Mütter- und Schwangerenforum

Machtkampf? Psychische Not?

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Anonym 1 (208455)
0 Beiträge
05.04.2022 22:16
Liebe Community,

ich brauche eure Einschätzung. Mein Kind ist 4 und ist in letzter Zeit gegenüber uns Eltern sehr körperlich (in der Kita nie). Er haut, beißt, kneift, tritt, um seinen Willen durchzusetzen.

Heute ging es ums Anziehen und ist eskaliert. In der Kita zieht unser Kind sich nach dem Sport selbständig an. Es liegt also nicht am Können. Heute wollte ich ihn wie immer eincremen und anziehen und er hat mich mehrfach sehr doll geboxt. Er kann das auch nicht begründen. Es scheint eine Mischung aus Spaß, Ablehnung (der Handlung) und Provokation zu sein. Nach einer Vorwarnung habe ich ihn nackt sitzen lassen und festgelegt, dass er sich heute Abend allein anzieht.

Er eskalierte nun 1,5 Stunden. Ich saß währenddessen die meiste Zeit neben ihm und ab und an kam er auch kurz kuscheln, um dann wieder aggressiv zu werden, weil ich immer noch dabei blieb, ihn nicht anzuziehen. Ich verließ dann den Raum, er brüllte und heulte. Ich ging nach einer Weile zurück und das Spiel begann von vorn. Argumente und Angebote setzte er auch ein: "ich will aber!" "Ich habe dir jetzt schon hundertmal gesagt, dass ich von dir angezogen werden will!" "Ich hau auch nicht mehr!" "Vorhin hast du mich auch angezogen."

Der Papa konnte den Konflikt schließlich dadurch lösen, dass er ein Spiel gespielt hat: "kein Schlingel zieht sich jetzt die Unterhose an" usw. Durch diese umgekehrte Psychologie ließ er sich auf das Anziehen ein.

Haben wir ihn einfach nur völlig verzogen? Ist das normal? Ist das psychisch auffällig? Ich bin ratlos und es bricht mir das Mamaherz ihn so aufgelöst zu sehen. Allerdings nehmen seine körperlichen Angriffe auf uns Eltern zu. Ich bin gerade krank und lag mit geschlossenen Augen auf der Couch. Er kam und schnappte mir direkt ins Gesicht, was auch ordentlich weh tat, zumal ich damit ja auch überhaupt nicht gerechnet hatte. Es gab auch gerade keinen erkennbaren Anlass, keine Wut. Er fand das wohl aus seiner Sicht einfach witzig, Oboenruhm ich ihn immer zurückmelde, dass mir sowas weh tut.

Daher haben mittlerweile diese Übergriffe auch Folgen. Vorher haben wir das unter "er kann seine Gefühle noch nicht so gut kontrollieren." "Er ist müde" usw. eher weniger konsequent verfolgt. Aber ich habe den Eindruck, dass wir so nicht weitermachen können.

Vielleicht noch zu anderen Dingen, für wir beobachten:

Er hat schon ein paar Dinge, die immer exakt nach seiner Vorstellung verlaufen müssen. Nur ein Beispiel: Wenn er sich tagsüber mit einer Milch ausruhen möchte, muss die Couch ausgezogen werden und seine Kuschelschlange muss an eine bestimmte Position gelegt werden und unbedingt gerade sein. Wird etwas davon nicht befolgt, gibt es Tränen.

PS: Anonym, um mein Kind zu schützen.

Dieses Thema wurde anonym erstellt, weil:

Ich mein Kind schützen möchte

gommel
3898 Beiträge
05.04.2022 22:45
Das klingt auf jeden Fall nicht sehr schön. Würden wir so auch nicht dulden.
Was ich mich zuerst frage: Wieso zieht ihr euer Kind noch an/aus? Er ist doch alt genug, um das alleine zu machen und er kann es ja. Das untergräbt seine Selbstständigkeit. Natürlich fordert er es ein, weil es scheinbar ein Ritual bei euch ist.
Struktur und Rituale scheinen einen hohen Stellenwert bei ihm zu haben. Wenn etwas nicht in sein System zu passen scheint, kann er es nicht ausreichend filtern. Ich würde im kiga auf gezielte Beobachtungen bestehen, wie es dort ist. Dort hat er seine Milch und das Sofa beispielsweise auch nicht. Das scheint mir auch ein eher Babyhaftes verhalten zu sein.
Mein Grundgedanke geht in Richtung Entwicklungsstörung (Autismus o.ä.) Da gehört aber viel Arbeit mit Kinderarzt und Erzieherin dazu.
Anonym 2 (208455)
0 Beiträge
05.04.2022 23:21
Huhu.

