Mütter- und Schwangerenforum

Trisomie Test

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Nicola92
2142 Beiträge
05.09.2021 15:38
Zitat von nilou:

Zitat von Nicola92:

Ich verstehe deinen Hunde Vergleich überhaupt nicht.

Es geht dabei darum - du zeugst BEWUSST ein Kind, du lässt LEBEN entstehen.

Dann machst du einen Test, es kommt raus, dieses heranwachsende LEBEN hat T21.

Und dann wird ( überspitzt gesagt, mir ist schon bewusst das die Entscheidung niemand leichtfertig trifft ) gesagt - Nö, das kann ich nicht. Das wäre zu viel für meine Kinder die schon auf der Weöt sind.
Du darfst nicht leben.

Worauf die anderen hinaus wollen ist, das man sich das VOR jeder Schwangerschaft überlegen sollte. Ob man auch ein Behindertes Kind stemmen könnte.
Und wenn man das mit Nein beantwortet, dann sollte man sich überlegen, ob unbedingt noch ein Kind in die Welt gesetzt werden sollte.

Denn eine Garantie für ein „gesundes“ Kind / Kinf ohne Behinderung hat man nicht.

Und eine Behinderung kann auch bei der Geburt erworben werden, ein Unfall kann passieren oder es wurde nicht erkannt. Und dann?

Das ist eher so, als wenn ich mir 10 Hunde kaufe, die werden alle krank und dann gebe ich sie wieder ab weil ich das finanziell nicht kann. Um mal bei deinem Beispiel zu bleiben.

Dieses aussortieren von Lebewesen weil sie nicht der „ Norm „ entsprechen, das gehört für mich in eine ganze andere furchtbare Zeit.


Das klingt ja alle ganz nett aber sehr unrealistisch. Wer überlegt denn wirklich vor einer Schwangerschaft ob er auch mit einem behinderten Kind „klarkommt“. Der „Normalfall“ ist doch eben keine genetische Mutation oder Geburtsunfall etc.

Um es ganz klar zu sagen: ich habe alle zu dem Zeitpunkt möglichen Untersuchungen machen lassen und hätte bei T21, 18 abgetrieben. Ich hatte bereits in meiner Jugendzeit in einer behinderten Schule mehrere Praktika gemacht und auch ansonsten tatsächliche, praktische Berührungspunkte mit verschiedene Beeinträchtigungen gehabt. Für mich wäre es nicht in Frage gekommen. Und das ist zum Glück meine Entscheidung allein für die ich mich vor niemanden rechtfertigen muss. Denn ich lebe anschließend damit und bin für dieses Kind verantwortlich mit allem für und wieder. Genauso bin ich jetzt für mein Kind verantwortlich und wenn es jetzt einen Unfall etc hat auch. Das halte ich übrigens für nicht vergleichbar wie wenn ich ein ungeborenes Kind abtreibe. Aber da ist auch nur meine persönliche Meinung.


Doch, ich denke schon das sich da viele Gedanken drum machen.

Jeder der sagt, er macht die Untersuchungen und zieht im Falle des Falles den Schluss daraus, das er dann abtreibt, der hat sich Gedanken darüber gemacht.

Aber wenn man sagt - ich kann es, wenn meinem Kind etwas passiert - aber wenn mein ungeborenes etwas hat, dann kann ich es nicht -

Sorry, da sind wir dann - so wie jemand schon gesagt hat bei - Ich WILL nicht.

Das möchte man aber so nicht ausdrücken, weil es sich nicht so rechtfertigen lässt wie „ ich kann nicht „
Alaska
18847 Beiträge
05.09.2021 16:10
Zitat von Carlchen0102:

Eigentlich wollte ich noch was dazu schreiben, aber das wird mir hier jetzt zu bunt.

Wir vergleichen jetzt also Abtreibung mit Hundehaltung und kinderlosen Frauen. Oh und ich muss denen den gleichen Respekt entgegen bringen wie Menschen mit anderer Religion, Hautfarbe oder Sexualität?!
Mein Sohn mit T21 soll also in ein paar Jahren hingehen und so Menschen, die ein Kind mit T21 abgetrieben haben, sagen "Kann ich total verstehen diese Entscheidung. Das muss wirklich jeder selber entscheiden, ob er sich so eine Belastung wie mich zutraut"?!
Muss dann der Mensch mit ausländischen Wurzeln auch dem ausländerfeindlichen Sack zwei Häuser weiter sagen wie sehr er seine Meinung wertschätzt?

