Mütter- und Schwangerenforum

Sind Pädagogen wirklich die schlimmsten Eltern?

Gehe zu Seite:
20.10.2016 06:30
Bei mir im Kollegium gibt es sehr unterschiedliche Typen mit sehr unterschiedlichen Kindern. Aber nicht eines davon ist sozial auffällig. Die Lehrer- und Erzieherkinder, die ich bisher so in meiner Klasse hatte, waren auch alle unauffällig und wirkten jetzt nicht unglücklich.

Hier in der Gegend wohnt allerdings eine Erzieherin, die ihre Kinder mit Klapsen auf den Po bestraft und unerziehbar nennt. Ich vermute, die muss jetzt wieder überall als Beispiel herhalten, wie schlimm doch die "vom Fach" sind.
Obsidian
15967 Beiträge
20.10.2016 08:00
Meine Eltern waren beide Pädagogen und obwohl liebevoll und aufopfernd in vielerlei Hinsicht wirklich grottige Eltern mit unglaublichem Leistungsanspruch an ihre Kinder, einer grundelitären-gütig-herablassenden Einstellung Nichtakademikern gegenüber und stählernem Vertrauen in sich selbst und ihre Meinungen.

bineybaby
1705 Beiträge
20.10.2016 08:38
Zitat von Obsidian:

Meine Eltern waren beide Pädagogen und obwohl liebevoll und aufopfernd in vielerlei Hinsicht wirklich grottige Eltern mit unglaublichem Leistungsanspruch an ihre Kinder, einer grundelitären-gütig-herablassenden Einstellung Nichtakademikern gegenüber und stählernem Vertrauen in sich selbst und ihre Meinungen.


Same as here....Mutter den ganzen Tag im Mutter Kind Heim gearbeitet, mit extrem auffälligen Kindern...kommt nacht Hause, ich funktioniere nicht wie gewollt....PENG eine hängen....
sabrinas_baby
494 Beiträge
20.10.2016 08:47
Also, ich als Erzieherin habe echt lange überlegt, ob ich überhaupt Mutter werden will.
Das hat drei Gründe: Zum einen weiß ich was alles schief laufen kann und ich habe nie die Möglichkeit mich herauszureden à la "Oh, Grenzen sind also wichtig?"
Zum anderen bin ich auch sicher, dass bei Pädagogen genauer hingeschaut wird und wenn sich das Kind nicht erwartungsgemäß verhält heißt es "Und die Mutter ist Erzieherin, der Vater Lehrer - da kannste mal sehen!" (Mein Mann unterrichtet Erwachsene, aber ich bezweifle, dass da jemand differenziert).
Der dritte Grund wiegt weniger schwer, aber es gibt ihn:
Ich muss mich, wenn meine Elternzeit rum ist, den ganzen Tag mit Kindern rumschlagen, beruflich und privat. Einen Ausgleich im Job habe ich nicht.

Seltsamerweise hatten sich von den Kolleginnen in meiner vorletzten Einrichtung mehrere bewusst dagegen entschieden Kinder zu bekommen
sunnysky2910
14 Beiträge
20.10.2016 08:52
Da kann ich mich nur anschließen, mein Mann war einige Jahre Erzieher. Anfangs wollte er am liebsten noch eine ganze Fußballmannschaft, dann irgendwann gar keine Kinder mehr und mittlerweile immerhin wieder eines.
Ich kann allerdings aus meinen Erfahrungen sagen, dass die Pädagogen, die ich kenne einen wunderbaren Umgang mit ihren Kindern haben und ich mir wünsche, dass ich es wenn es bei uns irgendwann klappt auch so hin kriege.
sineli
8300 Beiträge
20.10.2016 08:55
Lehrers Kinder und Pfarrers Vieh,
geraten selten oder nie!

Ich halte es generell so: Ich stimme Vielem zu und halte mich raus, lasse die Pädagogen um mein Kind rum machen und seitdem das Pfarrerskind in der Nähe wohnt, die ein Hexenbesen ist, ist eh alles gut .

Ich selbst wuchs aber auch mit einem ganz bodenständigen Backround ohne Akademiker auf.

20.10.2016 08:55
Auch wenn ich jetzt gleich bekomme: Ich glaube es fällt einigen Pädagogen schwer, Zuhause einfach nur Mama und Papa zu sein und ihren Beruf in der Schule/sonstigen Einrichtung zu lassen.

Früher fiel mir das mehr auf, die Kinder die ich meine, waren oft selber wie kleine Lehrer und auch sonst nicht unbedingt angenehme Zeitgenossen (aber keinesfalls "schlecht erzogen", wenn man das so nennen mag).

Heute gibt es aber so viele Hobby-Pädagogen (=verkopfte Eltern), dass das irgendwie keine große Rolle mehr spielt. (Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich in meiner Kindheit Erziehungsratgeber auch schon so gut verkauft haben.)

