Attachment Parenting
14.06.2016 15:02
Zitat von Die-zauberhafte-Patin:
Zitat von Indira:
Bei den ganz Kleinen geben ja auch die Eltern einen gewissen Rhythmus vor. Beim ersten Kind war das bei uns so, dass der Papa nie vor 19:00 daheim war, das Kind dann immer erst so gegen 21:30 ins Bett ist und Baby und ich frühestens um 8:30 aufgestanden sind. Eher später.
Jetzt mit Schulkind hat sich das etwas verlagert.6:30 steht der Große auf, die Kleinen auch immer vor 7.
Dementsprechend sind sie um 20:00 müde
Ich finde da ja am allerwenigstens. Als mein Sohn ein Baby war, schlief er, wenn eben schlafen wollte, verlangte Essen, wenn er Hunger hatte und war wach, wenn er ausgeschlafen hatte. Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, da zeitlich einen Rahmen für festzulegen. Also hier kam es durchaus vor, dass er von 18.00 bis 20.30 nochmal ein Nickerchen machte, dann aber bis 1.00 wach war. Naja, dann war es eben so. Ich finde, wenn so klein sind, ist es am allereinfachsten, sich einfach dem Rhytmus des Kindes anzupassen, alles andere würde ich persönlich als falsch empfinden. Es hieß bei uns damals auch noch, dass ich unbedingt nach 4 Stunden wecken sollte, damit er dann die Flasche bekam..... ähm. Nein?![]()
Das trifft hier für Kind Nummer 1 auf jeden Fall zu. Aber bei Baby Nummer 2 hat sich die Kleene doch um einiges schneller an den Familien Rhythmus angepasst. Den hatten wir bei der Ersten so noch gar nicht.
14.06.2016 15:07
Zitat von Stefanka93:
Zitat von Mamota:
Wow, mit so positivem Feedback auf meine Einwände hätte ich gar nicht gerechnet. Im Gegenteil, ich habe mich schon auf böses Kontra gefasst gemacht.
Freut mich, dass ich aufklären konnte und dass ihr so erstaunlich offen für Einwände seid.![]()
Und - wie gesagt - ich sage nicht, dass unser Schulsystem funktioniert. Ich warne nur davor, sich aus purer Opposition dazu ins nächste Übel zu verrennen. Berechtigte Kritik daran findet man auch in jeder Schule, unter Lehrern, Schulleitern, Politikern. Eine Alternative wäre wünschenswert - oder eine rapide Verbesserung des Ist-Zustands. Homeschooling könnte das sein, aber nur unter bestimmten Rahmenbedingungen, die es wirren Verschwörungsköpfen und religiösen Fanatikern genauso schwer machen wie die Regelbeschulung.
Du bist Lehrerin, wenn ich das richtig gelesen habe? Wie geht ihr damit um, wenn ihr Kinder von Verschwörungs- und Religionsfanatikern in der Klasse habt? Versucht ihr dem Elternhaus entgegenzuwirken? Oder anders formuliert: Wie trägt die Schulpflicht (außer durch die Tatsache, dass ich mir andere Meinungen anhören muss) dazu bei, es den Eltern schwerer zu machen, ihre Kinder zu indoktrinieren? Denkst du, nur der Besuch eines Schulhauses kann dabei irgendwas ausrichten?
Wir Lehrer können dazu ehrlich gesagt wenig bis gar nichts beitragen. Unsere Einwirkung verändert allerhöchstens das Verhalten. Merken sie, dass wir Misogynie doof finden, wird halt für den Unterricht auch mit Mädchen gearbeitet, zu Hause sind die aber immer noch Menschen zweiter Klasse.
Wer aber wirklich etwas beiträgt, sind die Mitschüler. Ich habe das immer wieder bei menonitischen Familien erlebt. Kommen die Kinder in die Pubertät und sind gerade keine Geschwister anwesend, die Kontrollzwang ausüben, wird schon mal eine Hose angezogen oder der Zopf gelöst. Durch das gelegentliche Lockern der Regeln werden diese auch hinterfragt. Der Heiratszeitpunkt wird von Generation zu Generation später, die Dogmen angepasster.
Wobei natürlich jede Form der Indoktrination für sich betrachtet werden muss. Das ist extrem unterschiedlich, würde ich sagen.