Toleranz im Sinne von Duldung (Wortbedeutung), ja. 100%. Aber mehr auch nicht.

Aber ich lasse diesen Thread jetzt lieber. Das macht mich nur wütend und hoffnungslos für meine Kinder.
Ich verbringe jetzt lieber den Rest der Zeit mit meinem Nachwuchs, den ich selbstverschuldet in die Welt gesetzt habe.


DANKE!

Unglaublich wie manche über die potentielle Tötung ihres eigenen Kinders reden. Wegen "nicht wollen".
05.09.2021 16:26
Nur noch eins, weil ich das jetzt wirklich respektlos finde:

Ich finde es sehr schade, dass meine Meinung hier marginalisiert wird, weil mir unterstellt wird, dass ich mich als Betroffene angegriffen fühle oder auf Grund der Gefühle für meine eigenen Kindern nicht objektiv bin. Das ist nicht der Fall.

Ich denke man muss noch mal klar zwischen Toleranz und Respekt unterscheiden. Toleranz bedeutet etwas dulden. Und wie ich bereits schrieb (weswegen ich den wiederholten Aufruf Toleranz zu zeigen nicht verstehe) toleriere ich Abtreibung. Ich bin für das Abtreibungsrecht. Und ich würde auf die Straße gehen, um es zu verteidigen.
Das bedeutet aber nicht, dass ich die einzelne Entscheidung für eine Abtreibung respektieren (Achtung! Bedeutet Hochachtung, Wertschätzung) muss. Das bedeutet nicht, dass ich Leute beschimpfe, nieder mache, ihnen das Recht an der Partizipation in der Gedellschaft abspreche oder sonst irgendwas. Ich toleriere sie als Teil der Gemeinschaft. Freundlich, höflich, whatever.
Aber es ist für mich persönlich eben kein Thema bei dem zwei Meinungen gleichberechtigt nebeneinander stehen. Das ist keine Ananas auf Pizza ja/nein Frage.

Den Vergleich mit einem Hund oder Auto finde ich deshalb fatal, weil eine Abtreibung eine unumkehrbare Entscheidung mit potenziell lebenslangen Konsequenzen ist. Egal wie man sich entscheidet. Einen Hund kann ich wieder ins Tierheim geben und ein Auto gehen die Wand fahren oder verkaufen.
Sowohl mit einem behinderten Kind als auch mit den Gefühlen nach einer Abtreibung kann ich das nicht.

Desweiteren empfinde ich es mir gegenüber als respektlos mir Unreife zu unterstellen, nachdem ich mich mit meinem "selbstverschuldet" eindeutig direkt auf einen voran gegangenen Beitrag bezogen habe. Wurde mir darin vorgeworfen Schuld an der Behinderung meiner Kinder zu sein? Nein, natürlich nicht.
Aber Sprache formt unser Denken und Handeln und damit auch die Gesellschaft in der wir leben. Deshalb macht es ja auch einen Unterschied ob wir sagen "Behinderte" oder "Menschen mit Behinderung". Wir sollten also alle immer vorsichtig sein welche Worte wir in welchem Zussmmenhang benutzen. Nur darauf wollte ich aufmerksam machen.
Den irgendwann nutzen es die falschen und dann heißt es plötzlich, dass Eltern, die sich bewusst für ein behindertes Kind entscheiden, keine Unterstützung mehr bekommen, weil sie es sich ja selber so ausgesucht haben. Ich behaupte NICHT, dass das hier jemand so sieht. Nur das man aufpassen muss was man sagt und ob es nicht irgendwo auf den falschen fruchtbaren Boden fällt.