Ich sehe darin nun keine psychische Störung oder Autismus ( wie vor mir geschrieben)

Das klingt ehrlich gesagt einfach nach verwöhntem Kind.

Diese speziellen Reihenfolgen geben Halt, da steckt meist keine Erkrankung dahinter.

Ich sehe da nun kein auffälliges Verhalten drin.
( also nicht in Bezug auf Erkrankung)

LG
FoxMami
2960 Beiträge
05.04.2022 23:22
Wenn wir jetzt das Schlagen außen vor lassen, kann ich vieles bei meiner Tochter auch beobachten und sie ist im selben Alter. Im Moment lernt sie mit der Wut klar zu kommen. Da ich einmal so tat, als ob ich weine, nachdem sie drauf gehauen hat, umarmt sie mich stattdessen sehr stark, wenn sie sehr sauer ist. Oder es wird ein Kuscheltier geworfen, ein Kissen gehauen…
Ich merke aber auch, dass desto mehr sie selbstständig wird, sie auch wieder ab und zu mal mein Baby spielen will. Hat sie an einem Tag viel alleine gespielt, war alleine beim Ballett oder sonst noch was, dann möchte sie, dass ich ihr Abends beim umziehen helfe, ich sie eventuell bisschen wie ein Baby auf meinem Arm liegen lasse.
Rituale wie irgendwo liegen, wie Spielzeug aufgestellt werden soll, gibt es hier auch. Kinder suchen halt nach einem Tag Selbständigkeit und Unsicherheit das Vertraute wieder zu Hause.
Was man gegen das Hauen machen kann, weiß ich leider nicht.
Melly82
4030 Beiträge
06.04.2022 06:45
Klingt für mich zwar nervig aber nicht völlig unnormal. Meiner hat auch ab und zu einen völligen meltdown. Ich hätte in dem Fall wohl kein riesen Drama ums selber anziehen gemacht. In dem.zustand könnte meiner wahrscheinlich nicjt mehr kooperieren und würde aus dem Schlamassel selber nicjt mehr raus kommen. Das selber umziehen würde ich mit einem satten, gelassenen Kind anfangen. Meiner zieht sich zb morgens weitgehend selbst an und abends,.Wenn er eh schon ein bisschen durch ist, helfe ich Ihm noch mehr.
06.04.2022 07:43
Zitat von Anonym 2 (208455):

Huhu.

Ich sehe darin nun keine psychische Störung oder Autismus ( wie vor mir geschrieben)

Das klingt ehrlich gesagt einfach nach verwöhntem Kind.

Diese speziellen Reihenfolgen geben Halt, da steckt meist keine Erkrankung dahinter.

Ich sehe da nun kein auffälliges Verhalten drin.
( also nicht in Bezug auf Erkrankung)

LG


Das würde ich jetzt so nicht stehenlassen. Gewisse Dinge, wie das mit der Milch & dem akkuraten Aufbau der Kuscheltiere waren die "ersten Vorboten" auf Autismus. Diese Szene würde ich beobachten ob das mehrfach passiert am Tag.
Wir hatten das tatsächlich sehr oft, in vielen Dingen, das ist heute noch so.
Autistische Kinder können nicht verstehen, das wir nicht verstehen, warum ich jetzt auf einmal so das selber machen muss, wo doch die Mama das macht (Ritual).
Bei uns geht mittlerweile nicht ohne Ritual. Und ja, wenn sie bei Oma oder Opa übernachtet, klappt es ohne Ritual.
Warum? Keine Ahnung.
Aber zuhause reicht es, das z.b. die orange Trinkflasche jetzt gerade in der Spülmaschine ist, das ihr ganzes "System" zusammenbricht mit weinen/schreien/toben. Sie ist 8,5 Jahre jetzt.

