Mütter- und Schwangerenforum

Ich schreibs mir mal von der Seele. Geburtsbericht der etwas anderen Art (Hellp)

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22.05.2016 08:52
Zitat von -Brünni88:

Zitat von NeoMutti:

Ich finde es wirklich toll, wer sehr Du für Dein Kind kämpfst!

Dankeschön...

Ich schreibe nachher wie es weiter ging.
Ich bin gespannt.
-Brünni88
23365 Beiträge
22.05.2016 16:48
so. wo war ich...

also die werte wurden gott sei dank wieder besser, nur blutdrucksenker musste ich noch ein paar wochen nehmen, außerdem eisentabletten.

kurz nach dem die ärztin verschwunden war kam ne hebabamme rein. ich hab garnicht erwähnt das meine hebamme ne beleghebamme in nem anderen kh ist und die dswegen nie da war, fals ich euch wundert...

und diese hebamme sagte "hier steht, sie wollen stillen. dann gehen wir mal an die frühe kolostrumgewinnung". kaum hat sie das fertig gesagt drückte sie mir schon wie ne irre auf meinen möppis rum aber sie hat immerhin 7ml rausbekommen und gleich zu meinem sohn gebracht. anschließend kam ich endlich auf mein zimmer. gegen mittag kamen dann wie versprochen mein mann und meine tochter. so wie mein mann mir erzählt hat muss ich auch schon halbtot ausgesehen haben dank dem niedrigen trombozytenwert...
aber das war mir in dem moment egal. ich hab sofort nach der schwester geklingelt und wollte nen rollstuhl. ich musste doch meinem mann unseren sohn zeigen, der übrigens mit stolzen maßen von 1495g und 40cm geboren wurde

da kam dann die azubine die geschätzte 50kg gewogen hat und meinte sie darf mich nicht alleine aufstehen lassen sie muss mich "stützen"... hahaha sehr witzig. wenn ich falle tut die sich mehr weh als ich mir... ich hab sie dann gebeten mich alleine aufstehen zu lassen weil ich dann besser kontrollieren kann was schon geht und was nicht. wir haben uns dann drauf geeinigt das sie mir den arm festhalten darf

hat auch ganz gut geklappt. bei jana war ich nach über 24 stunden das erste mal aus dem bett. diesmal waren es nur 16.

dann im rollstuhl zur intensivstation gedüst. dort hat uns ein arzt dann in empfang genommen und uns die sachlage genau geschildert. er sagte, das unser sohn schon alleine atmen kann, allerdings würde er nach 4-5 stunden einfach aufhören zu atmen weil ihm das zu anstrengend ist. also hat er eine cpap maske an die ca jeden 2. atemzug unterstützt damit er das atmen üben kann aber nicht müde wird dabei. außerdem bekommen er diverse medikamente, wie coffein, vitamin a, eisen, bigaia und noch 3-4 andere sachen, später kam auch noch ein antibiotikum dazu. er erklärte auch das es sein kann das er mal ne bluttransfusion braucht, was immer ein gewisses risiko mit sich bringt. musste er aber gott sei dank in seiner laufbahn nie bekommen...

ich hab den den arzt noch gefragt was ich machen kann um ihm zu helfen. er sagte das das känguruing ganz wichtig ist und muttermilch gerade für frühchen sehr wichtig ist weil die milch sich dem frühgeborenen anpasst und mehr aufbaustofffe hat als die milch der reifgeborenen. den rest wird die zeit zeigen aber im großen und ganzen macht er einen fitten eindruck.

jetzt muss er erstmal 48 stunden liegen und ich darf ihn lediglich streicheln und danach geht es los mit kuscheln

wieder zurück auf dem zimmer hat mir die stillberaterin eine pumpe gebracht und mir erklärt wie das funktioniert. am besten doppelt pumpen, alle 2-3 stunden so das ich auf 8-10 mal am tag komme. dazu noch ein buch in dem ich die uhrzeit und ml zahl eintragen kann um den überblick zu behalten. dann ging es los, mit nem extra frühchenprogramm. beim ersten mal kamen 6 ml, bei den nächsten malen nur weinige tropfen. ich war sehr enntäuscht von mir und sollte aber jeden tropfen auf die intensiv gebracht. am nächsten tag habe ich gehört wie eine schwester von der intensiv zur stillberaterin gesagt hat "gucken sie das bei der frau m. die milch anfängt zu fleißen. der kleine verträgt die pdf-nahrung nicht, er drückt alles durch die sonde wieder raus und verdaut es nicht."

