Mütter- und Schwangerenforum

Woher kommt diese Fixierung auf Mädchen?

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09.04.2019 12:39
Übrigens, ich bin selbst eines dieser unbedingt herbeigesehnten Mädchen.
Und es war furchtbar.

Bis zu meiner Geburt gab es in der Familie irgendwie nur Jungs. Bei der Geburt meines älteren Bruders hat meine Oma väterlicherseits am Telefon geweint vor Enttäuschung und dann wortlos aufgelegt. Sie war ja schon "gestraft" mit zwei Söhnen und konnte nicht ertragen, dass all ihre Enkel jetzt anscheinend auch noch Jungs werden (mein Onkel hatte auch "nur" 2 Jungs).
Ein Jahr später kam ich. Und selbstverständlich wird von einer Familie, die sich ein Mädchen wünscht, dann auch erwartet, dass das Mädchen eines ist .
Es wurde unterschwellig unfassbar viel in mich projiziert, was ich mögen sollte, wie ich mich anziehen und wofür ich mich interessieren sollte, und die ganze Familie hat sich erst mal auf dieses eine Mädchen gestürzt (ließ erst nach, als sehr viel später noch eine Cousine kam).

Ich wollte kurze Haare. Durfte ich nicht, denn ich könnte damit ja wie ein Junge aussehen, und ich bin doch ein Mädchen.
Ich wollte mich draußen raufen. Durfte ich nicht, sowas machen Mädchen nicht. (Gemacht hab ichs trotzdem, bleibt nicht aus mit 2 Brüdern - ich hatte noch einen jüngeren - aber die Missbilligung wurde immer deutlich kommuniziert)
Ich wollte coole Jungsklamotten anziehen. Nein, durfte ich nicht, man könnte mich ja für einen Jungen halten und ich will doch später mal kein "Mannweib" werden.
Ich hab harte Musik gehört, allgemeines Entsetzen, sowas hört man doch nicht als Mädchen.

Nein, jeder hat sich eine kleine, süße Lillifee erwartet, die sich gern in rosa Glitzer hüllt, den Puppenwagen schiebt und Mama im Haushalt hilft.
Was sie bekommen haben, war halt blöderweise ich. Und das wurde nie wirklich akzeptiert. Sobald ich zu "wenig mädchenhafte" Tendenzen gezeigt habe, wurde versucht, gegenzusteuern. Denn sonst hätte man sich ja gleich noch einen Jungen wünschen können ...

Aber natürlich, hier wünschen sich alle Mädchen, aber es ist ihnen dann natürlich totaaaal egal, wenn das Mädchen dann eher jungenhaft ist. Klar. Hauptsache, es hat einen Schlitz und man kann es Lotti-Sophie nennen
Alaska
18847 Beiträge
09.04.2019 12:54
Zu deinem ersten Beitrag: das darf ja auch dein Eindruck sein, hat aber mit der Realität nichts zu tun.

Zu deinem zweiten Beitrag: erklärt vieles, tut mir auch sehr leid für dich, aber auch das hab ich nie als Norm erlebt. Nicht in meiner eigenen Kindheit (bis auf das Haushaltsthema), nicht bei Freundinnen.
Jede von uns hatte eine Kletter-Matsch-Phase und irgendwann hatten viele, mich eingeschlossen eine Bobfrisur oder sogar einen Longpixie - den ich heute auch wieder trag. Und meine Mama fiel nicht in Ohnmacht dabei.
Mich wundert dann nur, dass du so burschikose Tischsitten von Zuhause mitbekommen hast, weil ladylike sind deine Beschreibungen ja wirklich nie.
Christen
25059 Beiträge
09.04.2019 13:03
Zitat von white.rose:

Übrigens, ich bin selbst eines dieser unbedingt herbeigesehnten Mädchen.
Und es war furchtbar.

