Mütter- und Schwangerenforum

Wie erleben eure Männer den Kinderwunsch? Mein Mann wirkt distanziert…

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15.07.2025 11:43
Hallo ihr Lieben,
ich wollte mal in die Runde fragen, wie bei euch die Männer mit dem Thema Kinderwunsch umgehen – insbesondere, wenn es (so wie bei uns) auf eine Kinderwunschbehandlung hinausläuft.

Ich habe gerade das Gefühl, dass ich in einem emotionalen Ausnahmezustand stecke. Für mich ist allein die Tatsache, dass wir uns an eine Kinderwunschklinik wenden mussten, schon eine große Belastung. Es fühlt sich an wie eine bittere Realität, die ich noch nicht ganz akzeptieren will – oder kann.

Was mich aber zusätzlich sehr beschäftigt: Mein Mann wirkt in all dem eher distanziert.
Ich habe das Gefühl, dass ihn das alles gar nicht so wirklich tangiert oder zumindest emotional nicht so mitnimmt wie mich. Natürlich weiß ich, dass Männer oft anders mit solchen Themen umgehen, und es kann gut sein, dass er sich einfach in sich zurückzieht oder versucht, stark zu bleiben. Aber mir fehlt da gerade irgendwie das Gefühl, gemeinsam durch diese Phase zu gehen.

Mir ist völlig bewusst, dass das super subjektiv ist – vielleicht filtere ich das gerade auch durch meine hormonell und seelisch aufgewühlte Wahrnehmung. Trotzdem frage ich mich:
Wie war oder ist das bei euch?
Haben eure Partner offen mitgefühlt, sich eingebracht, mitgelitten – oder eher versucht, sich emotional fernzuhalten?

Ich würde mich sehr über eure Erfahrungen und ehrlichen Gedanken freuen – vielleicht hilft mir das auch, meinen Mann besser zu verstehen ?

Liebe Grüße

15.07.2025 13:34
Spricht unbedingt mit ihm (ohne Vorwurf) darüber. Wie es dir geht, was du dir wünscht....
15.07.2025 14:04
Zitat von Jaspina1:

Spricht unbedingt mit ihm (ohne Vorwurf) darüber. Wie es dir geht, was du dir wünscht....


Ja das habe ich auf jeden Fall vor. Auch wenn es mir absolut schwer zur Zeit fällt
15.07.2025 17:51
Wie ist denn dein Mann sonst so bei solchen Themen? Ich denke, meiner würde sich ähnlich wie dein Mann verhalten. Manchmal nervt es mich, weil mir der emotionale Austausch fehlt, aber oft bin ich auch froh, dass einer von uns beiden die Nerven behält. Darüber reden würde ich aber in jedem Fall, damit es nicht zwischen uns steht ...
15.07.2025 18:20
Zitat von Majara:

Wie ist denn dein Mann sonst so bei solchen Themen? Ich denke, meiner würde sich ähnlich wie dein Mann verhalten. Manchmal nervt es mich, weil mir der emotionale Austausch fehlt, aber oft bin ich auch froh, dass einer von uns beiden die Nerven behält. Darüber reden würde ich aber in jedem Fall, damit es nicht zwischen uns steht ...


Dein letzter Satz trifft es total: „damit es nicht zwischen uns steht“ – genau das ist meine Sorge. Ich schlucke gerade viel runter, weil ich nicht zu viel Druck aufbauen will, aber innerlich staut sich einiges.

Eigentlich können wir über alles reden – auch über emotionale Themen. Unser Austausch war bisher immer offen, und ich habe ihn da auch immer als feinfühlig erlebt. Aber beim Thema Kinderwunsch geht er komplett auf Distanz, und das macht mich gerade ziemlich fertig. Ich habe das Gefühl, ich trage die ganze Last allein, während er sich emotional rauszieht.