Was das ganze nun mit dem Alter zu tun haben soll erschließt sich mir nicht 100%.
Es wirkt auf mich aber so als wollte man den Vorwurf ich sei unreif, kindisch, nicht objektiv und erfahren genug nur weiter festigen. Es verletzt mich nicht, gehört für mich aber nicht mehr unter gute Diskussionskultur. Und ist irgendwie ein bisschen lustig, weil mir doch zeitgleich mangelnder Respekt und Toleranz vorgeworfen wurde.
Falls es eine Rolle spielt, ich bin 41 Jahre alt, gelernte Heilerziehungspflegerin und Heilpädagogin und studierte Diplom-Sozialpädagogin. Ich habe viele Jahre in verschiedenen Einrichtungen und Angeboten mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit verschiedensten Behinderungbildern gearbeitet. Haupt- und nebenberuflich, sowie ehrenamtlich. Ich habe einen 9jährigen Sohn mit Down-Syndrom und einen 4jährigen Sohn mit einem vermuteten genetischen Defekt, der dann aber so selten ist, dass die Ärzte ihn bisher aber noch nicht gefunden haben. Er hat Epilepsie, verschiedene körperliche Fehlbildungen, Muskelhypotonie, eine Entwicklungsverzögerung, ist stark schwerhörig und noch so einiges, was jetzt erst nach und nach herauskommt. Ich erwarte dafür keine Bewunderung, Anerkennung oder Respekt. Ich ziehe einfach meine Kinder groß wie es Billiarden Eltern vor mir, mit mir und nach mir tun.

Ich bin also definitiv auch zu alt und lebenserfahren für "Kindergarten". Hatte bis zu besagtem Beitrag aber auch noch das Gefühl, dass wir uns noch nicht auf dieses Niveau begeben hatten.
05.09.2021 20:15
Zitat von Carlchen0102:

Nur noch eins, weil ich das jetzt wirklich respektlos finde:

Ich finde es sehr schade, dass meine Meinung hier marginalisiert wird, weil mir unterstellt wird, dass ich mich als Betroffene angegriffen fühle oder auf Grund der Gefühle für meine eigenen Kindern nicht objektiv bin. Das ist nicht der Fall.

Ich denke man muss noch mal klar zwischen Toleranz und Respekt unterscheiden. Toleranz bedeutet etwas dulden. Und wie ich bereits schrieb (weswegen ich den wiederholten Aufruf Toleranz zu zeigen nicht verstehe) toleriere ich Abtreibung. Ich bin für das Abtreibungsrecht. Und ich würde auf die Straße gehen, um es zu verteidigen.
Das bedeutet aber nicht, dass ich die einzelne Entscheidung für eine Abtreibung respektieren (Achtung! Bedeutet Hochachtung, Wertschätzung) muss. Das bedeutet nicht, dass ich Leute beschimpfe, nieder mache, ihnen das Recht an der Partizipation in der Gedellschaft abspreche oder sonst irgendwas. Ich toleriere sie als Teil der Gemeinschaft. Freundlich, höflich, whatever.
Aber es ist für mich persönlich eben kein Thema bei dem zwei Meinungen gleichberechtigt nebeneinander stehen. Das ist keine Ananas auf Pizza ja/nein Frage.

Den Vergleich mit einem Hund oder Auto finde ich deshalb fatal, weil eine Abtreibung eine unumkehrbare Entscheidung mit potenziell lebenslangen Konsequenzen ist. Egal wie man sich entscheidet. Einen Hund kann ich wieder ins Tierheim geben und ein Auto gehen die Wand fahren oder verkaufen.
Sowohl mit einem behinderten Kind als auch mit den Gefühlen nach einer Abtreibung kann ich das nicht.

Desweiteren empfinde ich es mir gegenüber als respektlos mir Unreife zu unterstellen, nachdem ich mich mit meinem "selbstverschuldet" eindeutig direkt auf einen voran gegangenen Beitrag bezogen habe. Wurde mir darin vorgeworfen Schuld an der Behinderung meiner Kinder zu sein? Nein, natürlich nicht.
Aber Sprache formt unser Denken und Handeln und damit auch die Gesellschaft in der wir leben. Deshalb macht es ja auch einen Unterschied ob wir sagen "Behinderte" oder "Menschen mit Behinderung". Wir sollten also alle immer vorsichtig sein welche Worte wir in welchem Zussmmenhang benutzen. Nur darauf wollte ich aufmerksam machen.
Den irgendwann nutzen es die falschen und dann heißt es plötzlich, dass Eltern, die sich bewusst für ein behindertes Kind entscheiden, keine Unterstützung mehr bekommen, weil sie es sich ja selber so ausgesucht haben. Ich behaupte NICHT, dass das hier jemand so sieht. Nur das man aufpassen muss was man sagt und ob es nicht irgendwo auf den falschen fruchtbaren Boden fällt.