Bei Verschwörungungstheoretikern kann die Schule allerdings oft weiterhelfen. Viele seltsame Theorie lassen sich mit grundlegenden Kenntnissen in Physik, Biologie und Stochastik einfach aushebeln, wenn da nicht von zu Hause aus ultimativ mit Mystifizierung gegengesteuert wird. Das Lernumfeld kann hier besonders greifen.
14.06.2016 15:11
Ich erinnere mich an einen Elternabend, fünfte oder sechste Klasse Biologie bei meinem Sohn, wo eine aufgebrachte Mutter am Elternabend (ich weiß die Nationalität und Religion nicht) mit dem Biologielehrer Streit begann, weil die Klasse Säugetiere durchgenommen hatte und der Biologielehrer die verwegene Aussage getätigt hatte, dass Menschen Säugetiere seien. Sie saß bockig da und sagte, wir glauben das nicht. Er meinte ruhig, dass es biologisch gesehen aber eine Tatsache sei, an der die Maus keinen Faden abbeißt. Sie wütete weiter: "Und was mach ich dann, wenn sie nach Hause kommt und Fragen stellt???" Und er meinte nur seelenruhig: "Das hoffe ich doch sehr, dass Ihre Tochter Fragen stellt..."
Interessant war das
.
Interessant war das
.
14.06.2016 15:16
Zitat von Mamota:
Zitat von Stefanka93:
Zitat von Mamota:
Wow, mit so positivem Feedback auf meine Einwände hätte ich gar nicht gerechnet. Im Gegenteil, ich habe mich schon auf böses Kontra gefasst gemacht.
Freut mich, dass ich aufklären konnte und dass ihr so erstaunlich offen für Einwände seid.![]()
Und - wie gesagt - ich sage nicht, dass unser Schulsystem funktioniert. Ich warne nur davor, sich aus purer Opposition dazu ins nächste Übel zu verrennen. Berechtigte Kritik daran findet man auch in jeder Schule, unter Lehrern, Schulleitern, Politikern. Eine Alternative wäre wünschenswert - oder eine rapide Verbesserung des Ist-Zustands. Homeschooling könnte das sein, aber nur unter bestimmten Rahmenbedingungen, die es wirren Verschwörungsköpfen und religiösen Fanatikern genauso schwer machen wie die Regelbeschulung.
Du bist Lehrerin, wenn ich das richtig gelesen habe? Wie geht ihr damit um, wenn ihr Kinder von Verschwörungs- und Religionsfanatikern in der Klasse habt? Versucht ihr dem Elternhaus entgegenzuwirken? Oder anders formuliert: Wie trägt die Schulpflicht (außer durch die Tatsache, dass ich mir andere Meinungen anhören muss) dazu bei, es den Eltern schwerer zu machen, ihre Kinder zu indoktrinieren? Denkst du, nur der Besuch eines Schulhauses kann dabei irgendwas ausrichten?
Wir Lehrer können dazu ehrlich gesagt wenig bis gar nichts beitragen. Unsere Einwirkung verändert allerhöchstens das Verhalten. Merken sie, dass wir Misogynie doof finden, wird halt für den Unterricht auch mit Mädchen gearbeitet, zu Hause sind die aber immer noch Menschen zweiter Klasse.
Wer aber wirklich etwas beiträgt, sind die Mitschüler. Ich habe das immer wieder bei menonitischen Familien erlebt. Kommen die Kinder in die Pubertät und sind gerade keine Geschwister anwesend, die Kontrollzwang ausüben, wird schon mal eine Hose angezogen oder der Zopf gelöst. Durch das gelegentliche Lockern der Regeln werden diese auch hinterfragt. Der Heiratszeitpunkt wird von Generation zu Generation später, die Dogmen angepasster.
Wobei natürlich jede Form der Indoktrination für sich betrachtet werden muss. Das ist extrem unterschiedlich, würde ich sagen.
Bei Verschwörungungstheoretikern kann die Schule allerdings oft weiterhelfen. Viele seltsame Theorie lassen sich mit grundlegenden Kenntnissen in Physik, Biologie und Stochastik einfach aushebeln, wenn da nicht von zu Hause aus ultimativ mit Mystifizierung gegengesteuert wird. Das Lernumfeld kann hier besonders greifen.
Heute noch drüber diskutiert bezüglich Holocaust Leugner im Geschichtsunterricht.. Gerade da empfinde ich selbst Fakten leider nur bedingt als hilfreich. A la “Ich mach mir die Welt widewide...“ werden selbst die ja nur gefiltert aufgenommen.
