Mütter- und Schwangerenforum

Wie oft lobt ihr eure Kinder/Teenies?

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Marf
28106 Beiträge
01.08.2020 12:47
Zitat von nilou:

Zitat von Marf:

Zitat von markusmami:

Zitat von Mami1978:

Meine sind 13& 17 und bei uns ist es völlig normal früh beim aufstehen oder Abends beim zum Bett gehen nen Knutscher zu geben und genauso beim kommen und gehen im Alltag.
Lob gibt's nach Anlass aber ein hab dich lieb mind.1x am Tag .
Also mein Sohn mag das "Knutschen" nicht so. Merke ich immer wieder , daher lasse ich es halt.

Das ist mir egal.Als Mama darf ich peinlich sein.


So ist es. Ich sag meiner immer, das ist mein Privileg da ich sie durch Schmerzen aus meinem Körper gepresst habe.

'Ich habe dir das Leben geschenkt,ich darf das! ' ....Totschlagargument....sie hassen es wenn ich damit komme.
nilou
14053 Beiträge
01.08.2020 13:08
Zitat von Marf:

Zitat von nilou:

Zitat von Marf:

Zitat von markusmami:

...

Das ist mir egal.Als Mama darf ich peinlich sein.


So ist es. Ich sag meiner immer, das ist mein Privileg da ich sie durch Schmerzen aus meinem Körper gepresst habe.

'Ich habe dir das Leben geschenkt,ich darf das! ' ....Totschlagargument....sie hassen es wenn ich damit komme.


hier auch. Ich sag allerdings "ich habe dich aus meiner M... gepresst. Ich darf das." Voll peinlich Mama.
YellowBird
3845 Beiträge
01.08.2020 14:18
@marf, nilou

Macht ihr nur Spaß oder geht ihr wirklich so heran, dass ihr euren Kindern Knutscher und ähnliches aufdrückt, obwohl sie das offenbar nicht wollen?
nilou
14053 Beiträge
01.08.2020 14:23
Zitat von YellowBird:

@marf, nilou

Macht ihr nur Spaß oder geht ihr wirklich so heran, dass ihr euren Kindern Knutscher und ähnliches aufdrückt, obwohl sie das offenbar nicht wollen?


Na klar ich nötige mein Kind zum knutschen und lehre sie parallel ihr Körper gehört nur ihr und sie allein entscheidet was wie ok ist.

Mein Kind ist körperlich Klettiger als ich und klar nehme ich sie in den Arm und geb ihr einen Kuss. Und ja ihr ist phasenweise knutschen „peinlich“ nicht weil sie es nicht mag sondern weil es halt „peinlich“ ist. Ich würde natürlich ihr nie etwas aufdrücken was sie nicht möchte. Ich gehe auch einfach Mal davon aus das jede Mutter weiß wie ihr Kind was meint und handelt auch entsprechend.
Marf
28106 Beiträge
01.08.2020 14:27
Zitat von YellowBird:

@marf, nilou

Macht ihr nur Spaß oder geht ihr wirklich so heran, dass ihr euren Kindern Knutscher und ähnliches aufdrückt, obwohl sie das offenbar nicht wollen?

Ich wusste das diese Frage kommt.
nilou
14053 Beiträge
01.08.2020 15:31
Zitat von Marf:

Zitat von YellowBird:

@marf, nilou

Macht ihr nur Spaß oder geht ihr wirklich so heran, dass ihr euren Kindern Knutscher und ähnliches aufdrückt, obwohl sie das offenbar nicht wollen?

Ich wusste das diese Frage kommt.


LittleTiger
1231 Beiträge
01.08.2020 16:11
Zitat von YellowBird:

Ich vermeide Lob fast vollständig. Das klingt jetzt als wäre ich eine gefühlskalte Mama, die kein Interesse am Kind hat, aber das Gegenteil ist mein Ziel.

Erstmal finde ich es wichtig, Lob und "Ich habe dich lieb" zu unterscheiden. "Ich habe dich lieb." ist eine Darstellung meiner Beziehung zu meinem Kind, die unabhängig von der Leistung meines Kindes ist. Daher haben die Aussagen "Ich bin stolz auf dich" und "Ich habe dich lieb" für mich auch komplett andere Bedeutungen. Mein Kind hört von mir auch jeden Tag "Ich hab dich lieb." Es hat noch nie gehört: "Ich bin stolz auf dich".

Mein Kind hört häufig:
- Das hat mir sehr geholfen. So ging das Aufräumen viel schneller! Danke dir!
- Huii, der Sprung war ja weiter als gestern!
- Na, ist die Aussicht so weit oben schön?
- Möchtest du für dein Bild noch mehr Farben / einen Pinsel / weitere Blätter / ...?

Mein Kind hört selten:
- Das hast du aber toll gemacht!
- Boah, kannst du toll klettern!
- Du bist aber lieb / schlau / hübsch / süß / groß / ...

Ab und an hört er von mir:
- Oh, da warst du aber ganz vorsichtig So ist alles heil geblieben.
- Ist das nicht ganz schön schwer zu tragen??
- Da hast du dir aber eine schwere Aufgabe / ein hohes Kletternetz / ein schweres Puzzle / ... gesucht!
- ...

Ich vermeide es, meinem Kind eine Bewertung aufzudrücken. Es hat auch ohne meine Bewertung einen enormen Antrieb, sich zu entwickeln. Es sucht sich von ganz allein Aufgaben und freut sich über den Erfolg. Es ruft auch "Mama, guck mal!" und ich rufe zurück: "Springst du da jetzt runter?" - "Jahaaaa!" und ist glücklich. Ich muss dann nicht kommentieren: "Du bist aber TOLL gesprungen."

Ich glaube nicht, dass Kinder bewertet werden wollen. Aber natürlich brauchen sie Aufmerksamkeit. Ich selbst bewerte Dinge vielleicht ganz anders als mein Kind.

Es gibt außerdem Studien zum Thema Loben, die folgendes zeigen:
Wenn man Kinder zu einer Tätigkeit lobt, dann freuen sie sich darüber. Das empfinden sie als schön und wollen diesen Zustand häufig wieder herbeiführen. In Experimenten konnte man feststellen, dass Kinder Tätigkeiten, für die sie gelobt werden, häufiger sehr ähnlich wiederholen. Das machen sich viele Pädagogen zunutze (positive Verstärkung). Allerdings wiederholen Kinder auch aus eigenem Antrieb wahnsinnig viel und variieren dabei jedoch immer wieder. Ein gelobtes Kind wiederholt tendenziell mit weniger Variationen, da es auf einem ähnlichen Wege versucht, das Lob einzuholen. Bei Puzzles konnte man beobachten, dass gelobte Kinder häufig bei einer niedrigen Anzahl an Puzzleteilen blieben, während ungelobte, aber wertschätzend begleitete Kinder ("Was puzzelst du denn? Ah, ein Pferd. Macht das Spaß?" und so ähnlich...) sich nach und nach schwierigere Puzzle suchten und das Risiko einer "Niederlage" eingingen. Es ging ihnen eher um den Prozess des Puzzelns als um das Ergebnis (anders als bei den gelobten Kindern).

Mit Schülern und einem sehr einfachen Mathetest konnte man noch mehr Interessantes zum Loben feststellen. Eine Gruppe wurde nach dem Test mit "Du kannst das richtig gut!" oder "Du bist richtig intelligent!" u. Ä. gelobt, eine andere Gruppe mit "Du hast dich richtig angestrengt!", "Da hattest du aber viel Durchhaltevermögen" usw.

Es folgte ein zweiter, nun schwerer Test. Die erste Gruppe gab signifikant früher auf, während die zweite Gruppe sich deutlich länger an den Aufgaben versuchte und dadurch viel bessere Ergebnisse erzielte. Zuletzt gab es einen ähnlich einfachen Test wie den ersten. Die erste Gruppe schnitt schlechter ab als zum Beginn, die zweite verbesserte sich.

Die Wissenschaftler vermuten, dass der Grund in der Verschlechterung der ersten Gruppe darin liegt, dass sie von ihrem Können, das ihnen nach dem ersten Test attestiert wurde, nun enttäuscht wurden. Es stellte sich als scheinbar falsch heraus. Sie wurden vielleicht aus ihrer Sicht als doch nicht so klug "enttarnt", was zu einer früheren Frustration und damit früherem Aufgeben geführt haben könnte.