Was das ganze nun mit dem Alter zu tun haben soll erschließt sich mir nicht 100%.
Es wirkt auf mich aber so als wollte man den Vorwurf ich sei unreif, kindisch, nicht objektiv und erfahren genug nur weiter festigen. Es verletzt mich nicht, gehört für mich aber nicht mehr unter gute Diskussionskultur. Und ist irgendwie ein bisschen lustig, weil mir doch zeitgleich mangelnder Respekt und Toleranz vorgeworfen wurde.
Falls es eine Rolle spielt, ich bin 41 Jahre alt, gelernte Heilerziehungspflegerin und Heilpädagogin und studierte Diplom-Sozialpädagogin. Ich habe viele Jahre in verschiedenen Einrichtungen und Angeboten mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit verschiedensten Behinderungbildern gearbeitet. Haupt- und nebenberuflich, sowie ehrenamtlich. Ich habe einen 9jährigen Sohn mit Down-Syndrom und einen 4jährigen Sohn mit einem vermuteten genetischen Defekt, der dann aber so selten ist, dass die Ärzte ihn bisher aber noch nicht gefunden haben. Er hat Epilepsie, verschiedene körperliche Fehlbildungen, Muskelhypotonie, eine Entwicklungsverzögerung, ist stark schwerhörig und noch so einiges, was jetzt erst nach und nach herauskommt. Ich erwarte dafür keine Bewunderung, Anerkennung oder Respekt. Ich ziehe einfach meine Kinder groß wie es Billiarden Eltern vor mir, mit mir und nach mir tun.

Ich bin also definitiv auch zu alt und lebenserfahren für "Kindergarten". Hatte bis zu besagtem Beitrag aber auch noch das Gefühl, dass wir uns noch nicht auf dieses Niveau begeben hatten.


Wie stehst du zu den nicht wenigen Leuten, die ihr Kind wegen t21 früher oder später in eine Art heim geben? Und sie lediglich noch besuchen? Stelle ich mir auch schlimm vor für die Mehrheit der Kinder, die das was dahinter steht ja verstehen.

Also jetzt im Vergleich zu denen, die "früh" abtreiben, sagen wir vor der 15. Woche.

Ich bin absolut offen für alle Sichtweisen und versuche nachzuvollziehen und zu verstehen.

Gerade das du auch beruflich über eine große Erfahrung verfügst, interessieren mich Aspekte von dir.
12Pfoten
1686 Beiträge
05.09.2021 20:17
Bei uns war es nicht der Trisomietest, sondern allgemein ein Test auf Gendefekte.
Es gab organische Auffälligkeiten beim Ultraschall. Von "schwerster 4-fach-Herzfehler" zu "das gibts nur in Kombination mit schweren Gendefekten" über "wir müssen über das Thema Abtreibung reden" zu "ich möchte dass Sie eine Fruchtwasserpunktion machen" war bei diesem Termin alles dabei. Bei der Feindiagnostik, wann ist die, so um die 20. Woche? Ich hatte das Kind schon gespürt.

Es war schwer, es gab viele Diskussionen, viele Tränen. Ich hab mich gegen den Test entschieden.
Und rückblickend bin ich heilfroh darüber. Hätte ich das Ergebnis damals gehabt und mich darüber informiert- wir hätten uns gegen das Kind entschieden. Man liest immer nur von den schlimmsten, schwersten Fällen. In den Selbsthilfegruppen (zumindest hier regional) gibts auch keine leichten Fälle. Es wird teilweise ein sehr verfälschtes Bild gezeichnet.

Wir haben riesiges Glück, sie hatte nur den Herzfehler, der operiert wurde, und ist Sprachverzögert.

Edit: Wir haben uns dann testen lassen, als Kind 2 zur Sprache kam- wir haben es nicht vererbt. Es war einfach eine Laune der Natur.
05.09.2021 20:27
Zitat von Nicola92:

Zitat von Enfelchen:

„Selbstverschuldet“ in die Welt gesetzt. Ich denke, das sagt auch schon so einiges aus.
Ist für mich ein völlig „unreifer“ Satz.

Aber vielleicht bin ich dafür auch einfach zu alt


Und das mit dem selbstverschuldet, lies mal nochmal bei Katalaia nach, da kam das her


Och das finde ich aber unfair und sehr aus dem Zusammenhang meines Textes gerissen!

Ich habe lediglich das Wort "schuld" in Anführungszeichen gesetzt bei meinem Beispiel mit dem Türgitter.
volvoanne
64 Beiträge
05.09.2021 20:46
Also wenn für dich klar ist, dass du die Schwangerschaft bei Trisomie abbrechen würdest und Dir große Sorgen machst, dann würde ich den ohne wenn und aber so früh wie möglich machen.