Wenn man von Haus aus die Fakten schon so verdreht eingeimpft bekommen hat, sieht man die Welt wie die Haverbeck.
Also mein Mittel wäre auch Aufklärungsarbeit mit Fakten zu leisten, das definitiv!! Nur hilft das dann auch bei einigen nur bedingt weiter
14.06.2016 15:32
Zitat von Mamota:
Zitat von faerie:
Ich häng' leider noch am "sozialen Miteinander in der Schule" fest. Ich bringe das vor allem in Verbindung mit Grüppchenbildung und Mobbing.
Und wie sozial ein Miteinander sich in den üblichen 10-Minuten-Pausen gestalten kann, ist fraglich. Die meiste Zeit wird das Bedürfnis nach sozialer Interaktion ja unterbunden, weil es den Unterricht stört.
Bei dir liest sich das immer wie aus "Herr der Fliegen".![]()
Diesbezüglich hat sich aber so manches getan seit unserer Schulzeit.
In Zeiten von Partnerarbeit, Gruppenprojekten und Schülerrat sieht das schon ganz anders aus. Neulich habe ich auch irgendwas über eine Studie zu den Ganztagsschulen gelesen. Dabei kam heraus, dass die Schüler dort nicht schlauer werden, aber sozialkompetenter.
Die Pausen sind üblicherweise auch länger, so 20-30 Minuten.
Interessant ist auch, die Kinder mittags zu fragen, was sie denn vom heutigen Schultag so mitgenommen haben. Meist geht es in den Antworten nicht um den Lernstoff, außer man nimmt gerade Sexualkunde oder die Feuerwehr durch.
Das Wichtigste finde ich aber die Auswirkung des Aufeinandertreffens der verschiedenen Perspektiven. Auf mich hat das wirklich eindrücklich gewirkt. Aufgrund der Einblicke in die Familiensituation meiner Schulfreunde, in andere Wertesysteme, später auch durch Diskussionen im Unterricht, konnte ich meine Persönlichkeit vom Subsystem meiner Familie lösen. Für mich ein essentieller Reifeprozess, um dessen Spätwirkungen ich heute absolut froh bin.
Ha ha.
Ach, meine Grundschulzeit war eigentlich schön, wir hatten da aber auch ein für Anfang der 1990er Jahre sehr modernes Konzept, in dem viel frei gelernt wurde und es keinen festen Stundenplan gab, sondern die Lehrer ein bisschen nach Gusto entschieden haben, was gerade am nötigsten ist, oder es gab "Werkstatt", da bekamen wir Aufgabenzettel aus verschiedenen Fächern, die wir im Laufe der Woche lösen konnten, wann und wie wir wollten.
An der weiterführenden Schule, für die wir dann in die nächstgelegene Stadt mussten, ging das leider nicht so los. Da waren dann die Klassen größer und die Pubertät setzte ein, und damit fing die Grüppchenbildung an, insbesondere unter den Mädels, weshalb ich die meiste Zeit bei den Jungs gehangen habe.
Die Lehrer haben versucht, diese Grüppchen zu unterbinden, indem sie die entsprechenden Leute auseinandergesetzt haben, was aber völlig sinnlos war, da man ja im Unterricht eh offiziell nicht kommunizieren durfte und die Leute dann nicht wirklich eine Beziehung zu ihrem ungeliebten Banknachbarn aufgebaut haben. Überhaupt, Sitzordnungen
In den Pausen fanden sich die entsprechenden Gruppen dann augenblicklich wieder zusammen, in den höheren Klassen wurde das dann noch durch den Fakt verstärkt, wer mit wem zum Rauchen rausging.
Aber auch die Grundschulzeit möchte ich retrospektive gar nicht zu sehr idealisieren. Landidylle gut und schön, aber auch da kam es in vielen Dingen sehr darauf an, welchen Stand die Eltern im Dorf hatten. Ob sie vielleicht in gleichen Vereinen waren, wie die Lehrer, ob es Verwandtschaftsverhältnisse gab und wenn ja, zu wem. Da wurde schon bevorzugt und eben nicht.
Meine Eltern waren immer so Vereinsmuffel und auch ich würde mich lieber mit einer Machete selbst enthaupten, als bei irgendwelchen Ortsvereinen mitzuwirken. Aber wenn man auf dieses Getue keine Lust hat, ist man eben irgendwo außen vor. Was das angeht, hat dann manchmal die Stadt wieder Vorteile.
Ich bin immer noch der Überzeugung: forced association is not socialisation.