Bis zu meiner Geburt gab es in der Familie irgendwie nur Jungs. Bei der Geburt meines älteren Bruders hat meine Oma väterlicherseits am Telefon geweint vor Enttäuschung und dann wortlos aufgelegt. Sie war ja schon "gestraft" mit zwei Söhnen und konnte nicht ertragen, dass all ihre Enkel jetzt anscheinend auch noch Jungs werden (mein Onkel hatte auch "nur" 2 Jungs).
Ein Jahr später kam ich. Und selbstverständlich wird von einer Familie, die sich ein Mädchen wünscht, dann auch erwartet, dass das Mädchen eines ist .
Es wurde unterschwellig unfassbar viel in mich projiziert, was ich mögen sollte, wie ich mich anziehen und wofür ich mich interessieren sollte, und die ganze Familie hat sich erst mal auf dieses eine Mädchen gestürzt (ließ erst nach, als sehr viel später noch eine Cousine kam).

Ich wollte kurze Haare. Durfte ich nicht, denn ich könnte damit ja wie ein Junge aussehen, und ich bin doch ein Mädchen.
Ich wollte mich draußen raufen. Durfte ich nicht, sowas machen Mädchen nicht. (Gemacht hab ichs trotzdem, bleibt nicht aus mit 2 Brüdern - ich hatte noch einen jüngeren - aber die Missbilligung wurde immer deutlich kommuniziert)
Ich wollte coole Jungsklamotten anziehen. Nein, durfte ich nicht, man könnte mich ja für einen Jungen halten und ich will doch später mal kein "Mannweib" werden.
Ich hab harte Musik gehört, allgemeines Entsetzen, sowas hört man doch nicht als Mädchen.

Nein, jeder hat sich eine kleine, süße Lillifee erwartet, die sich gern in rosa Glitzer hüllt, den Puppenwagen schiebt und Mama im Haushalt hilft.
Was sie bekommen haben, war halt blöderweise ich. Und das wurde nie wirklich akzeptiert. Sobald ich zu "wenig mädchenhafte" Tendenzen gezeigt habe, wurde versucht, gegenzusteuern. Denn sonst hätte man sich ja gleich noch einen Jungen wünschen können ...

Aber natürlich, hier wünschen sich alle Mädchen, aber es ist ihnen dann natürlich totaaaal egal, wenn das Mädchen dann eher jungenhaft ist. Klar. Hauptsache, es hat einen Schlitz und man kann es Lotti-Sophie nennen
aber das sind doch nur deine Erfahrungen und nein, das kannst du nicht allen mit Mädchenwunsch unterstellen. Das ist einfach Quatsch...
09.04.2019 14:09
Zitat von Alaska:

Zu deinem ersten Beitrag: das darf ja auch dein Eindruck sein, hat aber mit der Realität nichts zu tun.

Zu deinem zweiten Beitrag: erklärt vieles, tut mir auch sehr leid für dich, aber auch das hab ich nie als Norm erlebt. Nicht in meiner eigenen Kindheit (bis auf das Haushaltsthema), nicht bei Freundinnen.
Jede von uns hatte eine Kletter-Matsch-Phase und irgendwann hatten viele, mich eingeschlossen eine Bobfrisur oder sogar einen Longpixie - den ich heute auch wieder trag. Und meine Mama fiel nicht in Ohnmacht dabei.
Mich wundert dann nur, dass du so burschikose Tischsitten von Zuhause mitbekommen hast, weil ladylike sind deine Beschreibungen ja wirklich nie.


Bei den Tischsitten konnten sie halt nicht aus ihrer Haut raus. Da kam dann der von Männern dominierte Haushalt wieder durch ...

GOTT SEI DANK!!!
09.04.2019 14:09
Zitat von Christen:

Zitat von white.rose:

Übrigens, ich bin selbst eines dieser unbedingt herbeigesehnten Mädchen.
Und es war furchtbar.

Bis zu meiner Geburt gab es in der Familie irgendwie nur Jungs. Bei der Geburt meines älteren Bruders hat meine Oma väterlicherseits am Telefon geweint vor Enttäuschung und dann wortlos aufgelegt. Sie war ja schon "gestraft" mit zwei Söhnen und konnte nicht ertragen, dass all ihre Enkel jetzt anscheinend auch noch Jungs werden (mein Onkel hatte auch "nur" 2 Jungs).
Ein Jahr später kam ich. Und selbstverständlich wird von einer Familie, die sich ein Mädchen wünscht, dann auch erwartet, dass das Mädchen eines ist .
Es wurde unterschwellig unfassbar viel in mich projiziert, was ich mögen sollte, wie ich mich anziehen und wofür ich mich interessieren sollte, und die ganze Familie hat sich erst mal auf dieses eine Mädchen gestürzt (ließ erst nach, als sehr viel später noch eine Cousine kam).