Was es für mich noch schwieriger macht: Ich weiß, dass ich hormonell gerade sehr empfindlich bin, aber da kommen ganz viele wirre und widersprüchliche Gefühle zusammen.
Zum Beispiel denke ich manchmal – auch wenn ich weiß, wie bescheuert das eigentlich ist – dass das Ganze für ihn vielleicht nichts Besonderes oder Neues mehr ist, weil auch der Kinderwunsch mit seiner Ex-Frau damals kurz vor der Trennung Thema war.
Und obwohl ich weiß, dass das eine andere Beziehung war und eine andere Zeit – ich kann meine negativen Gefühle dazu gerade kaum im Zaum halten.
Einfach weil auch mit der Ex noch viele Verletzungen und Spannungen mitschwingen, und die Patchwork-Situation mit seiner Tochter oft sehr anstrengend ist – emotional wie im Alltag.

Ich selbst habe ja auch schon drei Kinder – also ist es für mich objektiv betrachtet auch nicht komplett neu. Und trotzdem fühlt sich diese Kinderwunschbehandlung für mich emotional wie ein absolutes Ausnahmeprojekt an.
Vielleicht, weil ich mir so sehr wünsche, dass wir genau diesen Weg einmal bewusst und nah miteinander gehen.
Dass es nicht wieder etwas ist, das nur passiert, sondern etwas, das wir gemeinsam erleben und tragen.
Dorothea88
90 Beiträge
15.07.2025 20:41
Was genau wünschst du dir denn von deinem Mann?
Vielleicht musst du auch ganz konkret ansprechen, was dir an Beteiligung fehlt.
Momentan setzt die Behandlung ja auch in erster Linie bei dir an, oder?

Am Anfang war mein Mann da auch noch nicht so emotional involviert, das kam dann mit der Zeit. Ich denke gerade wenn man schon mal Kinder bekommen hat, fühlt sich so ein Gang zur Kiwu Klinik auch total surreal an. Das muss man einordnen und da hat jeder sein Tempo.
15.07.2025 21:50
Zitat von Dorothea88:

Was genau wünschst du dir denn von deinem Mann?
Vielleicht musst du auch ganz konkret ansprechen, was dir an Beteiligung fehlt.
Momentan setzt die Behandlung ja auch in erster Linie bei dir an, oder?

Am Anfang war mein Mann da auch noch nicht so emotional involviert, das kam dann mit der Zeit. Ich denke gerade wenn man schon mal Kinder bekommen hat, fühlt sich so ein Gang zur Kiwu Klinik auch total surreal an. Das muss man einordnen und da hat jeder sein Tempo.


Lieben Dank für deine Antwort.

Du hast völlig recht: Die Behandlung bezieht sich aktuell ganz klar auf mich, und das löst bei mir auch viele schwierige Gefühle aus. Ich merke, dass ich mich dadurch irgendwie minderwertig fühle – als wäre es mein Körper, der “nicht reicht”, und das nagt an meinem Selbstwert.
Das ist schwer zu erklären, aber es macht emotional einfach viel mit mir.

Mein Mann geht wirklich zu jedem Termin mit, also physisch ist er absolut da – und dafür bin ich auch dankbar. Aber emotional habe ich oft das Gefühl, allein zu sein.
So als würde ich innerlich durch diese Phase gehen, während er außen mitläuft. Und vielleicht ist das sogar unfair ihm gegenüber, weil er ja da ist – aber genau diese Diskrepanz zwischen „anwesend“ und „wirklich verbunden“ ist es, die mich innerlich beschäftigt.

Was ich mir wünsche, kann ich gar nicht ganz klar benennen. Vielleicht einfach mehr emotionale Nähe, mehr Worte, mehr echtes Mittragen. Gerade weil wir nun den Weg über die Kinderwunschklinik gehen, hätte ich mir gewünscht, dass das nicht nur “mein” Thema bleibt, sondern auch seins – nicht aus Pflicht, sondern aus echtem inneren Anteilnehmen.

