Mütter- und Schwangerenforum

Schwierige Geburt / Bericht „übersetzen“

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TiniBini
9975 Beiträge
03.08.2020 20:28
Zitat von Weltenbummlerin:

Ich wollte mich nochmal kurz bei euch melden.

Mein Mann und ich hatten inzwischen eine Geburtsnachbesprechung mit der Hebamme, welche bei der Geburt dabei war.

Einerseits war es gut, dass ich nochmal drüber reden konnte. Andererseits nimmt mich das Gespräch doch noch irgendwie mit. Die Situation nach der Geburt war tatsächlich akut lebensbedrohlich. Das sitzt doch noch ganz schön in den Knochen.

Ausserdem mach ich mir irgendwie immer noch Vorwürfe, dass ich mich bei den Presswehen so angestellt habe.


Niemand ist perfekt und ich denke nicht, dass du dich irgendwie "angestellt" hast. Gebären kann man nicht üben.
Ich dachte nach der ersten Geburt auch, dass ich versagt habe und zu blöd bin nein Kind normal zu gebären und überhaupt. Komplikationen treffen doch nur andere... Ich war da auch in einem sehr tiefen Loch. Aber es wird besser mit der Zeit und vielen Gesprächen und auch mit professioneller Hilfe.

Ich finde es gut, dass du das Gespräch geführt hast. Das ist der erste Schritt.
Hab keine Angst Hilfe anzunehmen!
Weltenbummlerin
2086 Beiträge
03.08.2020 20:34
Naja ich hab zwar bei den Presswehen gut mitgepresst, aber hatte dann ab einem gewissen Punkt mega Angst vor den Schmerzen und habe auf aufgehört zu pressen
TiniBini
9975 Beiträge
03.08.2020 21:10
Zitat von Weltenbummlerin:

Naja ich hab zwar bei den Presswehen gut mitgepresst, aber hatte dann ab einem gewissen Punkt mega Angst vor den Schmerzen und habe auf aufgehört zu pressen

Das kann passieren, denke ich. Dass man einfach dicht macht. Letztendlich hast du es doch mit bravour beendet und dein Wunder geboren. Somit hast du doch mitgearbeitet. Ansonsten wäre es doch mit mehr Intervention abgeschlossen worden und davon hast du ja nichts geschrieben. Was sagte denn die Hebamme zu deinem Gefühl diesbezüglich?
Weltenbummlerin
2086 Beiträge
04.08.2020 11:12
Nein, Interventionen hat es nicht direkt gebraucht. Aber es waren am Ende einfach mega viele Leute im Kreisssaal. Am Ende waren 2 Hebammen, 2 Assistenzärzte ein Oberarzt und dann noch die Chefärztin (Meine behandelnde Ärztin) dabei.

Die Hebamme hat es so erklärt, dass die 2 Assistenzärzte noch recht unerfahren waren, deswegen ist die Oberärztin dazu gekommen. Meine behandelnde Ärztin während der Schwangerschaft (Chefärztin) hatte grad zufällig Zeit und kannte mich und ist deswegen auch spontan mitgekommen.

Die Hebamme meinte auch, ich hätte super gut mitgepresst, bis zu diesem einen Punkt und dann mega viel Angst vor dem Schmerz bekommen. Sie sagt zwar, dass das völlig normal ist etc und das es bei den Presswehen überhaupt keine Notfall Situation war, sondern es nicht gut ist wenn der Druck bei den Presswehen zu lange an einem gewissen Punkt ist, weil das zu Inkontinenz führen könnte. Deswegen wollten sie, dass es „voran“ geht.

Die Hebamme meinte auch, dass ich nicht denken soll/ muss/ darf dass ich mich angestellt habe. Aber ich Krieg das Gefühl einfach nicht weg. Bzw. schäme ich mich irgendwo, dass ich so dicht gemacht habe weil ich so Angst vor den Schmerzen hatte.
Ich habe dadurch so viel Hebammen und Ärzte „auf Trab“ gehalten.

Dass die Plazenta nicht kam und vor allem der schnelle und grosse blutverlust dann war akut lebensbedrohlich.

04.08.2020 11:49
Hallo Liebe TS,

Erstmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Glück

Ich habe kurz durchgescrollt und dein Anliegen gelesen und kann dich sehr gut verstehen, denn ich habe einen ähnlichen Verlauf wie du gehabt. Nur ohne PDA und Wehentropf, dafür Sternengucker und Saugglockengeburt.

Mir hat es sehr gut getan mich sehr viel mit meiner Hebamme darüber zu unterhalten. Auch die Gespräche mit meiner Familie, die auch zum Teil mit im Kreißsaal waren, hat mir sehr geholfen meine Gefühle, Emotionen und Gedanken zu sortieren.