Ich wollte kurze Haare. Durfte ich nicht, denn ich könnte damit ja wie ein Junge aussehen, und ich bin doch ein Mädchen.
Ich wollte mich draußen raufen. Durfte ich nicht, sowas machen Mädchen nicht. (Gemacht hab ichs trotzdem, bleibt nicht aus mit 2 Brüdern - ich hatte noch einen jüngeren - aber die Missbilligung wurde immer deutlich kommuniziert)
Ich wollte coole Jungsklamotten anziehen. Nein, durfte ich nicht, man könnte mich ja für einen Jungen halten und ich will doch später mal kein "Mannweib" werden.
Ich hab harte Musik gehört, allgemeines Entsetzen, sowas hört man doch nicht als Mädchen.

Nein, jeder hat sich eine kleine, süße Lillifee erwartet, die sich gern in rosa Glitzer hüllt, den Puppenwagen schiebt und Mama im Haushalt hilft.
Was sie bekommen haben, war halt blöderweise ich. Und das wurde nie wirklich akzeptiert. Sobald ich zu "wenig mädchenhafte" Tendenzen gezeigt habe, wurde versucht, gegenzusteuern. Denn sonst hätte man sich ja gleich noch einen Jungen wünschen können ...

Aber natürlich, hier wünschen sich alle Mädchen, aber es ist ihnen dann natürlich totaaaal egal, wenn das Mädchen dann eher jungenhaft ist. Klar. Hauptsache, es hat einen Schlitz und man kann es Lotti-Sophie nennen
aber das sind doch nur deine Erfahrungen und nein, das kannst du nicht allen mit Mädchenwunsch unterstellen. Das ist einfach Quatsch...


Wenn es nicht so wäre, wäre ein Mädchenwunsch doch aber irgendwo überflüssig.
Chrysopelea
14628 Beiträge
09.04.2019 14:33
Zitat von white.rose:

Übrigens, ich bin selbst eines dieser unbedingt herbeigesehnten Mädchen.
Und es war furchtbar.

Bis zu meiner Geburt gab es in der Familie irgendwie nur Jungs. Bei der Geburt meines älteren Bruders hat meine Oma väterlicherseits am Telefon geweint vor Enttäuschung und dann wortlos aufgelegt. Sie war ja schon "gestraft" mit zwei Söhnen und konnte nicht ertragen, dass all ihre Enkel jetzt anscheinend auch noch Jungs werden (mein Onkel hatte auch "nur" 2 Jungs).
Ein Jahr später kam ich. Und selbstverständlich wird von einer Familie, die sich ein Mädchen wünscht, dann auch erwartet, dass das Mädchen eines ist .
Es wurde unterschwellig unfassbar viel in mich projiziert, was ich mögen sollte, wie ich mich anziehen und wofür ich mich interessieren sollte, und die ganze Familie hat sich erst mal auf dieses eine Mädchen gestürzt (ließ erst nach, als sehr viel später noch eine Cousine kam).

Ich wollte kurze Haare. Durfte ich nicht, denn ich könnte damit ja wie ein Junge aussehen, und ich bin doch ein Mädchen.
Ich wollte mich draußen raufen. Durfte ich nicht, sowas machen Mädchen nicht. (Gemacht hab ichs trotzdem, bleibt nicht aus mit 2 Brüdern - ich hatte noch einen jüngeren - aber die Missbilligung wurde immer deutlich kommuniziert)
Ich wollte coole Jungsklamotten anziehen. Nein, durfte ich nicht, man könnte mich ja für einen Jungen halten und ich will doch später mal kein "Mannweib" werden.
Ich hab harte Musik gehört, allgemeines Entsetzen, sowas hört man doch nicht als Mädchen.