Gerade Ganztagsschulen finde ich ganz schrecklich. Viel zu wenig Zeit zur eigenen Gestaltung und immer der Zwang, sich den ganzen Tag mit einer fremdbestimmten Auswahl an Menschen umgeben zu müssen. Du kannst dich zwar zu einem Grüppchen gesellen, aber das ist ja manchmal eher aus der Not eine Tugend machen. Und wenn du jemand bist, der gern seine Zeit allein braucht, dann hast du ganz (sorry) ausgeschissen.
Und Mamota, Partnerarbeit und Gruppenprojekte ...
alias: Einer macht die ganze Arbeit und die anderen Nutznießer schreiben ab
14.06.2016 15:35
Du siehst das einfach aus einer ganz negativen Perspektive. Vielleicht kannst Du es einfach glauben, dass es den allermeisten Leuten nicht so geht
.
.
14.06.2016 15:36
Zitat von Mathelenlu:
Du siehst das einfach aus einer ganz negativen Perspektive. Vielleicht kannst Du es einfach glauben, dass es den allermeisten Leuten nicht so geht.
Das ist ja schön für diese Leute, aber es geht doch gerade darum, dass diejenigen, die das eben alles nicht so positiv erleben, keine Lobby und keine Alternative haben, sondern letztendlich für all jene, die jeden Morgen fröhlich lachend zur Schule hüpfen, zurückstecken und zudem auch leiden müssen.
14.06.2016 15:37
Zitat von faerie:
Zitat von Mathelenlu:
Du siehst das einfach aus einer ganz negativen Perspektive. Vielleicht kannst Du es einfach glauben, dass es den allermeisten Leuten nicht so geht.
Das ist ja schön für diese Leute, aber es geht doch gerade darum, dass diejenigen, die das eben alles nicht so positiv erleben, keine Lobby und keine Alternative haben, sondern letztendlich für all jene, die jeden Morgen fröhlich lachend zur Schule hüpfen, zurückstecken und zudem auch leiden müssen.
Deswegen sagte ich ja oben, für die Ausnahmen wären Alternativen schön. Da widerspreche ich Dir ja gar nicht
.
14.06.2016 16:21
Ich freu mich schon richtig auf die Schulwahl beim Löwen nächstes Jahr. Eigentlich wäre er ja schon dieses Jahr dran, aber wir haben ein Jahr Schonfrist bekommen.
Wir haben dann die Wahl zwischen
a) Ganztagsaufbewahrung in einer Förderschule für Geistig Behinderte mit dem unausgesprochenen Motto "Bringen wir euch bloß nichts bei, sonst seid ihr später noch zu selbständig und selbstbestimmt für die Behindertenwetkstatt!"
b) der Regelgrundschule vor Ort, die ihn nehmen MÜSSTE, aber nicht nehmen will und wo er immer der doofe, anstrengende Störenfried und Außenseiter ist, der extra Aufmerksamkeit von den Lehrer braucht, weswegen die (laut Meinung ihrer Mutter!) eindeutig hochbegabte Ann-Sophie Maria nicht den Schnitt fürs Gymnasium schafft. Nur wegen meinem Kind natürlich! Und wo es dem Löwen an einer strukturierten, ruhigen, reizarmen Umgebung fehlt und er deshalb die Zeit in der Schule nicht wirklich zum Lernen nutzen kann.
oder c) der Grundschule mit dem Profil Inklusion, die ihn zwar nehmen würde und deren Lehrer auch echt bemüht erscheinen, aber der Löwe sich auf Grund seines Verhaltens trotzdem zum Klassenclown, Störenfried und Außenseiter macht und wo es ihm immer noch an der passenden Lernumgebung mangelt.
Wobei b) und c) nach 4 Jahren Grundschule sowieso auf a) hinaus laufen, weil eine weiterführende Schule ihn ziemlich sicher eh nicht nimmt.
Hier gibt es keine Schule, die ihm auf der einen Seite genug Struktur und auf der anderen Seite genug geistige Anregungen bietet. Zuhause könnte ich das. Ich weiß sowohl in Bezug auf FAS als auch bei Down-Syndrom mehr als unsere Therapeuten, Erzieher, Ärzte oder zukünftigen Lehrer. Ich hab die Materialien, die Methoden, die vorbereitete Umgebung und die Beziehung ohne die bei Beiden sowieso nichts läuft. Aber offiziell unterrichten darf ich nicht. Ich werden sowohl den Löwen als auch unsere Tochter auf die inklusive Schule schicken und die Nachmittage damit verbringen das zu kitten, was die Schule nicht leisten kann in der jetzigen Situation. Finde ich niemandem gegenüber fair. Weder den Kindern, den Mitschülern und Lehrern, noch mir gegenüber.