Was es für mich noch schwieriger macht, ist, dass sich in mir gerade wirklich unschöne Gedanken einschleichen, gerade im Zusammenhang mit seiner früheren Ehe. Da war der Kinderwunsch ja auch Thema – und obwohl ich weiß, dass das lange her ist und nichts mit unserer Beziehung zu tun hat, triggert mich das auf einer emotionalen Ebene enorm.
Und dadurch fällt es mir zusätzlich schwer, ein Gespräch ohne Vorwurf zu führen, obwohl ich weiß, dass genau das wichtig wäre.

MissButterfly
1591 Beiträge
16.07.2025 07:37
Ich verstehe dich da total. Man selbst ist traurig, wütend, aufgeregt usw., während vom Mann maximal 3 Minuten Interesse kommt. Meiner ist auch so, aber immer. „Ich fühle halt einfach weniger“. Er ist eher lösungsorientiert und wenn er die Fakten hat, dann denkt er einfach nicht mehr drüber nach, sondern macht sich an die Lösung des Problems. Und dann hat er keinen Redebedarf mehr. Das ist manchmal echt schwierig, vor allem, weil ich eine wandelnde Emotion bin Ist dein Mann denn sonst anders, oder geht er mit anderen Themen auch so um?
Fühl‘ dich gedrückt
16.07.2025 08:51
Zitat von MissButterfly:

Ich verstehe dich da total. Man selbst ist traurig, wütend, aufgeregt usw., während vom Mann maximal 3 Minuten Interesse kommt. Meiner ist auch so, aber immer. „Ich fühle halt einfach weniger“. Er ist eher lösungsorientiert und wenn er die Fakten hat, dann denkt er einfach nicht mehr drüber nach, sondern macht sich an die Lösung des Problems. Und dann hat er keinen Redebedarf mehr. Das ist manchmal echt schwierig, vor allem, weil ich eine wandelnde Emotion bin Ist dein Mann denn sonst anders, oder geht er mit anderen Themen auch so um?
Fühl‘ dich gedrückt


Dieser Satz „Ich fühle halt einfach weniger“… das könnte original von meinem Mann stammen. Auch als ich meinte, dass es mich total fertig macht und den ganzen Tag heulen könnte und das auch oft tue kam dann „Ja dann heul nicht“
Er ist auch total lösungsorientiert, will Fakten, entscheidet dann für sich innerlich – und redet einfach nicht mehr drüber. Während ich noch mitten in meinem emotionalen Chaos stecke, durchdenke, grüble, spüre – und mir wünsche, dass wir miteinander fühlen und nicht nur gemeinsam handeln.

Was du über dich als „wandelnde Emotion“ schreibst – das fühle ich 1:1. Mir fällt es total schwer, allein mit diesen Gefühlen zu sein, gerade jetzt mit der Kinderwunschthematik.
Und ja, mein Mann ist sonst oft etwas präsenter, auch emotional – aber bei diesem Thema scheint er irgendwie komplett abzuschalten, und das verletzt mich. Ich merke, dass ich dann anfange zu zweifeln, ob er das überhaupt will – obwohl ich rational weiß, dass das nicht stimmt. Es ist einfach diese Lücke zwischen dem, wie ich mich fühle, und wie er reagiert.

Ich versuche gerade, da nicht zu viel reinzuinterpretieren – aber es fällt mir schwer, das nicht persönlich zu nehmen.
Deshalb tut es so gut zu lesen, dass andere das kennen.
Danke für deinen ehrlichen Beitrag – und auch für die virtuelle Umarmung. Die kommt gerade genau richtig ?
16.07.2025 12:39
Versuch doch mal deine Gedanken mit cgatgpt zu teilen und es dir von ihm vorwurfsfrei formulieren zu lassen. Dann Kannst du es innerlich ablesen.
Es hilft ja schon, wenn du unterteilst in Wünsche (Verbindung) und irrationale Ängste.
16.07.2025 13:53
Zitat von Jaspina1:

Versuch doch mal deine Gedanken mit cgatgpt zu teilen und es dir von ihm vorwurfsfrei formulieren zu lassen. Dann Kannst du es innerlich ablesen.
Es hilft ja schon, wenn du unterteilst in Wünsche (Verbindung) und irrationale Ängste.