Es muss nicht in diese Richtung gehen, aber ich sehe (bis auf die Gewalt) schon ein paar paralelen.
Allerdings bin ich eine Fachfrau, kann nur meine Erfahrung schildern wie es bei uns war, bis wir dann wirklich die Diagnose erhalten haben.
Da kamen aber eben weitaus mehr Faktoren zusammen.
Und kein Autist, gleicht dem anderen.
Ich würde einfach beim Kinderarzt mal Nachfragen ob es notwenig ist, sich Fchkundigen Rat zu holen oder nicht. Das kostet nichts und lieber einmal zuviel in diesem Fall, als zu wenig.
Wenn dein Kind Hilfen braucht, ist es besser früh damit zu beginnen, als zu spät.
Alles liebe
Viala2.0
2096 Beiträge
06.04.2022 07:56
Meine vierjährige ist auch gerade so... Und sie ist tatsächlich viel körperlicher unterwegs als ihre Brüder damals
Bei ihr spielt aber auch das ganze Corona Ding rein....
Wir unterbinden das körperliche gegeneinander und versuchen mehr Körperliches füreinander (sprich, kuscheln usw) zu fördern...
Ich habe es sonst als Einstieg in die Zahnlückenpubertät betrachtet... Ätzend aber wird.... Anders.... Irgendwann
Jaspina1
2323 Beiträge
06.04.2022 08:12
Ich hätte mein Kind angezogen. "Sich helfen lassen" ist häufig ein Liebesbeweis auch wenn sie es schon lange können. Meine 12-jährige lässt sich abends immer vom Sofa ins Bett tragen. Das ist ein Ritual, sie darf einmal am Tag nochmal Baby sein. Und dass sie selbst laufen kann, weiss ich ja. Sie geniesst es und ich gönne es ihr.
Ich hätte vielleicht gesagt: "Ich merke, dass es dir ganz wichtig ist, dass ich dich anziehen. Das mache ich gerne. Mir ist es aber ganz wichtig, dass du mich nicht schlägst. Was machen wir da?"
Ich würde mich NIE auf einen Machtkampf einlassen, weil es meiner Meinung nach in einer Familie nicht um Macht, sondern um Beziehung gehen sollte. Das heisst nicht, dass ich nicht meine Grenzen verteidige, aber nicht um zu zeigen, dass stärker bin.
Jaspina1
2323 Beiträge
06.04.2022 10:30
Zitat von Blaumeise:

Zitat von Anonym 2 (208455):

Huhu.

Ich sehe darin nun keine psychische Störung oder Autismus ( wie vor mir geschrieben)

Das klingt ehrlich gesagt einfach nach verwöhntem Kind.

Diese speziellen Reihenfolgen geben Halt, da steckt meist keine Erkrankung dahinter.

Ich sehe da nun kein auffälliges Verhalten drin.
( also nicht in Bezug auf Erkrankung)

LG


Das würde ich jetzt so nicht stehenlassen. Gewisse Dinge, wie das mit der Milch & dem akkuraten Aufbau der Kuscheltiere waren die "ersten Vorboten" auf Autismus. Diese Szene würde ich beobachten ob das mehrfach passiert am Tag.
Wir hatten das tatsächlich sehr oft, in vielen Dingen, das ist heute noch so.
Autistische Kinder können nicht verstehen, das wir nicht verstehen, warum ich jetzt auf einmal so das selber machen muss, wo doch die Mama das macht (Ritual).
Bei uns geht mittlerweile nicht ohne Ritual. Und ja, wenn sie bei Oma oder Opa übernachtet, klappt es ohne Ritual.
Warum? Keine Ahnung.
Aber zuhause reicht es, das z.b. die orange Trinkflasche jetzt gerade in der Spülmaschine ist, das ihr ganzes "System" zusammenbricht mit weinen/schreien/toben. Sie ist 8,5 Jahre jetzt.

Es muss nicht in diese Richtung gehen, aber ich sehe (bis auf die Gewalt) schon ein paar paralelen.
Allerdings bin ich eine Fachfrau, kann nur meine Erfahrung schildern wie es bei uns war, bis wir dann wirklich die Diagnose erhalten haben.
Da kamen aber eben weitaus mehr Faktoren zusammen.
Und kein Autist, gleicht dem anderen.
Ich würde einfach beim Kinderarzt mal Nachfragen ob es notwenig ist, sich Fchkundigen Rat zu holen oder nicht. Das kostet nichts und lieber einmal zuviel in diesem Fall, als zu wenig.
Wenn dein Kind Hilfen braucht, ist es besser früh damit zu beginnen, als zu spät.
Alles liebe