Wir haben dann die Wahl zwischen
a) Ganztagsaufbewahrung in einer Förderschule für Geistig Behinderte mit dem unausgesprochenen Motto "Bringen wir euch bloß nichts bei, sonst seid ihr später noch zu selbständig und selbstbestimmt für die Behindertenwetkstatt!"
b) der Regelgrundschule vor Ort, die ihn nehmen MÜSSTE, aber nicht nehmen will und wo er immer der doofe, anstrengende Störenfried und Außenseiter ist, der extra Aufmerksamkeit von den Lehrer braucht, weswegen die (laut Meinung ihrer Mutter!) eindeutig hochbegabte Ann-Sophie Maria nicht den Schnitt fürs Gymnasium schafft. Nur wegen meinem Kind natürlich! Und wo es dem Löwen an einer strukturierten, ruhigen, reizarmen Umgebung fehlt und er deshalb die Zeit in der Schule nicht wirklich zum Lernen nutzen kann.
oder c) der Grundschule mit dem Profil Inklusion, die ihn zwar nehmen würde und deren Lehrer auch echt bemüht erscheinen, aber der Löwe sich auf Grund seines Verhaltens trotzdem zum Klassenclown, Störenfried und Außenseiter macht und wo es ihm immer noch an der passenden Lernumgebung mangelt.
Wobei b) und c) nach 4 Jahren Grundschule sowieso auf a) hinaus laufen, weil eine weiterführende Schule ihn ziemlich sicher eh nicht nimmt.
Hier gibt es keine Schule, die ihm auf der einen Seite genug Struktur und auf der anderen Seite genug geistige Anregungen bietet. Zuhause könnte ich das. Ich weiß sowohl in Bezug auf FAS als auch bei Down-Syndrom mehr als unsere Therapeuten, Erzieher, Ärzte oder zukünftigen Lehrer. Ich hab die Materialien, die Methoden, die vorbereitete Umgebung und die Beziehung ohne die bei Beiden sowieso nichts läuft. Aber offiziell unterrichten darf ich nicht. Ich werden sowohl den Löwen als auch unsere Tochter auf die inklusive Schule schicken und die Nachmittage damit verbringen das zu kitten, was die Schule nicht leisten kann in der jetzigen Situation. Finde ich niemandem gegenüber fair. Weder den Kindern, den Mitschülern und Lehrern, noch mir gegenüber.
14.06.2016 16:49
Ich möchte gar nicht dagegenreden, kann auch alles so laufen, wird es auch. ABER: Man darf eben die andere Seite nicht vergessen. HIER ist das alles anders gelaufen. Der Einfachheit halber im Text.
Es KANN also auch ganz anders laufen und ich muss eben zugeben, dass die letzte Grundschule (von vieren) und das Gymnasium wirklich toll sind. Die Lehrer sind aufgeschlossen und wir haben großes Glück damit, dessen bin ich mir bewusst. Aber die sind eben auch in einen vorgegebenen Rahmen gepresst.
Aber das weißt du ja alles von mir schon. Ich plädiere ja einfach nur, dass es AUCH Alternativen zur Beschulung in Schulen geben muss. Keinesfalls will ich Schulen abschaffen. Die haben in den meisten absolu ihre Daseinsberechtigung und die meisten Kinder und Jugendlcihen springen darauf auch an. Aber eben nicht alle. Ich glaube, wäre es legal, würden 30 % aller Schulpflichtigen alternativ beschult. Und ich weiß von meinem Sohn, WENN es in Deutschland möglich ist, wenn er selbst Kinder in dem Alter hat, dass er das dann, sofern die das wollen, sofort machen will. Allerdings sagte er mehrfach im letzten Jahr, dass er gar nicht in Deutschland bleiben will. Der erste Grund, den er anführt, ist: Weil ich das Schulsystem zum Kotzen finde, und für meine eigenen Kinder etwas anderes möchte. (O-Ton), also auch wenn er inzwischen gut zurecht kommt und seinen Platz gefunden hat, reflektiert er das super. (Im Übrigen hatten die das Thema mal in Sozialkunde, wo dann auch in Gruppen gearbeitet wurde und er leitete die Gruppe, die sich mit dem Homeschooling befassen musste. Als es losging, waren alle dagegen und er als einziger in der Klasse dafür. Als sie ihren Vortrag gehalten hatte, waren nur noch 20% in der Klasse dagegen und sein Lehrer meinte, er müsse in die Politik. KOpfwäsche kann er gut.