Nein, jeder hat sich eine kleine, süße Lillifee erwartet, die sich gern in rosa Glitzer hüllt, den Puppenwagen schiebt und Mama im Haushalt hilft.
Was sie bekommen haben, war halt blöderweise ich. Und das wurde nie wirklich akzeptiert. Sobald ich zu "wenig mädchenhafte" Tendenzen gezeigt habe, wurde versucht, gegenzusteuern. Denn sonst hätte man sich ja gleich noch einen Jungen wünschen können ...

Aber natürlich, hier wünschen sich alle Mädchen, aber es ist ihnen dann natürlich totaaaal egal, wenn das Mädchen dann eher jungenhaft ist. Klar. Hauptsache, es hat einen Schlitz und man kann es Lotti-Sophie nennen


Interessant, vieles davon war bei mir genau umgekehrt. Ich wollte lange Haare, durfte aber nicht. Hübsche Kleidchen hatte ich nur, wenn sie jemand geschenkt hat. Gleiches galt für Barbies. Selbst zu Karneval durfte ich nicht als Fee gehen Und dabei war ich sonst kein typisches Mädchen. Hab gern mit Jungs gespielt, mochte Lego, Fußball und Naturwissenschaften. Aber manchmal hätte ich halt auch gern eine Puppe gehabt
Nickitierchen
26421 Beiträge
09.04.2019 15:41
Der Wunsch nach dem Mädchen war bei mir kuriert, als ich in der Mädchenarbeit zu arbeiten begann

Ich bin glückliche jungsmama und habe wirklich oft das Gefühl, ich werde bemitleidet. Ich arme. Und selbst wenn ich Berichte, dass ich beim dritten outing vor Freunde geweint habe, scheint man mir das nicht immer abzunehmen.

Nur sie zukünftigen nahru ngsmittekosten machen mir sorgen
09.04.2019 16:00
Wenn man mal diese Diskussion zusammenfassen würde:

Jungenwunsch - Komplett in Ordnung
Mädchenwunsch - Nicht in Ordnung

Interessante Sicht, wirklich.

Marie: Du hast dir immer Jungs gewünscht. Aus angst, du könntest einem Mädchen nicht so gerecht werden. Im Grunde hattest du die Erwartungen, die du anderen, die eben einen Mädchenwunsch haben unterstellst. Denn, ein Junge hätte demnach ja niemals wie ein Mädchen werden dürfen.

Hier schrieb jemand, dass man es manchmal mit Empathie versuchen sollte. Dem würde ich mich gerne anschließen, denn das fehlt einigen scheinbar deutlich. Erschreckend.

Ich persönlich halte es im übrigen einfach für was normales, dass sich Frauen oft Mädchen und Männer oft Jungs wünschen. Man kann sich mit dem gleichen Geschlecht meist halt besser identifizieren. Es ist auch nicht immer zu erklären, warum man diesen Wunsch hat. Da irgendwelche komischen und ja, wirklich merkwürdige Dinge hineinzuinterpretieren und Theorien aufzustellen, finde ich teilweise schon sehr geschmacklos.

Tifa
8331 Beiträge
09.04.2019 16:10
grundsätzlich ist es mir egal ob männlich oder weiblich oder eben nichts von beidem. Kann ja auch sein das man ein Baby bekommt dem das weibliche Geschlecht zugeordnet wird, es aber sagt das es männlich ist oder umgekehrt oder ganz anders.

Aber ich muss ehrlich sagen das ich auch ein Mädchen wollte. Natürlich spielen da auch die süßen Kleidchen und die tollen Frisuren mit - es ist ja auch zu niedlich und auch die (anerzogene) Erwartung das Jungs laut und wild sind und das ist eben etwas was ich persönlich nicht besonders mag. natürlich ist das nicht immer so, ich kenne durchaus ruhige Jungs und rebellische Mädchen.