Wir haben den bei beiden Kindern gemacht und waren sehr früh sehr erleichtert. Allerdings war die Entscheidung für einen möglichen Abbruch auch klar, beim zweiten Kind auch schon über 40 und zudem wahnsinnig ängstlich in der Schwangerschaft. Es war für uns also eine große Beruhigung!

Obwohl ich in der Großstadt lebe, war es vor zwei Jahren übrigens keine Selbstverständlichkeit. Meine Frauenärztin hat den prinzipiell nicht durchgeführt, musste durch die halbe Stadt um eine Praxis zu finden und wurde danach auch mehrmals schräg in Praxen/Klinik angeguckt, wenn ich gesagt hatte, dass ich den Test gemacht hatte. Auch privat war ich sehr im Rechtfertigungsdruck, warum ich den denn gemacht hatte (so gut wie jede Mutter musste betonen, dass sie ihn ja nicht gemacht hatte/hätte). Also von dem Druck den zu machen, kann ich echt nicht berichten... eher umgekehrt.
Nicola92
2142 Beiträge
05.09.2021 21:54
Zitat von kataleia:

Zitat von Nicola92:

Zitat von Enfelchen:

„Selbstverschuldet“ in die Welt gesetzt. Ich denke, das sagt auch schon so einiges aus.
Ist für mich ein völlig „unreifer“ Satz.

Aber vielleicht bin ich dafür auch einfach zu alt


Und das mit dem selbstverschuldet, lies mal nochmal bei Katalaia nach, da kam das her


Och das finde ich aber unfair und sehr aus dem Zusammenhang meines Textes gerissen!

Ich habe lediglich das Wort "schuld" in Anführungszeichen gesetzt bei meinem Beispiel mit dem Türgitter.


Du hast einen Vergleich gebracht, mit dem du verdeutlichen wolltest, das man in der einen Situation eine Schuld trägt ( kein Treppengitter angebracht - bewusst Kind mit T21 bekommen )
Und in der anderen Situation keine Schuld trägt ( Kind ist Kletterer - Kind hat später eine Behinderung erworben )

Das ist doch der Vergleich, den du anstellen wolltest oder nicht?

Daraus hat sich für Carlchen das „ selbst schuld „ ergeben, und ich lese das genauso aus deinem Vergleich heraus.
05.09.2021 21:54
Zitat von kataleia:

Zitat von Carlchen0102:

Nur noch eins, weil ich das jetzt wirklich respektlos finde:

Ich finde es sehr schade, dass meine Meinung hier marginalisiert wird, weil mir unterstellt wird, dass ich mich als Betroffene angegriffen fühle oder auf Grund der Gefühle für meine eigenen Kindern nicht objektiv bin. Das ist nicht der Fall.

Ich denke man muss noch mal klar zwischen Toleranz und Respekt unterscheiden. Toleranz bedeutet etwas dulden. Und wie ich bereits schrieb (weswegen ich den wiederholten Aufruf Toleranz zu zeigen nicht verstehe) toleriere ich Abtreibung. Ich bin für das Abtreibungsrecht. Und ich würde auf die Straße gehen, um es zu verteidigen.
Das bedeutet aber nicht, dass ich die einzelne Entscheidung für eine Abtreibung respektieren (Achtung! Bedeutet Hochachtung, Wertschätzung) muss. Das bedeutet nicht, dass ich Leute beschimpfe, nieder mache, ihnen das Recht an der Partizipation in der Gedellschaft abspreche oder sonst irgendwas. Ich toleriere sie als Teil der Gemeinschaft. Freundlich, höflich, whatever.
Aber es ist für mich persönlich eben kein Thema bei dem zwei Meinungen gleichberechtigt nebeneinander stehen. Das ist keine Ananas auf Pizza ja/nein Frage.

Den Vergleich mit einem Hund oder Auto finde ich deshalb fatal, weil eine Abtreibung eine unumkehrbare Entscheidung mit potenziell lebenslangen Konsequenzen ist. Egal wie man sich entscheidet. Einen Hund kann ich wieder ins Tierheim geben und ein Auto gehen die Wand fahren oder verkaufen.
Sowohl mit einem behinderten Kind als auch mit den Gefühlen nach einer Abtreibung kann ich das nicht.

