Mütter- und Schwangerenforum

Ich möchte über Abtreibung sprechen

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16.05.2015 22:03
Ganz genau. Man kann nicht sagen, was man tun würde, wenn man in einer bestimmten Situation ist. Man kann es planen, üben, vielleicht ein bisschen abschätzen, aber letztendlich kommt es meist anders als man vorher meint.
berrysk
935 Beiträge
16.05.2015 22:12
Zitat von Obsidian:

Ich weiß, dass bei kaum einem anderen Thema die Meinungen so auseinander und ins Extreme gehen. Ich würde da gerne mal ein bisschen was…sagen wir mal objektiv gehaltenes von euch hören, denn ich gestehe hiermit: Ich bin 36 Jahre alt und habe keine Meinung zur Abtreibung.

Ich hab noch nie jemand gekannt, der eine hatte, bzw. der davon erzählt hätte. Ich selbst habe mit 24 mal die Pille danach genommen, näher war ich noch nie am Thema dran. Nun lese ich hier im Forum ständig was dazu, mal als Hauptthema, mal als Nebenthema bei anderen Problemen und ich denke immer wieder viel darüber nach…
Abtreibung ist Mord, wird gerufen.

Ist Abtreibung Mord? Wenn ja, ab wann?

Mord heißt, dass ich wissentlich und willentlich und mit Vorsatz ein anderes Leben vernichte. Ok, verstanden. Aber anscheinend werden da ja Abstriche gemacht.

Der Metzger darf ein Schwein „ermorden“, der Förster Rehe schießen, ich darf einen todkranken Goldfisch erlösen und ich darf eine Spinne, die sich in mein Bad verirrt töten – ohne Konsequenz für mich, für den Metzger, für den Förster. Nichtmal moralische Konsequenzen bleiben (Ich bin da arachnophob eingestellt, bitte um Verzeihung)

Nun aber: Wird ein Zellgebilde in der, sagen wir mal, 6. oder 7. Schwangerschaftswoche durch eine Abtreibung vernichtet, so reagiert der Mensch ganz anders.
Warum?
Weil es hier um die eigene Rasse geht? Reagiert man schonmal grundsätzlich anders, wenn die eigene Spezies an die Reihe kommt? Sicherlich.

Weil das, was entsteht, ein süßes kleines Baby werden würde/könnte? Geht es um das Potential des Vernichteten?

Im Falle der Eltern, weil das, was hier „abgetrieben“ wird, das eigene Genmaterial ist?

Sagen wir mal ganz sachlich, wer ist weiter entwickelt im Moment seiner Auslöschung, die Spinne in meinem Bad oder die Zellmasse in der 6. SSW? Beide haben (noch) nicht die Fähigkeit, sich ihrer selbst bewußt zu sein, sind (noch) nicht intelligent im Sinne, wie wir es unserer Rasse zugestehen, allerdings ist die Spinne fähig, Schmerz zu empfinden. Sie läuft, jagt, frißt, lebt in jeder Hinsicht.

Ich kann allerdings nicht leugnen, dass es da dann auch bei mir mit der Sachlichkeit aufhört. Ich muss mir quasi aktiv ins Gedächtnis rufen, dass der Embryo in dieser frühen Phase kein klitzekleines perfektes Baby mit Kulleraugen ist. Es ist bohnengroßes Zellmaterial mit dem Potential, dieses Baby zu werden. Es denkt nicht, es fühlt nicht. Der vielfach romantisch besungene „Herzschlag“, den man zu dieser Zeit das erste Mal bestaunt, ist nur elektrische Energie in einigen spezialisierten Zellen, kein Miniherzchen, das da vor sich hin bumpert.

Also – ist Abtreibung Mord? Tötung?

Das zweite, worüber ich nachdenke, um die Frage obendrüber zu differenzieren: Ab wann beginnt das, was da wächst, ein so vollwertiger Mensch zu sein, dass das Wort Mord wirklich gerechtfertigt wäre?
Seine DNA sagt: Ich bin ein Mensch. Von Anfang an.
Ab wann beginnt das Auslöschen dieses neuen Lebens für uns unerträglich zu werden, wo fängt das für euch an? Ab der ersten Zelle? Ab der 1043. Zellteilung? Ab dann, wenn die Leber sich differenziert? Ab da, wo die erste elektrische Aktivität in den ersten Herzmuskelzellen beginnt? Ab der 12. Woche? Ab da, wo die erste unwillkürliche Bewegung stattfindet? Dann, wenn es sehen, hören, fühlen kann? Dann dürfte es wohl zu spät sein, für jeden, oder? Aber wo haben wir den Punkt dann auf diesem Weg verpasst?

Würde ich abtreiben? Könnte ich abtreiben? Könnte ich Leben vernichten, das zu meinem Genpool gehört, das von mir selbst abstammt, das in mir wächst? Ist es die nahe körperliche Verbindung, die es schwer macht? Könnten wir einen Embryo in einem Reagenzglas leichter töten?