Wäre eine Überlegung. Danke für den Hinweis. Kann’s mal versuchen. Hab im privaten Kontext damit noch nicht so viele Berührungspunkte.
Titania
5970 Beiträge
16.07.2025 13:56
Kinderwunsch ist eine individuelle Sache. Ich habe den Eindruck, dass sich insbesondere Frauen sehr hineinsteigern können. Vielleicht kommen Männer damit auch nicht so gut zurecht? Man sollte immer versuchen, die Perspektive zu wechseln. Am besten ist, du sprichst es einfach mal an, ohne dass du ihm Vorwürfe diesbezüglich machst.
16.07.2025 14:12
Zitat von Titania:

Kinderwunsch ist eine individuelle Sache. Ich habe den Eindruck, dass sich insbesondere Frauen sehr hineinsteigern können. Vielleicht kommen Männer damit auch nicht so gut zurecht? Man sollte immer versuchen, die Perspektive zu wechseln. Am besten ist, du sprichst es einfach mal an, ohne dass du ihm Vorwürfe diesbezüglich machst.


Danke dir für deine Antwort – du hast auf jeden Fall recht damit, dass der Kinderwunsch für jeden Menschen sehr individuell ist. Und ja, ich bin emotional sicher deutlich involvierter und angespannter als mein Mann, das nehme ich auch selbst so wahr. Aber ich würde für mich nicht sagen, dass ich mich „hineinsteigere“.
Ich glaube eher, dass ich eine sehr klare Vorstellung davon hatte, wie sich diese Reise anfühlen sollte – vor allem, weil meine bisherigen Schwangerschaften emotional eher schwierig waren.

Ich habe mir so sehr gewünscht, dass es diesmal anders ist – mehr getragen, mehr verbunden, vielleicht auch bewusster.
Und vielleicht war genau diese Hoffnung ein bisschen zu hoch, weil ich emotional eben viel mitbringe und die Kinderwunschklinik für mich ein ganz neuer, sensibler Raum ist.

Du hast auch recht damit, dass es wichtig ist, die Perspektive zu wechseln. Ich versuche wirklich, seine Art nicht als Gleichgültigkeit zu deuten, sondern als sein eigener Umgang mit einem Thema, das er (noch) nicht so nah an sich heranlässt.
Ein Gespräch ohne Vorwürfe steht definitiv an – ich muss nur den richtigen Moment und die richtigen Worte finden…
Chrysopelea
16930 Beiträge
16.07.2025 14:37
Zitat von PatchworkWahnsinn:

Zitat von Titania:

Kinderwunsch ist eine individuelle Sache. Ich habe den Eindruck, dass sich insbesondere Frauen sehr hineinsteigern können. Vielleicht kommen Männer damit auch nicht so gut zurecht? Man sollte immer versuchen, die Perspektive zu wechseln. Am besten ist, du sprichst es einfach mal an, ohne dass du ihm Vorwürfe diesbezüglich machst.


Danke dir für deine Antwort – du hast auf jeden Fall recht damit, dass der Kinderwunsch für jeden Menschen sehr individuell ist. Und ja, ich bin emotional sicher deutlich involvierter und angespannter als mein Mann, das nehme ich auch selbst so wahr. Aber ich würde für mich nicht sagen, dass ich mich „hineinsteigere“.
Ich glaube eher, dass ich eine sehr klare Vorstellung davon hatte, wie sich diese Reise anfühlen sollte – vor allem, weil meine bisherigen Schwangerschaften emotional eher schwierig waren.

Ich habe mir so sehr gewünscht, dass es diesmal anders ist – mehr getragen, mehr verbunden, vielleicht auch bewusster.
Und vielleicht war genau diese Hoffnung ein bisschen zu hoch, weil ich emotional eben viel mitbringe und die Kinderwunschklinik für mich ein ganz neuer, sensibler Raum ist.