Ich bin übrigens auch ein Lehrerkind
P.S. aber die schlimmsten Eltern sind sie auf keinen Fall
20.10.2016 09:28
Ich denke, die meisten können in ihren Jobs einfach "betriebsblind" oder "Fachidiot" werden... in bezug auf kinder fällt es evtl nur stärker auf weils eben Lebewesen sind und "unberechenbar"

Ich glaube, das problem ist einfach, dass sich viel Fachwissen zwar selbstverständlich auf gruppen von Kindern anwenden lässt, die Gruppendynamik nutzend (bei uns im Kindergarten räumen die kinder problemlos auf und stellen sich dafür sogar geduldig an und das in aller ruhe und geduld der erzieher)... aber ein einzelnes kind individuell betrachtet werden muss... das ist ein Spagat, den unter garantie nicht jeder Pädagoge hinbekommt... denn das ist absolut menschlich
20.10.2016 10:22
Ich bin jetzt zwar nicht direkt Erziehrin, aber Kinderpflegerin (heute nennt man uns ja Pädagogische Ergänzungskraft) und ich muss Ehrlicherweise zugeben das ich teilweise mit dem Verhalten meiner Tochter schon oft an die Grenzen stoße und mich nicht selten frage, was zum Geier mache ich falsch?

Und ja, da Sophia natürlich bei meinen Kolleginnen in die Gruppe geht hab ich nochmal mehr "Ängste/Sorgen" im Nacken, nicht das sie Auffälliger sein würde als andere weil Pädagogenkind, sondern WEIL ich WEIS sie IST Auffälliger.

Wir haben hier teilweise extreme Anfälle wo ich dastehe und bei Gott nicht mehr weis wie mir oder dem Kind zu helfen ist. Kommt halt wie oben schon mal Erwähnt hinzu, das Erzieher/Pädagogen einfach auch keinen Ausgleich haben.
In meinem Fall habe ich Vormittags 3 Std frei so gesehen, dann 5 Stunden Schulkinder und im Anschluss dann das eigene.

Und trotz Ausbildung, trotz 14 Jahre im Beruf stehe ich so oft da und weis nicht mehr weiter. Grade wenn wie aktuell es egal ist was du tust oder sagst oder nicht sagst, es wird NEIN NEIN NEIN und nochmal NEIN - obwohl man zwischendrin eigentlich JA meint.
So what...

Dazugesagt sei aber auch immer, das jedes Kind einfach ein Stückweit das Temperament von beiden Eltern hat und das einfach schon in der Wiege liegt - egal was du tust (Wie schön das mein Vater gerne mal Ausrastet und mein Mann auch so ein Teilzeitcholerisches Kind war) JUHU !
20.10.2016 10:27
Also, zunächst einmal: Ich bin Lehrerkind, und zwar ein doppeltes. Für ein Kind hat das Vor- und Nachteile. Z.B. gewisse Vorurteile der Klassenkameraden, ich war natürlich “der Streber“, was gar nix mit meiner Schulleistung zu tun hatte oder “die brave“ was wiederum gar nix mit dem Beruf meiner Eltern zu tun hatte. Vorteil dagegen ist eine gewisse - ich nenne es mal “Bildungsnähe“, auch wenn eine solche nicht alles rausreißt. Trotz dem Beruf meiner Eltern war ich Hauptschülerin.
Und jetzt zu meiner eigenen Elternschaft: Offensichtlich vererbt sich dieses Lehrergen, denn mein Sohn ist - ratet mal - doppeltes Pädagogenkind Mein Mann arbeitet als Erzieher in einer Leitungsposition in der Behindertenhilfe, ich bin Heilerziehungspflegerin und studiere nun Lehramt an Förderschulen. “Schlimm“ finden uns als Eltern vielleicht die Erzieher unseres Sohnes, weil wir jede Entscheidung hinterfragen und für einige Konzeptansätze, die uns nicht gefallen, ein passendes Gegenargument haben. Auch meine kinderlosen Kommilitonen finden mich als Mama möglicherweise “schlimm“, wenn der Junior “Scheiße“ schreiend unter dem Mensatisch sitzt und mir offensichtlich am liebsten ins Bein beißen würde, weil ich ihm verboten habe, das auf den Boden gespuckte Bonbon des Besuchers vor uns weiter zu lutschen Vielleicht liegt das aber größtenteils daran, dass die meisten Studenten die Trotzphase bisher nur in der Theorie kennen gelernt haben
Letztendlich sind Pädagogen auch einfach nur Eltern, deren Kinder eben auch mal über die Strenge schlagen. Vielleicht - oder bestimmt - sind wir etwas nerviger und neunmalklüger als andere Eltern. Aber wir sind bemüht, wie alle anderen auch, den richtigen Mittelweg zu finden.
cooky
12588 Beiträge
20.10.2016 10:38
Zitat von Danii90:

Zitat von Alaska:

Naja, die meisten Leute sind eben der Meinung, dass wir in unserem Beruf studiert, bzw. erlernt haben, wie man optimal mit Kindern umgeht.
Und wenn dann das eigene Kind nicht "funktioniert" (schreckliches Wort), dann ist das natürlich ein riesen Drama für den Rest der Welt.

So zumindest die Theorie.
Mein Kind ist vorbildlich... frech und glücklich.


