Mütter- und Schwangerenforum

Attachment Parenting

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Chrysopelea
16801 Beiträge
04.01.2019 14:35
Ich fahre für uns einen Mittelweg. Das heißt: Ich lobe für wirkliche Errungenschaften, aber nicht weil mal die Teller auf den Tisch gestellt wurden. Dafür bedanke ich mich.
Ich bin als Kind nicht gelobt worden und jetzt ist es mir extrem unangenehm, wenn mich jemand lobt. Allerdings wurde bei mir alles als selbstverständlich erachtet. Das 1er Abi war ja auch das Mindeste! So will ich es für mein Kind auch nicht. Deshalb lobe ich schon, wenn der Große z.B. eine gute Note in einem Fach bekommt, das ihm eigentlich schwer fällt. Positive Rückmeldung finde ich schon wichtig... hat für mich etwas mit Anerkennung und Wertschätzung, nicht mit Dressur zu tun...
04.01.2019 14:47
Es geht hier ja um diese Gießkannen loberrei, die ich auch oft höre, zb auf dem Spielplatz.
"Du bist super gerutscht"... Ja wie rutscht man denn unsuper?
Die macht nämlich nachweislich "süchtig". Lob schüttet Glücksgefühle aus.
Und das ist dann die Dressur. Man forciert ein gewissen Verhalten.
Nimmt aber ja in Kauf, dass das Kind nur des Lobes wegen etwas bestimmtes macht, und auch das Unglück, wenn das banale nicht ewig stark gelobt wird.

Ich verstehe das im Kiga auch ein Stück weit. Also zb aufräumen. Es ist wahrscheinlich viel viel anstrengender, 20 Kinder zum Aufräumen zu animieren, als ich meine 2.... das man dann mal unnötig lobt ist auch irgendwie menschlich.

Mauselle
16225 Beiträge
04.01.2019 17:02
Zitat von Darwin27:

Die Frage nach dem Stolz-sein finde ich auch hart. Da verstehe ich dich total. Und auch deine Ausführungen Mauselle kapiere ich. Dennoch finde ich es jetzt nicht soooo verwerflich, das Kind zu loben. Ich lobe mein Kind ständig, will ihm ja auch positive Gefühle verschaffen.
Mittlerweile werde aber ich gelobt, wenn ich Pipi auf der Toilette mache

Dabei hab ich sie da gelobt, weil ich mich wirklich aufrichtig gefreut habe. Und ich denke, mein Lob verhindert da ja nicht, dass sie sich selbst darüber freut, in die Toilette gepinkelt zu haben, oder?

Nein, ich finde es auch nicht so verwerflich. Ich denke da gibt es eine Menge Potenzial zwischen Nicht-Loben und völlig übertriebenem in die Hände klatschen. Ich lobe mein Kind auch, aber meistens aus echter Freude. Neulich hat sie sich plötzlich, ohne vorher jemals Anstalten dazu gemacht zu haben, fast komplett alleine angezogen. Ich bin bald explodiert vor: Boaah das gibt es ja gar nicht, der Wahnsinn! Du hast dich komplett alleine angezogen, wie grossartig!!! - und das war wirklich von Herzen. Das abzustellen käme mir auch seeeehr unnatürlich vor und das wollte ich damit auch gar nicht sagen.
Es ist allerdings tatsächlich so, dass das Loben bei "gewöhnlichen" Dingen (Bilder malen, aufräumen helfen, den Tisch mit decken...) die eigene Motivation dazu eher untergräbt. Wie Magnolia (?) schon meinte, Lob macht süchtig. Und im Extremfall (von dem ich bei dir jetzt wirklich nicht ausgehe) machen Kinder Dinge dann NUR noch des Lobes wegen. Übertrieben gesagt: Ein bisschen wie ein Esel, dem man anfangs eine Karotte gibt, damit er etwas schneller geht und der sich dann irgendwann nur noch mit vorgehaltener Karotte überhaupt in Bewegung setzt.
Das ist auch kein Hokuspokus, sondern nachgewiesenerweise so. Es gibt einige Studien zum Verdrängungseffekt. In einer Studie sank die Akzeptanz eines atomaren Endlagers im Ort nachdem den Anwohnern Geld angeboten wurde. Vorher, aus eigenem Antrieb, war sie höher gewesen. Und, hier ganz passend, es gab mal eine Studie mit Kindern, die malen sollten. Die Kinder, die über einen Zeitraum von ich meine 2 Wochen eine Belohnung fürs Malen bekommen hatten haben im Anschluss kürzer und mit weniger Anstrengung gemalt.
Belohnung ist jetzt natürlich nochmal etwas krasser als Lob, aber Lob ist eine psychosoziale Belohnung fürs Hirn. Es gefällt uns einfach, und das ist ja eigentlich auch gut so. Aber die Menge macht eben das Gift, deswegen finde ich schadet es nicht, das ein oder andere leere Lob zu hinterfragen
Mauselle
16225 Beiträge
04.01.2019 17:04
Zitat von Magnolia___:

