Mütter- und Schwangerenforum

Keine gute Bindung oder einfach nur offen?

Gehe zu Seite:
19.08.2021 08:05
Hallo!

Gestern in einem Gespräch mit einer anderen Mutter kam das Thema "Sichere Bindung" auf. Ich kenne das Modell, wusste also, wovon sie spricht.

Wir kamen auch zur Krippen-/Kitaeingewöhnung. Ihr Kind hatte Schwieirgkeiten, sich von ihr zu trennen und dementsprechend lange hat die Eingewöhnung gedauert.

Mein Zwerg (16 Monate), wird ab nächster Woche nach dem Berliner Modell eingewöhnt. Aufgrund beruflicher Verpflichtungen war er jetzt die letzten drei Wochen entweder mit Papa zuhause (Schichtdienst) oder bei einer seiner Omas. Bei jeder Fremdbetreuung haben wir uns verabschiedet und er war, nach Aussage der Omas, eigentlich gut Zufrieden (einmal nicht, da kam der Eckzahn durch). Auch bei Besuchen mit den Omas (z.B. hat meine Mutter mit ihm meine Oma (seine Uroma) besucht und meine Cousine war auch da. Nach ein paar Minuten waren weder meine Oma noch meine Cousine ein Problem für ihn) war er schnell "aufgetaut".

Ich hatte das bisher immer als etwas positives gesehen, da er sich trotzdem freut, wenn ich wieder da bin und ihn abhole. Da möchte er dann ein wenig gehalten werden, bevor er mir sein Spielzeug oder auch "den Garten" zeigt. Also er achtet dann schon darauf, dass ich mitkomme, wenn er nach der Betreuung etwas machen möchte. Inzwischen bekomme ich auch "Küsschen" von ihm (offenen Mund an mein Gesicht drücken), wenn ich ihn abhole. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass er dann gestresst ist.

Die andere Mutter sagte nach meiner Aussage, dass ich keine Sorge um die Eingewöhnung habe, dass das dann ja eine nicht sichere Bindung sei. Eine sichere Bindung würde sich mit Stress und Weinen beim Kind äußern.

Ja, das gab mir dann tatsächlich zu denken. Ich lasse mich immer schnell verunsichern. Möchte nämlich wirklich nicht, dass der Zwerg wegen mir/uns spätere Bindungsprobleme hat.

Nur zu dem Punkt "Problemlose Trennung und 'sichere' Wiedervereinigung" habe ich hinsichtlich der Bindungstheorien nichts gefunden. Also ja, er passt vom Trennungsverhalten nicht in die sichere Bindung, lässt sich aber sehr schnell beruhigen und kann dann mit mir wieder offen in die Welt gehen.

Ich dachte halt immer, dass er einfach offen gegenüber den Menschen ist, die durch seine Vertrauenspersonen, was seine Vertrauenserzieherin dann auch sein soll, als "gut" befunden werden.

Wir haben auch die ersten Trennungen und alleinige Besuche bei seinen Großeltern kontinuierlich ausgebaut, schon bevor unsere jeweiligen Elternzeiten endeten.

Was ich eigentlich sagen wollte (und mir von der Seele schreiben), ist das nun als sichere Bindung zu werten oder nicht?
LittleTiger
1231 Beiträge
19.08.2021 08:14
Er kannte die Omas ja vorher, oder? Dann würde ich einfach denken, dass er die beiden als Bezugspersonen kennt und es daher kein Problem ist.

In der Kita werden sie Pädagog*innen ja zunächst mal fremd sein, da kann es schon sein, dass er sich schwerer trennt.
nilou
14053 Beiträge
19.08.2021 08:33
Zitat von LittleTiger:

Er kannte die Omas ja vorher, oder? Dann würde ich einfach denken, dass er die beiden als Bezugspersonen kennt und es daher kein Problem ist.

In der Kita werden sie Pädagog*innen ja zunächst mal fremd sein, da kann es schon sein, dass er sich schwerer trennt.


