicht als normal
Es handelt sich um ein paar Stunden und da macht sie so ein Theater aber wenn sie den ganzen Tag mit Papa verbringt dann nicht ? Dann scheint sie mit den ohne Mama sein anscheinend kein Problem zu haben. Glaube da steckt was anderes dahinter
Palabras
763 Beiträge
23.10.2021 08:58
Schlafen gehen ist aber für viele Kinder eine besondere Situation. Viele Kinder brauchen zum Schlafen gehen einen immer wieder gleichen Ablauf Tag für Tag. Nur die kleinste Abweichung könnte das Kind aus der Bahn werfen. Und bei manchen Kindern kann die Abwesenheit der Mutter durchaus ein unüberwindbares Drama darstellen.

Meine Tocher ist 2 Jahre und 9 Monate. Bei ihr fängt es jetzt erst an, dass sie kleine Veränderungen zu lässt. Also auch mal der Papa mit ihr Zähneputzen darf oder den Schlafi anziehrn darf. Von ins Bett bringen und Geschichte vorlesen ist er noch weit entfernt. Er darf ab und zu noch mal reinkommen für ein gute Nacht Kussi.
Und meine Tochter ist alles andere als gefühlsstark. Sie ist an sich sehr umgänglich, durchaus tagsüber auch kompromissvereit, aber beim Schlafen gehen braucht sie einfach ihren gewohnten Umgang.
Tagsüber hingegen könnte ich sie ohne Probleme beim Papa lassen und für Stunden unterwegs sein, sie würde vielleicht mal nach mir fragen wäre aber mit einer Erklärung zufrieden.
Wollte ich abends weggehen, könnte ich das tatsächlich erst wenn sie schläft.

Ich finde schon, dass man sich da als Mama drauf einstellen kann. Es sind doch nur die ersten Jahre, die werden doch wohl durchzuhalten sein. Muss sie arbeiten, si d die Arbeitszeiten eben noch nicht so geschickt gewählt.
Man kann ja darauf hinarbeitrn, dass das zu Bett gehen mit Papa klappt in dem die Mama den Papa immer mehr in den Ablauf mit einbezieht. Behutsam und Stück für Stück.

Ich kenne viele Kinder die einen immer wieder gleichen Ablauf beim zu Bett gehen brauchen. Ich hab 6 Kinder und bisher war es bei jedem Kind so. Bei den meisten konnte ich zwischen 3 und 4,5 Jahren auch mal abweichen, wenn ich die Abeweichung erklären konnte oder sie eben jemand anderen überlassen.
Kinder wissen so winfach was als nächstes passiert und das gibt ihnen Sicherheit.

Ist es einen Abend so und am anderen Abend so fehlt ihnen das Wissen darum was jetzt als nächstes folgt und das wirft manche Kinder einfach aus der Bahn beim hwiklen Thema Zu Bett gehen.
Titania
5863 Beiträge
23.10.2021 09:08
Vielleicht ist aber auch das Kind auf einen Podest zu heben und es dem Kind immer recht machen zu wollen, das Problem der heutigen Zeit.

Die Zahlen der Kinder mit psychischen Erkrankungen nimmt immer weiter zu. Müsste ja eigentlich anders sein. Aber vielleicht ist dieses dem Kind bloß nichts zumuten zu wollen genau das, was Kinder krank macht. Auch Überfürsorge schadet Kindern. Und Kinder müssen nun mal gewisse Abläufe erlernen. Das ist keine Zumutung, das ist einfach das Leben.
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