Mütter- und Schwangerenforum

Zwei Familien - Zwei Welten

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StadtMädchen91
405 Beiträge
07.08.2018 22:15
Hallöchen ihr Lieben,

Schaut es jemand von Euch? Ich finde es super spannend und finde vor allem die Frau von dem Bachelor super bodenständig und herzlich.
Der Mann der anderen Familie ... naja ... seh ich wie der Bachelor mit dem Auftrag beispielsweise.

Aber was mich viel mehr nachdenklich stimmt, dass eine Familie mit 1600 Euro netto als arm in diesem Land bezeichnet wird. Ist natürlich die Frage, was davon alles bezahlt werden muss noch und wieviele Peronen davon leben müssen.

Was ist für euch tatsächlich arm?

Ich kann mal kurz aus meiner Sicht schildern :
Wir haben hier mit 4 Personen (Ich, Joshua 6, Viktoria 5 & Christian 6 Wochen alt) im Monat 2100 € zur Verfügung wovon quasi 1000 Euro Fixkosten sind.

Klar... so eine Aktion wie nun mit meinem Auto macht hier natürlich auch Probleme. ABER ich fühle mich nicht arm um ehrlich zu sein. Ich habe Essen bis am Ende des Monats im Kühlschrank. Meinen Kindern geht es gut. Ich kann nach Herzenslust mit meinen Kindern auch mal ein Eis essen gehen. Wenn Kleidung benötigt wird kann ich auch da mal ohne groß nachzudenken 50€ auf den Tisch legen oder Schuhe wenn die mal wieder angesagt sind ist es auch nicht so, dass ich da die 10€ Schuhe (gar nicht böse gemeint) nehmen muss.

Ich komme aus Verhältnissen wo oft schon der Kühlschrank am 5ten leer war. Schuhe oder Hefte für die Schule war ein Mordsakt ... klar muss man in diesem Land nicht verhungern ... auch vor 15 Jahren als ich noch Kind war. Allerdings komm ich tatsächlich aus schlimmen Verhältnissen wo echt nicht gewirtschaftet wurde. Von daher habe ich mich selbst da nicht arm gefühlt als ich mit Joshua allein war und nur 500 Euro zur Verfügung hatte nach allen Ausgaben ...
bin gespannt wie ihr das sehr

Irishmom
2575 Beiträge
07.08.2018 22:22
Ich bin auch die erste Hälfte meiner Kindheit in einem sozialen Brennpunkt aufwachsen, wir 3 Kinder mussten uns eine Dose Ravioli am Abend teilen, die ich selbst mit 6 Jahren warm machen musste, weil mein Vater sturzbetrunken im Bett lag. Ausflüge und ja auch Schulsachen waren ein Kampf.
Überall wurde man ausgegrenzt und ja das ist für mich eine Form von Armut.
Wir hatten zwar ein Dach über dem Kopf, aber es fehlte an Lebensmitteln, Bildung, Hygiene und vor allem Liebe.

Ich denke aber nicht, dass jede Familie die zum Beispiel von Hartz IV lebt arm ist, den ich keine einige die alles für ihre Kinder geben würden.

Jetzt schufftet vor allem mein Mann viel um uns schöne Dinge zu ermöglichen und man kann sagen Geld macht nicht direkt glücklich, aber es kann einem viel eZeit freikaufen um Sachen zu machen die einen glücklich machen. Ich hoffe man versteht was ich meine, Schlafmangel dank zahnendem Baby lässt meine Hirnkapazität weiter sinken
StadtMädchen91
405 Beiträge
07.08.2018 22:34
Zitat von Irishmom:

Ich bin auch die erste Hälfte meiner Kindheit in einem sozialen Brennpunkt aufwachsen, wir 3 Kinder mussten uns eine Dose Ravioli am Abend teilen, die ich selbst mit 6 Jahren warm machen musste, weil mein Vater sturzbetrunken im Bett lag. Ausflüge und ja auch Schulsachen waren ein Kampf.
Überall wurde man ausgegrenzt und ja das ist für mich eine Form von Armut.
Wir hatten zwar ein Dach über dem Kopf, aber es fehlte an Lebensmitteln, Bildung, Hygiene und vor allem Liebe.