Es geht hier ja um diese Gießkannen loberrei, die ich auch oft höre, zb auf dem Spielplatz.
"Du bist super gerutscht"... Ja wie rutscht man denn unsuper?
Die macht nämlich nachweislich "süchtig". Lob schüttet Glücksgefühle aus.
Und das ist dann die Dressur. Man forciert ein gewissen Verhalten.
Nimmt aber ja in Kauf, dass das Kind nur des Lobes wegen etwas bestimmtes macht, und auch das Unglück, wenn das banale nicht ewig stark gelobt wird.

Ich verstehe das im Kiga auch ein Stück weit. Also zb aufräumen. Es ist wahrscheinlich viel viel anstrengender, 20 Kinder zum Aufräumen zu animieren, als ich meine 2.... das man dann mal unnötig lobt ist auch irgendwie menschlich.

Wenn es das wäre im Kiga wäre ich voll bei dir. Aber ich hab da am Adventsbastelabend was ganz anderes erlebt.
"Oh toll, das hast du aber schöööön gemalt" - an mein Kind, das offensichtlich keinen Bock hatte und nur rumgematscht hat.
"Sowas feines, lieber J." - an den Jungen, der seinen Becher aus dem Weg gestellt hat.

Das Aufräumen klappt dort lustigerweise ohne Lob
Darwin27
10550 Beiträge
04.01.2019 19:35
Zitat von Mauselle:

Zitat von Darwin27:

Die Frage nach dem Stolz-sein finde ich auch hart. Da verstehe ich dich total. Und auch deine Ausführungen Mauselle kapiere ich. Dennoch finde ich es jetzt nicht soooo verwerflich, das Kind zu loben. Ich lobe mein Kind ständig, will ihm ja auch positive Gefühle verschaffen.
Mittlerweile werde aber ich gelobt, wenn ich Pipi auf der Toilette mache

Dabei hab ich sie da gelobt, weil ich mich wirklich aufrichtig gefreut habe. Und ich denke, mein Lob verhindert da ja nicht, dass sie sich selbst darüber freut, in die Toilette gepinkelt zu haben, oder?

Nein, ich finde es auch nicht so verwerflich. Ich denke da gibt es eine Menge Potenzial zwischen Nicht-Loben und völlig übertriebenem in die Hände klatschen. Ich lobe mein Kind auch, aber meistens aus echter Freude. Neulich hat sie sich plötzlich, ohne vorher jemals Anstalten dazu gemacht zu haben, fast komplett alleine angezogen. Ich bin bald explodiert vor: Boaah das gibt es ja gar nicht, der Wahnsinn! Du hast dich komplett alleine angezogen, wie grossartig!!! - und das war wirklich von Herzen. Das abzustellen käme mir auch seeeehr unnatürlich vor und das wollte ich damit auch gar nicht sagen.
Es ist allerdings tatsächlich so, dass das Loben bei "gewöhnlichen" Dingen (Bilder malen, aufräumen helfen, den Tisch mit decken...) die eigene Motivation dazu eher untergräbt. Wie Magnolia (?) schon meinte, Lob macht süchtig. Und im Extremfall (von dem ich bei dir jetzt wirklich nicht ausgehe) machen Kinder Dinge dann NUR noch des Lobes wegen. Übertrieben gesagt: Ein bisschen wie ein Esel, dem man anfangs eine Karotte gibt, damit er etwas schneller geht und der sich dann irgendwann nur noch mit vorgehaltener Karotte überhaupt in Bewegung setzt.
Das ist auch kein Hokuspokus, sondern nachgewiesenerweise so. Es gibt einige Studien zum Verdrängungseffekt. In einer Studie sank die Akzeptanz eines atomaren Endlagers im Ort nachdem den Anwohnern Geld angeboten wurde. Vorher, aus eigenem Antrieb, war sie höher gewesen. Und, hier ganz passend, es gab mal eine Studie mit Kindern, die malen sollten. Die Kinder, die über einen Zeitraum von ich meine 2 Wochen eine Belohnung fürs Malen bekommen hatten haben im Anschluss kürzer und mit weniger Anstrengung gemalt.
Belohnung ist jetzt natürlich nochmal etwas krasser als Lob, aber Lob ist eine psychosoziale Belohnung fürs Hirn. Es gefällt uns einfach, und das ist ja eigentlich auch gut so. Aber die Menge macht eben das Gift, deswegen finde ich schadet es nicht, das ein oder andere leere Lob zu hinterfragen