Desweiteren empfinde ich es mir gegenüber als respektlos mir Unreife zu unterstellen, nachdem ich mich mit meinem "selbstverschuldet" eindeutig direkt auf einen voran gegangenen Beitrag bezogen habe. Wurde mir darin vorgeworfen Schuld an der Behinderung meiner Kinder zu sein? Nein, natürlich nicht.
Aber Sprache formt unser Denken und Handeln und damit auch die Gesellschaft in der wir leben. Deshalb macht es ja auch einen Unterschied ob wir sagen "Behinderte" oder "Menschen mit Behinderung". Wir sollten also alle immer vorsichtig sein welche Worte wir in welchem Zussmmenhang benutzen. Nur darauf wollte ich aufmerksam machen.
Den irgendwann nutzen es die falschen und dann heißt es plötzlich, dass Eltern, die sich bewusst für ein behindertes Kind entscheiden, keine Unterstützung mehr bekommen, weil sie es sich ja selber so ausgesucht haben. Ich behaupte NICHT, dass das hier jemand so sieht. Nur das man aufpassen muss was man sagt und ob es nicht irgendwo auf den falschen fruchtbaren Boden fällt.

Was das ganze nun mit dem Alter zu tun haben soll erschließt sich mir nicht 100%.
Es wirkt auf mich aber so als wollte man den Vorwurf ich sei unreif, kindisch, nicht objektiv und erfahren genug nur weiter festigen. Es verletzt mich nicht, gehört für mich aber nicht mehr unter gute Diskussionskultur. Und ist irgendwie ein bisschen lustig, weil mir doch zeitgleich mangelnder Respekt und Toleranz vorgeworfen wurde.
Falls es eine Rolle spielt, ich bin 41 Jahre alt, gelernte Heilerziehungspflegerin und Heilpädagogin und studierte Diplom-Sozialpädagogin. Ich habe viele Jahre in verschiedenen Einrichtungen und Angeboten mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit verschiedensten Behinderungbildern gearbeitet. Haupt- und nebenberuflich, sowie ehrenamtlich. Ich habe einen 9jährigen Sohn mit Down-Syndrom und einen 4jährigen Sohn mit einem vermuteten genetischen Defekt, der dann aber so selten ist, dass die Ärzte ihn bisher aber noch nicht gefunden haben. Er hat Epilepsie, verschiedene körperliche Fehlbildungen, Muskelhypotonie, eine Entwicklungsverzögerung, ist stark schwerhörig und noch so einiges, was jetzt erst nach und nach herauskommt. Ich erwarte dafür keine Bewunderung, Anerkennung oder Respekt. Ich ziehe einfach meine Kinder groß wie es Billiarden Eltern vor mir, mit mir und nach mir tun.

Ich bin also definitiv auch zu alt und lebenserfahren für "Kindergarten". Hatte bis zu besagtem Beitrag aber auch noch das Gefühl, dass wir uns noch nicht auf dieses Niveau begeben hatten.


Wie stehst du zu den nicht wenigen Leuten, die ihr Kind wegen t21 früher oder später in eine Art heim geben? Und sie lediglich noch besuchen? Stelle ich mir auch schlimm vor für die Mehrheit der Kinder, die das was dahinter steht ja verstehen.

Also jetzt im Vergleich zu denen, die "früh" abtreiben, sagen wir vor der 15. Woche.

Ich bin absolut offen für alle Sichtweisen und versuche nachzuvollziehen und zu verstehen.

Gerade das du auch beruflich über eine große Erfahrung verfügst, interessieren mich Aspekte von dir.


Was meinst du mit früher oder später?
Also welchen Zeitpunkt?
Ich bin 100% dafür, dass junge Erwachsene mit Behinderung ausziehen. Unabhängig davon ob sie ihr Leben alleine meistern können oder nicht. Im Idealfall allerdings nicht in eine Art Heim (aka stationäre Wohnform), sondern in ein ambulantes Angebot. Also z.B. eine betreute WG oder vielleicht mit einer Partnerin oder einem Partner zusammen in eine kleine Wohnung mit angebundener Betreuung/Unterstützung.
Das was viele noch im Kopf haben wenn man an Wohnen für Menschen mit Behinderung denkt sind die großen Einrichtungen, 20-30 Zimmer auf einem Flur und dreimal am Tag gibts Essen aus der Großküche im Speißesaal. Diese Einrichtungen heißen in NRW jetzt besondere Wohnformen und sollen nach und nach aufgelöst und dezentralisiert werden.