Die zweite Gruppe wurde darin bestärkt, am Ball zu bleiben und tat dies auch.

Loben hat also anscheinend einen Einfluss auf Kinder. Das weiß man auch schon lange. Aber WIE genau und auch wie häufig man lobt, kann einen massiven Unterschied machen. Lob macht auch abhängig. Viele gelobte Kindern fordern dieses Lob regelmäßig ein und erwarten auch nach und nach mehr. Das ist ein Problem. Man gibt den Kindern doch auch irgendwie mit, dass es wichtig wäre, wie andere ihr Tun einschätzen. Aber ist es das wirklich? Ist es für Kinder nicht vielleicht gesünder, wenn sie lernen, eigene Bewertungssysteme zu entwickeln, lernen, auf sich selbst und ihre Bedürfnisse und weniger auf das Lob anderer zu hören?

Kinder sind aus eigenem Antrieb heraus eigentlich hervorragende Lerner und Selbstverwirklicher. Ich bin der Überzeugung, dass wir ihren eigenen Antrieb stark stören und sie von uns abhängig machen, wenn wir loben. Daher verzichte ich an vielen Stellen darauf.

Sollte mein Kind mich natürlich mal fragen: "Mama, wie gefällt dir das?", dann halte ich mich mit Lob auch sicher nicht zurück, wenn es angemessen ist. Aber einfach so möchte ich es eher nicht verteilen.

---
Etwas ganz anderes ist jedoch Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Ich muss nicht loben, um wertschätzend zu sein. Ich glaube, eigentlich wollen fast alle nur wertschätzen, aber ihnen fällt nur Lob ein. Stattdessen kann man auch mit Nachfragen, mit einfachem "Hey, ich sehe dich und schaue gespannt zu!" oder dem Mitfreuen Wertschätzung ausstrahlen.


Von diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass man Kinder nicht loben soll, hab ich auch schon öfter gelesen.

Aber ganz ehrlich - diese "Ersatzsätze", die da immer vorgeschlagen werden, wirken auf mich so unnatürlich, so gestelzt, ich kriege das nicht hin . Und ich habe beschlossen, dass das okay ist. Wenn ich vor Stolz platze, weil mein Kind was tolles gemacht hat, dann sage ihm das, ganz authentisch, so wie ich es in dem Moment fühle. Genauso sage ich meinem Mann, wenn sein gekochtes Essen super schmeckt und wenn er in seinem neuen Hemd schick aussieht. Freuen wir uns nicht alle über ein aufrichtiges Kompliment? Ich will im Umgang mit meinem Kind authentisch sein und es käme mir persönlich nicht richtig vor, mich bei meinen Gefühlsäußerungen zurückzuhalten um zu vermeiden, dass mein Kind womöglich nur etwas tut um mir gefallen zu wollen. Das wirkt auf mich nämlich ebenfalls wie Konditionierung, nur eben in die andere Richtung.

Keine Ahnung ob man versteht was ich meine .
Christen
25059 Beiträge
01.08.2020 16:37
Zitat von LittleTiger:

Zitat von YellowBird:

Ich vermeide Lob fast vollständig. Das klingt jetzt als wäre ich eine gefühlskalte Mama, die kein Interesse am Kind hat, aber das Gegenteil ist mein Ziel.

Erstmal finde ich es wichtig, Lob und "Ich habe dich lieb" zu unterscheiden. "Ich habe dich lieb." ist eine Darstellung meiner Beziehung zu meinem Kind, die unabhängig von der Leistung meines Kindes ist. Daher haben die Aussagen "Ich bin stolz auf dich" und "Ich habe dich lieb" für mich auch komplett andere Bedeutungen. Mein Kind hört von mir auch jeden Tag "Ich hab dich lieb." Es hat noch nie gehört: "Ich bin stolz auf dich".

Mein Kind hört häufig:
- Das hat mir sehr geholfen. So ging das Aufräumen viel schneller! Danke dir!
- Huii, der Sprung war ja weiter als gestern!
- Na, ist die Aussicht so weit oben schön?
- Möchtest du für dein Bild noch mehr Farben / einen Pinsel / weitere Blätter / ...?

Mein Kind hört selten:
- Das hast du aber toll gemacht!
- Boah, kannst du toll klettern!
- Du bist aber lieb / schlau / hübsch / süß / groß / ...

Ab und an hört er von mir:
- Oh, da warst du aber ganz vorsichtig So ist alles heil geblieben.
- Ist das nicht ganz schön schwer zu tragen??
- Da hast du dir aber eine schwere Aufgabe / ein hohes Kletternetz / ein schweres Puzzle / ... gesucht!
- ...

Ich vermeide es, meinem Kind eine Bewertung aufzudrücken. Es hat auch ohne meine Bewertung einen enormen Antrieb, sich zu entwickeln. Es sucht sich von ganz allein Aufgaben und freut sich über den Erfolg. Es ruft auch "Mama, guck mal!" und ich rufe zurück: "Springst du da jetzt runter?" - "Jahaaaa!" und ist glücklich. Ich muss dann nicht kommentieren: "Du bist aber TOLL gesprungen."

Ich glaube nicht, dass Kinder bewertet werden wollen. Aber natürlich brauchen sie Aufmerksamkeit. Ich selbst bewerte Dinge vielleicht ganz anders als mein Kind.

Es gibt außerdem Studien zum Thema Loben, die folgendes zeigen:
Wenn man Kinder zu einer Tätigkeit lobt, dann freuen sie sich darüber. Das empfinden sie als schön und wollen diesen Zustand häufig wieder herbeiführen. In Experimenten konnte man feststellen, dass Kinder Tätigkeiten, für die sie gelobt werden, häufiger sehr ähnlich wiederholen. Das machen sich viele Pädagogen zunutze (positive Verstärkung). Allerdings wiederholen Kinder auch aus eigenem Antrieb wahnsinnig viel und variieren dabei jedoch immer wieder. Ein gelobtes Kind wiederholt tendenziell mit weniger Variationen, da es auf einem ähnlichen Wege versucht, das Lob einzuholen. Bei Puzzles konnte man beobachten, dass gelobte Kinder häufig bei einer niedrigen Anzahl an Puzzleteilen blieben, während ungelobte, aber wertschätzend begleitete Kinder ("Was puzzelst du denn? Ah, ein Pferd. Macht das Spaß?" und so ähnlich...) sich nach und nach schwierigere Puzzle suchten und das Risiko einer "Niederlage" eingingen. Es ging ihnen eher um den Prozess des Puzzelns als um das Ergebnis (anders als bei den gelobten Kindern).

Mit Schülern und einem sehr einfachen Mathetest konnte man noch mehr Interessantes zum Loben feststellen. Eine Gruppe wurde nach dem Test mit "Du kannst das richtig gut!" oder "Du bist richtig intelligent!" u. Ä. gelobt, eine andere Gruppe mit "Du hast dich richtig angestrengt!", "Da hattest du aber viel Durchhaltevermögen" usw.

Es folgte ein zweiter, nun schwerer Test. Die erste Gruppe gab signifikant früher auf, während die zweite Gruppe sich deutlich länger an den Aufgaben versuchte und dadurch viel bessere Ergebnisse erzielte. Zuletzt gab es einen ähnlich einfachen Test wie den ersten. Die erste Gruppe schnitt schlechter ab als zum Beginn, die zweite verbesserte sich.

Die Wissenschaftler vermuten, dass der Grund in der Verschlechterung der ersten Gruppe darin liegt, dass sie von ihrem Können, das ihnen nach dem ersten Test attestiert wurde, nun enttäuscht wurden. Es stellte sich als scheinbar falsch heraus. Sie wurden vielleicht aus ihrer Sicht als doch nicht so klug "enttarnt", was zu einer früheren Frustration und damit früherem Aufgeben geführt haben könnte.

Die zweite Gruppe wurde darin bestärkt, am Ball zu bleiben und tat dies auch.