Ich denke da jetzt schon sehr lange drüber nach…ich würde mich über ein bisschen Input wirklich freuen….
Lese deinen Beitrag erst jetzt und finde ihn sehr sehr gut.
Er lädt zum Nachdenken ein.
Jeder denkt üebr Abtreibung anders und das sollte auch so bleiben.
Ich selbst kann es für mich zwar nicht vorstellen, aber es gibt immer Dinge im Leben, die einen verändern.
Dass es die prinzipielle Möglichkeit gibt, finde ich aber gut.
steph28
4166 Beiträge
16.05.2015 22:16
Hab nur ein paar Beiträge gelesen, möchte aber auch meine Meinung schildern:

Abtreibung käme für mich persönlich jetzt keinesfalls in Frage. Das war aber nicht immer so. Wäre ich mit 17 schwanger geworden oder durch einen One-Night-Stand oder so, hätte ich sicherlich abgetrieben. Heute habe ich allerdings eine Ausbildung, die perfekte Beziehung und genug Geld, deswegen würde ich nicht mehr abtreiben, egal, wie schlecht das Kind in meine Lebensplanung passt. Heute könnte ich es einfach nicht mehr verkraften, sicherlich auch deshalb nicht, weil ich eine wundervolle Tochter habe und mir nie vorstellen könnte sie abgetrieben zu haben.
Ich finde, dass muss jeder mit sich selber ausmachen, aber ich könnte damit einfach nicht umgehen bzw. leben.
berrysk
935 Beiträge
16.05.2015 22:20
Als ich 15 war und die ersten paar Male mit meinem damaligen Freund geschlafen hatte, riss einmal das Kondom.
(war ich blöd, die Pille noch nicht genommen zu haben .... grrr....)
Es hätte also durchaus was 'dabei herauskommen' können und es vergingen tatsächlich ein paar Tage/ Wochen des Zitterns bis ich meine Mens bekam.

Dennoch war für mich auch damals schon klar, dass ich zu dem Kind gestanden hätte.
Mein damaliger Freund meinte direkt, sein Vater kenne gute Ärzte in Holland...
Jungs halt.



Letztendlich ist alls 'gut' gegangen.

Was ich mit der Anekdote sagen möchte, ist, dass es durchaus sein kann im Leben einer Frau, dass man über diese Möglichkeit nachdenken muss. Komisch, dass dies so dermaßen tabuisiert wird.
17.05.2015 06:21
Ich wollte mich für meinen Gefühlsausbruch bei Lucas Mama gestern entschuldigen. Es stimmt schon, sie kann nichts dafür, was mir passiert ist.

Aber es ist für mich halt ein sehr emotionales Thema, es gibt Tage, sogar Wochen, da denke ich überhaupt nicht mehr daran und dann zack sagt irgendjemand irgendwas oder ich werde nachts wach und alles ist wieder da. Denke, das wird auch mein Leben lang so bleiben.

Mich hat halt Lucas Mamas Meinung ziemlich verletzt, zumal es ja einige gibt, nicht nur hier, die dieselbe Meinung haben. Und ich halt immer denke, wie kann man sowas sagen, wenn man gott sei dank, noch nie selber in so einer Situation war.

Im Nachhinein heute bin ich irgendwie auch erleichtert, dass ich dieses Kind nicht bekommen habe, ich hätte nicht gewusst, ob ich es hätte lieben können, es wäre ja immer eine Verbindung zum Vater dagewesen, sei es durch die Optik oder durch eventuellen Kontakt.

Eventuell wäre es vielleicht gut gegangen, hätte ich ihm damals garnichts von der Schwangerschaft erzählt und hätte mein Ding alleine durchgezogen, vielleicht hätte es was geändert, ich weiss es nicht, ist auch schon jetzt 13 Jahre her.

Für mich ist es jedenfalls ein Fakt, dass es ein himmelweiter Unterschied ist ob eine Frau nach einem geplatzten Kondom eine Abtreibung in Erwägung zieht oder ihr andauernd Gewalt angetan wurde.

Das wollte ich nur noch schnell loswerden. Einen schönen Sonntag euch allen!
Seramonchen
37744 Beiträge
17.05.2015 06:38
Hm ein schwieriges Thema. Für mich käme es nicht in Frage. Als ich mit 18 schwanger war haben mir meine Eltern nahe gelegt doch bitte abzutreiben. Ich habe mir dazu Gedanken gemacht und ihnen dann mitgeteilt, dass es nicht in Frage kommt. Allerdings kann und möchte ich nicht sagen was wäre, wenn ein Kind durch Gewalt entsteht.

Ich persönlich kann nur schwer damit umgehen von Abtreibung zu hören, was sicher auch mit der Problematik geschuldet ist, dass wir so einfach keine Kinder bekommen können. Ich hatte mal eine Bekannte die mir bei einem Kaffee erzählt hat, dass sie ja nach ihrer kleinen Tochter ein paar Monate später wieder schwanger war und abgetrieben hat weil es nicht gepasst hat. Sie hat sich laut drüber aufgeregt, wie schlecht sie behandelt wurde dabei könne sie ja nichts dafür dass sie so fruchtbar ist. Naja jetzt ist sie dabei Hebamme zu werden - was soll ich dazu sagen? So etwas geht für mich persönlich gar nicht.
zartbitter
46787 Beiträge
18.05.2015 10:00
Zitat von Manveri:

Ich mache mich mal richtig unbeliebt und sage:

Wenn meine Tochter als Teenager ungewollt schwanger werden würde - ob nun zu doof, zu betrunken, Verhütungspanne oder sonst was - würde ich eine Abtreibung befürworten. Ich wünsche meinem Kind, dass sie das Leben führen kann, das sie sich vorstellt und nicht ihre ganzen Pläne und Träume streichen muss, wegen einem Moment der Dummheit.

Natürlich würde es ihre Entscheidung bleiben und ich würde sie zu nichts überreden und ihr so gut wie nur möglich helfen. Trotzdem wäre das nicht das Leben, das ich ihr wünschen würde.

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