Danke für deine detaillierte Ausführung

Ich kann mir Sicherheit einige Lobe weglassen - heute habe ich da mal bewusster drauf geachtet. Aber für ganz ohne bin ich einfach auch nicht der Typ.
-Brünni88
23365 Beiträge
04.01.2019 19:38
Was loben betrifft könnte ich auch besser werden. In ungedanken rutscht mir schon öfter ein „toll“ oder „super“ raus, was eigentlich unnötig ist
Aduja
28754 Beiträge
04.01.2019 22:52
Und noch eine Spur schlimmer ist es, wenn dabei ein Urteilüber das Kind gefällt wird. Wenn man sagt. "Du bist ja schlau" Dann tendieren die Kinder nämlich dazu, nur solche Aufgaben zu versuchen, die sie ganz sicher schaffen können, damit sie diese Bewertung bestätigen können.
Chrysopelea
16801 Beiträge
05.01.2019 16:28
Zitat von Aduja:

Und noch eine Spur schlimmer ist es, wenn dabei ein Urteilüber das Kind gefällt wird. Wenn man sagt. "Du bist ja schlau" Dann tendieren die Kinder nämlich dazu, nur solche Aufgaben zu versuchen, die sie ganz sicher schaffen können, damit sie diese Bewertung bestätigen können.


Das du bist aber schlau finde ich jetzt nicht so schlimm. Und auch wenn man es nicht direkt sagt, merken die Kinder ja trotzdem, worauf man stolz ist.
Als wir den Großeltern vom Winterurlaub erzählt haben wie cool Nils auf dem Snowboard aussieht und dass das mit dem alleine Liften jetzt auch geklappt hat, hat er da bestimmt gehört, dass wir stolz sind.
Und dass wir enttäuscht sind, wenn er aus fehlender Motivation (man kann es auch Faulheit nennen) in der Schule was versemmelt, merkt er auch. Auch wenn man das nicht sagt. Das lässt sich ja nun auch nicht ändern...
Aber ich baue darauf, dass auch ankommt, dass unsere Liebe an nichts geknüpft ist. Egal was er ausfrisst.
Aduja
28754 Beiträge
05.01.2019 17:13
Zitat von Polly46:

Zitat von Aduja:

Und noch eine Spur schlimmer ist es, wenn dabei ein Urteilüber das Kind gefällt wird. Wenn man sagt. "Du bist ja schlau" Dann tendieren die Kinder nämlich dazu, nur solche Aufgaben zu versuchen, die sie ganz sicher schaffen können, damit sie diese Bewertung bestätigen können.


Das du bist aber schlau finde ich jetzt nicht so schlimm. Und auch wenn man es nicht direkt sagt, merken die Kinder ja trotzdem, worauf man stolz ist.
Als wir den Großeltern vom Winterurlaub erzählt haben wie cool Nils auf dem Snowboard aussieht und dass das mit dem alleine Liften jetzt auch geklappt hat, hat er da bestimmt gehört, dass wir stolz sind.
Und dass wir enttäuscht sind, wenn er aus fehlender Motivation (man kann es auch Faulheit nennen) in der Schule was versemmelt, merkt er auch. Auch wenn man das nicht sagt. Das lässt sich ja nun auch nicht ändern...
Aber ich baue darauf, dass auch ankommt, dass unsere Liebe an nichts geknüpft ist. Egal was er ausfrisst.