Loben hat also anscheinend einen Einfluss auf Kinder. Das weiß man auch schon lange. Aber WIE genau und auch wie häufig man lobt, kann einen massiven Unterschied machen. Lob macht auch abhängig. Viele gelobte Kindern fordern dieses Lob regelmäßig ein und erwarten auch nach und nach mehr. Das ist ein Problem. Man gibt den Kindern doch auch irgendwie mit, dass es wichtig wäre, wie andere ihr Tun einschätzen. Aber ist es das wirklich? Ist es für Kinder nicht vielleicht gesünder, wenn sie lernen, eigene Bewertungssysteme zu entwickeln, lernen, auf sich selbst und ihre Bedürfnisse und weniger auf das Lob anderer zu hören?

Kinder sind aus eigenem Antrieb heraus eigentlich hervorragende Lerner und Selbstverwirklicher. Ich bin der Überzeugung, dass wir ihren eigenen Antrieb stark stören und sie von uns abhängig machen, wenn wir loben. Daher verzichte ich an vielen Stellen darauf.

Sollte mein Kind mich natürlich mal fragen: "Mama, wie gefällt dir das?", dann halte ich mich mit Lob auch sicher nicht zurück, wenn es angemessen ist. Aber einfach so möchte ich es eher nicht verteilen.

---
Etwas ganz anderes ist jedoch Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Ich muss nicht loben, um wertschätzend zu sein. Ich glaube, eigentlich wollen fast alle nur wertschätzen, aber ihnen fällt nur Lob ein. Stattdessen kann man auch mit Nachfragen, mit einfachem "Hey, ich sehe dich und schaue gespannt zu!" oder dem Mitfreuen Wertschätzung ausstrahlen.


Von diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass man Kinder nicht loben soll, hab ich auch schon öfter gelesen.

Aber ganz ehrlich - diese "Ersatzsätze", die da immer vorgeschlagen werden, wirken auf mich so unnatürlich, so gestelzt, ich kriege das nicht hin . Und ich habe beschlossen, dass das okay ist. Wenn ich vor Stolz platze, weil mein Kind was tolles gemacht hat, dann sage ihm das, ganz authentisch, so wie ich es in dem Moment fühle. Genauso sage ich meinem Mann, wenn sein gekochtes Essen super schmeckt und wenn er in seinem neuen Hemd schick aussieht. Freuen wir uns nicht alle über ein aufrichtiges Kompliment? Ich will im Umgang mit meinem Kind authentisch sein und es käme mir persönlich nicht richtig vor, mich bei meinen Gefühlsäußerungen zurückzuhalten um zu vermeiden, dass mein Kind womöglich nur etwas tut um mir gefallen zu wollen. Das wirkt auf mich nämlich ebenfalls wie Konditionierung, nur eben in die andere Richtung.

Keine Ahnung ob man versteht was ich meine .
nilou
14053 Beiträge
01.08.2020 17:55
Zitat von Christen:

Zitat von LittleTiger:

Zitat von YellowBird:

Ich vermeide Lob fast vollständig. Das klingt jetzt als wäre ich eine gefühlskalte Mama, die kein Interesse am Kind hat, aber das Gegenteil ist mein Ziel.

Erstmal finde ich es wichtig, Lob und "Ich habe dich lieb" zu unterscheiden. "Ich habe dich lieb." ist eine Darstellung meiner Beziehung zu meinem Kind, die unabhängig von der Leistung meines Kindes ist. Daher haben die Aussagen "Ich bin stolz auf dich" und "Ich habe dich lieb" für mich auch komplett andere Bedeutungen. Mein Kind hört von mir auch jeden Tag "Ich hab dich lieb." Es hat noch nie gehört: "Ich bin stolz auf dich".

Mein Kind hört häufig:
- Das hat mir sehr geholfen. So ging das Aufräumen viel schneller! Danke dir!
- Huii, der Sprung war ja weiter als gestern!
- Na, ist die Aussicht so weit oben schön?
- Möchtest du für dein Bild noch mehr Farben / einen Pinsel / weitere Blätter / ...?

Mein Kind hört selten:
- Das hast du aber toll gemacht!
- Boah, kannst du toll klettern!
- Du bist aber lieb / schlau / hübsch / süß / groß / ...

Ab und an hört er von mir:
- Oh, da warst du aber ganz vorsichtig So ist alles heil geblieben.
- Ist das nicht ganz schön schwer zu tragen??
- Da hast du dir aber eine schwere Aufgabe / ein hohes Kletternetz / ein schweres Puzzle / ... gesucht!
- ...

Ich vermeide es, meinem Kind eine Bewertung aufzudrücken. Es hat auch ohne meine Bewertung einen enormen Antrieb, sich zu entwickeln. Es sucht sich von ganz allein Aufgaben und freut sich über den Erfolg. Es ruft auch "Mama, guck mal!" und ich rufe zurück: "Springst du da jetzt runter?" - "Jahaaaa!" und ist glücklich. Ich muss dann nicht kommentieren: "Du bist aber TOLL gesprungen."

Ich glaube nicht, dass Kinder bewertet werden wollen. Aber natürlich brauchen sie Aufmerksamkeit. Ich selbst bewerte Dinge vielleicht ganz anders als mein Kind.

Es gibt außerdem Studien zum Thema Loben, die folgendes zeigen:
Wenn man Kinder zu einer Tätigkeit lobt, dann freuen sie sich darüber. Das empfinden sie als schön und wollen diesen Zustand häufig wieder herbeiführen. In Experimenten konnte man feststellen, dass Kinder Tätigkeiten, für die sie gelobt werden, häufiger sehr ähnlich wiederholen. Das machen sich viele Pädagogen zunutze (positive Verstärkung). Allerdings wiederholen Kinder auch aus eigenem Antrieb wahnsinnig viel und variieren dabei jedoch immer wieder. Ein gelobtes Kind wiederholt tendenziell mit weniger Variationen, da es auf einem ähnlichen Wege versucht, das Lob einzuholen. Bei Puzzles konnte man beobachten, dass gelobte Kinder häufig bei einer niedrigen Anzahl an Puzzleteilen blieben, während ungelobte, aber wertschätzend begleitete Kinder ("Was puzzelst du denn? Ah, ein Pferd. Macht das Spaß?" und so ähnlich...) sich nach und nach schwierigere Puzzle suchten und das Risiko einer "Niederlage" eingingen. Es ging ihnen eher um den Prozess des Puzzelns als um das Ergebnis (anders als bei den gelobten Kindern).

Mit Schülern und einem sehr einfachen Mathetest konnte man noch mehr Interessantes zum Loben feststellen. Eine Gruppe wurde nach dem Test mit "Du kannst das richtig gut!" oder "Du bist richtig intelligent!" u. Ä. gelobt, eine andere Gruppe mit "Du hast dich richtig angestrengt!", "Da hattest du aber viel Durchhaltevermögen" usw.

Es folgte ein zweiter, nun schwerer Test. Die erste Gruppe gab signifikant früher auf, während die zweite Gruppe sich deutlich länger an den Aufgaben versuchte und dadurch viel bessere Ergebnisse erzielte. Zuletzt gab es einen ähnlich einfachen Test wie den ersten. Die erste Gruppe schnitt schlechter ab als zum Beginn, die zweite verbesserte sich.

Die Wissenschaftler vermuten, dass der Grund in der Verschlechterung der ersten Gruppe darin liegt, dass sie von ihrem Können, das ihnen nach dem ersten Test attestiert wurde, nun enttäuscht wurden. Es stellte sich als scheinbar falsch heraus. Sie wurden vielleicht aus ihrer Sicht als doch nicht so klug "enttarnt", was zu einer früheren Frustration und damit früherem Aufgeben geführt haben könnte.

Die zweite Gruppe wurde darin bestärkt, am Ball zu bleiben und tat dies auch.

Loben hat also anscheinend einen Einfluss auf Kinder. Das weiß man auch schon lange. Aber WIE genau und auch wie häufig man lobt, kann einen massiven Unterschied machen. Lob macht auch abhängig. Viele gelobte Kindern fordern dieses Lob regelmäßig ein und erwarten auch nach und nach mehr. Das ist ein Problem. Man gibt den Kindern doch auch irgendwie mit, dass es wichtig wäre, wie andere ihr Tun einschätzen. Aber ist es das wirklich? Ist es für Kinder nicht vielleicht gesünder, wenn sie lernen, eigene Bewertungssysteme zu entwickeln, lernen, auf sich selbst und ihre Bedürfnisse und weniger auf das Lob anderer zu hören?