Ich bin aus verschiedenen Gründen dafür, dass junge Erwachsene mit Behinderung ausziehen. Zunächst einmal lebt man als Eltern nicht ewig und auch eventueller Pflegebedarf kann nicht ewig geleistet werden. Der Tag x kommt also sowieso irgendwann. Dann lieber frühzeitig und gemächlich, als spät und quasi über Nacht.
Außerdem gehört Ausziehen zum erwachsen werden dazu. Es bedeutet Unabhängigkeit und Abnabelung von den Eltern. Eltern von behinderten Kindern haben tendenziell den Hang ihren Nachwuchs überzubehüten. Mitarbeiter in Einrichtungen pushen eher mal aus der Komfortzone. Dann müssen die Kinder plötzlich Verantwortung übernehmen für Abläufe in der WG, ihre eigene Wäsche waschen oder mit einkaufen gehen. Genau wie alle anderen 20jährigen, die plötzlich in der eigenen Wohnung stehen und realisieren, dass sich der Kühlschrank nicht von alleine füllt und es Ärger mit den Nachbarn gibt wenn man während der Flurwoche nicht ordentlich wischt Die meisten Eltern älterer behinderter Kinder, die ich kenne, sind noch sehr involviert in das Leben ihrer Kinder. Da wird sich jede Woche besucht (auch die Kinder fahren zu ihren Eltern), die Eltern sind die gesetzlichen Betreuer und wenn du als Mitarbeiter Pech hast rufen sie jeden Tag dreimal an, um dich z.B. daran zu erinnern, dass Hans-Jürgen unbedingt ein Unterhemd tragen muss bei 25°C. Und du denkst dir, vergiss es, Hans-Jürgen ist 35 Jahre alt, erwachsen und hasst Unterhemden und wenn er keins tragen will, lässt er es eben sein.
Natürlich gibt es auch Eltern, die sich weniger kümmern. Ganz wie bei nicht behinderten Kindern. Ich habe zum Beispiel auch so gut wie keinen Kontakt zu meiner Familie.

Natürlich gibt es auch Fälle in denen Kinder mit Behinderung schon früher in Wohngruppen ziehen. Im Vergleich ist der Anteil aber deutlich geringer meiner Erfahrung nach. Zumindest war das bei uns in Bethel so und das ist immer eine der größten wenn nicht der größte Träger von Einrichtungen für Menschen mit Behinderung. In der Regel sind die Kinder mit Behinderung dort aber nicht Kinder mit T21, sondern mit Behinderungen, die entweder einen sehr, sehr hohen Pflegeaufwand haben (wir sprechen da von schwerstmehrfach behinderten Menschen) oder solchen Behinderungen, die extreme Auffälligkeiten im Sozialverhalten herbei führen. Also z.B. Kinder und Jugendliche mit starkem selbst- und fremdverletzenden Verhalten. Oder was wir auch gar nicht selten hatten war übersexualisiertes Verhalten. Also 12 jährige Mädchen, die sich bei jeder Gelegenheit aus dem Haus schleichen und auf der Straße Männern anbieten. Beide eher untypisch bei Down Syndrom. Da Menschen mit T21 im Vergleich zu Menschen mit anderen Behinderungen und vergleichbaren kognitiven Einschränkungen oft eine weiter fortgeschrittene sozial-emotionale Entwicklung haben, neigen sie etwas weniger zu extremen herausfordernden Verhalten. Wobei es natürlich Ausnahmen gibt.
Ich denke es gibt Fälle in denen ein Umzug in eine Wohngruppe das Beste ist für das behinderte Kind und die Familie. Genauso wie es diese Fälle bei Kindern/Jugendlichen ohne Behinderung gibt.

Dann gibt es natürlich noch die Fälle in denen sich Eltern nach der Geburt entscheiden, dass sie ein Kind mit Down Syndrom nicht behalten wollen. Aus welchen Gründen auch immer. Glücklicherweise wird für die meisten dieser Kinder direkt eine passende Adoptiv- oder Pflegefamilie gefunden und sich wachsen in einem liebevollen Umfeld auf. Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass es besser wäre so ein Kind direkt abzutreiben, um ihm das Trauma des Zurückgelassen werdens zu ersparen. Auf der anderen Seite gilt das dann ja für alle Kinder weltweit, die adoptiert oder von Pflegefamilien aufgezogen werden.
Ich toleriere auch diese Entscheidung. Respektieren im Sinne von wertschätzen/anerkennen nicht so wirklich.