Nun hab ich n ziemliches Klischee-Mädchen, was aber Haarspangen so gar nicht mag und nen absolut lauten und wilden Jungen, der die Kleider seiner Schwester liebt und beide sind absolut wunderbar wie sie sind und es ist eigentlich schwachsinn sich auf ein Geschlecht zu versteifen, aber ich würde mir immer wieder ein Mädchen wünschen.
Lila17
11967 Beiträge
09.04.2019 16:16
Zitat von Skorpi:

Wenn man mal diese Diskussion zusammenfassen würde:

Jungenwunsch - Komplett in Ordnung
Mädchenwunsch - Nicht in Ordnung

Interessante Sicht, wirklich.

Marie: Du hast dir immer Jungs gewünscht. Aus angst, du könntest einem Mädchen nicht so gerecht werden. Im Grunde hattest du die Erwartungen, die du anderen, die eben einen Mädchenwunsch haben unterstellst. Denn, ein Junge hätte demnach ja niemals wie ein Mädchen werden dürfen.

Hier schrieb jemand, dass man es manchmal mit Empathie versuchen sollte. Dem würde ich mich gerne anschließen, denn das fehlt einigen scheinbar deutlich. Erschreckend.

Ich persönlich halte es im übrigen einfach für was normales, dass sich Frauen oft Mädchen und Männer oft Jungs wünschen. Man kann sich mit dem gleichen Geschlecht meist halt besser identifizieren. Es ist auch nicht immer zu erklären, warum man diesen Wunsch hat. Da irgendwelche komischen und ja, wirklich merkwürdige Dinge hineinzuinterpretieren und Theorien aufzustellen, finde ich teilweise schon sehr geschmacklos.


Ich lese schon die ganze Zeit still mit und konnte mich nicht ausdrücken. Hier kann ich mich aber komplett anschließen.
09.04.2019 19:43
Zitat von Skorpi:

Wenn man mal diese Diskussion zusammenfassen würde:

Jungenwunsch - Komplett in Ordnung
Mädchenwunsch - Nicht in Ordnung

Interessante Sicht, wirklich.

Marie: Du hast dir immer Jungs gewünscht. Aus angst, du könntest einem Mädchen nicht so gerecht werden. Im Grunde hattest du die Erwartungen, die du anderen, die eben einen Mädchenwunsch haben unterstellst. Denn, ein Junge hätte demnach ja niemals wie ein Mädchen werden dürfen.

Hier schrieb jemand, dass man es manchmal mit Empathie versuchen sollte. Dem würde ich mich gerne anschließen, denn das fehlt einigen scheinbar deutlich. Erschreckend.

Ich persönlich halte es im übrigen einfach für was normales, dass sich Frauen oft Mädchen und Männer oft Jungs wünschen. Man kann sich mit dem gleichen Geschlecht meist halt besser identifizieren. Es ist auch nicht immer zu erklären, warum man diesen Wunsch hat. Da irgendwelche komischen und ja, wirklich merkwürdige Dinge hineinzuinterpretieren und Theorien aufzustellen, finde ich teilweise schon sehr geschmacklos.


Ist doch Dummfug. Es ging nicht um "Ist es okay oder nicht okay" sondern um das "Warum", und meine eigenen Gründe habe ich ja mittlerweile auch kritisch hinterfragt.
lilly555
11925 Beiträge
09.04.2019 21:35
Zitat von white.rose:

Übrigens, ich bin selbst eines dieser unbedingt herbeigesehnten Mädchen.
Und es war furchtbar.

Bis zu meiner Geburt gab es in der Familie irgendwie nur Jungs. Bei der Geburt meines älteren Bruders hat meine Oma väterlicherseits am Telefon geweint vor Enttäuschung und dann wortlos aufgelegt. Sie war ja schon "gestraft" mit zwei Söhnen und konnte nicht ertragen, dass all ihre Enkel jetzt anscheinend auch noch Jungs werden (mein Onkel hatte auch "nur" 2 Jungs).
Ein Jahr später kam ich. Und selbstverständlich wird von einer Familie, die sich ein Mädchen wünscht, dann auch erwartet, dass das Mädchen eines ist .
Es wurde unterschwellig unfassbar viel in mich projiziert, was ich mögen sollte, wie ich mich anziehen und wofür ich mich interessieren sollte, und die ganze Familie hat sich erst mal auf dieses eine Mädchen gestürzt (ließ erst nach, als sehr viel später noch eine Cousine kam).