Kinder sind aus eigenem Antrieb heraus eigentlich hervorragende Lerner und Selbstverwirklicher. Ich bin der Überzeugung, dass wir ihren eigenen Antrieb stark stören und sie von uns abhängig machen, wenn wir loben. Daher verzichte ich an vielen Stellen darauf.

Sollte mein Kind mich natürlich mal fragen: "Mama, wie gefällt dir das?", dann halte ich mich mit Lob auch sicher nicht zurück, wenn es angemessen ist. Aber einfach so möchte ich es eher nicht verteilen.

---
Etwas ganz anderes ist jedoch Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Ich muss nicht loben, um wertschätzend zu sein. Ich glaube, eigentlich wollen fast alle nur wertschätzen, aber ihnen fällt nur Lob ein. Stattdessen kann man auch mit Nachfragen, mit einfachem "Hey, ich sehe dich und schaue gespannt zu!" oder dem Mitfreuen Wertschätzung ausstrahlen.


Von diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass man Kinder nicht loben soll, hab ich auch schon öfter gelesen.

Aber ganz ehrlich - diese "Ersatzsätze", die da immer vorgeschlagen werden, wirken auf mich so unnatürlich, so gestelzt, ich kriege das nicht hin . Und ich habe beschlossen, dass das okay ist. Wenn ich vor Stolz platze, weil mein Kind was tolles gemacht hat, dann sage ihm das, ganz authentisch, so wie ich es in dem Moment fühle. Genauso sage ich meinem Mann, wenn sein gekochtes Essen super schmeckt und wenn er in seinem neuen Hemd schick aussieht. Freuen wir uns nicht alle über ein aufrichtiges Kompliment? Ich will im Umgang mit meinem Kind authentisch sein und es käme mir persönlich nicht richtig vor, mich bei meinen Gefühlsäußerungen zurückzuhalten um zu vermeiden, dass mein Kind womöglich nur etwas tut um mir gefallen zu wollen. Das wirkt auf mich nämlich ebenfalls wie Konditionierung, nur eben in die andere Richtung.

Keine Ahnung ob man versteht was ich meine .



Alaska
18847 Beiträge
01.08.2020 21:19
Zitat von nilou:

Zitat von Christen:

Zitat von LittleTiger:

Zitat von YellowBird:

Ich vermeide Lob fast vollständig. Das klingt jetzt als wäre ich eine gefühlskalte Mama, die kein Interesse am Kind hat, aber das Gegenteil ist mein Ziel.

Erstmal finde ich es wichtig, Lob und "Ich habe dich lieb" zu unterscheiden. "Ich habe dich lieb." ist eine Darstellung meiner Beziehung zu meinem Kind, die unabhängig von der Leistung meines Kindes ist. Daher haben die Aussagen "Ich bin stolz auf dich" und "Ich habe dich lieb" für mich auch komplett andere Bedeutungen. Mein Kind hört von mir auch jeden Tag "Ich hab dich lieb." Es hat noch nie gehört: "Ich bin stolz auf dich".

Mein Kind hört häufig:
- Das hat mir sehr geholfen. So ging das Aufräumen viel schneller! Danke dir!
- Huii, der Sprung war ja weiter als gestern!
- Na, ist die Aussicht so weit oben schön?
- Möchtest du für dein Bild noch mehr Farben / einen Pinsel / weitere Blätter / ...?

Mein Kind hört selten:
- Das hast du aber toll gemacht!
- Boah, kannst du toll klettern!
- Du bist aber lieb / schlau / hübsch / süß / groß / ...

Ab und an hört er von mir:
- Oh, da warst du aber ganz vorsichtig So ist alles heil geblieben.
- Ist das nicht ganz schön schwer zu tragen??
- Da hast du dir aber eine schwere Aufgabe / ein hohes Kletternetz / ein schweres Puzzle / ... gesucht!
- ...

Ich vermeide es, meinem Kind eine Bewertung aufzudrücken. Es hat auch ohne meine Bewertung einen enormen Antrieb, sich zu entwickeln. Es sucht sich von ganz allein Aufgaben und freut sich über den Erfolg. Es ruft auch "Mama, guck mal!" und ich rufe zurück: "Springst du da jetzt runter?" - "Jahaaaa!" und ist glücklich. Ich muss dann nicht kommentieren: "Du bist aber TOLL gesprungen."

Ich glaube nicht, dass Kinder bewertet werden wollen. Aber natürlich brauchen sie Aufmerksamkeit. Ich selbst bewerte Dinge vielleicht ganz anders als mein Kind.

Es gibt außerdem Studien zum Thema Loben, die folgendes zeigen:
Wenn man Kinder zu einer Tätigkeit lobt, dann freuen sie sich darüber. Das empfinden sie als schön und wollen diesen Zustand häufig wieder herbeiführen. In Experimenten konnte man feststellen, dass Kinder Tätigkeiten, für die sie gelobt werden, häufiger sehr ähnlich wiederholen. Das machen sich viele Pädagogen zunutze (positive Verstärkung). Allerdings wiederholen Kinder auch aus eigenem Antrieb wahnsinnig viel und variieren dabei jedoch immer wieder. Ein gelobtes Kind wiederholt tendenziell mit weniger Variationen, da es auf einem ähnlichen Wege versucht, das Lob einzuholen. Bei Puzzles konnte man beobachten, dass gelobte Kinder häufig bei einer niedrigen Anzahl an Puzzleteilen blieben, während ungelobte, aber wertschätzend begleitete Kinder ("Was puzzelst du denn? Ah, ein Pferd. Macht das Spaß?" und so ähnlich...) sich nach und nach schwierigere Puzzle suchten und das Risiko einer "Niederlage" eingingen. Es ging ihnen eher um den Prozess des Puzzelns als um das Ergebnis (anders als bei den gelobten Kindern).

Mit Schülern und einem sehr einfachen Mathetest konnte man noch mehr Interessantes zum Loben feststellen. Eine Gruppe wurde nach dem Test mit "Du kannst das richtig gut!" oder "Du bist richtig intelligent!" u. Ä. gelobt, eine andere Gruppe mit "Du hast dich richtig angestrengt!", "Da hattest du aber viel Durchhaltevermögen" usw.

Es folgte ein zweiter, nun schwerer Test. Die erste Gruppe gab signifikant früher auf, während die zweite Gruppe sich deutlich länger an den Aufgaben versuchte und dadurch viel bessere Ergebnisse erzielte. Zuletzt gab es einen ähnlich einfachen Test wie den ersten. Die erste Gruppe schnitt schlechter ab als zum Beginn, die zweite verbesserte sich.

Die Wissenschaftler vermuten, dass der Grund in der Verschlechterung der ersten Gruppe darin liegt, dass sie von ihrem Können, das ihnen nach dem ersten Test attestiert wurde, nun enttäuscht wurden. Es stellte sich als scheinbar falsch heraus. Sie wurden vielleicht aus ihrer Sicht als doch nicht so klug "enttarnt", was zu einer früheren Frustration und damit früherem Aufgeben geführt haben könnte.

Die zweite Gruppe wurde darin bestärkt, am Ball zu bleiben und tat dies auch.

Loben hat also anscheinend einen Einfluss auf Kinder. Das weiß man auch schon lange. Aber WIE genau und auch wie häufig man lobt, kann einen massiven Unterschied machen. Lob macht auch abhängig. Viele gelobte Kindern fordern dieses Lob regelmäßig ein und erwarten auch nach und nach mehr. Das ist ein Problem. Man gibt den Kindern doch auch irgendwie mit, dass es wichtig wäre, wie andere ihr Tun einschätzen. Aber ist es das wirklich? Ist es für Kinder nicht vielleicht gesünder, wenn sie lernen, eigene Bewertungssysteme zu entwickeln, lernen, auf sich selbst und ihre Bedürfnisse und weniger auf das Lob anderer zu hören?

Kinder sind aus eigenem Antrieb heraus eigentlich hervorragende Lerner und Selbstverwirklicher. Ich bin der Überzeugung, dass wir ihren eigenen Antrieb stark stören und sie von uns abhängig machen, wenn wir loben. Daher verzichte ich an vielen Stellen darauf.