Ich denke aber nicht, dass jede Familie die zum Beispiel von Hartz IV lebt arm ist, den ich keine einige die alles für ihre Kinder geben würden.

Jetzt schufftet vor allem mein Mann viel um uns schöne Dinge zu ermöglichen und man kann sagen Geld macht nicht direkt glücklich, aber es kann einem viel eZeit freikaufen um Sachen zu machen die einen glücklich machen. Ich hoffe man versteht was ich meine, Schlafmangel dank zahnendem Baby lässt meine Hirnkapazität weiter sinken


Schön das jemand ähnlich offen mit seiner Situation damals in der Kindheit umgeht.
Bei uns zog sich das halt durch die Inhaftierung meines Stiefvaters. Wir waren insgesamt vier ... als mein Stiefvater weg war ging gar nichts mehr obwohl es schon vorher echt dramatisch war. Wir Geschwister haben uns die Schulsachen gekauft als ich und meine große Schwester alt genug für Ferienjobs waren.

Für meine Situation jetzt bin allein ich verantwortlich und es macht mich unheimlich stolz auch wenn mein Einlommen nun etwas ist wo andere denken ... hä? Was ist denn daran mi so toll? Bekomme ja auch UvG für den Großen und bekomme Unterstützung durch Kinderzuschlag. Das wird sich im Oktober spätestens im April mit viel Glück komplett ändern wird (hadere aktuell mit mir wegen dem kurzen und würde gerne ein Urlaubssemester machen, Arbeitgeber wäre nu auch nicht das Problem) weil ich ein Studienplatz mit Arbeitgeber gefunden habe der mich fürstlich (für mein Verständnis) entlohnt und es mir auch zeitlich ermöglich, dass ich für die Kinder noch Zeit habe.

Es mag sich für manche lächerlich anhören aber für mich ist das so ein großer Schritt. Ich habe dann auch 600 € mehr.

Für mich ist arm tatsächlich ... eine unglückliche Familie. H4 sagt für mich auch keine Armut aus lediglich eine finanzielle nicht so tolle Situation, in die jeder geraten kann (war ich auch bereits) ..
Schnecke510
7212 Beiträge
07.08.2018 22:35
Ich komme auch aus sehr einfachen Verhältnissen. Ich würde nicht sagen, dass wir schlimm arm waren, aber wir mussten immer sparen. Gehungert haben wir allerdings nie. Die Standards meiner Eltern waren aber relativ gering, weil sie immer von "früher" berichtet haben, wo die Leute tatsächlich gehungert haben und in Lumpen gekleidet waren. Mein Vater empfand es schon als eine Art von Reichtum, dass wenigstens kein Krieg mehr herrschte.

Unsere finanziellen Verhältnisse waren für mich als Kind nie ein Thema, weil es mir an nichts fehlte. Aber als ich dann als Arbeiterkind aufs Gymnasium kam, merkte ich, dass wir viel weniger haben als andere. Da wurde es dann zum Problem. Und ich wollte für mich ein Leben, in dem ich mir auch Luxus leisten kann.

Ich würde heute sagen, dass wir finanziell sehr gut dastehen. Wir können uns sicherlich mehr leisten als viele andere. Im Prinzip gibt es nichts, was ich haben möchte und mir nicht leisten könnte. Ich merke aber auch, dass ich vieles nicht (mehr) brauche, wo ich früher der Meinung war, ich müsse es haben.

Letztlich leisten wir uns wenige Dinge, die wirklich Luxus sind. Ich habe ein paar sehr teure Schuhe, Taschen und Kleidungsstücke. Aber ich kaufe auch gebrauchte Kleidung. Ich lege Wert auf die Flasche Champagner im Kühlschrank. Ich verbringe mit meinem Mann ca. zwei Nächte pro Jahr in teuren Hotels (ca. 400-600 Euro die Nacht). Aber sonst? Keine Luxusurlaube, keine Luxusautos, keine Diamanten.