)
LG Zaubi
Zitat von Mamota:
Bei dir liest sich das immer wie aus "Herr der Fliegen".![]()
Diesbezüglich hat sich aber so manches getan seit unserer Schulzeit.
In Zeiten von Partnerarbeit, Gruppenprojekten und Schülerrat sieht das schon ganz anders aus. Neulich habe ich auch irgendwas über eine Studie zu den Ganztagsschulen gelesen. Dabei kam heraus, dass die Schüler dort nicht schlauer werden, aber sozialkompetenter.
Die Pausen sind üblicherweise auch länger, so 20-30 Minuten.
Partnerarbeit und Gruppenarbeit waren schon für mich ein Graus, für meinen Sohn noch mehr. Glücklicherweise ist das vorbei und sie können es sich nun aussuchen, ob sie allein oder mit Partner arbeiten wollen. Frag mal...IMMER allein, dafür aber eben IMMER fundiert, umfangreich und mit guter bis sehr guter Bewertung.
Ganztagsschule ( hier mit Montessoripädagogik gekoppelt, privat und Schulgeld) war im Nachhinein das Allerschlimmste, was wir machen konnten. Ansich, vom Konzept her gut, leider in der Praxis total daneben. Das hat ganz viel an der Lernfreude kaputt gemacht. Und die Pausen waren lange Zeit das Schlimmste an der Schule, für meinen Sohn.
Interessant ist auch, die Kinder mittags zu fragen, was sie denn vom heutigen Schultag so mitgenommen haben. Meist geht es in den Antworten nicht um den Lernstoff, außer man nimmt gerade Sexualkunde oder die Feuerwehr durch.
Hier nicht. WENN Ich frage, bekomme ich einen gesamten Tagesbericht. Was in welcher Stunde dran war, wie es für ihn war (meist langweilig, weil nichts neu oder zu früh das Thema gekappt) und seit 3 Jahren etwa auch einen Pausenbericht. Davor: nur ein zur Grimasse verzogenes Gesicht und wenn er gekonnt hätte, hätte er gekotzt.
Das Wichtigste finde ich aber die Auswirkung des Aufeinandertreffens der verschiedenen Perspektiven. Auf mich hat das wirklich eindrücklich gewirkt. Aufgrund der Einblicke in die Familiensituation meiner Schulfreunde, in andere Wertesysteme, später auch durch Diskussionen im Unterricht, konnte ich meine Persönlichkeit vom Subsystem meiner Familie lösen. Für mich ein essentieller Reifeprozess, um dessen Spätwirkungen ich heute absolut froh bin.
Schulfreunde hat unser Sohn inzwischen zwar, aber nicht einer aus seiner Klasse oder gar seines Jahrganges. Allesamt älter und bunt gemischt. Kennengelernt haben sie sich aber nicht auf dem Schulhof, sondern auf außerschulischen Events, und dann nur festgestellt: Hey, auf die Schule geh ich auch. (Bei mir selbst war es übrigens ähnlich. Meine Schulfreundinnen bestanden alle aus älteren Mädchen, die auch noch auf eine andere Schule gingen. Kennengelernt im Kirchenkreis)
Und zu guter Letzt: Ich mache letztlich, bis auf ein paar Kleinigkeit, die die modere Gesellschaft so mit sich bringt, alles genauso, wie es meine Mutter handhabte. Und ich weiß von meinem Sohn, dass er es später mal genauso machen will und hofft eine Frau zu finden, die da mitzieht, sonst müsste die wieder gehen.![]()
Es KANN also auch ganz anders laufen und ich muss eben zugeben, dass die letzte Grundschule (von vieren) und das Gymnasium wirklich toll sind. Die Lehrer sind aufgeschlossen und wir haben großes Glück damit, dessen bin ich mir bewusst. Aber die sind eben auch in einen vorgegebenen Rahmen gepresst.