Ich wollte kurze Haare. Durfte ich nicht, denn ich könnte damit ja wie ein Junge aussehen, und ich bin doch ein Mädchen.
Ich wollte mich draußen raufen. Durfte ich nicht, sowas machen Mädchen nicht. (Gemacht hab ichs trotzdem, bleibt nicht aus mit 2 Brüdern - ich hatte noch einen jüngeren - aber die Missbilligung wurde immer deutlich kommuniziert)
Ich wollte coole Jungsklamotten anziehen. Nein, durfte ich nicht, man könnte mich ja für einen Jungen halten und ich will doch später mal kein "Mannweib" werden.
Ich hab harte Musik gehört, allgemeines Entsetzen, sowas hört man doch nicht als Mädchen.

Nein, jeder hat sich eine kleine, süße Lillifee erwartet, die sich gern in rosa Glitzer hüllt, den Puppenwagen schiebt und Mama im Haushalt hilft.
Was sie bekommen haben, war halt blöderweise ich. Und das wurde nie wirklich akzeptiert. Sobald ich zu "wenig mädchenhafte" Tendenzen gezeigt habe, wurde versucht, gegenzusteuern. Denn sonst hätte man sich ja gleich noch einen Jungen wünschen können ...

Aber natürlich, hier wünschen sich alle Mädchen, aber es ist ihnen dann natürlich totaaaal egal, wenn das Mädchen dann eher jungenhaft ist. Klar. Hauptsache, es hat einen Schlitz und man kann es Lotti-Sophie nennen

Also hier ist es eher so das meine Ur Oma schon nur Jungs wollte. Meine Oma sollte es sowieso nicht geben und dann war sie auch noch ein Mädchen.
Meine Oma wollte lieber Söhne, bekam 2 Mädels (eine späte Fehlgeburt war ihr Junge zwischen meiner Mutter und meiner Tante)
Ihre 3 ersten Enkel waren Mädchen... und dann kam er endlich, der Junge (mein bruder)
Wir waren Mädchen, wurden in Püppchen Kleider gesteckt mit langen Haaren und halt völlig typisch erzogen und doch durften wir raufen und uns dreckig machen. Das der Junge aber mehr zählt haben wir immer gespürt...
Also müsste ich mir ja nur Jungs wünschen, mach ich aber nicht

Dein letzter Absatz ist schon etwas... hart formuliert und übergriffig
Metalgoth
17541 Beiträge
09.04.2019 21:38
Zitat von Schnecke510:

Bei uns war es so: zwei Mädchen, dann zwei Jungs und dann nochmal drei Mädchen.

Warum die Leute Mädchen bevorzugen? Ich glaube, ich weiß es. Weil das Gefühl "Mein Kind ist so süß-rosa-lieb-brav" länger anhält. Bei Mädchen hat man einfach länger das Gefühl, eine süße Knutschkugel zu haben. Jungs sind ab ca. 2 Jahren irgendwie nicht mehr so knutschkugelig, sondern eher Wildfänge. Ich denke, das ist der Grund.

Man sieht es ja auch bei der Namenswahl, dass die Leute sich wünschen, dauerhaft ein "Kind" zu haben. Darum bekommen die Kleinen vermehrt so süße, kleinkindhafte Namen wie z.B. Mia, Leni usw. Bei Jungs klappt das meist nicht so gut.

Ich denke, das ist der Grund.

HÄ???

Meine Mädels waren weder brav, noch lieb und meistens auch nicht rosa
Sie waren genauso wild, wie der Kleinste es ist und der Kleinste ist der knutschkugeligste von allen, der braucht erheblich mehr Körperkontakt als die anderen beiden in dem Alter.

Die Mädels haben sich mit 12 und 18 Monaten selbst abgestillt, der Kleinste stillt mit 3 1/2 noch.