Arm ist für mich in Deutschland niemand. Wirklich nicht. Da habe ich anderes gesehen. Auch mit Hartz4 ist man nicht arm, wenn man gut wirtschaftet.
Irishmom
2575 Beiträge
07.08.2018 23:03
Zitat von StadtMädchen91:

Zitat von Irishmom:

Ich bin auch die erste Hälfte meiner Kindheit in einem sozialen Brennpunkt aufwachsen, wir 3 Kinder mussten uns eine Dose Ravioli am Abend teilen, die ich selbst mit 6 Jahren warm machen musste, weil mein Vater sturzbetrunken im Bett lag. Ausflüge und ja auch Schulsachen waren ein Kampf.
Überall wurde man ausgegrenzt und ja das ist für mich eine Form von Armut.
Wir hatten zwar ein Dach über dem Kopf, aber es fehlte an Lebensmitteln, Bildung, Hygiene und vor allem Liebe.

Ich denke aber nicht, dass jede Familie die zum Beispiel von Hartz IV lebt arm ist, den ich keine einige die alles für ihre Kinder geben würden.

Jetzt schufftet vor allem mein Mann viel um uns schöne Dinge zu ermöglichen und man kann sagen Geld macht nicht direkt glücklich, aber es kann einem viel eZeit freikaufen um Sachen zu machen die einen glücklich machen. Ich hoffe man versteht was ich meine, Schlafmangel dank zahnendem Baby lässt meine Hirnkapazität weiter sinken


Schön das jemand ähnlich offen mit seiner Situation damals in der Kindheit umgeht.
Bei uns zog sich das halt durch die Inhaftierung meines Stiefvaters. Wir waren insgesamt vier ... als mein Stiefvater weg war ging gar nichts mehr obwohl es schon vorher echt dramatisch war. Wir Geschwister haben uns die Schulsachen gekauft als ich und meine große Schwester alt genug für Ferienjobs waren.

Für meine Situation jetzt bin allein ich verantwortlich und es macht mich unheimlich stolz auch wenn mein Einlommen nun etwas ist wo andere denken ... hä? Was ist denn daran mi so toll? Bekomme ja auch UvG für den Großen und bekomme Unterstützung durch Kinderzuschlag. Das wird sich im Oktober spätestens im April mit viel Glück komplett ändern wird (hadere aktuell mit mir wegen dem kurzen und würde gerne ein Urlaubssemester machen, Arbeitgeber wäre nu auch nicht das Problem) weil ich ein Studienplatz mit Arbeitgeber gefunden habe der mich fürstlich (für mein Verständnis) entlohnt und es mir auch zeitlich ermöglich, dass ich für die Kinder noch Zeit habe.

Es mag sich für manche lächerlich anhören aber für mich ist das so ein großer Schritt. Ich habe dann auch 600 € mehr.

Für mich ist arm tatsächlich ... eine unglückliche Familie. H4 sagt für mich auch keine Armut aus lediglich eine finanzielle nicht so tolle Situation, in die jeder geraten kann (war ich auch bereits) ..


Sehe ich genauso. Wir sind auch die Einzigen aus unseren Familien die was "Geschafft" haben. Das meine ich nicht mal abwertend. Wir haben halt andere Prioritäten als der Rest der Familie. Wir möchten etwas Luxus haben und genug Kapital das für uns arbeitet ohne das wir uns zugrunde Schuften.

@Schnecke, Naja es gibt schon Armut in Deutschland, die ist dann aber selbst gewählt. Wie oft habe ich schon "ich kann nicht" gehört, dabei sind diese Personen dann halt zu faul oder zu eingefahren um etwas an ihrer Situation zu ändern.

Lobulus
1386 Beiträge
07.08.2018 23:07
Spannendes Thema. Wir haben es auch geschaut. Ich denke mal, der Mann der ärmeren Familie wollte eine Art Penisvergleich anzetteln, so kam es bei mir zumindest an.

Ich wüsste beim besten Willen nicht wie man zu fünft von 1600€ Euro leben muss. Da ging ja noch Miete von ab. Aber ob das arm ist??? Solange man essen, Dach überm Kopf, Klamotten und Schulsachen bezahlen kann, ist man nicht arm mMn.

Ich komme ebenfalls aus sehr einfachen Verhältnissen. Meine Eltern sind vor 25 Jahren mit 50 DM in der Tasche nach Deutschland ausgewandert. Glücklicherweise sind uns schon viele Verwandte vorausgegangen und konnten uns somit hier super unterstützen bzw den Start vereinfachen. Meine Eltern haben uns alles ermöglicht, was ihnen möglich war. Natürlich war das mit einer deutschen Akademikerfamilie nicht vergleichbar, aber mittlerweile leben sie hier genauso gut.