Es ist ein Erlebnis gerade beim 1. Kind, weil man vorab gar nicht weiß, was auf einen zukommt. Ich bin im Nachhinein so naiv an die Geburt ran gegangen, dass ich das Gefühl hatte, ich habe nur gejammert und war zu blöde damit umzugehen. Aber meine Hebamme und auch Familie bestätigen mir, dass ich ganz tapfer war. Direkt nach der Geburt habe ich mir auch erst wegen der OP keine Gedanken gemacht, aber in der Nachsorge habe ich dann begriffen, dass es auch anders hätte ausgehen können. Ich bin dankbar das Hebamme, Assistenzarzt und der Chef schnell und für mich sehr einfühlsam entschieden haben.

Und wie auch schon geschrieben wurde, wir haben unsere Kleinen auf die Welt gebracht und das ist Höchstleistung. Unsere kleinen danach zu kuscheln ist Glück und Segen zugleich. Ich habe mich anfangs geniert den baby blues zu zulassen, aber muss sagen durch die Nachsorge mit Hebamme, Gespräche, Familie und mein Mann habe Ich allem freien Lauf gelassen.

Ich wünsche dir, dass du auch deine Gespräche findest und deinen Gedanken und Emotionen weiter freien Lauf lassen kannst. Es braucht auch Zeit dass erlebte zu verarbeiten.

Alles Gute dir und deiner Familie
Gruß Glücksbärchen

Weltenbummlerin
2086 Beiträge
04.08.2020 17:11
Liebe Glücksbärchen

Danke für deinen Beitrag. Du hast anscheinend auch leider keine „TraumGeburt“ hinter dir.

Es geht irgendwie einfach nicht aus meinem Kopf raus, dass ich mich bei den Presswehen mega angestellt habe und damit so viele Hebammen und Ärzte „auf Trab“ gehalten habe.
Die Hebamme meinte beim Nachgespräch eben, dass ich bis zu einem gewissen Punkt super mitgepresst habe und dann Mega viel Angst vor dem letzten Stück bekommen habe.
Für mich klingt das so, dass ich mich wahnsinnig angestellt habe und alles falsch gemacht hat habe. Auch wenn das die Hebamme sicher so nicht sagen wollte.

Ausserdem geht mir nicht aus dem Kopf, dass einer der sehr mürrischen Anästhesisten zu seinem Kollegen gesagt hat, dass es bei mir schwierig ist die PDA Zu legen wegen der Fettschicht am Rücken. Ich weiss, dass ich stark übergewichtig bin, aber das wollte ich jetzt unter der Geburt nicht hören.

Vielleicht bin ich auch zu sensibel oder war zu naiv bezüglich der Geburt. Aber ich schäme mich wahnsinnig dafür, dass ich so schlecht mit den Schmerzen umgegangen bin.
TiniBini
9975 Beiträge
04.08.2020 19:09
Die Bemerkung von dem Anästhesisten war mit Sicherheit nicht für deine Ohren bestimmt, das war sehr unsensibel.
Ich hab bei der ersten Geburt auch das gesamte Kreißsaal Team um mich gescharrt und hab auf den Wehenhemmer immer wieder gebrochen wie eine Speikobra. Das war alles in allem nicht schön. Beim letzten Versuch einen KS abzuwenden meinte eine ältere Hebamme dass man das ganze hätte vermeiden können, wenn man früher eine erfahrener dazu gerufen hätte. Daran hab ich lange gehadert, weil ich beim KS eine aufsteigende Spinalanästhesie hatte und gefühlt erstickt bin. Was will ich damit sagen... Man hat nur bedingt Einfluß auf die Geburt und gibt mit Sicherheit sein bestes. Jeder Mensch ist anders und geht auch entsprechend anders mit Schmerzen um.
Du hast dich bestimmt gut angestellt, versuch es ins positive zu ziehen. Ändern kannst du es nicht mehr, nur akzeptieren.
Weltenbummlerin
2086 Beiträge
04.08.2020 19:35
Zitat von TiniBini:

Die Bemerkung von dem Anästhesisten war mit Sicherheit nicht für deine Ohren bestimmt, das war sehr unsensibel.
Ich hab bei der ersten Geburt auch das gesamte Kreißsaal Team um mich gescharrt und hab auf den Wehenhemmer immer wieder gebrochen wie eine Speikobra. Das war alles in allem nicht schön. Beim letzten Versuch einen KS abzuwenden meinte eine ältere Hebamme dass man das ganze hätte vermeiden können, wenn man früher eine erfahrener dazu gerufen hätte. Daran hab ich lange gehadert, weil ich beim KS eine aufsteigende Spinalanästhesie hatte und gefühlt erstickt bin. Was will ich damit sagen... Man hat nur bedingt Einfluß auf die Geburt und gibt mit Sicherheit sein bestes. Jeder Mensch ist anders und geht auch entsprechend anders mit Schmerzen um.
Du hast dich bestimmt gut angestellt, versuch es ins positive zu ziehen. Ändern kannst du es nicht mehr, nur akzeptieren.