Und die Übergänge sind fliessend! Meinem Mann sind Rituale auch ganz wichtig, er bekommt aber trotzdem keine Wutanfälle oder Panikattacken. Vielen Kindern sind Rituale wichtig.
Ausschliessen kann hier niemand, ob dein Kind autistische Züge hat. Aber das spielt auch keine Rolle. Ich würde grundsätzlich davon ausgehen, dass dein Kind "kooperieren" würde, wenn es das in dem Moment könnte.
gommel
3898 Beiträge
06.04.2022 11:30
Schade das immer alles auf die Goldwaage gelegt wird. Ich habe von einer Entwicklungsstörung geschrieben. Das kann so vielfältig sein. Du hast doch schließlich nach einem Rat gefragt. Keiner sagt, dass es direkt autistisch ist. Wenn ich aber solche Verhaltensweisen bei meinen Kindern beobachte, tausche ich mich mit meinen Eltern aus und gehen auf Ursachenforschung. Manchmal hat es sich nach ein paar Wochen wieder erledigt, weil es eine Phase war. Ein Kind muss mit Wut lernen umzugehen, ja, aber seine Eltern so zu attackieren….meiner wird auch mal wütend, aber das würde er nicht machen.
Und immer das zu machen was der kleine Mann sagt, halte ich auch nicht für richtig, so wie es hier einige vorschlagen. Das wird dann an seinem Verhalten nichts ändern. Dann eher Kompromisse finden z.B. beim ausziehen helfen, aber Schlafanzug anziehen kann er alleine.
Viala2.0
2096 Beiträge
06.04.2022 11:40
Zitat von gommel:

Schade das immer alles auf die Goldwaage gelegt wird. Ich habe von einer Entwicklungsstörung geschrieben. Das kann so vielfältig sein. Du hast doch schließlich nach einem Rat gefragt. Keiner sagt, dass es direkt autistisch ist. Wenn ich aber solche Verhaltensweisen bei meinen Kindern beobachte, tausche ich mich mit meinen Eltern aus und gehen auf Ursachenforschung. Manchmal hat es sich nach ein paar Wochen wieder erledigt, weil es eine Phase war. Ein Kind muss mit Wut lernen umzugehen, ja, aber seine Eltern so zu attackieren….meiner wird auch mal wütend, aber das würde er nicht machen.
Und immer das zu machen was der kleine Mann sagt, halte ich auch nicht für richtig, so wie es hier einige vorschlagen. Das wird dann an seinem Verhalten nichts ändern. Dann eher Kompromisse finden z.B. beim ausziehen helfen, aber Schlafanzug anziehen kann er alleine.
nichts für ungut, aber das hätte ich vor einem halben Jahr von meiner Tochter auch noch gesagt. Das kann man tatsächlich nicht vorher wissen, wie dies Kinder etwas verarbeiten... Sei froh, wenn es tatsächlich so bleibt, ich gönne es dir... Aber drauf verlassen würde ich mich nicht
Jaspina1
2323 Beiträge
06.04.2022 12:06
Zitat von gommel:

Schade das immer alles auf die Goldwaage gelegt wird. Ich habe von einer Entwicklungsstörung geschrieben. Das kann so vielfältig sein. Du hast doch schließlich nach einem Rat gefragt. Keiner sagt, dass es direkt autistisch ist. Wenn ich aber solche Verhaltensweisen bei meinen Kindern beobachte, tausche ich mich mit meinen Eltern aus und gehen auf Ursachenforschung. Manchmal hat es sich nach ein paar Wochen wieder erledigt, weil es eine Phase war. Ein Kind muss mit Wut lernen umzugehen, ja, aber seine Eltern so zu attackieren….meiner wird auch mal wütend, aber das würde er nicht machen.
Und immer das zu machen was der kleine Mann sagt, halte ich auch nicht für richtig, so wie es hier einige vorschlagen. Das wird dann an seinem Verhalten nichts ändern. Dann eher Kompromisse finden z.B. beim ausziehen helfen, aber Schlafanzug anziehen kann er alleine.