nach ner runde heulen hab ich dann hier bei den stillmamas gefragt was ich tun kann und auch auf der intensiv gesagt das ich nicht mehr weiter weis. am 3. tag durfte er ja dann das erste mal zum känguruhn raus. es war so ein tolles gefühl er war so winzig und weich und hat seinen kopf an meine brust geschmiegt.

die schwester meinte ich solle danach mal direkt pumpen, hier neben dem inkubator. sie hat mir eine pumpe gebracht, aber die hatte keine frühchenpumpfunktion. ich hab sie gefragt ob das was macht und sie meinte das das programm ihrer meinung nach unnötig ist. und siehe da, 8ml kamen raus. also 4 ganze mahlzeiten für ihn. er war da ja erst bei 2ml pro mahlzeit. und von dem tag an, dank täglich 2mal 2 stunden kuscheln und der normalen pumpfunktion hab ich täglich 2-5ml mehr gepumt pro pumpgang. ich hab eigentlich immer 3-4 mahlzeiten für ihn in einer tour abgepumpt und es wurde ein schöner vorrat im gefrierschrank angelegt.

nach 5 tagen durfte er das erste mal eine stunde ohne atmenunterstützung sein und dann wurde das täglich gesteigert, bis er nach 10 tagen garkeine mehr gebraucht hat. auch der zentralvenenkadether wurde nach 10 tagen gezogen, gott sei dank.

er eintwickelte sich super, die ärzte waren durchgehend zu frieden mit ihm seit meine milch gereicht hat und er hatte nach 8 tagen sein geburtstgewicht wieder erreicht, nachdem er 200g abgenommen hatte.

nach genau 14 tagen kam er dann auf die normale kinderstation, mit mir in ein einzelzimmer. ab da hab ich mich dann komplett um ihn gekümmert, es kam lediglich 3-5 mal am tag ne schwester zum medikamente bringen oder zur blutentnahme etc. nach 16 tagen war er ohne sonde und konnte seine 30ml komplett aus der flasche trinken.
mit der brust klappte es leider überhaupt nicht. nach 4 wochen waren wir so weit das er meine brust sofort weggedrückt hat und gejammert hat und ich nach dem anlegen immer kaum milch abgepumpt bekommen habe weil ich so angespannt war. 2-3 tage vor der entlassung habe ich mich dann dazu entschieden das anlegen seinzulassen und uns damit nicht weiter zu stressen. ich war einfach froh das er gut trank, schön zunahm und einfach ausgeglichen war.

nach 5,5 wochen, bei genau 36+0 durfte er nach hause. die letzten zwei wochen haben wir nur noch darauf gewartet das er entlassen wird wenn er alt genug ist. die medikamente wurde bis auf eisen komplett abgesetzt, eisen kriegt er jetzt noch. entlassen wurde er glaube ich mit 2600g und 46cm

die zeit im krankenhaus war langwierig für mich. ich bin ein sehr aktiver mensch und ständig am arbeiten. wir haben landwirtschaft, ich habe 2 jobs... ich habe 4 bücher im krankenhaus gelesen, dazu komme ich normalerweise nie. whatsapp etc gabs keins weil dort im kh französiches netz war, ebenso keine fernseher. nur draußen hatte ich netz und da war ich dann 2mal 15 minuten am tag vor die tür und 1-2 mal die woche von nachmittags bis morgens heim zu meiner familie, um mit jana zu kuscheln und mal durchzuwischen etc.

jana war in der zeit von 7-14 uhr in der kita und danach mit meinem mann auf dem feld und im stall. die zwei haben das super gemeistert. ich war total platt das das so gut klappt, weil ich mich sonst um alles allein kümmere weil mein mann 12-16 std am tag aus dem haus ist.

dadurch haben die zwei auch jetzt eine viel bessere bindung zueinander.