Du hast auch recht damit, dass es wichtig ist, die Perspektive zu wechseln. Ich versuche wirklich, seine Art nicht als Gleichgültigkeit zu deuten, sondern als sein eigener Umgang mit einem Thema, das er (noch) nicht so nah an sich heranlässt.
Ein Gespräch ohne Vorwürfe steht definitiv an – ich muss nur den richtigen Moment und die richtigen Worte finden…


Ich weiß nicht, ob dir das hilft, aber ich bin auch so ein eher rationaler, läsungsorientierter Mensch und mir ist es dann je nachdem einfach nicht möglich mitzufühlen. Denn man kann Gefühle ja genau so wenig herbei wie weg zaubern. Das heißt aber nicht, dass es mir egal ist.
Vielleicht mal ein Beispiel, das natürlich nur bedingt passt, weil kinderwunsch ein ernstes Thema ist: mein Mann ist glühender Fußballfan. Wenn sein Verein schlecht spielt, kann ihm das den Tag ganz schön vermiesen. Ich kann das nicht nachempfinden. Ich verstehe nicht, warum einen die sportliche Leistung fremder Menschen so mitnimmt. Aber es ist mir nicht egal, weil er sich dann schlecht fühlt und für geliebte Menschen will man ja immer das beste. Aber ich kann es nicht mit ihm zusammen fühlen. Ich kann seine Gefühle akzeptieren und respektieren, ich kann Trost anbieten, aber es wird immer ein distanzieres Verhältnis sein, weil die Emotionen für mich nicht nachvollziehbar sind .
Ich verstehe, dass du es dir anders wünschen würdest, aber womöglich kann er diesen Wunsch nicht erfüllen.

Zur eigentlichen Frage: Der Vater meiner großen hat sich für den kinderwunsch nicht interessiert, für die Schwangerschaft und das Baby dann auch eher nicht.
Mein Mann war bei der kleinen sehr involviert, wusste immer wann ES ist, wir haben gemeinsame Vorkehrungen in Richtung Kiwu getroffen. Auch in der Schwangerschaft war er sehr interessiert, hat sich gekümmert, hat später einen Teil der Elternzeit genommen, bei mir zog sich das dann so durch... ich wünsche dir, dass es bei euch nicht so ist.
16.07.2025 14:54
Zitat von Chrysopelea:

Zitat von PatchworkWahnsinn:

Zitat von Titania:

Kinderwunsch ist eine individuelle Sache. Ich habe den Eindruck, dass sich insbesondere Frauen sehr hineinsteigern können. Vielleicht kommen Männer damit auch nicht so gut zurecht? Man sollte immer versuchen, die Perspektive zu wechseln. Am besten ist, du sprichst es einfach mal an, ohne dass du ihm Vorwürfe diesbezüglich machst.


Danke dir für deine Antwort – du hast auf jeden Fall recht damit, dass der Kinderwunsch für jeden Menschen sehr individuell ist. Und ja, ich bin emotional sicher deutlich involvierter und angespannter als mein Mann, das nehme ich auch selbst so wahr. Aber ich würde für mich nicht sagen, dass ich mich „hineinsteigere“.
Ich glaube eher, dass ich eine sehr klare Vorstellung davon hatte, wie sich diese Reise anfühlen sollte – vor allem, weil meine bisherigen Schwangerschaften emotional eher schwierig waren.

Ich habe mir so sehr gewünscht, dass es diesmal anders ist – mehr getragen, mehr verbunden, vielleicht auch bewusster.
Und vielleicht war genau diese Hoffnung ein bisschen zu hoch, weil ich emotional eben viel mitbringe und die Kinderwunschklinik für mich ein ganz neuer, sensibler Raum ist.