Sollte mein Kind mich natürlich mal fragen: "Mama, wie gefällt dir das?", dann halte ich mich mit Lob auch sicher nicht zurück, wenn es angemessen ist. Aber einfach so möchte ich es eher nicht verteilen.

---
Etwas ganz anderes ist jedoch Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Ich muss nicht loben, um wertschätzend zu sein. Ich glaube, eigentlich wollen fast alle nur wertschätzen, aber ihnen fällt nur Lob ein. Stattdessen kann man auch mit Nachfragen, mit einfachem "Hey, ich sehe dich und schaue gespannt zu!" oder dem Mitfreuen Wertschätzung ausstrahlen.


Von diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass man Kinder nicht loben soll, hab ich auch schon öfter gelesen.

Aber ganz ehrlich - diese "Ersatzsätze", die da immer vorgeschlagen werden, wirken auf mich so unnatürlich, so gestelzt, ich kriege das nicht hin . Und ich habe beschlossen, dass das okay ist. Wenn ich vor Stolz platze, weil mein Kind was tolles gemacht hat, dann sage ihm das, ganz authentisch, so wie ich es in dem Moment fühle. Genauso sage ich meinem Mann, wenn sein gekochtes Essen super schmeckt und wenn er in seinem neuen Hemd schick aussieht. Freuen wir uns nicht alle über ein aufrichtiges Kompliment? Ich will im Umgang mit meinem Kind authentisch sein und es käme mir persönlich nicht richtig vor, mich bei meinen Gefühlsäußerungen zurückzuhalten um zu vermeiden, dass mein Kind womöglich nur etwas tut um mir gefallen zu wollen. Das wirkt auf mich nämlich ebenfalls wie Konditionierung, nur eben in die andere Richtung.

Keine Ahnung ob man versteht was ich meine .






So geht es mir auch. Ich komm darauf nicht klar. Ich käm mir als Kind irgendwie veräppelt vor.
_Sophie_
5855 Beiträge
01.08.2020 21:21
Zitat von Alaska:

Zitat von nilou:

Zitat von Christen:

Zitat von LittleTiger:

...






So geht es mir auch. Ich komm darauf nicht klar. Ich käm mir als Kind irgendwie veräppelt vor.

Vom Tigerchen bis Alaska:
YellowBird
3845 Beiträge
01.08.2020 22:14
Zitat von LittleTiger:

Zitat von YellowBird:

Ich vermeide Lob fast vollständig. Das klingt jetzt als wäre ich eine gefühlskalte Mama, die kein Interesse am Kind hat, aber das Gegenteil ist mein Ziel.

Erstmal finde ich es wichtig, Lob und "Ich habe dich lieb" zu unterscheiden. "Ich habe dich lieb." ist eine Darstellung meiner Beziehung zu meinem Kind, die unabhängig von der Leistung meines Kindes ist. Daher haben die Aussagen "Ich bin stolz auf dich" und "Ich habe dich lieb" für mich auch komplett andere Bedeutungen. Mein Kind hört von mir auch jeden Tag "Ich hab dich lieb." Es hat noch nie gehört: "Ich bin stolz auf dich".

Mein Kind hört häufig:
- Das hat mir sehr geholfen. So ging das Aufräumen viel schneller! Danke dir!
- Huii, der Sprung war ja weiter als gestern!
- Na, ist die Aussicht so weit oben schön?
- Möchtest du für dein Bild noch mehr Farben / einen Pinsel / weitere Blätter / ...?

Mein Kind hört selten:
- Das hast du aber toll gemacht!
- Boah, kannst du toll klettern!
- Du bist aber lieb / schlau / hübsch / süß / groß / ...

Ab und an hört er von mir:
- Oh, da warst du aber ganz vorsichtig So ist alles heil geblieben.
- Ist das nicht ganz schön schwer zu tragen??
- Da hast du dir aber eine schwere Aufgabe / ein hohes Kletternetz / ein schweres Puzzle / ... gesucht!
- ...

Ich vermeide es, meinem Kind eine Bewertung aufzudrücken. Es hat auch ohne meine Bewertung einen enormen Antrieb, sich zu entwickeln. Es sucht sich von ganz allein Aufgaben und freut sich über den Erfolg. Es ruft auch "Mama, guck mal!" und ich rufe zurück: "Springst du da jetzt runter?" - "Jahaaaa!" und ist glücklich. Ich muss dann nicht kommentieren: "Du bist aber TOLL gesprungen."

Ich glaube nicht, dass Kinder bewertet werden wollen. Aber natürlich brauchen sie Aufmerksamkeit. Ich selbst bewerte Dinge vielleicht ganz anders als mein Kind.

Es gibt außerdem Studien zum Thema Loben, die folgendes zeigen:
Wenn man Kinder zu einer Tätigkeit lobt, dann freuen sie sich darüber. Das empfinden sie als schön und wollen diesen Zustand häufig wieder herbeiführen. In Experimenten konnte man feststellen, dass Kinder Tätigkeiten, für die sie gelobt werden, häufiger sehr ähnlich wiederholen. Das machen sich viele Pädagogen zunutze (positive Verstärkung). Allerdings wiederholen Kinder auch aus eigenem Antrieb wahnsinnig viel und variieren dabei jedoch immer wieder. Ein gelobtes Kind wiederholt tendenziell mit weniger Variationen, da es auf einem ähnlichen Wege versucht, das Lob einzuholen. Bei Puzzles konnte man beobachten, dass gelobte Kinder häufig bei einer niedrigen Anzahl an Puzzleteilen blieben, während ungelobte, aber wertschätzend begleitete Kinder ("Was puzzelst du denn? Ah, ein Pferd. Macht das Spaß?" und so ähnlich...) sich nach und nach schwierigere Puzzle suchten und das Risiko einer "Niederlage" eingingen. Es ging ihnen eher um den Prozess des Puzzelns als um das Ergebnis (anders als bei den gelobten Kindern).

Mit Schülern und einem sehr einfachen Mathetest konnte man noch mehr Interessantes zum Loben feststellen. Eine Gruppe wurde nach dem Test mit "Du kannst das richtig gut!" oder "Du bist richtig intelligent!" u. Ä. gelobt, eine andere Gruppe mit "Du hast dich richtig angestrengt!", "Da hattest du aber viel Durchhaltevermögen" usw.

Es folgte ein zweiter, nun schwerer Test. Die erste Gruppe gab signifikant früher auf, während die zweite Gruppe sich deutlich länger an den Aufgaben versuchte und dadurch viel bessere Ergebnisse erzielte. Zuletzt gab es einen ähnlich einfachen Test wie den ersten. Die erste Gruppe schnitt schlechter ab als zum Beginn, die zweite verbesserte sich.

Die Wissenschaftler vermuten, dass der Grund in der Verschlechterung der ersten Gruppe darin liegt, dass sie von ihrem Können, das ihnen nach dem ersten Test attestiert wurde, nun enttäuscht wurden. Es stellte sich als scheinbar falsch heraus. Sie wurden vielleicht aus ihrer Sicht als doch nicht so klug "enttarnt", was zu einer früheren Frustration und damit früherem Aufgeben geführt haben könnte.

Die zweite Gruppe wurde darin bestärkt, am Ball zu bleiben und tat dies auch.

Loben hat also anscheinend einen Einfluss auf Kinder. Das weiß man auch schon lange. Aber WIE genau und auch wie häufig man lobt, kann einen massiven Unterschied machen. Lob macht auch abhängig. Viele gelobte Kindern fordern dieses Lob regelmäßig ein und erwarten auch nach und nach mehr. Das ist ein Problem. Man gibt den Kindern doch auch irgendwie mit, dass es wichtig wäre, wie andere ihr Tun einschätzen. Aber ist es das wirklich? Ist es für Kinder nicht vielleicht gesünder, wenn sie lernen, eigene Bewertungssysteme zu entwickeln, lernen, auf sich selbst und ihre Bedürfnisse und weniger auf das Lob anderer zu hören?

Kinder sind aus eigenem Antrieb heraus eigentlich hervorragende Lerner und Selbstverwirklicher. Ich bin der Überzeugung, dass wir ihren eigenen Antrieb stark stören und sie von uns abhängig machen, wenn wir loben. Daher verzichte ich an vielen Stellen darauf.