Aber das weißt du ja alles von mir schon. Ich plädiere ja einfach nur, dass es AUCH Alternativen zur Beschulung in Schulen geben muss. Keinesfalls will ich Schulen abschaffen. Die haben in den meisten absolu ihre Daseinsberechtigung und die meisten Kinder und Jugendlcihen springen darauf auch an. Aber eben nicht alle. Ich glaube, wäre es legal, würden 30 % aller Schulpflichtigen alternativ beschult. Und ich weiß von meinem Sohn, WENN es in Deutschland möglich ist, wenn er selbst Kinder in dem Alter hat, dass er das dann, sofern die das wollen, sofort machen will. Allerdings sagte er mehrfach im letzten Jahr, dass er gar nicht in Deutschland bleiben will. Der erste Grund, den er anführt, ist: Weil ich das Schulsystem zum Kotzen finde, und für meine eigenen Kinder etwas anderes möchte. (O-Ton), also auch wenn er inzwischen gut zurecht kommt und seinen Platz gefunden hat, reflektiert er das super. (Im Übrigen hatten die das Thema mal in Sozialkunde, wo dann auch in Gruppen gearbeitet wurde und er leitete die Gruppe, die sich mit dem Homeschooling befassen musste. Als es losging, waren alle dagegen und er als einziger in der Klasse dafür. Als sie ihren Vortrag gehalten hatte, waren nur noch 20% in der Klasse dagegen und sein Lehrer meinte, er müsse in die Politik. KOpfwäsche kann er gut.
) LG Zaubi
14.06.2016 17:44
Zitat von faerie:
Ich häng' leider noch am "sozialen Miteinander in der Schule" fest. Ich bringe das vor allem in Verbindung mit Grüppchenbildung und Mobbing.
Und wie sozial ein Miteinander sich in den üblichen 10-Minuten-Pausen gestalten kann, ist fraglich. Die meiste Zeit wird das Bedürfnis nach sozialer Interaktion ja unterbunden, weil es den Unterricht stört.
Also zu meiner Schulzeit gab es da nie ein Problem. Man kam da ja schon sehr gut mit anderen in Kontakt und verabredete sich dann auch gern mal für den Nachmittag. Für mich persönlich wäre Homeschooling wohl noch schlimmer gewesen, eben weil ich diesen sozialen Kontakt schon sehr mochte und dies eigentlich meine Motivation war, überhaupt zur Schule zu gehen. Und ich glaube ganz stark, dass meine Mädels auch so ticken, weil sie ja schon jetzt sehr den Kontakt zu gleichaltrigen suchen und sich ständig verabreden wollen.
Grüppchenbildung finde ich im übrigen auch ganz normal. Man kann sich halt auch nicht mit jedem verstehen, nicht jeden mögen. Mobbing ist aber natürlich was, was absolut nicht geht! Aber ansonsten denke ich schon, dass für sehr viele die Schule schon auch ein Ort des sozialen Miteinander ist.
14.06.2016 17:53
Zitat von Mathelenlu:
Ich erinnere mich an einen Elternabend, fünfte oder sechste Klasse Biologie bei meinem Sohn, wo eine aufgebrachte Mutter am Elternabend (ich weiß die Nationalität und Religion nicht) mit dem Biologielehrer Streit begann, weil die Klasse Säugetiere durchgenommen hatte und der Biologielehrer die verwegene Aussage getätigt hatte, dass Menschen Säugetiere seien. Sie saß bockig da und sagte, wir glauben das nicht. Er meinte ruhig, dass es biologisch gesehen aber eine Tatsache sei, an der die Maus keinen Faden abbeißt. Sie wütete weiter: "Und was mach ich dann, wenn sie nach Hause kommt und Fragen stellt???" Und er meinte nur seelenruhig: "Das hoffe ich doch sehr, dass Ihre Tochter Fragen stellt..."
Interessant war das.
Oh, solche hatte ich auch schon.
Waren allesamt Evangelikale. Streit um die Kleine Hexe im Theater, Streit um Harry Potter in der Bücherei, Streit um die Dinosaurier in der Freiarbeit. Herzallerliebst!
14.06.2016 17:57
Zitat von cooky:
Zitat von Mamota:
Zitat von Stefanka93:
Zitat von Mamota:
Wow, mit so positivem Feedback auf meine Einwände hätte ich gar nicht gerechnet. Im Gegenteil, ich habe mich schon auf böses Kontra gefasst gemacht.