Ehrlich gesagt bin ich eher der Meinung, dass Pädagogen gerne selbst denken, dass sie genau wissen, wie optimale Erziehung funktioniert und die Weisheit mit Löffeln gegessen haben. Ratschläge werden dann gern auch mit dem Zusatz "Ich habe das ja gelernt/studiert, ich weiß, wie der Hase läuft." versehen, was ganz schnell herablassend und bevormundend wirkt.
Natürlich sind nicht alle so, aber leider doch einige und die versauen dann den Netten den Ruf... "schwarze Schafe" gibt's halt überall.


Echt? Sind so viele die du in diesem Bereich kennst so? Mein Partner ist Pädagoge, zwei Schwägerinnen, meine beste Freundin, mein Bruder in einer Nebentätigkeit, einer meiner besten Freunde ebenso....und keiner von diesen erfüllt diese Beschreibung auch nur annähernd
steph28
4167 Beiträge
20.10.2016 12:24
Ich muss sagen, dass ich mich immer freue, wenn ein Lehrerkind in meine Klasse kommt. Ich hab bisher nur gute Erfahrungen gemacht, sie waren sehr gut erzogen und wirklich motiviert. Also ich kann das Vorurteil nicht betätigen. Und ich persönlich werd auch oft darauf angesprochen, wie gut erzogen und lieb mein Kind ist, dabei handle ich in vielen Dingen einfach nach Bauchgefühl und AP.
Chloe-Marie
1732 Beiträge
20.10.2016 13:17
Zitat von Elsilein:

Also, zunächst einmal: Ich bin Lehrerkind, und zwar ein doppeltes. Für ein Kind hat das Vor- und Nachteile. Z.B. gewisse Vorurteile der Klassenkameraden, ich war natürlich “der Streber“, was gar nix mit meiner Schulleistung zu tun hatte oder “die brave“ was wiederum gar nix mit dem Beruf meiner Eltern zu tun hatte. Vorteil dagegen ist eine gewisse - ich nenne es mal “Bildungsnähe“, auch wenn eine solche nicht alles rausreißt. Trotz dem Beruf meiner Eltern war ich Hauptschülerin.
Und jetzt zu meiner eigenen Elternschaft: Offensichtlich vererbt sich dieses Lehrergen, denn mein Sohn ist - ratet mal - doppeltes Pädagogenkind Mein Mann arbeitet als Erzieher in einer Leitungsposition in der Behindertenhilfe, ich bin Heilerziehungspflegerin und studiere nun Lehramt an Förderschulen. “Schlimm“ finden uns als Eltern vielleicht die Erzieher unseres Sohnes, weil wir jede Entscheidung hinterfragen und für einige Konzeptansätze, die uns nicht gefallen, ein passendes Gegenargument haben. Auch meine kinderlosen Kommilitonen finden mich als Mama möglicherweise “schlimm“, wenn der Junior “Scheiße“ schreiend unter dem Mensatisch sitzt und mir offensichtlich am liebsten ins Bein beißen würde, weil ich ihm verboten habe, das auf den Boden gespuckte Bonbon des Besuchers vor uns weiter zu lutschen Vielleicht liegt das aber größtenteils daran, dass die meisten Studenten die Trotzphase bisher nur in der Theorie kennen gelernt haben
Letztendlich sind Pädagogen auch einfach nur Eltern, deren Kinder eben auch mal über die Strenge schlagen. Vielleicht - oder bestimmt - sind wir etwas nerviger und neunmalklüger als andere Eltern. Aber wir sind bemüht, wie alle anderen auch, den richtigen Mittelweg zu finden.


Obsidian
15967 Beiträge
20.10.2016 13:21
Zitat von steph28:

Ich muss sagen, dass ich mich immer freue, wenn ein Lehrerkind in meine Klasse kommt. Ich hab bisher nur gute Erfahrungen gemacht, sie waren sehr gut erzogen und wirklich motiviert. Also ich kann das Vorurteil nicht betätigen. Und ich persönlich werd auch oft darauf angesprochen, wie gut erzogen und lieb mein Kind ist, dabei handle ich in vielen Dingen einfach nach Bauchgefühl und AP.


So hätten mich meine Lehrer wohl auch beschrieben. Das ist aber doch nur ein sehr sehr oberflächlicher Eindruck.

"Gut erzogen" ist in vielen Fällen nur einen Steinwurf weit entfernt von "in Form gepreßt"
Marf
29045 Beiträge
20.10.2016 13:36
Zitat von steph28:

Ich muss sagen, dass ich mich immer freue, wenn ein Lehrerkind in meine Klasse kommt. Ich hab bisher nur gute Erfahrungen gemacht, sie waren sehr gut erzogen und wirklich motiviert. Also ich kann das Vorurteil nicht betätigen. Und ich persönlich werd auch oft darauf angesprochen, wie gut erzogen und lieb mein Kind ist, dabei handle ich in vielen Dingen einfach nach Bauchgefühl und AP.

Funktionierende Kinder machen keine Arbeit.
Gehe zu Seite:
  • Dieses Thema wurde 7 mal gemerkt