Wir leben zu dritt und wenn ich wieder arbeiten gehe von 4.700€ netto. Ich schaue schon auch mal im Supermarkt, was im Angebot ist... am liebsten gehe ich bei Aldi Lebensmittel einkaufen, da finde ich Preis-Leistung super. mein kleiner bekommt alles was er braucht (und nicht braucht^^), aber ich kaufe keine allzu teuren Sachen, Standard eben. Hier und da gönne ich mir/uns mal was, das lasse ich mir nicht nehmen. Wobei es etwas weniger geworden ist, seitdem der Wurm auf der Welt ist, die Prioritäten ändern sich halt. Bei Unternehmungen schaue ich nicht aufs Geld. Freizeit ist bei uns so selten, dass ich das einfach genießen möchte. Da gebe ich für eine konzertkarte auch mal 130 Euro aus. Ich beschenke gerne meine Freunde, zum Geburtstag fallen die Geschenke üppig aus (im Vergleich zum Freundeskreis meines Mannes). Insgesamt ist mein Mann viel sparsamer als ich, verdient aber auch den Löwenanteil unseres Einkommens.
StadtMädchen91
405 Beiträge
07.08.2018 23:34
Zitat von Irishmom:

Zitat von StadtMädchen91:

Zitat von Irishmom:

Ich bin auch die erste Hälfte meiner Kindheit in einem sozialen Brennpunkt aufwachsen, wir 3 Kinder mussten uns eine Dose Ravioli am Abend teilen, die ich selbst mit 6 Jahren warm machen musste, weil mein Vater sturzbetrunken im Bett lag. Ausflüge und ja auch Schulsachen waren ein Kampf.
Überall wurde man ausgegrenzt und ja das ist für mich eine Form von Armut.
Wir hatten zwar ein Dach über dem Kopf, aber es fehlte an Lebensmitteln, Bildung, Hygiene und vor allem Liebe.

Ich denke aber nicht, dass jede Familie die zum Beispiel von Hartz IV lebt arm ist, den ich keine einige die alles für ihre Kinder geben würden.

Jetzt schufftet vor allem mein Mann viel um uns schöne Dinge zu ermöglichen und man kann sagen Geld macht nicht direkt glücklich, aber es kann einem viel eZeit freikaufen um Sachen zu machen die einen glücklich machen. Ich hoffe man versteht was ich meine, Schlafmangel dank zahnendem Baby lässt meine Hirnkapazität weiter sinken


Schön das jemand ähnlich offen mit seiner Situation damals in der Kindheit umgeht.
Bei uns zog sich das halt durch die Inhaftierung meines Stiefvaters. Wir waren insgesamt vier ... als mein Stiefvater weg war ging gar nichts mehr obwohl es schon vorher echt dramatisch war. Wir Geschwister haben uns die Schulsachen gekauft als ich und meine große Schwester alt genug für Ferienjobs waren.

Für meine Situation jetzt bin allein ich verantwortlich und es macht mich unheimlich stolz auch wenn mein Einlommen nun etwas ist wo andere denken ... hä? Was ist denn daran mi so toll? Bekomme ja auch UvG für den Großen und bekomme Unterstützung durch Kinderzuschlag. Das wird sich im Oktober spätestens im April mit viel Glück komplett ändern wird (hadere aktuell mit mir wegen dem kurzen und würde gerne ein Urlaubssemester machen, Arbeitgeber wäre nu auch nicht das Problem) weil ich ein Studienplatz mit Arbeitgeber gefunden habe der mich fürstlich (für mein Verständnis) entlohnt und es mir auch zeitlich ermöglich, dass ich für die Kinder noch Zeit habe.

Es mag sich für manche lächerlich anhören aber für mich ist das so ein großer Schritt. Ich habe dann auch 600 € mehr.

Für mich ist arm tatsächlich ... eine unglückliche Familie. H4 sagt für mich auch keine Armut aus lediglich eine finanzielle nicht so tolle Situation, in die jeder geraten kann (war ich auch bereits) ..