Sollte mein Kind mich natürlich mal fragen: "Mama, wie gefällt dir das?", dann halte ich mich mit Lob auch sicher nicht zurück, wenn es angemessen ist. Aber einfach so möchte ich es eher nicht verteilen.

---
Etwas ganz anderes ist jedoch Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Ich muss nicht loben, um wertschätzend zu sein. Ich glaube, eigentlich wollen fast alle nur wertschätzen, aber ihnen fällt nur Lob ein. Stattdessen kann man auch mit Nachfragen, mit einfachem "Hey, ich sehe dich und schaue gespannt zu!" oder dem Mitfreuen Wertschätzung ausstrahlen.


Von diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass man Kinder nicht loben soll, hab ich auch schon öfter gelesen.

Aber ganz ehrlich - diese "Ersatzsätze", die da immer vorgeschlagen werden, wirken auf mich so unnatürlich, so gestelzt, ich kriege das nicht hin . Und ich habe beschlossen, dass das okay ist. Wenn ich vor Stolz platze, weil mein Kind was tolles gemacht hat, dann sage ihm das, ganz authentisch, so wie ich es in dem Moment fühle. Genauso sage ich meinem Mann, wenn sein gekochtes Essen super schmeckt und wenn er in seinem neuen Hemd schick aussieht. Freuen wir uns nicht alle über ein aufrichtiges Kompliment? Ich will im Umgang mit meinem Kind authentisch sein und es käme mir persönlich nicht richtig vor, mich bei meinen Gefühlsäußerungen zurückzuhalten um zu vermeiden, dass mein Kind womöglich nur etwas tut um mir gefallen zu wollen. Das wirkt auf mich nämlich ebenfalls wie Konditionierung, nur eben in die andere Richtung.

Keine Ahnung ob man versteht was ich meine .


Ich weiß, was du meinst aber ich glaube, das ist eine Frage der Gewöhnung. Die meisten von uns sind vermutlich stark daran gewöhnt, stets und ständig bewertet zu werden. Ob das so gut ist? Ich glaube, das macht uns unnötig abhängig von der Meinung anderer. Wie viele Menschen wünschen sich, sie würden weniger Wert auf die Meinung anderer legen?

Natürlich qualitativ kein Vergleich, aber als es noch üblich war, Kinder zu schlagen, fühlte sich Reden sicher auch nicht authentisch an. Man musste erst lernen, dass es auch anders geht.

Natürlich will ich loben und schlagen nicht vergleichen Ich meine damit nur den Prozess einer Ungewöhnung, der sich anfangs vermutlich häufig erstmal seltsam anfühlt.

Nach wenigen Wochen war diese Art der Kommunikation für mich völlig normal und fühlt sich noch heute für mich auch absolut vertraut und genau richtig an

Ich verurteile natürlich auch niemanden, der sein Kind lobt. Es ist ja liebevoll und zugewandt gemeint. Aber meiner Ansicht nach gibt es für Menschen, die sich viele Gedanken machen, auch andere Wege, wenn man sich das für sich vorstellen kann.
nilou
14053 Beiträge
01.08.2020 22:33
Zitat von YellowBird:

Zitat von LittleTiger:

Zitat von YellowBird:

Ich vermeide Lob fast vollständig. Das klingt jetzt als wäre ich eine gefühlskalte Mama, die kein Interesse am Kind hat, aber das Gegenteil ist mein Ziel.

Erstmal finde ich es wichtig, Lob und "Ich habe dich lieb" zu unterscheiden. "Ich habe dich lieb." ist eine Darstellung meiner Beziehung zu meinem Kind, die unabhängig von der Leistung meines Kindes ist. Daher haben die Aussagen "Ich bin stolz auf dich" und "Ich habe dich lieb" für mich auch komplett andere Bedeutungen. Mein Kind hört von mir auch jeden Tag "Ich hab dich lieb." Es hat noch nie gehört: "Ich bin stolz auf dich".

Mein Kind hört häufig:
- Das hat mir sehr geholfen. So ging das Aufräumen viel schneller! Danke dir!
- Huii, der Sprung war ja weiter als gestern!
- Na, ist die Aussicht so weit oben schön?
- Möchtest du für dein Bild noch mehr Farben / einen Pinsel / weitere Blätter / ...?

Mein Kind hört selten:
- Das hast du aber toll gemacht!
- Boah, kannst du toll klettern!
- Du bist aber lieb / schlau / hübsch / süß / groß / ...

Ab und an hört er von mir:
- Oh, da warst du aber ganz vorsichtig So ist alles heil geblieben.
- Ist das nicht ganz schön schwer zu tragen??
- Da hast du dir aber eine schwere Aufgabe / ein hohes Kletternetz / ein schweres Puzzle / ... gesucht!
- ...

Ich vermeide es, meinem Kind eine Bewertung aufzudrücken. Es hat auch ohne meine Bewertung einen enormen Antrieb, sich zu entwickeln. Es sucht sich von ganz allein Aufgaben und freut sich über den Erfolg. Es ruft auch "Mama, guck mal!" und ich rufe zurück: "Springst du da jetzt runter?" - "Jahaaaa!" und ist glücklich. Ich muss dann nicht kommentieren: "Du bist aber TOLL gesprungen."

Ich glaube nicht, dass Kinder bewertet werden wollen. Aber natürlich brauchen sie Aufmerksamkeit. Ich selbst bewerte Dinge vielleicht ganz anders als mein Kind.

Es gibt außerdem Studien zum Thema Loben, die folgendes zeigen:
Wenn man Kinder zu einer Tätigkeit lobt, dann freuen sie sich darüber. Das empfinden sie als schön und wollen diesen Zustand häufig wieder herbeiführen. In Experimenten konnte man feststellen, dass Kinder Tätigkeiten, für die sie gelobt werden, häufiger sehr ähnlich wiederholen. Das machen sich viele Pädagogen zunutze (positive Verstärkung). Allerdings wiederholen Kinder auch aus eigenem Antrieb wahnsinnig viel und variieren dabei jedoch immer wieder. Ein gelobtes Kind wiederholt tendenziell mit weniger Variationen, da es auf einem ähnlichen Wege versucht, das Lob einzuholen. Bei Puzzles konnte man beobachten, dass gelobte Kinder häufig bei einer niedrigen Anzahl an Puzzleteilen blieben, während ungelobte, aber wertschätzend begleitete Kinder ("Was puzzelst du denn? Ah, ein Pferd. Macht das Spaß?" und so ähnlich...) sich nach und nach schwierigere Puzzle suchten und das Risiko einer "Niederlage" eingingen. Es ging ihnen eher um den Prozess des Puzzelns als um das Ergebnis (anders als bei den gelobten Kindern).

Mit Schülern und einem sehr einfachen Mathetest konnte man noch mehr Interessantes zum Loben feststellen. Eine Gruppe wurde nach dem Test mit "Du kannst das richtig gut!" oder "Du bist richtig intelligent!" u. Ä. gelobt, eine andere Gruppe mit "Du hast dich richtig angestrengt!", "Da hattest du aber viel Durchhaltevermögen" usw.

Es folgte ein zweiter, nun schwerer Test. Die erste Gruppe gab signifikant früher auf, während die zweite Gruppe sich deutlich länger an den Aufgaben versuchte und dadurch viel bessere Ergebnisse erzielte. Zuletzt gab es einen ähnlich einfachen Test wie den ersten. Die erste Gruppe schnitt schlechter ab als zum Beginn, die zweite verbesserte sich.

Die Wissenschaftler vermuten, dass der Grund in der Verschlechterung der ersten Gruppe darin liegt, dass sie von ihrem Können, das ihnen nach dem ersten Test attestiert wurde, nun enttäuscht wurden. Es stellte sich als scheinbar falsch heraus. Sie wurden vielleicht aus ihrer Sicht als doch nicht so klug "enttarnt", was zu einer früheren Frustration und damit früherem Aufgeben geführt haben könnte.

Die zweite Gruppe wurde darin bestärkt, am Ball zu bleiben und tat dies auch.