Das klingt ja schrecklich bei dir mit der spinalsnästhesie.

Hm, ja ich muss es irgendwo akzeptieren wie das alles gelaufen ist.

Das was die Anästhesisten geredet haben war wahrscheinlich nicht für meine Ohren. Aber die haben so laut geredet, dass ich es mitbekommen musste. Die Hebamme hatte sich total für den Ton der Anästhesisten entschuldigt, aber sie kann gar nichts dafür.
04.08.2020 20:41
Eigentlich hatte ich einen langen Text darüber geschrieben, was bei der Geburt meines Sohnes vielleicht nicht so gut gelaufen ist/wo ich mich vielleicht ein bisschen dämlich angestellt habe. Dann ist mir aufgefallen, dass ich so intime Details nicht unbedingt veröffentlicht haben möchte.
Deshalb kürze ich mal auf das Wesentliche: Ich hab mich da ein, zwei Mal von meiner Intuition fehlleiten lassen.
Letztendlich hätte das aber - ähnlich wie bei dir - gar nix an der Sache verändert, denn die "Probleme", die wir bei der Geburt hatten, hätte ich nicht beeinflussen/verhindern können.

Nun ja, wir sind eben keine Maschinen. Wir können uns ja nur auf unsere Intuition verlassen und das klappt ja meistens trotz kleiner "Verfehlungen" ganz gut.
Mach dich nicht so fertig deswegen! Du hast doch dein bestes gegeben!
Chrysopelea
14627 Beiträge
04.08.2020 21:28
Zitat von Weltenbummlerin:

Nein, Interventionen hat es nicht direkt gebraucht. Aber es waren am Ende einfach mega viele Leute im Kreisssaal. Am Ende waren 2 Hebammen, 2 Assistenzärzte ein Oberarzt und dann noch die Chefärztin (Meine behandelnde Ärztin) dabei.

Die Hebamme hat es so erklärt, dass die 2 Assistenzärzte noch recht unerfahren waren, deswegen ist die Oberärztin dazu gekommen. Meine behandelnde Ärztin während der Schwangerschaft (Chefärztin) hatte grad zufällig Zeit und kannte mich und ist deswegen auch spontan mitgekommen.

Die Hebamme meinte auch, ich hätte super gut mitgepresst, bis zu diesem einen Punkt und dann mega viel Angst vor dem Schmerz bekommen. Sie sagt zwar, dass das völlig normal ist etc und das es bei den Presswehen überhaupt keine Notfall Situation war, sondern es nicht gut ist wenn der Druck bei den Presswehen zu lange an einem gewissen Punkt ist, weil das zu Inkontinenz führen könnte. Deswegen wollten sie, dass es „voran“ geht.

Die Hebamme meinte auch, dass ich nicht denken soll/ muss/ darf dass ich mich angestellt habe. Aber ich Krieg das Gefühl einfach nicht weg. Bzw. schäme ich mich irgendwo, dass ich so dicht gemacht habe weil ich so Angst vor den Schmerzen hatte.
Ich habe dadurch so viel Hebammen und Ärzte „auf Trab“ gehalten.

Dass die Plazenta nicht kam und vor allem der schnelle und grosse blutverlust dann war akut lebensbedrohlich.


Liebe Weltenbummlerin,

beim ersten Kind ist das immer etwas schwierig, denke ich. Ich hab mich bei den Presswehen auch total verloren gefühlt. Die Hebamme hat mir Sachen erklärt und ich wusste gar nicht richtig wie sie das meint und hab das Gefühl, ich hab das alles nicht richtig umgesetzt. Es dauerte auch alles recht lange und irgendwann wurden alle recht hektisch und machten Druck, weil die Herztöne abfielen. Ich hab mir wirklich Mühe gegeben, aber ich hab auch das Gefühl, dass ich das nicht richtig hinbekommen habe und es deshalbt zu lange dauerte und die kleine Maus sich die Nabelschnur abgedrückt hat (war um sie rum gewickelt). Andererseits denke ich mir, dass das beim ersten Kind halt alles neu ist. Beim nächsten würde ich es vielleicht besser machen, falls ich noch eins bekomme.
Wenn deine Hebamme sagt, dass das schon alles gut so war, dann verlass dich bitte auf ihr Urteil. Du hast so viel geschafft!
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