Sehe ich genauso. Wir sind auch die Einzigen aus unseren Familien die was "Geschafft" haben. Das meine ich nicht mal abwertend. Wir haben halt andere Prioritäten als der Rest der Familie. Wir möchten etwas Luxus haben und genug Kapital das für uns arbeitet ohne das wir uns zugrunde Schuften.

@Schnecke, Naja es gibt schon Armut in Deutschland, die ist dann aber selbst gewählt. Wie oft habe ich schon "ich kann nicht" gehört, dabei sind diese Personen dann halt zu faul oder zu eingefahren um etwas an ihrer Situation zu ändern.


Das lustige ist bei mir ... ich bin die komplett gestörte in „ . Schon seit 11 Jahren psychisch krank mit den schlechtesten Bedingungen (damals Schule abgebrochen etc). Der Rest der Familie Abitur bis auf mein Bruder er macht aktuell eine Lehre. Und ich bin die erste mit jetzt drei Kindern die ausgelernt ist. Da frag ich mich echt wie kann man nur solche Möglichkeiten nicht nutzen. Wir kommen alle aus dem selben Elternhaus nur haben mich ganz andere Schicksalsschläge getroffen die außer die finanzielle Not niemand mit machen musste. Und aus mir die angeblich nie was wird ... hat nun die Ausbildung in der Tasche und direkt die nächste Stelle
zwei92
887 Beiträge
07.08.2018 23:59
Also man möge meinen, dass ich in einem geregelten Haushalt groß wurde. Wir waren eine klassische Familie der 90’er.. 2 Kinder, Mein Vater hatte einen hohen Posten bei der Polizei, Mutter Hausfrau und zwei neue Audis vor der Tür.
Allerdings überschattete unsere Familie eine schlimme Alkoholsucht von beiden Elternteilen mit regelmäßigen Auseinandersetzungen, die für meine Mutter oftmals im Krankenhaus mit Knochenbrüchen endeten.
Als mein Vater dann 2003 starb, hatte meine Mutter 2 Jahre vorher noch ein weiteres Kind bekommen. (Trotz Alkoholkrankheit)

Danach bekam meine Mutter von der Polizei 10 Jahre monatlich 67% des Gehaltes meines Vaters plus Witwenrente, Halbwaisengeld und Kindergeld bekommen. Mittlerweile weiß ich, dass es sich um die 4000€ gehandelt haben muss. Monatlich.
Davon haben wir nichts gesehen. Wir haben nur dosenfutter bekommen, Miete musste wegen geschenktem Eigentum nicht bezahlt werden, sie rauchte täglich 2,5 Schachteln und trank jeden Tag 2 Flaschen Goldkrone.

Im Nachhinein muss ich sagen, ich habe mich als Kind sehr arm gefühlt. Aber war es nicht. Der emotionale Missbrauch war allerdings viel, viel schlimmer weil es mich so stark geprägt hat, dass ich nicht mal in der Lage bin eine ordentliche Beziehung zu führen.

Deswegen stellt sich eher mir die Frage, ob Armut schlimmer als psychische Gewalt ist ? Wie siehst du das ts?
Feloidea
4127 Beiträge
08.08.2018 00:14
Ich habs nicht geschaut, aber es ist echt interessant.
Ich denke auch viele Probleme sind selbstgemacht, was hab ich nicht schon Leute jammern hören die nach Fixkosten mehr über hatten als wir
Uns bleiben nach den Fixkosten noch ca 1000 euro für Einkauf, Tanken, Ausgehen und sonstiges, davon werden 300 monatlich weggelegt. Große Sprünge können wir nicht machen, aber allein dass wir was sparen können ist Luxus und so können wir uns alle 2 bis 3 Jahre vielleicht auch mal einen Urlaub gönnen.