Du hast auch recht damit, dass es wichtig ist, die Perspektive zu wechseln. Ich versuche wirklich, seine Art nicht als Gleichgültigkeit zu deuten, sondern als sein eigener Umgang mit einem Thema, das er (noch) nicht so nah an sich heranlässt.
Ein Gespräch ohne Vorwürfe steht definitiv an – ich muss nur den richtigen Moment und die richtigen Worte finden…


Ich weiß nicht, ob dir das hilft, aber ich bin auch so ein eher rationaler, läsungsorientierter Mensch und mir ist es dann je nachdem einfach nicht möglich mitzufühlen. Denn man kann Gefühle ja genau so wenig herbei wie weg zaubern. Das heißt aber nicht, dass es mir egal ist.
Vielleicht mal ein Beispiel, das natürlich nur bedingt passt, weil kinderwunsch ein ernstes Thema ist: mein Mann ist glühender Fußballfan. Wenn sein Verein schlecht spielt, kann ihm das den Tag ganz schön vermiesen. Ich kann das nicht nachempfinden. Ich verstehe nicht, warum einen die sportliche Leistung fremder Menschen so mitnimmt. Aber es ist mir nicht egal, weil er sich dann schlecht fühlt und für geliebte Menschen will man ja immer das beste. Aber ich kann es nicht mit ihm zusammen fühlen. Ich kann seine Gefühle akzeptieren und respektieren, ich kann Trost anbieten, aber es wird immer ein distanzieres Verhältnis sein, weil die Emotionen für mich nicht nachvollziehbar sind .
Ich verstehe, dass du es dir anders wünschen würdest, aber womöglich kann er diesen Wunsch nicht erfüllen.

Zur eigentlichen Frage: Der Vater meiner großen hat sich für den kinderwunsch nicht interessiert, für die Schwangerschaft und das Baby dann auch eher nicht.
Mein Mann war bei der kleinen sehr involviert, wusste immer wann ES ist, wir haben gemeinsame Vorkehrungen in Richtung Kiwu getroffen. Auch in der Schwangerschaft war er sehr interessiert, hat sich gekümmert, hat später einen Teil der Elternzeit genommen, bei mir zog sich das dann so durch... ich wünsche dir, dass es bei euch nicht so ist.

Danke dir für deine Perspektive – die hilft mir tatsächlich, weil du ganz ehrlich beschreibst, wie sich emotionale Distanz anfühlen kann, ohne dass einem etwas egal ist. Ich verstehe, was du meinst: dass man gewisse Emotionen einfach nicht nachempfinden kann, aber trotzdem für den anderen da sein möchte.

Genau da liegt bei uns aber das Problem: Bei deinem Beispiel bist du zwar emotional nicht involviert, aber du bist präsent, bietest Trost an, hörst zu – und genau das passiert bei uns nicht.
Wir reden einfach gar nicht über das Thema, und das beschäftigt mich sehr.
Ich weiß, dass man niemanden zu Gefühlen zwingen kann, aber ich wünsche mir Beteiligung – nicht weil ich erwarte, dass er genauso fühlt wie ich, sondern weil ich mich weniger allein fühlen möchte.

Bei meinen früheren Schwangerschaften lief es auch eher so wie du es mit dem Vater deiner Großen beschreibst: distanziert, kaum Interesse. Und gerade weil jetzt der Weg über die Kinderwunschklinik nochmal ganz bewusst und sensibel ist, wünsche ich mir diesmal mehr Nähe und Austausch.
Nicht nur Anwesenheit – die ist da, er kommt mit zu den Terminen – sondern echtes Mitgehen.

Was mir auch auffällt: Sobald ich vorsichtig Themen wie Elternzeit, Zukunftsplanung o. Ä. anspreche, blockt er ab mit dem Argument: „Das ist doch noch viel zu früh“.
Und ja, rational hat er da recht – aber grob drüber zu reden wäre ja kein bindender Vertrag, sondern einfach Teil dieser Reise. Ich habe das Gefühl, er will sich mit all dem nicht auseinandersetzen, solange es nicht konkret ist – während ich eben sehr stark im emotionalen Jetzt stecke.

Ich weiß, dass das unterschiedliche Herangehensweisen sind – aber es macht den Austausch so schwierig.
Ich wünsche mir so sehr, dass wir uns auf halbem Weg treffen können. Nicht, damit er fühlt, wie ich fühle – sondern damit ich mich weniger allein mit dem fühlen muss, was gerade in mir passiert...
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