Ich würde auf meine Werte achten. Wenn mein Wert ist, dass mein Kind selbstständig wird, würde ich schauen, ob das passiert (tut es offensichtlich) und wenn nicht beim anziehen, dann halt in einem anderen Bereich.
Es kann auch dein Wert sein, dass du auf deine Kräfte achten willst oder musst. Dann kannst du schauen, wie du dieses Problem löst, ohne dass es unbedingt jetzt beim Anziehen sein muss.
Dieses "Mein Kind darf mit seinem Willen nicht durchkommen." Ist für mich kein Wert.
Anonym 1 (208455)
0 Beiträge
06.04.2022 12:50
Zitat von gommel:

Schade das immer alles auf die Goldwaage gelegt wird. Ich habe von einer Entwicklungsstörung geschrieben. Das kann so vielfältig sein. Du hast doch schließlich nach einem Rat gefragt. Keiner sagt, dass es direkt autistisch ist. Wenn ich aber solche Verhaltensweisen bei meinen Kindern beobachte, tausche ich mich mit meinen Eltern aus und gehen auf Ursachenforschung. Manchmal hat es sich nach ein paar Wochen wieder erledigt, weil es eine Phase war. Ein Kind muss mit Wut lernen umzugehen, ja, aber seine Eltern so zu attackieren….meiner wird auch mal wütend, aber das würde er nicht machen.
Und immer das zu machen was der kleine Mann sagt, halte ich auch nicht für richtig, so wie es hier einige vorschlagen. Das wird dann an seinem Verhalten nichts ändern. Dann eher Kompromisse finden z.B. beim ausziehen helfen, aber Schlafanzug anziehen kann er alleine.


Ich wollte nur kurz klarstellen, dass ich bisher noch gar nicht auf eure zahlreichen Beiträge geantwortet habe.

Ich danke jedem Einzelnen von euch. Ich finde alle eure Gedanken bisher wertvoll.
Anonym 1 (208455)
0 Beiträge
06.04.2022 13:38
Zitat von Jaspina1:

Zitat von gommel:

Schade das immer alles auf die Goldwaage gelegt wird. Ich habe von einer Entwicklungsstörung geschrieben. Das kann so vielfältig sein. Du hast doch schließlich nach einem Rat gefragt. Keiner sagt, dass es direkt autistisch ist. Wenn ich aber solche Verhaltensweisen bei meinen Kindern beobachte, tausche ich mich mit meinen Eltern aus und gehen auf Ursachenforschung. Manchmal hat es sich nach ein paar Wochen wieder erledigt, weil es eine Phase war. Ein Kind muss mit Wut lernen umzugehen, ja, aber seine Eltern so zu attackieren….meiner wird auch mal wütend, aber das würde er nicht machen.
Und immer das zu machen was der kleine Mann sagt, halte ich auch nicht für richtig, so wie es hier einige vorschlagen. Das wird dann an seinem Verhalten nichts ändern. Dann eher Kompromisse finden z.B. beim ausziehen helfen, aber Schlafanzug anziehen kann er alleine.


Ich würde auf meine Werte achten. Wenn mein Wert ist, dass mein Kind selbstständig wird, würde ich schauen, ob das passiert (tut es offensichtlich) und wenn nicht beim anziehen, dann halt in einem anderen Bereich.
Es kann auch dein Wert sein, dass du auf deine Kräfte achten willst oder musst. Dann kannst du schauen, wie du dieses Problem löst, ohne dass es unbedingt jetzt beim Anziehen sein muss.
Dieses "Mein Kind darf mit seinem Willen nicht durchkommen." Ist für mich kein Wert.


Liebe Jaspina,

deine Beiträge finden bei mir gerade am meisten Resonanz. Ich habe mich gefragt, ob es mir gestern wirklich um "Mein Kind darf mit seinem Willen nicht durchkommen." ging. Und auch wenn mein erster Impuls erstmal Ablehnung war, ging es mir darum, ja.

Ich war im ersten Beitrag nicht ganz ausführlich. Es kam schon vor dem Baden am Abend zu ähnlichen Übergriffen, bei denen ich (inkonsequent) sagte, er müsse sich gleich allein ausziehen, wenn er nicht aufhöre zu schlagen. Nachdem er dann wieder geschlagen hat, forderte ich ihn auf, sich allein auszuziehen. Er machte dann im Bad großen Radau, was mich auch ehrlicherweise wahnsinnig anspannte, da wir in einer Wohnung mit vielen Nachbarn wohnen und auch der Papa von der Lautstärke sehr genervt war und dies dann auch noch mehrfach kommentierte. Er tat mir Leid, ich tat mir Leid, meine Nachbarn taten mir Leid, also half ich ihm doch nochmal, obwohl es sich eigentlich zu diesem Zeitpunkt schon nicht richtig anfühlte.

Ich bin schon etliche Male vorgegangen wie du vorschlägst, also ihm zu sagen, dass ich ihn anziehe, aber nur wenn er mich nicht haut. Dann habe ich die Hose halb angezogen und er tritt / boxt / ... erneut. Aus dieser Situation heraus bin ich ja erst nach mehreren Versuchen dabei angekommen, es endgültig zu lassen.