Als ich meine Ausbildung gemacht habe war bei mir die Kacke echt am Dampfen. Ich musste für 450Euro arbeiten nebenbei weil ich 36 Euro Bafög bekommen habe und somit keine anderen Leistungen bekommem konnte. Von diesen 450 plus Kindergeld musste ich das Schulgeld zahlen, meine Anteilige Miete, GEZ, Fahrkarte und Essen und was sonst so anfiel zwischendrin. Jeden Cent musste ich 4 mal umdrehen, in der Zeit hab ich gelernt mit Geld umzugehen und empfinde es als Luxus mehr als seine Lebenserhaltungskosten zur Verfügung zu haben.
StadtMädchen91
405 Beiträge
08.08.2018 00:28
Zitat von zwei92:

Also man möge meinen, dass ich in einem geregelten Haushalt groß wurde. Wir waren eine klassische Familie der 90’er.. 2 Kinder, Mein Vater hatte einen hohen Posten bei der Polizei, Mutter Hausfrau und zwei neue Audis vor der Tür.
Allerdings überschattete unsere Familie eine schlimme Alkoholsucht von beiden Elternteilen mit regelmäßigen Auseinandersetzungen, die für meine Mutter oftmals im Krankenhaus mit Knochenbrüchen endeten.
Als mein Vater dann 2003 starb, hatte meine Mutter 2 Jahre vorher noch ein weiteres Kind bekommen. (Trotz Alkoholkrankheit)

Danach bekam meine Mutter von der Polizei 10 Jahre monatlich 67% des Gehaltes meines Vaters plus Witwenrente, Halbwaisengeld und Kindergeld bekommen. Mittlerweile weiß ich, dass es sich um die 4000€ gehandelt haben muss. Monatlich.
Davon haben wir nichts gesehen. Wir haben nur dosenfutter bekommen, Miete musste wegen geschenktem Eigentum nicht bezahlt werden, sie rauchte täglich 2,5 Schachteln und trank jeden Tag 2 Flaschen Goldkrone.

Im Nachhinein muss ich sagen, ich habe mich als Kind sehr arm gefühlt. Aber war es nicht. Der emotionale Missbrauch war allerdings viel, viel schlimmer weil es mich so stark geprägt hat, dass ich nicht mal in der Lage bin eine ordentliche Beziehung zu führen.

Deswegen stellt sich eher mir die Frage, ob Armut schlimmer als psychische Gewalt ist ? Wie siehst du das ts?


Nein definitiv nicht. Psychische Gewalt ist für mich das härteste was es gibt. Bei mir gab es leider beides ... sowohl die finanzielle Armut obwohl auch genug Geld dagewesen wäre und auf der anderen Seite der jahrelange Sexuelle Missbrauch meines Stiefvaters. Meine Mutter hat auch häufiger mal auf mich eingeschlagen.
Ich glaube wenn es nur das wenige Geld und die finanzielle Not die ich miterlebt hätte gewesen wäre, hätte mein Leben schönere und bessere Wege nehmen können.

Mein Luxus ist allein die Tatsache ein Dach über dem Kopf zu haben mit dem Wissen, dass mir hier niemand was antut, was ich nicht möchte. Das ist für mich der größte Luxus, weil ein Zuhause hätte ich emotional einfach nie. Und das ist nahezu die größte Armut und wie du leider auch erfahren musstest den emotionalen Missbrauch, welcher sich bei mir so äußerte, dass ich nach Jahrelangem aushalten Anzeige erstattet habe und mir vorgeworfen wurde an der finanziellen Misere schuld zu sein und meinem Bruder den „Vater“ genommen zu haben.

Von daher ... ganz klar : Nein! Armut ist nie schlimmer als psychische Gewalt.
StadtMädchen91
405 Beiträge
08.08.2018 00:31
Zitat von Lobulus:

Spannendes Thema. Wir haben es auch geschaut. Ich denke mal, der Mann der ärmeren Familie wollte eine Art Penisvergleich anzetteln, so kam es bei mir zumindest an.

Ich wüsste beim besten Willen nicht wie man zu fünft von 1600€ Euro leben muss. Da ging ja noch Miete von ab. Aber ob das arm ist??? Solange man essen, Dach überm Kopf, Klamotten und Schulsachen bezahlen kann, ist man nicht arm mMn.

Ich komme ebenfalls aus sehr einfachen Verhältnissen. Meine Eltern sind vor 25 Jahren mit 50 DM in der Tasche nach Deutschland ausgewandert. Glücklicherweise sind uns schon viele Verwandte vorausgegangen und konnten uns somit hier super unterstützen bzw den Start vereinfachen. Meine Eltern haben uns alles ermöglicht, was ihnen möglich war. Natürlich war das mit einer deutschen Akademikerfamilie nicht vergleichbar, aber mittlerweile leben sie hier genauso gut.