Loben hat also anscheinend einen Einfluss auf Kinder. Das weiß man auch schon lange. Aber WIE genau und auch wie häufig man lobt, kann einen massiven Unterschied machen. Lob macht auch abhängig. Viele gelobte Kindern fordern dieses Lob regelmäßig ein und erwarten auch nach und nach mehr. Das ist ein Problem. Man gibt den Kindern doch auch irgendwie mit, dass es wichtig wäre, wie andere ihr Tun einschätzen. Aber ist es das wirklich? Ist es für Kinder nicht vielleicht gesünder, wenn sie lernen, eigene Bewertungssysteme zu entwickeln, lernen, auf sich selbst und ihre Bedürfnisse und weniger auf das Lob anderer zu hören?

Kinder sind aus eigenem Antrieb heraus eigentlich hervorragende Lerner und Selbstverwirklicher. Ich bin der Überzeugung, dass wir ihren eigenen Antrieb stark stören und sie von uns abhängig machen, wenn wir loben. Daher verzichte ich an vielen Stellen darauf.

Sollte mein Kind mich natürlich mal fragen: "Mama, wie gefällt dir das?", dann halte ich mich mit Lob auch sicher nicht zurück, wenn es angemessen ist. Aber einfach so möchte ich es eher nicht verteilen.

---
Etwas ganz anderes ist jedoch Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Ich muss nicht loben, um wertschätzend zu sein. Ich glaube, eigentlich wollen fast alle nur wertschätzen, aber ihnen fällt nur Lob ein. Stattdessen kann man auch mit Nachfragen, mit einfachem "Hey, ich sehe dich und schaue gespannt zu!" oder dem Mitfreuen Wertschätzung ausstrahlen.


Von diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass man Kinder nicht loben soll, hab ich auch schon öfter gelesen.

Aber ganz ehrlich - diese "Ersatzsätze", die da immer vorgeschlagen werden, wirken auf mich so unnatürlich, so gestelzt, ich kriege das nicht hin . Und ich habe beschlossen, dass das okay ist. Wenn ich vor Stolz platze, weil mein Kind was tolles gemacht hat, dann sage ihm das, ganz authentisch, so wie ich es in dem Moment fühle. Genauso sage ich meinem Mann, wenn sein gekochtes Essen super schmeckt und wenn er in seinem neuen Hemd schick aussieht. Freuen wir uns nicht alle über ein aufrichtiges Kompliment? Ich will im Umgang mit meinem Kind authentisch sein und es käme mir persönlich nicht richtig vor, mich bei meinen Gefühlsäußerungen zurückzuhalten um zu vermeiden, dass mein Kind womöglich nur etwas tut um mir gefallen zu wollen. Das wirkt auf mich nämlich ebenfalls wie Konditionierung, nur eben in die andere Richtung.

Keine Ahnung ob man versteht was ich meine .


Ich weiß, was du meinst aber ich glaube, das ist eine Frage der Gewöhnung. Die meisten von uns sind vermutlich stark daran gewöhnt, stets und ständig bewertet zu werden. Ob das so gut ist? Ich glaube, das macht uns unnötig abhängig von der Meinung anderer. Wie viele Menschen wünschen sich, sie würden weniger Wert auf die Meinung anderer legen?

Natürlich qualitativ kein Vergleich, aber als es noch üblich war, Kinder zu schlagen, fühlte sich Reden sicher auch nicht authentisch an. Man musste erst lernen, dass es auch anders geht.

Natürlich will ich loben und schlagen nicht vergleichen Ich meine damit nur den Prozess einer Ungewöhnung, der sich anfangs vermutlich häufig erstmal seltsam anfühlt.

Nach wenigen Wochen war diese Art der Kommunikation für mich völlig normal und fühlt sich noch heute für mich auch absolut vertraut und genau richtig an

Ich verurteile natürlich auch niemanden, der sein Kind lobt. Es ist ja liebevoll und zugewandt gemeint. Aber meiner Ansicht nach gibt es für Menschen, die sich viele Gedanken machen, auch andere Wege, wenn man sich das für sich vorstellen kann.


Das ist eine Frage der Sichtweise für mich. Für mich ist "Lob" oder verbale Ausdruck von Stolz eine Gefühlsäußerung/Meinung und keine Wertung. Ich will gar nicht erst darüber nachdenken sondern agiere nach meinem Bauchgefühl. Meiner Meinung nach wird mittlerweile viel zu viel "natürliches" auseinandergenommen, durchanalysiert, theoretisch durchgekaut etc.
01.08.2020 22:45
Zitat von nilou:

Zitat von YellowBird:

Zitat von LittleTiger:

Zitat von YellowBird:

Ich vermeide Lob fast vollständig. Das klingt jetzt als wäre ich eine gefühlskalte Mama, die kein Interesse am Kind hat, aber das Gegenteil ist mein Ziel.

Erstmal finde ich es wichtig, Lob und "Ich habe dich lieb" zu unterscheiden. "Ich habe dich lieb." ist eine Darstellung meiner Beziehung zu meinem Kind, die unabhängig von der Leistung meines Kindes ist. Daher haben die Aussagen "Ich bin stolz auf dich" und "Ich habe dich lieb" für mich auch komplett andere Bedeutungen. Mein Kind hört von mir auch jeden Tag "Ich hab dich lieb." Es hat noch nie gehört: "Ich bin stolz auf dich".

Mein Kind hört häufig:
- Das hat mir sehr geholfen. So ging das Aufräumen viel schneller! Danke dir!
- Huii, der Sprung war ja weiter als gestern!
- Na, ist die Aussicht so weit oben schön?
- Möchtest du für dein Bild noch mehr Farben / einen Pinsel / weitere Blätter / ...?

Mein Kind hört selten:
- Das hast du aber toll gemacht!
- Boah, kannst du toll klettern!
- Du bist aber lieb / schlau / hübsch / süß / groß / ...

Ab und an hört er von mir:
- Oh, da warst du aber ganz vorsichtig So ist alles heil geblieben.
- Ist das nicht ganz schön schwer zu tragen??
- Da hast du dir aber eine schwere Aufgabe / ein hohes Kletternetz / ein schweres Puzzle / ... gesucht!
- ...

Ich vermeide es, meinem Kind eine Bewertung aufzudrücken. Es hat auch ohne meine Bewertung einen enormen Antrieb, sich zu entwickeln. Es sucht sich von ganz allein Aufgaben und freut sich über den Erfolg. Es ruft auch "Mama, guck mal!" und ich rufe zurück: "Springst du da jetzt runter?" - "Jahaaaa!" und ist glücklich. Ich muss dann nicht kommentieren: "Du bist aber TOLL gesprungen."

Ich glaube nicht, dass Kinder bewertet werden wollen. Aber natürlich brauchen sie Aufmerksamkeit. Ich selbst bewerte Dinge vielleicht ganz anders als mein Kind.

Es gibt außerdem Studien zum Thema Loben, die folgendes zeigen:
Wenn man Kinder zu einer Tätigkeit lobt, dann freuen sie sich darüber. Das empfinden sie als schön und wollen diesen Zustand häufig wieder herbeiführen. In Experimenten konnte man feststellen, dass Kinder Tätigkeiten, für die sie gelobt werden, häufiger sehr ähnlich wiederholen. Das machen sich viele Pädagogen zunutze (positive Verstärkung). Allerdings wiederholen Kinder auch aus eigenem Antrieb wahnsinnig viel und variieren dabei jedoch immer wieder. Ein gelobtes Kind wiederholt tendenziell mit weniger Variationen, da es auf einem ähnlichen Wege versucht, das Lob einzuholen. Bei Puzzles konnte man beobachten, dass gelobte Kinder häufig bei einer niedrigen Anzahl an Puzzleteilen blieben, während ungelobte, aber wertschätzend begleitete Kinder ("Was puzzelst du denn? Ah, ein Pferd. Macht das Spaß?" und so ähnlich...) sich nach und nach schwierigere Puzzle suchten und das Risiko einer "Niederlage" eingingen. Es ging ihnen eher um den Prozess des Puzzelns als um das Ergebnis (anders als bei den gelobten Kindern).

Mit Schülern und einem sehr einfachen Mathetest konnte man noch mehr Interessantes zum Loben feststellen. Eine Gruppe wurde nach dem Test mit "Du kannst das richtig gut!" oder "Du bist richtig intelligent!" u. Ä. gelobt, eine andere Gruppe mit "Du hast dich richtig angestrengt!", "Da hattest du aber viel Durchhaltevermögen" usw.