Als es dann am Abend erneut eskalierte, sagte ich mir: "Jetzt steht es fest. Er muss es einfach jetzt auch wirklich begreifen."

Es ging dem Papa und mir (vorher) noch nie darum, etwas mit Macht durchzusetzen. Ich habe es eigentlich immer eher mit einer Grundhaltung versucht, die so in die Richtung "artgerecht", Jesper Juul, "Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten ..." oder "Hirnzellen lieben Blinde Kuh" passt.

Und jetzt denke ich: Mein Gott, mein vierjähriges Kind hat eigentlich immer das letzte Wort gehabt, hat Konsequenzen nur dann getragen, wenn es sie bereitwillig annahm. Wenn er nur lang genug Rabatz gemacht hat und aufgelöst genug wirkte, ging die "Das Kind ist in Not"-Glocke an und wir sind ihm entgegengekommen.

Nun fühlt sich genau das als großer Fehler an. Er glaubt, glaube ich, wirklich , dass er immer seinen Willen bekommt, wenn er nur doll genug will. Und ich zweifle zunehmend daran, dass das hilfreich für seine Entwicklung ist.

Noch zur Abgrenzung: Wenn mein Kind wütend ist und in der Wut handgreiflich wird, dann ist das für mich immer noch etwas, was ich als "Dafür kann er gerade nichts." einordne und wobei ich ihn begleite und später mit ihm drüber spreche. Zum Teil schiebe ich ihn dabei auch kurzzeitig in sein Zimmer (mit offener Tür) und bitte ihn, erstmal runter zu kommen. Wenn es doll eskaliert, schließe ich (ohne Abschließen natürlich) die Tür und dann ist er so überrascht von meiner "Eskalation", dass er in Tränen ausbricht und weinend ankommt mit "Kuscheeeeeeeln". Dann kuscheln wir auch direkt und reden darüber.

Aber seit einiger Zeit kommen diese Handgreiflichkeiten nicht erkennbar aus der Wut heraus, sondern entstehen - aus unserer Sicht - grundlos. Er kann oder will es auch nicht erklären. Und ich will das so nicht stehenlassen. Ich will nicht, dass er das einfach so durchziehen kann, ohne auch Konsequenzen wahrzunehmen. Deshalb haben wir uns das gestern 1,5h mit angeguckt. Deshalb wollte ich, dass er hier "nicht gewinnt" und habe tatsächlich einen Machtkampf daraus gemacht, um ihm zu verdeutlichen: "Wenn du mich grundlos so ärgerst während des Anziehens, dann mache ich es nicht. Fertig. Ohne weiteren Verhandlungsspielraum."

Und eigentlich war meine Überlegung, dies nun schon beim ersten "einfach so"-Angriff beizubehalten. Ich habe die Hoffnung, dass dann endlich bei ihm überhaupt mal die Notwendigkeit entsteht, sein Verhalten neu auszurichten.

Was mich dabei eben stark irritiert hat, war seine massive Gegenwehr und dass er so verzweifelt wirkte. Er ist vier. Ich glaube schon, dass er mittlerweile grundsätzlich in der Lage ist, auch Weinen und Schreien als Strategie einzusetzen. Als er noch kleiner war, war ich Verfechter von "Das Kind KANN Weinen und Schreien noch nicht strategisch einsetzen. Es hat ein Bedürfnis." Aber jetzt kann er auch bereits gezielt lügen. Daher weiß ich einfach seine Reaktion nicht gut einzuschätzen:

- Probiert er sein Methodenreportoire in all seiner Vielfalt und Tiefe aus?
- Empfindet er wirklich tiefe Verzweiflung?
- Braucht er aufgrund einer vom Persönlichkeit vielleicht wirklich noch dieses sehr feste Muster des Angezogenwerdens (+anderer Rituale)?

:-/

Wären Punkt 2 und 3 die Ursache, wäre unser Beharren auf dieser Regel ja vielleicht eher schädlich(?).

Ich suche noch nach dem richtigen Weg und freue mich über jeden, der seine Gedanken äußert.
Anonym 1 (208455)
0 Beiträge
06.04.2022 13:42
Korrektur:
Braucht er aufgrund einer vom Durchschnitt stärker abweichenden Persönlichkeit vielleicht wirklich noch dieses sehr feste Muster des Angezogenwerdens (+anderer Rituale)?
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