Das sehe ich auch so. Die Omas kennt er ja wahrscheinlich seit seiner Geburt. Das ist mit Erziehern nicht vergleichbar.

Grundsätzlich empfehle ich nicht Zuviel zu verdenken. Dein Kind fühlt sich wohl. Sowohl in der Betreuung durch Oma und Papa als auch wenn du wiederkommst. Ich sehe es übrigens auch nicht als „Fremdbetreuung“ wenn es Oma und Papa ist.
Trixi1987
7169 Beiträge
19.08.2021 08:36
Abwarten, wie es wird.
Das ist aber auch alles eine Frage von Charakter
19.08.2021 08:42
Zitat von nilou:

Zitat von LittleTiger:

Er kannte die Omas ja vorher, oder? Dann würde ich einfach denken, dass er die beiden als Bezugspersonen kennt und es daher kein Problem ist.

In der Kita werden sie Pädagog*innen ja zunächst mal fremd sein, da kann es schon sein, dass er sich schwerer trennt.


Das sehe ich auch so. Die Omas kennt er ja wahrscheinlich seit seiner Geburt. Das ist mit Erziehern nicht vergleichbar.

Grundsätzlich empfehle ich nicht Zuviel zu verdenken. Dein Kind fühlt sich wohl. Sowohl in der Betreuung durch Oma und Papa als auch wenn du wiederkommst. Ich sehe es übrigens auch nicht als „Fremdbetreuung“ wenn es Oma und Papa ist.


Ja, bei Papa sehe ich das auch nicht als Fremdbetreuung, ist ja schließlich der Papa.

Bei den Omas find eich schon, dass es "Fremdbetreuung" ist, eben weil die beiden nicht in der Kernfamilie stecken. Meinen Papa (meine Eltern sind geschieden) würde ich nicht als fremdbetreut bezeichnen, da ist der Zwerg jeden Tag unterwegs (wir haben ein Doppelhaus und Junior läuft selbstständig über die Terrassen zu Opa rüber). Seine Omas sieht er ohne die Überbrückungszeit meist einmal in der Woche.

Danke euch, ich versuche auch immer nicht alles zu zerdenken, irgendwie eine Macke von mir.
Litschi
1121 Beiträge
19.08.2021 08:46
Ich würde nun zunächst auch nicht die Fremdbetreuung mit der Betreuung durch Familienangehörige/zuvor bekannte Personen vergleichen.
An dieser "einen" Situation festzumachen wie eure Bindung ist, finde ich auch schwierig. Tagesform, Charakter, Umgebung usw....

Grundsätzlich ist es aber so, fühlen die Kinder sich vertraut und sicher, haben sie Zeit und Sinn um ihre Umgebung zu erkunden und sich auf neues einzulassen, da sie sich nicht darum Sorgen müssen mithilfe von Bindungsverhalten Fürsorgeverhalten hervorzurufen.

FräuleinS
3620 Beiträge
19.08.2021 08:56
Lass dich nicht von der anderen Mutter schlecht reden. Nur weil dein Kind nicht weint, heißt es nicht, dass es unsicher gebunden ist. Nimmt dein Kind wahr, wenn du gehst und kommst? Durch ein Lächeln, winken, Umarmungen? Kommt es an, zeigt es dir was? Auch das sind alles Zeichen, dass dein Kind und du eine gute Bindung haben.

Und ja, es gibt sehr offene Kinder und eher sehr zurück haltende.
19.08.2021 09:55
Zitat von FräuleinS:

Lass dich nicht von der anderen Mutter schlecht reden. Nur weil dein Kind nicht weint, heißt es nicht, dass es unsicher gebunden ist. Nimmt dein Kind wahr, wenn du gehst und kommst? Durch ein Lächeln, winken, Umarmungen? Kommt es an, zeigt es dir was? Auch das sind alles Zeichen, dass dein Kind und du eine gute Bindung haben.