Es folgte ein zweiter, nun schwerer Test. Die erste Gruppe gab signifikant früher auf, während die zweite Gruppe sich deutlich länger an den Aufgaben versuchte und dadurch viel bessere Ergebnisse erzielte. Zuletzt gab es einen ähnlich einfachen Test wie den ersten. Die erste Gruppe schnitt schlechter ab als zum Beginn, die zweite verbesserte sich.

Die Wissenschaftler vermuten, dass der Grund in der Verschlechterung der ersten Gruppe darin liegt, dass sie von ihrem Können, das ihnen nach dem ersten Test attestiert wurde, nun enttäuscht wurden. Es stellte sich als scheinbar falsch heraus. Sie wurden vielleicht aus ihrer Sicht als doch nicht so klug "enttarnt", was zu einer früheren Frustration und damit früherem Aufgeben geführt haben könnte.

Die zweite Gruppe wurde darin bestärkt, am Ball zu bleiben und tat dies auch.

Loben hat also anscheinend einen Einfluss auf Kinder. Das weiß man auch schon lange. Aber WIE genau und auch wie häufig man lobt, kann einen massiven Unterschied machen. Lob macht auch abhängig. Viele gelobte Kindern fordern dieses Lob regelmäßig ein und erwarten auch nach und nach mehr. Das ist ein Problem. Man gibt den Kindern doch auch irgendwie mit, dass es wichtig wäre, wie andere ihr Tun einschätzen. Aber ist es das wirklich? Ist es für Kinder nicht vielleicht gesünder, wenn sie lernen, eigene Bewertungssysteme zu entwickeln, lernen, auf sich selbst und ihre Bedürfnisse und weniger auf das Lob anderer zu hören?

Kinder sind aus eigenem Antrieb heraus eigentlich hervorragende Lerner und Selbstverwirklicher. Ich bin der Überzeugung, dass wir ihren eigenen Antrieb stark stören und sie von uns abhängig machen, wenn wir loben. Daher verzichte ich an vielen Stellen darauf.

Sollte mein Kind mich natürlich mal fragen: "Mama, wie gefällt dir das?", dann halte ich mich mit Lob auch sicher nicht zurück, wenn es angemessen ist. Aber einfach so möchte ich es eher nicht verteilen.

---
Etwas ganz anderes ist jedoch Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Ich muss nicht loben, um wertschätzend zu sein. Ich glaube, eigentlich wollen fast alle nur wertschätzen, aber ihnen fällt nur Lob ein. Stattdessen kann man auch mit Nachfragen, mit einfachem "Hey, ich sehe dich und schaue gespannt zu!" oder dem Mitfreuen Wertschätzung ausstrahlen.


Von diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass man Kinder nicht loben soll, hab ich auch schon öfter gelesen.

Aber ganz ehrlich - diese "Ersatzsätze", die da immer vorgeschlagen werden, wirken auf mich so unnatürlich, so gestelzt, ich kriege das nicht hin . Und ich habe beschlossen, dass das okay ist. Wenn ich vor Stolz platze, weil mein Kind was tolles gemacht hat, dann sage ihm das, ganz authentisch, so wie ich es in dem Moment fühle. Genauso sage ich meinem Mann, wenn sein gekochtes Essen super schmeckt und wenn er in seinem neuen Hemd schick aussieht. Freuen wir uns nicht alle über ein aufrichtiges Kompliment? Ich will im Umgang mit meinem Kind authentisch sein und es käme mir persönlich nicht richtig vor, mich bei meinen Gefühlsäußerungen zurückzuhalten um zu vermeiden, dass mein Kind womöglich nur etwas tut um mir gefallen zu wollen. Das wirkt auf mich nämlich ebenfalls wie Konditionierung, nur eben in die andere Richtung.

Keine Ahnung ob man versteht was ich meine .


Ich weiß, was du meinst aber ich glaube, das ist eine Frage der Gewöhnung. Die meisten von uns sind vermutlich stark daran gewöhnt, stets und ständig bewertet zu werden. Ob das so gut ist? Ich glaube, das macht uns unnötig abhängig von der Meinung anderer. Wie viele Menschen wünschen sich, sie würden weniger Wert auf die Meinung anderer legen?

Natürlich qualitativ kein Vergleich, aber als es noch üblich war, Kinder zu schlagen, fühlte sich Reden sicher auch nicht authentisch an. Man musste erst lernen, dass es auch anders geht.

Natürlich will ich loben und schlagen nicht vergleichen Ich meine damit nur den Prozess einer Ungewöhnung, der sich anfangs vermutlich häufig erstmal seltsam anfühlt.

Nach wenigen Wochen war diese Art der Kommunikation für mich völlig normal und fühlt sich noch heute für mich auch absolut vertraut und genau richtig an

Ich verurteile natürlich auch niemanden, der sein Kind lobt. Es ist ja liebevoll und zugewandt gemeint. Aber meiner Ansicht nach gibt es für Menschen, die sich viele Gedanken machen, auch andere Wege, wenn man sich das für sich vorstellen kann.


Das ist eine Frage der Sichtweise für mich. Für mich ist "Lob" oder verbale Ausdruck von Stolz eine Gefühlsäußerung/Meinung und keine Wertung. Ich will gar nicht erst darüber nachdenken sondern agiere nach meinem Bauchgefühl. Meiner Meinung nach wird mittlerweile viel zu viel "natürliches" auseinandergenommen, durchanalysiert, theoretisch durchgekaut etc.

Genau und da ist dann nichts mehr mit Intuition.

Und yellow sorry aber dein letzter Satz ist bezeichnend für Leute die so "erziehen" wie du. Als ob andere sich keine Gedanken machen würden... die meisten schaffen es aber zu denken und echt zu bleiben in dem was sie tun.
nilou
14053 Beiträge
01.08.2020 22:55
Zitat von Cookie88:

Zitat von nilou:

Zitat von YellowBird:

Zitat von LittleTiger:

...


Ich weiß, was du meinst aber ich glaube, das ist eine Frage der Gewöhnung. Die meisten von uns sind vermutlich stark daran gewöhnt, stets und ständig bewertet zu werden. Ob das so gut ist? Ich glaube, das macht uns unnötig abhängig von der Meinung anderer. Wie viele Menschen wünschen sich, sie würden weniger Wert auf die Meinung anderer legen?

Natürlich qualitativ kein Vergleich, aber als es noch üblich war, Kinder zu schlagen, fühlte sich Reden sicher auch nicht authentisch an. Man musste erst lernen, dass es auch anders geht.

Natürlich will ich loben und schlagen nicht vergleichen Ich meine damit nur den Prozess einer Ungewöhnung, der sich anfangs vermutlich häufig erstmal seltsam anfühlt.

Nach wenigen Wochen war diese Art der Kommunikation für mich völlig normal und fühlt sich noch heute für mich auch absolut vertraut und genau richtig an

Ich verurteile natürlich auch niemanden, der sein Kind lobt. Es ist ja liebevoll und zugewandt gemeint. Aber meiner Ansicht nach gibt es für Menschen, die sich viele Gedanken machen, auch andere Wege, wenn man sich das für sich vorstellen kann.


Das ist eine Frage der Sichtweise für mich. Für mich ist "Lob" oder verbale Ausdruck von Stolz eine Gefühlsäußerung/Meinung und keine Wertung. Ich will gar nicht erst darüber nachdenken sondern agiere nach meinem Bauchgefühl. Meiner Meinung nach wird mittlerweile viel zu viel "natürliches" auseinandergenommen, durchanalysiert, theoretisch durchgekaut etc.

Genau und da ist dann nichts mehr mit Intuition.

Und yellow sorry aber dein letzter Satz ist bezeichnend für Leute die so "erziehen" wie du. Als ob andere sich keine Gedanken machen würden... die meisten schaffen es aber zu denken und echt zu bleiben in dem was sie tun.


Man kann auch Zuviel denken. Ich muss nicht alles Zerdenken. Und das ist sicherlich nicht negativ.

Gerade bei Schwangerschaft, Kindern und co. finde ich das die Unsicherheit der Mütter zugenommen hat u.a. auch durch das. Zu jedem Pups gibt es Zig Ratgeber/Theorien etc, teilweise natürlich auch noch widersprüchlich.
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