ich hatte nach der geburt von jana lange gebraucht um eine bindung zu ihr aufzubauen, monate. die ersten 24 stunden in der sie am monitor war und ich ohne sie auf der gyn in meinem bett lag, die haben mich fast zerstört. diesmal war ich komplett auf alles eingestellt, konnte mich in der zeit in der ich im kreissaal am ctg lag auf die situation einstellen und es war zig mal besser irgendwie... auch der kaiserschnitt war für mich mehr erlösung als qual. wer ältere beiträge von mir zu wunschkaiserschnitten kennt, weiß wie furchtbar ich den ersten kaiserschnitt fand... in den knapp 6 wochen kh haben chris und ich ne tolle bindung aufgebaut, ebenso mein mann und jana. ich würde es jederzeit wieder so machen und dort bleiben, auch wenn ich jeden abend vor dem schlafen gehen weinen musste weil ich das kuscheln mit meiner großen vermisst habe. aber jeden abend hat meine zaubermaus am telefon zu mir gesagt:"mach dir keine sorgen mama, der papa kümmert sich gut um mich". sie war bzw ist so stark. das hat mich so unenndlich stolz gemacht. ebenso mein kleiner krieger, der ohne es zu wollen fast 10 wochen zu früh aus meinem bauch gerissen wurde und trotzdem alles mit bravour gemeister hat.

zuhause konnte ich dann noch dank der gefrorenen milch voll stillen bis er 9 wochen alt war und mit 12 wochen habe ich dann abgestillt weil ich mit 8mal pumpen inkl bockshornkleesamen und malzbier keine 2 mahlzeiten mehr zusammengepumpt bekommen habe für ihn.

die 3 stunden am tag die ich an der pumpe hing und systeme gespült habe habe ich dann lieber mit kuscheln verbracht.

zwischendurch kommt immernoch das schlechte gewissen, aber ich hab alles gegeben und war an meiner grenze und ich muss dazu stehen.

jetzt hat der kleine mann ca 5200g und 63,5cm. er kratzt an der kurve schon an der untersten grenze der reifgeborenen kindern. wenn das so weiter geht liegt er bei der u5 schon drin und hat soweit aufgeholt.

so. ich bedanke mich mal bei allen die sich die mühe gemacht haben das zu lesen und mich somit dabei unterstützt haben das da aus meinem kopf rauszuschreiben.

und nun ist mein hähnchen gleich fertig. ich wünsche allen noch einen schönen sonntagabend
22.05.2016 18:18
da hast du echt viel durchgemacht. ich kann mir gar nicht vorstellen, wie stark du dafür gewesen sein musst! och wünsche dir und deiner Familie alles Gute!
22.05.2016 22:00
Ich finde es immer sehr traurig, wenn eine Ss vorzeitig beendet werden muss. Um so glücklicher macht es mich aber, wenn ich dann weiß, das das Baby, es geschafft hat. Und ich finde es wirklich super, das Dein kleiner Mann schon so toll aufgeholt hat.
-Brünni88
23365 Beiträge
23.05.2016 10:35
Danke. Ich fand es eigentlich garnicht sooo schlimm. Lediglich die ersten tage. Ich hab ja viel von den anderen frühchen mitbekommen. Saß ja viel im inkubatorraum und da war er wirklich der gesundeste von allen. Kurz bevor er die station wechselte kam eins in der 24.ssw mit 570g... Da hab ich mich einfach glücklich geschätzt mit meiner situation. Ich hab auch einmal bei ner bluttransfusion von nem 28.ssw-Baby mitgefiebert. Es hätte uns schlimmer treffen können.

Nun werde ich in 2 jahren unterbunden da mit von einer erneuten schwangerschaft dringenst abgeraten wird.
-Brünni88
23365 Beiträge
23.05.2016 10:48
Hier mal noch ein paar bildchen.

2. tag- heute.

23.05.2016 11:04
Oh Brünni,

was für ein heftiger, bewegender, starker Bericht ...
Ich ziehe den Hut vor dir und Chris - was ihr alle geschafft habt - ebenso dein Mann und Jana ...

Ich weiß (bzw. ich würde jetzt sagen...) - es ging ja nicht anders.
Aber trotzdem ist es eine große Leistung.
Ich kann und will mir gar nicht vorstellen, was wäre, wenn ich in einer solchen Situation gewesen wäre ...

Alles alles Liebe und weiterhin viel Kraft
23.05.2016 11:21
Zitat von -Brünni88:

Hier mal noch ein paar bildchen.

2. tag- heute.

Er ist ja zum anbeißen süß!
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