Und ja, es gibt sehr offene Kinder und eher sehr zurück haltende.
Sehe ich auch so.
vronibohni
1248 Beiträge
19.08.2021 09:58
Mein kleiner ist immer gut bei Verwandten und bekannten geblieben, kita ging am Anfang auch super. Aber jetzt wird er 3 und hat manchmal immernoch Tage, wo er sich sträubt in die kita zu gehen und sich an mir festkrallt. Das kam allmählich als er dann bewusst mitbekommen hat, was Trennung ist. Mach dir keinen Kopf, ihr habt sicher eine gute Bindung zueinander.
YellowBird
3845 Beiträge
19.08.2021 10:00
Der "Fremde Situation Test" ist mit eurer Situation nicht im Ansatz vergleichbar. Bei diesem Test ist eine dem Kind völlig fremde Person anwesend, mit der das Kind bereits nach 3 Minuten Interaktion allein gelassen wird. Das kann man mit Großeltern nicht im Geringsten vergleichen. Selbst das Verbleiben in einer Kita, wenn dies schrittweise passiert, ist damit unvergleichbar, weil das Kind die ErzieherInnen ja zunächst gemeinsam mit einem Elternteil innerhalb einer meistens festen Gruppe kennenlernt. Dadurch sind sowohl der Ort als auch die Betreuungsperson als auch weitere Kinder im Raum eben NICHT gänzlich fremd.

Lass dir von solchen uninformierten Kommentaren bitte nicht dein Selbstwertgefühl nehmen. Die Interpretation und auch Durchführung solcher Tests sollten daher Menschen übernehmen, die sich auskennen.

Übrigens: Auch eine reibungslose Kitaeingewöhnung wäre kein Hinweis auf eine unsichere Bindung, genauso wie eine schwierige Eingewöhnung nicht das Gegenteil bedeutet. Es ist ein Prozess, der von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird - von der Kita und dem Vorgehen, von Zähnen, Schlafenszeiten, positiven und negativen Erfahrungen (direkt über die Türschwelle zu stolpern oder einen Legostein an den Kopf zu bekommen wäre z. B. ungünstig) usw. Man kann jedem Elternteil wünschen, dass sein Kind eine angenehme und tränenarme Eingewöhnung erleben darf, ohne dass er sich um die Bindung Gedanken machen müsste.
Trinchen17
2480 Beiträge
19.08.2021 10:12
Das ist Quatsch... einerseits ist es absolut Typsache und andererseits ist die Aussage "Enge Bindung - schwere Trennung" nicht wirklich weit gedacht. Eine vertrauensvolle, stete und sichere Bindung zu den Eltern ERLEICHTERT Kindern eine Trennung. Haben sie das Urvertrauen zuhause, können sie sich in anderen Umgebungen gut entfalten. Aber eben jedes Kind in seinem Tempo.

Mein Sohn war die ersten 3 Jahre mit mir zuhause. Was haben die Leute geredet wie furchtbar unsere Kindergarten Eingewöhnung werden wird, weil ich ihn nicht mit 1 schon an die Krippe und Fremde gewöhnt habe. Ich müsste locker 6 Wochen rechnen und er würde nur heulen...
Er hat tatsächlich nur 2x geweint und war ab der 2. Woche komplett (zeitlich gesehen - von 8 bis 13) angekommen. Es war "unproblematischer" als bei manch anderen Kindern, die vorher eine Krippe besucht hatten. Für uns war aber von vornherein klar dass wir auch eine 2 Monate Eingewöhnung oder auch länger wahrnehmen. Alles wie es das Kind braucht.
ghostcat87
2101 Beiträge
19.08.2021 10:21
Sorry das ist doch Blödsinn.