Wir leben zu dritt und wenn ich wieder arbeiten gehe von 4.700€ netto. Ich schaue schon auch mal im Supermarkt, was im Angebot ist... am liebsten gehe ich bei Aldi Lebensmittel einkaufen, da finde ich Preis-Leistung super. mein kleiner bekommt alles was er braucht (und nicht braucht^^), aber ich kaufe keine allzu teuren Sachen, Standard eben. Hier und da gönne ich mir/uns mal was, das lasse ich mir nicht nehmen. Wobei es etwas weniger geworden ist, seitdem der Wurm auf der Welt ist, die Prioritäten ändern sich halt. Bei Unternehmungen schaue ich nicht aufs Geld. Freizeit ist bei uns so selten, dass ich das einfach genießen möchte. Da gebe ich für eine konzertkarte auch mal 130 Euro aus. Ich beschenke gerne meine Freunde, zum Geburtstag fallen die Geschenke üppig aus (im Vergleich zum Freundeskreis meines Mannes). Insgesamt ist mein Mann viel sparsamer als ich, verdient aber auch den Löwenanteil unseres Einkommens.


Hört sich alles toll an. Man braucht auch keine Akademiker Familie um glücklich groß werden zu können. Wenn man merkt das die Eltern einen lieben und sich ein Bein ausreisen ist das häufig so viel mehr wert als tausend teure Sachen. Auch wenn ich froh bin mittlerweile nicjt mehr von 500€ leben zu müssen aber hätte auch Lein Problem damit wieder leben zu müssen.
kullerkeks74
2988 Beiträge
08.08.2018 09:02
Ich lebe ja leider auch vom Alg 2 mit meinen noch 3 Kindern die zu hause wohnen. Als Arm würde ich mich denoch nicht bezeichnen . Tafel muss ich nicht in Anspruch nehmen . Werde ich auch nicht , da ich immer der meihnung bin , dies für Rentner , die jahrzehnte schwer gearbeitet haben und dann mit einer mini Rente abgepeißt werden , zugängig sein solte .Obwohl es eh eine Schande ist , das sie so im stich gelassen werden .

Ich bin der Meihnung , das man von Alg 2 durchaus , seine normalen Abzüge und auch seine familie vernünftig ausgewogen ernähren und einkleiden kann . Wenn mann eben rechnet und schaut .

Arm ist jemand der aus der Situation in der er sich Befindet nix macht . Den haushalt und die Kinder vernachläßigt und nur rummotzt , das der Staat nix tut .
Seramonchen
37743 Beiträge
08.08.2018 09:06
Ich schau es grad nach und bin gespannt. Zu fünft nach allen Abzügen 600 Euro finde ich jetzt nicht soooo wenig und würde ich nicht als arm bezeichnen
StadtMädchen91
405 Beiträge
08.08.2018 09:16
Zitat von kullerkeks74:

Ich lebe ja leider auch vom Alg 2 mit meinen noch 3 Kindern die zu hause wohnen. Als Arm würde ich mich denoch nicht bezeichnen . Tafel muss ich nicht in Anspruch nehmen . Werde ich auch nicht , da ich immer der meihnung bin , dies für Rentner , die jahrzehnte schwer gearbeitet haben und dann mit einer mini Rente abgepeißt werden , zugängig sein solte .Obwohl es eh eine Schande ist , das sie so im stich gelassen werden .

Ich bin der Meihnung , das man von Alg 2 durchaus , seine normalen Abzüge und auch seine familie vernünftig ausgewogen ernähren und einkleiden kann . Wenn mann eben rechnet und schaut .

Arm ist jemand der aus der Situation in der er sich Befindet nix macht . Den haushalt und die Kinder vernachläßigt und nur rummotzt , das der Staat nix tut .


Kann ich dir nur zustimmen. Und das du aktuell Unterstützung benötigst ist auch bei weitem keine Schande :*
StadtMädchen91
405 Beiträge
08.08.2018 09:16
Zitat von Seramonchen:

Ich schau es grad nach und bin gespannt. Zu fünft nach allen Abzügen 600 Euro finde ich jetzt nicht soooo wenig und würde ich nicht als arm bezeichnen


Auf wen war das nun bezogen ? Auf mich ?
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