Also zusammengefasst gesagt persönlich habe ich wenig Verständnis dafür sein Kind nach der Geburt abzugeben weil es T21 hat, ich glaube das es unabhängig von der Behinderung Gründe geben kann warum ältere Kinder und Jugendliche besser in einer Wohngruppe wohnen sollten und das junge Erwachsene mit Behinderung auf alle Fälle ausziehen sollten.

Ich habe meinen Jungs schon gesagt, dass sie sich bloß nicht einbilden sollen bis 30 im Hotel Mama abzuhängen.
05.09.2021 22:14
Zitat von Nicola92:

Zitat von kataleia:

Zitat von Nicola92:

Zitat von Enfelchen:

„Selbstverschuldet“ in die Welt gesetzt. Ich denke, das sagt auch schon so einiges aus.
Ist für mich ein völlig „unreifer“ Satz.

Aber vielleicht bin ich dafür auch einfach zu alt


Und das mit dem selbstverschuldet, lies mal nochmal bei Katalaia nach, da kam das her


Och das finde ich aber unfair und sehr aus dem Zusammenhang meines Textes gerissen!

Ich habe lediglich das Wort "schuld" in Anführungszeichen gesetzt bei meinem Beispiel mit dem Türgitter.


Du hast einen Vergleich gebracht, mit dem du verdeutlichen wolltest, das man in der einen Situation eine Schuld trägt ( kein Treppengitter angebracht - bewusst Kind mit T21 bekommen )
Und in der anderen Situation keine Schuld trägt ( Kind ist Kletterer - Kind hat später eine Behinderung erworben )

Das ist doch der Vergleich, den du anstellen wolltest oder nicht?

Daraus hat sich für Carlchen das „ selbst schuld „ ergeben, und ich lese das genauso aus deinem Vergleich heraus.


Genau das ist der Punkt: Schuld am fallen des Kindes ja - schuld am nicht wissen einer Sache, von der man hätte Kenntnis erlangen können. NICHT schuld das Kind zu haben! Denn alleine die Kenntnis kann Vorteile durch die weiteren Untersuchungen haben, die man dann macht und ggf das Krankenhaus in dem man entbindet. Oder auch abtreibt.
Es steht jedoch offen, wie man damit umgeht und wie man bewusst entscheidet.

Somit hat das bekommen des Kindes nichts mit Schuld zu tun.
nilou
14065 Beiträge
06.09.2021 07:43
Zitat von kataleia:

Zitat von Nicola92:

Zitat von kataleia:

Zitat von Nicola92:

...


Och das finde ich aber unfair und sehr aus dem Zusammenhang meines Textes gerissen!

Ich habe lediglich das Wort "schuld" in Anführungszeichen gesetzt bei meinem Beispiel mit dem Türgitter.


Du hast einen Vergleich gebracht, mit dem du verdeutlichen wolltest, das man in der einen Situation eine Schuld trägt ( kein Treppengitter angebracht - bewusst Kind mit T21 bekommen )
Und in der anderen Situation keine Schuld trägt ( Kind ist Kletterer - Kind hat später eine Behinderung erworben )

Das ist doch der Vergleich, den du anstellen wolltest oder nicht?

Daraus hat sich für Carlchen das „ selbst schuld „ ergeben, und ich lese das genauso aus deinem Vergleich heraus.


Genau das ist der Punkt: Schuld am fallen des Kindes ja - schuld am nicht wissen einer Sache, von der man hätte Kenntnis erlangen können. NICHT schuld das Kind zu haben! Denn alleine die Kenntnis kann Vorteile durch die weiteren Untersuchungen haben, die man dann macht und ggf das Krankenhaus in dem man entbindet. Oder auch abtreibt.
Es steht jedoch offen, wie man damit umgeht und wie man bewusst entscheidet.

Somit hat das bekommen des Kindes nichts mit Schuld zu tun.


Ich sehe es ähnlich.
kullerkeks74
2988 Beiträge
08.09.2021 14:14
Ich weiß garnich seit wann es solche Tests gibt.

Bei meinen großen Kindern wurde noch Fruchtwasser Untersuchungen vorgenommen. Bei meiner vorletzten wurde bei der Feindiagnostik Auffälligkeiten festgestellt und mir wurde dringend zur Fruchtwasseruntersuchung geraten. Ich habe mich dagegen entschieden und wurde dafür regelrecht angegangen vom medizinischen Personal.
Es war mir egal . Ich hätte jedes Kind angenommen.
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