Also zumindest hier trifft nichts von dem oben Geschriebenen zu.
09.04.2019 22:08
Zitat von white.rose:

Zitat von Skorpi:

Wenn man mal diese Diskussion zusammenfassen würde:

Jungenwunsch - Komplett in Ordnung
Mädchenwunsch - Nicht in Ordnung

Interessante Sicht, wirklich.

Marie: Du hast dir immer Jungs gewünscht. Aus angst, du könntest einem Mädchen nicht so gerecht werden. Im Grunde hattest du die Erwartungen, die du anderen, die eben einen Mädchenwunsch haben unterstellst. Denn, ein Junge hätte demnach ja niemals wie ein Mädchen werden dürfen.

Hier schrieb jemand, dass man es manchmal mit Empathie versuchen sollte. Dem würde ich mich gerne anschließen, denn das fehlt einigen scheinbar deutlich. Erschreckend.

Ich persönlich halte es im übrigen einfach für was normales, dass sich Frauen oft Mädchen und Männer oft Jungs wünschen. Man kann sich mit dem gleichen Geschlecht meist halt besser identifizieren. Es ist auch nicht immer zu erklären, warum man diesen Wunsch hat. Da irgendwelche komischen und ja, wirklich merkwürdige Dinge hineinzuinterpretieren und Theorien aufzustellen, finde ich teilweise schon sehr geschmacklos.


Ist doch Dummfug. Es ging nicht um "Ist es okay oder nicht okay" sondern um das "Warum", und meine eigenen Gründe habe ich ja mittlerweile auch kritisch hinterfragt.


Und deswegen legt man sich eigene Antworten zurecht? Interpretiert Dinge hinein, stellt Theorien auf und zieht Antworten auf die Frage ins lächerliche und urteilt?

Es erweckt schon leicht den Anschein, als würde man den Wunsch nach einem Jungen eher akzeptieren, als den Wunsch nach einem Mädchen.

09.04.2019 22:44
Zitat von Skorpi:

Zitat von white.rose:

Zitat von Skorpi:

Wenn man mal diese Diskussion zusammenfassen würde:

Jungenwunsch - Komplett in Ordnung
Mädchenwunsch - Nicht in Ordnung

Interessante Sicht, wirklich.

Marie: Du hast dir immer Jungs gewünscht. Aus angst, du könntest einem Mädchen nicht so gerecht werden. Im Grunde hattest du die Erwartungen, die du anderen, die eben einen Mädchenwunsch haben unterstellst. Denn, ein Junge hätte demnach ja niemals wie ein Mädchen werden dürfen.

Hier schrieb jemand, dass man es manchmal mit Empathie versuchen sollte. Dem würde ich mich gerne anschließen, denn das fehlt einigen scheinbar deutlich. Erschreckend.

Ich persönlich halte es im übrigen einfach für was normales, dass sich Frauen oft Mädchen und Männer oft Jungs wünschen. Man kann sich mit dem gleichen Geschlecht meist halt besser identifizieren. Es ist auch nicht immer zu erklären, warum man diesen Wunsch hat. Da irgendwelche komischen und ja, wirklich merkwürdige Dinge hineinzuinterpretieren und Theorien aufzustellen, finde ich teilweise schon sehr geschmacklos.


Ist doch Dummfug. Es ging nicht um "Ist es okay oder nicht okay" sondern um das "Warum", und meine eigenen Gründe habe ich ja mittlerweile auch kritisch hinterfragt.


Und deswegen legt man sich eigene Antworten zurecht? Interpretiert Dinge hinein, stellt Theorien auf und zieht Antworten auf die Frage ins lächerliche und urteilt?

Es erweckt schon leicht den Anschein, als würde man den Wunsch nach einem Jungen eher akzeptieren, als den Wunsch nach einem Mädchen.


Nur mal so fürs Protokoll: "Ich wünsche mir einen Jungen, weil er mit dem Papa Fußball spielen soll" fände ich als Begründung genauso beknackt wie das Puppenmädchen.

Trotzdem geht es hier in dem Thread um die Fixierung auf Mädchen in unserem Kulturkreis, die nun mal klar und deutlich vorhanden ist. Nicht um Whataboutism.
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