Mütter- und Schwangerenforum

Kind wird ausgelacht

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26.10.2018 10:33
Zitat von Obsidian:

Ich bin normalerweise IMMER pro "Selbstbewußtsein stärken, eigene Wege gehen, aus der Masse ausbrechen, sich selbst treu bleiben, auf andere pfeifen, wenn sie einem nicht gut tun, drüberstehen etc etc"
Aber hier hab ich persönlich einfach die Erfahrung gemacht, dass das bei Kindern so gut wie niemals funktioniert. Schon gar nicht noch so jung.
Wenn dieser Knacks mal da ist, bleibt er. Dass man sich gegenseitig mal ärgert - ok. Aber gemeinschaftliches Auslachen eines anderen ist was ganz anderes und offenbar sind es auch immer nur die beiden anderen Jungs, die Lanas Sohn auslachen, niemals umgekehrt.
Die Rollen sind klar verteilt und ja, mich würde es sehr wundern, wenn sich das nochmal ändert.


Hier schließe ich mich an. Wir haben das ja leider durch mit unserem Sohn. Leider hat er nie etwas gesagt. Er war verbalen (anfangs) und dann auch körperlichen Attacken ausgeliefert. ER hat es uns nicht erzählt, ich habe nur Veränderungen an ihm beobachtet. Er wurde noch stiller, noch ruhiger und lachte kaum noch. Da schritt ich ein und fragte nach. Gesagt hat er immer noch nichts konkretes, nur dass Schule blöd ist und er da dann jetzt nicht mehr hingeht. Und genau das tat er. Er wehrte sich mit Händen und Füßen, wenn er in die Schule sollte. Wir zogen eine Familientherapeutin hinzu, denn ich suchte den Fehler bei uns. Und ein ganzheitlicher Ansatz war mir wichtig. Nach etlichen Sitzungen zusammen und auch jeder allein mit ihr, spielte er irgendwann die Situationen in der Schule nach bei. Er sagte nichts, aber er spielte es nach. So erfuhren wir dann, dass er gehänselt wurde, weil er anders dachte, weil er stets die Antworten wusste, dass er Arbeiten ins Schlechtere korrigierte, damit er nicht schon wieder die Beste ablieferte, dass er geschubst und getreten wurde, dass sie ihm beim Sport die Hosen runterzogen, dass sie ihn schubsten, er zu Fall kam und sich alle im Kreis drumherum stellten und jeder durfte mal zutreten. Nicht so doll, dass es sichtbare Spuren hinterließ, aber es hinterließ Spuren auf der Seele.
Er wechselte dann die Schule, auch nochmal danach. In der letzten Grundschule lief es dann. Eine tolle Klasse, eine kleine Klasse, ein wahnsinnig toller Klassenlehrer und ein fantastischer Direktor, der jede Form von Hänselei und Mobbing SOFORT im Keim erstickte. Das gab es da einfach nicht. Trotzdem gab es einen Jungen in der Klasse, der meinte, er müsse meinen Sohn triezen. Eigentlich nicht schlimm, aber für meinen Sohn war es schlimm. Diesen Jungen griff ich mir (in Absprache mit seinem Vater). Dann war wirklich Ruhe. (Heute sind beide übrigens befreundet)
Am Gymnasium dann gab es wieder ein paar ältere Jungs, die meinen Sohn aufzogen, weil er minimal lispelte. (Übrigens ein Sprachfehler, den er sich zusammen mit dem Nuscheln angeeignet hat. Absichtlich, um nicht so aufzufallen, denn er hatte eine excellente Aussprache mit einer tollen Wortwahl) Die griff sich dann mein Mann morgens am Bus. Dann war Ruhe.

Die letzten beiden Sachen waren kaum mehr als winzige Hänseleien. Eigentlich nicht der Rede wert. Aber auf Grund der Vorgeschichte sahen wir da gar nicht zu, sondern griffen sofort ein. Wenige Jahre später kam nochmal ein Spruch wegen seiner langen Haare. Da musste ich nicht mehr eingreifen. Er kommunizierte offen. Ich bot an, zum Friseur zu gehen, das lehnte er ab. Weil er davon überzeugt war, dass es heute die Haare sind, morgen die Hose und er dann sicher keinen Rock tragen würde, nur weil es anderen so gefällt. DA war er dann sichtlich stärker, hatte sich ein dickes Fell aus Arroganz bestimmten Personengruppen gegenüber zugelegt. Er sagte mir, dass ich mich nicht einmischen muss. Tat ich dann auch nicht. Es hörte auf. Aber da war er, wie gesagt, deutlich älter.
Heute ist er fast 19 und kann für sich und auch für andere einstehen. Er ist empathisch und folgt keinem Trend, von dem er nicht überzeugt ist oder weil es alle anderen so machen. Nur weil man auch bei Kleinigkeiten für sein Kind einspringt und dazwischen geht, heißt das nicht, dass sie kein Selbstbewusstsein entwickeln. Doch, das tun sie, aber dafür braucht jedes Kind seine eigene Zeit.

Im Fall von dir, Lana, würde ich aktuell wohl auch noch nicht eingreifen. Aber ich würde es beobachten. Und wenn der Appell an die andere Mutter nichts bringt, tja, dann greif dir den Jungen selbst.

LG Zaubi
Titania
5951 Beiträge
26.10.2018 11:03
Zitat von Tanzbär:

Das Problem ist, dass man die Jungs meist so sehr bestärken kann wie man will - sobald sie "Mädchensachen" toll finden, werden sie ausgelacht. Da scheinen die meisten anderen Jungs null tolerant zu sein.

Mein Mittlerer liebte Elsa... bis er in die Schule kam. Auf einmal wollte er seine geliebte Elsa-Brotdose nicht mehr mitnehmen, weil die anderen Jungs ihn auslachen.

Auf Mädchenartikel würde ich daher in naher Zukunft tatsächlich verzichten


das unterschreibe ich. So etwas wie Toleranz ist bei Kindern in diesen Altern doch noch gar nicht ausgebildet.
Auch Kinder wissen nicht von Beginn an, dass man andere nicht auslacht, sondern reagieren einfach so wie sie denken, dass es richtig ist. Mit ihnen darüber reden und versuchen zu erklären wie es für den anderen ist ja, aber schon von Mobbing zu sprechen ist doch weit hergeholt, denn es sind immer noch Kinder. Ich weiß wirklich nicht, was man da für ein perfektes und ausgereiftes Verhalten in dem Alter von ihnen erwartet?
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