Ich habe zwei Kinder. Die große hatte mega Probleme mit den Omas, obwohl sie sie oft sah. Die kleine sah durch Corona die Omas seltener und hat überhaupt keine Probleme. Das hat nix mit der Bindung zu tun.
Jedes Kind ist anders! Das eine ist offener, entdeckt lieber und das andere ist eher zurück gezogen und benötigt mehr Sicherheit von der Mama.
Manche Kinder können sich schneller wo anpassen, andere kommen mit Veränderungen nicht gut klar.

Wir haben auch jetzt bald Eingewöhnung und bin auch schon ganz gespannt ob sich mein Verdacht bestätigt, dass die kleine die offener gehen über allem ist, es mit der Eingewöhnung nicht so schwer hat wie die große damals.

Lass dich nicht verunsichern!
Viala2.0
2096 Beiträge
19.08.2021 10:23
Warum sollte eine gute Bindung für Tränen sorgen?
Das ist doch Blödsinn. Dein Kind ist auch so sicher, dass Mama es nicht einfach irgendwo lässt, wo es gefährlich oder schlecht ist, dass es keine Tränen braucht... Punkt. So als Tipp, was man so richtet Person entgegen setzen könnte

Ich hab drei Kinder, alle drei mit dem vollen Bindungsprogramm groß gezogen: lange stillen, bedürfnisorientiert agieren, Familienbett, tragen, etc pp... Alle drei.
Kind 1 hat am ehesten geweint, wollte nicht da bleiben oder ähnliches, obwohl er dort auch Spaß hatte. Er ist hochsensibel und es war ihm oft einfach zu laut und zu wild
Kind 2 ist das Gegenteil von Kind 1 und quasi am ersten Tag in Kindergarten eingezogen
Kind 3 war quasi schon vor dem ersten Tag eingewöhnt, hat aber bis Corona es unterbunden hat, immer noch eingefordert, dass ich mit ihr Spiele dort.

Ich habe zu keinem der drei ein besseres oder schlechteres Verhältnis....
Übrigens hatten auch Kind 2 und 3 auch Phasen, wo sie nicht wollten
YellowBird
3845 Beiträge
19.08.2021 10:37
Zitat von Viala2.0:

Warum sollte eine gute Bindung für Tränen sorgen?
Das ist doch Blödsinn.
Dein Kind ist auch so sicher, dass Mama es nicht einfach irgendwo lässt, wo es gefährlich oder schlecht ist, dass es keine Tränen braucht... Punkt. So als Tipp, was man so richtet Person entgegen setzen könnte

Ich hab drei Kinder, alle drei mit dem vollen Bindungsprogramm groß gezogen: lange stillen, bedürfnisorientiert agieren, Familienbett, tragen, etc pp... Alle drei.
Kind 1 hat am ehesten geweint, wollte nicht da bleiben oder ähnliches, obwohl er dort auch Spaß hatte. Er ist hochsensibel und es war ihm oft einfach zu laut und zu wild
Kind 2 ist das Gegenteil von Kind 1 und quasi am ersten Tag in Kindergarten eingezogen
Kind 3 war quasi schon vor dem ersten Tag eingewöhnt, hat aber bis Corona es unterbunden hat, immer noch eingefordert, dass ich mit ihr Spiele dort.

Ich habe zu keinem der drei ein besseres oder schlechteres Verhältnis....
Übrigens hatten auch Kind 2 und 3 auch Phasen, wo sie nicht wollten


Der Kommentar der Mutter bezog sich sehr wahrscheinlich auf ein Experiment ("Fremde Sitation Test"), das tatsächlich kein Blödsinn, sondern durchaus sehr anerkannt ist. Daher wird der Test als auch die zugrundeliegende Bindungstheorie an zahlreichen Universitäten und in Ausbildungen gelehrt, die mit Kindheitspädagogik zusammenhängen. Allerdings läuft dieses Experiment schlicht anders ab als geschildert.
19.08.2021 10:59
Ich merke mal. Würde hierzu gerne etwas mehr schreiben, wenn ich etwas mehr Zeit habe.
Gehe zu Seite:
  • Dieses Thema wurde 7 mal gemerkt