Freut mich, dass ich aufklären konnte und dass ihr so erstaunlich offen für Einwände seid.![]()
Und - wie gesagt - ich sage nicht, dass unser Schulsystem funktioniert. Ich warne nur davor, sich aus purer Opposition dazu ins nächste Übel zu verrennen. Berechtigte Kritik daran findet man auch in jeder Schule, unter Lehrern, Schulleitern, Politikern. Eine Alternative wäre wünschenswert - oder eine rapide Verbesserung des Ist-Zustands. Homeschooling könnte das sein, aber nur unter bestimmten Rahmenbedingungen, die es wirren Verschwörungsköpfen und religiösen Fanatikern genauso schwer machen wie die Regelbeschulung.
Du bist Lehrerin, wenn ich das richtig gelesen habe? Wie geht ihr damit um, wenn ihr Kinder von Verschwörungs- und Religionsfanatikern in der Klasse habt? Versucht ihr dem Elternhaus entgegenzuwirken? Oder anders formuliert: Wie trägt die Schulpflicht (außer durch die Tatsache, dass ich mir andere Meinungen anhören muss) dazu bei, es den Eltern schwerer zu machen, ihre Kinder zu indoktrinieren? Denkst du, nur der Besuch eines Schulhauses kann dabei irgendwas ausrichten?
Wir Lehrer können dazu ehrlich gesagt wenig bis gar nichts beitragen. Unsere Einwirkung verändert allerhöchstens das Verhalten. Merken sie, dass wir Misogynie doof finden, wird halt für den Unterricht auch mit Mädchen gearbeitet, zu Hause sind die aber immer noch Menschen zweiter Klasse.
Wer aber wirklich etwas beiträgt, sind die Mitschüler. Ich habe das immer wieder bei menonitischen Familien erlebt. Kommen die Kinder in die Pubertät und sind gerade keine Geschwister anwesend, die Kontrollzwang ausüben, wird schon mal eine Hose angezogen oder der Zopf gelöst. Durch das gelegentliche Lockern der Regeln werden diese auch hinterfragt. Der Heiratszeitpunkt wird von Generation zu Generation später, die Dogmen angepasster.
Wobei natürlich jede Form der Indoktrination für sich betrachtet werden muss. Das ist extrem unterschiedlich, würde ich sagen.
Bei Verschwörungungstheoretikern kann die Schule allerdings oft weiterhelfen. Viele seltsame Theorie lassen sich mit grundlegenden Kenntnissen in Physik, Biologie und Stochastik einfach aushebeln, wenn da nicht von zu Hause aus ultimativ mit Mystifizierung gegengesteuert wird. Das Lernumfeld kann hier besonders greifen.
Heute noch drüber diskutiert bezüglich Holocaust Leugner im Geschichtsunterricht.. Gerade da empfinde ich selbst Fakten leider nur bedingt als hilfreich. A la “Ich mach mir die Welt widewide...“ werden selbst die ja nur gefiltert aufgenommen.
Wenn man von Haus aus die Fakten schon so verdreht eingeimpft bekommen hat, sieht man die Welt wie die Haverbeck.
Also mein Mittel wäre auch Aufklärungsarbeit mit Fakten zu leisten, das definitiv!! Nur hilft das dann auch bei einigen nur bedingt weiter![]()
Ein wichtiger Faktor sind halt auch die Freunde in der Klasse, die das Pipilangstrumpfen erschweren.
Du hast Informationsquelle A: Elternhaus, Informationsquelle B: Lehrer. Beide widersprechen sich, also denkst du nach. Von Haus aus neigst du dazu, Quelle A zu glauben, weil sie dir prophezeit haben, dass Quelle B Lügen erzählt. Aber dann kommt Quelle C ins Spiel: Alle anderen, deren Meinung du sonst wertschätzt (was man ja als Jugendlicher durchaus tut), glauben plötzlich Quelle B. Das bringt das Weltbild zumindest ins wanken.
14.06.2016 18:06
Zitat von faerie:
Zitat von Mathelenlu:
Du siehst das einfach aus einer ganz negativen Perspektive. Vielleicht kannst Du es einfach glauben, dass es den allermeisten Leuten nicht so geht.
Das ist ja schön für diese Leute, aber es geht doch gerade darum, dass diejenigen, die das eben alles nicht so positiv erleben, keine Lobby und keine Alternative haben, sondern letztendlich für all jene, die jeden Morgen fröhlich lachend zur Schule hüpfen, zurückstecken und zudem auch leiden müssen.
Das ist ja auch der Punkt, den keiner bestreitet. Aber für diejenigen ist Homeschooling auch nicht die super Lösung. Dadurch verschieben sich die Schwierigkeiten ja bestenfalls.
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