Der Punkt ist, dass eine Bewertung der Persönlichkeit etwas anderes ist als die Bewertung der Tätigkeit. "Du bist schlau" im Gegensatz zu "Da hast du dich aber angestrengt".
Chrysopelea
16801 Beiträge
05.01.2019 17:18
Zitat von Aduja:

Zitat von Polly46:

Zitat von Aduja:

Und noch eine Spur schlimmer ist es, wenn dabei ein Urteilüber das Kind gefällt wird. Wenn man sagt. "Du bist ja schlau" Dann tendieren die Kinder nämlich dazu, nur solche Aufgaben zu versuchen, die sie ganz sicher schaffen können, damit sie diese Bewertung bestätigen können.


Das du bist aber schlau finde ich jetzt nicht so schlimm. Und auch wenn man es nicht direkt sagt, merken die Kinder ja trotzdem, worauf man stolz ist.
Als wir den Großeltern vom Winterurlaub erzählt haben wie cool Nils auf dem Snowboard aussieht und dass das mit dem alleine Liften jetzt auch geklappt hat, hat er da bestimmt gehört, dass wir stolz sind.
Und dass wir enttäuscht sind, wenn er aus fehlender Motivation (man kann es auch Faulheit nennen) in der Schule was versemmelt, merkt er auch. Auch wenn man das nicht sagt. Das lässt sich ja nun auch nicht ändern...
Aber ich baue darauf, dass auch ankommt, dass unsere Liebe an nichts geknüpft ist. Egal was er ausfrisst.

Der Punkt ist, dass eine Bewertung der Persönlichkeit etwas anderes ist als die Bewertung der Tätigkeit. "Du bist schlau" im Gegensatz zu "Da hast du dich aber angestrengt".


Mmh... das stimmt natürlich
05.01.2019 21:32
Ich lobe aktuell sehr viel. Aber tatsächlich auch, weil der Bube viel lernt und umsetzt.
Ich freue mich tatsächlich einfach mit & kann das auch nicht zurück halten.

Da ist dann auch immer: Klasse, Toll, Super.

Ich muss jetzt mal anfangen ein: Der Turm ist toll geworden, zu machen.
Aber manchmal ist man einfach in seiner Schiene
05.01.2019 23:49
Bin im Moment leider auch seeehr im Lobmodus, mein Mann steckt an, der ist so eine Lobmaschine ... die Kinder in der Schule bekommen auch für jeden Müll Urkunden und das läuft dann unter "encouragement".

Leider schaffe ich es nicht, ihm den Unterschied zwischen "Das Bild sieht toll aus" und "Wow, du bist ja ein großer Künstler" zu erklären
Vielleicht gibt es auch gar keinen und ich verstehe auch alles falsch
Aduja
28754 Beiträge
06.01.2019 01:19
Zitat von white.rose:

Bin im Moment leider auch seeehr im Lobmodus, mein Mann steckt an, der ist so eine Lobmaschine ... die Kinder in der Schule bekommen auch für jeden Müll Urkunden und das läuft dann unter "encouragement".

Leider schaffe ich es nicht, ihm den Unterschied zwischen "Das Bild sieht toll aus" und "Wow, du bist ja ein großer Künstler" zu erklären
Vielleicht gibt es auch gar keinen und ich verstehe auch alles falsch

Nein, du verstehst das nicht falsch. Und Lehrer sind definitiv Lobmaschinen. Es macht es halt deutlich leichter 20 bis 30 Kinder zum Mitmachen zu bewegen.
06.01.2019 10:32
Ich glaube, das Loben in der Schule bewusst so gemacht wird.
Das spornt an und macht einiges leichter, für die Lehrer .
Da die Kinder dafür eben empfänglicher sind.

Hier gibt es auch Sticker und Urkunden und und und.....
KleineHexe
15073 Beiträge
06.01.2019 11:35
Ich habe letztens meinen ersten Schal genäht. Ich war so stolz auf mich und habe mich gefreut. Ich wollte meine Freude teilen. Ich hätte mich sehr gefreut, wenn mein Mann sich mit mir gefreut hätte/mich gelobt hätte. Sowas wie: ja, der ist schön geworden.
Ich würde jetzt nicht behaupten, dass ich süchtig nach Lob bin
Oder wie seht ihr das?
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